E_1940_Zeitung_Nr.039
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N° 39 — DIENSTAG, 24. SEPTEMBER <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
}iuto<br />
und<br />
skus<br />
um die Neuregelung der bernischen<br />
Verkehrssteuern<br />
Nächsten Freitag: Konferenz des kantonalen<br />
Polizeidirektors mit den Verkehrsverbänden.<br />
Wie in der letzten Nummer der tA.-R.» gemeldet,<br />
hatte die Polizeidirektion des Kantons Bern<br />
auf die Eingabe hin, welche die A.C.S. und T.C.S.-<br />
Sektion im August dem Regierungsrat unterbreitet<br />
und worin sie für die Dauer der Treibstoffrationierung<br />
die Steuererhebung nach Massgabe des<br />
Benzinverbrauchs vorgeschlagen, eine Konferenz<br />
mit den Strassenverkehre-Organisationen ins Auge<br />
gefasst, um die Angelegenheit mit ihnen zu erörtern.<br />
Allerdings wurde dabei die Geduld der Automobilisten<br />
auf eine etwas harte Probe gestellt, denn bis<br />
zur letzten Woche warteten sie vergeblich auf die<br />
Festsetzung des Sitzungstermins. Dieser Tage nun<br />
ist, wie wir erfahren, die Einladung endlich ergangen:<br />
am kommenden Freitag, den 27. September,<br />
werden sich die Vertreter der Strassenverkehrsverbände<br />
mit Regierungsrat Seematter an den Konferenztisch<br />
setzen.<br />
In den Kreisen der bernisehen Automobilisten<br />
sieht man der Aussprache hoffnungsvoll entgegen,<br />
denn eine Abklärung über die Frage der Einführung-<br />
der Benzinsteuer ist im Hinblick auf den<br />
6. Oktober, da das Volk zur Abstimmung über das<br />
Gesetz betreffend die Strassenpolizei und die Motorfahrzeugbesteuerung<br />
schreiten wird, dringend erwünscht.<br />
Von der Stellungnahme der Regierung<br />
zu den Forderungen von A.C.S. und T.C.S. hängt<br />
selbstredend auch jene der Motorfahrzeugbesitzer<br />
zur Gesetzesvorlage ab, wobei matt an die Erklärungen<br />
erinnern darf, welche Bundesrat Celio Anfang<br />
August der «Automobil-Revue> gegenüber abgab.<br />
Danach hat die Landesregierung ein Programm<br />
in petto, das u. a. «verhindern soll, dass die Kantone<br />
während der gegenwärtigen schwierigen Zeiten<br />
die vor dem Krieg geltenden Steueransätze noch<br />
erhöhen, wie es für den Kanton Bern zutrifft».<br />
Teilweise Steuerrückvergütungen Im<br />
Kanton Neuenbure.<br />
Nach einer Mitteilung der zuständigen neuenburgischen<br />
Behörden steht den Haltern von Motorfahrzeugen,<br />
welche in den Kategorien C und D<br />
eingeteilt sind und die vom 1. September an keinen<br />
Treibstoff mehr zugeteilt erhalten, der Anspruch<br />
auf eine teilweise Steuerrückvergütung zu, sofern<br />
sie ihre Nummernschilder und die Verkehrsbewilligung<br />
hinterlegen. Ein Entscheid über das Ausmass<br />
der Rückvergütungen erfolgt jedoch erst auf Ende<br />
des Jahres.<br />
Baselstadt gewährt monatliche Berechnung<br />
der Steuerrückerstattung für die Kategorien<br />
C und D.<br />
Rund 2O0O Fahrzeuge werden in der Stadt<br />
Basel von der Streichung der Treibstoffzuteilung<br />
an die Kategorien G und D betroffen. Sind die<br />
für deren Betrieb eventuell angelegten Reserven verbraucht,<br />
dann bleibt dem Halter, sofern er sich<br />
nicht für die Umstellung auf Ersatztreibstoffe entscheidet,<br />
lediglich noch die Stillegung übrig. Angesichts<br />
dieser Sachlage, bei der Motorfahrzeuge<br />
durch eidgenössische Bestimmungen lahmgelegt<br />
werden, erachtet es der Basler Regierungsrat als<br />
ein Gebot der Gerechtigkeit, dass der Staat durch<br />
Rückvergütung der vorausbezahlten Steuern auf<br />
seinen Steueranspruch verzichte. Dabei soll die<br />
Rückerstattung in dem Sinn erfolgen, dass für<br />
jeden Kalendermonat ein Zwölftel des Jahressteuerbetrages<br />
zurückbezahlt wird. Im Interesse der<br />
Arbeitsbeschaffung für das Autogewerbe hat die<br />
Regierung ausserdem den Entschluss gefasst, von<br />
den mit Ersatzstoffen betriebenen Fahrzeugen an<br />
Stelle der gesetzlichen Steuer eine nach Fahrzeug-<br />
Kategorien variierende jährliche Verkehrsgebühr zu<br />
erheben. Gestützt auf ihre Vollmachten hat die Regierung<br />
die hier erwähnten Massnahmen bereits<br />
getroffen und bringt sie nun dem Grossen Rat offiziell<br />
zur Kenntnis.<br />
Zur Herabsetzung der Verkehrssteuern<br />
im Kanton Thurgau.<br />
rWie an dieser Stelle bereits gemeldet, hat der<br />
thurgauische Regierungsrat am 14. August den Beschluss<br />
gefasst, die Motorfahrzeugsteuern für die<br />
Dauer der Treibstoffrationierung zu ermässigen. In<br />
einer Botschaft an den Grossen Rat gibt er nun<br />
eine Begründung dieser Massnahme, wobei er ausführt,<br />
dass die Benzinrationierung eine Lage herbeigeführt<br />
habe, der sich alle Kantone anpassen<br />
müssten. Auch der Thurgau könne sich dieser<br />
Pflicht nicht entziehen. Zwei Methoden kennzeichnen<br />
in der Hauptsache die Vorkehrungen der Kantone<br />
zur Anpassung ihrer Steuern an die außerordentlichen<br />
Verhältnisse: die Einführung der<br />
Benzinsteuer einerseits und die Reduktion der<br />
Steueransätze für die Zeit der Rationierung anderseits,<br />
wobei eine Abstufung nach Massgabe der<br />
Dringlichkeitskategorien erfolge. Um eine erhebliche<br />
Mehrbelastung der Automobilkontrolle zu vermeiden,<br />
habe der Thurgau den letzterwähnten Weg<br />
eingeschlagen. Danach müsse der Kanton an etwa<br />
2000 Personenwagenbesitzer Rückvergütungen im<br />
AusfHTass von 10—60% gewähren, womit man die<br />
Vermeidung allzu zahlreicher Stillegungen und<br />
eines allzu grossen Einnahmenausfalls für den<br />
Kanton zu erreichen hoffe. Weil indessen seit der<br />
im August vorgenommenen Steuerherabsetzung die<br />
Treibstoffeuteilung bereits eine weitere Kürzung<br />
erfahren habe, verlangt nun die Regierung vom<br />
Parlament Vollmachten, um hinsichtlich der Regelung<br />
der Steuerfrage allfälligen künftigen Aenderungen<br />
der Lage folgen können, ohne einen umständlichen<br />
Apparat in Bewegung zu setzen.<br />
Bekanntmachung<br />
an die Motorfahrzeugbesitzer des Kantons<br />
St. Gallen.<br />
Die st. gallische Zentralstelle für Motortriebstoffe<br />
teilt mit :<br />
Im Interesse einer geregelten Zustellung der<br />
Rationierungsscheine für Motorfahrzeuge werden<br />
diejenigen Halter von Personenwagen, Lieferwagen<br />
und Motorräder, welche die Rationierungsscheine<br />
künftighin durch die Post zugestellt zu erhalten<br />
wünschen, hiedurch ersucht, ihre Legitimationskarten<br />
unverzüglich, spätestens aber bis 24. September<br />
a. c. bei unserer Amtsstelle zu deponieren.<br />
Die Zustellung der Rationierungsscheine erfolgt sodann<br />
auf Grund dieser Neuordnung automatisch jeweils<br />
auf Beginn einer neuen Periode. Die Porto-<br />
Verrechnung findet der Einfachheit halber auf<br />
Jahresende statt.<br />
Die Besitzer von Lastwagen und Industrietraktoren,<br />
die sich dieser Regelung anschliessen wollen,<br />
haben uns, in Ermangelung einer Legitimationskarte,<br />
erstmals den Fahrzeugausweis zur Vormerknahme<br />
einzusenden.<br />
Die Zusatzgesuche sind nach wie vor auf dem<br />
vorgeschriebenen Formular von Fall zu Fall einzureichen.<br />
Zusatzkarten für Personenwagen, Lieferwagen<br />
und Motorräder werden nicht vor dem<br />
10. eines jeden Monats ausgegeben. Zusatzgesuche<br />
für diese Moforfahrzeugkatcgorien, die nach dem<br />
15. eines Monats eingereicht werden, können nicht<br />
mehr berücksichtigt werden. Hinsichtlich der Zusatzgesuche<br />
für Lastwagen und Industrietraktoren<br />
tritt keine Acnderung ein.<br />
St. Gallen, den 10. September <strong>1940</strong>.<br />
Treibstoff-Ersafzwirtsciiaff in Frankreich<br />
Aus dem unbesetzten Frankreich schreibt man<br />
uns:<br />
Bekanntlich hat der Mangel an Benzin, Benzol<br />
und Schweröl die Regierung Petain schon gleich<br />
nach dem Waffenstillstand gezwungen, den privaten<br />
Autoverkehr auf ein Minimum zu beschränken.<br />
Last- wie Personenwagen sind in Frankreich<br />
ab 15. September nur noch für militärische und<br />
lebenswichtige zivile Zwecke zugelassen, währenddem<br />
Privatwagen schon jetzt praktisch von Stadtund<br />
Landsirassen verschwunden sind.<br />
Um die Umstellung auf Ersatztreibstoffe zu för-<br />
Pafls im Zeichen der Benzinnot: Velo-Taxi gefällig? In normalen Zeiten ist der Klein-Taxi der Beherrscher<br />
der Pariser Strassen und Boulevards. Aber jetzt sind diese kleinen, beweglichen und immer<br />
ungeduldig hupenden Vehikel aus dem Strassenbild der französischen Metropole verschwunden.<br />
Das neueste Verkehrsmittel ist jetzt der Velo-Taxi, der, genau wie in besseren Tagen die Klein-Automobile,<br />
bereitsteht.<br />
Hervorragende Strassenhaltung und Fahrsicherheit<br />
Grösste Bequemlichkeit und hohe Spitzengeschwindigkeit<br />
Sparsamkeit im Betrieb<br />
Unabhängige Vorderradabfederung, Lockheed-Qeldruckbremsen<br />
Motor in V-Form mit bemerkenswerter Leistungskurve<br />
Benzinverbrauch nur 6 bis 7 Liter auf 100 Kilometer<br />
der ideale<br />
Ersatzwagen<br />
Möglichkeiten und Grenzen.<br />
Der ideale Ersatzwagen<br />
Wer seine Benzinration durch die Anschaffung eines<br />
sparsamen zweiten Wagens zu strecken gedenkt, braucht<br />
keineswegs auf die Annehmlichkeiten zu verzichten, um<br />
derentwillen er bis heute dem hochpferdigen Fahrzeug den Vorzug gegeben hat.<br />
Im LANCIA-ARDEA findet er das Modell mit allen, jenen Eigenschaften, welche<br />
die LANCIA-Erzeugnisse zu Prototypen des Qualitätswagens gemacht haben:<br />
eine grosse Zahl technischer Vorzüge, wie:<br />
ARDEA<br />
Die Automobil-Revue<br />
stellte am 7.Mai fest:<br />
Unsere Brennstoffverbrauchs<br />
- Prüfung<br />
lieferte ganz erstaunlich<br />
günstige Resultate:<br />
4,8 Lit./lOO km<br />
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dem, gewähren die einschränkenden Dekrete jedem<br />
nicht mit Benzin oder Benzingemisch betriebenen<br />
Fahrzeug auch in Zukunft grundsätzlich das Recht<br />
zu unbeschränktem Verkehr. Somit schien vom Inkrafttreten<br />
der neuen Bestimmung an die Umstellung<br />
möglichst vieler Fahrzeuge auf Ersatztreibstoffe<br />
für die französische Wirtschaft das Gegebene,<br />
um eo mehr, als die Zuteilung rationierten<br />
Treibstoffs nur nach Massgabe der durch die Intendanturen<br />
beschlagnahmten Bestände an Schweröl<br />
und Benzin erfolgen und also eines Tages, falla<br />
überseeische oder koloniale Zufuhren<br />
praktisch versagen kann.<br />
ausbleiben,<br />
Die technisch-organisatorischen Schwierigkeiten,<br />
die sich der dringend notwendigen und daher in<br />
beschleunigtem Tempo durchzuführenden Umstellung<br />
des motorischen Strassenverkehrs auf die<br />
neuen Möglichkeiten entgegenstellen, wurzeln in<br />
Frankreich vor allem in der Tatsache, dass die<br />
Trennung des nationalen Territoriums in ein verkehrstechnisch<br />
und industriell noch freies Gebiet<br />
und eine unter fremder Militärkontrolle stehende,<br />
ja teilweise noch in die Kriegshandlungen einbezogene<br />
«besetzte Zone» jede generelle Organisierung<br />
einer Ersatztreibstoffwirtschaft schwer, wenn<br />
nicht unmöglich machen. Der Verbreiterung der<br />
Erzeugungsbasen sowohl für Treibgase (Leuchtgas,<br />
Butan, Propan usw.) als auch für Holzkohle sind<br />
aue den gleichen Gründen Grenzen gesetzt, und die<br />
Errichtung Ton Verteilungsstellen<br />
für marktgängige Ersatzstoffe, die eine der unerlässlichen<br />
Vorbedingungen für eine sofortige und<br />
unbeschränkte Aufnahme eines Strassen-Güterverkehrs<br />
bildet, ist wohl auch aus Mangel an geschultem<br />
Personal und technischen Hilfsmitteln zur Zeit<br />
noch nicht möglich.<br />
Die Streckung flüssigen Treibstoffs mit Alkohol<br />
(der jetzt aus einer reichlichen Traubenernte<br />
gesteigert produziert werden soll) oder mit einer<br />
der anderen vielfach in Presse und Rundfunk angepriesenen<br />
synthetischen Substanzen, z. B. der<br />
vielgerühmten « Essence de Savoie », würde den Bedarf<br />
an Benzin zwar um 50% verringern, aber den<br />
Verbrauch dieses Importgutes keineswegs entbehrlich<br />
machen. Dass die Benzol- ebenso wie die Koksproduktion<br />
in Frankreich nicht genügt, um den<br />
eigenen Bedarf zu decken, darf ala bekannt vorausgesetzt<br />
werden. Anthrazit, das an sich, dank<br />
seines hohen Kohlenstoffgehaltes, ate Brennstoff<br />
für Gasmotoren in Frage kommt, findet sich nur<br />
vereinzelt in einigen Departementen des Südens und<br />
Südostens und fällt fürs erste als allgemein ver»<br />
wendbarer Grundstoff ausser Betracht. Auch synthetisches<br />
Benzin kann Frankreich, das<br />
bisher 40 %> seines Steinkohlenbedarfs einführen<br />
musste, nicht in nennenswertem Umfang produzieren.<br />
Die Einrichtung von Leucht- und anderen Gasdepots<br />
zu veikehrs wirtschaftliehen Zwecken ist<br />
zwar, ebenso wie die Umstellung von Autobus-und<br />
Lastwagenverkehr auf elektrischen<br />
Betrieb (Trolleybus und Aku-Wagen),<br />
lokal möglich, aber generell — ohne grosszügigen<br />
Ausbau des Elektrizitätsnetzes und ohne<br />
eine wesentliche Verbreiterung der Produktionsbasis<br />
für Fahrzeuge dieser Art — kaum durchführbar.<br />
Als Notmassnahme provisorischer Art bleibt also,<br />
praktisch genommen, auch für Frankreich nur die<br />
Umstellung seines Motorfahrzeugwesens<br />
auf Holzgas- oder Holzkohlengasantrieb.<br />
als billigster und relativ leichtester Ausweg aus<br />
den derzeitigen Schwierigkeiten. Das Schlagwort<br />
« Gazogene» wurde denn auch von der Presse mit<br />
einer nicht immer durch Sachkenntnis getrübten<br />
Begeisterung aufgenommen, doch zeigte sich alsbald,<br />
dass auch hier leider nur mit Wasser gekocht,<br />
will sagen: nur mit dem Treibstoff gefahrea<br />
werden kann, der sofort und überall greifbar ist.<br />
Nach einem jahrelang systematisch betriebenen<br />
Raubbau am französischen Wald und angesichts<br />
des Fehlens jeder technischen Basis<br />
(Kohlenbrennerei) ist die Beschaffung von Holzkohle<br />
fürs erste noch schwierig, um so mehr, als<br />
auch die nötigen Transportmittel fehlen, um die an<br />
Ort und Stelle gebrannte Kohle oder das verkleinerte<br />
Trockenholz für Holzgasantrieb zu den Verteilungsstellen<br />
und damit in den Verkehr zu bringen.<br />
Auch die alsbald in Angriff genommene industrielle<br />
Herstellung transportabler Kohlenmeiler für<br />
Selbsterzeuger vermag keine Abhilfe zu schaffen, so<br />
lange nicht eine regelmässige Verteilung des Holzes,<br />
zum mindesten im gesamten unbesetzten Gebiet,<br />
gewährleistet werden kann. Eine forcierte<br />
Umstellung der vorhandenen und eine unbeschränkte<br />
Fabrikation neuer Fahrzeuge mit Holzkohlenantrieb<br />
würde daher automatisch einen Mangel<br />
an Betriebsstoffen nach sich ziehen und also<br />
das Problem der Wiederingangsetzung des motorischen<br />
Verkehrs nur komplizieren. Deswegen haben<br />
die Behörden die Umstellung und Neuerstellung<br />
vorläufig auf bestimmte Kategorien von Lastwagen<br />
sowie auf landwirtschaftliche Traktoren beschränkt.<br />
In diesem Rahmen beginnt nun die handwerklich-individuelle<br />
und industriell-serienmässige Herstellung<br />
von Holzgas-Automobilen und von Holzkohlegas-Apparaturen,<br />
so z. B. bei den Dewoitine-<br />
Flugzeugwerken in Toulouse, welche die Erzeugung<br />
dreier verschiedener Apparaturen-Typen für Holzkohlen-Antrieb<br />
sowie eines neuen 1,8-Tonnen-Gasgenerator-Lastwagens<br />
zu intensivieren versuchen.<br />
Die Erfahrungen, die man im Laufe der letzten<br />
vier Wochen in Frankreich mit Holzkohilenantriob<br />
gesammelt, genügen natürlich nicht, um sich ein<br />
a'bschliessendes Urteil über die Durchführbarkeit<br />
des Umstellungsprogramms zu bilden. Die überaW<br />
gemachten Beobachtungen — Leistungsausfall von<br />
20—25 °/o im Vergleich zum Benzin, Notwendigkeit<br />
der Auffüllung von Betriebsstoff bei Fahrten über<br />
100 km, umständlliche und schmutzige Arbeit des<br />
Zerkleinerns nicht betriebsfertig gelieferter Holzkohle,<br />
Ausbildung von Spezialführern für Gasgeneratorwagen<br />
— finden sich jetzt schon bestätigt.<br />
Die ästhetischenjijängel der neuen Systeme halten<br />
naturgemäss viele Besitzer schnittiger, an sich<br />
umbaufähiger, starker Personenwagen davon ab,<br />
Gasgeneratoren einbauen zu lassen. Rein psychologisch<br />
ist diese Unlust in einem Lande, in dem<br />
das Auto auf dem besten Wege war, Gemeingut des<br />
gesamten Volkes zu werden und in dem beinahe<br />
jedes Haus einer Provinzstadt seine eigene Garage<br />
besitzt, durchaus verständlich. Viele Autobesitzer<br />
ziehen es vor, ihre Wagen diesen Winter über stillzuliegen,<br />
anstatt die Investierung von Kapital und<br />
Arbeit zu riskieren, die notwendigerweise in dem<br />
Augenblick ihren Sinn verliert, da die französische<br />
Oel- oder Benzineinfuhr aus Uefcersee oder aus dem<br />
nahen Osten wieder einsetzt. Zahlreiche Besitzer<br />
bieten auch ihre Wagen zum Verkauf an und es<br />
verlautet, dass die deutschen Militärbehörden im<br />
besetzten Gebiet bereitwillig alle grossen Fahrzeuge<br />
abnehmen, deren sich die Eigentümer, aus<br />
(Mangel en Treibstoff, zu entledigen •wünschen.