MAGAZIN WIR - IG Metall Wolfsburg
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INTERNATIONAL<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong>: 10 Gründe für den Euro<br />
und die Währungsunion<br />
Ein schnelles Ende der Krise ist<br />
nicht in Sicht. An den Stammtischen<br />
werden da gerne die „einfachen“<br />
Lösungen gehandelt. Doch<br />
die vermeintlich einfachsten Lösungen<br />
sind selten die besten.<br />
▌ 1. Der Euroraum ist die<br />
▌ wichtigste Exportregion<br />
▌ der deutschen Wirtschaft.<br />
Die deutsche Wirtschaft „lebt“ wie<br />
kaum eine andere Volkswirtschaft<br />
vom Export. Die Kunden im Ausland<br />
sichern bei uns Millionen von<br />
Arbeitsplätzen. Die wichtigsten Abnehmer<br />
deutscher Waren sind die<br />
Europäer.<br />
▌ 2. Länder, die pleite sind,<br />
▌ können nichts mehr in<br />
▌ Deutschland kaufen.<br />
Exporte nach Griechenland machen<br />
nur etwa zwei Prozent der deutschen<br />
Ausfuhren aus. Wenn das<br />
Land zahlungsunfähig wird, wäre<br />
das zwar zu verkraften. Aber wenn<br />
größere Volkswirtschaften wie Spanien<br />
und Italien auch davon betroffen<br />
wären, würde das in Deutschland<br />
zu spürbaren wirtschaftlichen<br />
Einbrüchen führen.<br />
Koreanisches TV fragt nach<br />
Ein Team des südkoreanischen TV-<br />
Senders KBS war am 6. September<br />
2011 in <strong>Wolfsburg</strong>, um für eine<br />
Reportage zur ISO-Norm 26000 zu<br />
recherchieren.<br />
Ziel der Norm, die erst seit rund<br />
einem halben Jahr besteht, ist es,<br />
die Arbeitsbeziehungen in globa-<br />
Frank Patta im Interview mit dem Fernsehsender KBS<br />
SEITE 10<br />
▌ 3. Schuldenländer<br />
▌ rauswerfen schadet allen.<br />
Der Euro hat die Wettbewerbsfähigkeit<br />
deutscher Produkte enorm<br />
erhöht. Wenn die hoch verschuldeten<br />
Länder aus der gemeinsamen<br />
Währung „herausgeworfen“ werden,<br />
werten sie ihre Währungen ab,<br />
um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu<br />
erhöhen. Ein „Resteuro“ der stärksten<br />
EU-Länder würde so massiv unter<br />
Druck kommen.<br />
▌ 4. Wenn Griechenland<br />
▌ „fällt“, werden andere mit<br />
▌ nach unten gerissen.<br />
Wenn Europa Griechenland nicht<br />
beim Abbau seiner Schulden hilft,<br />
droht der Staatsbankrott. Das Land<br />
kann seine Kredite dann gar nicht<br />
mehr abbezahlen. Das trifft auch<br />
die deutschen Gläubiger.<br />
▌ 5. Die deutsche Wirtschaft<br />
▌ profitiert von der stabilen<br />
▌ Währung.<br />
Seit der gemeinsamen Währung<br />
ist die Inflationsrate im Euroraum<br />
mit durchschnittlich 1,97 Prozent<br />
pro Jahr gering. Geringe Inflati-<br />
len Unternehmen zu verbessern.<br />
„Wir begrüßen zwar den Inhalt<br />
der Norm. Allerdings ist das Zertifizierungsverfahren<br />
freiwillig. Als<br />
Gewerkschafter wollen wir aber<br />
verbindliche und einklagbare internationale<br />
Standards“, so Patta. Deshalb<br />
sei die Norm „kein Thema“.<br />
EUROPA & DIE WELT<br />
on bedeutet, dass die Bürger und<br />
die investierende Wirtschaft für<br />
das gleiche Geld mehr Waren und<br />
Dienstleistungen kaufen können.<br />
▌ 6. Der Euro verhindert<br />
▌ Währungsturbulenzen<br />
▌ durch Spekulation.<br />
Seit der Euro eingeführt wurde,<br />
blieben die europäischen Währungen<br />
von heftigen spekulativen Attacken<br />
der Finanzmärkte verschont.<br />
Dadurch war der Euro stabil.<br />
▌ 7. Eurobonds helfen.<br />
Um die Zinslasten für Defizitländer<br />
wie Griechenland bezahlbar zu machen,<br />
spricht sich die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> für<br />
„Eurobonds“ aus. Das sind gemeinsame<br />
Euro-Anleihen aller Euroländer.<br />
▌ 8. Hilfe für die Euroländer<br />
▌ ist für Deutschland kein<br />
▌ Fass ohne Boden.<br />
Eurobonds, Rettungsfonds und andere<br />
Hilfeleistungen an Defizitländer<br />
sollten an Bedingungen zum<br />
Schuldenabbau geknüpft werden.<br />
Das heißt, es müssen Schritte zur<br />
Der russische Gewerkschafter Alexey<br />
Etmanov, Vorsitzender der „Interregionalen<br />
Gewerkschaft der<br />
Beschäftigten in der Automobilindustrie“<br />
(MPRA) hielt sich auf Einladung<br />
der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> vom 7. bis 9.<br />
September 2011 zu Gesprächen in<br />
<strong>Wolfsburg</strong> auf.<br />
Im Rahmen der Unterredungen<br />
mit dem 1. Bevollmächtigten Frank<br />
Patta wurde auch eine Solidaritätsadresse<br />
an protestierende Gewerkschafter<br />
in Russland verabschiedet.<br />
Sie wenden sich gegen den verstärkten<br />
Einsatz von Leiharbeitern<br />
und die Bedingungen der Arbeitsverträge.<br />
„Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> <strong>Wolfsburg</strong> solidarisiert<br />
sich mit der MPRA und den<br />
protestierenden Arbeitern bei russischen<br />
Leiharbeitsfirmen.<br />
!<br />
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und für mehr Wirtschaftswachstum<br />
unternommen werden.<br />
Ein radikaler Schuldenabbau durch<br />
staatliche Ausgabenkürzungen verschlimmert<br />
die Misere aber nur.<br />
▌ 9. Banken sollten sich an<br />
▌ der Rettung beteiligen.<br />
Die durch Spekulation verursachte<br />
Finanzkrise hat massiv zur Not<br />
einiger Euroländer beigetragen.<br />
Zwar sieht das jüngste Hilfspaket<br />
eine Beteiligung der Banken und<br />
anderer Gläubiger vor. Sie sollen bis<br />
2014 fast 50 Milliarden beisteuern.<br />
Aber die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> fordert eine andere<br />
Lösung: eine Finanztransaktionssteuer<br />
und eine Bankenabgabe.<br />
Sie würden der EU etwa 200 Milliarden<br />
bringen.<br />
▌ 10. Europa braucht eine<br />
▌ starke gemeinsame<br />
▌ (Wirtschafts-)Regierung.<br />
Die <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> ist der Auffassung:<br />
Um wirtschaftlich stark zu werden,<br />
muss Europa sich zu einer echten<br />
politischen Union entwickeln, die<br />
in der Wirtschaftspolitik an einem<br />
Strang zieht.<br />
Etmanov in <strong>Wolfsburg</strong><br />
Die ungekürzte Fassung des<br />
Positionspapiers der <strong>IG</strong> <strong>Metall</strong><br />
unter: www.igmetall.de<br />
Es entspricht unserem gewerkschaftlichen<br />
Selbstverständnis, dass<br />
jede Arbeiterin und jeder Arbeiter<br />
einen Anspruch auf einen sicheren<br />
Arbeitsplatz und fairen Lohn hat.<br />
Diesem Grundsatz muss international<br />
Geltung verschafft werden – in<br />
Deutschland genauso wie in Russland<br />
und anderen Teilen der Welt“,<br />
heißt es in der von Patta unterzeichneten<br />
Erklärung.<br />
Auch wurde vereinbart, dass Kollegen<br />
aus <strong>Wolfsburg</strong> und des VW-<br />
Standorts Kaluga künftig ihren Kontakt<br />
intensivieren. Den Startschuss<br />
sollen mehrere organisationspolitische<br />
Workshops geben, die für die<br />
kommenden Monate geplant sind.<br />
Die MPRA vertritt derzeit nach eigenen<br />
Angaben rund 700 Beschäftigte<br />
im VW-Werk Kaluga.