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Wer bin ich

Psychologie und Philosophie künstlerisch verpackt. In der ersten CrazyLife Ausgabe, setzt sich das Magazin mit der Frage, wer bin ich auseinander. Was ist Identität und wie entwickle ich diese? Was bedeutet es in Rollen zu agieren und wer bin ich in diesen Rollen? Das Leben ist ein Prozess und aus verschieden Perspektiven zu sehen. Es gibt nicht nur schwarz und auch nicht nur weiß. Zwischen drin ist eine große Palette voll Farben, die alle zusammen das Leben ergeben. Ein Magazin für alle, die gerne lange und intensiv Bilder schauen, sich durch Sprüche motivieren lassen und aus emotionalen Erfahrungen lernen möchten. Ein Magazin, das zum nachdenken anregt und neue Denkanstöße liefert.

Psychologie und Philosophie künstlerisch verpackt.
In der ersten CrazyLife Ausgabe, setzt sich das Magazin mit der Frage, wer bin ich auseinander. Was ist Identität und wie entwickle ich diese? Was bedeutet es in Rollen zu agieren und wer bin ich in diesen Rollen?

Das Leben ist ein Prozess und aus verschieden Perspektiven zu sehen. Es gibt nicht nur schwarz und auch nicht nur weiß. Zwischen drin ist eine große Palette voll Farben, die alle zusammen das Leben ergeben.

Ein Magazin für alle, die gerne lange und intensiv Bilder schauen, sich durch Sprüche motivieren lassen und aus emotionalen Erfahrungen lernen möchten. Ein Magazin, das zum nachdenken anregt und neue Denkanstöße liefert.

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Egal. Nun kann <strong>ich</strong> endl<strong>ich</strong>, endl<strong>ich</strong> Hörbuch hören<br />

und schlafen. Durch meine Kopfhörer schallt die<br />

Stimme von zwei Männern, die in einem Radiosender<br />

über Identität und ihre Bedeutung sprechen. Es<br />

ist wahnsinnig spannend und gle<strong>ich</strong>zeitig macht es<br />

m<strong>ich</strong> schläfrig. So schläfrig, dass <strong>ich</strong> schon nach zehn<br />

Minuten zusammengekauert im Bus einschlafe. Bis<br />

<strong>ich</strong> von einsteigenden Gästen geweckt werde. Ja, es<br />

sind neue Fahrgäste eingestiegen. Neben mir ist noch<br />

ein Platz frei, der schnell von einer englisch sprechenden<br />

jungen Frau belegt wird. Sie ist allerdings so ganz<br />

und gar n<strong>ich</strong>t zufrieden mit ihrer Sitzgelegenheit für<br />

die nächsten 8 Stunden, denn sie hat wie <strong>ich</strong>, keinen<br />

Platz. Ein Glück <strong>bin</strong> <strong>ich</strong> kleiner uns schlanker als sie,<br />

wodurch <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> noch irgendwie anpassen kann.<br />

Illustration: S.-L.A.Warrelmann<br />

Sie allerdings ist gezwungen wie angewurzelt in einer<br />

Position auszuharren oder unseren Sitznachbar vor<br />

uns zu bitten, die Sitze vorzuziehen. Der allerdings<br />

scheint im Schlaf zu sein, zumindest so lange bis alle<br />

eingestiegen sind und wirkl<strong>ich</strong> kein Platz mehr ist. Als<br />

der Bus wieder losfährt, r<strong>ich</strong>tet s<strong>ich</strong> der Mann vor uns<br />

auf, als sei n<strong>ich</strong>ts gewesen und positioniert s<strong>ich</strong> wieder<br />

auf den Fenstersitz. Ganz schön schlau macht er das ja<br />

schon. Er stellt s<strong>ich</strong> schlafen und liegt dabei über beide<br />

Sitze. Die meisten Menschen wecken niemanden einfach<br />

im Schlaf auf, wenn es n<strong>ich</strong>t noch eine Mögl<strong>ich</strong>keit<br />

gibt, einen anderen Sitz zu bekommen. Zumindest war<br />

es hier der Fall. In ganze 4 von 5 Haltestellen hatte er es<br />

geschafft, seinen Platz mit dieser Taktik zu verteidigen.<br />

Aufstehen, hinlegen. Krass. Sein Verhalten geht gar<br />

n<strong>ich</strong>t. Er hat zwei Sitze und schiebt diese noch soweit<br />

nach hinten, dass vor ihm und hinter ihm die Menschen<br />

unter Platzmangel leiden und alle machen es mit?! Mit<br />

mir n<strong>ich</strong>t. Ich drücke meinen Fuß durch, um Platz zu<br />

bekommen. Es funktioniert. Sein Sitz ist nach vorne geschoben<br />

und mein Fuß in seinem Rücken. Offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

nervt ihn mein Verhalten. Er versucht durch Gegendruck<br />

meinen Fuß zum Aufgeben zu bewegen, doch <strong>ich</strong><br />

bleibe Standhaft. Ganze dreißig Minuten zieh <strong>ich</strong> das<br />

durch. Bis <strong>ich</strong> irgendwann aufgebe, weil es mir zu blöd<br />

wird. Ich verschwende damit meine Energie, er sitzt am<br />

längeren Hebel und <strong>ich</strong> will doch einfach nur schlafen.<br />

Also wieder Kopfhörer in die Ohren und Musik an.<br />

Meine Playlist spiel eine Violinenstück ab. Das<br />

ist so beruhigend, dass <strong>ich</strong> wieder nach wenigen<br />

Minuten einschlafe. Aber vielle<strong>ich</strong>t liegt es<br />

auch daran, dass <strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> hundemüde <strong>bin</strong>.<br />

Bähm. Knie ins Ges<strong>ich</strong>t. Ich <strong>bin</strong> wach. Ohne Witz jetzt!<br />

Jetzt hat er s<strong>ich</strong> stark gegen den Sitz fallen lassen,<br />

sodass mein Knie, durch meine eigenartige Haltung<br />

in meinem Ges<strong>ich</strong>t landet. Was soll das? Er hat doch<br />

schon zwei Plätze, genug Raum für s<strong>ich</strong>, warum muss<br />

er noch so hin und her wackeln, als wären wir in einer<br />

Diskothek. Mann! Ich habe gerade so schön geschlafen.<br />

Ich schaue aus dem Fenster. Wir haben gerade eine<br />

Haltestelle verlassen. Menschen sind ausgestiegen<br />

und Mister „Ich-brauche- so- viel-Platz“, musste s<strong>ich</strong> ja<br />

wieder so tun, als würde er über zwei Sitzen schlafen,<br />

damit ihn ja keiner seinen zweiten Platz klaut. Jetzt <strong>bin</strong><br />

<strong>ich</strong> schon wieder wach. Aber dieses Mal stört es m<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t so wirkl<strong>ich</strong>. Dieses Mal trinke <strong>ich</strong> einen Schluck<br />

von meinem Smoothie, denke dabei an meinen Mann<br />

und begrüße innerl<strong>ich</strong> all die Menschen in meinem<br />

Leben, denn es ist Morgen. Die Sonne ist gerade am<br />

Aufgehen und wir sind fast da. Nur noch wenige Minuten<br />

trennen m<strong>ich</strong> von meinem Zielort. Bald <strong>bin</strong> <strong>ich</strong><br />

endl<strong>ich</strong> da, wo <strong>ich</strong> schon seit Monaten sein wollte.<br />

Die letzten Male an diesem Ort waren eine Katastrophe.<br />

Entweder habe <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit jemanden gestritten,<br />

hab auf dem Bahnhof Babysitter spielen dürfen<br />

oder musste kurzfristige Abreisen, weil <strong>ich</strong> es dort<br />

n<strong>ich</strong>t mehr länger ausgehalten habe. Egal wie oft <strong>ich</strong><br />

diese Stadt besuchte, war <strong>ich</strong>, da wurde es zu einem<br />

Horror-Hangover-Trip. Nervig. Dabei ist die Stadt so inspirierend,<br />

so anders, so multikulturell und einzigartig.<br />

Mit ihrem verzweigten Grachtensystem, der Meeresluft<br />

und der Kunst. Bin <strong>ich</strong> dort, habe <strong>ich</strong> das Gefühl, die<br />

Zeit würde stillstehen, auch wenn alles so rasant und<br />

schnell passiert. Ja, dort ist es einfach wunderschön.<br />

Gle<strong>ich</strong> <strong>bin</strong> <strong>ich</strong> da. Endl<strong>ich</strong>. Nur noch wenige Minuten<br />

trennen m<strong>ich</strong> von meinem New York von Europa. Alleine,<br />

darf <strong>ich</strong> dieses Mal die Stadt erkunden, m<strong>ich</strong><br />

ans Schreiben setzen und zur Ruhe kommen. M<strong>ich</strong><br />

sortieren und neue Eindrücke aufnehmen. Juhu. Was<br />

für eine Skyline und was für eine Architektur. Würfelartige<br />

Hochhäuser, Wohngebäude die einer Treppe<br />

gle<strong>ich</strong>en und all das auf einem Steg. Auf dem Wasser.<br />

Illustration: S.-L.A.Warrelmann<br />

Der Bus hält an. Ich verlasse sie als Letzte. Ich <strong>bin</strong><br />

n<strong>ich</strong>t in Eile. Ich muss n<strong>ich</strong>t hetzen, denn <strong>ich</strong> <strong>bin</strong> endl<strong>ich</strong><br />

angekommen. Ich <strong>bin</strong> endl<strong>ich</strong> in Amsterdam.<br />

21 | CrazyLife

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