E_1935_Zeitung_Nr.086
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N° 86<br />
II. Blatt<br />
BERN, 25. Oktober <strong>1935</strong><br />
86<br />
II. Blatt<br />
BERN, 25. Oktober <strong>1935</strong><br />
T«5cnn. Rund<br />
Das Reifenproblem<br />
bei Weltrekordfahrten.<br />
Um mit einem Flugzeug Höchstgeschwindigkeit<br />
zu erreichen, ist es «nur» nötig,<br />
dass. man über eine aerodynamisch genügend<br />
hochwertige Flugzeugzelle, über einen genügend<br />
starken Motor, einen fähigen Piloten und<br />
eine geeignete Start- und Landefläche verfügt.<br />
Weltrekord-Höchstgeschwindigkeiten im<br />
Auto bedingen aber noch ein weiteres Erfordernis:<br />
genügend widerstandsfähige Reifen.<br />
Ueber die Beanspruchung der Reifen eines<br />
« Blue-Bird » macht sich der Laie kaum annähernd<br />
einen Begriff. Jede Steigerung des<br />
Weltrekordes um auch nur wenige Kilometer<br />
erhöht dabei diese Beanspruchung noch ganz<br />
gewaltig.<br />
Allein schon die « statische » Festigkeit der<br />
Reifen muss aussergewöhnlich hoch sein.<br />
auftreffenden Fahrbahnstössen. Selbst auf<br />
Beim « Blue-Bird» Campbells müssen z. B. einer ideal glatten Fahrbahn wird jeder Teil<br />
die Reifen auf 8,5 Atmosphären aufgepumpt des Umfanges bei der Berührung des Bodens<br />
werden, damit sie trotz ihrer verhältnismässig<br />
kleinen Dimension den 6 Tonnen schweren staucht. Gegen die Stosskräfte, die beim<br />
45mal pro Sekunde gewaltsam zusammenge-<br />
Wagen zu tragen vermögen. Selbst die Hochdruckpneus<br />
der Personenwagen vergangener ten, wären Schläge mit schwersten Vor-<br />
Ueberfahren von Bodenunebenheiten auftre-<br />
Zeiten wurden dagegen nur auf 4 Atmosphären<br />
aufgepumpt, und bei den gegenwärtigen auf dem Boden und im Gewebeinnern lässt<br />
schlaghämmern eine Kleinigkeit. Die Reibung<br />
Ballonreifen schwanken die Drücke bekanntlich<br />
nur zwischen 1,5 und 2,5 Atmosphären den. Tatsächlich konnten bei den Versuchs-<br />
natürlich gewaltige Wärmemengen frei wer-<br />
herum.<br />
fahrten von Campbell im Zeitraum von nur<br />
' Um den Wagen innerhalb der verhältnis-<br />
15 Sekunden Temperaturzunahmen von 55<br />
mässig kurzen zur Verfügung stehenden<br />
Strecke auf die gewünschte Höchstgeschwindigkeit<br />
bringen und um ihn während der Rekordfahrt<br />
auf dieser Geschwindigkeit halten<br />
zu können, müssen die Reifen der Hinterräder<br />
allein minutenlang 3000 oder mehr PS auf<br />
die Fahrbahn zu übertragen imstande sein,<br />
-^icht geringer ist anschliessend ihre Inanspruchnahme<br />
beim Abbremsen des Fahrzeuges.<br />
Die Seitenwände der Reifen haben dabei<br />
ständig wechselnde Zugbeanspruchungen von<br />
vielen hundert Kilogramm, ihr Gummibelag<br />
zugleich ganz phantastische Abrasions- und<br />
Zentrifugalbeanspruchungen auszuhalten. Die<br />
Rechnung lehrt, dass bei 480 km/St. Geschwindigkeit<br />
durch die Zentrifugalkraft jedes<br />
Gramm des Gummilaufstrßifens mit ungefähr<br />
4 kg nach aussen strebt. Damit sich<br />
der Gummibelag überhaupt noch genügend<br />
an der Leinwand verankern lässt, darf er nur<br />
ganz dünn sein. Bei den Dunlopreifen, mit<br />
denen der «Blue-Bird» bei seinen Rekordfahrten<br />
immer ausgerüstet war, betrug seine<br />
Stärke nur 1 mm. Dass eine ganz aussergewöhnliche<br />
GummiQualität dazu gehört, damit<br />
sich diese dünne Gummischicht nicht Vorzeitig<br />
durchreibt, sondern etwa 20 km aushält,<br />
versteht sich von selbst.<br />
Die Grosse der Zentrifugalkraft macht sich<br />
u. a. dadurch geltend, dass der Reifenquerschnitt<br />
mit zunehmender Geschwindigkeit<br />
immer mehr Birnenform annimmt. Man hat<br />
festgestellt, dass bei der Drehzahl von 2600<br />
Touren pro Minute, welche die Räder bei<br />
480 km/St, erreichen, der Durchmesser der<br />
Reifen um etwa 25 mm zunimmt, obschon die<br />
Reifenbreite nur 940 mm beträgt.<br />
Die schwersten Beanspruchungen resultieren<br />
jedoch aus der Unzahl von auf die Reifen<br />
Grad festgestellt werden. Nach der Rekordfahrt<br />
sind die Reifen feurig heiss, und nach<br />
einer Versuchsfahrt, bei welcher ein Reifen<br />
luftleer wurde und so noch stärkerer Durchwalkung<br />
ausgesetzt war, ging dieser sofort in<br />
Flammen auf. '<br />
Aber selbst wenn es • einmal gelungen ist,<br />
einen Reifen zu entwickeln, der bei den Laboratoriumsversuchen<br />
den künstlich erzeugten<br />
gleichartigen Beanspruchungen standzuhal- ;<br />
ten vermag, besteht noch lange keine Gewissheit,<br />
dass er auch in der Praxis gegen Zufälle<br />
gefeit ist. Unzählige Imponderabilien<br />
können ihm ein vorzeitiges Ende bereiten. Ein<br />
brutales Eingreifen der Kupplung, eine Vibration<br />
des Chassis oder der Uebertragung, eine<br />
Rauheit der Bremsen*oder ein etwas brüsker<br />
Lenkeinschlag können die ganzen Berechnungen<br />
über den Haufen werfen. Die Möglichjkeit,<br />
die Weltrekordgeschwindigkeit* zu Land<br />
noch zu erhöhen, hängt deshalb zum grössten<br />
Teil von der Weiterentwicklung der Reifentechnik<br />
ab.<br />
-s.<br />
Ein interessantes neues Bordinstrument.<br />
Die meisten Automobilisten interessiert es<br />
immer wieder zu wissen, welche Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
sie auf grösseren<br />
oder kleineren Fährten auch eingehalten<br />
haben. Nicht selten hat das Einhalten eines<br />
bestimmten Durchschnittes aber auch praktische<br />
Bedeutung, vor allem natürlich bei Regelmässigkeitsprüfungen,<br />
Sternfahrten usw.,<br />
aber auch immer dann, wenn man zu einer<br />
bestimmten Zeit ein bestimmtes Ziel erreichen-wilL<br />
Bisher erforderte die Ermittlung<br />
der Zeiten, die zum Erreichen eines beabsichtigten<br />
Durchschnittes eingehalten werden<br />
mussten, aber immer eine mehr oder<br />
weniger umständliche Kopfrechnung. Dem<br />
hilft nun ein sinnreiches neues Bordinstrument<br />
ab, das in England zum Patent angemeldet<br />
worden ist und dessen Fabrikation<br />
demnächst aufgenommen werden soll.<br />
Die beistehende' Skizze gibt einen Blick<br />
auf das Zifferblatt des neuen Instrumentes.<br />
Ueber die in Meilen geeichte Umfangskala<br />
bewegen sich zwei grosse Zeiger, wovon<br />
der eine, rot angestrichene, die « Soll »-<br />
Strecke, und der andere, weiss angestrichene,<br />
die effektiv zurückgelegte Meilenzahl<br />
angibt. Auf der kleineren Skala oben sind<br />
die Durchschnittsgeschwindigkeiten aufgetragen.<br />
Indem man den kleinen Zeiger dieser<br />
Skala von Hand auf einen bestimmten<br />
Wert einstellt, kann man das Instrument<br />
auf diese Durchschnittsgeschwindigkeit hin<br />
« empfindlich » machen.<br />
Angenommen, man.beabsichtige z.B. einen<br />
Durchschnitt von 40 Meilen pro Stunde einzuhalten.<br />
Vor der Abfahrt bringt man dann<br />
zuerst den roten und den weissen grossen Zeiger<br />
auf Null zurück und stellt nun den kleinen<br />
Zeiger auf die Zahl 40. Alle diese Zeiger-<br />
Vefschieburigen lassen sich durch die Einstellknöpfe<br />
unten am: Rand des Instrumentes<br />
vornehmen. Sobald sich der Wagen in Bewjgurig.<br />
setzt, fangen die beiden grossen<br />
^age&$tn zu-wandern. Berate- Zeiger be-<br />
Das Zifferblatt des neuen Durchschnittsgeschwindigkeits-Kontrollinstrumentes.<br />
wegt sich, durch ein Uhrwerk angetrieben,<br />
mit einer bestimmten Geschwindigkeit, die<br />
von der Stellung des kleinen Durchschnittsgeschwindigkeitszeigers<br />
abhängt, und zwar<br />
langsamer bei eingestellter niedrigerer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit, und schneller,<br />
wenn der kleine Zeiger auf einer hohen<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit steht. Der<br />
grosse weisse Zeiger dagegen bewegt sich<br />
proportional zur zurückgelegten Wegstrecke.<br />
Nach einer halben Stunde ist der rote Zeiger<br />
bei der Zahl 20 angelangt. Hat man'<br />
wirklich den 40-Meilendurchschnitt eingehalten,<br />
so muss nach der halben Stunde auch<br />
der weisse Zeiger an derselben Stelle stehen.<br />
Fuhr man dagegen langsamer, so hat<br />
der Wagen natürlich noch nicht 20 Meilen<br />
zurückgelegt und der weisse Zeiger hinkt<br />
dem roten hinten nach. Ohne langes Ueberlegen<br />
kann man nun immer aus der gegenseitigen<br />
Stellung des roten und des weissen<br />
Zeigers auf den ersten Blick erkennen, ob<br />
man gegenüber der eingestellten Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
im Rückstand oder<br />
ob man ihr voraus ist. Hält man sie genau<br />
ein, so liegen der rote und der weisse Zeiger<br />
beständig übereinander. Wird man durch<br />
Hindernisse, starken Verkehr oder Aufenthalte<br />
verzögert, so läuft der rote Zeiger<br />
natürlich sofort dem weissen voraus. Um<br />
wieder auf den gewünschten Durchschnitt<br />
zu kommen, wird man nachher so lange ein<br />
erhöhtes Tempo einsetzen, bis der rote Zeiger<br />
den weissen wieder erreicht hat. Um-<br />
Wohl kennen die wenigsten Ihrer Fahrgaste den Unterschied zwischen<br />
einem Diesel- und einem Benzinmotor, wissen nichts von der Bedeutung<br />
des innenverzahnten Ritzels und wären wahrscheinlich erstaunt,<br />
wenn man sie nach der Rolle der Hinterachsabfederung oder der Brems»<br />
Oberfläche fragte. — Aber sie bekommen diese Finessen zu spüren — je<br />
besser, je mehr sie Ihren Wagen benützen. Und früher oder später<br />
werden sie bestätigen, was Sie auch aus Ihrer Betriebsrechnung ersehen:<br />
Automobilbesitzer und Gewerbetreibende<br />
aus der Autobranche!<br />
Wie habt Ihr am Sonntag zu stimmen?<br />
Ihr spürt die katastrophale Wirkung der Jetzten Benzinzollerhöhung.<br />
Ihr kennt die Verständnislosigkeit der<br />
Behörden in der Gebührenfrage.<br />
Schluss mit solcher Wirtschaftspolitik ! Es wird sonst<br />
immer noch schlimmer.<br />
Hier kann nur ein Mann helfen, der neue Wege geht,<br />
der Betrieb macht und der auch mit den grossen<br />
Benzintrusts fertig wird:<br />
GOTTLIEB DUTTWEILER.<br />
17 Tf^MMEM MI IT7I ACT<br />
MOTORWAGENFABRIK BERNA AG., ÖLTEN<br />
Er wagt es, auch die ganz grossen Herren anzufassen.<br />
Aber damit er sicher gewählt wird und nicht allein auf<br />
weiter Flur steht, ist es nötig, seine LISTE einzulegen, also<br />
wählt<br />
Unabhängige Liste!<br />
(Spitzenkandidat: G. Duttweiler)