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LE-1-2024 POLITIK & WIRTSCHAFT

LOGISTIK express Journal 1/2014 Politik & Wirtschaft - Gemeinsames Nein zum EU-Mercosur-Abkommen // Man kommt aus dem Staunen nicht heraus // 2024 – mehr Höhen oder mehr Tiefen? // Krise rotes Meer // Unternehmen priorisieren inmitten geopolitischer Unsicherheit, Innovation und Resilienz // Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Aussicht. CEE-Länder erwarten andauernden Krieg, Österreich ist besonders pessimistisch // Euro, digitaler Euro, Bitcoin // Vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt // Deutschland hat es verpennt // Deutschland – der kranke Mann Europas

LOGISTIK express Journal 1/2014 Politik & Wirtschaft - Gemeinsames Nein zum EU-Mercosur-Abkommen // Man kommt aus dem Staunen nicht heraus // 2024 – mehr Höhen oder mehr Tiefen? // Krise rotes Meer // Unternehmen priorisieren inmitten geopolitischer Unsicherheit, Innovation und Resilienz // Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Aussicht. CEE-Länder erwarten andauernden Krieg, Österreich ist besonders pessimistisch // Euro, digitaler Euro, Bitcoin // Vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt // Deutschland hat es verpennt // Deutschland – der kranke Mann Europas

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<strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

<strong>POLITIK</strong> &<br />

<strong>WIRTSCHAFT</strong><br />

Deutschland –<br />

der kranke<br />

Mann<br />

Europas<br />

Marc Friedrich gibt als Buchautor &<br />

Honorarberater seine Gedanken zur<br />

deutschen Wirtschaft kund.<br />

LOGISTIK EXPRESS INFORMIERT


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S2<br />

LOGISTIK express<br />

<strong>POLITIK</strong> &<br />

<strong>WIRTSCHAFT</strong><br />

Auf einen Blick:<br />

02 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

04 Gemeinsames Nein zum<br />

EU-Mercosur-Abkommen<br />

06 Man kommt aus dem Staunen<br />

nicht heraus<br />

08 <strong>2024</strong> – mehr Höhen oder mehr Tiefen?<br />

12 Krise rotes Meer<br />

14 Unternehmen priorisieren inmitten<br />

geopolitischer Unsicherheit<br />

Innovation und Resilienz<br />

16 Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Aussicht.<br />

CEE-Länder erwarten andauernden Krieg,<br />

Österreich ist besonders pessimistisch<br />

18 Euro, digitaler Euro, Bitcoin<br />

20 Vom Arbeitgebermarkt zum<br />

Arbeitnehmermarkt<br />

22 Deutschland hat es verpennt<br />

24 Deutschland – der kranke Mann Europas


<strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Markus Jaklitsch<br />

Redaktion: Angelika Gabor, Peter Nestler<br />

Peter Baumgartner, Peter Hackl<br />

Fotos: istockphoto.com<br />

LOGISTIK express / MJR MEDIA WORLD<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

+43 676 7035206 / info@logistik-express.at<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S4<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Dreikönigsaktion &<br />

Handelsverband:<br />

Gemeinsames Nein<br />

zum EU-Mercosur-<br />

Abkommen<br />

Branchenübergreifender Schulterschluss<br />

gegen intransparentes Freihandelsabkommen<br />

auf Kosten von Klimaschutz, Menschenrechten<br />

und europäischer Landwirtschaft.<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

Anlässlich des heutigen Beginns der<br />

13. WTO-Ministerkonferenz in Abu<br />

Dhabi appellieren Vertreter von Handelsverband<br />

und Dreikönigsaktion<br />

an Bundesminister Kocher, das österreichische<br />

Nein zum EU-Mercosur-Abkommen zu bekräftigen.<br />

Die EU-Kommission hatte im Vorfeld<br />

avisiert, im Zuge der WTO-Konferenz von 26. bis<br />

29. Februar Verhandlungsfortschritte in Bezug<br />

auf das viel kritisierte EU-Mercosur-Abkommen<br />

zu verkünden.<br />

HV: Für freien Handel, aber gegen intransparente<br />

Freihandelsabkommen auf Kosten der<br />

Umwelt<br />

„Wir sind ganz klar für einen freien Handel,<br />

aber gegen intransparente Freihandelsabkommen<br />

auf Kosten der Umwelt und unserer<br />

regionalen Produktion. Für jeden Abbau von<br />

Handelshemmnissen braucht es transparente<br />

Verhandlungen, damit eine realistische<br />

Wirkungsfolgenabschätzung und öffentliche<br />

Diskussion stattfinden kann“, sagt Rainer Will,<br />

Geschäftsführer des freien und überparteilichen<br />

Handelsverbandes. „Gerade im Lebensmittelbereich<br />

besteht beim EU-Mercosur-Abkommen


die Gefahr, dass der heimische<br />

Markt von bedenklichen<br />

Produkten aus Südamerika<br />

überschwemmt wird. Die<br />

erstklassige Qualität europäischer<br />

Produkte darf<br />

unter keinen Umständen<br />

konterkariert werden.“<br />

Während sich die Bauernproteste<br />

in ganz Europa ausbreiten,<br />

hält die EU-Kommission an ihrem<br />

Plan fest, das Freihandelsabkommen mit den<br />

Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien,<br />

Paraguay und Uruguay ehestmöglich zum<br />

Abschluss zu bringen. Dabei ist eine der zentralen<br />

Forderungen der protestierenden Bauern<br />

der Stopp der Verhandlungen, da das Abkommen<br />

zu einem ungleichen Wettbewerb führen<br />

und Bauern in Europa weiter unter Druck setzen<br />

würde – wie wir das in vielen anderen Bereichen<br />

leider bereits kennen. Kritik am geplanten<br />

Abkommen kommt auch von Vertretern der<br />

Zivilgesellschaft, die nicht nur fatale Folgen für<br />

die heimische Landwirtschaft und den Handel,<br />

sondern auch unabsehbare Auswirkungen auf<br />

Menschenrechte, Umwelt und Klima befürchten.<br />

Umfrage: 9 von 10 Österreichern lehnen<br />

EU-Mercosur-Abkommen ab<br />

Das EU-Mercosur-Abkommen wird nicht nur<br />

von einer überwiegenden Mehrheit der österreichischen<br />

Lebensmittelhändler abgelehnt,<br />

sondern auch von 87 Prozent der heimischen<br />

Bevölkerung. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />

Online-Umfrage (n=1.000 Personen),<br />

die das Marktforschungsinstitut Integral im Juni<br />

2023 im Auftrag der Handelskette SPAR und der<br />

Umweltschutzorganisation Greenpeace durchgeführt<br />

hat.<br />

DKA: EU-Mercosur-Abkommen hätte<br />

negative Auswirkungen auf<br />

kleinbäuerliche Produktion<br />

Das Abkommen hätte auch massive Auswirkungen<br />

auf Menschenrechte, Umwelt und<br />

die kleinbäuerliche Produktion in den Mercosur-Staaten.<br />

Die Steigerung der Exportquoten<br />

und der Wegfall von Handelsbeschränkungen<br />

würden die Soja-, Rindfleisch- und Zuckerrohrproduktion<br />

weiter ankurbeln und damit Öl ins<br />

Feuer bestehender Landkonflikte gießen,<br />

bäuerliche Produktionssysteme unter Druck<br />

setzen und zu weiteren Rodungen führen.<br />

Darüber hinaus würde der Handelspakt<br />

stark asymmetrische<br />

Handelsbeziehung vertiefen,<br />

bei denen die südamerikanischen<br />

Staaten weiter in der<br />

Rolle von Rohstoffexporteuren<br />

gefangen sind.<br />

Luis Ventura, Generalsekretär<br />

von CIMI, einer brasilianischen<br />

Partnerorganisation der Dreikönigsaktion,<br />

die sich für die Rechte von Indigenen<br />

einsetzt, findet klare Worte<br />

zum EU-Mercosur-<br />

Abkommen: „Dies ist ein<br />

schädliches Abkommen<br />

für Brasilien, da es ein<br />

Produktionsmodell<br />

aufrechterhält, bei dem<br />

Brasilien weiterhin die<br />

Rolle des Rohstoffexporteurs<br />

spielt, das die<br />

Ausbeutung von Land<br />

und Menschen vorantreibt<br />

und die Gewalt gegen indigene<br />

Völker verstärkt.“<br />

Dreikönigsaktion & Handelsverband gegen<br />

Teilung des Abkommens (Splitting)<br />

Während sich das Zeitfenster vor den EU-<br />

Wahlen, in dem das Abkommen noch abgeschlossen<br />

werden könnte, bald schließt, steigt<br />

die Gefahr, dass die Kommission das Abkommen<br />

um jeden Preis vorantreiben will, möglicherweise<br />

sogar mit Verfahrenstricks wie einer<br />

Teilung des Abkommens (Splitting).<br />

„Statt zu versuchen, das EU-Mercosur-Abkommen<br />

mit allen Mitteln<br />

durchzupeitschen, brauchen<br />

wir eine sozial-ökologische<br />

Neuausrichtung der<br />

EU-Handelspolitik, die den<br />

Anforderungen unserer<br />

Zeit gerecht wird“, so<br />

Teresa Millesi, Vorsitzende<br />

der Dreikönigsaktion der<br />

Katholischen Jungschar.<br />

„Eine gerechte und nachhaltige<br />

Handelspolitik sollte das<br />

Wohl von Mensch und Umwelt in den<br />

Mittelpunkt stellen und zu einer lebenswerten<br />

Zukunft für alle beitragen, anstatt sie zu gefährden“,<br />

so Millesi abschließend. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S6<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Man kommt aus dem<br />

Staunen nicht heraus<br />

Erstmals seit über 30 Jahren wird in Österreich<br />

ein (Ex-)Bundeskanzler strafrechtlich<br />

verurteilt, während ein mehrfach angeklagter<br />

Ex-Präsident über’m Teich auf seinen<br />

nächsten Wahlsieg zusteuert. Ein in der High-<br />

Society hochgejubelter Investor sorgt für die<br />

größte Unternehmenspleite der heimischen<br />

Geschichte... was ist bloß los in der<br />

Bussi-Bussi-Gesellschaft?<br />

ANGELIKA GABOR<br />

Ende 2023 ging ein Beben durch die<br />

österreichische Wirtschaftspresse: die<br />

Signa-Holding, Dach des weit verzweigten<br />

Unternehmens-Geflechts<br />

des Tiroler Society-Lieblings Rene Benko, war<br />

insolvent. Mit Pauken und Trompeten ging das<br />

Imperium des stets aus den Boulevard-<br />

Medien lächelnden Tausendsassas<br />

mit dem teuren Geschmack<br />

unter. Glück im Unglück: als<br />

Immobilienkonzern halten<br />

sich die Auswirkungen auf<br />

die generelle Wirtschaftsentwicklung<br />

in Grenzen,<br />

schließlich wurde durch<br />

Signa weder produziert<br />

noch Waren geliefert, auch<br />

die Anzahl der betroffenen<br />

Mitarbeiter, die nun ohne<br />

Job dastehen, ist mit rund 80<br />

überschaubar (natürlich ist jeder<br />

Arbeitsplatzverlust für den Einzelnen tragisch,<br />

aber vergleicht man es beispielsweise mit der<br />

Konsum-Pleite, bei der 15.081 Arbeitnehmer<br />

direkt betroffen waren, ist die Signa-Pleite noch<br />

harmlos).<br />

Dennoch ein Schock: wie konnte das passieren?<br />

Wie kann man über 5 Milliarden Euro Schulden<br />

haben? Im Nachhinein stellte sich heraus, dass<br />

das Problem gar nicht so überraschend war,<br />

denn schon Ende 2022 – also ein Jahr vor dem<br />

Aus – wollte der Vorstand der Signa Prime und<br />

der Signa Development AG eine Stundung der<br />

fälligen Dividendenzahlungen an die Investoren<br />

erreichen. Allerdings erfolglos, es flossen<br />

Anfang 2023 Gewinnausschüttungen in<br />

Millionenhöhe und der vierköpfige Vorstand<br />

der Signa Prime selbst bezahlte sich satte 20<br />

Millionen für das Jahr 2022 aus. Angesichts<br />

des immensen Schuldenberges machen die<br />

20 Millionen das Kraut zwar auch nicht mehr<br />

fett, dennoch sind diese Beträge wieder einmal<br />

ein Paradebeispiel für die schier endlose Gier<br />

mancher Menschen. Eine Gier, die im Endeffekt<br />

ganze Existenzen vernichtet.<br />

Kanzlerfreunde<br />

Ein Ausgabenpunkt in der Signa-Gruppen-Buchhaltung<br />

sorgte für besonders viel<br />

mediale Aufmerksamkeit: die Rechnungen von<br />

Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), der für<br />

seine Tätigkeiten als Berater (zum Thema<br />

Galeria/Kaufhof/Karstadt) sowie als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

laut Recherche von “Profil” und<br />

“Süddeutsche Zeitung” stolze 6,3 Millionen<br />

Forderungen angemeldet hat. Und weil es so<br />

schön zum Thema passt, steht ein weiterer<br />

Ex-Kanzler auf der Payroll von Benko, nämlich<br />

Sebastian Kurz. Dieser stellte der Signa-Gruppe<br />

fürs Jahr 2023 ein Millionenhonorar in<br />

Rechnung. Aber was sind schon ein paar<br />

Milliönchen unter Freunden? Schließlich verbinden<br />

gemeinsame Reisen im Privatjet (beispielsweise<br />

zu Herrscherfamilien in Abu Dhabi<br />

oder Kuweit) und exklusive Sommerfeste (wie<br />

am Gardasee 2017). Einst gemeinsam über den<br />

Wolken, sind nun beide auf dem harten Boden<br />

der Realität angekommen. Zwar muss sich<br />

Sebastian Kurz nicht mit einer massiven<br />

Konzernpleite abmühen, doch besonders<br />

glücklich und unbeschwert dürfte er sich<br />

aktuell trotzdem nicht fühlen. Schließlich wurde<br />

er gerade (noch nicht rechtskräftig) wegen<br />

Falschaussagen im Untersuchungsausschuss<br />

schuldig gesprochen und zu acht Monaten<br />

bedingter Haft verurteilt.<br />

Richter Michael Radasztics sah es als<br />

erwiesen an, dass Kurz wie von der Wirtschafts-<br />

und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />

(WKStA) vorgeworfen rund um die Bestellung<br />

der Öbag-Aufsichtsräte falsch ausgesagt und<br />

Details über seine Einbindung ausgelassen


hatte, um das Image der türkisen ÖVP zu<br />

bewahren. Somit läge kein Aussagenotstand<br />

vor. Außerdem habe Kurz weder Einsicht noch<br />

Reue gezeigt... fraglich, ob er sonst mit einem<br />

leichten Klaps auf die Finger davon gekommen<br />

wäre. Dass das möglich war, sah man bei der<br />

mitangeklagten Ex-Casinos-Managerin und<br />

ÖVP-Vizeparteiobfrau Bettina Glatz-Kremsner,<br />

bereits am ersten Verhandlungstag Verantwortung<br />

übernahm und dadurch mit einer Diversion<br />

samt Geldstrafe, aber ohne Verurteilung ihres<br />

Weges ging. Nach der Verurteilung von Sebastian<br />

Kurz ging jedenfalls mit Sicherheit ein<br />

Raunen durch die Runde – ich bin sehr<br />

sicher, dass die Wenigsten damit gerechnet<br />

haben. Schließlich sind Verurteilungen in diesen<br />

Kreisen eher die Ausnahme als die Regel.<br />

Natürlich wurde Berufung eingelegt, bis zu einer<br />

endgültigen Entscheidung wird noch viel Zeit<br />

vergehen. Ob Kurz und Benko die Zeit bis dahin<br />

nutzen, um wieder gemeinsam zu verreisen? Ich<br />

bezweifle es.<br />

Phänomen Trump<br />

Am 5. November <strong>2024</strong> finden in den USA die<br />

Präsidentschaftswahlen statt. Der Ausgang hat<br />

Auswirkungen auf die gesamte Welt, nicht nur<br />

wirtschaftspolitisch, sondern insbesondere<br />

auch im Hinblick auf die Position der NATO,<br />

den Konflikt mit der Hamas und den Krieg in<br />

der Ukraine. Was in Europa überwiegend für<br />

ungläubiges Kopfschütteln sorgt, bereitet vielen<br />

US-Amerikanern (für uns wenig nachvollziehbar)<br />

scheinbar große Freude: Donald Trump<br />

gewinnt eine Vorwahl nach der anderen gegen<br />

seine Konkurrentin Nikki Haley und dürfte<br />

somit (wieder) als Kandidat der Republikaner<br />

ins Rennen ums höchste Amt der USA starten.<br />

Es wird zum Wettlauf mit der Zeit für Trump,<br />

denn vom Gefängnis aus kann er wohl kaum<br />

gewählt werden. Laut britischer Onlinezeitung<br />

“Independent” drohen dem Ex-Präsidenten bei<br />

Verurteilung in den offenen 91 Anklagepunkten<br />

insgesamt 700 Jahre Haft. Dürfte schwierig werden...<br />

nicht nur angesichts des fortgeschrittenen<br />

Alters (Donald Trump ist 77). Es läuft auf ein<br />

Duell der “alten weißen Männer” hinaus, wobei<br />

man dem aktuellen US-Präsidenten Joe Biden<br />

– er wird kurz nach dem Wahltag 82 Jahre alt –<br />

durchaus schon eine geruhsame Pensionszeit<br />

wünschen würde. Geht es nach dem US-amerikanischen<br />

Historiker und Politikwissenschaftler<br />

Allan Lichtman, muss diese jedoch noch warten.<br />

Er prognostiziert zum aktuellen Zeitpunkt nämlich<br />

eine Wiederwahl Bidens. Seit 1984 hat sich<br />

Lichtman nur ein Mal geirrt – er hatte Al Gore<br />

als Sieger vorhergesehen. Die damalige Wahl<br />

wurde nach mehreren Auszählungspannen vom<br />

Gericht entschieden, Al Gore hatte schlussendlich<br />

eine halbe Million mehr Wählerstimmen,<br />

aber weniger Wahlmänner (Elektoren) hinter<br />

sich. Ein Hoch auf das US-amerikanische Wahlsystem.<br />

Gewinnt Trump, ist es in vier Jahren vorbei.<br />

Denn anders als noch zu Roosevelts Zeiten<br />

kann seit 1951 jeder Mensch nur zwei Mal zum<br />

US-Präsidenten gewählt werden.<br />

Man muss gar nicht nach Nordamerika reisen,<br />

um sich mit “Trumpismus” auseinandersetzen<br />

zu können. Europaweit findet ein Umbruch<br />

im Parteiensystem statt, öffentliche Debatten<br />

rücken deutlich nach rechts und die soziale<br />

Gesellschaftsspaltung hat nicht erst seit der<br />

Corona-Krise deutlich zugenommen. Rechtspopulismus<br />

ist in Mode, jeder ist sich selbst der<br />

Nächste. Und die EU? Die steht sich in ihrer demokratischen<br />

Konstruktion oft selbst im Wege.<br />

Das wissen eigentlich alle – aber es “braucht”<br />

Politiker wie Viktor Orbán, die das zu ihrem Vorteil<br />

nutzen. Möge die Macht mit uns sein... (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S8<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>2024</strong> – mehr Höhen<br />

oder mehr Tiefen?<br />

Der Jahresanfang ist immer der ideale Zeitpunkt,<br />

sich über Erwartungen Gedanken zu<br />

machen. Forschungsinstitute geben alle ihre<br />

Prognosen ab, und der Logistik express hat<br />

sich umgehört, was wohl in diesem Jahr auf<br />

uns zukommen wird. Unsere Gesprächspartner<br />

(in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Dkfm. Heinz Pechek, Geschäftsführender<br />

Vorstand, BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und Logistik, FH-Prof. DI<br />

Franz Staberhofer, Obmann Verein Netzwerk<br />

Logistik, Dipl.-Ing. Dr. Roman Stiftner, CSE<br />

Präsident, Bundesvereinigung Logistik Österreich<br />

(BVL) und Rainer Will, Geschäftsführer<br />

des Österreichischen Handelsverbandes.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

Ausgehend von der Situation (Inflation,<br />

erwartetes BIP +0,9 %, schwächelnde<br />

Bauwirtschaft, ...) was ist zu erwarten?<br />

Heinz Pechek: Die Versorgungsunsicherheit<br />

und die Lieferengpässe sind aus meiner Sicht<br />

vorüber, und ich sehe auch keine weitere<br />

Materialknappheit auf uns zukommen. Für <strong>2024</strong><br />

rechne ich mit einer normalen Konjunkturentwicklung,<br />

außer in manchen Branchen wird<br />

eine Rückkehr zum gewohnten Leben für den<br />

Einkauf stattfinden. Nach wie vor muss man<br />

seine Lieferanten pflegen.<br />

Franz Staberhofer: Die Wirtschaft wird sich<br />

nach der Überhitzung wieder normalisieren. Sozusagen<br />

ein Bullwhip-Effekt in der Wirtschaft.<br />

Die Auswirkungen werden natürlich sektorspezifisch<br />

sein - von positiven Entwicklungen mit<br />

Veränderungen im Sortiment im Handel bis zu<br />

weniger Umsatz im Bereich Bau.<br />

Die Disziplin Logistik mit Beschaffung, Planung,<br />

Distribution, Logistik, SCM wird davon<br />

profitieren, weil diese Veränderungen gestaltet<br />

werden müssen - vor allem durch die Disziplin<br />

Logistik. Die Logistikbranche mit den verschiedenen<br />

Anbietern Transporteure, Spediteure und<br />

Logistik-Dienstleister kann sich endlich vom<br />

Personalmangel erholen und den Fokus auf<br />

Qualität sowie Kooperation legen – und darauf,<br />

Menschen zu finden und weiterzubilden.


Roman Stiftner: Die aktuelle Wirtschaftslage<br />

mit hoher Inflation und schwachem<br />

Wirtschaftswachstum betrifft viele Branchen,<br />

insbesondere die Industrie und Bauwirtschaft,<br />

und hat unmittelbare Auswirkungen auf den<br />

Logistiksektor. Hinzu kommen hohe Energiepreise<br />

und steigende Containerkosten durch internationale<br />

Krisenherde. Ein Beispiel dafür sind<br />

die Attacken der Huthi auf die Schifffahrt an der<br />

rund 27 Kilometer breiten Meerenge, dem Tor<br />

der Tränen oder Bab al-Mandab, im Roten Meer.<br />

es eine starke Hebelwirkung. Im Unternehmen<br />

muss der Einkauf mit der Konstruktionsabteilung<br />

als Team agieren, um ökonomisch und<br />

ökologisch sinnvolle Entscheidungen zu treffen.<br />

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz nimmt<br />

stark zu, entgegen früheren Prognosen kann<br />

KI sehr wohl auch strategische und kreative<br />

Aufgaben übernehmen. Wir haben probeweise<br />

den Vorspanntext zu unseren Seminarprogrammen<br />

mit ChatGPT erstellt und das Ergebnis war<br />

durchaus zufriedenstellend.<br />

Bis zu 20 Prozent der weltweiten Containerschiffe<br />

meiden das Rote Meer und nehmen die<br />

viel längere Route um die Südspitze Afrikas. Die<br />

Folge: Längere Transportwege, Störungen in<br />

der Versorgung durch Lieferverzögerungen und<br />

eine Schieflage in der Verfügbarkeit von Containern,<br />

was letztlich zu höheren Kosten nicht<br />

nur in den direkt betroffenen Logistikbereichen<br />

in ganz Europa führt – mit massiven Auswirkungen<br />

auf die Wirtschaft. Man kann sagen,<br />

wenn die Ware für Ostern erst zu Sommerbeginn<br />

eintrifft, ist sie wertlos.<br />

Rainer Will: Auch wenn dem Handel die hohen<br />

KV-Abschlüsse aus Kostensicht weh tun – das<br />

Positive ist, dass die realen Einkommen heuer<br />

signifikant steigen. Ein Lohn-Plus von durchschnittlich<br />

neun Prozent bedeutet bei einer<br />

erwarteten Inflation von vier Prozent, dass die<br />

reale Kaufkraft um fünf Prozent zulegt. So eine<br />

hohe Steigerung hatten wir lange nicht. Sie ist<br />

aber nach den Kaufkraftverlusten der letzten<br />

Jahre auch dringend notwendig. Wir hoffen natürlich,<br />

dass ein möglichst großer Teil dieser Reallohnerhöhung<br />

in den österreichischen Handel<br />

fließt. Ich bin also vorsichtig optimistisch. Wir<br />

rechnen heuer mit einem kleinen realen Plus<br />

von 1,6 Prozent. Die Rückgänge der Vorjahre<br />

machen wir damit aber bei weitem nicht wett.<br />

Welche sind die vorherrschenden<br />

Themenfelder in Ihrer Branche?<br />

Welche Strategien werden zu Erfolg<br />

verhelfen? Wo gibt es Nachholbedarf?<br />

Heinz Pechek: Nach wie vor ist das Global Sourcing<br />

interessant – insbesondere, da es in Österreich<br />

für viele Materialien keine Alternativen<br />

gibt. Es gilt, in Kooperation mit den Lieferanten<br />

durch systematische Gespräche Kostentreiber<br />

zu identifizieren und zu steuern, hier gibt<br />

Nachholbedarf hat Österreich eindeutig bei<br />

den Kosten: wenn wir diese nicht in den Griff<br />

bekommen, ist es unmöglich, im internationalen<br />

Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben.<br />

Rainer Will: Nach den vielen Krisen, mit denen<br />

wir in den letzten Jahren zu kämpfen hatten,<br />

wäre es höchst an der Zeit, dass der Handel<br />

endlich wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt<br />

und sich wieder mit voller Kraft der Weiterentwicklung<br />

seiner Geschäftsmodelle und den<br />

Wünschen seiner Kunden widmen kann. Hier<br />

liegen ja traditionell unsere Stärken. Doch noch<br />

immer sagt mehr als die Hälfte aller Handelsunternehmen,<br />

sie können sich in der derzeitigen<br />

Marktlage keine verstärkten Investitionen<br />

in Zukunftsthemen leisten. Darum wären die<br />

Entlastungsoffensive und die Entbürokratisierung,<br />

die wir vehement fordern, so wichtig.<br />

Stattdessen gibt es immer weitere Belastungen<br />

wie Verpackungsverordnungen oder<br />

Lieferkettengesetze, mit denen wir uns auseinandersetzen<br />

müssen. Wir sind natürlich für<br />

Umweltschutz und gegen Kinderarbeit, aber<br />

Regeln müssen für alle gelten. Das ist derzeit<br />

nicht der Fall: Europäische und insbesondere<br />

österreichische Händler müssen einen Hürdenlauf<br />

mit Ritterrüstung absolvieren, während sich<br />

neue Mitbewerber aus Fernost wie Temu und<br />

Shein nicht an alle EU-Vorschriften halten und<br />

umwelt- und gesundheitsschädliche Produkte<br />

hierzulande zu Billigstpreisen anbieten können.<br />

Franz Staberhofer: In der Disziplin Logistik werden<br />

besonders Themen wie Mustererkennung,<br />

neue Formen der Zusammenarbeit, Anpassung<br />

der Geschäftsmodelle, Wachsamkeit beim Umgang<br />

mit den Narrativen und erwarteten Regeln<br />

und Verordnungen vorherrschen. Es gibt leider<br />

nicht DIE Strategie, aber generell kann gelten,<br />

HEINZ PECHEK<br />

FRANZ STABERHOFER<br />

ROMAN STIFTNER<br />

RAINER WILL


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S10<br />

die Veränderungen zu akzeptieren und Geschäftsmodelle<br />

gegebenenfalls anzupassen.<br />

Roman Stiftner: Die dominierenden übergeordneten<br />

Themen im Logistiksektor sind hohe<br />

Energiekosten, Verwerfungen in den globalen<br />

Lieferketten und die Dekarbonisierung des<br />

Lieferverkehrs. Alle Maßnahmen sind mit hohen<br />

Kosten und Investitionen verbunden und wirken<br />

sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche<br />

aus.<br />

Heute habe ich gehört, die Anzahl der<br />

Biobauern und die Verkaufszahlen bei<br />

Bioprodukten gehen zurück. Gedanken<br />

dazu, Herr Will?<br />

Wenn man sich die jüngsten Zahlen der AMA<br />

ansieht, zeigt sich, dass nicht nur die Verkaufszahlen<br />

der Bioprodukte, sondern die Verkäufe<br />

im Lebensmittelhandel ganz generell zurückgegangen<br />

sind. Das zeigt sich auch am realen<br />

Umsatzminus von 1,0 Prozent im Jahr 2023. Bei<br />

Fleisch und Geflügel sind die Marktanteile der<br />

Bio-Anbieter erfreulicherweise stabil geblieben,<br />

bei Obst und Gemüse sogar gestiegen, bei<br />

Milch und Molkereiprodukten hingegen etwas<br />

zurückgegangen. Sowohl Supermärkte als<br />

auch Diskonter setzten weiterhin vermehrt auf<br />

biologische Lebensmittel und bieten eine große<br />

Vielfalt quer über alle Warengruppen. Unser<br />

Bekenntnis zu biologischen und regionalen<br />

Lebensmitteln bleibt aufrecht.<br />

Viel Luft nach oben sehen wir aber noch bei der<br />

Vorbildwirkung der öffentlichen Hand: Der Bund<br />

hatte sich zum Ziel gesetzt, bis zum Vorjahr den<br />

Anteil an Bio-Lebensmitteln in allen seinen Einrichtungen<br />

– von Schulen über das Bundesheer<br />

bis hin zu den Justizanstalten – auf mindestens<br />

25 Prozent zu steigern, 2030 sollen es schon 55<br />

Prozent sein. Tatsächlich bewegen wir uns weiterhin<br />

im niedrigen einstelligen Prozentbereich,<br />

wie sich aktuellen Zahlen entnehmen lässt. Hier<br />

wird der Staat seiner Vorbildrolle nicht gerecht,<br />

dabei würde das vielen Biobauern helfen und<br />

wäre auch zur Erfüllung unserer Klimaziele<br />

dringend notwendig.<br />

Im September gibt es Wahlen - und sicher<br />

wieder Wahlzuckerl. Welches Wahlzuckerl<br />

würden Sie sich wünschen?<br />

Heinz Pechek: Es ist ganz einfach, wir brauchen<br />

eine vernünftige Wirtschaftsförderungspolitik<br />

ohne Steuererhöhungen. Die Unternehmen<br />

müssen in Ruhe arbeiten können, die wissen<br />

schon, was sie tun. Es gilt, die Unternehmen zu<br />

fördern - Steuern sollen keine Strafe sein.<br />

Rainer Will: Wahlzuckerl können wir uns in der<br />

derzeitigen Lage wirklich nicht leisten.<br />

Wir erwarten uns keine Wählerumgarnungs-Aktionen,<br />

sondern dass die Regierung<br />

bis zum Tag der Wahl im Sinne unseres Landes<br />

arbeitet und dass auch nach der Wahl schnell<br />

eine arbeitsfähige Regierung zustande kommt,<br />

die die lange Liste an dringend notwendigen<br />

Weichenstellungen schnell abarbeitet. Was<br />

wir uns wünschen, ist zuvorderst eine Lohnnebenkostensenkung.<br />

Das wäre ein Zuckerl,<br />

das wahrscheinlich allen schmecken würde:<br />

Die Kaufkraft der Kunden würde gestärkt, der<br />

Konsum angekurbelt, die Beschäftigten würden<br />

besser entlohnt, die Arbeitsbereitschaft würde<br />

steigen, der Handel würde entlastet, und neue<br />

Arbeitsplätze würden geschaffen.<br />

Franz Staberhofer: Mein gewünschte Zuckerl<br />

ist, dass es kein einziges Wahlzuckerl gibt - jede<br />

dieser Süßigkeiten würden dem Standort nachhaltig<br />

schaden. Es ist wie im wirklichen Leben,<br />

da fallen die Zähne aus - in diesem Fall fallen<br />

Arbeitsplätze weg.<br />

Haben Sie Befürchtungen bezüglich der<br />

Entwicklung in Österreich<br />

(zb Konkurrenz aus China, Krisen, ...)?<br />

Heinz Pechek: Wenn Chinas Wirtschaftspolitik<br />

sich noch mehr auf Europa ausrichtet, wird man<br />

sich dringend etwas einfallen lassen müssen.<br />

Plattformen wie Sheein und Temu kann man<br />

nicht verhindern, außer eventuell durch extrem<br />

hohe Zölle.<br />

Franz Staberhofer: Natürlich wird sich in<br />

Österreich und Europa viel ändern, aber es liegt<br />

an uns: entweder wir gestalten es, oder wir werden<br />

gestaltet.<br />

Roman Stiftner: Wir haben es mit starken<br />

geopolitischen Spannungen zu tun, die sich<br />

auch auf die Logistik und den globalen Handel<br />

durchschlagen. Es ist wichtig, einerseits den<br />

freien Handel zu sichern und andererseits dafür<br />

zu sorgen, dass dieser unter fairen Bedingungen<br />

erfolgen kann. Österreich und Europa müssen<br />

darauf achten, dass die Abhängigkeit von<br />

strategisch wichtigen Gütern, wie Energie und<br />

Rohstoffe, nicht von einzelnen Ländern domi-


niert bleibt. Ziel muss es sein, noch stärker auf<br />

eine strategische Autonomie hinzuarbeiten.<br />

Insbesondere ist es entscheidend, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen in den Fokus<br />

zu rücken und politische Regulierungen in<br />

Europa viel stärker als bisher an dieser Prämisse<br />

auszurichten.<br />

Wie ist Ihre Meinung/Position zum<br />

Lieferkettengesetz?<br />

Heinz Pechek: Meiner Meinung nach wird das<br />

Lieferkettengesetz in dieser Form nicht kommen<br />

– aber das ist nicht schlimm. Der Einkauf<br />

im Unternehmen hat schon seit jeher die Aufgabe,<br />

auf die Herkunft zu achten. Umweltauflagen<br />

machen das Produkt nur teurer. Arbeitnehmerschutz<br />

ist wichtig, in diesem Bereich kann<br />

man nicht genug tun. Die traurige Wahrheit ist<br />

jedoch, dass in den Betrieben bei Kontrollen<br />

alles super ist – und sobald der Kontrollor weg<br />

ist, arbeiten wieder Kinder in den Betrieben. Das<br />

Lieferkettengesetz würde hier nichts ändern.<br />

Franz Staberhofer: Da habe ich seit drei Jahren<br />

unverändert dieselbe Meinung. Wir müssen<br />

uns zu einem anderen Umgang mit Ressourcen<br />

bekennen. Den Ressourcenbedarf gleich zu<br />

lassen bzw. andere Ressourcen zu verwenden<br />

ist keine Lösung. Und als Europa zu glauben,<br />

der Welt ein System aufzwingen zu können, ist<br />

naiv und zudem arrogant. Beispielsweise finden<br />

die meisten Aufbereitungen von Mineralien in<br />

China statt. Das könnten wir auch in Österreich<br />

machen - wir sind aber nicht dazu bereit, weil<br />

es Kollateralwirkungen gibt. Und statt es selbst<br />

zu tun, kritisieren wir jene, die das für uns tun -<br />

das ist eine Scheinmoral. Vielmehr müssten wir<br />

mit den entsprechenden Ländern einen Dialog<br />

zu Lösungen anstreben und vor Ort Beiträge<br />

liefern. Also etwas beitragen, statt aus der Ferne<br />

zu be- und verurteilen.<br />

Roman Stiftner: Österreichische Logistikunternehmen<br />

arbeiten sehr verantwortungsvoll an<br />

der Einhaltung der sogenannten ESG-Kriterien,<br />

die einen rechtlichen Rahmen zum Schutz der<br />

Umwelt und zur Verbesserung der Menschenund<br />

Kinderrechte entlang globaler Lieferketten<br />

schaffen. Es ist uns wichtig zu betonen, dass<br />

das Lieferkettengesetz von allen internationalen<br />

Partnern in gleicher Art und Weise eingehalten<br />

werden muss. Der von der Europäischen Union<br />

vorgelegte Entwurf des Lieferkettengesetzes<br />

widerspricht jedoch teilweise diesem Ziel. Er<br />

würde einseitig heimische Unternehmungen<br />

mit überbordender Bürokratie belasten und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen und<br />

europäischen Wirtschaft extrem benachteiligen<br />

– ohne einen positiven Effekt für die Umwelt<br />

oder bessere Arbeitsbedingungen zu bringen.<br />

Wird es im Jahr <strong>2024</strong> wieder leichter werden,<br />

qualifiziertes Personal zu finden?<br />

Warum (nicht)? Falls nein - was ist zu tun?<br />

Heinz Pechek: Die Mitarbeitersuche gestaltet<br />

sich nach wie vor schwierig. Generell ist die<br />

Qualifikation gestiegen, insbesondere im Einkauf.<br />

Man merkt jedoch, dass sich die Persönlichkeitsstruktur<br />

geändert hat: die Menschen<br />

sind ernsthafter geworden.<br />

Franz Staberhofer: Es wird leichter werden. Die<br />

Arroganz der Bewerber:innen wird sich reduzieren<br />

und wir kommen in eine faire Balance.<br />

Roman Stiftner: Der Fach- und Arbeitskräftemangel,<br />

die Suche nach qualifiziertem Personal<br />

bleibt ein Dauerthema, auch aus demografischen<br />

Gründen. Die BVL Österreich leistet<br />

mit der Logistik Akademie einen Beitrag zur<br />

Aus- und Weiterbildung und Qualifizierung von<br />

Fachkräften. Wir werden auch nicht müde zu<br />

betonen, wie wichtig, attraktiv und hochwertig<br />

Arbeitsplätze in der Logistik sind. Die gesamte<br />

Branche bietet sichere und gutbezahlte Jobs.<br />

Auch deshalb wollen wir junge Menschen verstärkt<br />

für eine Karriere in der Logistik motivieren.<br />

Werden uns das Jahr <strong>2024</strong> und die aktuellen<br />

Maßnahmen näher an die Erreichung<br />

der Klimaziele bringen? Warum<br />

(nicht)? Nötige Maßnahmen?<br />

Franz Staberhofer: Da wir unser Verhalten<br />

im Verbrauch nicht auf Reduktion, sondern<br />

nur Veränderung ausrichten und wir unseren<br />

Ressourcenverbrauch auf andere Regionen verlagern,<br />

kann und wird keine CO2 Reduktion aus<br />

Weltsicht (und das Klima kennt ja keine Ländergrenzen)<br />

stattfinden. Sinnvoll wäre es, die Ziele<br />

zur richtigen Orientierung der Nachhaltigkeitssituation<br />

für die Welt zu Ende zu denken. Ein<br />

Beitrag wäre z.B., den Verbrauch des (virtuellen)<br />

Wassers als Ziel zu setzen - aber das ist eine zu<br />

erläuternde kausale Kette.<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S12<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Krise rotes Meer<br />

Mit den Angriffen der Huthi-Rebellen auf<br />

westliche Frachter hat sich die Lage im Roten<br />

Meer weiter verschärft. Wie schätzen Sie die<br />

Situation ein? Wie wird sich der europäische<br />

Handel auf eine Krise einstellen müssen?<br />

REDAKTION<br />

Tatsächlich sehen wir aktuell, dass der<br />

Konflikt im Roten Meer auf absehbare<br />

Zeit Bestand haben wird. Wir sehen<br />

derzeit, dass die USA und Europa<br />

nun direkt intervenieren, über das Pulverfass<br />

im Nahen Osten wird seit Wochen diskutiert.<br />

Allerdings ist wohl eher nicht damit zu rechnen,<br />

dass die Beeinträchtigungen der Suez-Passage<br />

langfristig fortbestehen werden. Das politische<br />

Interesse der Globalmächte wie China, der USA<br />

und Europas an dieser Handelsroute ist dafür<br />

zu groß. Eine Fortführung der Angriffe wird<br />

in diesem Kontext für die Huthis zunehmend<br />

unattraktiver. Dennoch sollten Unternehmen die<br />

instabile Lage im Roten Meer für die nächsten<br />

Monate und Jahre in ihre Risikobewertung mit<br />

einbeziehen. Zweifellos hat dieser multidimensionale<br />

Konflikt somit Auswirkungen auf die<br />

Planung rund um den europäischen Handel.<br />

Welche Branchen sind am stärksten von Einschränkungen<br />

betroffen?<br />

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass besonders<br />

die Branchen betroffen sind, die am<br />

stärksten von Just-in-Time-Lieferungen aus<br />

Asien abhängig sind. Fehlende Produktionsmittel<br />

in Form von Werkprodukten oder Rohstoffen<br />

machen sich etwa im Maschinenbau, der Medizintechnik<br />

sowie in der Pharmaindustrie schnell<br />

bemerkbar. Hinzu kommt, dass Lieferengpässe<br />

in diesen Bereichen teilweise besonders kritisch<br />

sind.<br />

KAI-OLIVER ZANDER<br />

Die 7-10 Tage, die es braucht, um von der Suezauf<br />

die Afrika-Passage umzustellen, führen<br />

sicherlich selten zu Komplettausfällen, dennoch<br />

könnten komplexe Lieferketten mit geringen<br />

Lagerbeständen in Schwierigkeiten geraten. Die<br />

deutsche Fabrik von Tesla sorgte hier ja kürzlich<br />

für Schlagzeilen, als man einen Produktionsstopp<br />

ankündigte. Wichtig ist nun, dass unter<br />

Einbezug der branchentypischen Möglichkeiten<br />

die Liefernetzwerke so resilient wie möglich<br />

gestaltet werden.


Müssen wir mit ähnlichen Einschränkungen<br />

wie zu Corona-Zeiten rechnen?<br />

Davon ist nicht auszugehen, auch wenn die<br />

Umstellung derzeit einen Kraftakt verlangt und<br />

Kapazitäten verknappt. Corona hat primär die<br />

Lieferabfertigung in den Häfen und die Containerwirtschaft<br />

behindert. Hinzu kamen planerische<br />

Unwägbarkeiten. Die Situation in der<br />

Suez-Passage betrifft vielmehr die<br />

Lieferwege, welche jedoch substituierbar sind.<br />

Das macht diese Situation übersichtlicher.<br />

Denkbar sind zwei Szenarien: Etwa, dass sich<br />

die kritische Lage sukzessive beruhigt. Dies<br />

könnte durch die intensivierten Bestrebungen<br />

und militärischen Interventionen der USA, des<br />

UK und Europas erreicht werden. Sollte dies<br />

nicht der Fall sein, ist es grundsätzlich möglich,<br />

dass die Lieferrouten langfristig angepasst<br />

werden.<br />

Dies zieht unter Umständen erhöhte Lagerbestände<br />

und Kapitalkosten für Unternehmen<br />

mit sich, bleibt aber dennoch eine Option. Dies<br />

unterscheidet diese Lage von den coronabedingten<br />

Einschränkungen.<br />

Wie schlägt sich diese Situation auf die Preisentwicklung<br />

importierter Güter nieder?<br />

Ich denke, dass wir uns kurzfristig auf die<br />

Erhöhung von Preisen für gewisse Güter einstellen<br />

müssen. Kapazitäten werden knapp, was<br />

die Kosten erhöht, auch Versicherungen steigen<br />

und auch die Transportkosten selbst sind nicht<br />

unerheblich. Es gibt eine Reihe von Kostenfaktoren,<br />

die steigen dürften, selbst wenn die<br />

Situation nun zeitnah befriedet wird. Von einer<br />

langfristigen Entwicklung wie zu Corona-Zeiten<br />

gehe ich allerdings nicht aus.<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S14<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Unternehmen<br />

priorisieren inmitten<br />

geopolitischer<br />

Unsicherheit,<br />

Innovation und Resilienz<br />

Eine neue Studie von Economist Impact und<br />

DP World zeigt, dass europäische<br />

Unternehmen Innovationen und Technologien<br />

in Lieferketten einsetzen, um einer sich<br />

verändernden geopolitischen und<br />

handelspolitischen Landschaft<br />

entgegenzuwirken.<br />

REDAKTION<br />

Dennoch blicken die europäischen<br />

Unternehmen optimistisch auf das<br />

Jahr <strong>2024</strong> und rechnen trotz geopolitischer<br />

Unsicherheit und wirtschaftlicher<br />

Herausforderungen mit einer Ausweitung<br />

sowohl der Importe als auch der Exporte, so die<br />

vierte Ausgabe des Berichts über den Handel<br />

im Wandel. Dieser Optimismus beruht auf der<br />

Überzeugung der Führungskräfte, dass Technologie<br />

die Effizienz und Widerstandsfähigkeit von<br />

Lieferketten in Verbindung mit agilen Lieferkettenstrategien<br />

verändern wird.<br />

Angesichts wachsender Besorgnis über politische<br />

Instabilität, Inflation und einen Abschwung<br />

in Schlüsselmärkten überdenken europäische<br />

Unternehmen aktiv die Risiken in ihren Lieferketten,<br />

indem sie Technologien wie künstliche<br />

Intelligenz (KI) neben agilen Lieferkettenstrategien<br />

wie Friendshoring und dualem Sourcing<br />

einsetzen.<br />

Die jährliche Studie "Trade in Transition", die von<br />

DP World in Auftrag gegeben und von Economist<br />

Impact geleitet wird, erfasst die Perspektiven<br />

von Handelsexperten und Führungskräften<br />

weltweit.<br />

2023 war ein entscheidendes Jahr für Innovationen<br />

in der Lieferkette, da die Technologie<br />

den Optimismus für <strong>2024</strong> antreibt<br />

Die globale Umfrage ergab, dass Technologien,<br />

die die Effizienz und Widerstandsfähigkeit der<br />

Lieferkette verbessern, für ein Drittel der europäischen<br />

Führungskräfte die Hauptquelle des<br />

Optimismus sind, wenn sie gebeten werden, die<br />

Zukunft des globalen Handels zu bewerten. Zu<br />

den weiteren wichtigen Highlights der Studie<br />

"Trade in Transition" gehören:<br />

Weit verbreitete Einführung von KI<br />

Unternehmen nutzen KI, um Handelskosten zu<br />

senken, bessere Ressourcen und Lieferkettenplanung<br />

zu ermöglichen und Unterbrechungen<br />

zu reduzieren. 33 % nutzen KI, um die Nachfrage<br />

zu prognostizieren, und 36 %, um die Lagerbestände<br />

zu optimieren.<br />

Zukunftstechnologien<br />

Im kommenden Jahr planen Unternehmen, fortschrittliche<br />

Automatisierung (33 %), Augmented<br />

oder Virtual Reality (30 %), 3D-Druck und<br />

Blockchain-Technologie (24 % bzw. 29 %) zu<br />

integrieren, um die Effizienz, Rückverfolgbarkeit,


Sicherheit und den Datenschutz zu verbessern.<br />

Dies baut auf den technischen Fortschritten<br />

des letzten Jahres auf, wobei fast die Hälfte der<br />

Unternehmen im Jahr 2023 zum ersten Mal KI,<br />

Big-Data-Analysen und prädiktive Analysen<br />

einsetzt, um Echtzeit-Einblicke und Störungsprognosen<br />

zu ermöglichen.<br />

Strategische Anpassung der Lieferkette<br />

Europäische Unternehmen navigieren strategisch<br />

durch erhöhte geopolitische Risiken,<br />

indem sie Friendshoring einsetzen (41 %),<br />

parallele Lieferketten aufbauen (32 %) und<br />

in neutrale Märkte expandieren (26 %). Diese<br />

Trends werden von dem Wunsch angetrieben,<br />

die Transportkosten zu senken und Unterbrechungen<br />

der Lieferkette zu reduzieren.<br />

Konsolidierungstrend<br />

Ein Drittel der Unternehmen entscheidet sich<br />

für weniger Lieferanten, was einem Anstieg von<br />

22 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser<br />

Trend zur Konsolidierung wird von dem Wunsch<br />

angetrieben, Lieferunterbrechungen zu reduzieren,<br />

auch wenn die Unternehmen mit den<br />

Zielkonflikten zwischen Diversifizierung und<br />

Kontrolle und Risikomanagement zu kämpfen<br />

haben. Die Diversifizierung ist nach wie vor der<br />

beliebteste Ansatz für die geografische Neukonfiguration,<br />

wobei 35 % der Unternehmen<br />

sie nutzen, um widerstandsfähige Lieferketten<br />

aufzubauen.<br />

Handelshürden im Jahr <strong>2024</strong><br />

Unternehmen stehen beim Export und Import<br />

vor erheblichen Herausforderungen aufgrund<br />

von Transportkosten (25 %), Engpässen bei<br />

wichtigen Produktionsmitteln (21 %) und Sorgen<br />

über steigende Inflation und wirtschaftliche<br />

Unvorhersehbarkeit (28 %). Auch die Unsicherheiten<br />

im Zusammenhang mit den Zöllen geben<br />

nach wie vor Anlass zu großer Sorge:<br />

21 % äußerten sich besorgt über Exporte und 20<br />

% über Importe.<br />

Rashid Abdulla, CEO und Geschäftsführer<br />

für Europa bei DP World, sagte: "In einer sich<br />

entwickelnden geopolitischen und wirtschaftlichen<br />

Landschaft erkennen europäische<br />

Unternehmen die Bedeutung der Technologie<br />

für die Stärkung der Effizienz von Lieferketten<br />

sowie die Fähigkeit, Störungen zu antizipieren.<br />

Diese Hinwendung zu neuen Technologien ist<br />

nicht nur eine Antwort auf Herausforderungen,<br />

sondern auch ein Narrativ von Widerstandsfähigkeit,<br />

Anpassungsfähigkeit und einem unerschütterlichen<br />

Engagement für die Gestaltung<br />

einer Zukunft, in der Innovation das Fundament<br />

des Erfolgs ist. Entscheidend dafür wird sein,<br />

sich mit den sich entwickelnden Vorschriften<br />

der EU-Technologiebranche auseinanderzusetzen."<br />

(RED)<br />

QUELLANGABE:<br />

Vollständige Bericht<br />

https://bit.ly/3ThwaZD<br />

Economist Impact<br />

https://bit.ly/431f9pL<br />

Trade in Transition<br />

https://bit.ly/3UWFiUL


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S16<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Kein Ende des Ukraine-<br />

Kriegs in Aussicht.<br />

CEE-Länder erwarten<br />

andauernden Krieg,<br />

Österreich ist besonders<br />

pessimistisch<br />

Eine aktuelle Studie der CEPER Group zum<br />

zweiten Jahrestag des russischen Angriffskriegs<br />

auf die Ukraine am 24. Februar bestätigt:<br />

In 9 von 12 mitteleuropäischen Ländern stellen<br />

sich aktuell mehr Befragte auf einen langen<br />

Krieg ein als noch vor einem Jahr. In Österreich<br />

sind es sogar 63 Prozent der Befragten.<br />

REDAKTION<br />

Während im Jänner 2023 in keinem<br />

der untersuchten Länder<br />

mehr als 46 Prozent der Befragten<br />

glaubten, dass der Konflikt<br />

noch Jahre andauern wird, erwarten im Jänner<br />

<strong>2024</strong> in der Hälfte der untersuchten Länder<br />

zwischen 51 und 63 Prozent der Befragten, dass<br />

sich der Krieg über Jahre hinziehen wird.<br />

Pessimismus betreffend Kriegsdauer<br />

gestiegen<br />

Am 24. Februar <strong>2024</strong> jährt sich der Einmarsch<br />

Russlands in die Ukraine zum zweiten Mal. Wie<br />

schon im vergangenen Jahr, wurden auch heuer<br />

Bewohner der westlichen Nachbarländer der<br />

Ukraine sowie weitere mitteleuropäische Länder<br />

zu ihren Erwartungen hinsichtlich des Endes<br />

des russisch-ukrainischen Krieges befragt. Es<br />

zeigt sich dabei, dass in den letzten 12 Monaten<br />

in Österreich, Kroatien, Tschechien, Nordmazedonien,<br />

Polen, Serbien, der Slowakei, Slowenien<br />

und auch Ungarn die Zahl der Befragten, die<br />

glauben, dass der Krieg in den nächsten Jahren<br />

weitergehen wird, deutlich gestiegen ist.<br />

Rumänien, Montenegro und Bulgarien bei<br />

Erwartungen stabil<br />

Anders als in Österreich und den meisten anderen<br />

Ländern in der Region ist in Rumänien,<br />

Montenegro und Bulgarien der Prozentsatz der<br />

Befragten, die davon ausgehen, dass der Krieg<br />

bis zum Ende dieses Jahres beendet sein wird,<br />

relativ stabil geblieben. Im Jahr 2023 glaubten in<br />

Montenegro 51, in Rumänien 47 und in Bulgarien<br />

23 Prozent der Befragten, dass der Konflikt<br />

bald vorbei sein wird. Die Stimmung in diesen<br />

drei Ländern hat sich in <strong>2024</strong> nicht verändert.<br />

63 Prozent der Befragten in Österreich erwarten<br />

einen langen Krieg<br />

Im Gegensatz zu Rumänien, Montenegro und<br />

Bulgarien glauben die Befragten in den übrigen<br />

neun Ländern heuer noch weniger an ein<br />

baldiges Ende des Krieges. Der Eindruck, dass<br />

der Konflikt noch lange andauern wird, hat sich<br />

in der Region verstärkt. Österreich ist dabei<br />

Vorreiter – während in 2023 noch 46 Prozent<br />

der Österreicher:innen an einem plötzlichen<br />

Kriegsende gezweifelt haben, sind es in <strong>2024</strong>


schon 63 Prozent. Auch die tschechischen<br />

Nachbar:innen sind so pessimistisch wie die<br />

Österreicher:innen und erwarten, dass sich der<br />

Krieg noch über Jahre hinziehen wird.<br />

Vor 12 Monaten rechnete in keinem der 12<br />

Länder die absolute Mehrheit der Befragten<br />

mit einem langen Krieg. Heuer sind es jedoch<br />

bereits sechs Länder: Österreich (63 Prozent),<br />

Tschechien (63 Prozent), Kroatien (60 Prozent),<br />

Slowenien (58 Prozent), Ungarn (56 Prozent) und<br />

Polen (51 Prozent).<br />

In der Slowakei erwarteten 2023 nur 30 und<br />

in Slowenien 35 Prozent der Befragten einen<br />

langen Krieg, inzwischen glauben 44 bzw. 58<br />

Prozent der Slowaken und Slowenen, dass der<br />

Krieg in den nächsten 10 Monaten nicht enden<br />

wird. Auch in Nordmazedonien hat sich die<br />

Stimmung diesbezüglich verfestigt (29 Prozent<br />

in 2023 und 34 Prozent in <strong>2024</strong> erwarten kein<br />

baldiges Kriegsende).<br />

Zur Methodik Umfrage<br />

Die Meinungsumfrage wurde in 12 Ländern der<br />

mitteleuropäischen Region durchgeführt: Österreich,<br />

Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Ungarn,<br />

Montenegro, Nord-Mazedonien, Rumänien,<br />

Serbien, Slowakei, Slowenien und Polen. Die<br />

Daten wurden zwischen dem 9. Jänner und 1.<br />

Februar 2023 und zwischen dem 8. Jänner und<br />

7. Februar <strong>2024</strong> erhoben. Die Erhebung wurde<br />

telefonisch mit 1.000 Befragten pro Land<br />

durchgeführt. Die Stichprobe pro Land ist repräsentativ<br />

nach Geschlecht, Alter und der räumlichen<br />

Verteilung.<br />

Über CEPER<br />

CEPER ist eine Marke der CEPER Group GmbH.<br />

Das Akronym CEPER ist die Abkürzung für Central<br />

European Perspectives. CEPER ist auf mitteleuropäische<br />

Angelegenheiten spezialisiert<br />

und bietet seinen Kunden Medienbeobachtung,<br />

Marktforschung und Meinungsumfragen in der<br />

mitteleuropäischen Region an<br />

(RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | | S18<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Euro, digitaler Euro,<br />

Bitcoin<br />

Wenn ich auf meinen Vorträgen frage, wie<br />

Geld entsteht, bekomme ich die interessantesten<br />

Antworten: es komme aus dem<br />

Automaten, aus dem Keller der Bank oder aus<br />

der Druckerpresse. Es ist essentiell wichtig<br />

zu verstehen, wie Geld entsteht, denn schon<br />

Henry Ford sagte zu seiner Zeit: “Würden die<br />

Menschen das Geldsystem verstehen, hätten<br />

wir eine Revolution noch vor morgen früh.”<br />

MARC FRIEDRICH<br />

Wie das Geld in die Welt kommt<br />

- Nur ein Bruchteil<br />

unseres Geldes<br />

kommt aus<br />

der Druckerpresse der EZB<br />

und der Bundesbank. Der<br />

Großteil unseres Geldes<br />

entsteht aus dem Nichts!<br />

Ja, Sie haben richtig gelesen.<br />

Geschäftsbanken (also<br />

Sparkassen, Volksbanken und<br />

Privatbanken) können durch<br />

die sogenannte Giralgeldschöpfung<br />

ebenfalls Geld erzeugen, indem<br />

sie Kredite vergeben. Jedes Mal, wenn<br />

ein Kredit vergeben wird, entsteht neues Geld.<br />

Dieses Geld wird Fiat-Geld genannt. Der ein<br />

oder andere mag jetzt denken: “Was hat denn<br />

der italienische Autobauer mit unserem Geld zu<br />

tun?” Keine Sorge. Nichts. Fiat kommt aus dem<br />

lateinischen und bedeutet: es werde, es entstehe.<br />

Sie kennen womöglich aus der Bibel den<br />

Ausspruch “fiat lux – es werde Licht”. Alles, was<br />

Banken für die Erschaffung von Geld aus dem<br />

Nichts benötigen, ist eine Mindestreserve von 1<br />

Prozent des Kredits in Zentralbankgeld.<br />

Beispielsweise muss die Bank bei 100.000 Euro<br />

Kredit 1.000 Euro in Notenbankgeld in Form<br />

von Münzen und Scheinen oder in notenbankfähigen<br />

Sicherheiten (Staats- und Unternehmensanleihen,<br />

Aktien, Immobilien) bei der<br />

EZB hinterlegen. zusätzlich gibt es bestimmte<br />

Eigenkapitalvorgaben abhängig von der<br />

Risikoeinstufung durch die ratingagenturen.<br />

Das heißt, Banken können für jeden Euro das<br />

12,5- bis 100-fache an Giralgeld erzeugen.<br />

Angenommen, Sie nehmen einen Kredit von<br />

500.000 Euro auf. Die Bank muss lediglich<br />

5.000 Euro bei der EZB hinterlegen und schafft<br />

per knopfdruck 495.000 Euro aus dem Nichts<br />

wie der Magier David Copperfield. Sie aber<br />

müssen für die kompletten 500.000 Euro,<br />

auch für die Luftnummer, Zinsen<br />

zahlen. Aus diesem Grund werden<br />

Banken alles unternehmen,<br />

um dieses lukrative Monopol<br />

zu behalten. Sie werden die<br />

Geldschöpfung durch<br />

Kreditvergabe mit allen<br />

erdenklichen Mitteln<br />

verteidigen.<br />

Die Zentralbankgeldmenge<br />

wird wiederum direkt von der<br />

Zentralbank gesteuert. Dazu bedient<br />

sie sich der Zinspolitik. Der Leitzins ist<br />

derjenige Zinssatz, mit dem sich die Banken bei<br />

der EZB Geld leihen können. Das ist auch der<br />

Grund, warum in jeder der vergangenen Krisen<br />

(Finanzkrise und Corona) die Geldschleusen der<br />

Zentralbanken geöffnet wurden und der Leitzins<br />

bis auf null Prozent abgesenkt wurde. Ein ungedecktes<br />

Fiat-Gel-System hat zwei Nebeneffekte.<br />

Erstens tendieren die Staaten ausnahmslos<br />

dazu, immer mehr Schulden anzuhäufen und<br />

zweitens führt es zu immer neuen Boom-und-<br />

Bust-Zyklen.


WIEDERHOLUNG<br />

Der Digitale Euro: die nächste Stufe<br />

der Überwachung<br />

Dadurch, dass das Fiat-Geld beliebig nachgedruckt<br />

werden kann, ist es kein besonders guter<br />

Wertspeicher. Ganz im Gegenteil. Es ist eher ein<br />

Wertvernichter. So hat der US-Dollar, also der<br />

König unter den Fiat-Währungen, seit 1971 mehr<br />

als 98 Prozent an Kaufkraft verloren.<br />

Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige<br />

unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Daher<br />

ist Bargeld innerhalb des Fiat-Geldsystems<br />

gedruckte Freiheit. Mit jeder Zahlung, die wir mit<br />

Karte tätigen, machen wir uns gläserner. Gleichzeitig<br />

laufen beid der EZB erste Testversuche<br />

bezüglich eines digitalen Euros ((Central Bank<br />

Digital Currency, CBDC) - und das obwohl die<br />

meisten Zahlungen schon digital ablaufen. Auf<br />

der Webseite der EZB heißt es, dass dieser eine<br />

“Neuerung wäre, die das Leben erleichtert.”<br />

Doch Bequemlichkeit hat bekanntlich seinen<br />

Preis. Jeder Bürger in der EU hätte dann ein digitales<br />

Konto (Wallet) direkt bei der EZB – und die<br />

EZB somit in Echtzeit den kompletten Überblick<br />

über jede Transaktion. Der digitale Euro hätte<br />

vielfältige Möglichkeiten der Überwachung und<br />

Kontrolle der Bürger. Man könnte das digitale<br />

Geld programmieren und mit einem Ablaufdatum<br />

versehen, ein Co2 Guthabenkonto dazubuchen,<br />

Steuern und Strafen sofort einziehen, den<br />

Impfstatus hinterlegen, das Konto sperren falls<br />

man auf der falschen Demonstration gesichtet<br />

wird oder gar nach chinesischen Modell ein<br />

Sozialpunktesystem implementieren. Selbst<br />

wenn die EZB aktuell vielleicht ehrbare Ziele<br />

hat, kann dies mit einem Knopfdruck in einem<br />

Regimewechsel gegen Freiheit und Menschen<br />

verwendet werden. Zudem: Egal ob Bargeld oder<br />

digitaler Euro. Bei beiden handelt es sich um<br />

sogenannte ungedeckte Fiat-Währungen, die in<br />

der Geschichte der Menschheit immer über kurz<br />

oder lang kollabiert sind.<br />

Bitcoin als Lösung<br />

Doch es gibt eine hoffnungsvolle Alternative:<br />

Bitcoin. Der Bitcoin ist ein Kind der Krise. Das<br />

Whitepaper dazu wurde in den dunkelsten<br />

Stunde der Finanzkrise 2008 von Satoshi Nakamoto<br />

veröffentlicht. Im Gegensatz zu Euro und<br />

Co. steht hinter Bitcoin keine Zentralbank, kein<br />

Politiker und kein Unternehmen. Bitcoin ist dezentral<br />

und limitiert auf 21 Millionen Einheiten.<br />

Bitcoin ist ein grenzenloses Zahlungsmittel, mit<br />

dem Sie jederzeit jeder Person auf dieser Erde<br />

in sekundenschnelle Geld senden können, ohne<br />

den lästigen und mühsamen Weg über Banken<br />

und Finanzdienstleister gehen zu müssen, die<br />

im Regelfall noch horrende Gebühren für den<br />

Geldtransfer verlangen. Genau wie Martin Luther<br />

im Jahr 1517 mit seinen 95 Thesen den Grundstein<br />

zur Trennung von Staat und Geld legte, hat<br />

der anonyme Erfinder von Bitcoin Satoshi Nakamoto<br />

mit seiner Idee des Bitcoins den Grundstein<br />

für eine Trennung von Staat und Geldsystem<br />

gelegt und damit die größte Revolution aller<br />

Zeiten eingeleitet. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S20<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Vom Arbeitgebermarkt<br />

zum<br />

Arbeitnehmermarkt<br />

Viele Arbeitnehmer haben es längst gemerkt<br />

– manch ein Arbeitgeber aber noch nicht:<br />

Bewerber haben mehr Macht und nutzen<br />

diese auch ...<br />

REDAKTION<br />

Fachkräftemangel oder doch nicht?<br />

„Der klassische Arbeitgebermarkt ist<br />

Geschichte, Personal muss man heutzutage<br />

intensiv suchen und umwerben. Die Rollen<br />

haben sich schlicht getauscht, und das ist auch<br />

gut so. Nun müssen sich endlich auch mal die<br />

Arbeitgeber strecken, um die besten Fachkräfte<br />

zu bekommen und auch halten zu können“,<br />

weiß Dirk Kreuter, Multiunternehmer, Speaker<br />

und Verkaufstrainer. Ausruhen und zu glauben,<br />

dass Recruiting von selbst funktioniert, das<br />

ist eine Sackgasse. Employer Branding bekommt<br />

nun eine immer wichtigere Bedeutung,<br />

denn der Kampf um die Fachkräfte tobt längst.<br />

„Spitz könnte man fragen, ob es überhaupt<br />

einen übergreifenden Fachkräftemangel gibt.<br />

Branchenspezifisch lässt er sich sicher nicht<br />

wegdiskutieren, aber viele Arbeitgeber ruhen<br />

sich auch einfach darauf aus“, so Kreuter.<br />

HR im Fokus<br />

2022 und 2023 lag die Zahl der offenen Stellen<br />

in Deutschland auf einem Rekordhoch, Anfang<br />

dieses Jahres gab es einen leichten Rückgang.<br />

Trotzdem: Um die 800.000 Stellen sind aktuell<br />

unbesetzt.1 „Arbeitnehmer von heute wollen<br />

etwas geboten bekommen, sie warten lieber<br />

länger auf die passende Stelle, als sich für einen<br />

Arbeitgeber zu committen, der nicht den<br />

eigenen Vorstellungen entspricht“, so der<br />

Spiegel-Bestseller-Autor. „Arbeitgeber müssen<br />

geeignetes Personal intensiv suchen und sich<br />

um die Kandidaten bemühen.“<br />

DIRK KREUTER<br />

HR-Abteilungen entwickeln sich zusehends zu<br />

Verkäufern, die ihr Unternehmen, ihre Werte<br />

und Benefits den potenziellen Kandidaten<br />

näherbringen müssen. Doch was wollen die<br />

Bewerber eigentlich? Kreuter beschreibt es so:<br />

„Im Kern geht es immer um Wertschätzung.<br />

Auch Anerkennung, Vertrauen und Atmosphäre<br />

sind hier wichtige Stichworte. Talente wollen<br />

mit ihrer Individualität vom Arbeitgeber wahrgenommen<br />

und geschätzt werden. Dazu gehört<br />

auch der Wunsch nach Weiterentwicklung, individueller<br />

Förderung der Fähigkeiten, selbstbestimmterem<br />

Arbeiten und Teilhabe an Entscheidungen.“<br />

Daneben haben sich Homeoffice und<br />

flexible Arbeitszeitmodelle fast schon zu einer<br />

Art Selbstverständlichkeit entwickelt.


Das liebe Geld?<br />

Auch eine gerechte Entlohnung ist eine Form<br />

der Wertschätzung. „Wer vernünftige Gehälter<br />

zahlt, zeigt seinen Mitarbeitern, dass sie es wert<br />

sind“, verdeutlicht der Speaker. „Abseits des<br />

Geldes kann man Wertschätzung natürlich auch<br />

noch anders ausdrücken – sei es mit offener<br />

Kommunikation, einem Belohnungssystem oder<br />

mit Mitarbeiter-Awards, die Möglichkeiten<br />

sind unbegrenzt. Und genauso individuell: Die<br />

Art der Wertschätzung muss zum Mitarbeiter<br />

passen und kann auch schlicht Geld sein.“<br />

Besonders um die Top-Performer zu halten und<br />

auch um Talente von Mitbewerbern für das<br />

eigene Unternehmen zu gewinnen, ist der<br />

monetäre Faktor nicht zu unterschätzen. Ziehen<br />

Unternehmen nicht bei der aktuellen Lohnrunde<br />

mit, haben sie langfristig das Nachsehen und<br />

verlieren ihre besten Kräfte.<br />

„In einem gesunden, wachsenden Unternehmen<br />

sollte dies auch eine Selbstverständlichkeit<br />

sein“, erläutert Kreuter. Trotzdem bleibt der Lohn<br />

natürlich nicht die einzige Stellschraube, eher<br />

eine Grundvoraussetzung. Die Vision, der Spirit<br />

eines Unternehmens und die Atmosphäre in<br />

den Teams sind den heutigen Bewerbern wichtiger<br />

denn je. Der Multiunternehmer weiß:<br />

„Arbeitnehmer sollten Benefits anbieten, die<br />

sonst nur wenige gewähren. Kostenloser Kaffee<br />

oder der berühmt-berüchtigte Obstkorb unterscheiden<br />

Unternehmen nicht mehr von der<br />

Konkurrenz.<br />

Außergewöhnlicher sind beispielsweise immer<br />

noch die sogenannte Workation, kostenlose<br />

Massagen oder ein Babysitter-Service.“ Gerade<br />

die Möglichkeit, mal die Kinder entweder an den<br />

Arbeitsplatz mitzubringen oder durch eine Betreuung<br />

des Arbeitgebers gut untergebracht zu<br />

wissen, erfreut sich zunehmender Beliebtheit.<br />

„Das ist nicht nur ein interessanter Aspekt, um<br />

Kandidaten vom Unternehmen zu überzeugen,<br />

sondern auch eine tolle Möglichkeit, Fehlzeiten<br />

aufzufangen. Also insgesamt ein Boost für die<br />

Arbeitgebermarke und für die wirtschaftliche<br />

Situation des Unternehmens“, so Kreuter.<br />

Die Marke macht’s<br />

Es ist höchste Zeit, in die Arbeitgebermarke zu<br />

investieren. Denn der Arbeitsplatz entwickelt<br />

sich zum Produkt, der Arbeitnehmer zum Kunden.<br />

„Nicht alle HR-Verantwortlichen haben das<br />

in Gänze verstanden. Employer Branding gehört<br />

daher ganz oben auf die Agenda – damit lassen<br />

sich nämlich gleichermaßen neue Mitarbeiter<br />

werben und bereits Bestehende an das Unternehmen<br />

binden“, betont Kreuter. Neben einer<br />

spitz zugeschnittenen Arbeitgebermarke bringt<br />

auch eine Vernetzung mit möglichen Kandidatenzielgruppen<br />

so manches Unternehmen bei<br />

der Suche nach geeigneten Fachkräften weiter.<br />

Individuelle und persönliche Kommunikation ist<br />

hier der Schlüssel. „Verläuft dann das Recruiting<br />

schnell und zielgerichtet, fühlen sich Bewerber<br />

wertgeschätzt und lassen sich eher auf eine<br />

Stelle ein“, berichtet der Unternehmer. Allein der<br />

Recruitingprozess hat sich in den letzten Jahren<br />

immens weiterentwickelt: Social Recruiting<br />

ist das Motto der Stunde. Ads und Funnel auf<br />

Instagram, LinkedIn und Co. haben eine hohe<br />

Sichtbarkeit und die Schwelle, sich zu bewerben,<br />

ist zumindest beim ersten Schritt niedriger.<br />

So angeln sich Unternehmen heutzutage<br />

ihre Fachkräfte. Für Führungskräfte gibt es kein<br />

Vorbeikommen am Headhunter. „Qualifizierte<br />

Arbeitnehmer wollen gefunden werden. Gleichzeitig<br />

schieben immer noch zu viele Unternehmen<br />

ihren Personalengpass auf den Fachkräftemangel.<br />

Die qualifizierten Kräfte arbeiten eben<br />

meist nur in Betrieben, die ihnen mehr Perspektiven<br />

bieten“, stellt Kreuter fest. (RED)


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S22<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Deutschland hat es<br />

verpennt<br />

Die Zeiten niedriger Zinsen sind endgültig<br />

vorbei. Während sich Sparer wieder über<br />

Zinsen auf ihre Sparguthaben freuen k<br />

önnen, kommen nun auf viele Immobilienbesitzer<br />

und den Staat höhere Kosten zu.<br />

REDAKTION<br />

Im Rückspiegel betrachtet hat es Deutschland<br />

ganz klar verschlafen, die Jahre der<br />

Niedrigzinsen und Negativzinsen zu nutzen,<br />

um sich günstig und teils sogar<br />

kostenlos zu verschulden. Im Frühjahr<br />

hatte Bundesfinanzminister<br />

Christian Lindner bereits darauf<br />

hingewiesen, dass sich die Zinsausgaben<br />

im Bundeshaushalt<br />

deutlich erhöhen werden. Das sei<br />

Geld, das an anderer Stelle fehle.<br />

Er forderte, die Schuldenbremse<br />

weiter einzuhalten. Im kommenden<br />

Jahr rechnet der Finanzminister<br />

nun mit 37 Milliarden Euro Kosten allein<br />

für Zinsausgaben. Das entspricht knapp 8,3<br />

Prozent des gesamten Bundeshaushaltes. Zur<br />

Veranschaulichung: Gegenüber 2021 ist das<br />

eine Verzehnfachung. Dabei sind noch nicht die<br />

sogenannten “Sondertöpfe” wie der Klima- und<br />

Transdormationsfonds oder die 100 Milliarden<br />

Euro für die Bundeswehr mit eingerechnet.<br />

In den USA sind die Zinszahlungen auf die<br />

Staatsschulden mit 1 Billion Dollar schon der<br />

größte Haushaltsposten und hat erstmals die<br />

gigantischen Militärausgaben überflügelt mit<br />

In diesem Jahr muss der Bund mehr als 500<br />

Milliarden Euro gemäß der eigenen Finanzplanung<br />

am Kapitalmarkt aufnehmen. Der Großteil<br />

davon ist notwendig, um auslaufende Anleihen<br />

neu zu ersetzen. Dazu muss man wissen,<br />

dass Anleihen eine Fälligkeit haben, die bei der<br />

Emission festgelegt ist. Doch anders als noch<br />

vor 3 oder 4 Jahren, verlangt der Kapitalmarkt<br />

mittlerweile höhere Zinsen. So steht die zehnjährige<br />

Bundesanleihe mittlerweile bei mehr als<br />

2,8 Prozent. Anleihen mit einer Laufzeit von 2<br />

Jahren sind sogar schon bei über 3 Prozent. Eine<br />

erhebliche Mehrbelastung also, die im Endeffekt<br />

der Bund zahlen muss.<br />

Österreich hat es richtig gemacht<br />

Daher stellt sich berechtigterweise die Frage,<br />

wieso Deutschland nicht ähnlich gehandelt hat<br />

wie Österreich. 16 Prozent der österreichischen<br />

Schulden haben eine Fälligkeit von 25 Jahren<br />

oder mehr. 8 Prozent sogar eine Fälligkeit von<br />

mehr als 30 Jahren. Ein genialer Schachzug war<br />

allerdings, als unsere Nachbarn im Jahr 2017<br />

eine 100-jährige Anleihe emittierten (siehe<br />

Abbildung). Der Zinskupon lag damals bei 2,1<br />

Prozent. Zwei Jahre später hat man sogar noch<br />

einmal aufgestockt. Die Emissionsrendite belief<br />

sich zu diesem Zeitpunkt auf 1,17<br />

Prozent. Ein genialer Schachzug<br />

der Österreicher. Der<br />

österreichische Finanzminister<br />

sollte dafür<br />

eigentlich das Bundesverdienstkreuz<br />

erhalten.<br />

Zinsen auf Rekordhoch<br />

Blickt man über den großen<br />

Teich, so scheint sich<br />

der Markt mittlerweile langsam<br />

auf das Szenario einzustellen,<br />

dass die Zinsen länger auf<br />

hohem Niveau bleiben werden. 5 Prozent gibt es<br />

mittlerweile auf eine US-Staatsanleihe mit einer<br />

Laufzeit von 10 Jahren. Wer das noch vor wenigen<br />

Jahren prognostiziert hätte, den hätte man<br />

für verrückt erklärt. Die Zeit der hohen Zinsen<br />

sei endgültig vorbei, hieß es noch 2021. Doch<br />

zwei Jahre später sieht die Welt ganz anders<br />

aus. Sparer und Anleger haben sich zunehmend<br />

an “Higher for longer” gewöhnt.<br />

Einer der Hauptgründende für die stark steigenden<br />

Zinsen war vor allem die hohe Inflation.<br />

Die amerikanische Notenbank musste handeln<br />

und hat die Zinsen im Rekordtempo auf 5


Prozent angehoben. Gleichzeitig hat die FED die<br />

strengste geldpolitische Straffungskampagne<br />

seit Jahrzehnten durchgeführt (Quantitative<br />

Tightening). Doch erstaunlicherweise zeigt sich<br />

die amerikanische Wirtschaft nach wie vor robust.<br />

Trotz der hohen Zinsen ist das BIP der USA<br />

im Sommerquartal um 4,9 Prozent gewachsen –<br />

die größte Steigerungsrate seit knapp 2 Jahren.<br />

An den Kapitalmärkten hat der rasante Zinsanstieg<br />

jedoch tiefe Narben hinterlassen.<br />

Historischer Einbruch am Anleihemarkt<br />

Was wir gerade am Anleihemarkt erleben, ist<br />

zweifelsohne ein historischer Einbruch. Über<br />

Jahre hinweg haben die Notenbanken die Zinsen<br />

immer weiter abgesenkt und durch Quantitative<br />

Easing (lockere Geldpolitik), gigantische<br />

Summen Geld in den Markt gepumpt. Dadurch<br />

hat sich am Anleihemarkt eine gigantische Blase<br />

gebildet, die nun die Luft ablässt. Besonders<br />

deutlich erkennt man das am Chartverlauf des<br />

TLT-ETFs (siehe Abbildung). Dieser beinhaltet<br />

langlaufende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit<br />

von mehr als 20 Jahren. Mitte 2020 hatte<br />

der ETF ein Hoch bei rund 170 Dollar erreicht.<br />

Danach ging es steil bergab bis auf rund 85<br />

Dollar. Ein Kursverlust von sage und schreibe<br />

50 Prozent. Und das auf vermeintlich sicheren<br />

US-Staatsanleihen, die eigentlich so gut wie<br />

Geld sind und zudem als risikolos gelten.<br />

Die günstigen Jahre sind vorbei<br />

Jetzt ist der Zug leider abgefahren<br />

Die Zinskosten werden in den kommenden<br />

Jahren eine deutliche Belastung für den Bund<br />

darstellen. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass<br />

mit Blick auf die enormen Schuldenstände, die<br />

man dank Lockdown-Politik, Ukraine-Krieg<br />

und historischer Fehlentscheidungen angehäuft<br />

hat, die Zinsen gar nicht lange auf diesem<br />

Niveau bleiben können. Um es etwas überspitzt<br />

auszudrücken: Hätte Deutschland die Niedrigzins-Phase<br />

genutzt, um viel Geld zu günstigen<br />

Konditionen aufzunehmen, so hätten wir nun<br />

vermutlich Autobahnen aus weißem Marmor<br />

und öffentliche Design Toiletten. (RED)<br />

Man sieht, dass Deutschland durch das krampfhafte<br />

Festhalten an der Schwarzen Null, es<br />

schlicht und ergreifend verschlafen hat, sich<br />

langfristig günstig zu verschulden. Spätestens<br />

mit den Negativzinsen, hätte sich Deutschland<br />

mit Schulden vollsaugen müssen, bis zum Maximum<br />

wie eine Zecke mit Blut. Wir wären fürs<br />

Schuldenmachen sogar bezahlt worden. Damit<br />

hätte das Land von Grund auf erneuert werden<br />

können mit einer modernen und digitalen Infrastruktur.<br />

Endlich hätte man den über Jahrzehnte<br />

entstandenen Renovierungsstau angehen können<br />

und wäre sogar noch dafür bezahlt worden.<br />

Wir hätten dann neue und renovierte Schulen<br />

und Universitäten, eine sinnvolle Familienförderung,<br />

um die negative Demographie zu stoppen,<br />

Investments in eine digitale Zukunft mit einem<br />

europäischen Silicon Valley, einen Staatsfonds,<br />

um die Bürger in Zukunft an Wohlstandseffekten<br />

partizipieren zu lassen uvm.


LOGISTIK-EXPRESS.COM<br />

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<strong>LE</strong><br />

<strong>LE</strong><br />

1/<strong>2024</strong><br />

1/<strong>2024</strong><br />

| S24<br />

S24<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Deutschland – der<br />

kranke Mann Europas<br />

Deutschland ist in der Rezession und bleibt es<br />

voraussichtlich auch noch im nächsten Jahr.<br />

Der IWF erwartet, dass Deutschland als<br />

einzige unter den fortgeschrittenen Volkswirtschaften<br />

im laufenden Jahr schrumpfen wird.<br />

MARC FRIEDRICH<br />

Und blickt man in die Wirtschaft, so<br />

versteht man wieso. Massiver Stellenabbau<br />

bei Bayer, Motorpresse und<br />

Homag, Unternehmensinsolvenzen<br />

auf einem 7-Jahres-Hoch. Insolvenz bei einem<br />

großen Vertragspartner von Mercedes, dem<br />

Automobilzulieferer BIA in Solingen, Signa und<br />

Nolte Möbel. Es sieht nicht gut aus im besten<br />

Deutschland aller Zeiten. Die Energiewende und<br />

die grüne Transformation kostet doch mehr als<br />

gedacht und durch den hohen Strompreis sind<br />

wir weniger wettbewerbsfähig – aber dafür<br />

kommt jetzt der subventionierte Industriestrom.<br />

Ist Deutschland erneut der kranke Mann Europas,<br />

so wie es der Economist vorgesagt hat, oder<br />

bleibt uns dieser Titel diesmal erspart? Wohin<br />

steuert Deutschland? Brauchen wir eine Agenda<br />

2030 und wie könnte diese aussehen?


Der kranke Mann Europas?<br />

Fast 25 Jahre ist es her, da sorgte das Wirtschaftsmagazin<br />

„The Economist“ mit einer<br />

Titelgeschichte über Deutschland Furore.<br />

Deutschland sei der “kranke Mann des Euros”.<br />

Als Gründe nannte der Economist damals einen<br />

starren, festgefahrenen Arbeitsmarkt, extrem<br />

ausufernde Sozialleistungen und natürlich die<br />

Kosten der Wiedervereinigung.<br />

Der Artikel sorgte für Aufsehen. Offenbar bis<br />

in die höchsten Ränge der Politik. Denn die<br />

damalige Regierung unter Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder steuerte dagegen und brachte<br />

tiefgreifende Reformen auf den Weg. Besser<br />

bekannt als Agenda 2010.<br />

Doch schauen wir nochmal zurück auf das damalige<br />

Deutschland. Im Jahr 2003 waren rund<br />

4 Millionen Menschen arbeitslos, was einer<br />

Arbeitslosenquote von 10,5 Prozent entsprach.<br />

Das BIP, also die Wirtschaftsleistung, stagnierte<br />

und die stark alternde Gesellschaft drohte,<br />

das Rentensystem zu überlasten. Damals war<br />

wohlgemerkt eine rot-grüne Regierung an der<br />

Macht. Also durchaus Parallelen zu heute. Die<br />

Agenda 2010 kam und die Reformpläne fruchteten.<br />

Was hat man damals konkret umgesetzt?<br />

Im folgenden die wichtigsten Punkte:<br />

- Man hat die Regulierung von Zeitarbeit<br />

wesentlich gelockert, was hunderttausende<br />

Jobs geschaffen hat.<br />

- Man hat Minijob-Reformen umgesetzt, die<br />

es vor allem Arbeitslosen erleichterten, den<br />

Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden.<br />

--Als drittes hat man das Arbeitslosengeld für<br />

Ältere von maximal 32 Bezugszeit auf 18<br />

Monate gekürzt.<br />

- Der ausschlaggebendste Punkt war allerdings<br />

die Vereinigung von Arbeitslosenund<br />

Sozialhilfe zu Hartz IV, was wesentliche<br />

Ineffizienzen und eine Menge Bürokratie<br />

beseitigte.<br />

Was folgte, war ein beispielloser wirtschaftlicher<br />

Aufstieg Deutschlands. Die Arbeitslosenquote<br />

ging zwischen 2003 und 2013 von 10,5 auf 6,9<br />

Prozent zurück. 2022 lag sie sogar nur noch bei<br />

5,3 Prozent. In anderen Worten: Gab es 2003<br />

also noch 4,4 Millionen Arbeitslose, so waren es<br />

2022 nur noch 2,4 Millionen. Besonders beeindruckend<br />

ist der Rückgang der Langzeitarbeitslosen.<br />

Hiervon gab es in Deutschland im Jahr<br />

2000 noch rund 1,5 Millionen. 2012 waren es<br />

nur noch ca. 1 Millionen. Also ein Rückgang um<br />

rund 30 Prozent.<br />

Und auch der direkte Vergleich zu Frankreich<br />

kann sich durchaus sehen lassen. Innerhalb eines<br />

Jahrzehnts ist es Deutschland gelungen, die<br />

Wirtschaftsleistung zu steigern, den Nachbarn<br />

Frankreich zu überholen und gleichzeitig die<br />

Arbeitslosenquote stark zu senken (siehe obige<br />

Abbildung).<br />

Die Agenda 2010 war umstritten, denn sie war<br />

anfangs für viele sehr schmerzhaft. Die SPD hat<br />

selbst heute noch damit zu kämpfen und hat<br />

seitdem wirklich viel versucht, um alles, was<br />

damals umgesetzt wurde, wieder rückgängig


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S26<br />

Die Ära Merkel: eine verpasste Zeit<br />

16 Jahre war Angela Merkel die Kanzlerin der<br />

Bundesrepublik Deutschlands. 16 Jahre lang hat<br />

sie Deutschland mitgestaltet und geprägt. Doch<br />

ihre Zeit hat leider tiefe Narben und<br />

viele Baustellen hinterlassen.<br />

zu machen. Ganz nüchtern betrachtet, war die<br />

Agenda 2010 allerdings ein beachtlicher Erfolg.<br />

Dennoch muss man festhalten, dass nicht<br />

alles auf die Reformagenda zurückzuführen<br />

ist. Viele Kritiker weisen immer wieder gerne<br />

darauf hin, dass es auch andere Ursachen hat,<br />

dass Deutschland sich nach der Agenda 2010<br />

prächtig entwickelt hat. So wird immer wieder<br />

auf die allgemeine Lohnzurückhaltung hingewiesen,<br />

die bereits in den 1990ern begonnen<br />

hatte und der schwache Euro, der besonders<br />

unserer Exportwirtschaft zugutekam. Darüber<br />

hinaus haben wir seit der Jahrtausendwende<br />

einen beispiellosen Aufstieg Chinas gesehen,<br />

der einerseits Deutschlands Exportwirtschaft<br />

befeuerte und uns andererseits mit günstigen<br />

Produkten versorgte. Selbst die Eurokrise konnte<br />

den Aufschwung der deutschen Wirtschaft<br />

nicht dauerhaft stoppen. Dazu beigetragen hat<br />

aber vor allem ein günstiges makroökonomisches<br />

Umfeld. Die Nachfrage nach deutschen<br />

Exportgütern in den USA sowie in Schwellenländern<br />

wie China wuchs deutlich, die Zinsen<br />

fielen stetig, und der niedrige Kurs des Euros<br />

trug zum Boom der deutschen Ausfuhren bei.<br />

Natürlich gab es noch eine weitere wichtige<br />

Komponente, die nicht fehlen darf und das ist<br />

billige Energie. Wir alle wissen, dass Schröder<br />

eine gute Beziehung zu Russland, insbesondere<br />

zu Putin hatte. Dadurch wurden wir zumindest<br />

über das kommende Jahrzehnt mit günstiger<br />

Energie für die Industrie versorgt. Alles in allem<br />

waren es dennoch grundlegend positive Reformen.<br />

Leider haben die folgenden Regierungen<br />

verschlafen, daran anzuknüpfen.<br />

Unter der Ära Merkel wurden vor allem die Rentenleistungen<br />

stark ausgebaut. Dazu gehören<br />

die Rente ab 63, die Mütterrente, die sogenannte<br />

Haltelinie sowie zuletzt die Grundrente.<br />

Und während man immer mehr für die Rentner<br />

getan hat, hat man es vollkommen verschlafen,<br />

in die Generation von morgen zu investieren,<br />

also in Bildung und vor allem Infrastruktur.<br />

Ein Blick in heutige Schulen oder auf marode<br />

Brücken unterstreicht, dass hier einiges vernachlässigt<br />

wurde. Auch in Sachen Eurokrise<br />

hat sich die Ex-Kanzlerin definitiv nicht mit<br />

Ruhm bekleckert. Seit 2010 musste der Mittelmeerstaat<br />

mehrfach durch die Euro-Partner und<br />

den Internationalen Währungsfonds (IWF) vor<br />

dem Staatsbankrott gerettet werden. Grundlegende<br />

Regeln der Währungsunion, vor allem<br />

die No-Bail-out-Klausel oder der Vertrag von<br />

Maastricht, wurden damals einfach so über<br />

Bord geworfen. Angela Merkels Begründung für<br />

diese Schritte lautete: Scheitert der Euro, dann<br />

scheitert Europa.<br />

Das ist natürlich völliger Humbug. Der Euro ist<br />

nicht die EU. Mit Milliarden hat man mit Ach und<br />

Krach die Eurozone und damit das Projekt Euro<br />

am Leben gehalten. Das hatte natürlich Kosten,<br />

die vor allem Deutschland schultern musste.<br />

Dann kam die Flüchtlingskrise, die ebenfalls miserabel<br />

gemanagt wurde. Die Auswirkungen der<br />

damaligen Politik sind noch heute spürbar.<br />

Ist Deutschland erneut der<br />

“kranke Mann Europas”?<br />

Aber blicken wir auf den Status Quo. Wie steht<br />

es um Deutschland? Liegen wir bereits auf<br />

der Intensivstation oder kommen wir mit einer<br />

leichten Erkältung davon? Die aktuellen Wirtschaftsindikatoren<br />

zeigen zumindest nichts<br />

Gutes an. Die Produktion ist im September zum<br />

vierten Mal in Folge gesunken. Laut Statistischem<br />

Bundesamt sank die Produktion im Vergleich<br />

zum Vormonat um 1,4 Prozent. Erwartet<br />

wurde lediglich ein Rückgang von 0,1 Prozent<br />

(siehe nächste Abbildung). Damit liegen wir<br />

immer noch unter dem Niveau, welches wir vor<br />

der Corona-Krise hatten.


Das Statistische Bundesamt schreibt, dass ein<br />

Großteil des Rückgangs dabei auf die schwächelnde<br />

Automobilindustrie zurückzuführen sei.<br />

Ja und tatsächlich bekommen wir immer mehr<br />

Signale aus der Automobilindustrie, dass dieser<br />

harte Zeiten bevorstehen.<br />

Volkswagen zum Beispiel brechen gerade die<br />

Absätze in China weg. Gleichzeitig steigen die<br />

Insolvenzen weiter an. Das zeigen die neuesten<br />

Daten des IWH. So gab es im Oktober<br />

1037 Insolvenzen bei Personen- und Kapitalgesellschaften.<br />

Das sind 2 Prozent mehr als im<br />

September und 44 Prozent mehr als im Oktober<br />

2022. Die Zahl der Insolvenzen lag somit 12<br />

Prozent über dem Oktober-Durchschnitt der<br />

Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.<br />

Und eine Besserung soll nicht in Sicht<br />

sein. So rechnet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

für die kommenden Monaten<br />

mit weiter steigenden Insolvenzen. Die nach<br />

wie vor hohen Energiepreise machen vor allem<br />

der chemischen Industrie zu schaffen (siehe<br />

nächster Chart).<br />

Bestes Beispiel Lanxess. Erst vor wenigen Tagen<br />

meldete der Chemiekonzern tiefrote Zahlen.<br />

Eine Besserung sei laut Vorstandschef Zachert<br />

nicht in Sicht. Und auch beim deutschen Chemiegiganten<br />

BASF sieht es gar nicht gut aus.<br />

Der Aktienkurs war vor kurzem sogar unter das<br />

Coronatief von 2020 gefallen. Bereits im Sommer<br />

ist der Gewinn bei der BASF um 76 Prozent<br />

eingebrochen. Und jetzt gerade erst vor kurzem<br />

hat der CEO der BASF, Martin Brudermüller,<br />

gewarnt, dass die ehrgeizigen Klimaziele der<br />

EU scheitern werden. In Berlin sagte der CEO:<br />

„Europa versucht es mit der Brechstange, aber<br />

das wird nicht funktionieren“. Und weiter: „Wir<br />

treiben den Umbau unvermindert voran, trotz<br />

Konjunkturkrise.“<br />

Der BASF-Chef verweist hier vor allem auf die<br />

horrenden bürokratischen Vorgaben, die im<br />

Zuge des Green Deal auf die Unternehmen zukommen.<br />

Allein auf die Chemieindustrie würden<br />

14.000 Seiten an Vorgaben und Richtlinien aus<br />

Brüssel kommen. Dabei haben Großkonzerne<br />

wie die BASF deutlich mehr Kapazitäten, um Bürokratie<br />

zu bewältigen als der Mittelstand. Für<br />

kleine und mittlere Unternehmen ist das kaum<br />

noch zu stemmen, denn der Aufwand ist proportional<br />

zur Unternehmensgröße erheblich größer.


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S28<br />

Und auch beim dritten großen deutschen Chemieunternehmen<br />

Bayer brennt gerade die Hütte.<br />

Nach einem Verlust von 4,6 Milliarden Euro<br />

kündigt der CEO einen massiven Umbau an.<br />

Auch die Belegschaft werde sich „erheblich<br />

reduzieren“, heißt es.<br />

Drei Chemiekonzerne aus Deutschland. Und<br />

alle haben massiven Gegenwind. Die Deindustrialisierung<br />

ist bereits in vollem Gange. In<br />

vergangenen Beiträgen warne ich bereits davor<br />

schon länger. In vergangenen Beiträgen warne<br />

ich bereits davor schon länger. Und die Probleme<br />

könnten sich noch weiter verschärfen, denn<br />

auch der Euro ist nach wie vor unter Druck.<br />

Im Sommer 2021 kostete ein Euro noch 1,20<br />

Dollar. Anfang September 2022 war die europäische<br />

Währung nur 0,99 Dollar wert. Das ist der<br />

niedrigste Wechselkurs seit 20 Jahren. Für den<br />

schwachen Euro gibt es verschiedene Gründe:<br />

1. Die Sanktionen gegen Russland haben uns<br />

viel stärker getroffen als zum Beispiel die Amerikaner.<br />

Folglich hat unsere Wirtschaft einen<br />

stärkeren Schaden genommen.<br />

2. Europa leidet viel stärker unter hohen Preisen<br />

für fossile Energien als die USA. Wir sind nicht<br />

so autark.<br />

3. Die FED hat ihren Leitzins viel stärker anheben<br />

können als die EZB. Das führt dazu, dass<br />

viel Kapital den Euroraum verlässt und in den<br />

Dollar fließt, da es hier höhere Zinsen gibt. Ergo,<br />

der Euro wird schwächer. Und so ist es nicht<br />

verwunderlich, dass der Euro immer mehr an<br />

Bedeutung verliert. Im folgenden Chart von<br />

Bloomberg erkennt man, wie stark der Dollar<br />

und der Euro im internationalen Handel genutzt<br />

werden.<br />

5. Habecks Industriestrategie<br />

So langsam scheint die Dringlichkeit der Lage<br />

auch im Bundeswirtschaftsministerium angekommen<br />

zu sein. Robert Habeck hat dazu erst<br />

vor kurzem seine Industriestrategie vorgestellt.<br />

Auf 60 Seiten legt Habeck dar, wie er die<br />

Wende schaffen will. Ein Wort fällt während<br />

seiner Rede besonders oft und das ist das Wort<br />

“Transformation”. Damit meint er die Transformation<br />

hin zu einer sauberen klimaneutralen<br />

Wirtschaft. Das ganze kostet jedoch – wie wir<br />

alle wissen – eine Menge Geld für Investitionen.<br />

Wenn man sich die kompletten 60 Seiten<br />

durchliest, so lässt sich eines ganz klar erkennen:<br />

Der Staat möchte immer mehr in die<br />

Wirtschaft eingreifen. In Deutschland hat es<br />

mal so etwas wie Ordnungspolitik gegeben. Ziel<br />

dieser Ordnungspolitik war es, wirtschaftliches<br />

Wachstum zu erreichen, in dem der Staat nur<br />

die Rahmenbedingungen vorgibt und sich ansonsten<br />

aus der Wirtschaft raushält. Eine Nachtwächterrolle<br />

also. Und es waren genau diese<br />

Ansätze, die das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft<br />

so attraktiv gemacht haben.<br />

Es war eine Art Kompromiss. Auf der einen Seite<br />

hat man privaten Unternehmern Raum gegeben,<br />

unternehmerisch aktiv zu werden. Auf der<br />

anderen Seite hat man aber auch durch das<br />

Setzen bestimmter Standards darauf geachtet,<br />

dass die Arbeitnehmerseite nicht vollkommen<br />

vernachlässigt wird.<br />

Quelle: https://bit.ly/3P4IOJb<br />

Wenn man jetzt aber die Industriestrategie von<br />

Habeck liest, so erkennt man schnell, dass der<br />

Staat hier weit darüber hinausgeht, einfach nur<br />

die Rahmenbedingungen zu setzen. Im Papier<br />

heißt es, dass man auf verschiedene Instrumente<br />

“von der themen- und branchenoffenen<br />

Innovationsförderung bis zur gezielten Unterstützung<br />

einzelner Schlüsseltechnologien”<br />

setzt. Der Staat will also aktiv in die Wirtschaft<br />

eingreifen. Hier mal ein paar Beispiele, wo man


aktiv eingreifen bzw. mitmischen möchte. So<br />

will man:<br />

1. Die Energiewende vorantreiben<br />

2. Eine eigene Wasserstoffindustrie aufbauen<br />

3. Die E-Mobilität fördern<br />

4. Die pharmazeutische Industrie unterstützen<br />

5. Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz<br />

fördern und staatlich vorantreiben<br />

6. Die Industrie in Sachen Robotik, Raumfahrt<br />

und Leichtbau vorantreiben<br />

Die Liste könnte man noch ewig weiterführen.<br />

Es macht ganz deutlich, dass der jetzige<br />

Staat weit mehr ist, als der alt bekannte Nachtwächterstaat.<br />

Man will die Wirtschaft lenken<br />

bzw. steuern. In anderen Worten: Planwirtschaft.<br />

Aber zumindest scheint Habeck mittlerweile<br />

erkannt zu haben, dass es der Wirtschaft, insbesondere<br />

der Industrie in Deutschland, nicht gut<br />

geht. Hierzu sagt er und ich zitiere: „Wir verlieren<br />

die Industrie und damit nicht nur Arbeitgeber<br />

und Branchen, sondern einen maßgeblichen<br />

Teil des Wohlstands.“<br />

Und auch in seinem Papier sind teils deutliche<br />

Passagen zu finden. “Für zahlreiche Betriebe der<br />

energieintensiven Industrie sind diese Preise<br />

existenzbedrohend, es droht eine Erosion der<br />

deutschen Grundstoffindustrie und damit der<br />

Wegfall integrierter Wertschöpfungsketten”, so<br />

Habeck.<br />

Zudem gesteht man sich in dem Papier ein, dass<br />

sich die Wettbewerbssituation besonders für<br />

die stromintensiven Branchen stark verschlechtert<br />

hat. Und trotzdem hat man die letzten AKWs<br />

vom Netz genommen. Laut einem Bericht der<br />

Bild-Zeitung hat die Bundesregierung dabei<br />

anscheinend von Anfang an gewusst, dass<br />

sich die Strompreise aufgrund der Abschaltung<br />

erhöhen würden. Das geht aus einem internen<br />

E-Mail-Wechsel zwischen den Pressestellen<br />

des Umwelt- und Wirtschaftsministeriums aus<br />

2022 hervor. Hierin heißt es: “Der Weiterbetrieb<br />

der AKW hat neben der (geringen) Gaseinsparung<br />

zwei weitere Vorteile: die Strompreise<br />

sinken und der Netzbetrieb wird sicherer.”<br />

Diese Einschätzung hatten übrigens damals<br />

mehrere Experten und Ökonomen vertreten.<br />

So zum Beispiel das Münchner Ifo Institut, die<br />

errechnet hatten, dass eine Nicht-Abschaltung<br />

der AKWs den Strompreis um vier Prozent senken<br />

würde. Ein Team um die Wirtschaftsweise<br />

Veronika Grimm kam in einer Studie sogar zu<br />

dem Ergebnis, dass der Strompreis bei Weiterbetrieb<br />

um bis zu 13 Prozent senken kann.<br />

Robert Habeck hatte damals ja sogar noch<br />

behauptet, Deutschland hätte ein Gasproblem<br />

und kein Stromproblem. Und auch sonst hat<br />

man uns doch immer wieder erzählt, dass der<br />

Weiterbetrieb der AKWs den Strompreis nicht<br />

senken würde. Man hat uns also angelogen und<br />

die Industrie muss jetzt dafür gerade stehen.<br />

Stattdessen hat man sich jetzt auf ein Strompreispaket<br />

für die Industrie geeinigt. Geplant<br />

ist unter anderem eine deutliche Senkung der<br />

Stromsteuer für das produzierende Gewerbe<br />

und eine Ausweitung der bisherigen Strompreiskompensation<br />

für Konzerne. Bei den Grünen<br />

wertet man das als großen Erfolg. Aber was<br />

ist das für ein Erfolg, wenn man ein Problem mit<br />

Steuergeldern löst, was man im Grunde genommen<br />

selbst verursacht hat.<br />

6. Agenda 2030 statt mehr Sozialismus!<br />

Wir sehen also, dass Deutschland auf dem<br />

besten Weg ist, erneut den Titel “Kranker Mann<br />

Europas” zu gewinnen. Doch leider ist das kein<br />

Titel, über den man sich freuen sollte – nein,<br />

ganz im Gegenteil, es sollte eigentlich endlich<br />

ein Weckruf an die Politik sein. Leider beobachten<br />

wir aktuell das, was der Ökonom Ludwig von<br />

Mises mal die Interventionsspirale genannt hat.<br />

Der Staat greift in die Wirtschaft ein. Es kommt<br />

zu unerwünschten Nebeneffekten, denn der<br />

Staat ist bekanntlich kein guter Unternehmer.<br />

Doch anstatt sich einfach aus der Wirtschaft<br />

herauszuhalten, glaubt der Staat, sich als Held<br />

aufführen zu müssen und immer mehr in die<br />

Wirtschaft einzugreifen. Jeder Eingriff hat also<br />

zur Folge, dass es zu weiteren Eingriffen kommt,<br />

bis irgendwann die wirtschaftliche Freiheit<br />

zerstört ist und der Staat alles managt. Sozialismus<br />

könnte man auch sagen. Und auch an den<br />

Forderungen der SPD sieht man ganz deutlich,<br />

wohin der Kurs eigentlich gehen soll. Die SPD<br />

forderte zuletzt eine "temporäre" Krisenabgabe<br />

für Spitzenverdiener und die Jusos wollen<br />

gleichzeitig ein Grunderbe in Höhe von 60.000<br />

Euro für alle über 18-Jährigen. Einzige Voraussetzung:<br />

ein Wohnsitz in Deutschland. In anderen<br />

Worten: Noch mehr Umverteilung!<br />

Was wir stattdessen bräuchten, wäre eine


LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S30<br />

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Agenda 2030. Diese muss aber aufgrund der<br />

angestauten Probleme noch viel weitreichender<br />

sein als die schon thematisierte Agenda 2010.<br />

Im Wesentlichen muss sie sich auf drei Problemfelder<br />

fokussieren.<br />

1. Billige Energie<br />

Deutschland ist ein Industrieland. Wenn wir es<br />

verhindern wollen, dass Unternehmen ganz abwandern<br />

bzw. ihre Produktionen in Deutschland<br />

runterfahren, dann müssen wir angebotsseitig<br />

die Energiekosten runterbringen. Dazu habe ich<br />

bereits oft verschiedene Punkte aufgelistet, wie<br />

man das erreichen könnte.<br />

--180 Grad statt 360 Grad Wende bei der Energiepolitik<br />

inklusive Rückkehr zur Atomkraft<br />

--emporäre Reaktivierung der Kohleminen und<br />

Förderung von Öl und Gas (siehe Großbritannien)<br />

um Autarkie zu stärken ...<br />

--Geld in die Forschung von Speichertechnologien<br />

für erneuerbare Energien investieren<br />

2. Der Staat soll kein Unternehmer sein<br />

Wir haben es mit einem immer übergriffigen<br />

Staat zu tun. Das muss stoppen. Der Staat muss<br />

sich wieder auf seine Rolle als Nachtwächter<br />

zurückbesinnen. Dazu sollte er ...<br />

Marc Friedrich ist sechsfacher SPIEGEL<br />

Bestsellerautor, Finanzexperte, gefragter<br />

Redner, Vordenker, Freigeist und Honorarberater.<br />

Sein letzter Bestseller war das erfolgreichste<br />

Wirtschaftsbuch 2021:<br />

“Die größte Chance aller Zeiten”.<br />

Sein neues Buch erchien im Januar <strong>2024</strong>:<br />

“Die größte Revolution aller Zeiten - wieso<br />

unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“<br />

Mehr Informationen:<br />

www.friedrich-partner.de<br />

www.marc-friedrich.de<br />

Twitter und Instagram:<br />

@marcfriedrich7<br />

--die Staatsquote massiv abbauen<br />

--umstellen auf einen Schlanken digitalen Staat<br />

(Vorbild Estland)<br />

--Massiver Abbau von Bürokratie. Das wieder<br />

um führt zur Entlastung von Unternehmen<br />

--mehr Steuereinnahmen<br />

--mehr Unternehmen investieren in<br />

Deutschland.<br />

--Steuern senken, vereinfachen. Stichwort<br />

Bierdeckelsteuer. Am besten nur noch eine<br />

Steuer, die man beim Einkaufen zahlt.<br />

--Dennoch darf er durchaus investieren.<br />

Aber in Sinnvolles. Wir brauchen große<br />

Investorenpakete in allen Bereichen der<br />

Infrastruktur. Vom Kindergarten bis hin<br />

zur Internetanbindung.<br />

3. Bildungssystem reformieren und gezielte<br />

Anreize schaffen<br />

Wir brauchen de facto eine komplette Transformation<br />

des Schul- und Bildungssystems.<br />

--Laut Berufsbildungsbericht hatten 2021 rund<br />

2,6 Millionen junge Menschen zwischen 20 und<br />

35 keine Berufsausbildung. Das zeigt, dass hier<br />

einiges falsch läuft und das vor allem falsche<br />

Anreize gesetzt werden. Wir wissen doch, dass<br />

es einen Handwerker-und Fachkräfte-Mangel<br />

gibt. Gleichzeitig fällt aber das Bildungsniveau<br />

immer weiter ab und wir suggerieren jungen<br />

Menschen, dass die Uni der einzige Weg ist.<br />

Was wir vor allem brauchen ist ein Schulsystem,<br />

dass die Schüler auf das vorbereitet, was später<br />

wichtig ist.<br />

- Darüber hinaus brauchen wir endlich eine<br />

gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Hier<br />

werden leider mit Bürgergeld die komplett<br />

falschen Anreize gesetzt.<br />

Die Lage ist alles andere als rosig, trotzdem<br />

würde ich am Ende gerne das Positive betonen.<br />

Wir sind immer noch ein Land mit viel Potenzial<br />

und unglaublich vielen kreativen und fähigen<br />

Menschen. So viele großartige Erfindungen<br />

kamen nicht ohne Grund aus Deutschland und<br />

ich bin mir sicher, dass wir irgendwann auch<br />

wieder goldene Zeiten vor uns haben werden.<br />

Doch die aktuellen Entwicklungen gehen leider<br />

in die komplett falsche Richtung. Noch schweigt<br />

die große Mehrheit, die den ganzen Laden am<br />

Laufen hält, doch die Frage ist, wie lange sie das<br />

noch mitmachen wird. (RED)


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