E_1938_Zeitung_Nr.019
E_1938_Zeitung_Nr.019
E_1938_Zeitung_Nr.019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die ausländischen Autogäste in<br />
der Schweiz im Jahre 1937.<br />
Vom Eidgenössischen Statistischen Amt.<br />
Die eidg. Oberzolldirektion führte im Jahre<br />
1937 eine Zählung durch über die mit Privatautos<br />
und privaten Autocars in die Schweiz<br />
eingereisten Auslandsgäste. Die Erhebung<br />
erfolgte bei der Ausreise und erstreckte sich<br />
auf alle ausländischen Personenwagen und<br />
Autocars sowie auf die beförderten Personen<br />
und deren Aufenthaltsdauer in der<br />
Schweiz. Die Inhaber von Einfuhrfreipässen,<br />
Triptyks, provisorischen Eintrittskarten und<br />
Qrenzpassiersoheinheften wurden bei jeder<br />
Ausreise gezählt. Nicht erfasst wurden die<br />
in der Grenzzone wohnhaften Automobilisten.<br />
Diese Erhebung vermittelt somit ein annähernd<br />
vollständiges Bild über den ausländischen<br />
Autotourismus in der Schweiz.<br />
Rund 294000 ausländische Motorfahrzeuge<br />
brachten im vergangenen Jahr 1076 000 Personen<br />
in die Schweiz, für die 2,8 Millionen Aufenthaltstage<br />
gezählt wurden. Der Anteil der Personenwagen<br />
und Autocars am ausländischen Autotourismus in<br />
der Schweiz ist aus folgender Tabelle ersichtlich.<br />
Art der<br />
Aufenthalts-<br />
Fahrzeuge Fahrzeuge Personen tage<br />
Personenwagen 382193 810064 2 421656<br />
Autocars 12146 266127 380 345<br />
Zusammen 294 339 1076191 2 802 001<br />
Ein Viertel der Autogäste aus dem Ausland bereiste<br />
die Schweiz in Autocars. Jedes dieser Fahrzeuge<br />
brachte im Durchschnitt 22 Personen über die<br />
Grenze, wahrend die Personenwagen im Mittel nur<br />
mit 3 Personen besetzt waren. Dafür hält sich der<br />
mit dem Personenauto fahrende Gast mit 3 Tagen<br />
durchschnittlich mehr als doppelt so lang in der<br />
Schweiz auf als der mit dem Gesellschafts wagen<br />
reisende, der im Mittel nur 1,4 Tage in unserem<br />
Lande bleibt<br />
Ausländischer Autotourismus in der Schweiz<br />
nach Monaten 1937.<br />
Austereist« Automobile<br />
Austereiste Perionen<br />
P'Autos Autocars Total P'Autos Autocars Total<br />
Januar<br />
8061 119 8180 20 784 2224 23 008<br />
Februar<br />
7 281 48 7 329 18 591 1195 19 786<br />
Man 9917 208 10125 26 261 4368 30619<br />
April<br />
15 280 333 15 613 41959 6 639 48 598<br />
Mai<br />
21871 997 22 868 64 753 25 499 90252<br />
Juni<br />
22265 1161 23426 60333 27095 87 428<br />
Juli<br />
88067 3286 413ö3 113 210 75 589 188 799<br />
August<br />
78 482 3 641 82 123 241 263 76 568 317 831<br />
September<br />
44 916 1912 46 828 129 644 37 765 167 409<br />
Oktober<br />
18645 314 18 959 49 490 6 511 56 001<br />
November<br />
10053 69 10122 36096 1515 27 611<br />
Dezember<br />
Im ganzen<br />
7 355 58 7 413 17 680 1169 18 849<br />
282 193 12 146 294 339 810 064 266 127 1 076 191<br />
Wie zu erwarten war, ist der Sommer die Hochsaison<br />
für den ausländischen Autotourismus. Gegen<br />
zwei Drittel aller Personenautos und über vier<br />
Fünftel aller Autocars passierten in der Zeit vom<br />
1. Juni bis zum 30. September auf ihrer Heimreise<br />
die Schweizergrenze. Ebenso hoch sind die Anteile<br />
der Sommerzahlen für die eingereisten Personen.<br />
Sowohl für die Fahrzeuge wie für die Gäste ist<br />
der August der Spitzenmonat. Beim Verkehr mit<br />
Personenautos wird der Juli vom September übertreffen;<br />
das kommt daher, weil zwecks Erfassung<br />
der Aufenthaltsdauer der Gäste die Erhebung bei<br />
der Ausreise durchgeführt werden muss; im September<br />
sind somit auch Fahrzeuge und Personen<br />
gezählt, die schon im August oder sogar noch früher<br />
in die Schweiz einreisten. Im Gegensatz dazu weichen<br />
die Juli- und Augustfrequenzen für die Autocars<br />
wegen der kürzeren Dauer der Gesellschaftsreisen<br />
kaum voneinander ab. Für die Beurteilung<br />
der volkswirtschaftlichen Bedeutung des ausländischen<br />
Autotourismus ist eine Betrachtung der Autogäste<br />
nach ihrer Aufenthaltsdauer in der Schweiz<br />
unerlässlich.<br />
Ausländische Autogäste nach Aufenthaltstagen reisten 61400 mdt Privatautos. Wahrend die längste<br />
Aufenthaltsdauer der mit Autocars reisenden<br />
In der Schweiz 1937.<br />
Personen 16 Tage betrug, blieben 39 Personenwagen<br />
AusgertitU Automoiilt Ausgtnist« Ptnonin<br />
mit 76 Personen länger als ein halbes Jahr in der<br />
P'Autoi Autocars Total P'Autos Autocirs Totti<br />
Schweiz.<br />
1 Tag<br />
152 974 9 549 162 523 464 217 208 156 672 373Aufenthaltstage und LogiemHchte der ausländischen<br />
2 Tage<br />
Autogäste in der Schweiz 1937.<br />
54 137 1 476 55 613 148 135 33 195 181 330Aulanthiltstat« der ausllndlithen UlbtriucMunttn dir<br />
3 Tage<br />
Autoglstt<br />
lutllnditehtn Autaflitt<br />
21899 553 22452 57 379 12 108 69 487 P'Autos Autocan Total P'Autoi Autottrt Total<br />
4 Tage<br />
Januar<br />
13 095 196 13 291 33 791 4 401 38192 77 822 3 236 81058 57 038 1012 58 050<br />
5 Tage Februar<br />
6 998 140 7138 21274 3 055 24 329 62 740 2 211 64 951 44149 1016 45165<br />
6 Tage März<br />
5 324 183 5457 13 714 3245 16 959 95 432 6 219 101651 69171 1861 71032<br />
7— 10 Tage<br />
April<br />
12343 80 12423 32016 1574 83590 135 311 10 140 145 451 93S52 3501 9C 853<br />
11— 20 Tage<br />
Mai<br />
10 051 19 10070 25 962 393 26 355 150 828 33 837 184 665 86 075 8338 94 413<br />
21— 50 Tage<br />
Juni<br />
4 391 — 4 391 11212 — 11212 151610 35 590 187 200 91277 8 495 99 772<br />
51—100 Tage<br />
Juli<br />
736 — 73fi 1 803 — 1803 284 027 104195 388 222 170 817 28 606 199 423<br />
über 100 Tage<br />
August<br />
698 638 113 015 811653 457 375 36 447 493 822<br />
Im ganzen<br />
September<br />
282 193 12 146 294 339 810 064 266 127 1 076 191 446 019 57 551 503 670 316 375 19 786 336161<br />
Ueber die Hälfte der mit Personenautos und Oktober<br />
gegen vier Fünftel der in Gesellschaftswagren reißenden<br />
Auslandgäste verlassen am gleichen Tage November<br />
185 164 10 564 195728 135 674 4 053 139 727<br />
wieder unser Land. Nur 6 Prozent aller ausländischen<br />
Autogäste halten Rieh länger als eine Woche<br />
78 435 1837 80 272 52 339 322 52 661<br />
Dezember<br />
in der Schweiz auf. Von den 62 500 Autogästen,<br />
die über eine Woche in unserem Lande verweilten, 55 630 1950 57 580 37 950 781 38 731<br />
2421656 380 345 2802 001 1611592 114 218 1725 810<br />
Am 28. Februar 1935 skizzierte Dr. Ing.<br />
Todt, Generalinspektor für das deutsche<br />
Strassenwesen, im Rahmen eines von der<br />
Sektion Zürich des A.C.S. an der E.T.H. veranstalteten<br />
Vortrages die deutschen Strassenbauprodukte.<br />
Dr. Todt bezeichnete damals<br />
als Kernstück, dieses Strassenbauprogrammes<br />
ein zusammenhängendes Netz ausschliesslich<br />
für den Kraftwagen betimmter Autobahnen,<br />
das mit seiner gesamten Länge von 7000 km<br />
Deutschland weitmaschig umfasse und sämtliche<br />
Zentren des Verkehrs, der Wirtschaft<br />
und der Politik miteinander verbinde.<br />
Drei Jahre später, d. h. am letzten Freitag,<br />
behandelte nun wiederum auf Einladung der<br />
Sektion Zürich des A.C.S. Herr Dorsch, Sektionschef<br />
des Generalinspektors, vor vollbesetztem<br />
Börsensaale das nämliche Thema.<br />
Mit einem grundlegenden Unterschiede allerdings<br />
— diesmal handelt es sich nicht mehr<br />
um die Erläuterung von Projekten, sondern<br />
um eine Rückschau auf das bisher Erreichte.<br />
Die gezeigten zahlreichen Lichtbilder boten<br />
die Möglichkeit, zu Vergleichen zwischen den<br />
von Dr. Todt seinerzeit dargelegten Programmen<br />
und den praktischen Resultaten.<br />
Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist im<br />
Verlaufe dieser drei Jahre bedeutend mehr<br />
geleistet, bedeutend mehr erreicht worden,<br />
als ursprünglich in Aussicht gestellt. Einmal<br />
erfuhr die projektierte Gesamtlänge dieses<br />
Autobahnnetzes eine Erhöhung von 7000 auf<br />
10 000 km und bereits am 17. Dezember 1937<br />
konnte der 2000ste Kilometer Reichsautobahn<br />
dem Verkehr frei gegeben werden. Was da<br />
auf der Leinwand vorüberrollte, mag auch<br />
dem einen oder andern schweizerischen Automobilisten<br />
wenigstens teilweise aus eigener<br />
Anschauung und praktischer Erprobung bekannt<br />
sein.<br />
Da wir unsere Leser über das Fortschreiten<br />
des Autobahnstrassenbaues ja dauernd<br />
auf dem Laufenden halten, dürfte sich die<br />
detaillierte Wiedergabe der aufschlussreichen<br />
Ausführungen des Herrn Dorsch erübrigen.<br />
Dagegen möchten wir betonen, dass der klare<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 1. MÄRZ <strong>1938</strong> — N° 19<br />
Die deutschen Reichsautobahnen<br />
Vortrag erfreulicherweise der politischen<br />
Note vollständig entbehrte. Knapp und<br />
schlicht vermittelte der Referent ein umfassendes<br />
Bild sowohl der strassenbaupolitischen<br />
als der strassenbautechnischen Leistungen<br />
unserer nördlichen Nachbarn. Ausgezeichnet<br />
verstand Herr Dorsch auch die dem<br />
gewaltigen Werke innewohnenden betriebstechnischen<br />
Vorteile klar zu machen. Als Beispiel<br />
mag folgender Vergleich dienen:<br />
Strecke; Bad Nauheim—Bruchaal.<br />
Riichsautobahn Landstrasse<br />
Länge 147 km 161 km<br />
Fahrzeit (bei gleichem<br />
Kraftstoffverbrauch) 1 Std. 14 Min. 2 Std. 16 Min.<br />
od. 47% mehr<br />
Benzinverbrauch (bei<br />
gleicher Fahrgeschwindigkeit)<br />
15,6 Liter 27 Liter oder<br />
73% mehr<br />
Geschwindigkeit:<br />
Durchschnitt 119 km/h 71 km/h<br />
Höchstgeschwindigkeit 130 km/h 127 km/h<br />
Mindestgeschwindigkeit 110 km/h 0 km/h<br />
Reisegeschwindigkeit 92% 56%<br />
Lenkradausschläge 10 5700<br />
Weg am Lenkradumfang 0,58 m 336 m<br />
Schaltungen:<br />
1. Gang lmal ömal<br />
2. Gang lmal lömal<br />
3. Gang lmal 45mal<br />
4. Gang lmal 36mal<br />
Insgesamt 4mal 102mal<br />
Interessant waren sodann die Ausführungen<br />
des. Referenten bezüglich Anschluss der Autobahnen<br />
an das schweizerische Strassennetz.<br />
Für die Rheintalstrecke Karlsruhe - Basel<br />
beispielsweise ist vorerst die Erstellung von<br />
Ortsumgehungsstrassen vorgesehen. Diese<br />
Neubauten wären dann später der Gesamtanlage<br />
einzugliedern. Als weitere Anschlussstrecken<br />
sind projektiert: München . Lindau<br />
und Stuttgart - Donaueschingen - Singen.<br />
Ein den Lichtbildern folgender Film Hess<br />
die Zuhörer eine recht realistisch gelungene<br />
Selbstfahrt auf Autobahnstrassen erleben, der<br />
zusammen mit den Ausführungen Dorschs<br />
den Anwesenden einen Begriff vom Tempo<br />
des deutschen Strassenbaues vermittelte und<br />
wohl da und dort zu nicht gerade begeisternden<br />
Vergleichen mit einheimischen Taten auf<br />
gleichem Gebiete angeregt haben mag. Nun<br />
— die erfreuliche Tatsache, dass der Präsident<br />
der Zürchersektion des A.C.S., Herr<br />
Gassmann, zu Beginn der Veranstaltung<br />
nicht nur einen recht zahlreichen Interessentenkreis<br />
begrüssen, sondern darunter Vertreter<br />
eidgenössischer, kantonaler und städtischer<br />
Behörden, Prominente des Verkehrs<br />
und des Strassenbaues, sowie hohe Militärs<br />
speziell willkommen heissen konnte, beweist<br />
doch, dass der Fall nicht ganz so hoffnungslos<br />
istl<br />
Für die Gesamtheit der ausländischen Autogäste<br />
wurden im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Aufenthaltstage<br />
registriert, was einer Logiernächtezahl<br />
von 1726 000 entspricht. Auf die Kurzfristigkeit<br />
der Gesellschaftsreisen ist bereits hingewiesen worden.<br />
Trotzdem die mit Autocars reisenden Personen<br />
ein Viertel aller Auslandsautogäste ausmachen, sind<br />
sie am Total der Aufenthaltage nur mit 14 und an<br />
der Zahl der TJebernachtungen sogar nur mit 7 Prozent<br />
beteiligt.<br />
Mehr noch als der Umfang des Autotourismus<br />
interessiert die am Fremdenverkehr beteiligten Wirtschaftsgruppen<br />
der Anteil dieses Verkehrszweige«<br />
am gesamten Tourismus. Wohl kennt man die Gesamtzahl<br />
der Ankünfte und der Logiernächte für<br />
alle aus dem Ausland kommenden Gäste. Die an<br />
der Grenze ermittelten Zahlen dürfen aber nicht<br />
ohne weiteres mit den in den schweizerischen Gaststätten<br />
gewonnenen Angaben in Beziehung gesetzt<br />
werden. Beim Grenzübertritt werden alle Autogäste<br />
gezählt, also auch jene, die ohne zu übernaohten,<br />
nur einen Tag sich in der Schweiz aufhalten,<br />
oder die sich für ihren Ferienaufenthalt in<br />
Privathäusern einmieten oder bei Verwandten und<br />
Freunden wohnen. Im Gegensatz dazu erfasst dde<br />
Fremdenverkehrsstatistik lediglich die Personen, die<br />
in einer gewerbsmässig betriebenen Gaststätte übernachten.<br />
Ferner ist zu beachten, dass bei der Einreise<br />
einmal registrierte Personen von der Fremdenstatistik<br />
so oft als «Arrivee» gezählt werden als<br />
sie in Gaststätten absteigen. Man kennt somit wohl<br />
die Zahl der mit Auto einreisenden, nicht aber die<br />
Zahl aller aus dem Ausland kommenden Gäste.<br />
Einigermassen zuverlässige Anhaltspunkte über<br />
die Bedeutung des Autotourismus am gesamten<br />
Fremdenverkehr lassen sich n»r gewinnen auf<br />
Grund der Zahl der TJebernachtungen. Im Jahre<br />
1937 wurden von der Fremdenstatistik für alle Auslandsjräste<br />
7 946 000 TJebernachtungen gezählt; die<br />
Statistik der Grenzübertritte registrierte in der gleichen<br />
Zeit für die Autogäste allein<br />
1726 000 Logiernächte oder 22% der<br />
Gesamtzahl Dieser Anteil ist in Wirklichkeit<br />
weniger gross, weil in der Zahl der Autogäste im<br />
Gegensatz zur Zahl aller Auslandsgäste die privat<br />
wohnenden Personen inbegriffen sind. Das Ergebnis<br />
stimmt vollständig überein mit den Resultaten der<br />
Sondererhebung über die Autogäste, die vergangenen<br />
Sommer in Verbindung mit der eidgenössischen<br />
Fremdenverkehrsstatistik durchgeführt wurde.<br />
Nachdem sich die Zahlen zweier gänzlich verschiedenartiger<br />
Erhebungen in so weitgehender<br />
Weise gegenseitig bestätigen, wird ihre Richtigkeit<br />
nicht mehr bestritten werden können.<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Erleichterungen für Holzgas- und liolzkohlengaswagen<br />
In Obwalden.<br />
Die Regierung des Kantons Obwalden<br />
unterbreitet dem Kantonsrat eine Vorlage,<br />
worin sie um die Ermächtigung nachsucht,<br />
die Verkehrssteuern für mit Holzgas oder<br />
Holzkohlengas betriebene Motorfahrzeuge<br />
ab <strong>1938</strong> um 50 % herabzusetzen. Die Ermässigung<br />
ist vorläufig für die Dauer von<br />
drei Jahren ins Auge gefasst. Zur Begründung<br />
ihres Projektes weist die Regierung<br />
auf die Wünsehbarkeit einer Förderung des<br />
Verbrauchs einheimischen Holzes hin. Mit<br />
der Verwirklichung des regierungsrätlichen<br />
Plans würde übrigens Obwalden nur dem<br />
Beispiel anderer Kantone folgen, welche<br />
ähnliche Vergünstigungen für Holzgas- und<br />
Holzkohlengaswagen bereits kennen.<br />
Eine Professur für Fremdenverkehrswesen ?<br />
Der Schweizer. Fremdenverkehrsverband war<br />
sicher nicht schlecht beraten, als er an die Eidg.<br />
Technische Hochschule in Zürich eine Eingabe richtete,<br />
worin er die Schaffung eines Lehrstuhls für<br />
Fremdenverkehr in Vorschlag brachte. Gleichzeitig<br />
regte er auch an. eine Forschungsstelle zu errichten,<br />
deren Aufgabe es wäre, die wirtschaftlichen<br />
Auswirkungen der Hemmungen im internationalen<br />
Reiseverkehr zu untersuchen und die Möglichkeiten<br />
der Föderung dieses Verkehrs zu studieren. Nach<br />
Meldungen der Tagespresse soll der Präsident des<br />
eidg. Schulrates vorerst dahin tendieren, die Leiter<br />
des Fremdenverkehrs durch einen Kurs von drei<br />
bis vier Wochen Dauer nach der praktischen und<br />
theoretischen Seite hin ausbilden zu lassen. Auf<br />
Grund der dabei gesammelten Erfahrungen soll<br />
dann der Entscheid über die Einrichtung einer<br />
Professur für dieses Wirtschaftsgebiet getroffen<br />
werden. Dass mit der Umsetzung dieser Idee in die<br />
Tat für den schweizerischen Fremdenverkehr fruchtbringendere<br />
Arbeit geleistet würde als mit der Veranstaltung<br />
von Kongressen, die doch immer nur<br />
von den nämlichen Kreisen besucht werden, steht<br />
wohl schon jetzt ausser Zweifel.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Blatt Im Wind.<br />
Von Joe Lederer.<br />
17. Fortsetzung.<br />
Die ganzen Doktoren haben sich den Kopf<br />
zerbrochen, aber sie ist ihnen einfach unter<br />
der Hand weggestorben. Und dann hat halt<br />
die Theres das Kind aufgezogen. Schad war<br />
um die Valerie. Eigentlich hätt ich sie heiraten<br />
wollen, aber sie hat meinen Cousin,<br />
den Franz, genommen. Was ihr so gefallen<br />
hat an ihm, weiss ich bis zum heutigen Tag<br />
nicht. Vielleicht dass er Feldzeugmeister<br />
war. Na ja. Die Cary, die hab ich aufwachsen<br />
sehn.»<br />
Er schwieg und sah sich um.<br />
In der andern Ecke des Salons lachte ein<br />
junges Mädchen. Sie sass auf dem kleinen<br />
hochbeinigen Seidensofa unter dem venezianischen<br />
Spiegel. Rechts und links an der<br />
Wand hingen gläserne Kerzenhalter mit geschliffenen<br />
Blättern und Tropfen. Die bewegten<br />
Flammen glänzten in den Spiegel<br />
hinein.<br />
< Meine Tochter ! > sagte der Alte. Er<br />
nahm Hubert unterm Arm und ging mit<br />
schlürfenden Schritten auf das Sofa zu.<br />
Das junge Mädchen Mess Anna-Valerie.<br />
< Wie geht's ? > fragte sie, und schüttelte<br />
Hubert die Hand.<br />
Der alte Herr ging weiter, und Hubert<br />
blieb bei dem Mädchen sitzen. Sie war<br />
hübsch und sehr blass.<br />
< Der Ferdinand >, sagte sie. «Das ist<br />
also der älteste Anbeter von der Cary. ><br />
« Wer ? »<br />
« Der Ferdinand, mein Vater. Wenn nicht<br />
die Cary, sondern ich von Europa fortging,<br />
das würd ihm lang nicht so weh tun.»<br />
Sie blickte mit einem dünnen Lächeln zu<br />
dem alten Mann hinüber, der zu seinem früheren<br />
Platz zurückgegangen war und beim<br />
Fenster lehnte. Er sprach mit einem grossen,<br />
breitschultrigen Menschen.<br />
« Das ist sein Bruder», erklärte Anna-<br />
Valerie. « Der Onkel Joseph. Ein Sozialdemokrat.<br />
»<br />
Beim Fenster erkundigte sich Joseph :<br />
c Wer ist denn dieser Maquardt eigentlich<br />
? Theres hat sich nicht herabgelassen,<br />
mir zu sagen, wer der Bub ist. Natürlich<br />
eine gute Partie, was ? ><br />
« Cary hat sich ihn selbst ausgesucht».<br />
sagte der alte Ferdinand langsam. < Kaufmann<br />
ist er hi Shanghai.»<br />
< Und was verkauft er ? Opium ? »<br />
< Ja >, sagte der Alte. « Opium, Herr Minister<br />
! » Er Hess den Bruder stehn. Mit<br />
matten Schritten steuerte er wieder auf<br />
seine Tochter zu. Valerie war tot, und Joseph<br />
gab sich dazu her, den Roten eine Exzellenz<br />
zu machen. Was für ein Leben. Und<br />
das Kind ging nach China. Drei Anker hatte<br />
er gehabt, Glaube, Liebe und Hoffnung. Aber<br />
Joseph war ein Roter geworden, und Valerie<br />
war tot, und Cary ging nach China.<br />
«Na ? » fragte er, als er wieder bei dem<br />
Seidensofa stand. « Habt's euch angefreundet<br />
?»<br />
Theres kam noch dazu, ihr welkes Qesicht<br />
strahlte.<br />
« Wollen wir jetzt essen ? Ferdinand, du<br />
sitzt zwischen Cary und Antonie. Ist es dir<br />
recht ? ><br />
Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern<br />
stelzte weiter, zu den drei Damen in Lila,<br />
Grau und Dunkelbraun.<br />
Der Oberst Carl Maria Seilern hielt die<br />
Rede. Er war Carys Grossvater, mit seinen<br />
neunzig Jahren ungebeugt wie ein Baum.<br />
Seine beiden Kinder waren dahin; sein Kaiser<br />
war dahin; die Monarchie war zerfallen.<br />
Aber er trug seinen Uniformrock mit sämtlichen<br />
Orden. Niemand an der Tafel lächelte<br />
darüber.<br />
Als er nach dem Glas griff, zitterte seine<br />
Hand.<br />
«Und ich erhebe mein Glas...», sagte<br />
der Alte. Der Rest des Satzes ging unter im<br />
Rascheln von Seidenkleidern und Stühlerücken.<br />
Die Wachskerzen flackerten.<br />
//. Bach.<br />
1. Kapitel.<br />
Es war heiss in Marseille. Die grauen Häuser<br />
flimmerten in der Nachmittagssonne. Die<br />
«Rawalpindi» lag am Pier VIII. Aus ihrem<br />
riesigen schwarzen Rumpf spuckte sie gurgelnd<br />
das Kühlwasser aus. Sie hatte Schlagseite,<br />
die drei Decks ragten schief gegen den<br />
Himmel. Es wurde noch immer geladen.<br />
Cary stand unten, neben der Gangway. Der<br />
Speicher dröhnte von Geschrei und Gepolter.<br />
Manchmal kreischte der Kran. Es roch nach<br />
Meer und nach Hitze und Staub.<br />
(Fortsetzung folgt.)