Timotheus Magazin #20 - Die Liebe Gottes
Inhalt Editorial Coram Deo (André Meyer) – Sieht Gott alles, was wir tun? Wenn ja, ist es uns ein Trost oder eine Bürde? Das Feuer der Liebe Gottes (Waldemar Justus) – Von der bedingungslosen Liebe Gottes! Die Gottes in der Erziehung seiner Kinder (Simon Arnold) – Ist die Liebe Gottes immer nur wohltuend? Das Evangelium: Gott zeigt seine Liebe (Rudolf Tissen) – Die größte und herrlichste Offenbarung der göttlichen Liebe! Robert C. Chapman (Thomas Hochstetter) – Von jemanden der wahrhaftig die Liebe Gottes in sich trug. Die Liebe Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – Offenbart Gott seine Liebe auch im »grausamen« Alten Testament? Interview mit Waldemar Justus (Peter Voth) – Einblicke in das Leben eines jungen Pastors. Interview mit Martin Reakes-Williams (Peter Voth) – Was macht ein Engländer in Leipzig? Gemeinde leiten! Buchvorstellungen
Inhalt
Editorial
Coram Deo (André Meyer) – Sieht Gott alles, was wir tun? Wenn ja, ist es uns ein Trost oder eine Bürde?
Das Feuer der Liebe Gottes (Waldemar Justus) – Von der bedingungslosen Liebe Gottes!
Die Gottes in der Erziehung seiner Kinder (Simon Arnold) – Ist die Liebe Gottes immer nur wohltuend?
Das Evangelium: Gott zeigt seine Liebe (Rudolf Tissen) – Die größte und herrlichste Offenbarung der göttlichen Liebe!
Robert C. Chapman (Thomas Hochstetter) – Von jemanden der wahrhaftig die Liebe Gottes in sich trug.
Die Liebe Gottes im Alten Testament (Andreas Münch) – Offenbart Gott seine Liebe auch im »grausamen« Alten Testament?
Interview mit Waldemar Justus (Peter Voth) – Einblicke in das Leben eines jungen Pastors.
Interview mit Martin Reakes-Williams (Peter Voth) – Was macht ein Engländer in Leipzig? Gemeinde leiten!
Buchvorstellungen
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In unserer Interviewreihe „Kirche in Deutschland“<br />
wollen wir die ganze Bandbreite reformatorischer<br />
Christen in Deutschland abbilden. Außer dir ist mir<br />
jedoch kein deutschsprachiger Anglikaner bekannt.<br />
Könntest du uns vielleicht erklären, was Anglikaner<br />
sind und welche Rolle sie in Deutschland spielen?<br />
Ich würde unsere Gemeinde hier – die LEC (Leipzig<br />
English Church) – als internationale Gemeinde, die<br />
unter anglikanischer Fahne segelt, beschreiben, um<br />
einen Begriff aus der Seefahrt zu benutzen. Es sind<br />
vielleicht nur zehn Prozent der Mitglieder „echte“<br />
Anglikaner. Von denen, die bei uns zum Glauben<br />
gekommen sind, würde ich nicht behaupten, dass sie<br />
Anglikaner sind. Sie sind Christen, die derzeit Mitglied<br />
einer anglikanischen Gemeinde sind.<br />
Deutschlandweit gibt es nicht viele Anglikanische<br />
Gemeinden: etwa 8 von der Church of England und 3<br />
von der amerikansichen Episkopalkirche. Mit letzteren<br />
sind wir seit 2006 auf Distanz gegangen. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />
in Düsseldorf ist evangelikal 1 , und der neue Pfarrer,<br />
der im nächsten Monat eingeführt wird, ein theologisch<br />
gut versierter Reformierter. Vielleicht schenke ich<br />
ihm ein Abonnement der <strong>Timotheus</strong>.<br />
Zurück zur ursprünglichen Frage: Abgesehen von<br />
den oben genannten Ausnahmen aus den USA, sind<br />
die Anglikanischen Gemeinden Teil der „Diözese von<br />
Gibraltar in Europa“ der Church of England, also der<br />
englischen Landeskirche. <strong>Die</strong> Gemeinden sind jedoch<br />
theologisch unterschiedlicher Kultur und Prägung.<br />
Ja ein Abo wäre sicher hilfreich (grinst). Für euch als<br />
Gemeinde spielt der Anglikanismus also eine eher<br />
untergeordnete Rolle. Dennoch, wie wichtig ist dir<br />
diese Denomination persönlich und wie wichtig<br />
sind im heutigen Christentum Denominationen<br />
überhaupt? Es scheint ja immer unwichtiger zu<br />
werden und an Bedeutung zu verlieren.<br />
Auf jeden Fall zweitrangig. Jedoch nicht unwichtig.<br />
Ich bin nicht kongregationalistisch, weil ich denke,<br />
dass Gemeinden manchmal Hilfe, Perspektiven und<br />
Rat von außen brauchen. Biblisch gesehen verstehe ich<br />
die Ortsgemeinde als Fokus und Zentrum von <strong>Gottes</strong><br />
Wirken auf der Erde. Deswegen ist die Diözese oder<br />
Denomination nicht das Zentrum und eher als <strong>Die</strong>ner<br />
der Ortsgemeinde zu betrachten. Ein bekannter australischer<br />
Prediger, Phillip Jensen, hat es spitz formuliert:<br />
„Bischöfe sind Diakone“.<br />
Ja, das sehe ich ähnlich. Kommen wir zu dir persönlich:<br />
Wie bist du mit dem Christentum überhaupt in<br />
Berührung gekommen und schließlich zum rettenden<br />
Glauben an Jesus Christus?<br />
1 Anm. d. Red.: Wenn im Interview von „evangelikal“ die Rede ist,<br />
wird die englische Entsprechung „evangelical“ gemeint. Im Angloamerkanischen<br />
Sprachraum hat die englische Entsprechung eine<br />
weitaus positivere Bedeutung, da sie mit zahlreichen historischen<br />
Ereignissen der Kirchengeschichte verbunden wird, während das<br />
Wort im deutschen diese Tiefe nicht besitzt und anders assoziiert<br />
wird. In beiden Sprachen wird damit im Grunde jedoch das<br />
gleiche gemeint: Eine biblische, auf das Evangelium ausgerichtete<br />
Gesinnung bei der die persönliche Errettung durch Jesus Christus<br />
und eine verbindliche Nachfolge eine entscheidende Rolle spielt.<br />
Über mein christliches Elternhaus. Es war eher hochkirchlich<br />
geprägt (<strong>Die</strong> „High Church“ innerhalb der<br />
Anglikanischen Kirche ist eher katholisch geprägt, während<br />
die „Low Church“ als Gegenbewegung eher dem<br />
Protestantismus zuzuordnen ist; Anm. d. Red.). <strong>Die</strong><br />
Sakramente wurden eher betont als die Schrift. Aber<br />
meine Eltern knieten jeden Abend am Bett, um zu<br />
beten. Das ist für ein Kind ein starkes, ungesprochenes<br />
Zeugnis. Später im Leben, als alle 4 Kinder bzw. meine<br />
Geschwister in evangelikalen Gemeinden aktiv waren,<br />
äußerten meine Eltern, dass sie auch gern gewollt<br />
hätten, dass man ihnen in ihrer Jugend die Bibel näher<br />
gebracht hätte.<br />
Mein Vater hat im Ausland gearbeitet – Kolonialdienst<br />
in den 50er Jahren. Dann in Landwirtschafts-Hochschulen<br />
in Uganda, Malawi und Fidschi.<br />
Wir wurden im Alter von 7 Jahren (damals nicht<br />
unüblich) nach England auf Internate geschickt. Durch<br />
<strong>Gottes</strong> Gnade landete ich in einer evangelikal geprägten<br />
„Prep School“ (7 bis 13 Jahre). Da war der Kaplan<br />
evangelikal, und ich ging im Sommer zu Jugendfreizeiten<br />
für Internatskinder. Da hat der Prediger eines<br />
Abends Offenbarung 3,20 angesprochen – das übliche,<br />
Jesus steht vor der Tür und klopft an. Wir sollten die<br />
Tür öffnen, indem wir ein Gebet sprechen. Ich dachte:<br />
„Oh, niemand hat mir gesagt, ich sollte das machen<br />
– dann mache ich das halt jetzt“. Nicht besonders<br />
emotional oder so, aber im Nachhinein sehe ich, dass<br />
es wichtig war. Bis dann war ich im Glauben „auf dem<br />
Reisepass“ meiner Eltern unterwegs. Von da an hatte<br />
ich sozusagen meinen eigenen „Reisepass“.<br />
<strong>Die</strong> nächste Schule (13-18) war eher traditionell<br />
religiös geprägt mit wenig vitalem geistlichen Leben.<br />
Wobei es einige Lehrer gab, die einen Bibelkreis unterstützten.<br />
Bedeutend war, dass ich bei den Freizeiten<br />
gelehrt wurde, eine „stille Zeit“ sei wichtig – nicht<br />
leicht in einem Internat, die Ruhe dafür zu finden, aber<br />
ich habe es im großen und ganzen geschafft, und das<br />
hat mich am Leben gehalten. Vielmehr war da aber<br />
nicht. Dann kam ich an die Universität, wo es eine<br />
starke Christliche Union (Studentenmission) gab, eine<br />
fitte Gemeinde und viele christliche Freunde. Dadurch<br />
bin ich dann schnell im Glauben gewachsen.<br />
Wann und wie kam für dich der Entschluss, ein<br />
„Geistlicher“ zu werden? Vom aktiven christlichen<br />
Leben und Bekenntnis zum Wunsch Pastor zu werden,<br />
ist es ja dennoch ein großer Schritt.<br />
Während des Studiums. Ich denke, in meinem 2. Jahr<br />
hörte ich eine Predigt, wo es darum ging, dass wir<br />
bereit sein sollten, das mit unserem Leben zu tun, was<br />
Gott will. Er hat uns aufgefordert, uns zu überlegen,<br />
was wir am allerwenigsten tun wollten, und dann Gott<br />
sagen, wir wären bereit, dies für Ihn zu tun. Gott hat<br />
Humor – ich wollte am allerwenigsten Pastor werden,<br />
und habe so nach diesem Muster gebetet!<br />
Dann habe ich gedacht, so ein Gebet sollte man<br />
nicht sprechen, wenn man es nicht ernst meint. Ich<br />
dachte aber, ich wäre kein guter Pastor, und das meine<br />
Freunde und Umfeld dies bestätigen würden. So habe<br />
ich rumgefragt, bei älteren Christen und Kommili-<br />
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