Gazette Schöneberg & Friedenau Nr. 6/2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - Juni 2017
Gazette für Schöneberg und Friedenau - Juni 2017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Gazette</strong> <strong>Schöneberg</strong> & <strong>Friedenau</strong> | Juni <strong>2017</strong> | 9<br />
Das deponierte Müllmaterial<br />
dieser Zeit ist aus historischer<br />
Sicht besonders interessant, da<br />
der Abfall zur damaligen Zeit<br />
nicht zerkleinert wurde und es<br />
Mülltrennung noch nicht gab. –<br />
Hervorragende Rahmenbedingungen<br />
für eine facettenreiche<br />
geschichtliche Spurensuche.<br />
Um 1900 lag das durchschnittliche<br />
Müllaufkommen in Berlin<br />
pro Einwohner und Tag bei etwa<br />
0,5 kg, darauf weist Maria Curter<br />
in ihrem Buch „Berliner Gold“<br />
über die Geschichte der Müllbeseitigung<br />
in Berlin hin. Das heutige<br />
Müllaufkommen liegt dazu<br />
im Vergleich pro Kopf und Tag<br />
bei rund 1,7 kg, mit steigender<br />
Tendenz. Hinsichtlich der Zusammensetzung<br />
des Abfalls in dieser<br />
Zeit stellt Maria Curter in ihrem<br />
Buch folgendes fest: „Die Analysen<br />
ergaben, dass 100 kg Müll zur<br />
einen Hälfte aus Feinmüll (Asche<br />
und Staub) und zur anderen aus<br />
Grobmüll bestanden. Letzterer<br />
enthielt etwa 30 kg Fleisch- und<br />
Pflanzenteile, 2,74 kg Papier,<br />
3,46 kg Schlacken und Kohleteile,<br />
0,52 kg Weißglas, 0,65 kg Buntglas,<br />
6,13 kg Scherben, 1,14 kg<br />
Metall- und Blechbüchsen sowie<br />
0,87 kg Lumpen. Der Rest waren<br />
Holz, Knochen und Eisen.“<br />
Berliner Gold<br />
Für das Projekt günstig waren<br />
die ersten Tage nach der Schneeschmelze.<br />
Die Wildschweine<br />
legten als wahre Helfer des Historikers<br />
interessante Schätze frei.<br />
Da archäologische Grabungen<br />
nur mit behördlicher Genehmigung<br />
möglich sind, waren die<br />
vorgefundenen natürlichen Aufschlüsse<br />
und leichten Böschungsrutsche<br />
für die Spurensuche von<br />
unschätzbarem Wert, um legal an<br />
die verborgenen Schichten des<br />
historischen Mülls zu gelangen.<br />
Vor Ort wurde klar: Die von Maria<br />
Curter erwähnten Müllbestandteile<br />
konnten bei der Spurensuche<br />
auf dem Schöneicher Plan<br />
ebenfalls ermittelt werden. Eingebettet<br />
in eine rotbraune Masse,<br />
bestehend aus Erde, Kompost<br />
und Hausfeuerungsasche wurden<br />
u. a. Austernschalen, Bodenfliesen,<br />
Flaschenfragmente aller Art,<br />
Knochenreste, Haushaltsutensilien,<br />
Knöpfe, Kristalle von Kronleuchtern,<br />
Parfümflaschen, aber<br />
auch Puppenfragmente, Salbendosen,<br />
Tafelgeschirr, Tintenfässer<br />
und Tischschmuck sowie stark<br />
verwitterte Lumpenreste gefunden.<br />
Sie alle fanden den Weg ins Schulund<br />
Stadtteilmuseum <strong>Friedenau</strong>.<br />
Nach akribischer Reinigung der<br />
aufgelesenen Schätze folgte die<br />
eingehende Untersuchung mit<br />
der Lupe. Hinweise und Anhaltspunkte<br />
zu Namen, Schriftzügen,<br />
Jahreszahlen, Motiven und Material<br />
wurden sorgfältig für eine<br />
erste Internetrecherche notiert.<br />
Das fundierte Fachwissen und<br />
das Fachbücher-Angebot von<br />
R. Schelling halfen dabei, Fragen<br />
zu den Fundstücken zu klären.<br />
Auf dem Schöneicher Plan sind<br />
Spuren jahrhundertealter Firmentraditionen<br />
zu lesen:<br />
Dazu gehören etwa die Fliesenfunde<br />
der Marken Villeroy<br />
& Boch und Boitzenburg, eine<br />
Odol-Mundwasserflasche, eine<br />
Vorratsflasche für Tinte der US-Firma<br />
S.S. Stafford und ein Parfümflakon<br />
der Marke Ed. Pinaud – Paris,<br />
dessen Duft „Fliert“ in der Zeit<br />
der Belle Époque ein besonderer<br />
Verkaufsschlager war. Direkte<br />
historische Bezüge zu <strong>Friedenau</strong><br />
und der näheren Umgebung ergeben<br />
sich über die gefundenen<br />
Flaschen und Flaschenverschlüsse<br />
aus Porzellan bekannter Brauereien<br />
und Mineralwasseranbieter,<br />
z. B. aus <strong>Schöneberg</strong>.<br />
Die intensive Beschäftigung mit<br />
dem Müll vergangener Tage<br />
brachte eine weitere wichtige<br />
Erkenntnis: Der Titel „Berliner<br />
Gold“, den das Buch von Maria<br />
Curter trägt, scheint sich zu bestätigen,<br />
denn das Interesse von<br />
Sammlern auf Auktionsbörsen für<br />
bestimmte Fundstücke ist je nach<br />
Erhaltungszustand hoch. Die gefundenen<br />
„Schätze aus dem Müll“<br />
jedoch sind unverkäuflich und<br />
im Schul- und Stadtteilmuseum<br />
<strong>Friedenau</strong> für Interessierte zu bestaunen.<br />
Alexander Bauwe, Leiter des<br />
„Schul- und Stadtteilmuseums<br />
<strong>Friedenau</strong>“ an der Friedrich-<br />
Bergius-Schule/Lo<br />
Auf Ihren Besuch freuen sich<br />
Schulleiter Michael Rudolph und<br />
Alexander Bauwe, AG „Junge<br />
Historiker“<br />
Friedrich-Bergius-Schule<br />
Perelsplatz 6-9, 12159 Berlin<br />
Tel.: 030/90277-7910<br />
E-Mail: Sekretariat@fbs-schule.de<br />
www.friedrich-bergius-schule.de<br />
Ihre Reisetermine<br />
12.08. - 19.08.17<br />
Mit der S-Bahn aufs Schiff<br />
Ihr Urlaub ist<br />
unsere Leidenschaft!<br />
030 / 781 15 27 · Innsbrucker Str. 58 · 10825 Berlin<br />
Besuchen Sie uns im<br />
Reiseland am Bayerischen Platz.<br />
Wir bringen Sie an Ihr Traumziel, denn<br />
Ihr Urlaub ist unsere Leidenschaft!<br />
Reiseland am Bayerischen Platz<br />
Grunewaldstr. 47 • 10825 Berlin<br />
Tel.: 030 2128060 • Fax: 030 21280620<br />
E-Mail: berlin.bayerischerplatz@reiseland.de<br />
www.passat-reisen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag-Freitag<br />
09:00-18:00 Uhr<br />
Samstag<br />
09:00-14:00 Uhr