E_1935_Zeitung_Nr.088
E_1935_Zeitung_Nr.088
E_1935_Zeitung_Nr.088
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
88 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE K<br />
F E U I L L E T O N<br />
Blumenhölle am Jacinto.<br />
Urwalderiebnis.<br />
Fortsetzung von Seite 2 \<br />
Wir treten gebückt in die Tür, schleichen<br />
hinaus. Es ist sehr dunkel trotz der unzähligen<br />
Sterne, die in kalter Schönheit, unbekümmert<br />
um das, was unter ihnen geschieht,<br />
ihren silbernen Ringelreigen tanzen. Dort<br />
hinten steht die opalisierende Pyramide des<br />
Zodiakallichtes. Und, hoho ! schaut, ihr trommelnden<br />
Halbaffen, was für schwaches Gesindel<br />
ihr seid. Die Aluates beginnen! Wo<br />
ist das grollende Rasseln eurer Holzpauken<br />
geblieben ? Wo die unheimliche Drohung,<br />
die der Urwald auf uns herausspie ?<br />
Da oben zucken die Sterne. Unsichtbare<br />
Blumen duften süss wie aus verlorenen Paradiesen,<br />
und die Brüllaffen toben, als wollten<br />
sie die ganze furchtbare Macht der Urnatur<br />
verherrlichen.<br />
Schön ist das Leben, wenn man es täglich<br />
in der offenen Hand trägt!<br />
Aber da drin liegt einer, den ich kannte<br />
und gerne mochte. Willis! Und der andere,<br />
der Käferjäger ? Landsmann noch dazu!<br />
Hm, er rührt mich nicht. Ich sah zu viele<br />
schon sterben und ich werde mich auch<br />
selbst sterben sehen. Vielleicht schon morgen.<br />
Der Urwald tost in Schwingungen. Klebrig<br />
Ist die Luft, und Wolken von Moskitos umschwärmen<br />
uns. « He, Henderson, he doch !<br />
Los nun, eins, zwei, drei und verdammt!»<br />
Krachend hallen unsere Schüsse. Staccato<br />
nun, so schnell der Zeigefinger abdrücken<br />
kann. Zwanzig Feuerstrahlen,' zwanzigfaches<br />
Sausen und schrilles Heulen entfliegender<br />
Kupfermantelgeschosse. Zwanzigfaches<br />
schmetterndes Krachen. Dann tiefe,<br />
angstvolle Stille.<br />
- Die Trommeln ertranken im Aufruhr der<br />
-Aluates, und deren « Gesang > wiederum verdarben<br />
unsere Schüsse. Nur dis Moskitos<br />
Hessen sich nicht stören. Und wenn wir<br />
Kanonen abfeuerten!<br />
« Wollen nun in die Hütte gehen! > ertönte<br />
Hendersons müde, schleppende Stimme. Die<br />
Kerze brennt, und die drei Indianer hocken<br />
stumm an der Wand.<br />
« Wozu seid ihr denn eigentlich gut ? ><br />
faucht der Amerikaner. Erschrocken schnellten<br />
sie hoch, hilflose Demut liegt in ihren<br />
Blicken. «Fuego! Macht Feuer im Kamin,<br />
bratet die Tapirlende !.»<br />
Lautlos machen sie sich an die- Arbeit.<br />
Wir zwei sitzen links und rechts von der<br />
verfaulten Tür, die Gewehre im Schoss, und<br />
unsere Augen ruhen bald auf dem stillen,<br />
toten Freunde, bald bohren sie sich in die<br />
Dunkelheit, die draussen mit den dem Boden<br />
entschwebenden Fieberdünsten spielt.<br />
Ob sie kommen ? sind unsere Gedanken.<br />
Schwerlich. Diese Indianer hier sind feige.<br />
Feige und hinterlistig wie der ganze verfluchte<br />
Landstrich, den sie bewohnen und<br />
der ihren Namen führt.<br />
Caripunhas !<br />
Wenn die Wildnis schreit.<br />
Streng ist der Duft des Tapirbratens. Wenn<br />
die nackten Schultern der stummen Indianer<br />
sich bewegen, dann spielen ungeheuerliche<br />
Schatten an den Wänden auf und nieder.<br />
In den Ecken der langen Hütte schimmert<br />
blasses Licht. Rot sind die erlöschenden Glutentrümmer<br />
im Kamin, und ihr warmer, satter<br />
Schein kämpft mit der gelben Glorie der<br />
prasselnden Kerze.<br />
Links neben der Tür, die wir, so gut es<br />
ging, verbarrikadierten, sitzt Henderson in<br />
tiefem Brüten neben der Leiche des Botanikers.<br />
Die seltsamen Käfer und Schmetterlinge in<br />
den Kästen scheinen zu leben, so glitzern und<br />
schimmern sie.<br />
Es ist unbeschreiblich ruhig! Worauf sinnt<br />
der drohende Urwald, der die Hütte mit seinen<br />
tausend zähgrünen Armen umspannt?<br />
Warum schweigen die tausend Stimmen, die<br />
wir allabendlich, jede Nacht vernahmen, wenn<br />
die Wildnis sang?<br />
Die Luft wuchtet förmlich, so schwer und<br />
undurchdringlich ist die uns umlagernde Atmosphäre.<br />
Und ebenso träge schwimmen auf<br />
ihr die Düfte der Umgebung. Des Tapirbratens,<br />
der Blumen, die ihre Seelen draussen<br />
in der Verborgenheit verströmen. Der fetten<br />
Erde, des seimigen Flusses und — des toten<br />
Mannes.<br />
« Es war einmal ein kleiner Junge. Kleiner<br />
Bengel, ja! » plärrt Henderson plötzlich los<br />
und grinst mich irr an. «Kleiner, glorreich<br />
frecher Bengel, der sich im Walde verlor! »<br />
Er bricht langsam ab, wischt sich mit dem<br />
Arm über die Stirn. Wieder stützt er das<br />
Gesicht auf die breiten, kurzen Finger und<br />
starrt vor sich hin.<br />
Im Dache der Hütte knistert und gleitet<br />
es anhaltend. Ich schaue schnell auf und sehe<br />
ein armdickes, schwarz schillerndes Band<br />
geschmeidig davonringeln. Draussen jault<br />
plötzlich ein Jaguar. Hässlich ist dieser stöhnende<br />
Laut und jagt kalte Schauer den<br />
Rücken hinab, aber er zerbrach die unheilvolle<br />
Erstarrung der Natur, und alles erscheint<br />
mit einmal so friedlich!<br />
Ein Käfer purzelt von der Wand, die Indianer<br />
benagen schmatzend die Keule des<br />
Tapirs. Vogelkreischen gellt vielstimmig. Tiefes<br />
Röhren und zeterndes Geschrei bricht<br />
überall aus.<br />
Henderson richtet sich auf: «Schätze, die<br />
Caripunhas sind nun fort. Sie wissen ja genau,<br />
dass sie uns jederzeit wieder finden<br />
können! »<br />
Pause. Dann mannigfaches Tiergeschrei.<br />
Und nun beginnen die Brüllaffen wieder.<br />
« Ob das Kanu weg ist? » fährt der Amerikaner<br />
jäh auf. Ich winke einem Träger zu:<br />
« Va a la canoa. — Geh zum Kanu! » Stumm<br />
verschränkt er die Arme, sinkt in die Hocke<br />
zurück und schaut mich flehend an. Ich lache<br />
verwirrt auf, und Henderson brummt: « Zum<br />
Kistentragen, aber sonst zu nichts sind sie<br />
zu gebrauchen. Komm, wir wollen selbst ans<br />
Wasser gehen und uns überzeugen, ob das<br />
Fahrzeug noch da ist. Schätze aber und kalkuliere<br />
ziemlich bestimmt, dass die roten<br />
Blasrohrteufel es geklaut haben! Come on!»<br />
Sowie die Indianer unsere Vorbereitungen<br />
bemerken, springen sie auf, legen sich die<br />
Packen auf die Schultern und sehen uns erwartungsvoll<br />
an.<br />
Bitter lacht Henderson, als er die Türbarrikade<br />
mit einem Fusstritt beiseiteräumt:<br />
« Helden! »<br />
Nun schreiten wir durch das nasse, unsere<br />
Lenden zäh umklammernde Gras, dem San<br />
Jacinto zu. Schwarz stösst der Urwald aus<br />
schillernden Nebeln gegen den sternfunkelnden<br />
Himmel empor. Bis an die Knie waten<br />
wir in merkwürdig blassfarbenen Dünsten.<br />
Dort wo der Strom eintönig gluckst, liegt eine<br />
dichte, hohe Schicht violetter Tönung. Wir<br />
stolpern oft.<br />
«Schlafen Schlangen des Nachts? > fragt<br />
Henderson. Ich verneine, und er meint:<br />
«Well, das war nämlich eine, auf die ich<br />
eben trat! »<br />
Laut tobt wieder der dämonische Chor der<br />
Aluates aus der Dunkelheit. Ein paar grüne<br />
Lichter glühen mich sekundenlang an, ertrinken<br />
dann im Nebel. Wir sind am Wasser.<br />
Dicht vor unsern Füssen fliesst unsichtbar,<br />
leise flüsternd, der San Jacinto. Langsam<br />
gehen wir die Lichtung hinab.<br />
Kein Kanu! Nebel, Nebel überall. Faulig<br />
duftend, beklemmt er gleich abgestandenen<br />
Gerüchen verschwiegener City-Kneipen meine<br />
Kehle. Dann ein kurzes Sausen, ein durchdringendes<br />
Fauchen, und das Krokodil, das<br />
aus dem Nebel heraus mit seinem Zackenschwanze<br />
einen Fehlschlag nach mir tat,<br />
klatscht erbost ins Wasser zurück. Fliegende<br />
Hunde torkeln in der Luft.<br />
Durch die Dunstseihwaden, auf feuchtem,<br />
unter den Tritten quietschendem und stöhnendem<br />
Boden lenken wir der Hütte zu. Von<br />
quirlenden, geisterhaft bläulichen und violetten<br />
Dünsten umhüllt, könnten wir sie schwerlich<br />
finden. Nur der majestätische Laubschirm<br />
der Seidenpappel, der über ihr schwebt, bezeichnet<br />
den Ort.<br />
Glitschig und hartnäckig windet sich das<br />
Gras um meine Hüften und Beine. Manchmal,<br />
wenn es mich so festhält und ich dennoch<br />
vorwärtsstrebe, erhalte ich einen<br />
schmerzhaften Ruck. Noch sind wir nicht an<br />
der Hütte, da spüre ich ein hundertfältiges<br />
Prickeln und Ziehen an meinem Körper. Nun<br />
flucht auch schon Henderson. «Thunderstörm,<br />
die Gegend wimmelt von Grasblutegeln,<br />
schätze ich. Ich habe schon Dutzende an mir<br />
hängen. Oh, wie sie saugen, saugen! — Wieviel,<br />
kalkulierst du, sitzen auf dir? »<br />
Voll Galgenhumor schreie ich: «Tausend!»<br />
Und wir taumeln in die Hütte, wo noch die<br />
Kerze brennt und die letzten glimmenden<br />
Holzkohlen den Glasaugen der Sucuriju Diamantenfeuer<br />
verleihen. An den dreiviertel<br />
nackten Indianern hängen die dunklen<br />
Schlauchleiber von Grasblutegeln schockweise.<br />
Henderson und ich reissen die Kleider<br />
ab und befreien uns gegenseitig von den eklen<br />
Tieren, deren Saugen als leiser Schmerz in<br />
unseren Nerven vibriert. Wir halten einfach<br />
glühende Scheiter daran, betupfen die Blutegel<br />
damit, und sterbend fallen sie ab. Die<br />
Indianer tun das gleiche.<br />
Nun sitzen wir auf unseren Decken und<br />
rauchen. Endlos scheint diese Nacht zu sein.<br />
Und schon wieder wurde sie ganz still.<br />
Ich betrachte Henderson. Ruhelos fahren<br />
manchmal seine Augen hin und her, und oft<br />
hebt er den Kopf. Ob er dasselbe fühlt wie<br />
ich? Diese drohende, unsichtbare, unbestimmbare<br />
Gefahr, die weit schrecklicher sein muss<br />
als die Caripunhas! Die lautlos aus dem Herzen<br />
des Urwaldes herausschleicht!<br />
Indianer sind's nicht Das würde mich<br />
nicht so erregen und jenen sechsten Sinn in<br />
mir wecken, der sich nur ganz selten mir<br />
offenbart. Es verstreichen Minuten, deren jede<br />
einzelne Ewigkeiten gleicht. Henderson zittert,<br />
stöhnt, und dann schlagen seine Zähne<br />
hörbar aufeinander. Seufzend holt er die<br />
Blechbüchse und verschluckt eine starke<br />
Dosis Chinin. (Fortsetzung folgt.)<br />
Denken Sie jetzl an Ihre Schneekelten<br />
und denken Sie an das<br />
Beste, was es auf diesem Gebiete<br />
gibt: flOriginal-Union» mil der<br />
Zickzackanordnung, das bewährte<br />
Schweizerfabrikat.<br />
Union A.-Q., Schneekettenfabrik, Bitl<br />
Generalvertreter:Henri Bachmann,<br />
BIEL, Spitalsirasse 12 b, Telephon 48.42<br />
GENF, rue de Fribourg 3, Telephon 26.343<br />
ZÜRICH, Löwensir. 31, Telephon 58.824<br />
Die ächten UNION-SCHNEEKETTEN<br />
sind in allen Garagen und Fachgeschäften<br />
erhältlich.<br />
Verlangen Sie aber ausdrücklich<br />
ORIGINAL - UNION - Schneeketten.<br />
dass Ihr Motor beim ersten Druck auf den Anlasserknopf<br />
anspringt und erwarten, dass dies immer so<br />
bleiben werde.<br />
Dabei rechnen Sie aber nicht mit dem plötzlichen<br />
Witterungsumschlag und werden bei Eintritt der Kälte<br />
nicht wenig erstaunt sein,<br />
wenn Ihr Motor nur mühsam in Gang zu bringen<br />
ist und es längere Zeit dauert, bis er seine<br />
normale Arbeitstemperatur erreicht hat,<br />
wenn Sie dadurch viel kostbare Zeit verlieren und<br />
wenn Ihre Batterien vorzeitig erschöpft werden.<br />
Schützen Sie sich gegen diese Möglichkeiten und<br />
ersuchen Sie Ihren Garagisten, Ihren Motor mit einem<br />
Einen Saisonwechsel<br />
zu befürchten.<br />
MIT STAHLQUERKETTEN<br />
Sie finden es ganz selbstverständlich,<br />
Vergaser mit Starter<br />
auszurüsten.<br />
CMHM/\/\ iw» & iifiniMht «irAwn<br />
Aia Tfuriro fällt I<br />
brauchen Sie dann nicht mehr<br />
Montage überall.<br />
Qeheralagentup für die Schweiz?<br />
Henri Bachmann<br />
12b, rue de l'Höpi<br />
Tel. 48.42<br />
48.43<br />
48.44<br />
Genf<br />
Zürich<br />
3, rue de Fribourg Löwenstrasse 31<br />
Tel. 26.343 Tel. 58.824<br />
S8.S25