s'Magazin usm Ländle, 4. März 2018
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FILM<br />
FORTSETZUNG<br />
net und für den Österreichischen Filmpreis<br />
nominiert worden, „Bester<br />
Mann“, bei dem du als Produzent mitgewirkt<br />
hast,wurde beim Max-Ophüls-<br />
Preis ausgezeichnet, und Dein neues<br />
Projekt „Celine!“ hat gerade eine Co-<br />
Produktionsförderung gewonnen. Was<br />
kommt als Nächstes?<br />
Derzeit arbeite ich an meinem ersten<br />
Langspielfilm „Celine!“. Schon seit<br />
Jahren habeich diesen Stoff im Kopf.<br />
Irgendwannwäre es schön, den finanziellen<br />
Freiraum zu haben, Filme so<br />
zu machen, wie ich sie mir wirklich<br />
wünsche. Esgibt eine Reihe großer<br />
Projekte und spannender Geschichten,<br />
die ich noch umsetzen underzählen<br />
möchte. Vielleichthelfen die Auszeichnungen<br />
dann doch noch. Ich habe<br />
lange gedacht, dass ich meinen<br />
Weg noch suchenmuss, aber ich habe<br />
ihn schon gefunden: Geschichten zu<br />
erzählen, die noch nicht erzählt wurden<br />
und Milieus beleuchten, die meist<br />
im Verborgenen liegen.<br />
Waswirduns dein neuer Film „Celine!“,<br />
der im Bodybuilder-Milieu spielt, erzählen?<br />
Es gibt ein Thema, das mich schon<br />
lange verfolgt, die Dekonstruktion<br />
der Geschlechteridentitäten: Ich habe<br />
mich langedarin limitiert gefühlt, wie<br />
ein Mann zu sein hat.Irgendwann bin<br />
ich auf Bodybuilding gestoßen, das<br />
ein stark befreiendes Moment innehat,<br />
einMomentdes Empowerments.<br />
Dort geht es darum, eine innere<br />
Transformation nach außen zu zeigen.<br />
Mein Film erzähltdie Geschichte<br />
einer europäischen Bodybuilderin,<br />
die in die USA geht, um sich dort eine<br />
professionelle Karriere aufzubauen.<br />
Dort kommt sie dann auch bald in<br />
Kontakt mit Dingen wie BDSM,Steroiden<br />
undanderem.<br />
Wastreibt Bodybuilder an?<br />
All diese Menschen wollen durch<br />
körperliche Stärke zumentaler Stärke<br />
gelangen –das kann 1000 Gründe<br />
haben. Aber diese Disziplin, diese<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1989 in Dornbirn, studierte<br />
an der Kunsthochschule für Medien<br />
in Köln, sein Erstlingswerk<br />
„Henry“wurde mit dem First-<br />
Steps-Awardausgezeichnet,seine<br />
Comedy „Die Schilehrer“ läuft auf<br />
Amazon Prime. Lebt und arbeitet in<br />
Berlin und Vorarlberg.<br />
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Hartnäckigkeit –das überträgt sich<br />
auf die Psyche. Das Ich wird zum<br />
eigenen Kunstwerk –und zwar auf<br />
einer ganz simplen physischen Ebene.<br />
Spannend! Unser Ziel ist, das<br />
klassische Hollywood-Männlichkeitsbild<br />
auf den Kopf zu stellen. Ist<br />
unser Film erfolgreich, dann werden<br />
in Zukunft nicht nur Typen wie Daniel<br />
Craig Helden, sondern auch<br />
Frauen mit Muskeln Heldinnen spielen.<br />
Es ist Zeit für einen Wandel.<br />
Auch eine muskulöse Frau darf als<br />
schön undstark empfunden werden.<br />
Du inszenierst Dich ja auch selbst gerne,<br />
trittst öffentlich stark geschminkt<br />
und mit Glitzersteinchen verziert auf.<br />
Erteilst du der Heteronormativität eine<br />
Absage?<br />
Genauindiese Richtung geht es.<br />
Machst Du das lustvoll, oder kostet es<br />
Dich Überwindung?<br />
Anfangs war es eine Überwindung,so<br />
auf die Straße zu gehen oder zu Produktionsfirmen.<br />
Mittlerweile ist aber<br />
das lustvolle Moment bestimmend.<br />
Es gefälltmir, wennich jemanden herausfordern<br />
kann. Sagt mir einer „Du<br />
bist schwul“, sage ich „Nein, sich<br />
Steine ins Gesicht zu kleben hat mit<br />
der sexuellen Orientierung nichts zu<br />
tun.“ Es kann dann jeder für sich<br />
überlegen, woher diese Bilder kommen.<br />
Du lebst in Berlin, hat man als Filmregisseur<br />
in Vorarlbergkeine Chance?<br />
Eine Stadt wie Berlin istinspirierend,<br />
auch die großen Produktionshäuser<br />
sind hier angesiedelt. Ich bin aber oft<br />
in Vorarlberg und arbeite im Familienbetrieb,<br />
denn noch kann ich von<br />
meinen Filmen nicht leben. In Vorarlberg<br />
lassensich Filme sehrgut vorbereiten,<br />
aber um etwas zuerzählen,<br />
muss man die Welt gesehen haben.<br />
Du warst auf der Berlinale, wie hast Du<br />
das Festival erlebt?<br />
Die Berlinale ist tot. Dabraucht es<br />
dringend eine Frischzellenkur. Die<br />
queere Ecke ist ganz okay, aber<br />
sonst? Mutlos!<br />
Filme zu machen braucht vorallem Geduld.<br />
Wolltest Du niemals alles einfach<br />
hinschmeißen?<br />
Nein. Dabei ist es wirklich nicht immer<br />
einfach. Ich schreibe sehr viel<br />
und denke auch immer wieder, dass<br />
ich nun das perfekte Drehbuch geschrieben<br />
habe. Danngebeich es meinen<br />
Freunden, und die nehmen es<br />
dann so richtig auseinander. Dakom-<br />
8<br />
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