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Architekturgeschichtliches Gutachten - Bildteil S. 30-59 - Zittau

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Reichenberger Straße 13: FotosTreppenhaus. Steinstufen bis 2. OG., darüber Holztreppe.Geländer aus Metall mit Holzhandlauf. Fenster innen undSchlitzöffnungen in der Antrittfläche der Holztreppeweisen auf Ausnutzung des Tageslichtes für den täglichenGebrauch.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 31


Reichenberger Straße 13: FotosDas Mansardengeschoss ist ausgebaut mit Zimmern und Kammern. Geländer mit Diagonalkreuzauf Dachboden regionaltypisch (nach Denkmalpfleger Karl Bernert, auch für Umgebindehäuser).Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 33


Reichenberger Straße 13: Zeichnungen18861. H. 20.Jh.1890Das dreistöckige Barockhaus mitMansardendach verschmälert sich hinterseitiggestuft mit anschließend einer Reihung vonNebenbauten. Ein Lichthof befindet sich imBereich A. Der Schnitt zeigt im 1.OG eingewölbter Bereich. Die Verwendung vonSchienen als Träger ist nicht ungewöhnlich.Ein Keller (Zeichnung 1882 r.; Spitztonne)befindet sich unter dem Eingangsbereich.A1882 1939Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 34


Reichenberger Straße 15: Fotos und Ansicht18<strong>30</strong>Das einfache Geschäftshaus der traditionsreichen Drogerie Horst Süsse verbirgt hinter einermehrfach umgestalteten, wenig ansehnlichen Fassade, einen großen Rauminhalt. Es steht inder Blickachse aus der Anlage der Fleischbänke (1848, denkmalgeschützt)Im 2. OG wurde eine hochwertige Wandbemalung (zwei Marmorierungsarten getrennt voneinem klassizistischen Zierfries, vermutlich 19. Jh.), die von einem Einbauschrank verdecktwurde, relativ unversehrt freigelegt. Bauschäden sind dennoch zu verzeichnen.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 35


Reichenberger Straße 15: Zeichnungen19291889Die Grundrißstruktur passt sich gut an den vertrackten Grundstücksbedingungen an.Einerseits wird der Vorteil der hinterseitigen Aufweitung (wegen dem Nachbar RS 13) ausgenutzt,andererseits werden die Nebenbauten und das Sanitär am Treppenhaus optimal verteilt,beleuchtet und belüftet. Ein kompakter Garten schließt sich an. Die Fassade war 1889architektonisch einfach gegliedert (Neurenaissance). Gestrichelt, vermutlich ursprüngliches Dach.1900Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 36


Reichenberger Straße 17: FotosDie dezent moderne Fassade stammt aus1970 und ist weitgehend original erhalten.Im EG Riemchen aus dunkelgrauenKunststein, Holzfenster mitAluminiumprofilen. Es gab eine ReiheVorgängerbauten. 18<strong>30</strong> stand eingiebelständiges einstöckiges Hausmit steilem Satteldach, möglicherweise eineNotreparatur des Stadtbrandes 1757.18<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 37


Reichenberger Straße 17: ZeichnungenMit der Bezeichnung Generalreparatur u. Werterhaltung HO-Verkaufstelle wurde RS 171968/1970 eingreifend umgebaut (Entwurf Bau-Ing. Michel, Bau-Ing. Zippel). Es wurde dabeidie vorhandene Abfangkonstruktion in der Fassade (EG und 1. OG, 1907) > 0 und dasDach, erhalten. Damit konnte eine moderne Fassade verwirklicht werden. Die ausgefeilteErweiterung der bestehenden Stahlkonstruktion für die Fassade ist eine ingenieurtechnischeMeisterleistung. Der eingreifende Umbau enthält sonst kaum ältere Substanz.19681968Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 38


Reichenberger Straße 17: ZeichnungenDie Vorgeschichte der großzügigen Verglasung der Fassade bezieht sich auf 1907, als fürOscar Adler für die Mieterfirma Julius Bretschneider durch Max Pflüger eine eingreifendeModernisierung durchgeführt wurde. Das EG und das 1. OG wurden voll verglast und mitweiteren warenhausartigen Elementen versehen wie ein Galeriegeschoß und eine großzügigeTreppe. Ein Vorentwurf tendierte in einem schweren Jugendstil mit Groteskenkopf. Schließlichwurden die Stahlträger optisch vereint mit Konsolandeutungen, überführend in seitlichenMauerstriefen. Quelle: Inserate ZN.Vorentwurf 1907 Ausführung 1907Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 39


Reichenberger Straße 17: Zeichnungen1907Die Grundrissentwicklung durch MaxPflüger, 1907, kombiniert viele Ideenauf engem Raum. So wurde in derGebäudemitte Tageslicht geführt durcheinen internen Lichthof.Auch dieser Umbau war derartigeingreifend, dass kaum ältereSubstanz enthalten ist. Es gab wohlschon nach 1757 keinen Keller. EineDurchfahrt hinten sicherte dieAnlieferung über das kaum bebauteGrundstück Neustadt 3.1907Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 40


Reichenberger Straße 19: FotosDer vierstöckige Bau in üppigerNeurenaissance ist wieder ein Werk von MaxPflüger (wie RS 17, 25) aus 1899, 1910). Erersetzt einen zweistöckigen traufständigen Bauvon 1780, dessen Torbogenschlußstein imHinterhaus integriert wurde (Initialen JGF:Stadtrat Johann Gottfried Friedrich). Der Gartenliegt vertieft zum hinteren Nachbargrundstück.18<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 41


Reichenberger Straße 19: FotosDas in vielen Aspekten funktional entworfene Gebäude enthält eine Treppe aus Betonstufen. Einschoner Kachelofen ist noch vorhanden im OG. (geschädigt). Das Hinterhaus mit Teerpappendachruinös.um 1910 Treppe aus BetonmodulenProf. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 42


Reichenberger Straße 19: Zeichnungen und FotoIn einem Portal sind Eingänge für zwei Läden M. Schimoneck und I.L. Salomo & Co. sowie mittigder Zugang zu den Wohnungen in den Obergeschossen. Das Zwischengeschoss, optisch vereintmit den Läden, wurde als Wohnung, auch Schneiderstube von Schneidermeister HermannSchimoneck, zugänglich über eine Wendeltreppe, genutzt. Mittig im Zwischengeschoss in einerreich dekorierten Rahmung die verschlungene Initialen M. S. (Hausbesitzerin: MarieSchimoneck). Das asymmetrische Dach bekam hinten eine Vollgeschoßhöhe. Diese Anordnungzugunsten einer besseren Tageslichtausbeute an schmalen Straßen war um 1900 Standard,vorbildlich etwa in Stuttgart.Bau 1899Planung 1899Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 43


Reichenberger Straße 21: FotosFrühes Handwerkershaus um 1760(zweistöckig, traufständig), überformt undmodernisiert im späten 19. Jh. 1864-1892Konditorei von E.H.A. Conrad. DerHandel mit Gummiwaren von RichardLinke, stadtbekannt als „Gummi Linke“,war 1896-1950er in Betrieb. Seit 1990erleer stehend und entsprechend ruinös.18<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 44


Reichenberger Straße 21: FotosDer Innenausbau zeigt interessante leichteRaumtrennungslösungen aus der Produktpaletteeiner Türmanufaktur.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 45


Reichenberger Straße 21: Zeichnungen1887Das ehemalige Handwerkerhaus erhält 1887eine Auffrischung als dreistöckiger Bau mitElementen der Beaux-Arts. Eine Aufstockung, 1896durch Emil Hoffmann, vergrößert die Fassade, wohlum mit Nachbarn, wie RS 23, repräsentativmitzuhalten. Ältere Substanz lässt sich in dickenMauerpartien im EG, links unten, vermuten .189618<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 46


Reichenberger Straße 23 (zerstört): FotosDer große Bierhof, nach Gurlitt Jahreszahlim Schlußstein am Hoftor 1705, um 1760wiederaufgebaut. Er war ab 1886 bekanntals der Reichenberger Hof, ein Restaurant,das sich hier mit Läden den Platz teilte. Dasprächtige Rokokotor wurde um 1906 alsLadenfenster wenig reizvoll eingerichtet.Das Eckhaus enthielt die für die Lage typischezwei Stockwerke mit Mansardendach und hatteeinen zweiten Zwerchgiebel mit Tympanon ander Albertstraße. 1971 wurde der Bau nachDokumentation abgerissen (Foto r.u. AbrissNebengebäude an der AS in 1971)Quelle: Fotos Archiv Horst Bäsler.18<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 47


Reichenberger Straße 23: ZeichnungenDie Gebäudeaufnahme für den Abbruch wurde von der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung<strong>Zittau</strong> 1970 durchgeführt. Die Grundrisse KG, 1.OG und Mansardengeschoss sind relativ gutgeschnitten, mit geräumigem Korridor mit Bedienungsmöglichkeit der Öfen für die Zimmer,abgetrennten Aborten und großen Kellern. Es war ein bedeutender Bier- und Handelshof, durchWitwe Moellerin wieder aufgebaut nach Zerstörung 1757. Nach dem Abriss 1971 war eszeitweise, mit einem Ladenpavillon bebaut und um 2004 geändert als Sitzanlage mitGrüngestaltung. Der große Keller, eine Spitztonne von 6 x 12 m, 4,5 m hoch (zugeschüttet unterTerrasse) gehörte zu den größten in <strong>Zittau</strong>.1970Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 48


Reichenberger Straße 25 / Albertstraße 6: FotosBeim Stadtbrand 1757 stand hier ein beachtliches Eckhaus, dessen großen Keller erhalten sind.Danach war es lange Brandstelle, die wohl kurz nach 1849 erstmals zum Teil bebaut wurde.Zeichenlehrer Wilhelm Eduard Garbe bewohnte 1836-1872 das Haus Reichenbergerstraße 27 underweiterte auf der Brandtelle von RS 25 sein wohl zweistöckiges Haus. Nach 1872 übernimmt KarlGustav Adolph Backofen RS 27. 2011 ist hier das traditionsreiche Café Weber. Das Brandcataster1849 nennt es ein Wohnhaus und ein Ganggebäude.Brandstelle18<strong>30</strong>nach 1849Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 49


Reichenberger Straße 25 / Albertstraße 6: FotosAb 1866 wird ein größeres Geschäftshauserrichtet., Es folgen mehrfach Renovierungenund hochwertige Fassadenumgestaltungen.In der DDR-Periode wurde einenKonsumanbau erstellt mit asiatischemRestaurant im OG.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 50


Reichenberger Straße 25 / Albertstraße 6: Zeichnungen1866 Neubebauung (wohl durch Überbauung der Anbau von Garbe) als ein dreistöckiges Geschäftshausmit Laden und Wohnungen durch Baumeister Johann Gottfried Thomas. Der Schnitt zeigt einen Kellerin Ausschnitt. 1882 Neugestaltung für das Bankhaus Hecht & Schmidt (als Mieter, späterEigentümer) inklusive Vergrößerung der Ladenfenster mit Eingang unter Bögen. Die Ansichten derRS zeigen, wie die Ladenfenster schrittweise vergrößert wurden bis 1900 mit demZusammenschluss zweier Fenster zu einem für Carl Sauppe.1866um 18821900 1910Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 51


Reichenberger Straße 25 / Albertstraße 6: ZeichnungenMax Pflüger baut 1900 in den Hof einen erweiterten Ladenraum mit Oberlichter aus.Erneut Fassadenmodernisierung. 1924 wird das Grundstück AS 6 bebaut mit einem neuen Ladenund Wohnraum in 2.OG und DG. Die Integration mit der Fassade von RS 25 ergibt Problemearchitektonischer Art. Die Zwischenwand verspringt in den OGs. Die Gaupen im Dachgeschoß,später noch mal vergrößert, sind unproportional. De große Fensterflächen sind wohl für Licht amArbeitsplatz (nähen?) vorgesehen, auch wenn im Plan ein Lager erwähnt ist.1924 19001926AS 6 >< RS 25Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 52


Albertstraße 8,10,12 (zerstört): Foto und ZeichnungenDie „handtuchgroße“ Bebauung (3 x 9 m) vonAS 12 (vierstöckig) sowie AS 10 (vierstöckig)waren Nachbarn von AS 14. Sie reichten mitAS 8 bis zur Brandstelle des späteren AS6/RS 25. AS 8 (ohne Zeichnungen) war 1874-1909 im Besitz von Maurer undBudenverleiher Friedrich Büttner, und späterwar hier eine Kraut- und Gurkeneinlegerei.Zum Ende des II. WK (7. Mai 1945) waren diedrei Bauten, auch die Brandwand mit AS 14von Schäden betroffen (Blindgänger). Abrissvon AS 8, 10 und 12 bis 1946, in Vorbereitungeiner Zufahrt in den Hof von AS 14. Schließlicherfolgte 1953 eine Reparatur / Renovierungvon AS 14, wobei auch der 1946 nochnotsanierte Stubenanbau (S) abgerissen wird.18<strong>30</strong>SSAS 10 Hof 1898StubenanbauAS 12 1918AS 10 1902 1946Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 53


Albertstraße 14: FotosDer zweistöckige schmuckarme Bau hat eintraufständiges Satteldach. Die Entstehungszeitwird in das frühe 18. Jh. gelegt. Der Bierhof warvon dem Stadtbrand 1757 betroffen und wurderelativ ähnlich wieder aufgebaut, wohl mit Erhaltalter Substanz wie Keller und Grundmauer. Diegroße Gebäudetiefe bis zum Hof von 20 m lässtsich erklären durch eine einfache undursprünglich konsequente Aufteilung in dreiGewölbereihen, die fast das gesamten EGeinnimmt. Für 18<strong>30</strong> lässt sich das Satteldachnachweisen, seine Gestalt aber nur grob. DerTorbogen und das -gitter werden von Gurlitterwähnt.18<strong>30</strong>Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 54


Albertstraße 14: FotosDas EG zeigt sauber gearbeitete Gewölbe, mit nachgezogenen Graten, in relativ schadlosemZustand. Die Fotos dokumentieren Raumzonen neben dem Mittelgang mit einer Holztreppein einem jüngeren Einbau in die Gewölbestruktur (zur OG-Wohnhalle). Unten Details desMittelgangs. Der stufenartige Vorsprung der Gewölbeanfänger im Mittelgang könnte daraufschließen, dass hier ursprünglich eine Pilastergliederung aus Stuck war.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 55


Albertstraße 14: Fotos und ZeichnungDas OG beinhaltete wohl den gesamten Wohnbereich um eine weitgehend erhaltene Wohnhalle.Die Fläche ist 1913 durch eine Wand mit Nischenmauerwerk geteilt. Die Wohnhalle in ihrerfrüheren Ausdehnung zeigt alte Merkmale (Renaissance/Barock) wie Achsensymmetrie der Türenund Nischen für das Anzünden der Kamine in den Zimmern. Quelle Grundriss OG Diplomarbeit S.Lehnert 2008 (Albertstraße oben).Die tiefen Zimmer (teils über 6 m) sind mit einer Variation von Gipsdecken gestaltet. Der Stil istsowohl Rokoko (punktsymmetrisches Pflanzenmotiv), als auch einfacher Barock.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 56


Albertstraße 14: Fotos und SchnitteDas Satteldach (Dachneigung ca. 41°) in drei Stockwerken zeigt die traditionelle Bauart Pfettendachmit vierfach stehendem Stuhl, Zapfverbindungen und Verblattung, gesichert durch Holznägel.Die relativ flache Dachneigung für ein Satteldach könnte auf Mitte 19. Jh. als Bauzeit hindeuten. DasFehlen von Binderebenen mag gedeutet werden, dass das Dach nicht aus dem Hochbarock ist.Ein großes, mit einer hechtgaupenartigen Fensterwand gut beleuchteter Raum für Holzbildhauereiwurde 1920, einschließlich Brandschutz (Gips) eingerichtet. Bei einer Renovierung 1951/1953 (S/WFoto Archiv Glaubitz) wurden Bereiche mit unterschiedlichen Mauersteinen ausgebessert, wobei 2011größere Schäden wieder festzustellen sind.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 57


Albertstraße 14: Foto und SchnitteEine Überprüfung in wie weit das jetzige Satteldach einer alten Version entspricht, wirddurch die Zeichnung von 18<strong>30</strong> ermöglicht. (Umzeichnung JT; - - - Linie: Dach AS 14;durchgehende Linie: ungefähre Kubatur des jetzigen Daches, Strichpunkt: Achse First AS 16).Nach der Zeichnung ist das Dach von AS 14 ca. 4 m niedriger als das von AS 16 und besitzt es –die Perspektivwirkung berücksichtigend – eine ähnlich Entfernung des Firsten ab Traufe. Beidesstimmt mit dem jetzigen Dach nicht überein, weil AS 14 viel tiefer (ca. 20 m) ist als AS 16 (ca. 16m) und trotz der flachen Dachneigung ähnlich hoch (ca. 17 m). Begründungen: These 1. DieZeichnung stimmt nicht, da das Dach entfernt vom Betrachter auf dem Johannisturm war.These 2. Das Haus AS 14 war einstöckig mit asymmetrischem Dach. Eine Überprüfung allerFaktoren ergibt, dass in diesem Fall eher These 1 greift. (Quelle: Foto Bauamt <strong>Zittau</strong> 1990)18<strong>30</strong>AS 14AS 16 mit Mansardendach /Zwerchgiebel über 1. OGrechts Rekonstruktion JT1990 Schnitte AS 14Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 58


Albertstraße 14: FotosDie Keller (Spitztonnen) sind mit teils großformatigen, grob behauenen Werksteinen für dieWände mit Ziegelmauerrahmen sorgfältig gearbeitet, ähnlich wie in AS 16 und RS 25.Weitere Bereiche sind mit dem bekannten Phonolith (Klingstein) als Bruchsteinmauerwerk aufSchalung gemauert. Ihr Alter ist weit früher als 1757. Keller mit Spitztonnenprofil werden inFachkreisen in der Region als älter, wie solche mit Rundbogenprofil, gedeutet. Sie könnenaus der Gotik stammen.Beim Stadtbrand 1757 sind in den Kellern von AS 14 (und 16) Bewohner tragisch erstickt, dadie Ausgänge versperrt waren durch Bauschutt. Man muss wohl davon ausgehen, dass es diegleichen Keller waren, wie die, die erhalten sind.Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow + <strong>Architekturgeschichtliches</strong> <strong>Gutachten</strong> Fachmarktzentrum Neustadt <strong>Zittau</strong> + <strong>Bildteil</strong> + 2012 <strong>59</strong>

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