Gazette Wilmersdorf Nr. 9/2017
Gazette für Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald und Halensee - September 2017
Gazette für Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald und Halensee - September 2017
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GAZETTE VERBRAUCHERMAGAZIN<br />
September <strong>2017</strong><br />
<strong>Wilmersdorf</strong><br />
<strong>Wilmersdorf</strong> · Schmargendorf · Grunewald · Halensee<br />
Tag des offenen Denkmals<br />
Das Ökowerk am<br />
Teufelssee<br />
GRATIS ZUM MITNEHMEN
2 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Der Olivaer Platz und viele Meinungen<br />
Proteste beim symbolischen Spatenstich<br />
Einst der modernste Platz in Berlin<br />
und Umgebung – heute ein<br />
Zankapfel. Seit 2011 wird schon<br />
um die Neugestaltung des Olivaer<br />
Platzes gestritten. Nach<br />
den neuen Entwürfen sollten die<br />
123 Parkplätze genauso wie die<br />
bisher gewachsene Flora und<br />
Fauna verschwinden. Anwohner<br />
und Geschäftsleute waren nicht<br />
einverstanden und gründeten<br />
eine Bürgerinitiative. Diese fordert<br />
den Erhalt der Parkplätze<br />
und eine sanfte Sanierung des<br />
in die Jahre gekommenen Platzes.<br />
Der Kompromiss sieht noch<br />
60 Parkplätze vor, ein Café sowie<br />
eine Wiese. Mit dem symbolischen<br />
Spatenstich, den Bezirksstadtrat<br />
Oliver Schruoffenegger<br />
(Grüne) am 2. August vornahm,<br />
wurden die geplanten Veränderungen<br />
auf dem Platz erläutert.<br />
Die Umgestaltung der Grünanlage<br />
auf dem Olivaer Platz nach<br />
den Plänen des Dresdner Büros<br />
Rehwaldt Landschaftsarchitekten<br />
Behutsame Sanierung oder Neugestaltung? Um den Olivaer Platz wird<br />
seit Jahren gestritten.<br />
soll vom Grünflächenamt ab Ende<br />
Oktober vorgenommen werden.<br />
Über den Umbau der Parkplätze<br />
wird später entschieden.<br />
Baubeginn im Oktober<br />
Der symbolische Spatenstich erfolgte<br />
zwar ohne Spaten, aber mit<br />
vielen Protesten. Bezirksstadtrat<br />
Schruoffenegger sah sich der<br />
Bürgerinitiative Olivaer Platz<br />
und ihren Protestplakaten gegenüber.<br />
Doch der Plan scheint<br />
zu stehen. Die Kosten für den<br />
Umbau werden auf 2,5 Millionen<br />
Euro geschätzt und kommen aus<br />
dem Förderprogramm „Aktive<br />
Zentren“ des Berliner Senats. Als<br />
gastronomische Neuerung soll an<br />
der Stelle der Imbissbude künftig<br />
ein Café mit Schankterrasse<br />
als Anlaufpunkt für die Besucher<br />
stehen.<br />
Schmuckplatz seit<br />
über 100 Jahren<br />
Der Olivaer Platz entstand Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts. Er wurde<br />
nach Plänen des Stadtobergärtners<br />
Richard Thieme als Schmuckplatz<br />
angelegt. Mit seinen geometrischen<br />
und symmetrischen<br />
Formen galt er als der damals<br />
modernste Platz Berlins. Auch ein<br />
Kinderspielplatz wurde in den<br />
Platz integriert. Ein Novum der<br />
damaligen Zeit war der mit steilen<br />
Böschungen begrenzte, und<br />
mit Blumen bepflanzte Senkgarten.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurde ein Teil des Platzes zum<br />
Parkplatz. In den 1960er-Jahren<br />
verkleinerte man den Platz zugunsten<br />
der verbreiterten Lietzenburger<br />
Straße und gestaltete<br />
ihn dem zeitgenössischen Geschmack<br />
entsprechend um.<br />
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Liebe Bürgerinnen und Bürger in Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong>!<br />
Ich lade Sie herzlich ein zu unserem 32. Fest<br />
der Nationen, das wir an dem Wochenende<br />
vom 8. bis zum 10. September auf dem Prager<br />
Platz feiern. Es wurde 1986<br />
vom <strong>Wilmersdorf</strong>er Bezirksbürgermeister<br />
Horst Dohm<br />
als Reaktion des Bezirks auf<br />
den Wahlsieg der rechtsradikalen<br />
Republikaner ins<br />
Leben gerufen – als Fest<br />
der Völkerverständigung<br />
Reinhard Naumann und des friedlichen Zusammenlebens<br />
vieler Nationen in einem Bezirk.<br />
Wir pflegen diese Tradition weiter und feiern<br />
bewusst ein Fest der Vielfalt und Toleranz. Ich<br />
freue mich darüber, dass sich auch in diesem<br />
Jahr wieder einige unserer Partnerstädte aktiv<br />
daran beteiligen. Nähere Informationen und<br />
das ausführliche Programm finden Sie in dieser<br />
<strong>Gazette</strong>.<br />
„Streit weg und Dolmetschen“<br />
WORT DES BEZIRKSBÜRGERMEISTERS <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September | 9<strong>2017</strong> | | 3<br />
Die Jugendlichen des Berliner Projekts „Streit<br />
weg und Dolmetschen“ haben es geschafft: Für<br />
ihr soziales Engagement erhalten sie von der<br />
Kinderhilfsorganisation Children for a better<br />
World e. V. (CHILDREN) den „CHILDREN Jugend<br />
hilft!“-Preis <strong>2017</strong>.<br />
Das Projekt von vier Mädchen zwischen sechs<br />
und elf Jahren aus einer Berliner Willkommensklasse<br />
der Joan-Miró Grundschule setzt<br />
sich seit 2016 dafür ein, dass die Verständigung<br />
ihrer Mitschüler*innen aus aller Welt funktioniert.<br />
Dazu nutzen sie ihre eigenen vielseitigen<br />
Sprachkenntnisse, um zwischen Streitparteien<br />
durch Übersetzungshilfen zu vermitteln und<br />
Missverständnisse unkompliziert aus dem Weg<br />
zu räumen.<br />
Ich freue mich, dass das Projekt auch im Wettbewerb<br />
überzeugte und sich gegen über 100 Mitbewerber<br />
durchgesetzt hat. Es wurde als eines<br />
von zehn Siegerprojekten des „CHILDREN Jugend<br />
hilft!-Wettbewerbs“ gekürt. Der Einsatz<br />
und das Verständnis der Kinder füreinander<br />
und für ein harmonisches und verständnisvolles<br />
Miteinander ist bemerkenswert und sollte<br />
auch uns Erwachsenen ein Vorbild sein. Meine<br />
herzliche Gratulation geht an die Preisträger*innen<br />
zusammen mit einem großen Lob für diese<br />
tolle Einstellung und die bisher vollbrachten<br />
Leistungen! Weiter so!<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.<br />
children.de.<br />
Wählen gehen!<br />
Am 24. September ist Bundestagswahl, und<br />
ich bitte Sie: Gehen Sie wählen! Jetzt ist Wahlkampfzeit,<br />
und in diesen Wochen gibt es nicht<br />
nur die Plakate am Straßenrand und die Berichte<br />
in den Medien, sondern Sie haben vielerorts<br />
auch die Gelegenheit, die Bundestagskandidat*innen<br />
Ihres Wahlkreises persönlich kennen<br />
zu lernen, mit ihnen über ihre politischen Ziele<br />
zu diskutieren und ihnen Ihre Anliegen mit auf<br />
den Weg zu geben.<br />
Für mich gibt es keinen nachvollziehbaren<br />
Grund, nicht wählen zu gehen. Wir haben das<br />
große Glück, in einer gefestigten Demokratie zu<br />
leben. Am 24. September entscheiden wir darüber,<br />
in welche Richtung unser Land sich in den<br />
nächsten Jahren weiter entwickeln wird. Wenn<br />
Sie genau hinschauen, dann werden Sie feststellen,<br />
dass die Parteien zu vielen Themen, die<br />
auch Sie persönlich betreffen, durchaus ganz<br />
unterschiedliche Konzepte haben. Vermutlich<br />
wird es nach der Wahl eine Koalition geben, in<br />
der Kompromisse ausgehandelt werden müssen,<br />
aber von Ihrer Stimme hängt es ab, welche<br />
Koalition möglich ist und welche Politik dann<br />
gemacht werden wird.<br />
Deshalb bitte ich Sie: Informieren Sie sich, treffen<br />
Sie Ihre Entscheidung und tragen Sie bei<br />
zu einer möglichst hohen Wahlbeteiligung zur<br />
Stärkung unser Demokratie!<br />
Wahlforum<br />
Die Partnerschaft für Demokratie (PfD) Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong><br />
lädt am 13. September<br />
ab 19.30 Uhr ein zu einer Diskussionsrunde mit<br />
den Direktkandidat*innen der gegenwärtig im<br />
Bundestag vertretenden Parteien im Wahlkreis<br />
Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong> in den BVV-Saal,<br />
Rathaus Charlottenburg. Rund eine Woche vor<br />
der Bundestagswahl diskutieren Klaus-Dieter<br />
Gröhler (CDU), Tim Renner (SPD), Lisa Paus<br />
(Grüne) und Friederike Benda (Die Linke) u. a.<br />
über die Themen Demokratieförderung, Willkommenskultur,<br />
Rechtsextremismus und Gruppenbezogene<br />
Menschenfeindlichkeit.<br />
Die medialen Berichte über die Zunahme<br />
homo- und transfeindlicher Übergriffe in Berlin<br />
sowie antisemitischer Vorfälle an Schulen<br />
zeigen, dass Fälle gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit<br />
in Berlin und Deutschland<br />
noch immer Alltag sind. Viele gesellschaftliche<br />
Initiativen leisten einen unverzichtbaren Beitrag<br />
zur gesellschaftlichen Sensibilisierung in<br />
Bezug auf rechtsextreme, antisemitische und<br />
rassistische Aktivitäten. Am Abend wird beim<br />
Wahlforum unter anderem darüber diskutiert,<br />
wie der Austausch zwischen Politik und Zivilgesellschaft<br />
gefördert und zivilgesellschaftliche<br />
Initiativen durch staatliche Programme langfristig<br />
gefördert werden können.<br />
Kiezspaziergang<br />
Auch unser 189. Kiezspaziergang steht im Zeichen<br />
des Festes der Nationen. Treffpunkt ist<br />
am Samstag, dem 9. September, um 14 Uhr<br />
am U-Bahnhof Hohenzollernplatz. Von dort<br />
aus gehen wir zur Kirche Zum Heiligen Kreuz<br />
in der Nassauischen Straße und weiter zur Friedrich-von-Bodelschwingh-Klinik<br />
in der Landhausstraße.<br />
Natürlich werden wir wie gewohnt<br />
eine Reihe weiterer interessanter Haltepunkte<br />
haben, darunter die Cecilien-Grundschule<br />
am Nikolsburger Platz, bevor der Spaziergang<br />
dann am Prager Platz und dem Fest der Nationen<br />
endet – wo Sie mitfeiern können, wenn<br />
sie möchten!<br />
Die Teilnahme ist wie immer kostenfrei. Alle Interessierten<br />
sind willkommen. Informationen<br />
über die bisherigen Kiezspaziergänge finden<br />
Sie im Internet unter www.kiezspaziergaenge.<br />
de.<br />
Für Ihre Anregungen, Lob und Kritik bin ich für<br />
Sie erreichbar unter naumann@ charlottenburgwilmersdorf.de.<br />
Ihr<br />
Reinhard Naumann
4 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Vom Wasserwerk zum Naturschutzzentrum<br />
Tag des offenen Denkmals: Das Ökowerk am Teufelssee<br />
Große Hallen voller Maschinen<br />
und gleich nebenan Frösche<br />
in kleinen Teichen. Verschlungene<br />
Wege, auf denen<br />
sich herrlich flanieren lässt<br />
und selbst eine Ringelnatter<br />
lässt sich blicken –<br />
wir sind im Ökowerk<br />
am Teufelssee. Schaukästen<br />
an Bienenkästen<br />
gewähren Einblicke in das<br />
Leben der Tiere und immer<br />
wieder öffnet sich entlang<br />
der Einzäunung der Blick auf<br />
den Teufelssee. Das frühere<br />
Wasserwerk im Grunewald ist<br />
ein Anziehungspunkt für die ganze<br />
Familie. An einem Beet können<br />
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<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 5<br />
Riesige Maschinen beeindrucken und das Äußere erinnert an alte Zeiten – das alte Wasserwerk und heutige Ökowerk ist ein Ziel für die ganze Familie.<br />
die Besucher Giftpflanzen kennen<br />
lernen und ein Blumengarten lädt<br />
zum Verweilen ein.<br />
Wasser für Westend<br />
Die Herzstücke des ältesten in<br />
seiner Gesamtanlage erhaltenen<br />
Wasserwerks in Berlin sind<br />
jedoch drinnen – gewaltige,<br />
beeindruckende Maschinen<br />
pumpten einst das frische Wasser<br />
in Richtung Stadt. Der 1871<br />
erbaute Komplex entstand als<br />
„Wasserwerk der Westend-Gesellschaft<br />
H. Quistorp & Co“, um<br />
die Wasserversorgung des neu<br />
erbauten Villenviertels Westend<br />
zu sichern. Geplant wurde es von<br />
den Architekten Hanshent und<br />
Schmetzer. Für die Mitarbeiter<br />
entstand ein Wohnhaus auf dem<br />
Gelände, das stilistisch an Bauten<br />
von Schinkel erinnert. Nach dem<br />
Konkurs der Gründerfirma wurde<br />
das Werk von der „Charlottenburger<br />
Wasser- und Industriewerke<br />
AG“ übernommen. Die neuen<br />
Eigentümer erweiterten das<br />
Werk um das Rieselergebäude,<br />
das die Filteranlage enthielt und<br />
einen 3000 Kubikmeter großen<br />
Reinwasserbehälter. In dem unterirdisch<br />
gelegenen Reinwasserbehälter,<br />
der damals als Wasserspeicher<br />
genutzt wurde, werden<br />
heute Konzerte abgehalten.<br />
Um 1892 wurden Haushalte<br />
von Neukölln bis Zehlendorf<br />
vom Wasserwerk am Teufelssee<br />
versorgt. 1906 kaufte die Stadt<br />
Charlottenburg das Werk. Nach<br />
der Eingemeindung gehörte das<br />
Wasserwerk zum Verbund der<br />
städtischen Wasserwerke Berlins.<br />
Bis 1969 – also fast 80 Jahre<br />
– war das Wasserwerk in Betrieb,<br />
dann wurde es wegen veralteter<br />
Technik und hygienischer Mängel<br />
stillgelegt. 1974 sollte es abgerissen<br />
werden, doch der sofort<br />
einsetzende öffentliche Protest<br />
sorgte dafür, dass das Werk erhalten<br />
blieb. Über die Nachnutzung<br />
wurde lange gestritten. 1980<br />
überzeugte die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Naturschutz<br />
e. V. mit ihrem Konzept und nach<br />
vielen Umbauarbeiten konnte<br />
das Ökowerk am Teufelssee seine<br />
Arbeit aufnehmen. Heute steht<br />
das Wasserwerk unter Denkmalschutz.<br />
Viele begeisterte Besucher<br />
Die ökologische Bildungs- und<br />
Tagungsstätte, die alles rund um<br />
das Thema Wasser zeigt, hatte<br />
seitdem viele begeisterte Besucher<br />
aus dem In- und Ausland.<br />
Die schöne Lage im Grunewald<br />
und nahe am Teufelsberg und<br />
-see bietet Erholung und viele<br />
Möglichkeiten der Programmgestaltung.<br />
So sind auch Tagungen<br />
im Ökowerk ideal, denn in den<br />
Pausen kann die Natur rundherum<br />
genossen werden. Veranstaltungen<br />
finden sowohl drinnen als<br />
auch draußen statt – und auch<br />
Wanderungen in anderen Naturräumen<br />
der Stadt gehören zum<br />
Programm des Ökowerks.<br />
Tag des offenen Denkmals<br />
Maschinenhaus, Rieselergebäude,<br />
Langsamfilter und Reinwasserbehälter<br />
erzählen aus der Geschichte<br />
der Wasserversorgung.<br />
Damals galt Berlin als schmutzigste<br />
Hauptstadt Europas. Eine<br />
Tour führt durch das Wasserwerk<br />
sowie in die Ausstellung Wasserleben,<br />
zur Geschichte der<br />
Wasserförderung, zum Wasserverbrauch<br />
und zu aktuellen Problemen<br />
rund ums Grundwasser.<br />
Geöffnet ist am 10. September<br />
von 12 – 18 Uhr<br />
Um 14 Uhr beginnt am 10. September<br />
eine Führung durch das<br />
alte Wasserwerk mit Dr. Wolfgang<br />
Landsberg-Becher. Treffpunkt<br />
zur Führung: vor der Waldhalle,<br />
Dauer 2 Std., max. 25 Personen.<br />
Eintritt frei, Spende erbeten. Adresse:<br />
Naturschutzzentrum Ökowerk<br />
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6 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Schmargendorf<br />
im Fokus<br />
Verkaufsoffener<br />
Sonntag am<br />
10. September<br />
An der alten Dorfkirche ahnt<br />
man noch etwas von der einst<br />
ländlichen Idylle des Ortsteils.<br />
Aber natürlich hat die Zeit auch<br />
in Schmargendorf nicht haltgemacht<br />
und so reihen sich entlang<br />
der Breite- und Berkaer Straße Geschäft<br />
an Geschäft. Das ist an sich<br />
in Berlin nichts Ungewöhnliches.<br />
Doch in Schmargendorf ist etwas<br />
anders – die Mehrzahl der Läden<br />
gehört zum Einzelhandel und<br />
die meisten Geschäfte sind noch<br />
inhabergeführt. Fachgeschäft<br />
neben Fachgeschäft ist in Berlin<br />
mittlerweile selten geworden.<br />
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<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 7<br />
Der verkaufsoffene Sonntag ist<br />
die erste Aktion des „Unternehmerkreis<br />
Schmargendorf 14199<br />
– Mein Kiez“.<br />
Um diese Vielfalt zu erhalten<br />
und sich den Kunden rund um<br />
Schmargendorf besser zu präsentieren,<br />
wurde im März der<br />
„Unternehmerkreis Schmargendorf<br />
14199 – Mein Kiez“ ins Leben<br />
gerufen.<br />
Ziel der Initiative ist es, die Geschäftsvielfalt<br />
in „Schmargendorf<br />
14199“ noch mehr in das Bewusstsein<br />
der Kunden zu rücken<br />
und die Besonderheiten des lokalen<br />
Angebots herauszustellen.<br />
Als erste gemeinsame Aktion<br />
startet der verkaufsoffene Sonntag<br />
am 10. September von 13 bis<br />
18 Uhr. 36 Geschäfte haben ihre<br />
Teilnahme zugesagt. Bezirksbürgermeister<br />
Reinhard Naumann<br />
hat sein Kommen angekündigt.<br />
Für alle Interessenten und Kunden<br />
wird ein Gewinnspiel mit<br />
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8 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Bibliotheken mit neuem<br />
digitalen Filmangebot<br />
Die Öffentlichen Bibliotheken<br />
Berlins (VÖBB) bieten ab sofort<br />
mit dem neuen Portal „Filmfriend“<br />
das erste Video-On-<br />
Demand-Filmportal speziell für<br />
Bibliotheken. „Filmfriend“ wurde<br />
gemeinsam vom Projekt „Digitale<br />
Welten“ des VÖBB und der<br />
filmwerte GmbH (Babelsberg)<br />
entwickelt.<br />
Das Portal bietet ein attraktives<br />
Filmangebot mit über 500 Spielfilmen,<br />
Dokumentationen, Serien<br />
und Kinderfilmen mit einfacher<br />
Handhabung und einem modernen,<br />
werbefreien Design. Es<br />
vereint die rechtliche (Daten-)<br />
Sicherheit einer anonymen Registrierung<br />
über die VÖBB-Ausweisnummer<br />
mit dem Komfort<br />
kommerzieller Streaming-Anbieter.<br />
Die Berliner Öffentlichen<br />
Bibliotheken reagieren damit auf<br />
die sich verändernden Konsumgewohnheiten<br />
im Filmbereich<br />
und nehmen mit diesem Angebot,<br />
das laufend erweitert wird,<br />
eine Pionierrolle in der Bibliothekslandschaft<br />
ein.<br />
Bibliotheksnutzende können sich<br />
über ihre Nutzernummer anmelden<br />
und aus dem Angebot auswählen,<br />
das über alle gängigen<br />
Browser sowohl auf stationären<br />
Rechnern, als auch über mobile<br />
Endgeräte gestreamt werden<br />
kann. Dabei wird das Alter der<br />
Nutzer überprüft. Der Zugriff erfolgt<br />
als unbegrenzter Parallelzugriff,<br />
es treten keine Wartezeiten<br />
auf. Unterstützt werden PC, Mac,<br />
Google Chromecast, Apple TV und<br />
Android-Mobilgeräte. Eine App<br />
für iOS ist mittelfristig geplant.<br />
Anders als bei kommerziellen<br />
Anbietern ist die Anmeldung<br />
anonymisiert, nutzerbezogene<br />
Daten werden nicht erfasst. Die<br />
Nutzung von „Filmfriend“ ist im<br />
Entgelt für den Bibliotheksausweis<br />
des VÖBB (derzeit 10 Euro<br />
pro Jahr) bereits enthalten.<br />
Neu ist auch das Angebot „Duden<br />
Basiswissen Schule“ (über www.<br />
munzinger.de, frei zugänglich mit<br />
Bibliotheksausweis). Zu finden<br />
sind diese Angebote bei www.<br />
voebb.de/digitale-angebote.<br />
Briefwahl<br />
Für die am 24.09.<strong>2017</strong> stattfindende<br />
Wahl zum 19. Deutschen<br />
Bundestag sowie dem Volksentscheid<br />
über den Weiterbetrieb<br />
des Flughafens Berlin-Tegel „Otto-Lilienthal“<br />
(TXL) stehen zwei<br />
barrierefrei zugängliche Briefwahllokale<br />
zur Verfügung.<br />
Im Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee<br />
100, 10585 Berlin,<br />
Raum 305, und im Dienstgebäude<br />
am Hohenzollerndamm, Hohenzollerndamm<br />
177, 10713 Berlin,<br />
Raum 2000 (Zugang über<br />
Mansfelder / Ecke Brienner Straße).<br />
Die Wahllokale sind zu den<br />
Öffnungszeiten der Bürgerämter<br />
geöffnet:<br />
Montag 8-16 Uhr, Dienstag: 11-<br />
18 Uhr, Mittwoch: 8-13 Uhr, Donnerstag:<br />
10-18 Uhr und Freitag<br />
8-14 Uhr.<br />
V. Zukunftstag in<br />
Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong><br />
Nach dem Zukunftstag und<br />
den Zukunftstischen Anfang<br />
des Jahres <strong>2017</strong> findet nun der<br />
V. Zukunftstag am Mittwoch,<br />
dem 20. September <strong>2017</strong>, von 14<br />
bis 19 Uhr im Festsaal (3. Etage)<br />
des Rathauses Charlottenburg,<br />
Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin<br />
statt.<br />
Unter dem Motto „Gemeinsam<br />
Integration neu denken: Chancen<br />
sehen, geben und nutzen“<br />
werden die Entwicklungen und<br />
(Zwischen-) Ergebnisse der acht<br />
durchgeführten Zukunftstische<br />
zusammengetragen und gemeinsam<br />
weiterentwickelt. Eine<br />
neunte Gruppe wird sich mit<br />
dem Format des Zukunftstages<br />
selbst beschäftigen: Wie können<br />
und sollen sich Zukunftstage<br />
mehr für geflüchtete Menschen<br />
öffnen?<br />
Zu dem V. Zukunftstag sind alle<br />
ehren- und hauptamtlichen Aktiven<br />
aus dem Bezirk eingeladen.<br />
Um Anmeldung wird gebeten<br />
entweder online unter: www.<br />
charlottenburg-wilmersdorf.de<br />
oder per Fax unter 9029-12647.<br />
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<strong>Gazette</strong> Charlottenburg & <strong>Wilmersdorf</strong> <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 9<br />
Denkmalschutz verbessern<br />
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) diskutiert<br />
Historische Gebäude zu erhalten und<br />
kulturelles Erbe zu sichern gehört zu<br />
den Aufgaben des Denkmalschutzes.<br />
Doch die Anforderungen der wachsenden<br />
Stadt und die Vorstellungen der<br />
Bauherren sind nicht immer mit dem<br />
Denkmalschutz in Einklang zu bringen.<br />
Neue Konzepte sind gefragt – damit beschäftigt<br />
sich die BVV in diesem Monat.<br />
Berlin SPD-Fraktion<br />
Die Frage wurde lösungsorientiert schon in<br />
der letzten Wahlperiode gestellt und erste<br />
Maßnahmen zur Verbesserung getroffen.<br />
Eine zusätzliche Stelle sorgte für eine Entlastung<br />
und reduzierte die Bearbeitungsrückstände.<br />
Für manche – teils berechtigt – zu<br />
wenig, aber das was möglich war. Damit<br />
haben wir auch hier eine Kehrtwende des<br />
Personalabbaus eingeleitet. Diesen Weg<br />
werden wir auch in dieser Wahlperiode<br />
weiterverfolgen. Die SPD- Fraktion wird<br />
zusätzlich auch die inhaltliche Arbeit des<br />
Denkmalschutzes in Quantität und Qualität<br />
auf die Anforderungen der Zukunft auszurichten<br />
versuchen. Mit Quantität ist ein<br />
zeitnahes Abarbeiten der vier Aufgaben des<br />
bezirklichen Denkmalschutzes gemeint. Mit<br />
Qualität die zusätzliche Nutzung der Fördermittel<br />
des städtebaulichen Denkmalschutzes.<br />
Dazu sind Konzepte für die Ortsteile<br />
des Bezirkes notwendig, die zum einen die<br />
Bausubstanz von Denkmalen, Altbauten<br />
bis hin zur Siedlung der Berliner Moderne<br />
innerhalb eines Quartiers darstellen, um<br />
eine urbane Weiterentwicklung mit Identifikationswert<br />
und baukultureller Bedeutung<br />
zu sichern.<br />
Wolfgang Tillinger<br />
CDU-Fraktion<br />
Um diese Frage zu beantworten, muss man<br />
sich verdeutlichen, was der Sinn und Zweck<br />
des Denkmalschutzes sein sollte und wie<br />
der aktuelle Stand bei uns im Bezirk ist. Der<br />
Denkmalschutz und die Denkmalpflege<br />
sollen wichtige Zeugnisse der Baukultur<br />
bewahren. Sie tragen im Idealfall dafür<br />
Sorge, dass Denkmale in die städtebauliche<br />
Entwicklung und Landschaftspflege<br />
einbezogen werden. Ein Blick in die umfangreiche<br />
Liste der Baudenkmale unseres<br />
Bezirks macht jedem sofort deutlich, dass<br />
zur Bewältigung dieser Aufgabe Mitarbeiter<br />
in zweistelliger Zahl notwendig sind. Dennoch<br />
stehen in unserem Bezirk seit Jahren<br />
nur zwei Mitarbeiter dafür zur Verfügung.<br />
Daher konnten die oben beschriebenen<br />
Aufgaben in unserem Bezirk nicht erfüllt<br />
werden, auch wenn die betroffenen Mitarbeiter<br />
ihr Bestes gegeben haben. Von<br />
politisch verantwortlicher Seite (insbesondere<br />
SPD-Baustadtrat) ist in der letzten<br />
Wahlperiode nichts passiert, um diesen<br />
Zustand zu ändern. Augenscheinlich wurde<br />
von der Hausleitung der Denkmalschutz als<br />
Nebenaufgabe betrachtet. Denkmalschutz<br />
ist aber eine wichtige Pflichtaufgabe, die<br />
sich nicht nur darauf beschränken darf,<br />
den Umbau oder Abriss von Denkmalen<br />
zu verhindern, sondern der im Vorfeld beratend<br />
und unterstützend tätig werden muss,<br />
damit diese entsprechend gepflegt und erhalten<br />
werden können. Dahin müssen wir<br />
dringend zurück.<br />
René Powilleit<br />
B‘90/Grünen-Fraktion<br />
Mit Inkrafttreten einer „liberalisierten“<br />
Berliner Bauordnung im Februar 2006<br />
hat das Land Berlin den Einfluss auf viele<br />
Bauvorhaben quasi aus der Hand gegeben.<br />
Statt bei den bezirklichen Bauämtern<br />
liegt die Wahrung des Baurechts nun beim<br />
„freien Markt“ – also bei Investoren sowie<br />
bei von ihnen bezahlten Architekten und<br />
Gutachtern. Ziel der unter dem damaligen<br />
rot-roten Senat beschlossenen Liberalisierung:<br />
Personalsparen, bis es quietscht. Das<br />
wurde seit 2006 erfolgreich umgesetzt: Das<br />
Personal in den bezirklichen Bauämtern<br />
ist so stark reduziert worden, dass es fast<br />
handlungsunfähig ist.<br />
Eine der wenigen Einflussmöglichkeiten,<br />
die Bauämtern verblieben sind, ist der<br />
Denkmalschutz – sofern ein Gebäude das<br />
Glück hat, unter Denkmalschutz zu stehen.<br />
Doch selbst hier sind in den vergangenen<br />
10 Jahren Mitarbeiter eingespart worden.<br />
Berlin erlebt eine neue Gründerzeit. Gestaltung<br />
des baulichen Wachstums gehört zu<br />
den staatlichen Hoheitsrechten. Dabei spielen<br />
sowohl soziale, ökologische wie auch<br />
ästhetische Aspekte eine Rolle. Eine ausreichende<br />
Personaldecke sowie rechtliche<br />
Instrumente sind die Basis, damit der Staat<br />
seine Aufgaben wahrnehmen kann. Soziales,<br />
Ökologie und Ästhetik gegeneinander<br />
auszuspielen, wie manch einer es derzeit<br />
tut, schadet dem Wachstum der Stadt.<br />
Jenny Wieland<br />
FDP-Fraktion<br />
In Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong> gibt es<br />
1.901 Denkmale. Denkmale sind identitätsstiftendes<br />
baukulturelles Erbe, welches zu<br />
schützen ist.<br />
Im Bezirk muss ein schlechter Umgang<br />
mit denkmalgeschützter Bausubstanz<br />
festgestellt werden. Der Gloria Palast wird<br />
abgerissen, das Haus der Kirche am Karl-<br />
August-Platz wird teilweise abgerissen, die<br />
Holtzendorff-Garagen dümpeln vor sich<br />
hin, für die Kant-Garagen konnten erst nach<br />
zähen Verhandlungen Lösungsansätze gefunden<br />
werden, die den Abriss verhindert<br />
haben. Aber wo liegen die Probleme?<br />
Kommen die Eigentümer der besonderen<br />
Sorgfaltspflicht gegenüber Denkmalen<br />
nicht nach? Kümmert sich die bezirkliche<br />
Denkmalpflege nicht mit der notwendigen<br />
Energie um unsere Denkmale?<br />
Der Bezirk hat die meisten Denkmale im<br />
Land Berlin - und die Denkmalschutzbehörde<br />
mit den wenigsten Mitarbeitern – drei<br />
Vollzeitstellen.<br />
Der Bezirk setzt aus Sicht der FDP-Fraktion<br />
erneut die falschen Prioritäten. Statt unser<br />
bau-kulturelles Erbe zu schützen und zu bewahren,<br />
investiert das Bezirksamt lieber in<br />
Personal für das Bürokratiemonster Milieuschutz.<br />
Die FDP bezweifelt, dass hierdurch<br />
die akuten Probleme bei der Denkmalpflege<br />
behoben werden können. Dies ist kein<br />
Ausdruck erfolgreicher Politik.<br />
Johannes Heyne<br />
Alternative<br />
für<br />
Deutschland<br />
AfD-Fraktion<br />
Denkmalschutz - In Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong><br />
gerade nur noch eine lateinische<br />
Phrase mit der Bedeutung „Wohin gehst du<br />
- Denkmalschutz?“.In unserem Bezirk wird<br />
der Denkmalschutz gerade gegen die Wand<br />
gefahren. Dazu einige Beispiele:<br />
Deutschlandhalle – Denkmalschutz –<br />
schon lange abgerissen. Gloria-Palast –<br />
Denkmalschutz – wird gerade abgerissen.<br />
Ku’damm-Bühnen – Innenausstattung<br />
Denkmalschutz – soll abgerissen werden.<br />
Schaubühnen- Mendelsohn-Ensemble -<br />
Denkmalschutz – soll durch Neubebauung<br />
verändert werden.<br />
Warum dieser mehrfache Verstoß gegen<br />
geltendes Recht? Weil SPD, Linke, Grüne<br />
und auch Frau Merkel immer öfter behaupten,<br />
es gäbe „keine spezifisch deutsche Kultur“,<br />
um es mit den Worten von Frau Özoguz<br />
(SPD) zu sagen.<br />
Wohl kaum jemand wird ernsthaft bestreiten,<br />
dass Baudenkmäler und die alt angelegten<br />
urbanen Strukturen das Gedächtnis<br />
einer Stadt ausmachen. Wenn wir unsere<br />
Baudenkmäler aufgeben, verlieren wir unser<br />
kulturelles Gedächtnis. Ein Schelm, wer<br />
vermuten würde, dies wäre von SPD, Linken,<br />
Grünen und Teilen der CDU nicht so gewollt.<br />
Marion Boas<br />
Linksfraktion<br />
Denkmalschutz gilt als „veraltet“ und „konservativ“<br />
– doch um das kulturelle Erbe der<br />
Stadt zu sichern, braucht es denkmalschutzrechtliche<br />
Instrumente: Erinnerungs- und<br />
kulturpolitisch, aber auch stadtpolitisch, z.B.<br />
wenn Wohnungen und soziale Infrastrukturen<br />
durch Denkmalschutz gerettet werden<br />
können. Deshalb müssen ausreichend personelle<br />
und finanzielle Ressourcen bereitgestellt<br />
werden. Insbesondere wollen wir dem<br />
Denkmalschutz in der Planungsphase von<br />
Bauvorhaben mehr Gewicht verleihen und<br />
verstärkt Bauherren und Eigentümer*innen<br />
Pflegepläne zum Erhalt auferlegen. Denkmalschutz<br />
muss stärker in die Öffentlichkeit:<br />
Mit breiter Bürger*innenbeteiligung sollen<br />
die Denkmalschutzbehörden Erhaltungsund<br />
Entwicklungsstrategien erarbeiten,<br />
insbesondere Pflegepläne. In allen Bezirken<br />
muss es öffentlich tagende Denkmalbeiräte<br />
geben, an denen sachkundige und interessierte<br />
Bürger*innen teilnehmen können,<br />
der Landesdenkmalrat muss seine Tätigkeit<br />
transparenter gestalten. Kurz: Die soziale<br />
Stadt braucht einen starken Denkmalschutz,<br />
auch den Willen, Denkmalschutz<br />
gegen profitorientierte Investor*innen<br />
durchzusetzen.<br />
Niklas Schenker
10 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
32. Fest der Nationen <strong>2017</strong><br />
Vom 8. bis 10. September wird auf dem Prager Platz gefeiert<br />
Als großes Bezirksfest ist das Fest<br />
der Nationen längst ein fester Bestandteil<br />
des Jahres in Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong><br />
geworden. Wir<br />
feiern ein Fest der Völkerverständigung<br />
und des friedlichen Zusammenlebens<br />
vieler Nationen in<br />
unserer Stadt. Es ist zugleich ein<br />
Kiezfest für die Anwohnerinnen<br />
und Anwohner und ein internationales<br />
Fest für viele Gäste aus<br />
Berlin und anderswo, ein Fest vieler<br />
Nationen für ein Publikum aus<br />
vielen Nationen – schließlich leben<br />
in unserem Bezirk Menschen<br />
Spaß für die Kleinsten.<br />
aus mehr als 100 Ländern. Zum<br />
ersten Mal werden wir 3 Bühnen<br />
mit unterschiedlichem Programm<br />
haben.<br />
Ich bedanke mich bei allen Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern<br />
und allen, die dieses Fest möglich<br />
gemacht haben.<br />
Ich wünsche allen Gästen viel<br />
Freude und gute Unterhaltung<br />
beim 32. Fest der Nationen rund<br />
um den Prager Platz!<br />
Ihr<br />
Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister
<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 11<br />
Festgelände auf dem Prager Platz<br />
An vielen Ständen gibt es kulinarische<br />
Spezialitäten, Kunsthandwerk<br />
und Informationen aus aller Welt.<br />
Auf den Bühnen wird ein buntes<br />
musikalisches Programm geboten.<br />
Das Fest ist am Freitag von 15 bis<br />
23 Uhr, am Samstag von 11 bis<br />
23 Uhr und am Sonntag von 11 bis<br />
20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.<br />
Unter anderem präsentiert sich der<br />
Partnerschaftsverein <strong>Wilmersdorf</strong><br />
gemeinsam mit dem Förderverein<br />
Bibliotheken. Wie in jedem Jahr<br />
beim Fest der Nationen wird die<br />
Reservistenkameradschaft RK04<br />
<strong>Wilmersdorf</strong>/City gemeinsam mit<br />
Soldaten der 5. Kompanie des<br />
Wachbataillons beim Bundesministerium<br />
der Verteidigung auch<br />
<strong>2017</strong> in ihrem Zelt auf dem Prager<br />
Platz Erbsensuppe verkaufen und<br />
den Erlös für einen guten Zweck<br />
spenden. Die Seniorenvertretung<br />
Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong> präsentiert<br />
sich mit einem Infostand.<br />
Sie vertritt die Interessen der Bürgerinnen<br />
und Bürger gegenüber<br />
dem Bezirksamt, den Verwaltungen,<br />
Verbänden, Parteien und allen<br />
Institutionen, die sich mit der Seniorenarbeit<br />
befassen. Ausführliche<br />
Bühnenprogramm<br />
FREITAG, 8. SEPTEMBER<br />
Bühne 1 – Aschaffenburger Straße<br />
15.00 – 16.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
16.00 – 16.30 Uhr: Eröffnung durch<br />
Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann<br />
16.30 – 22.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
Bühne 2 – Prager Straße/Motzstraße<br />
15.00 – 17.30 Uhr: Viktoria & Sergeiy Balitskiy Band,<br />
Russische Romanzen/Zigeunermusik<br />
18.00 – 22.00 Uhr: Band „2 Cash“ Countrymusik<br />
Bühne 3 – Trautenaustraße/Prager Platz<br />
15.00 – 22.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
SAMSTAG, 9. SEPTEMBER<br />
Bühne 1 – Aschaffenburger Straße<br />
11.00 – 12.30 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
12.30 – 13.30 Uhr: Jugendband Berlin Buddy’s<br />
13.30 – 14.30 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
14.30 - 15.30 Uhr: Jugendband 5 Strops<br />
15.30 – 16.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
16.30 – 17.30 Uhr: Schüler Big Band<br />
Heinz-Berggruen-Gymnasium<br />
18.00 – 22.00 Uhr DJ Henry mit Musik<br />
Bühne 2 – Prager Straße/Motzstraße<br />
11.00 – 11.30 Uhr: Kinderquiz Kriminal<br />
11.30 – 14.30 Uhr: Vladimir MillerJazz Quartett Swing/Dixie<br />
15.00 – 15.30 Uhr: Lesung mit Peter Bieber<br />
Informationen gibt es im Internet<br />
unter www.seniorenvertretung.<br />
charlottenburg-wilmersdorf.de.<br />
Aus dem Bezirksamt werden unter<br />
anderem die Jugendkunstschule,<br />
das Bürgeramt, das Sozialamt, das<br />
Ordnungsamt, das Umweltamt<br />
sowie die Integrationsbeauftragte<br />
mit Informationen und Gesprächspartner/innen<br />
vertreten sein. Der<br />
Weltladen A Janela (portugiesisch:<br />
„Das Fenster“) informiert über fairen<br />
Handel. Er wurde im November<br />
1999 von einer Aktionsgruppe der<br />
katholischen Gemeinde St. Ludwig<br />
gegründet, um die Idee des fairen<br />
Handels in die Tat umzusetzen.<br />
Träger ist der Verein „Eine Welt –<br />
St. Ludwig, Berlin <strong>Wilmersdorf</strong> e. V.“.<br />
Auf ihre Initiative startete im April<br />
15.30 – 17.00 Uhr: Canciones Sudamericanas,<br />
lateinamerikanische Lieder<br />
17.00 – 17.30 Uhr: Lesung mit Josef Schley<br />
18.30 – 22.00 Uhr: Band „Gipsy Fuego“ Flamenco<br />
Bühne 3 – Trautenaustraße/Prager Platz<br />
11.00 – 22.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
Ab ca. 22.30 Uhr Feuerwerk.<br />
SONNTAG, 10. SEPTEMBER<br />
Bühne 1 – Aschaffenburger Straße<br />
11.00 – 13.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
15.00 – 16.00 Uhr: Jugendband Berlin Buddy’s<br />
16.00 – 16.30 Uhr: Folkloregruppe der Kroatischen Gemeinde<br />
16.30 – 20.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
Bühne 2 – Prager Straße/Motzstraße<br />
11.00 – 11.30 Uhr: Quiz engl. Literatur<br />
11.30 – 13.00 Uhr: Moderation und Interviews<br />
13.00 – 15.00 Uhr: Mitmachaktionen der<br />
Jugendkunstschule<br />
15.00 – 15.30 Uhr: Lesung Heike Avsar<br />
15.30 – 17.00 Uhr: Duo Burkhard & Glenn, alte Schlager<br />
17.00 – 17.30 Uhr: Lesung A. Perdelwitz<br />
17.30 – 20.00 Uhr: Calima/Flamenco Vivo,<br />
Flamenco traditionell<br />
Bühne 3 – Trautenaustraße/Prager Platz<br />
11.00 – 13.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
15.00 – 20.00 Uhr: DJ Henry mit Musik<br />
2010 eine Kampagne für die Fairtrade<br />
Town Charlottenburg-<strong>Wilmersdorf</strong>.<br />
Das Pangea-Haus beteiligt<br />
sich in diesem Jahr erneut mit einem<br />
Informationsstand am Fest<br />
der Nationen. Im Pangea-Haus,<br />
ganz in der Nähe des Prager Platzes,<br />
in der Trautenaustraße 5, sind<br />
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12 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Die hängenden Gärten des Wilfried Schuh<br />
Im Verborgenen Schmargendorfs blüht eine ganz besondere Oase<br />
Ein Kleinod in Schmargendorf.<br />
Wilfried Schuh, Diplom-Ingenieur,<br />
Architekt und Gartenkünstler,<br />
führt an diesem sonnigen<br />
Vormittag gekonnt die Heckenschere<br />
über das Blattwerk des<br />
zu gefälligen Bögen verwachsenen<br />
Strauchwerks. Ich bin mit<br />
ihm verabredet, hier zwischen<br />
Kösener und Berkaer Straße<br />
sein grünes Paradies näher in<br />
Augenschein zu nehmen. Und<br />
wirklich, kaum hat man die kleine<br />
Toreinfahrt neben dem Blumengeschäft<br />
passiert, glaubt<br />
man in eine andere, friedlichere<br />
Welt einzutauchen. Blühende<br />
Blumenkübel markieren die<br />
Parkplätze, die anliegende Gartenanlage<br />
der Nachbarn erinnert<br />
an eine gepflegten englischen<br />
Garten. Mittendrin der ältere<br />
Mann mit den so jugendlich<br />
blitzenden Augen unter galantem<br />
Strohhut. „Die Grünfläche<br />
habe ich okkupiert“; erklärt er<br />
schmunzelnd auf meinen fragenden<br />
Blick hin. Seine Nachbarn<br />
können sich glücklich schätzen,<br />
ihn als Garten-Kümmerer für sich<br />
gewonnen zu haben.<br />
Auf dem Weg ins Paradies<br />
Als Vorhof zum Paradies könnte<br />
die Grünfläche vor Schuhs<br />
Grundstück bezeichnet werden.<br />
Denn schreitet der Besucher<br />
durch das schmiedeeiserne Tor<br />
in dessen eigentliches Refugium,<br />
bleibt die laute Welt draußen.<br />
Das Plätschern des kleinen Brunnens<br />
klingt dem Besucher einladend<br />
entgegen, der die über<br />
Sichtachsen verbundenen Grünräume<br />
neugierig zu erkunden<br />
bereit ist. Dabei streift sein Blick<br />
unwillkürlich an der Fassade von<br />
Wohnhaus, Remise und Orangerie<br />
empor, die den rund 500<br />
Quadratmeter großen, in Form<br />
einer dreischiffigen Basilika angelegten<br />
Hof gefällig einfassen.<br />
Bewachsen mit wildem Wein<br />
und Hängegeranien, rufen sie<br />
unweigerlich das Bild der „hängenden<br />
Gärten der Semiramis“<br />
beim Betrachter wach.<br />
Doch erst einmal heißt es, rasten<br />
an kühlem Brunnen. Palmenblätter<br />
in steinernem Kübel fächeln<br />
zwischen Säulen grüßend im<br />
Sommerwind, blaublühende<br />
Schmucklilien und bunte Knollenbegonien<br />
nicken farbenfroh,<br />
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<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 13<br />
Wilfried Schuh gab der Engelstrompete den Namen „Ginger Rogers“.<br />
dazwischen neigt sich elegant<br />
die gelbstrahlende „durchwachsene<br />
Silphie“, eine Verwandte<br />
der Sonnenblume. „Ihre Blütenblätter<br />
bilden Becher, in denen<br />
sie Wasser speichern kann für<br />
eventuelle Trockenperioden“,<br />
erklärt Gartenfreund Schuh seine<br />
Untermieterin, die ihm seine<br />
hingebungsvolle Pflege mit reichem<br />
Blütenstand dankt. Darin<br />
stehen ihr auch die anderen<br />
Gartenbewohner mit ihrer üppigen<br />
Vegetation von Frühjahr<br />
bis Winter in nichts nach, wie ich<br />
erfahre.<br />
Gregor Römhild<br />
Andrea Kuhr<br />
Dr. Axel von Stein-Lausnitz<br />
Zahnärzte am Bundesplatz<br />
Bundesallee 55<br />
10715 Berlin<br />
Bei kühlem Zitronensprudel plaudert<br />
der rüstige Gartenfreund aus<br />
seinem Leben, erzählt begeistert<br />
von der Metamorphose dieses<br />
inzwischen über dreißig Jahre<br />
alten Gartens. Die grüne Blätterwand<br />
der haushohen Weide<br />
schirmt den Blick zum Parkplatz<br />
ab. Im Schatten ihrer und einer<br />
Buche schweren Zweige lässt<br />
es sich herrlich entspannen. Im<br />
Einkaufsnetz hat Wilfried Schuh<br />
die junge Weide einst in ihr neues<br />
grünes Zuhause getragen. Zu<br />
fast jedem Gewächs hier weiß er<br />
eine Geschichte, spannend oder<br />
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Auf der Farm Katerbow wachsen<br />
Schweine mit viel Platz und fernab<br />
jeglicher Massentierhaltung heran.<br />
Die Tiere bleiben durch ungelöstes<br />
Pektin, das in unserem Apfeltrester<br />
enthalten ist, gesund. So kann auf<br />
Medikamente verzichtet werden.<br />
bewegend, und zeigt sich dabei<br />
immer fest verwurzelt mit seinen<br />
Pflanzen.<br />
In Wilfried Schuhs Bürgerhaus,<br />
seinem Arkadien, leben heute<br />
in zehn liebevoll und fachmännisch<br />
restaurierten, teilweise<br />
möbliert vermieteten Wohnungen<br />
Menschen, die sich den Blick<br />
für Kunst, Historie und Kultur<br />
bewahrt haben. Sie finden als<br />
kunstliebende Gemeinschaft<br />
wie der Hausherr sagt, als “seine<br />
Wohnpartner“ gerne bei den<br />
von ihm und seiner Frau veranstalteten<br />
Lesungen, Musikvorführungen,<br />
Buchvorstellungen,<br />
aber auch Feten und Essen zusammen.<br />
Von Caputh nach Berlin…<br />
Wie einmal alles begann, erzählt<br />
mir der Hausherr, der bereits im<br />
neunten Lebensjahrzehnt angekommen<br />
ist, an diesem Vormittag<br />
ausgiebig, verfällt dabei<br />
immer wieder ins Plattdeutsch<br />
seiner Heimat:<br />
Die Liebe zur Natur und Kultur<br />
wurde ihm wohl in die Caputher<br />
Wiege gelegt, die unweit des<br />
Schwielowsees stand. Havellot-<br />
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Apfelschweins verbinden wir<br />
Tierwohl und Direktvermarktung.<br />
Wir sind davon überzeugt dass<br />
wir einen Weg aus der Massenproduktion<br />
gefunden haben. Im<br />
direktem Gespräch mit Ihnen, unseren<br />
Kunden, entwickeln wir uns<br />
ständig weiter. Vielen Dank dafür.<br />
Wir wollen nicht stehen bleiben,<br />
sondern Ihnen auch weitere Angebote<br />
direkt vom Erzeuger machen.<br />
Deshalb geben wir Kollegen wie<br />
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der Vorrat reicht – oder Angelika<br />
(Gemüsegärtnerei) jeden Freitag<br />
die Möglichkeit, ihre Produkte bei<br />
uns anzubieten. Direkter geht es<br />
nicht. Probieren Sie selbst, frischer<br />
und preiswerter kommen wir nicht<br />
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Alt Heiligensee 70<br />
13503 Berlin<br />
Telefon: 030 – 43 122 18<br />
www.farm-katerbow.de
14 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
sen waren seine Vorfahren, die<br />
später, als Berlin nach den begehrten<br />
Glindower Ziegelsteinen<br />
rief, mit Kähnen und Schiffen über<br />
die Havel fuhren, diesen Bedarf<br />
zu erfüllen. Der Großvater schiffte<br />
als Dreizehnjähriger Theodor<br />
Fontane über den See nach Petzow,<br />
wo auch Lenne´s Verschönerungstour<br />
Zeichen setzte.<br />
Der Garten und die Mistkuhle<br />
zogen den Jungen Wilfried schon<br />
damals magisch an. Da mussten<br />
Tomatenpflanzen hochgebunden<br />
und gedüngt werden, und<br />
im Wald versuchte er mit „gemopsten“<br />
Akazien und Birken ein<br />
versandetes Stück neu zu begrünen.<br />
Daheim wurde Hausmusik<br />
gepflegt, der Vater arbeitete bei<br />
AEG-Telefunken, spielte Geige,<br />
Sohn und Tochter mehrere Instrumente.<br />
Noch heute erinnert das<br />
alte Klavier, auf dem bereits Liszt<br />
Haus und Garten vor Wilfried Schuhs Übernahme.<br />
spielte, im Schmargendorfer Domizil<br />
an diese Tage.<br />
„In Caputh bin ich geboren und<br />
habe dort wirkliches Heimatgefühl<br />
entwickelt“, erinnert sich Wilfried<br />
Schuh und beschreibt seinen<br />
Werdegang weiter: „In Potsdam<br />
bin ich geschult und in Berlin<br />
habe ich studiert.“ Dort wurde<br />
er auch Schüler des Architekten<br />
der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche,<br />
Egon Eiermann. 1961 kam<br />
Schuh als politischer Flüchtling in<br />
den Westen. Als Architekt mit viel<br />
Sinn für Kunstgeschichte arbeitete<br />
er im „eigentlichen Herzen der<br />
Mark Brandenburg“, in Berlin, als<br />
technischer Leiter einer Bauträgergesellschaft<br />
im Sanierungsbetrieb.<br />
Er wurde, vom sozialdemokratischen<br />
Gedanken geprägt,<br />
Bezirksverordneter in Spandau,<br />
wo er auch wohnte. Heute betont<br />
Schuh: „In der damaligen<br />
Wohnungspolitik und dem sozialen<br />
Wohnungsbau wurde viel<br />
falsch und kaputt gemacht.“ In<br />
seiner Freizeit baute er im Kleingarten<br />
am Weinmeisterhornweg<br />
sein privates Gesellenstück mit<br />
Bungalow, Pavillon und Teichanlage.<br />
Sein Meisterstück aber<br />
sollten später Haus und Garten<br />
in Schmargendorf werden.<br />
Die damals immer unsicherer<br />
werdende Mietpolitik ließ Wilfried<br />
Schuh für sich und seine<br />
Familie Ausschau nach einem<br />
Wohnobjekt halten, dass ihm als<br />
Eigentümer einen sicheren Alterswohnsitz<br />
versprechen würde.<br />
…und in die Kösener Straße<br />
Als er 1977 von dem zum Verkauf<br />
stehenden, 1887 erbauten Abrisshaus<br />
in der Kösener Straße 4<br />
Mitglied im Berliner<br />
Verband Gewerblicher<br />
Schneeräumbetriebe e.V.<br />
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Impressum <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> · September <strong>Nr</strong>. 9/<strong>2017</strong> · 37. Jahrgang<br />
Das <strong>Gazette</strong> Verbrauchermagazin erscheint monatlich in <strong>Wilmersdorf</strong>, Charlottenburg,<br />
Steglitz, Zehlendorf sowie Schöneberg & Friedenau.<br />
Verlag<br />
<strong>Gazette</strong> Verbrauchermagazin GmbH<br />
Badensche Str. 44 · 10715 Berlin · ☎ (030) 407 555 47 · www.gazette-berlin.de<br />
Redaktion Karl-Heinz Christ · redaktion@gazette-berlin.de<br />
Anzeigen Daniel Gottschalk · ☎ (030) 323 38 54 · anzeigen@gazette-berlin.de<br />
Druck<br />
Druckhaus Humburg · 28325 Bremen<br />
Nächste Ausgabe Oktober <strong>Nr</strong>. 10/<strong>2017</strong><br />
Anzeigen-/Redaktionsschluss 18.09.<strong>2017</strong><br />
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<strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong> | 15<br />
erfährt, greift Wilfried Schuh zu,<br />
verkauft dafür sein „Gesellenstück“.<br />
Kaufmännisch denken hat<br />
er gelernt, er, den alle für seine<br />
punktgenaue „Taschenbuchhaltung“<br />
bewundern.<br />
Neben seiner Arbeit als Architekt<br />
saniert er in der Freizeit als<br />
Bauherr mit seinen Händen und<br />
viel Leidenschaft historisch aufwendig<br />
den Bau, der zum kunsthistorischen<br />
Schmuckstück mit<br />
authentischer Marmortreppe,<br />
Stuck, Beschlägen und Türlagern<br />
werden wird. Er mauert, tischlert;<br />
die selbst entworfene Remise und<br />
nach eigener Idee angefertigte<br />
Sichtachsen lenken Blick und<br />
Betrachter durch das Garten-<br />
Paradies.<br />
Verglasungen folgen. Bei den Baugenehmigungen<br />
werfen ihm die<br />
wenig fachkundigen Ämter immer<br />
wieder Knüppel zwischen die Beine,<br />
die er, der erfahrene Profi, geschickt<br />
beiseite zu räumen weiß.<br />
1985, im Jahr ihrer Silberhochzeit,<br />
können er und seine Frau endlich<br />
in das Haus einziehen, in dem so<br />
viel Glindower Steine und Heimat<br />
steckt.<br />
Nein, langweilig ist es Wilfried<br />
Schuh bis heute nicht geworden,<br />
und von Ruhestand kann schon<br />
gar keine Rede sein: Der Architekt<br />
pflasterte mit aufwendigen<br />
Mustern den Gartenbereich mit<br />
indischem Marmormosaik – zwei<br />
Quadratmeter pro Tag - baut derzeit<br />
zwei Wohnungen im Haus aus<br />
und findet nicht nur im Garten immer<br />
etwas zu tun.<br />
Demnächst wird er von der Seilzugleiter<br />
aus das Fassadengrün<br />
beschneiden, dann müssen die<br />
Containerpflanzen im Spätherbst<br />
frostsicher eingelagert werden.<br />
– Da bleibt nur wenig Zeit, von<br />
seinem engelbehüteten Ausblick-Zimmer<br />
im ersten Stock<br />
auf sein blühendes Arkadien zu<br />
blicken. Doch der Selfmademan,<br />
der kaum Urlaub in seinem Leben<br />
<br />
Fotos: Lorenz/privat<br />
machte, will es nicht anders und<br />
genießt jede Minute, wie er sagt:<br />
„Denn was gibt es spannenderes,<br />
als täglich an der Kraft des Wachsens<br />
und der Melancholie des<br />
Vergehens teilhaben zu können?“<br />
Daraus schöpft er - unterstützt<br />
von Ehefrau, Tochter und Enkelin<br />
– Energie, die sich unweigerlich<br />
auch auf mich an diesem Vormittag<br />
übertragen hat.<br />
Zum Abschied gewährt er mir<br />
noch Einblick in die Schönheit<br />
der weißen Blüte einer Engelstrompete.<br />
Den Namen „Ginger<br />
Rogers“ hat er ihr gegeben, weil<br />
sie zusätzliche Blütenblätter trägt,<br />
die ihn an einen Tanz-Spitzenunterrock<br />
erinnern.<br />
Dann schließt sich das Tür hinter<br />
mir zu Wilfried Schuhs ganz besonderem<br />
Garten, der weitaus<br />
mehr als ein Musterbeispiel gelungener<br />
Gartenkunst geworden ist.<br />
Und die Welt um mich ist an diesem<br />
Mittag wieder ein Stück lauter<br />
und farbenärmer.<br />
<br />
Jacqueline Lorenz<br />
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16 | <strong>Gazette</strong> <strong>Wilmersdorf</strong> | September <strong>2017</strong><br />
Tag des offenen Denkmals<br />
Amadiyya-Moschee in <strong>Wilmersdorf</strong><br />
Fast wie ein kleines Taj Mahal steht<br />
die Amadiyya-Moschee an der Brienner<br />
Straße in <strong>Wilmersdorf</strong>. Sie<br />
wurde bereits 1928 von der Gemeinde<br />
eingeweiht, die den Bau<br />
aus Spenden finanzierte. Der beauftragte<br />
Architekt K. H. Hermann<br />
orientierte sich an dem indischen<br />
Mogulstil. Das Gebäude, dessen<br />
Kuppel 26 Meter misst, wird von<br />
zwei 32 Meter hohen Minaretten<br />
überragt. Das Innere ist in warmen<br />
Ocker- und Rottönen gehalten.<br />
Geschäftsführer der Gemeinde<br />
war Hugo Marcus, ein Schriftsteller,<br />
der vom Judentum zum Islam<br />
konvertiert war und sich Hamid<br />
nannte. Dennoch blieb er Mitglied<br />
in der jüdischen Gemeinde, denn<br />
er sah viele Gemeinsamkeiten<br />
in den beiden Glaubensrichtungen.<br />
Während des Dritten Reichs<br />
nutzte die SS die Moschee zwar<br />
für antisemitische Auftritte, dennoch<br />
half die Gemeinde ihrem<br />
Geschäftsführer im Jahr 1938 bei<br />
der Flucht ins Exil.<br />
Beim Einmarsch der Roten Armee<br />
am Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
wurden die Soldaten von<br />
den Minaretten aus beschossen.<br />
Dort hatten sich Wehrmachtssoldaten<br />
mit Maschinengewehren<br />
verschanzt. Die Minarette wurden<br />
im Zuge dieser Kampfhandlungen<br />
zerstört. In der Nachkriegszeit<br />
konnten sie mit Hilfe<br />
von Spenden, vor allem aus den<br />
USA, wieder aufgebaut werden.<br />
In den vergangenen Jahren kam<br />
es immer wieder zu Sanierungsarbeiten<br />
an der Moschee. Die<br />
Moschee spielt heute vor allem<br />
bei indischen Muslimen eine<br />
Rolle.<br />
Tag des offenen Denkmals<br />
An den Tagen des offenen Denkmals<br />
am 9. und 10. September<br />
kann das hübsche Bauwerk besichtigt<br />
werden. Die Öffnungszeiten<br />
sind von 10 – 18 Uhr.<br />
Führungen: 9. September: Baugeschichte<br />
der Moschee und<br />
aktuelle Baumaßnahmen 11 und<br />
15 Uhr; 9. und 10. September: Die<br />
Geschichte der Moschee 10.30,<br />
11.30, 12.30, 13.30, 14.30, 15.30,<br />
16.30 Uhr.<br />
Ausstellung: Die Geschichte der<br />
Moschee. Infostand der Deutschen<br />
Stiftung Denkmalschutz<br />
zu Ihrer Arbeit und Informationen<br />
über die aktuelle Instandsetzung.<br />
Adresse: Brienner Straße<br />
7-8, 10713 Berlin.<br />
Weitere offene Denkmale in <strong>Wilmersdorf</strong>:<br />
Die U-Bahnlinie 3 und<br />
der Rüdesheimer Platz, ehemaliges<br />
Wasserwerk am Teufelssee,<br />
Auenkirche an der Wilhelmsaue,<br />
Grunewaldturm und andere. Das<br />
Programm finden Sie unter www.<br />
tag-des-offenen-denkmals.de.<br />
Büro Charlottenburg<br />
Walter-Benjamin-Platz 3, 10629 Berlin<br />
Tel: +49 (0) 30 - 89 52 88-0<br />
Büro Grunewald<br />
Dachsberg 9, 14193 Berlin<br />
Tel: +49 (0) 30-89 52 88-71