Polen - Zittau
Polen - Zittau
Polen - Zittau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Auswirkungsanalyse<br />
zur Ansiedlung eines Fachmarkt-<br />
zentrums als „offenes Center“ in der<br />
Einkaufsinnenstadt von<br />
ZITTAU<br />
Auftraggeber: Stadt <strong>Zittau</strong><br />
Projektbearbeitung: Dipl.-Geogr. Franziska Höhnisch<br />
Projektleitung: Dipl.-Geogr. Stefanie Geßmann-Reichert<br />
Projektverantwortung: Dr. Manfred Bauer<br />
Dresden, im Oktober 2012<br />
Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH<br />
Ludwigsburg | Dresden, Hamburg, Köln, München<br />
Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl<br />
Königsbrücker Straße 31-33, 01099 Dresden<br />
Telefon: 0351 / 21 67 27 3, Fax: 0351 / 80 23 89 5<br />
Email: info@gma.biz Internet: www.gma.biz
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Vorbemerkung<br />
Im April 2012 erteilte die Stadt <strong>Zittau</strong> der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzfor-<br />
schung mbH, Dresden, den Auftrag zur Erstellung einer Auswirkungsanalyse mit Bezug<br />
auf die geplante Ansiedlung von Fachmärkten am Standort Albertstraße. Der zur Disposi-<br />
tion stehende Bereich ist im Einzelhandelskonzept der Stadt <strong>Zittau</strong> (2008) innerhalb des<br />
zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ explizit als Entwicklungsfläche für<br />
Einzelhandelsansiedlungen ausgewiesen. Hier plant die AVW Immobilien AG aus Ham-<br />
burg den Bau von Fachmärkten und ergänzenden Shops mit einer Gesamtverkaufsfläche<br />
von 9.106 m². Der Investor beabsichtigt v. a. solche Fachmärkte anzusiedeln, die bisher in<br />
<strong>Zittau</strong> insgesamt und in der Einkaufsinnenstadt erst in geringem Umfang oder noch gar<br />
nicht vertreten sind. Ziel des Bauvorhabens ist aus Sicht der Stadt <strong>Zittau</strong> andererseits die<br />
nachhaltige Stärkung der Innenstadt als Einzelhandelsstandort, eine Ausweitung der Ein-<br />
zelhandelszentralität und eine Erhöhung der Kundenfrequenz.<br />
Das Projekt soll vor dem Hintergrund der reellen Entwicklungspotenziale des Einzelhan-<br />
dels in <strong>Zittau</strong> gutachterlich auf seine städtebauliche Verträglichkeit untersucht werden. In<br />
diesem Zusammenhang sind insbesondere die bei Etablierung der geplanten Einzelhan-<br />
delsbetriebe zu erwartenden Kaufkraftbewegungen und wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
aufzuzeigen und zu bewerten.<br />
Für die Bearbeitung des Berichtes standen der GMA Veröffentlichungen des Statistischen<br />
Bundesamtes Wiesbaden, des Statistischen Landesamtes Sachsen, der AVW, der Stadt<br />
<strong>Zittau</strong> sowie diverse sekundärstatistische Materialien aus unterschiedlichen Quellen zur<br />
Verfügung. Weiterhin wurden von der GMA im Mai und Juli 2012 Erhebungen des projekt-<br />
relevanten Wettbewerbs in <strong>Zittau</strong>, in seinem mittelzentralen Versorgungsbereich und in<br />
Teilen des angrenzenden Tschechien und <strong>Polen</strong> sowie Besichtigungen des Projektstand-<br />
ortes durchgeführt. Sämtliche Daten wurden von Mitarbeitern der GMA nach bestem Wis-<br />
sen erhoben, statistisch aufbereitet und ausgewertet.
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Eine fertiggestellte Auswirkungsanalyse wurde dem Auftraggeber bereits am 3. August<br />
2012 vorgelegt. Da der Investor jedoch am 12. September 2012 ein modifiziertes Nut-<br />
zungskonzept präsentierte, wurde das Gutachten in Abstimmung mit den Projektbeteilig-<br />
ten nochmals überarbeitet.<br />
Die nunmehr vorliegende Analyse dient der Entscheidungsvorbereitung und Entschei-<br />
dungsfindung in der Stadt <strong>Zittau</strong>. Die Weitergabe oder Veröffentlichung des Berichtes,<br />
auch in digitaler Form, bedarf der schriftlichen Zustimmung des Auftraggebers und der<br />
GMA.<br />
Die GMA verpflichtet sich, alle ihr im Zusammenhang mit der Bearbeitung der Analyse<br />
zugeleiteten Informationen ebenso vertraulich zu behandeln, wie die Erkenntnisse dieses<br />
Berichtes.<br />
G M A<br />
Gesellschaft für Markt- und<br />
Absatzforschung mbH<br />
Dresden, im Oktober 2012<br />
BAU wym
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
INHALTSVERZEICHNIS Seite<br />
Vorbemerkung<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
I Aufgabenstellung und Rechtsrahmen 1<br />
1. Aufgabenstellung 1<br />
2. Rechtsrahmen 4<br />
2.1 Landes- und Regionalplanung 5<br />
2.2 Bauleitplanung 8<br />
2.3 Einzelhandelskonzept der Stadt <strong>Zittau</strong> 10<br />
II Angaben zur Projektplanung / Standortbewertung 12<br />
III Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft 21<br />
1. Einzugsgebiet und Bevölkerung 21<br />
2. Kaufkraft im Einzugsgebiet 30<br />
2.1 Grundlagen und Systematik der Kaufkraftberechnung 30<br />
2.2 Projektrelevantes Kaufkraftvolumen im Einzugsgebiet 32<br />
2.3 Einwohner- und Kaufkraftprognose im Einzugsgebiet 2015 / 2020 33<br />
IV Projektrelevante Wettbewerbssituation 35<br />
V Entwicklungsspielräume des projektrelevanten<br />
Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> / Ableitung wirtschaftlich tragfähiger<br />
Verkaufsflächen ohne Auslösung von Umsatzumverteilungen<br />
gegen den <strong>Zittau</strong>er Einzelhandel 40<br />
VI Auswirkungen des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 48<br />
VII Empfehlungen zur verträglichen Einbindung des geplanten<br />
Fachmarktzentrums in die Einzelhandelsstrukturen der<br />
<strong>Zittau</strong>er Innenstadt 54
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
I Aufgabenstellung und Rechtsrahmen<br />
1. Aufgabenstellung<br />
In der Altstadt von <strong>Zittau</strong> sind derzeit mehr als 170 Geschäfte ansässig, die jedoch nur<br />
rund 16 % der im Stadtgebiet vorhandenen Verkaufsflächen repräsentieren. In diesem<br />
Zusammenhang ist festzustellen, dass die Attraktivität der Einkaufsinnenstadt vor allem<br />
unter einem Mangel an größeren Ladeneinheiten leidet. Er steht im Zusammenhang mit<br />
der dichten Überbauung und den begrenzten Flächenpotenzialen in den vorhandenen,<br />
nicht selten denkmalgeschützten Gebäuden. Ziel der Stadtverwaltung war und ist es da-<br />
her, an geeigneter Stelle größere Kundenmagnetbetriebe anzusiedeln und dadurch die<br />
Wertigkeit der Innenstadt als Einkaufsort zu erhöhen. Hierzu wurde im Einzelhandelskon-<br />
zept der Stadt als einzig geeignete Entwicklungsfläche der Bereich der östlichen Albert-<br />
straße ausgewiesen (siehe Karte 1).<br />
Die in Frage stehende Entwicklungsfläche erstreckt sich auf der Nord- und Südseite der<br />
Albertstraße, die gegenwärtig noch nicht als innerstädtische Einkaufslage fungiert, aber<br />
über einen Anschluss an die Reichenberger Straße und die Neustadt verfügt, in denen<br />
Einzelhandelsnutzungen vorhanden sind. Beide Straßen sind als 1c-Lagen einzustufen.<br />
Die AVW Immobilien AG aus Hamburg plant nunmehr auf der Entwicklungsfläche in der<br />
östlichen Albertstraße den Bau eines Fachmarktzentrums. Im Zuge dieser Maßnahme soll<br />
die heute zum größten Teil als Brachfläche bzw. provisorischer Parkplatz genutzte Nord-<br />
seite des Areals mit einer zweistöckigen Immobilie (zzgl. Parkdeck) überbaut werden. Auf<br />
der Südseite wird ebenfalls ein zweistöckiges Objekt (zzgl. Parkdeck) errichtet. Das Pro-<br />
jektareal reicht über die Entwicklungsfläche lt. Einzelhandelskonzept hinaus.<br />
1
Karte 1: Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ mit Entwicklungsfläche für großflächigen Einzelhandel<br />
Dr.-Brinitzer-Straße<br />
Heinrich-Heine-Straße<br />
Einkaufsinnenstadt<br />
zentraler Versorgungsbereich<br />
„Einkaufsinnenstadt“<br />
Entwicklungsfläche<br />
Töpferberg<br />
Quelle: Einzelhandelskonzept <strong>Zittau</strong>, 2008<br />
Innere Weberstraße<br />
Breite Straße<br />
Theodor-Körner Allee<br />
Haberkornplatz<br />
Bautzner Str.<br />
Markt<br />
Theaterring<br />
Böhmische Str.<br />
Klosterstraße<br />
Schulstraße<br />
Albertstraße<br />
Reichenberger Str.<br />
Otto<br />
kar<br />
platz<br />
Neu<br />
markt<br />
Könitzer Straße<br />
Karl-Liebknecht-Ring<br />
Karl-Liebknecht-Ring<br />
2
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In zwei fast durchgängig mit Geschäften belegten Geschossen des geplanten Fachmarkt-<br />
zentrums ist die Ansiedlung folgender Einzelhandelsbranchen vorgesehen 1 :<br />
� Nahrungs- und Genussmittel<br />
� Drogeriewaren<br />
� Textil / Bekleidung<br />
� Schuhe<br />
� Heimtex<br />
� Elektro.<br />
Die projektierte Verkaufsfläche des Einzelhandels liegt insgesamt bei 9.106 m². Allein<br />
schon im Vergleich mit dem im Einzelhandelskonzept der Stadt <strong>Zittau</strong> ermittelten Ver-<br />
kaufsflächenbestand der Einkaufsinnenstadt von ca. 14.000 m² wird die Bedeutung des<br />
Entwicklungsprojektes transparent. Rechnerisch resultiert aus dem Vorhaben eine Ver-<br />
kaufsflächenausweitung um etwa 65 % 2 . Vor diesem Hintergrund ist einerseits mit einer<br />
deutlichen Angebotsaufwertung des Einzelhandels in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt zu<br />
rechnen, möglicherweise aber auch mit der Auslösung von Umstrukturierungsprozessen<br />
im vorhandenen Besatz, insbesondere als Folge einer stark veränderten räumlichen<br />
Schwerpunktsetzung. Es ist deshalb zentrale Aufgabe vorliegender Untersuchung, zu-<br />
nächst die tatsächlich vorhandenen Entwicklungspotenziale des Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> zu<br />
bestimmen und dann die möglichen positiven oder auch negativen Auswirkungen der ge-<br />
planten Einzelhandelsagglomeration zu analysieren und zu bewerten.<br />
1 Angaben der AVW vom 12. September 2012.<br />
2 Angabe ohne Berücksichtigung eventueller Geschäftsverlagerungen in das Projekt.<br />
3
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Im Einzelnen umfasst die Auswirkungsanalyse folgende Leistungen:<br />
� Abgrenzung des projektrelevanten Kundenverflechtungsbereiches<br />
� Berechnung des projektrelevanten Kaufkraftpotenzials im abgegrenzten Verflech-<br />
tungsbereich<br />
� Ermittlung der aktuellen Kundenbeziehungen des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels mit dem<br />
angrenzenden tschechischen und polnischen Ausland / Einschätzung der perspek-<br />
tivischen Kundenbeziehungen<br />
� Erhebung des projektrelevanten Einzelhandels im Verflechtungsbereich und Er-<br />
mittlung der Umsatzleistungen des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels sowie der bislang erziel-<br />
ten Kaufkraftbindungsquoten<br />
� Bestimmung des tragfähigen Verkaufsflächenentwicklungsspielraumes in den pro-<br />
jektrelevanten Branchen, welcher realisiert werden kann, ohne dass es zu Um-<br />
satzumverteilungen gegen den bestehenden Einzelhandelsbesatz kommt<br />
� Ermittlung möglicher Auswirkungen der geplanten Einzelhandelsnutzungen auf<br />
den Einzelhandelsbesatz in <strong>Zittau</strong>, unter besonderer Berücksichtigung der Ge-<br />
schäftslagen in der Einkaufsinnenstadt<br />
� Empfehlungen für ein verträgliches Nutzungskonzept und die erfolgreiche Einbin-<br />
dung des geplanten Fachmarktzentrums in die innerstädtische Einzelhandelsstruk-<br />
tur von <strong>Zittau</strong>.<br />
2. Rechtsrahmen 1<br />
Bei der Frage, welche Standorte für die Einzelhandelsentwicklung in einer Stadt oder<br />
Gemeinde herangezogen werden sollen, sind die Vorstellungen von Unternehmern und<br />
Entscheidungsträgern der öffentlichen Hand vielfach nicht deckungsgleich. Städte und<br />
Gemeinden bewerten Einzelhandelsansiedlungen vorwiegend unter städtebaulichen As-<br />
pekten. Einen hohen Stellenwert nimmt dabei die Sicherung der innerstädtischen Ein-<br />
1 Dieses Kapitel dient lediglich der Darstellung des Rechtsrahmens zur Beurteilung der Auswirkungen<br />
von Einzelhandelsprojekten und stellt ausdrücklich keine Interpretation der relevanten<br />
Rechtsnormen dar. Zur Durchführung von Rechtsberatungen ist die GMA nicht legitimiert.<br />
4
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
kaufsfunktion und der Nahversorgung ein. Bei den Unternehmen stehen hingegen Über-<br />
legungen zur optimalen Marktdurchdringung und Umsatzmaximierung im Vordergrund.<br />
Aufgrund der engen Verzahnung von Einzelhandel und Stadtentwicklung wurden in die-<br />
sem Zusammenhang Rechtsvorschriften entwickelt, die verbindliche Festlegungen zur<br />
wohnort- und verbrauchernahen Versorgung sowie zu den standörtlichen und infrastruktu-<br />
rellen Voraussetzungen von Einzelhandelsvorhaben treffen. Das vorhandene Rechtsin-<br />
strumentarium muss allerdings durch eine qualifizierte Planung abgesichert sein und darf<br />
von den Kommunen weder sachfremd noch willkürlich gehandhabt werden. Generell sol-<br />
len die Rechtsvorschriften nur regeln wo Wettbewerb stattfindet, nicht jedoch in das Kon-<br />
kurrenzverhältnis der Einzelhandelsbetriebe an sich eingreifen.<br />
Die wesentlichen Rechtsvorschriften zur Bewertung der Genehmigungsfähigkeit von Ein-<br />
zelhandelsplanungen in Sachsen und <strong>Zittau</strong> werden nachfolgend überblicksartig darge-<br />
stellt.<br />
2.1 Landes- und Regionalplanung<br />
Den Rechtsrahmen zur Beurteilung von Einzelhandelsansiedlungen in der Stadt <strong>Zittau</strong><br />
stecken seitens der Landes- und Regionalplanung der Landesentwicklungsplan Sachsen<br />
2003 (LEP), der Regionalplan Oberlausitz-Niederschlesien 2010 und die Handlungsanlei-<br />
tung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern über die Zulässigkeit von großflä-<br />
chigen Einzelhandelseinrichtungen im Freistaat Sachsen (HA Großflächige Einzelhan-<br />
delseinrichtungen) ab.<br />
Zentrale Aufgabe der Landesplanung ist es demnach, in allen Teilen des Freistaates eine<br />
angemessene Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen zu sichern.<br />
Der LEP Sachsen führt hierzu im Abschnitt Z 2.4.2 konkret aus …<br />
„Die Ausstattung aller Gemeinden mit Versorgungseinrichtungen zur Deckung des<br />
örtlichen Bedarfs soll unter Beachtung ihrer Bevölkerungsentwicklung, ihrer Funk-<br />
tion und ihrer Lage im Raum gewährleistet werden. Bei der Wahrnehmung dieser<br />
Aufgaben haben die Gemeinden die überörtlichen Erfordernisse zu beachten.“<br />
5
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Abschnitt Z 6.2 des LEP Sachsen konkretisiert die vorstehenden Zielsetzungen insbeson-<br />
dere im Hinblick auf die Ansiedlung von Einzelhandelsgroßprojekten 1 :<br />
„Die Ansiedlung, Erweiterung und wesentliche Änderung von Einkaufszentren (...)<br />
und großflächigen Einzelhandelsbetrieben sowie sonstigen großflächigen Han-<br />
delsbetrieben (großflächige Einzelhandelseinrichtungen) sind nur in Ober- und Mit-<br />
telzentren, bei überwiegend innenstadtrelevanten Sortimenten nur in städtebaulich<br />
integrierter Lage zulässig (...).<br />
Der Einzugsbereich großflächiger Einzelhandelseinrichtungen soll den Verflech-<br />
tungsbereich des Zentralen Ortes nicht wesentlich überschreiten, benachbarte<br />
Zentrale Orte sollen ihre Planungen untereinander abstimmen (...).<br />
Die Ansiedlung, Erweiterung oder wesentliche Änderung von großflächigen Ein-<br />
zelhandelseinrichtungen soll weder durch Lage, Größe oder Folgewirkung das<br />
städtebauliche Gefüge, die Funktionsfähigkeit des zentralörtlichen Versorgungs-<br />
zentrums oder die verbrauchernahe Versorgung substanziell beeinträchtigen.“<br />
Ergänzend zu den Regelungen des LEP sind bei der Bewertung von Einzelhandelspla-<br />
nungen auch die Bestimmungen des Regionalplanes Oberlausitz-Niederschlesien zu<br />
beachten:<br />
„G 5.2.1 Die Innenstädte und Stadtteilzentren des Oberzentralen Städteverbundes<br />
Bautzen-Görlitz-Hoyerswerda und der Mittelzentren sind entsprechend ihrem zent-<br />
ralörtlichen Verflechtungsbereich als Standorte des Einzelhandels und der Dienst-<br />
leistungen auszubauen. Insbesondere für die Mittelzentren sollen zur Vermeidung<br />
eines weiteren Funktionsverlustes der Innenstädte im Rahmen der integrierten<br />
Stadtentwicklungskonzepte Einzelhandelskonzeptionen erstellt werden. Dabei ist<br />
auf die Sicherung und Belebung des kleinteiligen Einzelhandels hinzuwirken.“<br />
1 Mit Bezug auf die Festlegungen des § 11 Abs. 3 BauNVO sind mehrere Geschäfte im<br />
geplanten Fachmarktzentrum als großflächig einzustufen (Textilvollsortimentsfachmarkt,<br />
Heimtex-Fachmarkt, Elektrofachmarkt). Die genannten Betriebe weisen alle Verkaufsflächen<br />
über 800 m² auf.<br />
6
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Die Handlungsanleitung Großflächige Einzelhandelseinrichtungen im Freistaat<br />
Sachsen 1 weist im Hinblick auf die Ansiedlung oder Erweiterung von großflächigen Ein-<br />
zelhandelsbetrieben insbesondere auf die Steuerungsmöglichkeiten durch die Bauleitpla-<br />
nung und die Baunutzungsverordnung (BauNVO) sowie auf die Ziele des Landesentwick-<br />
lungsplanes hin. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei der Erhalt und die Entwick-<br />
lung zentraler Versorgungsbereiche sowie die Unterscheidung von zentrenrelevanten und<br />
nicht zentrenrelevanten Sortimenten ein.<br />
So zeichnen sich lt. Handlungsanleitung zentrenrelevante Sortimente dadurch aus, „dass<br />
sie zum Beispiel vorrangig Innenstadtbesucher anziehen, häufig im Zusammenhang mit<br />
anderen Innenstadtnutzungen nachgefragt werden, überwiegend ohne Pkw transportiert<br />
werden können und einen geringen Flächenanspruch im Verhältnis zur Wertschöpfung<br />
haben. Bei zentrenrelevanten Sortimenten sind negative Auswirkungen auf die Zentren-<br />
struktur, insbesondere auf die Innenstadtentwicklung zu erwarten, wenn sie überdimensi-<br />
oniert an nicht integrierten Standorten angesiedelt werden.“<br />
In Anlage 1 definiert die Handlungsanleitung Sortimente mit geringer und starker Innen-<br />
stadtrelevanz. Von einer starken Innenstadtrelevanz ist demnach bei folgenden Waren-<br />
gruppen auszugehen:<br />
� Nahrungs- und Genussmittel<br />
� Drogerie- und Parfümerieprodukte<br />
� Haus- und Heimtextilien, Einrichtungszubehör (ohne Möbel)<br />
� Bekleidung einschließlich Schuhe, Lederwaren<br />
� Uhren, Schmuck<br />
� Foto, Optik<br />
� Spiel- und Sportwaren<br />
� Schreibwaren, Bücher, Büroartikel<br />
� Kunstgewerbe<br />
� Hifi, Computer, Elektrohaushaltswaren (Kleingeräte)<br />
� Haushaltswaren, Glas, Porzellan<br />
� Fahrräder.<br />
1 Handlungsanleitung des Sächsischen Staatsministeriums des Innern über die Zulässigkeit<br />
von großflächigen Einzelhandelseinrichtungen im Freistaat Sachsen (HA Großflächige<br />
Einzelhandelseinrichtungen) vom 3. April 2008.<br />
7
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Die von den geplanten Einzelhandelsbetrieben in <strong>Zittau</strong> repräsentierten Branchen Nah-<br />
rungs- und Genussmittel, Drogeriewaren, Textil / Bekleidung, Schuhe, Heimtex und<br />
Elektro sind im Abgleich mit der vorstehenden Auflistung somit als „in starkem Maße in-<br />
nenstadtrelevant“ einzustufen 1 .<br />
2.2 Bauleitplanung<br />
Während die Landes- und Regionalplanung den Rahmen für die Beurteilung von Einzel-<br />
handelsprojekten in raumordnerischer Hinsicht vorgibt, ermöglicht die kommunale Pla-<br />
nung (= Bauleitplanung) eine kleinräumige Ansiedlungssteuerung innerhalb von Stadt-<br />
und Gemeindegebieten. Für das entlang der östlichen Albertstraße geplante Einzelhan-<br />
delsprojekt ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass es sich teilweise um großflä-<br />
chige Betriebe im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO handelt. Deshalb ist als Bewertungs-<br />
grundlage für das Vorhaben auch der § 11 Abs. 3 BauNVO heranzuziehen. Er stellt für<br />
alle Baugebiete eine Sonderregelung auf. Großflächige Einzelhandelsbetriebe (ab ca. 800<br />
m² VK), von denen anzunehmen ist, dass sie evtl. schädliche städtebauliche Auswirkun-<br />
gen auslösen könnten, sind demnach außer in Kerngebieten nur in speziell ausgewiese-<br />
nen Sondergebieten genehmigungsfähig. Im einzelnen führt der § 11 Abs. 3 BauNVO zu<br />
dieser Thematik folgendes aus:<br />
„1. Einkaufszentren,<br />
2. großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang<br />
auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung<br />
oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich<br />
auswirken können,<br />
3. sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick auf den Verkauf an<br />
letzte Verbraucher und auf die Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten<br />
Einzelhandelsbetrieben vergleichbar sind,<br />
sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten Sondergebieten zulässig.<br />
Auswirkungen im Sinne des Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere<br />
schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetzes sowie Auswirkungen auf die infrastrukturelle<br />
Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich<br />
der in Satz 1 bezeichneten Betriebe, auf die Entwicklung zentraler<br />
Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden,<br />
auf das Orts- und Landschaftsbild und auf den Naturhaushalt.<br />
1 Auch in der Sortimentsliste des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandelskonzeptes sind die in der Albertstraße<br />
zur Ansiedlung vorgesehenen Branchen allesamt als „zentrenrelevant“ eingestuft (siehe<br />
Einzelhandelskonzept Seite 88).<br />
8
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Auswirkungen im Sinne des Satzes 2 sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2<br />
und 3 in der Regel anzunehmen, wenn die Geschossfläche 1.200 m² überschreitet.<br />
Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen,<br />
dass Auswirkungen bereits bei weniger als 1.200 m² Geschossfläche<br />
vorliegen oder bei mehr als 1.200 m² nicht vorliegen; dabei sind in Bezug<br />
auf die in Satz 2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die Gliederung<br />
und die Größe der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der<br />
verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot<br />
des Betriebs zu berücksichtigen.“<br />
Der letzte Absatz des § 11 Abs. 3 BauNVO beinhaltet eine Regelvermutung. Die Frage,<br />
ob sie im Einzelfall auf eine Planung anzuwenden ist, muss in einem zweistufigen Verfah-<br />
ren beantwortet werden:<br />
� Liegt ein großflächiger Handelsbetrieb vor? Wenn ja (ab ca. 800 m² VK 1 ), dann ...<br />
� liegen Auswirkungen vor? Wenn ja: Nur im Kerngebiet oder Sondergebiet zulässig.<br />
Die von einer geplanten Einzelhandelsansiedlung oder -erweiterung evtl. ausgehenden<br />
schädlichen städtebaulichen Wirkungen (z. B. Entstehung von Leerständen) können auf<br />
Basis der voraussichtlich ausgelösten Kaufkraftbewegungen eingeschätzt werden. In die-<br />
sem Zusammenhang ist v. a. die Frage zu beantworten, welche Teile des Umsatzes im<br />
Rahmen von Umverteilungsprozessen gegen bestehende Einzelhandelsbetriebe erwirt-<br />
schaftet werden müssen. Häufig wird dabei in Verwaltungsgerichtsverfahren die 10 %-<br />
Schwelle der Umsatzumverteilung zur Bewertung der städtebaulichen Verträglichkeit he-<br />
rangezogen. Demnach können bei Umsatzumverteilungsquoten von 10 % und mehr<br />
schädliche Auswirkungen auftreten 2 . In Einzelfällen können allerdings auch schon gerin-<br />
gere Umsatzumverteilungsquoten schädliche Effekte auslösen, insbesondere dann, wenn<br />
Einkaufslagen eine „Vorschädigung“ aufweisen. In der Praxis ist die Vorschädigung von<br />
Einkaufsbereichen allerdings schwierig nachzuweisen. So können z. B. existierende Leer-<br />
stände nicht nur durch einen überhöhten Wettbewerbsdruck entstanden sein, sondern<br />
auch durch Unzulänglichkeiten der Betreiber, eine ungünstige verkehrliche Erreichbarkeit,<br />
einen ungeeigneten Ladenzuschnitt, eine zu geringe Dimensionierung der Geschäftsflä-<br />
che oder überhöhte Mietforderungen der Eigentümer.<br />
1 Zur Frage der Großflächigkeit äußerte sich das Bundesverwaltungsgericht u. a. im Jahre<br />
2005 (BVerwG 4 C 10.04. vom 24. November 2005).<br />
2 Der 10 %-Orientierungswert geht auf eine empirische Langzeitstudie der GMA zum großflächigen<br />
Einzelhandel in Baden-Württemberg zurück, die dort u. a. im Auftrag der IHK<br />
und des Wirtschaftsministeriums erstellt wurde.<br />
9
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
2.3 Einzelhandelskonzept der Stadt <strong>Zittau</strong><br />
In <strong>Zittau</strong> wird möglichen nachteiligen Folgen einer ungeregelten Einzelhandelsentwicklung<br />
durch stadtplanerische Mittel begegnet. Mit dem Einzelhandelskonzept für die Stadt <strong>Zittau</strong><br />
aus dem Jahre 2008 verfügt die Stadtverwaltung hierbei über ein Steuerungsinstrument,<br />
welches die Einzelhandelsentwicklung sowohl räumlich als auch sortimentsbezogen auf<br />
definierte Lagen (= zentrale Versorgungsbereiche) konzentrieren soll.<br />
Mit Beschluss vom 26.06.2008 und vom 29.04.2010 hat der Stadtrat in <strong>Zittau</strong> folgende<br />
„zentrale Versorgungsbereiche“ festgelegt (vgl. Karte 2):<br />
� Einkaufsinnenstadt<br />
� Nahversorgungslage „Südstraße“<br />
� Nahversorgungslage „Leipziger Straße“<br />
� potenzielle Nahversorgungslage „Markt Hirschfelde“.<br />
Im Abgleich mit dem <strong>Zittau</strong>er Einzelhandelskonzept ist festzustellen, dass der für das hier<br />
zu beurteilende Einzelhandelsprojekt gewählte Standortbereich Albertstraße innerhalb<br />
des zentralen Versorgungsbereiches „Einkaufsinnenstadt“ liegt. D. h. die Ansiedlung von<br />
Einzelhandelsbetrieben und damit die Ausweitung des innerstädtischen Einzelhandelsan-<br />
gebotes ist hier nicht nur prinzipiell vorgesehen, sondern sogar ausdrücklich erwünscht.<br />
Die „Einkaufsinnenstadt“ ist in diesem Zusammenhang als höchstrangiger „zentraler Ver-<br />
sorgungsbereich“ zu klassifizieren, der im Gegensatz zu den Nahversorgungslagen mit<br />
seinen Einrichtungen nicht nur einzelne städtische Teilräume bedient, sondern die Ge-<br />
samtstadt und den ihr raumordnerisch zugeordneten mittelzentralen Versorgungsbereich.<br />
Vor diesem Hintergrund sollte es sich bei der Ansiedlung neuer Geschäfte im Innenstadt-<br />
bereich möglichst auch um leistungsfähige Einrichtungen handeln, weil nur sie in der Lage<br />
sind, eine entsprechende Anziehungskraft und Marktreichweite zu entfalten.<br />
10
Karte 2: Zentrale Versorgungsbereiche des Einzelhandels in <strong>Zittau</strong><br />
2<br />
1<br />
3<br />
zentrale Versorgungsbereiche<br />
Einkaufsinnenstadt<br />
Nahversorgungslagen<br />
1 „Leipziger Straße“<br />
2 „Südstraße“<br />
3 potenzielle NVL<br />
„Markt Hirschfelde“<br />
Quelle: erstellt mit RegioGraph Planung;<br />
Einzelhandelskonzept <strong>Zittau</strong> 2008,<br />
GMA-Darstellung 2012<br />
11
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
II Angaben zur Projektplanung / Standortbewertung<br />
Die AVW Immobilien AG aus Hamburg plant im südöstlichen Bereich der Einkaufsinnen-<br />
stadt von <strong>Zittau</strong> die Errichtung eines Fachmarktzentrums mit ergänzenden Shop-<br />
Nutzungen und gastronomischen Betrieben. Das Projekt ist insofern als ungewöhnlich<br />
einzustufen, als kein klassisches Einkaufs- oder Fachmarktzentrum konzipiert wurde,<br />
sondern eine bestehende Straße (Albertstraße) beidseitig mit Einzelhandelsnutzungen<br />
bebaut und trotzdem zentral gemanagt werden soll. Die Funktion einer Mall wird dabei<br />
vom öffentlichen Straßenraum übernommen, der natürlich für den Fahrzeugverkehr ge-<br />
sperrt wird 1 .<br />
Ein mittig in der Albertstraße platzierter Rollsteig (inkl. Treppe) ermöglicht es Kunden aus<br />
dem Erdgeschoss in das ebenfalls mit Einzelhandel belegte Obergeschoss zu gelangen<br />
(vgl. Karte 3). Hier ist eine schmale Galerie angelegt, die die Verbindung zwischen den<br />
einzelnen Geschäften herstellt. In das Obergeschoss gelangt man darüber hinaus auch<br />
über Aufzüge und einen Rollsteig von den darüber gelagerten Parkdecks. Nach Aussagen<br />
des Investors sind hier insgesamt 327 Stellplätze projektiert. Die Auffahrt zu den Park-<br />
decks ist an der Nordostseite des Objektes vorgesehen. Auf das südliche Parkdeck ge-<br />
langt man von der nördlichen Immobilie mittels einer Überfahrt. Die Abfahrt erfolgt dann<br />
wiederum auf der Nordostseite. Im jeweils östlichen Abschnitt der beiden Immobilien ist<br />
auch die Anlieferzone für den Wirtschaftsverkehr positioniert.<br />
1 In der Fachwelt wird eine solche Einzelhandelsagglomeration als „offenes Center“ be-<br />
zeichnet.<br />
12
Karte 3: Aufrisszeichnung des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
Quelle: AVW Immobilien AG<br />
13
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In der vorliegenden Konzeptionierung ist das geplante Fachmarktzentrum in Deutschland<br />
bisher einmalig. Vor diesem Hintergrund ist die Planung auch mit einem gewissen Risiko<br />
behaftet, da auf Erfahrungen hinsichtlich der Kundenakzeptanz einer solchen Einzelhan-<br />
delsimmobilie nicht zurückgegriffen werden kann. Von entscheidender Bedeutung für die<br />
Funktionsfähigkeit des Projektes wird nach gutachterlicher Einschätzung allerdings eine<br />
intelligente Kundenführung (insbesondere vom Parkdeck und vom EG zum OG), eine<br />
unproblematische Anfahrt zum Objekt und zum Parkdeck sowie eine effiziente Vermark-<br />
tung des neuen Quartiers „Albertstraße“ mit seinem Angebotsschwerpunkt im Fachmarkt-<br />
sektor sein.<br />
Während der Bearbeitungszeit des Gutachtens hat sich das Flächenlayout des geplanten<br />
Fachmarktzentrums mehrfach geändert. Während das Planungskonzept vom März 2012<br />
noch von 8.515 m² VK ausging, umfasst die Planung vom September 2012 nunmehr eine<br />
Gesamtverkaufsfläche von 9.106 m². 1 Aktuell sind folgende Branchen und Betriebe pro-<br />
jektiert (vgl. Karten 4 und 5):<br />
Erdgeschoss<br />
� Lebensmittelmarkt 793 m² VK<br />
� Drogeriefachmarkt 678 m² VK<br />
� Textilfachmarkt (2 x) / Textilgeschäfte (3 x) 1.044 m² VK<br />
� Schuhfachmarkt (2 x) 793 m² VK<br />
� Textilfachmarkt (inkl. OG) 1.563 m² VK<br />
� Shops 466 m² VK.<br />
Obergeschoss<br />
� Textilfachmarkt (3 x) 1.085 m² VK<br />
� Schuhfachmarkt 318 m² VK<br />
� Heimtex-Fachmarkt 1.113 m² VK<br />
� Elektrofachmarkt 1.008 m² VK<br />
� Shops 245 m² VK.<br />
1 Angaben der AVW vom 12.09.2012.<br />
14
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In der branchenbezogenen Zusammensetzung des Projektes wird deutlich, dass die AVW<br />
beabsichtigt, Geschäfte aus allen Bedarfsbereichen des Einzelhandels zu etablieren 1 . Als<br />
Kundenmagnetbetriebe fungieren im kurzfristigen Bedarf der geplante Lebensmittelmarkt<br />
(793 m² VK) und der Drogeriefachmarkt (678 m² VK). Im mittelfristigen Bedarf trifft dies<br />
vor allem auf den Textilfachmarkt mit 1.563 m² VK zu. Er ist aufgrund seiner Dimensionie-<br />
rung als „Vollsortimenter“ einzustufen. Dieses Geschäft ist nach heutigem Stand der Pla-<br />
nung im übrigen auch das einzige, welches mehr als 1.500 m² Verkaufsfläche aufweist<br />
und sich über das EG und OG erstreckt. Im langfristigen Bedarfsbereich ist der geplante<br />
Elektrofachmarkt (1.008 m² VK) als Magnetbetrieb zu klassifizieren.<br />
Das von AVW vorgelegte Nutzungskonzept wird klar vom Betriebstyp „Fachmarkt“ domi-<br />
niert. Insofern ist dem Projekt – im Kontext des bestehenden innerstädtischen Einzelhan-<br />
delsangebotes in <strong>Zittau</strong> – zunächst auch ein ergänzender Charakter zu bescheinigen.<br />
Bislang existieren Fachmärkte in der Einkaufsinnenstadt nur in den Warenbereichen Dro-<br />
gerie (2 x), Schuhe und Textil. Das Einzelhandelsangebot setzt sich in diesem Standort-<br />
bereich vor allem aus Fachhändlern zusammen.<br />
Insgesamt ist die gewählte Verkaufsflächendimensionierung des Fachmarktzentrums mit<br />
9.106 m² im Hinblick auf die Einwohnerzahl von <strong>Zittau</strong> und mit Bezug auf die erklärte In-<br />
tention der Stadt, die Zentralität des Mittelzentrums zu erhöhen, als durchaus angemes-<br />
sen zu charakterisieren. Mit dieser Größe kann die erforderliche Ausstrahlung des Projek-<br />
tes in den mittelzentralen Verflechtungsbereich und in Teile des angrenzenden Auslandes<br />
hinein prinzipiell bewerkstelligt werden. Würde andererseits ein deutlich kleineres Projekt<br />
etabliert, könnten Kaufkraftzuflüsse von außerhalb <strong>Zittau</strong>s sicher nur in begrenztem Um-<br />
fang angezogen werden. In diesem Falle müsste der Umsatz der geplanten Betriebe so-<br />
mit zwangsläufig zumeist im Umsatzumverteilungswettbewerb gegen den <strong>Zittau</strong>er Einzel-<br />
handel erwirtschaftet werden. Würde man die Dimensionierung des Fachmarktzentrums<br />
indes deutlich größer wählen, dann könnten bereits regionalplanerische Belange tangiert<br />
sein (z. B. Störung des zentralörtlichen Systems) oder das Projekt würde in <strong>Zittau</strong> eine so<br />
starke Dominanz entfalten, dass die Kundenfrequenz in anderen Einkaufslagen der In-<br />
nenstadt extrem zurückginge. Hier galt und gilt es im städtebaulichen und regionalplaneri-<br />
schen Interesse also die richtige Balance zu finden. Natürlich müssen aber auch be-<br />
triebswirtschaftliche und immobilienwirtschaftliche Erfordernisse Berücksichtigung finden,<br />
wenn das Fachmarktzentrum wirtschaftlich erfolgreich und städtebaulich verträglich sein<br />
soll.<br />
1 Kurz-, mittel- und langfristiger Bedarf.<br />
15
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In diesem Zusammenhang ist auch eine erste Charakterisierung des Projektstandortes<br />
wichtig, insbesondere die Feststellung, dass die Albertstraße bisher nicht als Einzelhan-<br />
delslage in der Einkaufsinnenstadt von <strong>Zittau</strong> fungierte. Sie stellt aber immerhin ein Bin-<br />
deglied zwischen den beiden 1c-Lagen 1 Reichenberger Straße und Neustadt dar, in de-<br />
nen jedoch aufgrund eines heterogenen und zum Teil qualitativ geringwertigen Einzel-<br />
handelsbesatzes derzeit nur eine schwache Kundenfrequenz anzutreffen ist (vgl. auch<br />
Karte 6). Bei Etablierung des geplanten Fachmarktzentrums würden diese beiden Ein-<br />
kaufsstraßen und die Albertstraße – unter der Voraussetzung einer städtebaulich attrakti-<br />
ven Ein- und Anbindung des Areals – eine markante standörtliche und funktionale Aufwer-<br />
tung erfahren. Es wäre in diesem Fall sogar von einem völlig neuen Angebotsschwer-<br />
punkt in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt zu sprechen, der die Bedeutung bisheriger<br />
Hauptgeschäftsbereiche (Innere Weberstraße, Markt, Rathausplatz, Bautzner Straße und<br />
Frauenstraße) relativiert.<br />
Wirtschaftlich kann das geplante Fachmarktzentrum zunächst durch eine Berechnung der<br />
„Sollumsätze“ eingeordnet werden. Sie präsentieren diejenigen Umsatzgrößen, welche<br />
zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit in den einzelnen Betrieben und<br />
Branchen erzielt werden müssen. Die in Tabelle 1 angesetzten Produktivitätswerte ent-<br />
sprechen hierbei Erfahrungswerten zu den im Normalfall erzielten Umsätzen je m² VK und<br />
Geschäftsjahr, welche sowohl von diversen Bundesverbänden des Einzelhandels, einzel-<br />
nen Betreiberfirmen als auch Handelsverbänden angegeben werden und z. T. in Publika-<br />
tionen dokumentiert sind 2 . Die an dieser Stelle angesetzten Produktivitäten sind fach-<br />
markttypisch und repräsentieren eine mittlere Betreiberqualität.<br />
1 In der Handelsforschung werden als 1c-Lagen innerstädtische Einkaufsbereiche mit lückenhaftem<br />
Einzelhandelsbesatz und geringer Kundenfrequenz bezeichnet.<br />
2 Vgl. u. a. BBE Handelsberatung: Struktur- und Marktdaten im Einzelhandel 2010. Mün-<br />
chen, 2011.<br />
16
Karte 4: Planskizze des Fachmarktzentrums – Erdgeschoss (Vorabzug)<br />
Quelle: nhp-partnership,<br />
Architekten - Ingenieure<br />
17
Karte 5: Planskizze des Fachmarktzentrums – Obergeschoss (Vorabzug)<br />
Quelle: nhp-partnership,<br />
Architekten - Ingenieure<br />
18
Karte 6: Lage des Planstandortes in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt und zu den aktuellen Hauptgeschäftslagen<br />
zentraler Versorgungsbereich<br />
„Einkaufsinnenstadt“<br />
Planstandort<br />
Hauptgeschäftslagen<br />
<strong>Polen</strong><br />
erstellt mit RegioGraph Planung; GMA-Darstellung 2012<br />
19
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Tabelle 1 präsentiert die Sollumsätze des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 1 .<br />
Tabelle 1: Sollumsätze des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
Branche<br />
Verkaufsfläche<br />
in m²<br />
Produktivität<br />
in € / m² VK<br />
Soll-Umsatz<br />
in Mio. €<br />
Nahrungs- und Genussmittel 793 4.000 3,2 (2,6 1 )<br />
Drogeriewaren 678 4.000 2,7 (2,0 1 )<br />
Textil / Bekleidung 2<br />
4.102 1.700 7,0<br />
Schuhe 1.111 2.000 2,2<br />
Elektro 1.008 4.500 4,5<br />
Heimtex 1.113 1.500 1,7<br />
1<br />
Umsatz ohne Randsortimente<br />
2<br />
Inkl. Shop-Flächen<br />
Quelle: GMA-Berechnung 2012, ca.-Werte gerundet<br />
In Tabelle 1 sind jeweils zwei Sollumsatzwerte für die Branchen Nahrungs- und Genuss-<br />
mittel sowie Drogeriewaren ausgewiesen. Im Falle der Nahrungs- und Genussmittel han-<br />
delt es sich bei dem in Klammer angegebenen Wert um den Sollumsatz allein mit Le-<br />
bensmitteln (d. h. ohne Nonfood-Randsortimente). Im Falle der Drogeriewaren präsentiert<br />
der Wert in der Klammer die Umsatzleistung des Drogeriekernsortimentes. Der Gesamt-<br />
umsatzwert für diesen Fachmarkt beinhaltet hingegen auch die Umsatzleistung mit den<br />
üblichen Randsortimenten von Fachmärkten, wie z. B. Tierfutter, Nahrungsergänzungs-<br />
mittel, frei verkäufliche Arzneimittel, Babynahrung etc.<br />
1 Ein Handy-Shop und die Ladeneinheit für einen Bäcker / Schlachter bleiben in der Kalkulation<br />
der Sollumsätze unberücksichtigt, weil sie für die Bewertung der Verträglichkeit des<br />
Fachmarktzentrums eine untergeordnete Rolle spielen. Alle anderen Shop-Flächen wurden<br />
dem Warenbereich „Textil / Bekleidung“ zugeordnet.<br />
20
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
III Einzugsgebiet, Bevölkerung und Kaufkraft<br />
1. Einzugsgebiet und Bevölkerung<br />
Die Abgrenzung des <strong>Zittau</strong>er Einzugsgebietes nach Etablierung der geplanten Fach-<br />
marktnutzungen in der Albertstraße stellt die wichtigste Voraussetzung zur Ermittlung des<br />
Kundenpotenzials und zur Berechnung der projektrelevanten Kaufkraft dar. Als „Einzugs-<br />
gebiet“ wird in Anbetracht der inhaltlichen Zielsetzung vorliegender Untersuchung derjeni-<br />
ge Bereich definiert, innerhalb dessen eine überwiegende Orientierung der Verbraucher<br />
auf die <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt bzw. auf das Fachmarktzentrum gegeben ist.<br />
Bei der konkreten Abgrenzung des Einzugsgebietes wurden insbesondere folgende Ein-<br />
flussfaktoren berücksichtigt:<br />
� Bisherige Marktreichweite des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels 1 / zukünftige Attraktivität des<br />
Einkaufsortes nach Etablierung des geplanten Fachmarktzentrums<br />
� Voraussichtliche Marktreichweite der im Fachmarktzentrum geplanten Kunden-<br />
magnetbetriebe, unter besonderer Berücksichtigung des Textilvollsortimenters und<br />
Elektrofachmarktes / Marktreichweite des geplanten Fachmarktzentrums insge-<br />
samt (Stichwort: Agglomerationseffekte)<br />
� Regionale Wettbewerbssituation, insbesondere die begrenzenden Wirkungen der<br />
Wettbewerbsstandorte Görlitz, Bautzen und Löbau auf das Einzugsgebiet 2<br />
� Zukünftige Bedeutung des Fachmarktstandortes als Parkierungsschwerpunkt für<br />
Innenstadtbesucher (Parkdeck mit 327 Stellplätzen)<br />
� Verkehrsanbindung des mittelzentralen Verflechtungsbereichs an die Stadt <strong>Zittau</strong><br />
und innerörtliche Erreichbarkeit des Projektstandortes<br />
� Ausgewählte Zeit- und Distanzwerte des Verbraucherverhaltens (= empirische<br />
Erfahrungswerte) 3 .<br />
1 U. a. ermittelt im städtischen Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2008.<br />
2 Die GMA hat in allen drei <strong>Zittau</strong>er Konkurrenzstädten Einzelhandelskonzepte erstellt. In<br />
die Betrachtungen zur Einzugsgebietsabgrenzung wurden auch die aktuellen Einzelhandelsplanungen<br />
z. B. in Bautzen (Bau eines zweiten Einkaufszentrums) einbezogen.<br />
3 Die GMA hat in den über 40 Jahren ihre Tätigkeit mehrere hundert Verbraucher- und<br />
Konsumentenbefragungen durchgeführt, so dass abgesicherte empirische Daten zum<br />
Kundenverhalten vorliegen.<br />
21
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Unter den genannten Prämissen wird der Einzelhandel in <strong>Zittau</strong> nach Etablierung des<br />
geplanten Fachmarktzentrums ein Einzugsgebiet erschließen können, das die Stadt <strong>Zittau</strong><br />
als Zone I und das westliche Umland von <strong>Zittau</strong> mit den Orten Oybin, Jonsdorf, Olbers-<br />
dorf, Bertsdorf-Hörnitz, Großschönau, Hainewalde, Seifhennersdorf, Leutersdorf, Oder-<br />
witz, Eibau, Herrnhut, Mittelherwigsdorf und Neugersdorf umfasst 1 . Hier leben zur Zeit<br />
insgesamt ca. 79.220 Menschen (vgl. Tabelle 2). Nur 35 % davon entfallen davon auf die<br />
Stadt <strong>Zittau</strong>.<br />
Tabelle 2: Einzugsgebiet der Stadt <strong>Zittau</strong> nach Etablierung des geplanten Fachmarktzentrums<br />
Zonen des Einzugsgebietes Einwohner<br />
Zone I: Stadt <strong>Zittau</strong> 27.850<br />
Zone II: Umland von <strong>Zittau</strong><br />
Oybin, Jonsdorf, Olbersdorf, Bertsdorf-Hörnitz, Großschönau,<br />
Hainewalde, Seifhennersdorf, Leutersdorf, Oderwitz,<br />
Eibau, Herrnhut, Mittelherwigsdorf, Neugersdorf<br />
51.370<br />
Zonen I - II 79.220<br />
Quellen: Statistisches Landesamt Sachsen, Stand 31.12.2011; Meldeamt Ebersbach-<br />
Neugersdorf, Stand 31.12.2011.<br />
Ein zusätzliches Kundenpotenzial ist prinzipiell im angrenzenden Tschechien und <strong>Polen</strong><br />
vorhanden, dessen Erschließung allerdings nicht allein von der Attraktivität des geplanten<br />
Fachmarktzentrums, sondern auch vom weiteren Wettbewerbsausbau in den beiden<br />
Nachbarländern und von der Verkehrsanbindung und Mobilität abhängt. In Tschechien ist<br />
hier von besonderer Bedeutung die zukünftige Entwicklung der über 100.000 Einwohner<br />
zählenden Großstadt Liberec.<br />
1 Das abgegrenzte Einzugsgebiet entspricht praktisch dem schon im Einzelhandelskonzept<br />
der Stadt <strong>Zittau</strong> definierten Verflechtungsbereich, welcher durch eine repräsentative Konsumentenbefragung<br />
empirisch ermittelt worden war.<br />
22
Karte 7: Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
<strong>Zittau</strong><br />
Einzugsgebiet<br />
Zone I – <strong>Zittau</strong><br />
Zone II – Umland<br />
von <strong>Zittau</strong><br />
Quelle: OpenStreetMap;<br />
GMA-Darstellung 2012<br />
23
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Um die heute und perspektivisch erschließbaren Kundenpotenziale in Tschechien und<br />
<strong>Polen</strong> näherungsweise einschätzen zu können, hat die GMA die Ergebnisse einer IHK-<br />
Befragung zum Einkaufsverhalten tschechischer Kunden in <strong>Zittau</strong> (November 2011) aus-<br />
gewertet und selbst eine Zählung deutscher und ausländischer Fahrzeuge an den zwei<br />
<strong>Zittau</strong>er Einzelhandelsstandorten Toom 1 und Kaufland 2 durchgeführt. Die Erkenntnisse<br />
sind in nachfolgendem Exkurs zusammengefasst.<br />
-------------------------------------<br />
Exkurs: Zählung ausländischer Kfz und Kunden in <strong>Zittau</strong> / Ergebnisse einer<br />
IHK-Befragung zum Kaufverhalten tschechischer Kunden in <strong>Zittau</strong><br />
Die Erfassung ausländischer Kunden-Kfz in <strong>Zittau</strong> erfolgte jeweils an den Parkplatzzufahr-<br />
ten von Toom in der Hochwaldstraße / Mittelweg und von Kaufland an der Christian-<br />
Keimann-Straße. Die beiden Standorte waren in Abstimmung mit der Stadtverwaltung als<br />
besonders geeignet für die Zählung ausländischer Kfz und Kunden identifiziert worden,<br />
weil sie die Zentralität <strong>Zittau</strong>s im Einzelhandelsbereich maßgeblich mit prägen.<br />
Die Erhebung der Kunden-Kfz fand am 9. und 14. Juni 2012 statt. Der Donnerstag (14.<br />
Juni) wurde als „typischer Einkaufstag unter der Woche“ ausgewählt. Der Samstag<br />
(9. Juni) repräsentierte andererseits den „Einkaufsspitzentag“. Die Erfassung der Kfz er-<br />
folgte an beiden Standorten jeweils durchgängig von 10:00 bis 18:00 Uhr.<br />
Ermittelt wurden die Pkw-Kennzeichen und die Kfz-Insassen. Als „Kunden“ galten dabei<br />
alle Personen ab ca. 14 Jahren. Die Ergebnisse der Zählungen sind überblicksartig in<br />
Tabelle 3 dargestellt.<br />
1 Hochwaldstraße / Mittelweg.<br />
2 Christian-Keimann-Straße.<br />
24
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Tabelle 3: Ergebnisse der Kfz- und Kundenzählungen in <strong>Zittau</strong><br />
Erhebungstag Kunden<br />
insgesamt<br />
davon aus<br />
CZ<br />
in % davon aus<br />
PL<br />
in %<br />
Donnerstag 5.547 446 8 99 2<br />
Samstag 6.195 966 16 128 2<br />
Quelle: GMA Erhebungen, Juni 2012<br />
Es zeigt sich, dass die Zahl der Samstags-Kunden den Donnerstag-Wert um etwa 12 %<br />
übersteigt. Während am Donnerstag nur 5.547 Personen ermittelt wurden, betrug ihre<br />
Zahl am Samstag 6.195. Sehr viel deutlicher unterscheiden sich die Kundenzahlen aus<br />
Tschechien und <strong>Polen</strong>. So lag die Frequenz polnischer Kunden am Samstag um 29 %-<br />
Punkte höher als am Donnerstag. Bei den tschechischen Kunden überstieg der Sams-<br />
tagwert den Donnerstag sogar um 117 %-Punkte. Diese Zahlen belegen, dass der Wo-<br />
chenendeinkauf in <strong>Zittau</strong> bei ausländischen Kunden eine höhere Wertschätzung genießt,<br />
als bei deutschen Kunden 1 . Damit in Zusammenhang steht sicher auch die höhere Zahl<br />
der Insassen in ausländischen Pkw. Während deutsche Kfz im Schnitt nur mit 1,5 Perso-<br />
nen belegt waren, betrugen die Korrespondenzwerte polnischer Kfz 1,8 und tschechischer<br />
Kfz 2,0.<br />
Tabelle 3 macht auch transparent, dass der Anteil tschechischer Kunden am Donnerstag<br />
mit 8 % und am Samstag mit 16 % in Bezug auf die Gesamtkundenzahl weit höher aus-<br />
fällt als der polnischer Kunden mit jeweils nur 2 %. Rechnet man die Kunden aus beiden<br />
Herkunftsländern zusammen, dann liegt der Anteil ausländischer Besucher an Wochenta-<br />
gen bei 10 % und an Samstagen bei 18 % (siehe auch Abbildungen 1 und 2).<br />
1 Dies hat sicherlich mit den i. d. R. längeren Anfahrtswegen zu tun, welche die Kunden am<br />
Wochenende eher bereit sind auf sich zu nehmen, als unter der Woche.<br />
25
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Abbildung 1: Tagesverlauf der Kundenfrequenzen an beiden Zählstandorten<br />
in <strong>Zittau</strong> (Donnerstag)<br />
Kunden<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
ab 10 Uhr 11 bis 12 Uhr 12 bis 13 Uhr 13 bis 14 Uhr 14 bis 15 Uhr 15 bis 16 Uhr 16 bis 17 Uhr bis 18 Uhr<br />
Abbildung 2: Tagesverlauf der Kundenfrequenzen an beiden Zählstandorten<br />
in <strong>Zittau</strong> (Samstag)<br />
Kunden<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
ab 10 Uhr 11 bis 12<br />
Uhr<br />
Kunden D Kunden CZ Kunden PL<br />
12 bis 13<br />
Uhr<br />
13 bis 14<br />
Uhr<br />
Quelle: GMA-Zählungen, 14. Juni 2012<br />
14 bis 15<br />
Uhr<br />
15 bis 16<br />
Uhr<br />
Kunden D Kunden CZ Kunden PL<br />
16 bis 17<br />
Uhr<br />
bis 18 Uhr<br />
Quelle: GMA-Zählungen, 9. Juni 2012<br />
26
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Der Tagesverlauf der Kundenfrequenzen bei deutschen und ausländischen Besuchern<br />
weist relativ große Ähnlichkeiten auf. Spitzenwerte werden in allen Kundengruppen im<br />
Verlauf des Donnerstags zwischen 11 und 12 Uhr und zwischen 16 und 17 Uhr erreicht.<br />
An Samstagen wird der absolute Höchstwert hingegen bereits am Morgen um 10 Uhr er-<br />
zielt. Danach flacht die Kurve bis 12 Uhr bzw. 13 Uhr ab und stabilisiert sich zwischen 13<br />
Uhr und 18 Uhr wieder auf leicht erhöhtem Niveau.<br />
Zur Ermittlung der räumlichen Herkunft tschechischer und polnischer Kunden wurden die<br />
erfassten Kfz-Kennzeichen differenziert ausgewertet. In Tschechien setzt sich das Num-<br />
mernschild aus einer Kombination dreier Zeichen (Ziffer, Buchstabe, Ziffer) zusammen.<br />
Der Buchstabe bezeichnet dabei die Region (kraj), in der das Fahrzeug angemeldet wur-<br />
de. 64 % aller tschechischen Fahrzeuge stammten demnach aus der Region Liberec (Li-<br />
berecký kraj) und 10 % aus der „mittelböhmischen Region“ (Stredocesky kraj).<br />
Auf den polnischen Kfz-Kennzeichen gibt der erste Buchstabe die „Woiwodschaft“ an, der<br />
zweite und ggf. dritte Buchstabe repräsentiert das sog. „Powiat“. Im Ergebnis der Erfas-<br />
sung wurde festgestellt, dass 75 % der polnischen Pkw aus dem Powiat Zgorzelecki<br />
(DZG) stammten, welches unmittelbar an <strong>Zittau</strong> angrenzt. 88 % der Fahrzeuge kamen<br />
aus der übergeordneten Raumeinheit „Woiwodschaft Dolnoslaskie“.<br />
Leider ermöglicht die Kennzeichenauswertung nur eine grobe Definition der Herkunftsge-<br />
biete von Auslandskunden. Offensichtlich wird in diesem Zusammenhang jedoch die Be-<br />
deutung der tschechischen Großstadt Liberec als wichtigster Konkurrenzstandort <strong>Zittau</strong>s.<br />
Deshalb wurden von der GMA hier verschiedene Standortbesichtigungen durchgeführt.<br />
Ziel war es u. a. die wichtigsten Einkaufszentren zu identifizieren und die Qualität des<br />
Liberecer Einzelhandelsangebotes an sich und in der Innenstadt zu bewerten. Im Ergeb-<br />
nis ist festzuhalten, dass in Liberec mit dem Einkaufszentrum Nisa ein großflächiges und<br />
modernes Center im südöstlichen Stadtgebiet vorhanden ist. Darüber hinaus existiert im<br />
Nordwesten das große Fachmarktzentrum Nákupni Centrum, welches u. a. über ein Glo-<br />
bus SB-Warenhaus und einen Elektrofachmarkt verfügt. In Nahlage ist auch noch ein De-<br />
cathlon Sportfachmarkt etabliert. Innerhalb der Innenstadt existieren zwei größere Fuß-<br />
gängerzonen und ein weiteres großes Einkaufszentrum (Forum).<br />
27
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Fotodokumentation wichtiger Einzelhandelsstandorte in Liberec<br />
Einkaufszentrum Nisa Fachmarktzentrum Nákupni Centrum<br />
Fußgängerzone Liberec (Innenstadt) Einkaufszentrum Forum (Innenstadt)<br />
Die Standortbesichtigungen und Wettbewerbsanalysen in Liberec machten rasch deutlich,<br />
dass es angesichts des umfangreichen Einzelhandelsangebotes für Bewohner dieser<br />
Stadt eigentlich wenig Anreize gibt, in die kleinere Stadt <strong>Zittau</strong> zum Einkaufen zu fahren.<br />
Das Einzelhandelsangebot umfasst hier sogar bereits zahlreiche Markenanbieter, wie z.<br />
B. Tesco, Globus, Decathlon, Marks & Spencer, New Yorker, C&A, Humanic, Douglas,<br />
Uncle Sam, Euronics, Rossmann, H&M oder Esprit. Dem hat das geplante Fachmarkt-<br />
zentrum in <strong>Zittau</strong> wenig entgegen zu setzen.<br />
Auf Basis der Kennzeichenerfassung ausländischer Fahrzeuge, der Standortbesichtigun-<br />
gen in Liberec und intensiven Wettbewerbserfassungen im Grenzraum (siehe Kap. IV) ist<br />
der potenzielle Kundenverflechtungsbereich in Tschechien und <strong>Polen</strong> als „Streuumsatz-<br />
gebiet“ einzustufen. Die Einkaufsorientierung der im Grenzbereich lebenden Menschen ist<br />
nicht vorwiegend auf <strong>Zittau</strong> ausgerichtet. Die Daten der Kennzeichen- und Kundenerfas-<br />
sung vollziehen damit im Wesentlichen die Erkenntnisse einer IHK-Befragung tschechi-<br />
28
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
scher Kunden in <strong>Zittau</strong> nach 1 . Sie enthält allerdings weiterführende Informationen, die für<br />
die Einschätzung möglicher Streuumsätze tschechischer Kunden Relevanz besitzen und<br />
deshalb nachfolgend im Überblick wiedergegeben werden:<br />
� Tschechische Kunden kaufen (...) eher gelegentlich als regelmäßig in <strong>Zittau</strong> ein.<br />
� Die Gründe für einen Einkauf tschechischer Konsumenten in <strong>Zittau</strong> liegen vor allem<br />
in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis (31 %) und dem breiten Angebot (23<br />
%) 2 .<br />
� Die nahräumlichen Kundenbeziehungen sind schwächer geworden. Legten 2009<br />
noch 81 % der Kunden eine Strecke bis 50 km zurück, waren es (...) 2011 nur<br />
66 %.<br />
� Der Anspruch der (tschechischen) Kunden ist hoch und ein wesentlicher Grund für<br />
Einkäufe in Deutschland. Unter „anderen Gründen“ werden von den Befragten (...)<br />
ein hoher Standard der Verkaufseinrichtungen angegeben.<br />
� Lebens- und Genussmittel liegen mit 75 % der Befragten an erster Stelle der ein-<br />
gekauften Produkte. Drogeriewaren werden mit einer Häufigkeit von 58 % gekauft.<br />
Die IHK-Befragung belegt also u. a., dass tschechische Kunden eher unregelmäßig in<br />
<strong>Zittau</strong> einkaufen und die Kundenbeziehungen nahräumlich im Zeitablauf der vergangenen<br />
Jahre schwächer geworden sind. Zudem wird offensichtlich selektiv gekauft, wobei der<br />
Erwerb von Nahrungs- und Genussmitteln – nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Preisge-<br />
fälles – an erster Stelle steht. Waren aus dem mittel- und langfristigen Bedarfsbereich<br />
stehen hingegen weniger im Fokus tschechischer Konsumenten 3 . Auch wenn diese Fest-<br />
stellungen per se nur für tschechische Konsumenten gelten, kann ein ähnliches Kaufver-<br />
halten bei polnischen Kunden unterstellt werden.<br />
1 Unterschiede zwischen den Ergebnissen der IHK-Studie und den GMA-Recherchen sind<br />
v. a. methodisch bedingt. Vgl. IHK Dresden: Chancen für den Einzelhandel. Ergebnisse<br />
einer Befragung zum Einkaufsverhalten tschechischer Kunden in <strong>Zittau</strong> im November<br />
2011. Dresden, 2012.<br />
2 Ob das Preis-Leistungs-Verhältnis auch zukünftig für tschechische Konsumenten ein<br />
Anreiz sein wird, um Einkaufsfahrten nach <strong>Zittau</strong> zu unternehmen, wird sicher von der<br />
Entwicklung des Preis-Leistungs-Verhältnisses im tschechischen Einzelhandel abhängen.<br />
3 Von den Befragten aus Tschechien kauften 2011 nur 20,5 % Bekleidung, 17,0 % Haushaltswaren<br />
/ Elektrogeräte und 13,9 % Schuhe / Lederwaren.<br />
29
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
2. Kaufkraft im Einzugsgebiet<br />
2.1 Grundlagen und Systematik der Kaufkraftberechnung<br />
Die Berechnung der im abgegrenzten Einzugsbereich des geplanten Fachmarktzentrums<br />
vorhandenen Kaufkraftvolumina wird speziell für die Wirtschaftsgruppe Ladeneinzelhandel<br />
und Ladenhandwerk vorgenommen. Dazu werden aktuelle Daten des Statistischen Bun-<br />
desamtes Wiesbaden sowie ortsbezogene Kaufkraftkennziffern verwendet.<br />
Die Gegenüberstellung der Kaufkraft (= Nachfrage) und der Umsatztätigkeit (= Angebot)<br />
erfordert eine klare definitorische Abgrenzung der einbezogenen Branchen- und Wirt-<br />
schaftsgruppen. Zu diesem Zweck wird der Einzelhandel und das Ladenhandwerk nach<br />
der Periodizität des Einkaufs in eine kurz-, mittel- und langfristige Bedarfsdeckung diffe-<br />
renziert:<br />
Kurzfristige Bedarfsdeckung<br />
� Nahrungs- und Genussmittel verschiedener Art (einschließlich Fleischereien,<br />
Bäckereien, Konditoreien), Reformwaren<br />
� Gesundheits- und Körperpflegeartikel, Drogeriewaren, Apotheker- und<br />
Sanitätswaren<br />
� Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf.<br />
Mittelfristige Bedarfsdeckung<br />
� Bücher, Papierwaren, Bürobedarf, Schreib- und Spielwaren<br />
� Bekleidung, Textilien<br />
� Schuhe, Lederwaren, Sportartikel.<br />
Langfristige Bedarfsdeckung<br />
� Elektrowaren (weiße und braune Ware, Ton- und Bildträger, Lampen und Leuch-<br />
ten, Computer und Zubehör)<br />
� Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik, Geschenkartikel<br />
� Möbel und Einrichtungsgegenstände<br />
� Heimtextilien, Raumausstattung<br />
� Heimwerker- und Gartenbedarf<br />
� Foto, Optik, Uhren, Schmuck<br />
� Sonstige Waren (u. a. Autozubehör, Musikalien, Waffen).<br />
30
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Grundlage für die Berechnung der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen ist das<br />
Nettosozialprodukt zu Faktorkosten, aus dem das verfügbare Einkommen der privaten<br />
Haushalte abgeleitet werden kann. Die Nachfrage der Konsumenten nach Waren und<br />
Dienstleistungen errechnet sich aus dem verfügbaren Einkommen wie folgt:<br />
Verfügbares Einkommen<br />
privater Verbrauch Ersparnis<br />
Nachfrage der Konsumenten nach<br />
• W aren<br />
• Dienstleistungen<br />
Für den in vorliegender Untersuchung im Mittelpunkt stehenden Einzelhandel können die<br />
Dienstleistungen vernachlässigt werden. Von Bedeutung sind lediglich die Warenkäufe<br />
der privaten Haushalte. Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese sowohl in Ladenge-<br />
schäften (= Ladeneinzelhandel) als auch in Nicht-Ladengeschäften (z. B. Versandhandel,<br />
E-Commerce, ambulante Märkte) wirksam werden können.<br />
Nach Berechnungen der GMA lag die einzelhandelsrelevante Nachfrage (inkl. Apotheken<br />
und Ladenhandwerk) in Deutschland 2011 je Einwohner bei<br />
Davon entfielen auf den …<br />
ca. 5.349 €.<br />
� kurzfristigen Bedarfsgütersektor ca. 2.572 € (ca. 48 %)<br />
� mittelfristigen Bedarfsgütersektor ca. 950 € (ca. 18 %)<br />
� langfristigen Bedarfsgütersektor ca. 1.827 € (ca. 34 %).<br />
31
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
2.2 Projektrelevantes Kaufkraftvolumen im Einzugsgebiet<br />
Zur Berechnung des projektrelevanten Kaufkraftpotenzials im Einzugsgebiet sind für die<br />
untersuchungsrelevanten Sortimente folgende durchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben<br />
anzusetzen:<br />
� Nahrungs- und Genussmittel ca. 1.810 €<br />
� Drogeriewaren ca. 277 €<br />
� Textil / Bekleidung ca. 472 €<br />
� Schuhe ca. 130 €<br />
� Elektro ca. 495 €<br />
� Heimtex ca. 84 €.<br />
Bei der konkreten Berechnung der projektrelevanten Kaufkraft wurden auch die vorlie-<br />
genden lokalen Kaufkraftkoeffizienten berücksichtigt.<br />
Die Kaufkraft im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> ist in Tabelle 4<br />
nach Warengruppen gegliedert dargestellt.<br />
Tabelle 4: Kaufkraft im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
Kaufkraft nach<br />
Warengruppen<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Zone I Zone II<br />
Kaufkraft in<br />
Zone I – II<br />
in Mio. €<br />
Nahrungs- und Genussmittel 41,5 78,5 120,0<br />
Drogeriewaren 6,4 12,0 18,4<br />
Textil / Bekleidung 10,8 20,5 31,3<br />
Schuhe 3,0 5,6 8,6<br />
Elektro 11,4 21,5 32,9<br />
Heimtex 3,1 5,8 8,9<br />
Quelle: GMA-Berechnungen 2012<br />
32
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
2.3 Einwohner- und Kaufkraftprognose im Einzugsgebiet 2015 / 2020<br />
Die Entwicklung der Kaufkraftvolumina für die projektrelevanten Sortimente bis 2015 und<br />
2020 steht v. a. in Abhängigkeit vom zukünftigen Verbraucher- und Ausgabeverhalten,<br />
dem Konjunkturverlauf sowie den speziellen sozioökonomischen Gegebenheiten im Ein-<br />
zugsgebiet. Das der GMA-Kaufkraftprognose im abgegrenzten Einzugsgebiet zu Grunde<br />
liegende Szenario des Verbraucherverhaltens lässt sich wie folgt skizzieren:<br />
� Die Verbraucher verhalten sich für die Dauer des Prognosezeitraums „normal“,<br />
d. h. es werden keine größeren Veränderungen des aktuellen Ausgabe- und Spar-<br />
verhaltens erwartet 1 .<br />
� Die Preise für Dienstleistungen werden schneller steigen als die Preise für Einzel-<br />
handelswaren. Infolge dieser Entwicklung wird der Ausgabenanteil des Einzelhan-<br />
dels am verfügbaren Einkommen leicht zurückgehen.<br />
� Die Bevölkerung wird sich gemäß der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose<br />
in Sachsen rückläufig entwickeln. Insgesamt wird der Rückgang zwischen 2011<br />
und 2020 im Einzugsgebiet demnach bei ca. 11 % liegen. In absoluten Zahlen ent-<br />
spricht dies einem Bevölkerungsverlust von ca. 8.850 Personen.<br />
Tabelle 5: Einwohnerprognose im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums<br />
in <strong>Zittau</strong> 2015 / 2020<br />
Zonen des Einzugsgebietes Einwohner<br />
2011<br />
Einwohner<br />
2015<br />
Einwohner<br />
2020<br />
Zone I: Stadt <strong>Zittau</strong> 27.850 26.400 24.900<br />
Zone II: Umland von <strong>Zittau</strong> 51.370 48.200 45.470<br />
Zonen I – II 79.220 74.600 70.370<br />
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Stand 31.12.2011, 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose,<br />
Variante 1, Stand 31.12.2011<br />
1 Im Jahr 2011 lag die Sparquote im Bundesgebiet mit 11 % auf recht hohem Niveau. Sie<br />
wird vom Statistischen Bundesamt Wiesbaden im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
ermittelt. Die Sparquote schwankte zwischen 2008 und 2011 nur in geringem<br />
Umfang.<br />
33
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In Abhängigkeit von der rückläufigen Bevölkerungszahl wird sich auch die Kaufkraft im<br />
Einzugsgebiet bis 2020 insgesamt negativ entwickeln. Tabelle 6 gibt die entsprechende<br />
Kaufkraftprognose wieder.<br />
Tabelle 6: Kaufkraft im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums<br />
2011 – 2015 – 2020<br />
Kaufkraft nach<br />
Warengruppen<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
2011<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
2015<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
2020<br />
Nahrungs- und Genussmittel 120,0 113,9 107,9<br />
Drogeriewaren 1<br />
18,4 18,4 17,9<br />
Textil / Bekleidung 31,3 29,6 28,1<br />
Schuhe 8,6 8,3 8,0<br />
Elektro 32,9 31,8 30,4<br />
Heimtex 8,9 8,6 8,1<br />
1<br />
Kernsortiment<br />
Quelle: GMA-Prognose, ca.-Werte gerundet<br />
Über alle Warengruppen hinweg beträgt der Kaufkraftrückgang im Einzugsgebiet des ge-<br />
planten Fachmarktzentrums im Betrachtungszeitraum 2011 – 2020 ca. 19,7 Mio. € oder<br />
ca. 9 %.<br />
34
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
IV Projektrelevante Wettbewerbssituation<br />
Die Analyse der projektrelevanten Wettbewerbssituation basiert auf einer von der GMA im<br />
Juni 2012 durchgeführten Vollerhebung des Einzelhandels in <strong>Zittau</strong>, im restlichen Ein-<br />
zugsgebiet und im grenznahen Tschechien und <strong>Polen</strong>. Als Wettbewerber der geplanten<br />
Fachmärkte galten dabei grundsätzlich solche Betriebe, die projektrelevante Waren als<br />
Kernsortimente führten. Darüber hinaus wurden aber auch sog. „Mehrbranchenunterneh-<br />
men“ erfasst, welche projektrelevante Waren auf Teilflächen als Randsortimente offerier-<br />
ten. Zu ihnen zählen vor allem SB-Warenhäuser. Als Hauptkonkurrenten der geplanten<br />
Fachmärkte sind allerdings v. a. die Anbieter des gleichen Betriebstyps (= Fachmärkte)<br />
einzustufen, weil hier die Sortimentsüberschneidungen am stärksten sind. Hingegen sind<br />
service- oder handwerklich-orientierte Handelsbetriebe erfahrungsgemäß in weit geringe-<br />
rem Umfang von Wettbewerbswirkungen tangiert. Die nachfolgende Einzeldarstellung der<br />
Wettbewerber im Text und in Karte 8 trägt diesem Umstand Rechnung.<br />
Derzeit sind in <strong>Zittau</strong> folgende wesentliche Wettbewerber der geplanten Fachmärkte am<br />
Standort Albertstraße anzuführen:<br />
A) Nahrungs- und Genussmittel<br />
� Kaufland SB-Warenhaus, Christian-Keimann-Straße<br />
� toom SB-Warenhaus, Hochwaldstraße<br />
� Kaufland SB-Warenhaus, Äußere Weberstraße<br />
� Edeka Supermarkt, Dresdner Straße<br />
� Norma Lebensmitteldiscounter, Görlitzer Straße<br />
� Aldi Lebensmitteldiscounter, Leipziger Straße<br />
� Aldi Lebensmitteldiscounter, Dresdner Straße<br />
� Netto Lebensmitteldiscounter, Südstraße<br />
� Lidl Lebensmitteldiscounter, Kantstraße<br />
� Netto Lebensmitteldiscounter, Löbauer Straße<br />
� Penny Lebensmitteldiscounter, Leipziger Straße.<br />
Insgesamt repräsentieren alle in <strong>Zittau</strong> ansässigen Nahrungs- und Genussmittelgeschäfte<br />
eine reine Lebensmittelverkaufsfläche von ca. 19.970 m². Auf die <strong>Zittau</strong>er Innenstadt ent-<br />
fallen hiervon ca. 1.180 m² VK.<br />
35
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
B) Drogeriewaren<br />
� dm Drogeriefachmarkt, Bautzner Straße<br />
� Rossmann Drogeriefachmarkt, Frauenstraße.<br />
Insgesamt repräsentieren alle Anbieter von Drogeriewaren (inkl. Randsortimente in Mehr-<br />
branchenunternehmen) in <strong>Zittau</strong> eine Verkaufsfläche von ca. 2.090 m². Davon entfallen<br />
auf die <strong>Zittau</strong>er Innenstadt ca. 970 m² VK.<br />
C) Textil / Bekleidung<br />
� NKD Textilfachmarkt, Bautzner Straße<br />
� Kik Textilfachmarkt, Leipziger Straße<br />
� Kik Textilfachmarkt, Äußere Weberstraße.<br />
Insgesamt beläuft sich die textile Verkaufsfläche in <strong>Zittau</strong> (inkl. Randsortimente in Mehr-<br />
branchenunternehmen) auf ca. 4.940 m². Davon entfallen auf die <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnen-<br />
stadt ca. 2.840 m² VK.<br />
D) Schuhe<br />
� Schuhhof, Rathausplatz<br />
� Reno, Löbauer Straße<br />
� Deichmann, Hochwaldstraße / Mittelweg.<br />
Insgesamt repräsentieren die in <strong>Zittau</strong> ansässigen Schuhgeschäfte eine Verkaufsfläche<br />
von ca. 1.850 m² (inkl. Randsortimente in Mehrbranchenunternehmen). Davon entfallen<br />
auf die <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt ca. 570 m² VK.<br />
E) Elektro<br />
� Euronics Elektrofachmarkt, Äußere Weberstraße.<br />
Insgesamt repräsentieren die in <strong>Zittau</strong> ansässigen Elektrogeschäfte eine Verkaufsfläche<br />
von ca. 3.060 m² (inkl. Randsortimente in Mehrbranchenunternehmen). Auf die <strong>Zittau</strong>er<br />
Einkaufsinnenstadt entfallen davon ca. 1.130 m² VK.<br />
36
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
F) Heimtex<br />
� Wohntrend, Äußere Weberstraße.<br />
Insgesamt repräsentieren die in <strong>Zittau</strong> ansässigen Heimtex-Geschäfte (inkl. Randsorti-<br />
mente in Mehrbranchenunternehmen) eine Verkaufsfläche von ca. 2.080 m². Davon ent-<br />
fallen auf die Einkaufsinnenstadt ca. 540 m² VK.<br />
Einen Gesamtüberblick der projektrelevanten Wettbewerbssituation in <strong>Zittau</strong> präsentiert<br />
Tabelle 7.<br />
Tabelle 7: Projektrelevante Wettbewerbssituation in <strong>Zittau</strong><br />
Branche<br />
<strong>Zittau</strong> insgesamt<br />
davon in der<br />
Einkaufsinnenstadt<br />
Betriebe m² VK Betriebe m² VK<br />
VK-Anteil<br />
Einkaufsinnenstadt<br />
in %<br />
Nahrungs- und Genussmittel 1 102 19.970 26 1.180 6<br />
Drogeriewaren 2 5 2.090 5 970 46<br />
Textil / Bekleidung 2 34 4.940 29 2.840 57 – 58<br />
Schuhe 2 7 1.850 4 570 31<br />
Elektro 2 26 3.060 18 1.130 37<br />
Heimtex 2 7 2.080 5 540 26<br />
1 nur Lebensmittelverkaufsfläche<br />
2 inkl. Randsortimente in Mehrbranchenunternehmen<br />
Quelle: GMA-Erhebungen 2012, ca.-Werte gerundet<br />
Insgesamt beläuft sich der projektrelevante Verkaufsflächenbestand in <strong>Zittau</strong> auf ca.<br />
33.990 m². Nur ca. 7.230 m² (ca. 21 %) entfallen hiervon auf die Einkaufsinnenstadt.<br />
Im überörtlichen Einzugsgebiet (Zone II) wurden ebenfalls Wettbewerbserhebungen<br />
durchgeführt. Sie konzentrierten sich auf größere Fachmärkte. Dieser Betriebstyp ist hier<br />
jedoch kaum vorhanden, was mit der kleinteiligen Siedlungsstruktur und den begrenzten<br />
Kaufkraftpotenzialen in den einzelnen Orten zusammenhängt. Erfasst wurden lediglich<br />
zwei Fachmärkte für Heimtextilien in Mittelherwigsdorf und Großschönau. In Neugersdorf 1<br />
ist darüber hinaus auf einen Drogeriefachmarkt, einen Textilfachmarkt und einen Schuh-<br />
fachmarkt hinzuweisen. Im Food-Sektor gibt es mehrere Super- und Discountmärkte, die<br />
allerdings jeweils nur lokale Versorgungsfunktionen übernehmen.<br />
1 Ohne Ortsteil Ebersbach.<br />
37
Karte 8: Hauptwettbewerber des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
Wettbewerber<br />
Einkaufsinnenstadt<br />
Gemeindegrenze <strong>Zittau</strong><br />
Lebensmittel<br />
Drogeriewaren<br />
Bekleidung<br />
Schuhe<br />
Elektrowaren<br />
Heimtextilien<br />
Quelle: erstellt mit Regiograph Planung 12;<br />
GMA-Erhebungen 2012<br />
Kaufland<br />
Kik<br />
Euronics<br />
Wohntrend<br />
Aldi<br />
toom-Markt<br />
Netto<br />
Edeka<br />
NKD<br />
Deichmann<br />
Reno<br />
Aldi<br />
dm Rossmann<br />
Schuhhof<br />
Lidl<br />
Netto<br />
Penny<br />
Kik<br />
Kaufland<br />
Norma<br />
<strong>Polen</strong><br />
38
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Im tschechischen Grenzgebiet der Region Liberec und Mittelböhmen sowie in der polni-<br />
schen Stadt Bogatynia und ihrem Umfeld wurden ebenfalls Wettbewerbserhebungen von<br />
der GMA durchgeführt. Wiederum standen hierbei größere Betriebe aus dem Fachmarkt-<br />
sektor im Fokus. Im Ergebnis zeigte sich eine geringe Wettbewerbsdichte. In <strong>Polen</strong> sind<br />
folgende wesentliche Konkurrenzbetriebe für das geplante Fachmarktzentrum anzugeben:<br />
� Media Expert, Bogatynia<br />
� Rossmann Drogeriefachmarkt, Bogatynia<br />
� Baby-Fachmarkt, Bogatynia.<br />
Darüber hinaus sind im polnischen Grenzgebiet 9 Supermärkte und Lebensmitteldiscoun-<br />
ter vorhanden. Der größte Betrieb in dieser Warengruppe ist „Tesco“ in Bogatynia.<br />
Im tschechischen Grenzgebiet ist auf folgende Wettbewerber des geplanten Fachmarkt-<br />
zentrums hinzuweisen:<br />
� Kik Textilfachmarkt, Chrastava<br />
� Kik Textilfachmarkt, Frýdlant<br />
� Kik Textilfachmarkt, Hrádek Nad Nisou.<br />
Im Lebensmittelsektor wurden darüber hinaus 6 Supermärkte und Lebensmitteldiscounter<br />
erfasst. Es dominiert zahlenmäßig der Lebensmitteldiscounter Penny mit vier Niederlas-<br />
sungen. Als größte Betriebe sind jedoch Lidl und Tesco in Frýdlant einzustufen.<br />
39
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
V Entwicklungsspielräume des projektrelevanten Einzelhandels in<br />
<strong>Zittau</strong> / Ableitung wirtschaftlich tragfähiger Verkaufsflächen ohne<br />
Auslösung von Umsatzumverteilungen gegen den <strong>Zittau</strong>er Ein-<br />
zelhandel<br />
Die Analyse der Wettbewerbssituation des Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> hat für die projektrele-<br />
vanten Branchen und Betriebstypen ein heterogenes Bild ergeben. Während in den bei-<br />
den kurzfristigen Bedarfsbereichen „Nahrungs- und Genussmittel“ und „Drogeriewaren“<br />
bereits ein für die Stadtgröße durchaus angemessenes Angebot zu konstatieren ist, wur-<br />
den im mittelfristigen und langfristigen Bedarf Angebotsdefizite transparent, welche die<br />
heutige Marktreichweite und -bedeutung des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels einschränken.<br />
Im Nahrungs- und Genussmittelsektor erreicht der <strong>Zittau</strong>er Einzelhandel bereits eine<br />
hohe Marktdurchdringung, weil im Angebotsspektrum alle Betriebstypen des Lebensmit-<br />
teleinzelhandels vorhanden sind: drei SB-Warenhäuser und zahlreiche Lebensmittelmärk-<br />
te, ergänzt durch Lebensmittelgeschäfte und Lebensmittelhandwerker. Bei Drogeriewa-<br />
ren ist aufgrund der drei SB-Warenhäuser mit ihrem breiten Drogerie-Randsortiment ein<br />
zufriedenstellendes Angebot festzuhalten. Darüber hinaus prägen zwei spezialisierte Dro-<br />
geriefachmärkte (dm und Rossmann) das Bild. Es fehlen zwar hochwertige Parfümerien,<br />
dennoch ist das vorhandene Angebot als adäquat für ein Mittelzentrum mit knapp 28.000<br />
Einwohnern zu beschreiben.<br />
Die Warengruppen Textil / Bekleidung und Schuhe sind in <strong>Zittau</strong> bislang schwach ver-<br />
treten. Es existieren lediglich kleinteilige Fachhandelsgeschäfte und discountorientierte<br />
Fachmärkte. Nicht vorhanden sind hingegen die Betriebstypen „Kaufhaus“, „Schuhkauf-<br />
haus“, „Textilkaufhaus“ und „Textilvollsortimenter“ (Fachmarkt). Aufgrund dieser einseiti-<br />
gen Angebotssituation ist die Marktdurchdringung im Textil- und Schuhsektor nur gering<br />
ausgeprägt.<br />
Ähnlich stellt sich die Situation in den Warenbereichen Elektro und Heimtex dar. Das<br />
Elektrosegment wird lediglich von einem mittelgroßen Fachmarkt und mehreren kleinen<br />
Fachhändlern und spezialisierten Betrieben (z. B. Handyshops) abgebildet. Auf den viel-<br />
fach zu kleinen Verkaufsflächen kann das Elektrosortiment nur ausschnittsweise präsen-<br />
40
Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
tiert werden 1 . Auf Heimtexwaren spezialisierte Fachmärkte sind in <strong>Zittau</strong> überhaupt nicht<br />
vorhanden. Einzelne Teile des Heimtex-Sortimentes werden allerdings in Fachhandelsbe-<br />
trieben geführt.<br />
Die durchgeführten Erhebungen und Analysen des Wettbewerbs ermöglichen es, die Um-<br />
satzleistungen des projektrelevanten Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> zu berechnen. Dazu wurden<br />
der im Einzugsgebiet vorhandenen Kaufkraft realistische Marktanteile gegenübergestellt<br />
und auf ihre Plausibilität geprüft. Streuumsätze von außerhalb (insbesondere Tschechien<br />
und <strong>Polen</strong>) wurden auf Basis der Erkenntnisse des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandelskonzeptes<br />
(Konsumentenbefragung), der ermittelten Kundenfrequenzen im Rahmen der Kennzei-<br />
chenerfassung und der IHK-Befragung zum Kaufverhalten tschechischer Kunden einge-<br />
schätzt 2 . Sie erreichen in den einzelnen Warengruppen Umsatzanteile zwischen 3 % und<br />
15 %. In Abhängigkeit vom jeweils aktuellen Preisgefälle bei Einzelhandelswaren zwi-<br />
schen Deutschland und den beiden Nachbarländern dürften diese Anteilswerte jedoch im<br />
Zeitablauf häufigen Schwankungen unterliegen.<br />
Die Ergebnisse der Marktanteilsbetrachtung und Umsatzberechnung für den projektrele-<br />
vanten Einzelhandel in <strong>Zittau</strong> sind in Tabelle 8 im Überblick dargestellt.<br />
Bei Realisierung des geplanten Fachmarktzentrums werden einige der in der Wettbe-<br />
werbsanalyse festgestellten Angebotsdefizite des projektrelevanten Einzelhandels in der<br />
<strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt v. a. durch die Ansiedlung größerer Kundenmagnetbetriebe<br />
ausgeglichen. Dies würde zu einer branchenbezogenen Erhöhung der Marktbedeutung<br />
des <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels führen. Bei der Einschätzung der daraus resultierenden Ent-<br />
wicklungspotenziale ist allerdings zu berücksichtigen, dass gemäß Angaben der Stadt<br />
<strong>Zittau</strong> ein bestehender Drogeriefachmarkt an den Standort Albertstraße verlagert werden<br />
soll. Dabei handelt es sich um Rossmann in der Frauenstraße. Dieser Betrieb soll im neu-<br />
en Fachmarktzentrum 678 m² VK aufweisen.<br />
1 Für die Darstellung eines Vollsortiments im Elektrosektor werden nach Expertenmeinung<br />
mindestens 1.500 m² VK benötigt.<br />
2 Im Vergleich zu Deutschland stufen sich die einzelhandelsrelevanten Pro-Kopf-Ausgaben<br />
deutlich ab. Für Tschechien wurden von der GMA Einzelhandelsausgaben von 2.760 € pro<br />
Kopf und Jahr errechnet und für <strong>Polen</strong> ca. 2.040 €. Damit liegt das tschechische Kaufkraftvolumen<br />
etwa 48 %-Punkte und das polnische sogar 62 %-Punkte unterhalb des deutschen<br />
Kaufkraftniveaus. Siehe hierzu auch IHK Dresden, IHK Wirtschaft 3-2012.<br />
41
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Tabelle 8: Marktbedeutung und Umsatzleistung des projektrelevanten Einzelhandels in <strong>Zittau</strong><br />
Branchen<br />
Nahrungs- und<br />
Genussmittel<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Marktan-<br />
teil<br />
in %<br />
Umsatz<br />
in Mio. €<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Marktan-<br />
teil<br />
in %<br />
Zone I Zone II<br />
Umsatz<br />
in Mio. €<br />
Umsatz im<br />
EZG<br />
in Mio. €<br />
Streuumsätze<br />
von außerhalb<br />
des Einzugsgebietes<br />
in Mio. €<br />
Umsatz<br />
insgesamt<br />
in Mio. €<br />
41,5 89 36,9 78,5 48 37,7 74,6 4,5 79,1<br />
Drogeriewaren 6,4 83 5,3 12,0 30 3,6 8,9 0,4 9,3<br />
Textil /<br />
Bekleidung<br />
10,8 55 5,9 20,5 22 4,5 10,4 1,3 11,7<br />
Schuhe 3,0 53 1,6 5,6 22 1,2 2,8 0,5 3,3<br />
Elektro 11,4 55 6,3 21,5 36 7,7 14,0 1,0 15,0<br />
Heimtex 3,1 61 1,9 5,8 25 1,5 3,4 0,2 3,6<br />
Quelle: GMA Berechnung 2012; ca.-Werte gerundet<br />
42
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
In Tabelle 9 wurden die sich bei Ansiedlung des geplanten Fachmarktzentrums voraus-<br />
sichtlich ergebenden Steigerungen der branchenbezogenen Umsatzleistungen berechnet.<br />
Dabei wurde eine relativ zeitnahe Realisierung des Projektes 1 und die weitreichende Be-<br />
wahrung des projektrelevanten Einzelhandelsbesatzes in <strong>Zittau</strong> unterstellt.<br />
Der Einschätzung einer partiellen Ausweitung der Marktbedeutung des <strong>Zittau</strong>er Einzel-<br />
handels bei Realisierung des geplanten Fachmarktzentrums liegen folgende Überlegun-<br />
gen zugrunde:<br />
� Im Nahrungs- und Genussmittelsektor werden bereits heute hohe Marktanteile<br />
erreicht. Die Ansiedlung eines weiteren nicht-großflächigen Lebensmittelmarktes<br />
wird deshalb weder zu einer Erhöhung der Kaufkraftbindung, noch zu einer Aus-<br />
weitung der Streuumsätze führen.<br />
� Bei Drogeriewaren fällt die Ausweitung der Verkaufsfläche mit etwa 340 m² aus.<br />
Es entsteht ein Drogeriefachmarkt der modernsten Generation, so dass eine leich-<br />
te Erhöhung der Marktanteile und Streuumsätze wahrscheinlich ist.<br />
� Im Sortimentsbereich Bekleidung wird die relevante Verkaufsfläche in <strong>Zittau</strong> um<br />
4.102 m² erweitert (+ 83 %) und als Kundenmagnet ein Vollsortimentsfachmarkt<br />
angesiedelt. Diesen Betriebstyp gibt es im Stadtgebiet bisher nicht. Vor diesem<br />
Hintergrund wird sich die Kaufkraftbindung vom heute äußerst geringen Wert von<br />
55 % auf 65 % erhöhen. Auch im überörtlichen Einzugsgebiet dürften der Marktan-<br />
teil von heute 22 % auf 32 % ansteigen und die Streuumsätze etwas höher ausfal-<br />
len. Trotz dieser Entwicklung wird auch nach Etablierung des Fachmarktzentrums<br />
noch 35 % der textilen Kaufkraft aus <strong>Zittau</strong> in andere Städte abfließen.<br />
� Im Bereich Schuhe sind bereits mehrere Fachmärkte in <strong>Zittau</strong> vorhanden (Deich-<br />
mann, Reno, Schuhhof). Deshalb fällt die Erhöhung der Kaufkraftbindung bei Rea-<br />
lisierung des geplanten Fachmarktzentrums mit 5 % geringer aus als im Textil-<br />
segment. Diese begrenzte Ausweitung der Marktbedeutung ist aber aufgrund der<br />
Erweiterung des Verkaufsflächenangebotes um 1.111 m² (+ 60 %) sicher zu erwar-<br />
ten, genauso wie eine leichte Erhöhung der Streuumsätze.<br />
1 Aufgrund dieser Prämisse wurde die aktuell vorhandene Kaufkraft für die Berechnungen<br />
herangezogen. Grundsätzlich wäre aus methodischen Gründen eine Korrelation der prognostizierten<br />
Kaufkraft für das Jahr 2020 mit dem Einzelhandelsbesatz und –umsatz 2011 /<br />
12 nicht zielführend, weil eventuelle Veränderungen in der Einzelhandelsstruktur in einer<br />
solchen Betrachtung nicht berücksichtigt werden könnten.<br />
43
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Tabelle 9: Marktbedeutung und Umsatzleistung des projektrelevanten Einzelhandels nach Ansiedlung des Fachmarktzentrums<br />
Branchen<br />
Nahrungs- und<br />
Genussmittel<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Marktan-<br />
teil<br />
in %<br />
Umsatz<br />
in Mio. €<br />
Kaufkraft<br />
in Mio. €<br />
Marktan-<br />
teil<br />
in %<br />
Zone I Zone II<br />
Umsatz<br />
in Mio. €<br />
Umsatz im<br />
EZG<br />
in Mio. €<br />
Streuumsätze<br />
von außerhalb<br />
des Einzugsgebietes<br />
in Mio. €<br />
Umsatz<br />
insgesamt<br />
in Mio. €<br />
41,5 89 36,9 78,5 48 37,7 74,6 4,5 79,1<br />
Drogeriewaren 6,4 86 5,5 12,0 33 4,0 9,5 0,5 10,0<br />
Textil / Bekleidung<br />
10,8 65 7,0 20,5 32 6,6 13,6 1,7 15,3<br />
Schuhe 3,0 58 1,7 5,6 27 1,5 3,2 0,7 3,9<br />
Elektro 11,4 65 7,4 21,5 40 8,6 16,0 1,4 17,4<br />
Heimtex 3,1 65 2,0 5,8 29 1,7 3,7 0,3 4,0<br />
Quelle: GMA Prognose 2012; ca.-Werte gerundet<br />
44
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
� Im Elektrowarenbereich gewinnt <strong>Zittau</strong> bei Etablierung des Fachmarktzentrums<br />
einen mittelgroßen Fachmarkt hinzu, der dann eine Einkaufsalternative zum be-<br />
stehenden Markt der Fa. Euronics darstellt. Das Verkaufsflächenangebot erweitert<br />
sich in diesem Fall um 33 %, so dass die Kaufkraftbindung in <strong>Zittau</strong> von heute<br />
55 % auf 65 % wächst. In der Zone II ist indes aufgrund der z. T. hohen Wertigkeit<br />
der Elektrowaren hingegen anzunehmen, dass die dort lebenden Kunden durch<br />
das Angebot eines mittelgroßen Elektrofachmarktes nicht in gleichem Umfang ge-<br />
bunden werden können. Hier fällt die Erhöhung der Kaufkraftbindung mit 4 % also<br />
etwas geringer aus als in <strong>Zittau</strong>.<br />
� Einen Heimtex-Fachmarkt gibt es bisher in <strong>Zittau</strong> noch nicht. Allerdings ist die<br />
Marktbedeutung und Marktreichweite dieses Betriebstyps generell eher begrenzt.<br />
Im Falle des geplanten Fachmarktzentrums liegt die Steigerung der Kaufkraftbin-<br />
dung im Einzugsgebiet deshalb nur bei 4 %.<br />
Durch die Ausweitung und Aufwertung des branchenbezogenen Einzelhandels in <strong>Zittau</strong><br />
können also die Kaufkraftbindungen in den Zonen I und II im mittel- und langfristigen Be-<br />
darfsbereich zwischen 3 und 10 % gesteigert werden. Der oberste Wert wird bei Textil /<br />
Bekleidung und bei Elektrowaren erzielt. Leichte Erhöhungen des Kaufkraftzuflusses<br />
durch Streukunden von außerhalb des abgegrenzten Einzugsgebietes sind ebenfalls zu<br />
erwarten. Dadurch steigert sich der Anteil der Streuumsätze am Gesamtumsatz im Ver-<br />
gleich zur Ausgangssituation geringfügig (2 - 3 %-Punkte).<br />
Im Vergleich mit den vom aktuellen projektrelevanten Einzelhandel generierten Umsätzen<br />
kann bei Etablierung des geplanten Fachmarktzentrums somit von folgenden Umsatz-<br />
ausweitungen ausgegangen werden:<br />
� Nahrungs- und Genussmittel ca. --- Mio. €<br />
� Drogeriewaren ca. + 0,7 Mio. €<br />
� Textil / Bekleidung ca. + 3,6 Mio. €<br />
� Schuhe ca. + 0,6 Mio. €<br />
� Elektro ca. + 2,4 Mio. €<br />
� Heimtex ca. + 0,4 Mio. €.<br />
45
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Insgesamt beläuft sich die Umsatzausweitung auf einen Betrag von ca. 7,7 Mio. €. Dieser<br />
Mehrumsatz erhöht die Zentralität des Mittelzentrums und festigt die Wertigkeit <strong>Zittau</strong>s als<br />
Einkaufsort in der Region. Im Nebeneffekt führt die Umsatzausweitung speziell im Innen-<br />
stadtbereich zu einer erhöhten Kundenfrequenz, welche allerdings zunächst nur dem neu<br />
geschaffenen Fachmarktzentrum zu Gute kommt.<br />
Der errechnete Mehrumsatz determiniert auch die Potenziale für eine wirtschaftlich trag-<br />
fähige Verkaufsflächenentwicklung ohne Umsatzumverteilungseffekte in <strong>Zittau</strong>. Ihr kon-<br />
kreter Umfang in m² kann durch eine Gegenüberstellung der errechneten Umsatzauswei-<br />
tung mit fachmarktspezifischen Flächenproduktivitäten (= Umsatz je m² VK / Jahr, brutto)<br />
ermittelt werden.<br />
Tabelle 10: Zusätzlich ohne Auslösung eines Verdrängungswettbewerbes tragfähige<br />
Verkaufsflächen in <strong>Zittau</strong> bei Etablierung des geplanten Fachmarktzentrums<br />
Warengruppen<br />
Daten<br />
Umsatzausweitung<br />
durch<br />
FMZ in Mio. €<br />
Flächenproduk-<br />
tivität in € / m²<br />
VK-Entwicklungspotenzial<br />
in m²<br />
Nahrungs- und Genussmittel --- 4.000 ---<br />
Drogeriewaren 0,7 4.000 180<br />
Textil / Bekleidung 3,6 1.700 2.100<br />
Schuhe 0,6 2.000 300<br />
Elektro 2,4 4.500 530<br />
Heimtex 0,4 1.500 270<br />
Quelle: GMA Berechnung 2012, ca.-Werte gerundet<br />
In Tabelle 10 wird deutlich, dass ca. 3.380 m² Verkaufsfläche des geplanten Fachmarkt-<br />
zentrums allein durch eine Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet und eine<br />
Ausweitung der Streuumsätze wirtschaftlich ausgelastet werden könnten.<br />
Stellt man in einem weiteren Arbeitsschritt dem prognostizierten Mehrumsatz bei Etablie-<br />
rung des Fachmarktzentrums den zur wirtschaftlichen Betreibung einzelner Branchen<br />
46
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
notwendigen Sollumsätzen gegenüber (vgl. dazu Tabelle 1), kann derjenige Umsatzanteil<br />
berechnet werden, welcher von den zur Ansiedlung vorgesehenen Einzelhandelsbetrie-<br />
ben im Rahmen von Umverteilungen gegenüber dem bestehenden Einzelhandel in <strong>Zittau</strong><br />
erwirtschaftet werden muss. Demnach ist mit Umsatzumverteilungen in folgender Höhe zu<br />
rechnen:<br />
� Nahrungs- und Genussmittel ca. 2,6 Mio. €<br />
� Drogeriewaren ca. 0,2 Mio. € 1<br />
� Textil / Bekleidung ca. 3,4 Mio. €<br />
� Schuhe ca. 1,6 Mio. €<br />
� Elektro ca. 2,1 Mio. €<br />
� Heimtex ca. 1,3 Mio. €.<br />
Im Kapitel VI wird auf Basis der vorstehend ermittelten Ausgangswerte zur Umsatzzu-<br />
sammensetzung zw. Umsatzherkunft (Lebensmittelmarkt / Fachmärkte / Shops) analy-<br />
siert, ob die ermittelten Umsatzumverteilungen städtebaulich schädliche Auswirkungen in<br />
<strong>Zittau</strong> auslösen könnten. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht hierbei der Einzelhandel in<br />
der Einkaufsinnenstadt.<br />
1 In der Angabe wurde die Verlagerung des Rossmann Drogeriefachmarktes in die Albertstraße<br />
und der entsprechende Umsatzmitnahmeeffekt berücksichtigt.<br />
47
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
VI Auswirkungen des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong><br />
Die bei Ansiedlung des geplanten Fachmarktzentrums in der vorgesehenen Dimensionie-<br />
rung generierten Wettbewerbswirkungen können auf Basis der voraussichtlich ausgelös-<br />
ten Kaufkraftbewegungen eingeschätzt werden. Hierzu wurden im vorangegangenen Ka-<br />
pitel bereits wesentliche Grundlagendaten ermittelt (Steigerung Kaufkraftbindung, Auswei-<br />
tung Streuumsätze, Umsatzumverteilung gegen die Gesamtstadt).<br />
In die nun folgenden weiterführenden Berechnungen zur Steigerung der Kaufkraftzuflüsse<br />
und Streuumsätze und die Größe der Umsatzumverteilungen bei Etablierung des geplan-<br />
ten Fachmarktzentrums gingen zusätzlich folgende Einflussfaktoren und Erkenntnisse mit<br />
ein:<br />
� Quantitative und qualitative Ausprägung des aktuellen <strong>Zittau</strong>er Einzelhandels, ins-<br />
besondere seine durchweg kleinflächige Struktur in der Innenstadt, sowie die da-<br />
durch begrenzten Markwirkungen und Umsatzerwartungen<br />
� Erkenntnisse des Einzelhandelskonzeptes <strong>Zittau</strong> (Einzugsgebiet, Kaufkraftbindung<br />
nach Branchen, Anteil ausländischer Konsumenten)<br />
� Erkenntnisse der Kfz-Kennzeichenerfassung und Kundenfrequenzzählung 2012<br />
� Erkenntnisse der IHK-Befragung in <strong>Zittau</strong> 2011 zum Kaufverhalten tschechischer<br />
Kunden<br />
� Erfassung und Analyse des projektrelevanten Wettbewerbsbesatzes in <strong>Zittau</strong>, sei-<br />
nem Einzugsgebiet sowie im grenznahen Ausland 2012<br />
� Attraktivität des Nutzungskonzeptes der AVW im Hinblick auf die vorhandenen<br />
Kundenmagneten, das Maß an Multifunktionalität, die Angebotsqualität und das<br />
Organisationskonzept eines „offenen Centers“<br />
� Verhältnis des aktuellen Verkaufsflächenbestandes in <strong>Zittau</strong> zu den im Fachmarkt-<br />
zentrum geplanten zusätzlichen Verkaufsflächen nach Branchen<br />
� Agglomerationswirkungen des geplanten Fachmarktzentrums „intern“ und „extern“<br />
(z. B. Kundenaustausch, Kundenzuführungseffekte)<br />
48
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
� Erfahrungen der GMA zu den mittel- bis langfristigen Auswirkungen innerstädti-<br />
scher Einzelhandelsprojekte in ganz Deutschland.<br />
Auf Basis der vorstehenden Grundlagen ist bei Etablierung des geplanten Fachmarktzent-<br />
rums am Standort Albertstraße nach gutachterlicher Einschätzung mit folgenden Kauf-<br />
kraftbewegungen zu rechnen:<br />
Nahrungs- und Genussmittel<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. --- Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. --- Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong><br />
(ca. 3 % von ca. 79,1 Mio. €) ca. 2,6 Mio. €<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 4 % von ca. 5,2 Mio. €) ca. 0,2 Mio. €<br />
Drogeriewaren<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. 0,1 Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. 0,6 Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong> 1 ca. 0,2 Mio. €<br />
ca. 2 – 3 % von ca. 8,2 Mio. €)<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 3 % von ca. 3,2 Mio. €) ca. 0,1 Mio. €<br />
Textil / Bekleidung<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. 0,4 Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. 3,2 Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong><br />
(ca. 29 % von ca. 11,7 Mio. €) ca. 3,4 Mio. €<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 20 % von ca. 7,5 Mio. €) ca. 1,5 Mio. €<br />
1 In die Kalkulation einbezogen wurde nur die Erweiterungsfläche des zur Verlagerung<br />
innerhalb der Innenstadt geplanten Drogeriefachmarktes.<br />
49
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Schuhe<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. 0,2 Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. 0,4 Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong><br />
Elektro<br />
(ca. 48 % von ca. 3,3 Mio. €) ca. 1,6 Mio. €<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 38 % von ca. 1,3 Mio. €) ca. 0,5 Mio. €<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. 0,4 Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. 2,0 Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong><br />
Heimtex<br />
(ca. 14 % von ca. 15,0 Mio. €) ca. 2,1 Mio. €<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 10 % von ca. 6,1 Mio. €) ca. 0,6 Mio. €<br />
� Streuumsätze von außerhalb des Einzugsgebietes ca. 0,1 Mio. €<br />
� Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet ca. 0,3 Mio. €<br />
� Umsatzumverteilung gegen Wettbewerber in <strong>Zittau</strong><br />
(ca. 36 % von ca. 3,6 Mio. €) ca. 1,3 Mio. €<br />
davon Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen<br />
der Einkaufsinnenstadt<br />
(ca. 25 % von ca. 0,8 Mio. €) ca. 0,2 Mio. €.<br />
Die Interpretation der vorstehend genannten Zahlen zur Umsatzumverteilung muss im<br />
Hinblick auf die städtebauliche Verträglichkeit der projektierten Betriebe berücksichti-<br />
gen, dass der Standort Albertstraße innerhalb des abgegrenzten zentralen Versorgungs-<br />
bereiches „Einkaufsinnenstadt“ liegt und in diesem Standortbereich eine Entwicklungsflä-<br />
che belegt, die für Einzelhandelsnutzungen ausdrücklich vorgesehen ist. Die Formulie-<br />
rung „Umsatzumverteilung gegen aktuelle Einkaufsstraßen der Einkaufsinnenstadt“ be-<br />
deutet deshalb lediglich, dass sich der Ort der Umsatzgenerierung innerhalb dieses<br />
Standortbereiches verändert. Gleichzeitig bedeutet die Formulierung nicht, dass es inner-<br />
50
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
halb der Einkaufsinnenstadt Umsatzrückgänge im projektrelevanten Einzelhandel geben<br />
muss, weil die Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet (inkl. erhöhte Streuum-<br />
sätze) auch für die übrige Einkaufsinnenstadt in einem Zugewinn an Umatz und Kunden-<br />
frequenz resultieren kann.<br />
Insgesamt beläuft sich der Umsatz des geplanten Fachmarktzentrums, welcher durch<br />
eine Steigerung der Kaufkraftbindung und der Streuumsätze generiert wird, auf ca. 7,7<br />
Mio. €. Geht man modellhaft davon aus, dass der durchschnittliche Warenkorb je Kunde<br />
im geplanten Fachmarktzentrum etwa bei ca. 40 € liegen wird 1 , entspricht dieser Wert<br />
einer Kundenzahl von ca. 192.000 im Jahr bzw. etwa 640 pro Geschäftstag. Inwieweit<br />
diese Kundenzahl verstärkt auch für die anderen Einkaufsbereiche der Einkaufsinnenstadt<br />
von <strong>Zittau</strong> in Wert gesetzt werden kann, hängt von der individuellen Attraktivität dieser<br />
Einkaufslagen, von der Schaffung ansprechender Verbindungswege, von werblichen<br />
Maßnahmen (Gemeinschaftswerbung) und der generellen Zusammenarbeit des etablier-<br />
ten Einzelhandels mit dem Fachmarktzentrum ab. Grundsätzlich besteht jedoch die<br />
Chance einer stärkeren Belebung der Einkaufsinnenstadt, welche ohne das Fachmarkt-<br />
zentrum so nicht gegeben wäre.<br />
Unter Beachtung der obigen Anmerkungen sind die ermittelten Kaufkraftbewegungen der<br />
Betriebe im geplanten Fachmarktzentrum folgendermaßen zu interpretieren:<br />
� Der Lebensmittelmarkt löst gegenüber den Wettbewerbern in <strong>Zittau</strong> eine Um-<br />
satzumverteilung von ca. 2,6 Mio. € aus, die einer niedrigen Umsatzumvertei-<br />
lungsquote von ca. 3 % entspricht. Da bislang in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt<br />
kein leistungsfähiger Lebensmittelmarkt etabliert ist, ist die Ansiedlung eines sol-<br />
chen Betriebes als nachhaltige Stärkung dieses Standortbereiches einzustufen.<br />
� Der erweiterte Drogeriefachmarkt der Fa. Rossmann wird von seinem heutigen<br />
Standort in der Frauenstraße – also innerhalb der Einkaufsinnenstadt – an die Al-<br />
bertstraße verlegt. Die Erweiterungsfläche löst gegen Wettbewerber in der Ein-<br />
kaufsinnenstadt mit 3 % nur eine geringe Umverteilung aus, weil ein Teil des<br />
Mehrumsatzes im Rahmen einer gesteigerten Kaufkraftbindung generiert werden<br />
kann. Selbstverständlich ist mit der Verlagerung dieses Kundenmagnetbetriebes<br />
1 Dies ist eine Größenordnung, die für Kunden von multifunktionalen Fachmarktzentren<br />
typisch ist.<br />
51
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
aus der Frauenstraße aber eine deutliche Schwächung der Kundenfrequenz in die-<br />
sem Standortbereich zu erwarten, weil der Betrieb seine Stammkunden an den<br />
Standort Albertplatz zum größten Teil „mitnehmen“ wird.<br />
� Die geplanten Textilfachmärkte und Shops, insbesondere der geplante Textil-<br />
vollsortimenter, werden das Angebot im Bereich Bekleidung innerhalb der Einkauf-<br />
sinnenstadt deutlich ausweiten und qualitativ verbessern. Die GMA geht deshalb<br />
von einer Erhöhung der Kaufkraftbindung im Einzugsgebiet und zusätzlichen<br />
Streuumsätzen aus, die einer Umsatzleistung von ca. 3,6 Mio. € entsprechen. An-<br />
dererseits müssen ca. 3,4 Mio. € gegen bestehende Textileinzelhändler in <strong>Zittau</strong><br />
umverteilt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsin-<br />
nenstadt zwar 64 % der Textil- und Bekleidungsumsätze erzielt werden, aber nur<br />
ein kleiner Systemwettbewerber (NKD-Textilfachmarkt) in diesem Standortbereich<br />
ansässig ist. Die Umsatzumverteilung richtet sich deshalb stärker gegen Betriebe<br />
außerhalb der Einkaufsinnenstadt. Dennoch wird die Einkaufsinnenstadt von einer<br />
Umsatzumverteilung von ca. 1,5 Mio. € (ca. 20 %) tangiert sein. Umstrukturierun-<br />
gen im Geschäftsbesatz und die Entstehung von Leerständen sind in diesem Zu-<br />
sammenhang zu erwarten.<br />
� Die drei geplanten Schuhfachmärkte bewirken eine Ausweitung der Marktbedeu-<br />
tung dieser Branche in <strong>Zittau</strong>, die sich in einer erhöhten Kaufkraftbindung und<br />
mehr Streuumsätzen niederschlägt. Dadurch werden aber nur ca. 0,6 Mio. € des<br />
benötigten Umsatzes generiert, während ca. 1,6 Mio. € gegen den bestehenden<br />
Einzelhandelsbesatz umverteilt werden. Die Umverteilungsquoten gegenüber der<br />
Gesamtstadt (48 %) und der Einkaufsinnenstadt (38 %) liegen sehr hoch. Um-<br />
strukturierungen im Geschäftsbesatz und die Entstehung von Leerständen sind<br />
somit zu erwarten.<br />
� Der geplante Elektrofachmarkt würde das Angebot in dieser Branche, die ge-<br />
genwärtig in <strong>Zittau</strong> lediglich einen Marktanteil von 55 % erreicht, spürbar verbes-<br />
sern. Vor diesem Hintergrund ist von erhöhten Streuumsätzen und Kaufkraftbin-<br />
dungen im Einzugsgebiet auszugehen, die einem Kaufkraftzufluss von ca. 2,4 Mio.<br />
€ entsprechen. Andererseits werden ca. 2,1 Mio. € gegen Bestandsbetriebe in Zit-<br />
tau umverteilt. Dieser Wert entspricht relativ hohen 14 %, wobei die Umsatzumver-<br />
teilungsquote gegen Wettbewerber in der Einkaufsinnenstadt mit ca. 10 % etwas<br />
geringer ausfällt, weil hier nur kleinere Spezialbetriebe ansässig sind. Negative<br />
52
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
städtebauliche Folgewirkungen in der Innenstadt werden sich angesichts der klein-<br />
teiligen Geschäftsstruktur in engen Grenzen halten.<br />
� Der geplante Heimtex-Fachmarkt löst gegen den bestehenden Wettbewerb in<br />
<strong>Zittau</strong> eine Umsatzumverteilung von ca. 36 % bzw. ca. 1,3 Mio. € aus. Der hohe<br />
Quotient ergibt sich vor allem aufgrund der bislang geringen Umsatzleistung dieser<br />
Branche von nur ca. 3,6 Mio. €. Die Umsatzumverteilungen gegen dezentral gele-<br />
gene Wettbewerber sind bei Anlegung städtebaulicher Kriterien als unschädlich zu<br />
klassifizieren. In der Innenstadt ist ein auf Gardinen spezialisiertes Unternehmen<br />
als relevanter Wettbewerber anzuführen. Darüber hinaus existiert noch ein Kurz-<br />
warengeschäft, ein Stoffhaus und ein Betrieb mit Wäsche. In all diesen Betrieben<br />
wird eine Verkaufsflächengröße von 70 m² nicht überschritten. Aufgrund der er-<br />
rechneten Umsatzumverteilungsquote von ca. 25 % in der Einkaufsinnenstadt ist –<br />
trotz der teilweisen Spezialisierung der Betriebe – mit vereinzelten Geschäftsauf-<br />
gaben zu rechnen.<br />
53
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
VII Empfehlungen zur verträglichen Einbindung des geplanten<br />
Fachmarktzentrums in die Einzelhandelsstrukturen der <strong>Zittau</strong>er<br />
Innenstadt<br />
Die Planungen zur Errichtung eines innerstädtischen Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> befin-<br />
den sich noch in einem relativ frühen Stadium. Zwar liegen Planzeichnungen im Grund-<br />
und Aufriss vor, aber die Mietverhandlungen mit potenziellen Betreibern laufen noch, so<br />
dass sich das Flächenlayout und der Branchenbesatz im weiteren Zeitablauf ggf. noch<br />
ändern werden. Vor diesem Hintergrund ist das vom Investor vorgelegte und an dieser<br />
Stelle geprüfte Nutzungskonzept noch mit gewissen Unwägbarkeiten behaftet. Dennoch<br />
können auch zum jetzigen Zeitpunkt bereits wesentliche Hinweise zur verträglichen Ein-<br />
bindung des Projektes in das Gefüge der innerstädtischen Einzelhandelslagen in <strong>Zittau</strong><br />
gegeben werden. Die wichtigsten Empfehlungen aus gutachterlicher Sicht werden nach-<br />
folgend dargelegt:<br />
� Für eine erfolgreiche Einbindung in die innerstädtische Einzelhandelsstruktur ist<br />
die Öffnung der Geschäfte nach mehreren Seiten wichtig. Dies gilt besonders für<br />
die geplanten Ladeneinheiten auf der West- und Ostseite, die den Anschluss an<br />
bestehende Einzelhandelslagen in der Reichenberger Straße und Neustadt her-<br />
stellen. Es ist dabei aus Sicht der GMA vorteilhaft, dass die Geschäftsfronten hier<br />
durch kleinere Shops aufgelockert sind und so die in der Reichenberger Straße<br />
und Neustadt überwiegend kleinteiligen Strukturen aufgegriffen und weitergeführt<br />
werden.<br />
� Die geplante Nutzungsmischung aus kleinteiligen Shops, Fachmärkten und Groß-<br />
flächenbetrieben, genauso wie das vergleichsweise hohe Maß an Multifunktionali-<br />
tät und das breite Sortimentsangebot, sind positiv zu beurteilen. Diese Eigenschaf-<br />
ten sind nach gutachterlicher Einschätzung geeignet, den Standortbereich Albert-<br />
straße als Einkaufslage auch bei auswärtigen Kunden zu profilieren. Die Ange-<br />
botsschwerpunktsetzung auf den Betriebstyp „Fachmarkt“ begrenzt hierbei die<br />
Wettbewerbswirkungen auf den überwiegend kleinteiligen und spezialisierten<br />
Fachhandelsbesatz in den aktuellen Geschäftsbereichen der <strong>Zittau</strong>er Innenstadt.<br />
� Das Flächenlayout und Nutzungskonzept weist mit einem Lebensmittelmarkt und<br />
Drogeriefachmarkt, einem Textilvollsortimentsfachmarkt und einem Elektrofach-<br />
markt vier Kundenmagnetbetriebe auf. Ihre Anordnung ist nach jetzigem Pla-<br />
54
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
nungsstand im Objekt so vorgesehen, dass sich im Fachmarktzentrum keine klas-<br />
sische „Knochenstruktur“ ergibt. Die Herausforderung besteht somit darin, eine<br />
ausreichende Kundenspannung zwischen der West- und Ostseite der beiden Bau-<br />
körper zu generieren. Dies gilt auch für die Obergeschosse, welche ebenfalls mit<br />
Handel belegt werden sollen.<br />
� Der wirtschaftliche Erfolg und damit die städtebauliche Nachhaltigkeit des Projek-<br />
tes wird nach gutachterlicher Einschätzung in hohem Maße davon abhängen, ob<br />
es gelingt, die Kunden verstärkt auch in das Obergeschoss zu lenken. Bei dieser<br />
Frage spielt u. a. die Aufenthaltsdauer der Kunden eine entscheidende Rolle, weil<br />
erfahrungsgemäß mit der Länge des Aufenthaltes die Kontaktzahl mit den ansäs-<br />
sigen Geschäften zunimmt. In diesem Zusammenhang wäre die Etablierung einer<br />
attraktiven Straßengastronomie in der Albertstraße wünschenswert. Weitere Gast-<br />
ronomiebetriebe wären auch im OG des Fachmarktzentrums sinnvoll, zumal Be-<br />
sucher von der projektierten Galerie sicher einen attraktiven Blick in die Albertstra-<br />
ße hätten.<br />
� Für die Einbindung des Projektes in die bestehenden innerstädtischen Einkaufsla-<br />
gen und die Generierung von Kundenaustauschbeziehungen wird eine attraktive<br />
städtebauliche Gestaltung der Wegebeziehungen zwischen den heutigen Haupt-<br />
geschäftslagen und dem Fachmarktzentrum mit ausschlaggebend sein. Während<br />
die Neustadt in diesem Kontext bereits eine hohe städtebauliche Wertigkeit auf-<br />
weist, gilt dies für die Reichenberger Straße noch nicht in gleichem Maße. Im Zuge<br />
einer Realisierung des Projektes muss deshalb v. a. die Reichenberger Straße als<br />
Weg für Fußgänger deutlich aufgewertet werden (u. a. Verbreiterung der Gehwe-<br />
ge, Fassadensanierung einiger Geschäftshäuser, Verdichtung und Qualifizierung<br />
des Handelsbesatzes, Leerstandsmanagement). Auch die Etablierung eines auf<br />
den Einzelhandel bezogenen innerstädtischen Kundenleitsystems wäre wün-<br />
schenswert.<br />
� Grundsätzlich ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass das geplante Fachmarkt-<br />
zentrum ohne Zweifel zu einer Schwerpunktverlagerung und zu Veränderungen<br />
der Kundenfrequenzen innerhalb der Einkaufsinnenstadt führen wird. Dies muss<br />
bei einer Genehmigung des Fachmarktzentrums im Interesse der nachhaltigen<br />
Aufwertung der Einkaufsinnenstadt als Handelsstandort in Kauf genommen wer-<br />
den. Eine große Bedeutung wird das Fachmarktzentrum mit seinen 327 Stellplät-<br />
zen hierbei auch als Parkierungsschwerpunkt in der Innenstadt zukommen. Im In-<br />
55
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
teresse der bestehenden Haupteinkaufslagen sollte das Abstellen der Pkw hier<br />
möglichst geringe Kosten verursachen, damit das Bummeln von der Albertstraße<br />
in andere innerstädtische Einkaufsbereiche für Kunden nicht zu teuer wird.<br />
� Mit verschiedenen Maßnahmen kann den Kunden des Fachmarktzentrums ver-<br />
deutlicht werden, dass sich die Einkaufslage als Teil der Einkaufsinnenstadt be-<br />
greift. Dazu müssten die Geschäfte des Fachmarktzentrums z. B. der innerstädti-<br />
schen Werbegemeinschaft beitreten. Selbstverständlich ist es auch notwendig,<br />
dass die Albertstraße in alle innerstädtischen Festivitäten und Events mit einge-<br />
bunden wird. Ggf. wäre es sogar sinnvoll im öffentlichen Straßenraum der Albert-<br />
straße werbliche Hinweisschilder auf die anderen Teile der <strong>Zittau</strong>er Innenstadt<br />
aufzustellen. Hier sollte auch ein Ausgangspunkt für das innerstädtische Kunden-<br />
leitsystem platziert sein.<br />
� Die Akzeptanz des innerstädtischen Fachmarktzentrums hängt ganz wesentlich<br />
von seiner verkehrlichen Erreichbarkeit ab. Dies gilt für alle Verkehrsarten glei-<br />
chermaßen (Fußgänger, Fahrradfahrer, ÖPNV, Pkw).<br />
Für Pkw-Kunden ist die problemlose Zufahrt vom Karl-Liebknecht-Ring über die<br />
Ludwigstraße in die Albertstraße aber auch die Abfahrt in umgekehrter Richtung<br />
von großer Bedeutung. Im Kreuzungsbereich des Karl-Liebknecht-Rings mit der<br />
Ludwigstraße sollte eine große Werbepylone installiert werden, da das Fachmarkt-<br />
zentrum von der Ringstraße aus nicht direkt einsehbar ist. Im Zusammenhang mit<br />
der Ausschilderung des Fachmarktzentrums wäre auch ein kundenfreundliches<br />
Leitsystem für polnische und tschechische Konsumenten vorteilhaft.<br />
� Für den wirtschaftlichen Erfolg des Fachmarktzentrums 1 wird von entscheidender<br />
Bedeutung eine regelmäßige und intensive Bewerbung des gesamten Einzugsge-<br />
bietes und des Streuumsatzgebietes im Ausland sein. Es ist in diesem Zusam-<br />
menhang empfehlenswert, bereits vor baulicher Realisierung des Projektes eine<br />
gezielte Imagewerbung im deutschen Einzugsgebiet und im nahen Ausland durch-<br />
zuführen.<br />
� Im Hinblick auf die Verankerung des geplanten Fachmarktzentrums im Bewusst-<br />
sein potenzieller Kunden ist es unverzichtbar, dem gesamten Quartier Albertstraße<br />
einen „Namen“ zu geben, es also zu thematisieren. Letztlich wird für den gesam-<br />
ten Bereich der Albertstraße ein schlüssiges Vermarktungskonzept benötigt.<br />
1 Einen Misserfolg des geplanten Fachmarktzentrums kann man sich aus gutachterlicher<br />
Sicht auch aus städtebaulichen Gründen in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt nicht leisten!<br />
56
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
� Eine wesentliche Veränderung des geplanten Fachmarktzentrums hinsichtlich sei-<br />
ner Dimensionierung, seines Branchenbesatzes und seines Betriebstypenspekt-<br />
rums wird gutachterlich nicht empfohlen. Die avisierte Verkaufsfläche von insge-<br />
samt 9.106 m² ist letztlich einfach erforderlich, um eine entsprechende Marktwir-<br />
kung im Einzugs- und Streuumsatzgebiet zu erzielen und die gewünschte Stär-<br />
kung der Einzelhandelszentralität von <strong>Zittau</strong> zu erreichen. Allenfalls in den Sorti-<br />
mentsbereichen „Textil / Bekleidung“ und „Schuhe“ kann eine Reduzierung der<br />
Verkaufsflächen in Erwägung gezogen werden, um die zu erwartenden Umstruktu-<br />
rierungsprozesse in anderen Einkaufslagen der Innenstadt zu begrenzen. Dies<br />
kann z. B. durch Belegung der geplanten Shops mit nicht-textilen Branchen oder<br />
die branchenbezogene Umwidmung einzelner Fachmarktflächen geschehen. An-<br />
siedlungsalternativen bestünden z. B. in den Warengruppen „Tierfutter“ „Outdoor /<br />
Camping“, „Fahrräder und Zubehör“ oder in den Segmenten „Gastronomie“ und<br />
„Dienstleistungen“.<br />
Insgesamt stellt das Projekt in der bisher vorliegenden Form eine reelle Chance<br />
dar, die <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt aufzuwerten. Die Risiken des Vorhabens lie-<br />
gen in der Neuartigkeit der Konzeption (= kein klassisches Einkaufszentrum, son-<br />
dern „offenes Center“), in der Zweigeschossigkeit 1 und in der relativen Abhängig-<br />
keit von konstanten Kaufkraftzuflüssen aus den Nachbarländern (Stichwort: Preis-<br />
gefälle / Wettbewerbsausbau in Tschechien und <strong>Polen</strong>).<br />
� Die Ansiedlung des Fachmarktzentrums sollte durch gezielte städtebauliche und<br />
wirtschaftsfördernde Maßnahmen in den traditionellen innerstädtischen Einkaufs-<br />
lagen begleitet werden (z. B. Stadtmarketing, Aufwertung des öffentlichen Rau-<br />
mes, Unterstützung bei der Akquisition neuer Betriebe).<br />
1 Klassische Fachmärkte sind selten zweigeschossig. Zudem ist das Obergeschoss in<br />
Fachmarktzentren erfahrungsgemäß viel schwieriger zu vermieten als das Erdgeschoss.<br />
In diesem Zusammenhang stellt die Vermeidung eines schleichenden „Trading down-<br />
Prozesses“ und die dauerhafte sowie qualitativ hochwertige Belegung des OG im geplanten<br />
Fachmarktzentrum eine Herausforderung dar. Prinzipiell positiv ist in diesem Zusammenhang<br />
die Platzierung des Parkdecks zu bewerten. Sie führt dazu, dass potenzielle<br />
Kunden bei Nutzung der Rollsteige die Einzelhandelsbetriebe im 1. OG wahrnehmen und<br />
dadurch ein Anreiz zum Einkauf gesetzt wird.<br />
57
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
KARTENVERZEICHNIS Seite<br />
Kartenverzeichnis<br />
Karte 1: Zentraler Versorgungsbereich „Einkaufsinnenstadt“ mit<br />
Entwicklungsfläche für großflächigen Einzelhandel 2<br />
Karte 2: Zentrale Versorgungsbereiche des Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> 11<br />
Karte 3: Aufrisszeichnungen des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 13<br />
Karte 4: Planskizze des Fachmarktzentrums – Erdgeschoss (Vorabzug) 17<br />
Karte 5: Planskizze des Fachmarktzentrums – Obergeschoss (Vorabzug) 18<br />
Karte 6: Lage des Planstandortes in der <strong>Zittau</strong>er Einkaufsinnenstadt und zu den<br />
aktuellen Hauptgeschäftslagen 19<br />
Karte 7: Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 23<br />
Karte 8: Hauptwettbewerber des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 38<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Sollumsätze des geplanten Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 20<br />
Tabelle 2: Einzugsgebiet der Stadt <strong>Zittau</strong> nach Etablierung des geplanten<br />
Fachmarktzentrums 22<br />
Tabelle 3: Ergebnisse der Kfz- und Kundenzählungen in <strong>Zittau</strong> 25<br />
Tabelle 4: Kaufkraft im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums<br />
in <strong>Zittau</strong> 32<br />
Tabelle 5: Einwohnerprognose im Einzugsgebiet des geplanten<br />
Fachmarktzentrums in <strong>Zittau</strong> 2015 / 2020 33<br />
Tabelle 6: Kaufkraft im Einzugsgebiet des geplanten Fachmarktzentrums<br />
2011 – 2015 – 2020 34<br />
Tabelle 7: Projektrelevante Wettbewerbssituation in <strong>Zittau</strong> 37<br />
Tabelle 8: Marktbedeutung und Umsatzleistung des projektrelevanten<br />
Einzelhandels in <strong>Zittau</strong> 42<br />
Tabelle 9: Marktbedeutung und Umsatzleistung des projektrelevanten<br />
Einzelhandels nach Ansiedlung des Fachmarktzentrums 44<br />
Tabelle 10: Zusätzlich ohne Auslösung eines Verdrängungswettbewerbes<br />
tragfähige Verkaufsflächen in <strong>Zittau</strong> bei Etablierung des geplanten<br />
Fachmarktzentrums 46
Potenzial- und Auswirkungsanalyse Fachmarktzentrum <strong>Zittau</strong><br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Tagesverlauf der Kundenfrequenzen an beiden<br />
Zählstandorten in <strong>Zittau</strong> (Donnerstag) 26<br />
Abbildung 2: Tagesverlauf der Kundenfrequenzen an beiden<br />
Zählstandorten in <strong>Zittau</strong> (Samstag) 26