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BDKJ Fulda im Gespräch mit Bischof Algermissen<br />
Bischof Algermissen ist seit 2002 der Präsident der deutschen Sektion von pax christi<br />
Thema<br />
Heinz Josef Algermissen ist nicht nur Bischof von Fulda, sondern seit 2002<br />
auch Präsident der katholischen Friedensbewegung pax christi. Als Präsident<br />
von pax christi setzt sich Bischof Algermissen in Kirche und Gesellschaft<br />
für Frieden und Gerechtigkeit ein und veröffentlicht regelmäßig<br />
Stellungnahmen zu friedenspolitischen Themen. Als Experte für Friedensfragen<br />
haben wir ihn exklusiv für unser <strong>Magazin</strong> interviewen dürfen.<br />
Warum ist Ihnen Frieden<br />
ein wichtiges Anliegen?<br />
Bereits als junger Priester habe<br />
ich seinerzeit Kriegsdienstverweigerer<br />
beraten und zu deren Verhandlungen<br />
begleitet. Danach, als Studentenpfarrer<br />
in den Jahren 1974 bis 1980, war das<br />
Friedensthema in meiner Hochschulgemeinde<br />
eines der wichtigsten. Und heute<br />
ist es lebensnotwendig einzusehen, dass<br />
das große Thema „Frieden“ ein globales<br />
Projekt ist und nicht etwa die Spielwiese<br />
einiger Aktivistinnen und Aktivisten oder<br />
des Präsidenten von pax christi Deutschland.<br />
Wenn der Bischof die Messfeier<br />
beginnt, sagt er zuerst „Der Friede sei<br />
mit euch!“ Und wenn wir am Ende nach<br />
Hause geschickt werden mit einer Sendung,<br />
heißt es „Gehet hin in Frieden.“<br />
Frieden ist einer der zentralen<br />
Begriffe im Neuen Testament, besonders<br />
in der Bergpredigt (Matthäus Kapitel<br />
5-7). Sie konkretisiert, was der Prophet<br />
Jesaja in seiner Vision ankündigte: „Dann<br />
werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen<br />
umschmieden und ihre Lanzen zu<br />
Winzermessern… und sie erlernen nicht<br />
mehr den Krieg“ (2,4).<br />
Und im immer noch maßgebenden<br />
Wort der Deutschen Bischöfe vom 27.<br />
September 2000 „Gerechter Friede“<br />
wird warnend zur Sprache gebracht:<br />
„Heute ist der Krieg weniger denn je ein<br />
Mittel, um politische Ziele zu erreichen…<br />
Niemals war so klar, dass jeder mögliche<br />
Gewinn in keinem Verhältnis zu den<br />
Opfern stehen würde…<br />
KRIEG IST IMMER EINE ENT-<br />
SETZLICHE NIEDERLAGE DER<br />
MENSCHHEIT.“<br />
Warum ist das mit dem Frieden in der Welt so<br />
schwierig? Warum gibt es aus Ihrer Sicht so viel<br />
Krieg und Gewalt?<br />
Zur Beantwortung dieser Frage muss<br />
ich etwas weiter ausholen: Das deutsche<br />
Grundgesetz geht in seinem Artikel 1<br />
von der alles entscheidenden Basis aus:<br />
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.<br />
Sie zu achten und zu schützen ist<br />
Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“<br />
Diese Würde gilt dem Embryo wie dem<br />
sterbenden Menschen. Der biblischen<br />
Überlieferung folgend, ist unser Glaube<br />
davon überzeugt: „Wer einen Menschen<br />
ansieht, sieht durch ihn Gott, den Schöpfer.<br />
Denn der unsichtbare Gott macht<br />
sich durch den Menschen sichtbar“ (Bilaterale<br />
Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz<br />
und der VELKD, 2017).<br />
Indes konstatiere ich, dass in<br />
den letzten Jahren viele Hemmungen<br />
gefallen sind. Ich erlebe mit vielen, wie<br />
der Respekt vor der Würde des anderen<br />
Menschen in unerträglicher Weise von<br />
Aggressivität und einer Sprache des<br />
Hasses, persönlicher Beleidigungen und<br />
bewusster Kränkungen verdrängt wird.<br />
Vor allem tragen rechtsextreme und<br />
populistische Gruppierungen und auch<br />
die „sozialen Netzwerke“ zu dieser<br />
Verrohung bei. Wer über andere herzieht,<br />
fängt bereits an, sich an ihnen zu<br />
vergreifen.<br />
WER ABER HASS SÄT, WIRD<br />
HASS ERNTEN UND DIE BE-<br />
REITSCHAFT ERHÖHEN, GE-<br />
WALT ANZUWENDEN.<br />
8 BDKJ-Thema<br />
BDKJ magazin • 1.<strong>2018</strong>