LE-4-2015
LOGISTIK express Fachzeitschrift
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BLICKPUNKT<br />
Krisenmanagement im<br />
Angesicht einer Katastrophe<br />
Was sich derzeit zwischen Syrien, dem Mittelmeer und Europa abspielt, ist eine<br />
humanitäre Katastrophe und der größte Flüchtlingsstrom seit dem unseligen<br />
Zweiten Weltkrieg. Doch so schlimm diese Tragödie aus menschlicher Sicht ist,<br />
auch für die Wirtschaft stellt sie ein großes Problem dar. Plötzlich wieder eingeführte<br />
Grenzkontrollen sind nur ein Beispiel dafür.<br />
Krisenmanagement bezeichnet den<br />
systematischen Umgang mit Krisensituationen<br />
– also problematischen Entscheidungssituationen.<br />
Ein Blick auf<br />
die aktuelle Situation zeigt: hier geht es bereits<br />
um Katastrophenmanagement – die Bewältigung<br />
eines folgenschweren Unglücksereignisses,<br />
an dem der europäische Gedanke, das<br />
Ideal der europäischen Einheit, zu zerschellen<br />
droht. Eine Katastrophe im engeren Sinn<br />
ist eine länger andauernde, großräumige<br />
Schadenlage, derer die normalen Blaulichtorganisationen<br />
nicht angemessen Herr werden<br />
können und die nur mit Hilfe anderer Regionen<br />
oder Länder bewältigt werden kann.<br />
Und ohne pessimistisch sein zu wollen: genau<br />
das haben wir gerade, und es wird sich nicht<br />
so schnell ändern.<br />
Panikreaktion<br />
Gut 30 Jahre nach Unterzeichnung des ersten<br />
Schengener Abkommens ist die freie<br />
Fahrt nun plötzlich wieder vorbei, an den<br />
Grenzen bilden sich kilometerlange Staus.<br />
Und nicht nur dort, die Transitrouten Richtung<br />
Deutschland kommen teilweise zum Erliegen,<br />
der Zugverkehr wurde eingestellt. Tausende<br />
LKW-Fahrer verbringen ihre Lenkzeit mit Stopand-go-Verkehr,<br />
Verspätungen sind an der<br />
Tagesordnung. Und das wird teuer: „Ausgehend<br />
von einer Wartedauer von rund 3<br />
Stunden ergeben sich im Schnitt geschätzte<br />
Gesamt-Zusatz-Wartekosten von rund 2,44<br />
Mio. Euro pro Werktag für die Branche“, rechnet<br />
WKÖ-Bundesspartenobmann Alexander<br />
Klacska schon Mitte September vor. Als Sofortmaßnahme<br />
fordert er eine temporäre Ausdehnung<br />
der gesetzlich erlaubten Lenkzeiten<br />
und eine Lockerung des Wochenendfahrverbotes,<br />
denn: „Es kann nicht sein, dass Fahrer<br />
es nicht rechtzeitig heim zur Familie schaffen,<br />
nur weil sie aufgrund der Grenzwartezeit eine<br />
Zwangspause einlegen müssen.“ Als Vorbild<br />
nennt er dabei Frankreich, wo aufgrund der<br />
Lage in Calais ähnliche Maßnahmen ergriffen<br />
wurden – denn seiner Einschätzung nach wird<br />
es langfristig wieder Grenzkontrollen in ganz<br />
Europa geben.<br />
Am Laufen halten<br />
Um eine Einschätzung der Lage durch die<br />
Betroffenen direkt zu erhalten, hat Logistik<br />
express am 15. September einen Rundruf gestartet.<br />
Gerhard Haas, Operations Manager<br />
AT der DHL Freight, bestätigt, die aktuellen<br />
Entwicklungen genau zu beobachten und<br />
meint: „Wir haben frühzeitig Maßnahmen<br />
eingeleitet und somit sichergestellt, dass unser<br />
Netzwerk weiterhin planmäßig funktioniert.<br />
Wo erforderlich, haben wir unsere Routen angepasst,<br />
um möglichen Wartezeiten bereits im<br />
Vorfeld auszuweichen. Darüber hinaus stehen weiter ><br />
LOGISTIK express 4|<strong>2015</strong><br />
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