02.03.2018 Aufrufe

s'Magazin usm Ländle, 4. März 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FILM<br />

FORTSETZUNG<br />

net und für den Österreichischen Filmpreis<br />

nominiert worden, „Bester<br />

Mann“, bei dem du als Produzent mitgewirkt<br />

hast,wurde beim Max-Ophüls-<br />

Preis ausgezeichnet, und Dein neues<br />

Projekt „Celine!“ hat gerade eine Co-<br />

Produktionsförderung gewonnen. Was<br />

kommt als Nächstes?<br />

Derzeit arbeite ich an meinem ersten<br />

Langspielfilm „Celine!“. Schon seit<br />

Jahren habeich diesen Stoff im Kopf.<br />

Irgendwannwäre es schön, den finanziellen<br />

Freiraum zu haben, Filme so<br />

zu machen, wie ich sie mir wirklich<br />

wünsche. Esgibt eine Reihe großer<br />

Projekte und spannender Geschichten,<br />

die ich noch umsetzen underzählen<br />

möchte. Vielleichthelfen die Auszeichnungen<br />

dann doch noch. Ich habe<br />

lange gedacht, dass ich meinen<br />

Weg noch suchenmuss, aber ich habe<br />

ihn schon gefunden: Geschichten zu<br />

erzählen, die noch nicht erzählt wurden<br />

und Milieus beleuchten, die meist<br />

im Verborgenen liegen.<br />

Waswirduns dein neuer Film „Celine!“,<br />

der im Bodybuilder-Milieu spielt, erzählen?<br />

Es gibt ein Thema, das mich schon<br />

lange verfolgt, die Dekonstruktion<br />

der Geschlechteridentitäten: Ich habe<br />

mich langedarin limitiert gefühlt, wie<br />

ein Mann zu sein hat.Irgendwann bin<br />

ich auf Bodybuilding gestoßen, das<br />

ein stark befreiendes Moment innehat,<br />

einMomentdes Empowerments.<br />

Dort geht es darum, eine innere<br />

Transformation nach außen zu zeigen.<br />

Mein Film erzähltdie Geschichte<br />

einer europäischen Bodybuilderin,<br />

die in die USA geht, um sich dort eine<br />

professionelle Karriere aufzubauen.<br />

Dort kommt sie dann auch bald in<br />

Kontakt mit Dingen wie BDSM,Steroiden<br />

undanderem.<br />

Wastreibt Bodybuilder an?<br />

All diese Menschen wollen durch<br />

körperliche Stärke zumentaler Stärke<br />

gelangen –das kann 1000 Gründe<br />

haben. Aber diese Disziplin, diese<br />

STECK<br />

BRIEF<br />

Geboren 1989 in Dornbirn, studierte<br />

an der Kunsthochschule für Medien<br />

in Köln, sein Erstlingswerk<br />

„Henry“wurde mit dem First-<br />

Steps-Awardausgezeichnet,seine<br />

Comedy „Die Schilehrer“ läuft auf<br />

Amazon Prime. Lebt und arbeitet in<br />

Berlin und Vorarlberg.<br />

·········································································································································<br />

Hartnäckigkeit –das überträgt sich<br />

auf die Psyche. Das Ich wird zum<br />

eigenen Kunstwerk –und zwar auf<br />

einer ganz simplen physischen Ebene.<br />

Spannend! Unser Ziel ist, das<br />

klassische Hollywood-Männlichkeitsbild<br />

auf den Kopf zu stellen. Ist<br />

unser Film erfolgreich, dann werden<br />

in Zukunft nicht nur Typen wie Daniel<br />

Craig Helden, sondern auch<br />

Frauen mit Muskeln Heldinnen spielen.<br />

Es ist Zeit für einen Wandel.<br />

Auch eine muskulöse Frau darf als<br />

schön undstark empfunden werden.<br />

Du inszenierst Dich ja auch selbst gerne,<br />

trittst öffentlich stark geschminkt<br />

und mit Glitzersteinchen verziert auf.<br />

Erteilst du der Heteronormativität eine<br />

Absage?<br />

Genauindiese Richtung geht es.<br />

Machst Du das lustvoll, oder kostet es<br />

Dich Überwindung?<br />

Anfangs war es eine Überwindung,so<br />

auf die Straße zu gehen oder zu Produktionsfirmen.<br />

Mittlerweile ist aber<br />

das lustvolle Moment bestimmend.<br />

Es gefälltmir, wennich jemanden herausfordern<br />

kann. Sagt mir einer „Du<br />

bist schwul“, sage ich „Nein, sich<br />

Steine ins Gesicht zu kleben hat mit<br />

der sexuellen Orientierung nichts zu<br />

tun.“ Es kann dann jeder für sich<br />

überlegen, woher diese Bilder kommen.<br />

Du lebst in Berlin, hat man als Filmregisseur<br />

in Vorarlbergkeine Chance?<br />

Eine Stadt wie Berlin istinspirierend,<br />

auch die großen Produktionshäuser<br />

sind hier angesiedelt. Ich bin aber oft<br />

in Vorarlberg und arbeite im Familienbetrieb,<br />

denn noch kann ich von<br />

meinen Filmen nicht leben. In Vorarlberg<br />

lassensich Filme sehrgut vorbereiten,<br />

aber um etwas zuerzählen,<br />

muss man die Welt gesehen haben.<br />

Du warst auf der Berlinale, wie hast Du<br />

das Festival erlebt?<br />

Die Berlinale ist tot. Dabraucht es<br />

dringend eine Frischzellenkur. Die<br />

queere Ecke ist ganz okay, aber<br />

sonst? Mutlos!<br />

Filme zu machen braucht vorallem Geduld.<br />

Wolltest Du niemals alles einfach<br />

hinschmeißen?<br />

Nein. Dabei ist es wirklich nicht immer<br />

einfach. Ich schreibe sehr viel<br />

und denke auch immer wieder, dass<br />

ich nun das perfekte Drehbuch geschrieben<br />

habe. Danngebeich es meinen<br />

Freunden, und die nehmen es<br />

dann so richtig auseinander. Dakom-<br />

8<br />

s’Magazin

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!