s'Magazin usm Ländle, 25. Februar 2018

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FILM FORTSETZUNG Hexe zuverbrennen und zu jubeln, wennsie explodiert.Doch viele sagen: „Das hat man immer schon gemacht.“ Fatal,denn das heißtjanicht, dass es gut ist. Man kann nicht zu allem Ja und Amen sagen, nur weil es „immer schon so war“. Wie findest Du Boykotte wie das Absetzender Serie „House of Cards“? Einerseits ist es gut, weil ein Zeichen gesetzt wird. Andererseits ist esfatal, einen Menschen –mit seinen Grausamkeiten undVergehen –mit seiner Kunst gleichzusetzen. „House of Cards“ habe ich geliebt. Es war aber tatsächlich schwierig, mir die letzte Staffel mit dem Wissen um Kevin Spaceys Verhalten weiter anzusehen. Wenn ein Mensch jahrelang seine Macht missbraucht, Menschen degradiert underniedrigt, istdas einfach ein Vergehen. Dafür gibt es das Strafgesetz. Wenn auch die Branche mit Boykott reagiert, darf man sich nicht wundern. Vor knapp zwei Jahren ist der Film „l’ Animal“ gedreht worden. Wie ist es, nun den fertigen Film zum ersten Mal zu sehen –und damit auch sich selbst? Dasist in derTat immer wiederrecht eigenartig.Das Projekt legtman ja irgendwann beiseite, und man widmet sich anderem.Ist der Film dann fertig, freue ich mich immer sehr zusehen, wie die Vision vom Drehbuch umgesetzt wurde. Ich versuche jedes Mal, mich selbst möglichst neutral zu sehen, aber man denkt sich dann doch oft, dass man dies oder jenes anders hätte machen können. Der Film ist ein Coming-of-Age-Drama. Wassteckt im Kern? Es geht um Rollenklischees, umdas Ausbrechen, auch darum, das Tier in einem selbst rauszulassen. Bist Du bei den Dreharbeiten auch auf das Tier in Dir gestoßen? Durchaus. Ich spiele die Rolle des Felix, die versteckte Liebedes Vaters der Stefan Pohl im neuen Film vonKatharina Mückstein „L’Animal“ Als Wolf von Polheim in „Maximilian“ STECK BRIEF ········································································································································· Hauptfigur Mati. Ich habe mich gefragt: Was braucht diese Figur, das auch ich in mir habe? Ich behaupteja, dass ein Menschnicht nurein einziges Tier in sich trägt, sondern einen ganzen Zoo. Ich habe mich also gefragt, welches Tier ich nun für diese Figur rauslasse. Und welches war es? Im Film kommt eine Katze vor, und ich denke daauch an eine Art Raubkatze, vielleicht ein Tiger: Der geht geschmeidig und eloquentdurchs Leben, aber imrichtigen Moment kann er auchzubeißen. Du warst bisher als Gerichtsmediziner („Die Toten vom Bodensee“) zu sehen, als Polizist („Tatort“) und auch schon mehrmals als Soldat. Duwirkst ruhig, bedacht, besonnen und ausgeglichen. Könntest Du überhaupt einen Cholerikerspielen? Das würde ich gerne! Die angesprochenen Rollen sind lauterFiguren, die funktionieren müssen. Keiner von denen kann sosein, wie erwill. Ich würde gerne einmal eine Figur spie- 1981 in Graz geboren, aufgewachsen in Alberschwende, Schauspielunterricht in Wien. Zusammenarbeit mit Wolfgang Murnberger, Stefan Ruzowitzky und vielen anderen. Bekannt auch aus „Die Toten vomBodensee“, derzeit in „L’Animal“ in den Kinos zu sehen. len, die durchdreht und eine Kaffeetasse an die Wand schmeißt. Das bestelle ich mir jetzt beim Universum! Und ganz privat: Gibt es Augenzeugen eines Wutanfalls vonDir? Gerade weil ich so ruhig wirke, habe ich auch das Andereinmir.Dawill ich mit dem Kopf durch die Wand. Also ja, den richtigen Wutanfall von mir gibt es, aber den willst du nicht erleben! Esist ja auch wichtig, die Dinge rauszulassen. Vielleicht geht auch mal etwas zu Bruch, aber dann werde ich wiederganz ruhig, bedacht,besonnen undausgeglichen… Du lebst in Andelsbuch. Viele, die im Filmgeschäft arbeiten, gehen lieber in die Stadt.War das niemals eine Überlegung? Daswar für uns, meineLebensgefährtin und mich, zwar ein Thema, aber wir warenuns beide einig, unsere Kinder lieberimBregenzerwaldaufwachsen zu lassen. Für mich kommt die Familie immer zuerst. Ich würdenie eine Entscheidung über die Familie hinweg treffen. Auch Projekte, die eine 8 s’Magazin
Der neue Film mit Stefan Pohl ist am 6. und 7. April im Filmforum Bregenz zu sehen. FILM Der nette Herr vonder GIS •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• ························································································· längere Abwesenheit von mir erfordern, werden besprochen. Wenn die Familie das mitträgt, mache ich es und bin unterwegs.Allerdings bin ich dann auch für längere Zeit wieder zu Hause undkann mehrZeit mit meiner Freundin und unseren Kindern verbringen. Du bist auch als Regisseur tätig. Demnächst steht wieder eine Premierean. Ich führe beim Stück „Broses Vere“ Regie, für den Theaterverein Bizau. Es geht um ein Dorf im Ersten Weltkrieg. Von derBegeisterung biszuErnüchterung und persönlichem Verlust. Ich arbeite mit Laienund genießedas auch sehr, weil ein so großer Idealismus spürbar ist. Premiereist am 15. April. Woranarbeitest Du jetzt filmtechnisch? Ichhabe gerade die Bücher zu zwei neuen Folgen von „Die Toten am Bodensee“ bekommen. Wie viele Tote werden es werden? Den aktuellen Stand weiß ich grad nicht, weil ich die neuen Drehbuchfassungen nochnicht gelesen habe undich die Leichen dann auch ganz gerne verwechsle –übrigens auchbeim Dreh! Fotos: lisamathis.at,LaBanda Film, beta Film, Epo Film SeitAnfang März kann das Volksbegehren „ORF ohne Zwangsgebühren“offiziell unterstützt werden. Bisher sind rund 41.000 Stimmen via Handysignatur für das Volksbegehren gesammelt worden. In der Begründung zu dieser Online-Petition heißt es: „Die österreichischen Sender,ORF1, ORF2 ... sind in letzter Zeit sehr umstritten und werden von vielen Menschen nicht mehr akzeptiert bzw. als Informationsquelle genutzt.Warum für etwas zahlen, wenn man es nicht mehr bezieht?“ Werder ORF ist, weiß ich, aber wer die Initiatoren dieses Volksbegehrens sind, wusste ich nicht.Eshandelt sich um die Christliche Partei Österreichs (CPÖ), eine Kleinstpartei mit deutlich rechtslastigen Zügen, von der sich z.B. die Diözese Feldkirch inhaltlich klar distanziert:„Niemand habe in der Politik ein Monopol auf christliche Werte“, so die Pastoralamtsleitung. Jedenfalls halten laut einer OGM-Umfrage nur 30 Prozent die GIS-Gebühren für berechtigt,hingegen 60 Prozent für nicht berechtigt. Ich selbst kann zur Programmgestaltung des ORF nicht viel sagen, da ich, als ich noch fern sah, den ORF nie empfangen konnte, weil die Felswände meines Dorfes den Empfang abschatteten. Ich bin mit dem Schweizer Fernsehen groß geworden. In den 90er Jahren wagte ich einmal einen privaten Vorstoß bei der GIS und legte mein Problem dar: Ich würde seit Jahren GIS bezahlen, ohne den Sender überhaupt empfangen zu können. Da sei nichts zu machen, wurde mir freundlich mitgeteilt.Ich stellte die Zahlung der GIS-Gebühren ein. Mein Anruf alarmierte jedoch die Geister und prompt klingelte es etwa sechs Monate später an meiner Haustür.Ein netter Herr vonder GIS wollte sich mal im Haus ein wenig umsehen. Nach diesem höflichen Besuch bezahlte der Herr Schneider kleinlaut wieder die GIS- Gebühren und tut es bis heute. Ich habe die Petition der CPÖ nicht unterzeichnet,weil mir die Partei suspekt ist.Allerdings bin ich auch nicht befugt,etwas über den ORF zu sagen, weil ich den Sender nicht kenne. s’Magazin 9
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