Pharmaceutical Tribune 05/2018
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<strong>Pharmaceutical</strong> <strong>Tribune</strong> | Nr. 5 | 21. März <strong>2018</strong> AKTUELL | POLITIK | WIRTSCHAFT 7<br />
die uns besuchen“<br />
die Marke ist. In puncto<br />
Menschen zuhören.<br />
Umsatzsteuerfreie Lieferungen<br />
STEUERTIPP ■<br />
Steuerrechtliche Besonderheiten<br />
von Lieferungen ins Ausland.<br />
etwas mehr in Richtung Planung.<br />
Und die Mitarbeiter – wie stehen<br />
die ihren Marketingmaßnahmen<br />
gegenüber, wurden sie mit einbezogen?<br />
„Natürlich gab es spezielle<br />
Schulungen.“ Und irgendwie ist die<br />
Marke Marien Apotheke mittlerweile<br />
zu etwas geworden, auf das<br />
die Mitarbeiter stolz sind – die<br />
Marke ist „identitätsstiftend“, wie<br />
die Chefin es ausdrückt.<br />
Xundheitspackerl<br />
Was nicht weiter verwundert, denn<br />
in erster Linie „geht es um die<br />
Menschen, die uns besuchen“, weshalb<br />
auch die meisten Aktionen<br />
und Maßnahmen vor Ort in der<br />
Apotheke stattfinden. So wie etwa<br />
das „Xundheitspackerl“, das jeden<br />
Monat den Kundinnen und Kunden<br />
‚verabreicht‘ wird: „Ich habe<br />
jahrelang eine Kundenzeitung gemacht,<br />
und irgendwann habe ich<br />
mir gedacht, es muss doch etwas<br />
anderes geben. Ich habe nach etwas<br />
gesucht, das gleich viel kostet<br />
und den Kunden eine Freude<br />
macht,“ erzählt die Apothekerin.<br />
Am Ende kam ein kleines Packerl<br />
heraus, das ein Geschenk und eine<br />
pharmazeutische Information enthält.<br />
Im Februar etwa gab es eine<br />
sibirische Handcreme, als Pflegeutensil<br />
in der Grippezeit, in der<br />
Alte Liebe rostet nicht<br />
man sich ja öfter die Hände waschen<br />
soll. 1.000 Stück des Packerls<br />
liegen jeden Ersten des Monats auf.<br />
Wenn „es aus ist, dann ist es aus“.<br />
Auch auf Facebook ist die Marien<br />
Apotheke präsent und hat dort mittlerweile<br />
mehr als 1.800 Fans um sich<br />
geschart. Warum Facebook? „Ich<br />
habe meine Mitarbeiter gefragt und<br />
die meinten, Facebook muss man<br />
bespielen. Vor allem auch, um Aktionen<br />
unters Publikum zu bringen.<br />
Man darf sich allerdings nichts vormachen.<br />
Facebook zu bespielen ist<br />
eine Menge Arbeit, das geht nicht<br />
nur so nebenbei.“ Außerdem „muss<br />
da ja eh schon jeder sein“, wenngleich<br />
sie selbst auf ihrer privaten<br />
Seite nur mehr selten zu finden ist,<br />
wie die Apothekerin eingesteht. „Jedem<br />
das Seine“, ergänzt sie.<br />
Und Kundenbefragungen? Die<br />
werden eher anlassbezogen eingesetzt.<br />
Denn auch die kosten Zeit<br />
und natürlich Geld.<br />
Conclusio: Marketing muss in<br />
der Praxis nicht immer einem strategischen<br />
Masterplan folgen.<br />
Wichtig ist vor allem eines: „Wenn<br />
man sich an eine bestimmte Zielgruppe<br />
wendet, dann fragt man<br />
am besten zuerst, was die Menschen<br />
brauchen“, wie es Simonitsch<br />
formuliert. ■<br />
www.marienapo.eu<br />
Am 14. Jänner 2000 bestätigten die<br />
beiden Firmen schließlich, dass sie<br />
wieder Fusionsgespräche aufgenommen<br />
hätten. Von da an ging alles<br />
sehr schnell: Bereits drei Tage<br />
nach der Ankündigung verlautbarten<br />
Glaxo und SmithKline ihren<br />
Zusammenschluss zum weltgrößten<br />
Pharmakonzern. Gemeinsam<br />
konnte der neue Riese einen<br />
Marktwert von damals 183 Milliarden<br />
Euro in die Waagschale werfen.<br />
Im Dezember 2000 war es<br />
dann endgültig so weit. Nach dem<br />
Sanktus der Wettbewerbshüter in<br />
der EU und den USA (unter Auflagen)<br />
entstand der neue Weltmarktführer<br />
in der Pharmaindustrie mit<br />
einem Marktanteil von damals 7,3<br />
Prozent.<br />
2016 erzielte GlaxoSmithKline<br />
einen Gesamtumsatz von 27,9 Milliarden<br />
Pfund. 58 Prozent davon<br />
stammten aus dem reinen Pharmageschäft,<br />
weitere 16 Prozent<br />
stammen aus dem Geschäft mit<br />
Impfstoffen und 26 Prozent des<br />
Umsatzes wurde mit Consumer<br />
Healthcare Artikeln (u.a. Sensodyne<br />
Zahncreme) erzielt. Im Jahr<br />
2016 belegte GlaxoSmithKline<br />
Platz 8 in der Rangliste der weltweit<br />
größten Pharmakonzerne. ■<br />
Mag. Gerd<br />
Medlin<br />
Steuer- & Unternehmensberater<br />
mit Schwerpunkt<br />
Apothekenberatung<br />
bei<br />
LBG Österreich<br />
www.lbg.at<br />
Apotheken können im Fall des<br />
Touristenexportes oder bei Großhandelsumsätzen<br />
inkl. der Lieferung<br />
von Spezialitäten ins Ausland<br />
mit steuerbefreiten Umsätzen zu<br />
tun haben. Was ist zu beachten?<br />
Touristenexport<br />
Dieser liegt vor, wenn der Wareneinkauf<br />
für private Zwecke erfolgt<br />
und der Abnehmer die Waren im<br />
persönlichen Reisegepäck über die<br />
EU-Grenze ausführt und er keinen<br />
Wohnsitz und gewöhnlichen Aufenthalt<br />
in der EU hat. Weiters muss<br />
die Ware vor Ablauf des dritten Kalendermonats,<br />
der auf den Monat<br />
der Lieferung folgt, ausgeführt werden<br />
und der Gesamtbetrag der<br />
Rechnung größer als 75 Euro sein.<br />
Tipp: Die Abwicklung über spezialisierte<br />
Dienstleister oder mittels<br />
des amtlichen Formulars U34 ist zu<br />
empfehlen. Falls der Ausfuhrnachweis<br />
durch eine zollamtlich bestätigte<br />
Rechnung erbracht wird, muss<br />
die Ausgangszollstelle nicht nur die<br />
Ausfuhr bestätigen, sondern auch<br />
die Tatsache, dass die Angaben über<br />
den Abnehmer in der Rechnung<br />
und im Grenzübertrittsdokument<br />
übereinstimmen. Eine ursprünglich<br />
mit Umsatzsteuer (USt) ausgestellte<br />
Rechnung wird im Original vom<br />
ausländischen Kunden zurückgefordert.<br />
Alle Unterlagen müssen<br />
entsprechend aufbewahrt werden.<br />
Lieferungen an Unternehmen<br />
Bei einer Lieferung an andere Unternehmen<br />
erfolgt keine Berechnung<br />
der USt, wenn u.a. die betrieblich<br />
genutzten Waren nachweislich<br />
von einem Mitgliedstaat in den anderen<br />
gelangen und der unternehmerische<br />
Abnehmer in der EU seine<br />
gültige Umsatzsteueridentifikationsnummer<br />
verwendet.<br />
Tipp: Vor dem Eingehen der Geschäftsbeziehung<br />
muss der Kunde<br />
durch die Apotheke gemäß der<br />
Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes<br />
geprüft werden (kein<br />
Scheinunternehmen bzw. keine<br />
Briefkastenfirma) und es muss auch<br />
die UID-Nummer regelmäßig abgefragt<br />
werden. Diese Überprüfungen<br />
sind zu dokumentieren. Falls der<br />
Lieferant hätte wissen müssen, dass<br />
der Umsatz beim Kunden steuerlich<br />
nicht ordnungsgemäß behandelt<br />
wird, kann das Recht der liefernden<br />
Apotheke auf Vorsteuerabzug beim<br />
Einkauf der Ware entfallen und der<br />
Umsatz wird nicht als steuerfrei behandelt<br />
werden dürfen. Ein dadurch<br />
erhoffter positiver Deckungsbeitrag<br />
würde negativ werden.<br />
EU: Lieferungen an Private<br />
In diesem Fall liegt keine umsatzsteuerfreie<br />
Lieferung vor; die Lieferung<br />
ist dort zu versteuern, wo die<br />
Beförderung oder Versendung beginnt<br />
(also in Österreich), außer die<br />
Lieferungen überschreiten pro Jahr<br />
die sogenannte Lieferschwelle.<br />
Dann kommt der Umsatzsteuersatz<br />
des Ziellandes zur Anwendung.<br />
Tipp: Ob ein Kunde mit UID-Nummer<br />
eine steuerfrei gelieferte Ware<br />
privat verwendet (ohne die Waren<br />
einer entsprechenden Erwerbsbesteuerung<br />
im Zielland zu unterziehen),<br />
kann im Regelfall nicht einfach<br />
geprüft werden. Der Kunde<br />
gibt durch Angabe seiner UID-<br />
Nummer grundsätzlich die betriebliche<br />
Verwendung bekannt. Wenn<br />
die Apotheke unrichtige Angaben<br />
des Käufers erkennen hätte müssen,<br />
wird die Steuerfreiheit versagt werden.<br />
Kunden, die nicht zur Weiterveräußerung<br />
der Waren berechtigt<br />
sind und bei denen es auch sonst<br />
keinen nachweisbaren Grund für<br />
eine betriebliche Nutzung von Apothekenware<br />
gibt, sollten genau<br />
überprüft und bei Unklarheiten als<br />
Privatkunden (Verrechnung mit<br />
USt) behandelt werden. ■