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afrika süd 2017-6

Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMEN DER AUSGABE: Sanfter Putsch in Simbabwe, das Ende der Ära Mugabe, Buch "The President's Keepers", illegale Abholzung in Namibia, gewaltsame Konflikte in der DR Kongo, zwei Jahre Magufuli und Stadtentwicklung in Tansania, eine Reflexion über Eine-Welt-Arbeit, u.v.a.m. Schauen Sie rein! // www.afrika-sued.org

Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMEN DER AUSGABE: Sanfter Putsch in Simbabwe, das Ende der Ära Mugabe, Buch "The President's Keepers", illegale Abholzung in Namibia, gewaltsame Konflikte in der DR Kongo, zwei Jahre Magufuli und Stadtentwicklung in Tansania, eine Reflexion über Eine-Welt-Arbeit, u.v.a.m. Schauen Sie rein! // www.afrika-sued.org

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SIMBABWE<br />

poten hoch geschätzten Verfechters einer<br />

hemmungslosen Machtpolitik à la Machiavelli.<br />

Ab Anfang 2014, einige Monate nach den<br />

manipulierten Wahlen 2013 und dem Ende<br />

der „Regierung von SADC-Gnaden“, drehte<br />

sich die Abwärtsspirale noch schneller als<br />

zuvor.<br />

Es begann eine Zeit der politischen Lethargie<br />

und Schockstarre. Erst ab Anfang 2016<br />

gab es erneut politische Bewegung: Diese<br />

ging von mutigen Einzelpersonen aus, die<br />

über die sozialen Medien ihre Anhängerschaft<br />

schnell vergrößerten – so zuletzt Pastor<br />

Evan Mawarire, der die Bevölkerung seit<br />

April 2016 zu friedlichen Protesten gegen die<br />

Regierung aufrief. Andere Aktivisten wie z.B.<br />

der Journalist Itai Dzamara wurden inhaftiert<br />

oder waren plötzlich „verschwunden“.<br />

Von Mitte 2016 bis Mitte <strong>2017</strong> war unklar,<br />

wer bei den friedlichen Protesten die Oberhand<br />

behielt, zumal auch Teile von Polizei<br />

und Armee zu den Unzufriedenen gehörten.<br />

Auch die sozialen Medien wurden immer<br />

schneller zum Sprachrohr der Unzufriedenen.<br />

Mit neuen und ungewohnten Formen<br />

des Protestes wurde harsche Kritik am<br />

Regime Mugabe geübt.<br />

Bühne getreten. Unter ihrer Führung kam es<br />

Ende 2014/Anfang 2015 zu einer in Simbabwe<br />

bislang nicht gekannten politischen Säuberungsaktion.<br />

Dabei wurden sowohl die bis<br />

dahin aussichtsreichste Nachfolgekandidatin,<br />

Vizepräsidentin Joice Mujuru, als auch<br />

140 weitere einflussreiche Personen von ihren<br />

Posten innerhalb der Regierung und der<br />

Partei verjagt.<br />

Umgesetzt wurde die Säuberungsaktion<br />

2014 von Emmerson Mnangagwa, der als<br />

Wasserträger des Präsidenten dessen Frau<br />

für das Komplott gegen Joice Mujuru instrumentalisierte.<br />

Seit Ende 2014 hatte Grace<br />

Mugabe mehr und mehr Gefallen an der<br />

politischen Macht gefunden und sich immer<br />

stärker in den Vordergrund gedrängt.<br />

Entfremdung zwischen Mugabe und<br />

Mnangagwa<br />

Galt Vizepräsident Mnangagwa 2015 noch<br />

als der wahrscheinlichste Nachfolgekandidat,<br />

so begann sein Stern bei Mugabe bereits<br />

Anfang 2016 zu sinken. Zu sehr hatte er sich<br />

in den Augen des Despoten von seinem politischen<br />

Gönner entfremdet und eigenständige<br />

Politik betrieben. Die westlichen Länder<br />

Machtkampf um Mugabes Nachfolge<br />

In den letzten beiden Jahren hatte der sich<br />

zuspitzende Machtkampf um die Nachfolge<br />

des schwerkranken Präsidenten das politische<br />

Geschehen weitgehend absorbiert.<br />

Nur Gott könne ihn aus seinem Amt abrufen,<br />

betonte Mugabe gern. Er habe den Auftrag,<br />

seinem Land zu dienen – bis zum Ende. Und<br />

danach würde er aus dem Grab weiterregieren,<br />

ergänzte seine Frau schnippisch. Aller<br />

Kritik von Menschenrechtsorganisationen,<br />

internationalen Organisationen und sogar<br />

aus der befreundeten VR China trotzte er.<br />

Auch bei den aufgeflammten internen<br />

Machtkämpfen behielt er bis jetzt stets die<br />

Oberhand. Zuletzt schienen viele Politiker<br />

und Bürger Simbabwes den verhassten Tribalisten<br />

und Liebling der Afrikanischen Union<br />

auszusitzen – doch dann verkalkulierte<br />

der 93-jährige sich ausgerechnet im Poker<br />

um seine Nachfolge.<br />

Mit seiner zweiten Ehefrau Grace war eine<br />

neue, von einflussreichen Zanu-PF-Politikern<br />

gestützte Akteurin auf die politische<br />

verstanden dies als Politikwechsel hin zu Realpolitik,<br />

Bereitschaft zu Reformen und einer<br />

gewissen politischen Öffnung, auf die auch<br />

China drängte. Das war jedoch eine Fehlinterpretation.<br />

Mugabes Politik hatte sich keinen<br />

Deut geändert. Es war Mnangagwa, der<br />

sich immer weiter von Mugabe entfernte<br />

und eine pragmatische Politik propagierte.<br />

Seine politischen Aktivitäten und Alleingänge<br />

wurden von Robert Mugabe und seinen<br />

Getreuen als „Verrat“ interpretiert.<br />

Doch das „Krokodil“, so der Spitzname<br />

Mnan gagwas, schnappte zu.<br />

Er hatte vorgesorgt und wiederholte nicht<br />

die strategischen Fehler von Joice Mujuru<br />

2014. Er selbst und hochrangige Vertreter<br />

der Sicherheitsarchitektur entwickelten einen<br />

Plan, um die Selbstzerstörung der Einheitspartei<br />

Zanu-PF zu stoppen, den Machtübergang<br />

auf Grace Mugabe zu verhindern<br />

und die Nachfolgefrage endgültig zu klären.<br />

Scheinbar versicherte sich Emmerson Mnangagwa<br />

auch der politischen Unterstützung<br />

Chinas, das unter Mugabe bereits Millionen-<br />

Investitionen verloren hatte. Damit hatten<br />

Grace und Robert Mugabe nicht gerechnet.<br />

Grace Mugabe wurde von jüngeren Zanu-<br />

PF-Repräsentanten („G40 – Generation 40“)<br />

unterstützt und z.T. wohl auch instrumentalisiert.<br />

Spätestens seit Mitte <strong>2017</strong> wurde<br />

immer deutlicher, dass „Gucci Grace“ den<br />

alten Fahrensmann ihres Mannes nicht länger<br />

dulden wollte und konnte. Er stand ihr<br />

bei ihren hochfliegenden politischen Plänen<br />

im Weg. Fast exakt mit dem gleichen Drehbuch<br />

wie Mnangagwa 2014 bei Joice Mujuru<br />

stürzte Grace jetzt den Vizepräsidenten.<br />

Ein Mordversuch am Vizepräsidenten mit<br />

Speiseeis aus der Molkerei von Mugabe im<br />

September scheiterte nur knapp. Mnangagwa<br />

floh nach Süd<strong>afrika</strong>, erklärte dem<br />

Mugabe-Clan von dort aus den Krieg. Schon<br />

wenige Tage später kam er erstarkt zurück<br />

und führte seine Pläne eines „sanften Umsturzes“<br />

durch.<br />

Anhaltende Wirtschaftskrise<br />

Besonders dramatisch sind aktuell die<br />

wirtschaftlichen Folgen der langen Misswirtschaft.<br />

Das Land, das sich von der schweren<br />

Wirtschaftskrise und Hyperinflation<br />

(Höhepunkt 2008) noch immer nicht erholt<br />

hat, weist weiterhin eine hohe interne und<br />

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