Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bockhorst - Herzlich ...
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Willi Windau ist 1889 als einziges Kind auf dem Hof seiner<br />
Eltern in <strong>Bockhorst</strong> geboren.<br />
Während seiner Volksschulzeit erkannten seine Eltern die<br />
Liebe ihres Sohnes zur Musik und gaben ihn in die Hände<br />
eines Musiklehrers. Sein Lehrer Helling lehrte ihn das<br />
Spielen an Klavier und Orgel und später auch die<br />
Buchführung. Windau hat 1904 die Volksschule<br />
abgeschlossen und anschließend, wie so viele andere, auf<br />
dem Hof der Eltern gearbeitet.<br />
Sein Leben sollte sich mit 20 Jahren gewaltig ändern, denn<br />
Willi Windau erblindete an den Folgen einer<br />
Netzhautablösung. So kam es, dass er wieder zur Schule<br />
ging, um die Blindenschrift zu erlernen. Überdies hat er sein<br />
Abitur an der Oberrealschule in Göttingen nachgeholt und<br />
mit einem ansehnlichen Zeugnis bestanden. Sein Wunsch<br />
war es, Musik zu studieren, entschied sich dann aber für die<br />
Fächer Mathematik und Physik. Die ersten zwei Semester<br />
studierte er in Braunschweig an der Technischen<br />
Hochschule und wechselte dann zur Göttinger Universität,<br />
an der er auch 1921 seine Dissertation über „Lineare<br />
Differentialgleichungen vierter Ordnung mit Singularitäten<br />
und die dazugehörigen Darstellungen willkürlicher<br />
Funktionen“ mit sehr gut ablegte. Seine Liebe zur Musik<br />
blieb und er hat trotz seiner Erblindung weiterhin Unterricht<br />
erhalten.<br />
Nach dem 1. Weltkrieg war es vielen Leuten wichtig, dass<br />
die Kirchtürme wieder Glocken bekamen. Der alte Klang<br />
sollte von der Stille und Trauer über die Schrecken des<br />
Krieges ablenken. Auch die <strong>Bockhorst</strong>er hatten ihre<br />
Kirchenglocken abgeben müssen. Da aber nach dem Krieg<br />
Bronzeglocken unbezahlbar waren, haben viele Gemeinden<br />
Glocken aus Gussstahl bekommen, wobei man nicht immer<br />
auf die feine Stimmung der Glocken geachtet hat. Mit Willi<br />
Windau hatte <strong>Bockhorst</strong> aber einen musikalischen<br />
Mathematiker und Physiker, der die richtige Stimmung<br />
berechnen und auch hören konnte. Als die Kirchenglocken<br />
ersetzt werden sollten, hat Willi Windau darum gebeten,<br />
nach Bochum gefahren zu werden, damit er die neuen<br />
Glocken stimmen kann. 1922 hat die <strong>Kirchengemeinde</strong> zwar<br />
keine Glocken aus Bronze, dafür aber welche mit einem<br />
wunderbaren Klang erhalten.<br />
Bis zu seinem Tod 1928 hat Dr. Windau auf dem Hof seiner<br />
Eltern gelebt. Ob er es geschafft hat, die elektrische<br />
Fütterung für den Schweinestall, die er für seinen elterlichen<br />
Hof erfunden hat, in Betrieb zu nehmen, ist nicht bekannt.<br />
Für mich war es spannend, die persönliche Geschichte eines<br />
Menschen zu hören, der aus einem überschaubaren Ort<br />
kommt, aber einen nachhaltigen Klang hinterlassen hat. Ein<br />
Pfarrer, der in der <strong>Bockhorst</strong>er Kirche einmal die Vertretung<br />
übernahm, meinte zum Klang der Glocken: „Ich höre es<br />
gleich, da sind Glocken aus Bronze im Turm“<br />
Die Fahrradtour mit Magdalene Meyer-Sickendiek, mit<br />
Abschluss auf ihrer Deele bei Kaffee und Kuchen, war ein<br />
erfrischend kurzweiliger Erkundungszug durch die<br />
Gemeinde.<br />
<strong>Herzlich</strong>en Dank dafür sagt:<br />
Helga Rentel