Kolpingmagazin 1-2018
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EHRENAMT<br />
Andererseits: Natürlich müssen Hauptamtliche darauf<br />
schauen, wer bei ihnen ein- und ausgeht. „Klar,<br />
das sehe ich ein“, sagt René. „Aber manchmal wäre<br />
etwas mehr Menschenkenntnis gepaart mit Vertrauen<br />
motivierend. So denkt man doch oft: Warum mache<br />
ich das alles?“<br />
Ortswechsel in eine kleine Fahrradwerkstatt in<br />
Minden. Hier trägt Brigitte Viermann (51), Geistliche<br />
Leiterin der Kolpingsfamilie Minden, gerade einen<br />
geistlichen Impuls vor. „Die Reihe der geistlichen Impulse<br />
an besonderen Orten fußt auch auf Adolph Kolpings<br />
Idee: Das Beten ist nicht nur für die Betkammern.<br />
Meist kommen leider nicht so viele, das ist in<br />
der Diaspora aber normal. Doch für diejenigen, die<br />
anwesend sind, ist unser Engagement wichtig“, sagt<br />
sie. Außerdem mache ihr Ehrenamt sie glücklich. Sie<br />
ist nicht nur in der Kolpingsfamilie engagiert, sondern<br />
insgesamt in der Pfarrei im Einsatz – als Gottesdiensthelferin,<br />
Firmkatechetin und in der Krankenkommunion.<br />
Worin liegt der Glücksfaktor? „Ich bin<br />
nicht allein, sondern zusammen mit anderen Engagierten<br />
aktiv. Auch schätze ich am Ehrenamt, dass es<br />
mich selbst weiterbringt. Ich wachse mit meinen Aufgaben!“<br />
Erfahrungen mit Gegenwind kennt sie: „Es ist<br />
einfach schade, wenn dieser aus der Gemeindeleitung<br />
oder anderen Gruppen in der Gemeinde bläst, zumal<br />
es meist an der Kommunikation hakt. Man müsste<br />
sich einfach zusammensetzen und Gespräche führen.<br />
Wir haben doch alle ein Ziel: unseren Mitmenschen<br />
in den Gemeinden Gutes tun.“ Für Brigitte Viermann<br />
ist das Ehrenamt Teil ihres Lebens, und so ist Aufgeben<br />
keine Option. „Wenn ich es nicht mache, wer<br />
macht es dann? Und diese Vorstellung ist so trostlos,<br />
dass ich denke: Nein, dann halte ich lieber durch! Die<br />
Belohnung sind dann besondere Begegnungen<br />
mit den Menschen. Der<br />
Einsatz für das Gemeinwohl, den<br />
auch unsere Kinder von uns lernen!“<br />
Für René überwiegen manchmal<br />
die Schattenseiten des Ehrenamts, das<br />
gibt er offen zu: „Fehlende Anerkennung,<br />
die vielen Hindernisse! Und<br />
natürlich überfordere ich mich auch<br />
mal selbst. Im ‚Nein‘-Sagen bin ich<br />
schlecht. Aber ohne uns Ehrenamtler<br />
stirbt eine Gemeinde“, meint er. Gerade<br />
in Regionen, in denen die Mehrheit<br />
nichts mit Kirche am Hut hat, sei das keine apokalyptische<br />
Utopie. Es habe sich in den letzten Jahren<br />
leider schon viel zum Schlechten verändert. „Das Zuhause<br />
wird fremder, wir werden weniger.“ Aber genau<br />
das ist auch ein Grund für René gegen jeden Gegenwind<br />
weiterzumachen. Und gerade hat er Hoffnung:<br />
Ein neuer Pfarrer könnte frischen Wind mitbringen.<br />
„Wir haben doch<br />
alle ein Ziel: unseren<br />
Mitmenschen in den<br />
Gemeinden Gutes tun.“<br />
Brigitte Viermann,<br />
Kolpingsfamilie Minden<br />
Brigitte Viermann leitet einen<br />
geistlichen Impuls in einer kleinen<br />
Fahrradwerkstatt in Minden an.<br />
Die Reihe „geistliche Impulse an besonderen Orten“<br />
ist auch daher spannend, weil man nie genau<br />
wisse, wieviele Leute wirklich kommen. Brigitte<br />
Viermann freut sich diesmal über einige Gäste.<br />
DAS EHRENAMT<br />
Gerne berichten wir über Eure Ehrenamt-<br />
Erlebnisse. Bei Interesse meldet Euch bitte bei<br />
} Alexandra Hillenbrand<br />
(0221) 2 07 01-111 oder<br />
alexandra.hillenbrand@kolping.de<br />
KOLPINGMAGAZIN 1–<strong>2018</strong><br />
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