Fontimes 1/18
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F<br />
du täglich bis zu über 200 Drohungen erhältst, reicht bereits<br />
eine Person aus, die dich wirklich umbringen möchte.“<br />
Die Folgen daraus sind nicht ohne: 61 Prozent der betroffenen<br />
Frauen gaben ein vermindertes Selbstwertgefühl und<br />
den Verlust des Selbstvertrauens an. Mehr als die Hälfte<br />
nannte als Folge Stress, Angst oder Panikattacken. Schlafstörungen<br />
waren für 63 Prozent eine Nachwirkung. Missbrauch<br />
oder Belästigungen haben für mehr als die Hälfte<br />
dazu geführt, dass sie sich über längere Zeit nicht mehr<br />
konzentrieren konnten. Ein Viertel fürchtete sogar um die<br />
Sicherheit ihrer Familie.<br />
HASS IM NETZ FÜHRT BEI FRAUEN<br />
ZUR SELBSTZENSIERUNG<br />
Doch nicht nur psychische Belastungserscheinungen sind<br />
die Folge. Drei Viertel der Opfer änderten daraufhin grundlegend<br />
ihr Verhalten. So haben 32 Prozent sich selbst zensiert<br />
und ihre Meinung zu bestimmten Themen nicht mehr<br />
geteilt. Das ist ein deutlicher Einschnitt in das Recht auf freie<br />
Meinungsäusserung.<br />
„Soziale Netzwerke müssten sich des Problems ernsthaft<br />
annehmen“, forderte Amnesty-Expertin Azmina Dhrodia<br />
der Mitteilung zufolge. „Die besondere Gefahr von Online-Beschimpfungen<br />
ist, wie schnell sie sich ausbreiten –<br />
ein beleidigender Tweet kann sich innerhalb von Minuten<br />
in ein Bombardement gezielten Hasses ausweiten“, so<br />
Dhrodia.<br />
Die Massnahmen der Internetfirmen gegen die Anfeindungen<br />
findet nur ein Fünftel ausreichend. Amnesty International<br />
ist jedoch der Meinung, dass das Recht auf freie Meinungsäusserung<br />
und der Schutz dessen je nach Art und<br />
Schwere eine Reaktion von Regierungen und Unternehmen<br />
erfordert.<br />
Der Hass im Netz kann ganz verschiedene Formen annehmen.<br />
Die Opfer werden mit Kommentaren oder E-Mails attackiert<br />
oder es werden (persönliche) Dateien der Betroffenen<br />
ohne das Einverständnis veröffentlicht und verbreitet<br />
(sogenanntes Doxxing). Ersteres hat vor allem das Ziel die<br />
Betroffenen zu erniedrigen oder in irgendeiner Art und Weise<br />
zu erschüttern. Doxxing zielt vor allem auf die Verletzung<br />
der Privatsphäre ab und versetzt die Leidtragenden in Panik.<br />
Das kann auch das Verbreiten sexueller und privater Bilder<br />
bedeuten. Immerhin zehn Prozent der Frauen haben das<br />
schon einmal erlebt.<br />
Jeweils 500 Frauen im Alter von <strong>18</strong> bis 55 Jahren in Dänemark,<br />
Italien, Neuseeland, Polen, Spanien, Schweden, Grossbritannien<br />
und den USA wurden zu ihren Erfahrungen mit<br />
Hass in sozialen Medien befragt.<br />
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