LE-1-2024 POLITIK & WIRTSCHAFT
LOGISTIK express Journal 1/2014 Politik & Wirtschaft - Gemeinsames Nein zum EU-Mercosur-Abkommen // Man kommt aus dem Staunen nicht heraus // 2024 – mehr Höhen oder mehr Tiefen? // Krise rotes Meer // Unternehmen priorisieren inmitten geopolitischer Unsicherheit, Innovation und Resilienz // Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Aussicht. CEE-Länder erwarten andauernden Krieg, Österreich ist besonders pessimistisch // Euro, digitaler Euro, Bitcoin // Vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt // Deutschland hat es verpennt // Deutschland – der kranke Mann Europas
LOGISTIK express Journal 1/2014 Politik & Wirtschaft - Gemeinsames Nein zum EU-Mercosur-Abkommen // Man kommt aus dem Staunen nicht heraus // 2024 – mehr Höhen oder mehr Tiefen? // Krise rotes Meer // Unternehmen priorisieren inmitten geopolitischer Unsicherheit, Innovation und Resilienz // Kein Ende des Ukraine-Kriegs in Aussicht. CEE-Länder erwarten andauernden Krieg, Österreich ist besonders pessimistisch // Euro, digitaler Euro, Bitcoin // Vom Arbeitgebermarkt zum Arbeitnehmermarkt // Deutschland hat es verpennt // Deutschland – der kranke Mann Europas
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LOGISTIK-EXPRESS.COM <strong>LE</strong> 1/<strong>2024</strong> | S6<br />
Politik & Wirtschaft<br />
Man kommt aus dem<br />
Staunen nicht heraus<br />
Erstmals seit über 30 Jahren wird in Österreich<br />
ein (Ex-)Bundeskanzler strafrechtlich<br />
verurteilt, während ein mehrfach angeklagter<br />
Ex-Präsident über’m Teich auf seinen<br />
nächsten Wahlsieg zusteuert. Ein in der High-<br />
Society hochgejubelter Investor sorgt für die<br />
größte Unternehmenspleite der heimischen<br />
Geschichte... was ist bloß los in der<br />
Bussi-Bussi-Gesellschaft?<br />
ANGELIKA GABOR<br />
Ende 2023 ging ein Beben durch die<br />
österreichische Wirtschaftspresse: die<br />
Signa-Holding, Dach des weit verzweigten<br />
Unternehmens-Geflechts<br />
des Tiroler Society-Lieblings Rene Benko, war<br />
insolvent. Mit Pauken und Trompeten ging das<br />
Imperium des stets aus den Boulevard-<br />
Medien lächelnden Tausendsassas<br />
mit dem teuren Geschmack<br />
unter. Glück im Unglück: als<br />
Immobilienkonzern halten<br />
sich die Auswirkungen auf<br />
die generelle Wirtschaftsentwicklung<br />
in Grenzen,<br />
schließlich wurde durch<br />
Signa weder produziert<br />
noch Waren geliefert, auch<br />
die Anzahl der betroffenen<br />
Mitarbeiter, die nun ohne<br />
Job dastehen, ist mit rund 80<br />
überschaubar (natürlich ist jeder<br />
Arbeitsplatzverlust für den Einzelnen tragisch,<br />
aber vergleicht man es beispielsweise mit der<br />
Konsum-Pleite, bei der 15.081 Arbeitnehmer<br />
direkt betroffen waren, ist die Signa-Pleite noch<br />
harmlos).<br />
Dennoch ein Schock: wie konnte das passieren?<br />
Wie kann man über 5 Milliarden Euro Schulden<br />
haben? Im Nachhinein stellte sich heraus, dass<br />
das Problem gar nicht so überraschend war,<br />
denn schon Ende 2022 – also ein Jahr vor dem<br />
Aus – wollte der Vorstand der Signa Prime und<br />
der Signa Development AG eine Stundung der<br />
fälligen Dividendenzahlungen an die Investoren<br />
erreichen. Allerdings erfolglos, es flossen<br />
Anfang 2023 Gewinnausschüttungen in<br />
Millionenhöhe und der vierköpfige Vorstand<br />
der Signa Prime selbst bezahlte sich satte 20<br />
Millionen für das Jahr 2022 aus. Angesichts<br />
des immensen Schuldenberges machen die<br />
20 Millionen das Kraut zwar auch nicht mehr<br />
fett, dennoch sind diese Beträge wieder einmal<br />
ein Paradebeispiel für die schier endlose Gier<br />
mancher Menschen. Eine Gier, die im Endeffekt<br />
ganze Existenzen vernichtet.<br />
Kanzlerfreunde<br />
Ein Ausgabenpunkt in der Signa-Gruppen-Buchhaltung<br />
sorgte für besonders viel<br />
mediale Aufmerksamkeit: die Rechnungen von<br />
Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), der für<br />
seine Tätigkeiten als Berater (zum Thema<br />
Galeria/Kaufhof/Karstadt) sowie als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
laut Recherche von “Profil” und<br />
“Süddeutsche Zeitung” stolze 6,3 Millionen<br />
Forderungen angemeldet hat. Und weil es so<br />
schön zum Thema passt, steht ein weiterer<br />
Ex-Kanzler auf der Payroll von Benko, nämlich<br />
Sebastian Kurz. Dieser stellte der Signa-Gruppe<br />
fürs Jahr 2023 ein Millionenhonorar in<br />
Rechnung. Aber was sind schon ein paar<br />
Milliönchen unter Freunden? Schließlich verbinden<br />
gemeinsame Reisen im Privatjet (beispielsweise<br />
zu Herrscherfamilien in Abu Dhabi<br />
oder Kuweit) und exklusive Sommerfeste (wie<br />
am Gardasee 2017). Einst gemeinsam über den<br />
Wolken, sind nun beide auf dem harten Boden<br />
der Realität angekommen. Zwar muss sich<br />
Sebastian Kurz nicht mit einer massiven<br />
Konzernpleite abmühen, doch besonders<br />
glücklich und unbeschwert dürfte er sich<br />
aktuell trotzdem nicht fühlen. Schließlich wurde<br />
er gerade (noch nicht rechtskräftig) wegen<br />
Falschaussagen im Untersuchungsausschuss<br />
schuldig gesprochen und zu acht Monaten<br />
bedingter Haft verurteilt.<br />
Richter Michael Radasztics sah es als<br />
erwiesen an, dass Kurz wie von der Wirtschafts-<br />
und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />
(WKStA) vorgeworfen rund um die Bestellung<br />
der Öbag-Aufsichtsräte falsch ausgesagt und<br />
Details über seine Einbindung ausgelassen