Gundelfingen Magazin (Februar 2018)
Vermittlerin zwischen Kulturen: Martina Rode ist Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde Gundelfingen.
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PORTRAIT<br />
EIN GAMBISCHES<br />
ABENDESSEN<br />
MIT BABOU<br />
Mitglieder der Studierendenorganisation Weitblick zu<br />
Besuch bei Babou, der aus Gambia geflüchtet und vor vier<br />
Jahren in Freiburg gelandet ist<br />
Rezept<br />
MAFE<br />
Babous Lieblingsessen<br />
aus Gambia<br />
Erinnern Sie sich noch an Babou?<br />
Bereits vor zwei Jahren hat die<br />
Freiburger Studierendenorganisation<br />
Weitblick den Geflüchteten aus<br />
Gambia in einem Interview vorgestellt.<br />
Damals lebte er seit zwei Jahren in<br />
Deutschland und wohnte in der Flüchtlingsunterkunft<br />
Bissierstraße. Seitdem<br />
hat sich einiges in Babous Leben verändert<br />
Geblieben ist jedoch sein breites<br />
Lachen, seine Freundin und sein<br />
Lieblingsessen: Mafe, eine gambische<br />
Süßkartoffel-Erdnusssoße. Babou lud<br />
nun Mitglieder der Studierendenorganisation<br />
ein, um ihnen zu zeigen, wie man<br />
Mafe kocht und hat dabei auch berichtet,<br />
was es in seinem Leben Neues gibt.<br />
Schon beim Betreten seiner neuen Wohnung, in der er inzwischen mit seiner Freundin<br />
lebt, fallen die farbenfrohen Wände und die vielen Fotos auf. Auf dem Tisch steht ein<br />
selbst ausgesägtes Puzzle – eine Deutschlandkarte mit allen Bundesländern. Beim Bundesländer-<br />
und Hauptstädte-Raten wird schnell klar, dass sich Babou dabei womöglich<br />
besser auskennt als viele andere. Die Puzzle-Karte hat er in der Schule gefertigt, wo er<br />
kommenden Sommer seinen Hauptschulabschluss absolvieren wird. Ein Hauptschulabschluss<br />
in drei Jahren, ohne vorher jemals eine Schule besucht zu haben oder gar lesen<br />
und schreiben zu können, schwer vorzustellen – aber Babou hat es geschafft! Während<br />
den Studierenden der Stress an der Uni schon manchmal zu viel wird, erzählt Babou entspannt,<br />
dass er nebenher noch arbeitet, Fußball spielt, Mitglied in zwei Theatergruppen<br />
ist und schwimmen gelernt hat. Gerade macht er das Rettungsschwimmerabzeichen und<br />
fängt nebenbei auch noch mit dem Führerschein an. Trotzdem findet er noch Zeit regelmäßig<br />
ins Café Mosaik zu gehen – ein kulturelles Begegnungscafé in der Sundgauallee<br />
9, das allen offen steht und mittwochs von 16 bis 18 Uhr geöffnet hat.<br />
Für die Zukunft hat Babou viele Pläne: Seinen Ausbildungsvertrag als Industriemechaniker<br />
ab August hat er schon in der Tasche. Am liebsten würde er Solartechnik lernen,<br />
denn damit könnte er besonders in seinem sonnigen Heimatland Gambia viel bewirken.<br />
Er erzählt auch von seinen jährlichen Sommerurlauben mit seiner Freundin und deren<br />
Familie in Kiel. Gerne würde er auch seinen Bruder in Italien besuchen, er darf allerdings<br />
aufgrund seines Aufenthaltsstatus (Duldung) das Land nicht verlassen. Heute sind die<br />
beiden nur 400 Kilometer voneinander entfernt, aber haben sich dennoch seit fast fünf<br />
Jahren nicht mehr getroffen. Auch seine restliche Familie in Gambia hat er seit seiner<br />
Flucht nicht mehr gesehen, es ist einer seiner größten Wünsche sie besuchen zu können.<br />
Eine Zukunft in beiden Ländern, Deutschland und Gambia, kann er sich gut vorstellen<br />
– drei Monate jährlich dort und neun hier wären sein Traum, noch scheint dieser<br />
allerdings weit entfernt zu sein. Ebenso zu kämpfen hat er bezüglich der Hochzeit mit<br />
seiner Freundin, welche die beiden schon seit eineinhalb Jahren planen. Dafür bräuchte<br />
er jedoch eine den deutschen Standards entsprechende Geburtsurkunde, die er gerade<br />
versucht aus Gambia zu bekommen.<br />
Falls Sie auch Lust bekommen das leckere Mafe-Gericht zu kochen, finden Sie das Rezept<br />
dazu nebenstehend.<br />
©Fotos:Weitblick<br />
Zutaten (für 4 Personen)<br />
1 große Süßkartoffel<br />
3 Kartoffeln<br />
3 Karotten<br />
1 Aubergine<br />
1 Zwiebel<br />
2 Knoblauchzehen<br />
2 EL Tomatenmark<br />
1 Glas Erdnussbutter (gesalzen)<br />
Pfeffer und Salz<br />
Gemüsebrühe<br />
ggf. Chilli<br />
Zubereitung<br />
Das Gemüse kleinschneiden und<br />
in einem Topf mit gesalzenem<br />
Wasser kochen – außer derZwiebel,<br />
Knoblauch und Aubergine.<br />
Wenn das Gemüse gar ist, die<br />
Erdnussbutter zusammen mit<br />
dem Tomatenmark in den Topf<br />
geben. Alles verrühren, so dass<br />
sich eine cremige Soße bildet. Die<br />
Aubergine, die Zwiebel und den<br />
Knoblauch hinzu fügen und alles<br />
eine Weile köcheln lassen. Mit<br />
Salz, Pfeffer, Gemüsebrühe und<br />
nach Belieben mit Chili abschmecken.<br />
Die Mafe-Soße ist fertig,<br />
wenn sich kleine Ölbläschen an<br />
der Oberfläche bilden. Dann kann<br />
die Soße mit Reis serviert werden.<br />
In Gambia wird das Gericht oft mit<br />
Fleisch gekocht, die vegetarische<br />
Variante schmeckt allerdings genauso<br />
gut.<br />
18 | <strong>Gundelfingen</strong> <strong>Magazin</strong>