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"A Tavola" Ausgabe 6 Ligurien

Geschichten über Ligurien und die ligurische Küche.

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Food Story<br />

PESTO GENOVESE<br />

Das Ei des<br />

Kolumbus ist grün.<br />

Das Pesto Genovese steht<br />

für <strong>Ligurien</strong> wie die Pizza für<br />

Neapel. Und weil die würzige<br />

Basilikum-Sauce sozusagen<br />

kulinarischer Botschafter für<br />

die grünste Region Italiens ist,<br />

bewirbt sich <strong>Ligurien</strong> damit<br />

gerade um UNESCO-Schutz.<br />

Die Neapolitaner haben es<br />

mit der Pizza schließlich<br />

auch geschafft. Die Zutaten<br />

des Exportschlagers sind<br />

einfach: Basilikum, Knoblauch,<br />

Pinienkerne, Parmesan und<br />

Pecorino, Salz und, ganz wichtig,<br />

Olivenöl der ligurischen Riviera.<br />

Traditionell wird das Gemisch<br />

im Marmormörser mit einem<br />

Holzstößel zerstampft.<br />

Pesto gegen die Armut.<br />

Es ist gegen alles ein Kraut<br />

gewachsen. Auch gegen die<br />

Armut, sagten sich die ligurischen<br />

Bauern. Die Gewürze, die in den<br />

Handelshafen der Hauptstadt<br />

gelangten, konnten sich nur die<br />

Reichen leisten. Also sammelte<br />

man fleißig, was Wald und<br />

Wiese im feucht-milden Klima<br />

der Region zutage brachten,<br />

und würzte die Speisen mit<br />

wildwachsenden Kräutern und<br />

Pilzen. Seit dem Mittelalter prägen<br />

deshalb aromatische Kräuter<br />

die Küche <strong>Ligurien</strong>s. Das erste<br />

Rezept für Pesto, wie wir es<br />

heute kennen, ist allerdings erst<br />

im Kochbuch des Gastronomen<br />

Giovanni Battista Ratto aus dem<br />

Jahr 1863 beschrieben. Die Basis<br />

dafür war wahrscheinlich die<br />

„agliata“, eine Knoblauchsalsa,<br />

die ab dem 13. Jahrhundert zur<br />

Konservierung von Lebensmitteln<br />

diente, auch auf hoher See.<br />

Manche Wissenschaftler<br />

meinen sogar, dass die beliebte<br />

Pastasauce auf die römische<br />

Sauce „moretum“ aus Käse und<br />

Nüssen zurückgeht.<br />

Dieses Wundermittel<br />

glättet die Wogen<br />

Die Verbindung des Pesto mit<br />

der Seefahrt reicht tief. Der<br />

Legende zufolge entstand das<br />

Pesto im mittelalterlichen Kloster<br />

„San Basilio“ im genuesischen<br />

Prà: Ein Mönch pflückte das<br />

aromatische Kraut, das zu Ehren<br />

des Klosterheiligen „basilium“<br />

genannt wurde, und zerstampfte<br />

es mit weiteren wohltätig<br />

gespendeten Zutaten. In<br />

Segelwindeseile verbreitete sich<br />

das Rezept weltweit. Denn ein<br />

Kapitän tat gut daran, das einfach<br />

zu konservierende Gewürz in<br />

der Kombüse mitzuführen:<br />

Pesto Genovese hatte den Ruf,<br />

auf magische Weise Revolten<br />

an Bord zu beruhigen. „Das Öl<br />

mag das Meer schlagen, das<br />

Pesto schlägt lange Gesichter“,<br />

hieß es unter Seemännern. Kein<br />

Wunder, dass das Pesto den<br />

Ligurern heilig ist – und der<br />

Heilige Basilius als Schutzpatron<br />

der Seefahrer gilt. Kann das der<br />

Grund sein, warum Kolumbus<br />

am Ende doch noch heil in<br />

Amerika an Land gegangen ist?<br />

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