UMWELT JOURNAL 2023-3
UMWELT JOURNAL Nr. 3/2023 mit den Themen: COVER: Der Energiezwilling - Themen: Biodiversität als Managementthema, EPCON 2023 Nachbericht, E-World energy & water Nachbericht, ECOMONDO 2023 Ausblick, Erneuerbare Energien in Österreich, Durstige Landwirtschaft, Resilienz in der Logistik; Buch: Plastikfresser und Turbobäume; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
UMWELT JOURNAL Nr. 3/2023 mit den Themen:
COVER: Der Energiezwilling - Themen: Biodiversität als Managementthema, EPCON 2023 Nachbericht, E-World energy & water Nachbericht, ECOMONDO 2023 Ausblick, Erneuerbare Energien in Österreich, Durstige Landwirtschaft, Resilienz in der Logistik; Buch: Plastikfresser und Turbobäume; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
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ABS.: <strong>UMWELT</strong> <strong>JOURNAL</strong> | RUDOLF-KASSNER-GASSE 3 | 1190 WIEN | AUSTRIA<br />
EINZELAUSGABE: 8,00 €<br />
Heft 3/<strong>2023</strong><br />
Der Energiezwilling<br />
Biodiversität<br />
Energiemanagement<br />
Erneuerbare in Österreich<br />
Umwelt & Landwirtschaft
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S2<br />
INHALT<br />
4/<strong>2023</strong><br />
02 Inhalte<br />
03 Editorial, Stories<br />
04 Aktuelles<br />
06 Interview<br />
06 Gudrun Meierschitz, Acredia<br />
09 Umwelt<br />
09 Petition gegen Bodenversiegelung<br />
26 Durstige Landwirtschaft<br />
10 COVER<br />
10 Energiemanagement<br />
14 Kongress<br />
14 EPCON <strong>2023</strong>, Nachbericht<br />
16 Energie<br />
16 E-world <strong>2023</strong>, Nachbericht<br />
18 Erneuerbare in Österreich<br />
22 Messe<br />
22 ECOMONDO <strong>2023</strong>, Ausblick<br />
30 Green Logistic<br />
30 Resilienz in der Logistik<br />
34 Ausbildungen, Seminare, Partner<br />
35 Bibliothek<br />
35 Plastikfresser und Turbobäume<br />
10<br />
Energiemanagement<br />
Energieregelung in der Industrie i<br />
Echtzeit mit einem digitalen Zwillin<br />
06<br />
Biodiversität<br />
Risikomanagement<br />
in Unternehmen ist<br />
heute mehr als früher.<br />
Wir haben nachgefragt,<br />
wie sich Biodiversität<br />
messen<br />
lassen könnte und<br />
welche Bedeutung<br />
sie künftig für das<br />
Management haben<br />
wird.
n<br />
g<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser!<br />
Werte Kunden!<br />
Energie muss heutzutage neu gedacht werden.<br />
Wir dürfen nicht mehr so viel konsumieren<br />
wie bisher und wir müssen die erzeugte Energie<br />
nachhaltig zur Verfügung stellen. Das sind zwei<br />
sehr unterschiedliche Lektionen, die von den<br />
Verbrauchern, egal ob Haushalte, Gewerbe oder<br />
Industrie auch sehr unterschiedlich begriffen werden.<br />
18<br />
Erneuerbare Energie<br />
Österreich hat sich zu einem<br />
Vorreiter in Sachen erneuerbare<br />
Energien entwickelt. Das Land mit<br />
seiner vielfältigen Topografie hat<br />
es geschafft, die Nutzung erneuerbarer<br />
Energien zu fördern und<br />
so seinen CO 2<br />
-Fußabdruck zu<br />
verringern.<br />
30<br />
Landwirtschaft<br />
Die weltweit alarmierende Grundwassererschöpfung<br />
ist in erster<br />
Linie auf Wasserentnahmen für die<br />
Bewässerung zurückzuführen, belegt<br />
eine wissenschaftliche Studie.<br />
Dazu zählt auch ganz intensiv die<br />
Landwirtschaft.<br />
Wer kennt es nicht: Exporbitant hohe<br />
Stromrechnungen führen überall dort, wo sie anfallen,<br />
zu Panik. Wer schon davor seine Hausaufgaben<br />
erledigt hat, kann nur staunen: hohe Stromrechnung?<br />
Eigentlich nein.<br />
Ganz anders die Wirtschaft: Ja, es wird mancherorts<br />
gespart, aber nur wegen der Kosten, kaum wegen<br />
der Umwelt. Es wird aber auch versucht, Energie<br />
auf anderen Wegen einzukaufen und zu verwenden.<br />
Das ist ein pragmatischer Ansatz, der auch wenig mit<br />
Nachhaltigkeit zu tun hat.<br />
Was ich vermisse: tatsächlich nachhaltiges Denken,<br />
sowohl bei Individuen als auch bei Unternehmen<br />
und Organisationen. Wer es nicht glaubt, braucht nur<br />
durch öffentliche Gebäude gehen ...<br />
Das <strong>UMWELT</strong> <strong>JOURNAL</strong> ist seit vielen Jahren ein<br />
Wegbegleiter der Nachhaltigkeit – auch beim Thema<br />
Energie. Wir zeigen regelmäßig auf, wer nachhaltig<br />
arbeitet, welche Modelle angewendet werden und<br />
welche Arbeitsweisen langfristig sinnvoll sind.<br />
Viel Lesevergnügen,<br />
Ihr Peter R. Nestler<br />
Herausgeber
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S4<br />
ÖKO FAIR <strong>2023</strong> bestätigt den Trend zur Nachhaltigkeit<br />
Westösterreichs größte Nachhaltigkeitsmesse<br />
ÖKO FAIR konnte mit einem innovativen und authentischen<br />
Angebot umweltbewusste Alternativen<br />
für den Alltag erfolgreich aufzeigen. Dank der<br />
streng geprüften Produkte und Dienstleitungen<br />
wurde ein bewusst-konsumierendes Publikum angesprochen.<br />
Das ergänzende Informations-, Erlebnis-<br />
und Rahmenprogramm griff aktuelle Themen<br />
auf und wurde an allen drei Messetagen von den<br />
Teilnehmenden gleichermaßen stark genutzt.<br />
Innsbruck, 07.05.<strong>2023</strong>. Die 4. Auflage von Westösterreichs<br />
größter Nachhaltigkeitsmesse ÖKO<br />
FAIR lag mit Angeboten und Anregungen im Sinne<br />
einer nachhaltigen Wertschöpfungskette voll<br />
im Trend, freut sich Direktor Christian Mayerhofer,<br />
Geschäftsführer der Congress Messe Innsbruck (CMI): „Mit<br />
der Leitveranstaltung ÖKO FAIR standen die letzten drei Tage<br />
auf der Messe Innsbruck ganz im Fokus der Nachhaltigkeit. Ein<br />
großes Dankeschön an unsere Tiroler Partner – Klimabündnis,<br />
Südwind, dem Land und der Wirtschaftskammer.“<br />
Bewusster Konsum durch Informations- und Qualitätsangebot<br />
Rund 70 ausstellende Firmen konnten mit ihren authentischen<br />
und geprüften Informationsangeboten, den Produkten und<br />
Dienstleistungen in den Schwerpunktbereichen Ernährung, Textilien<br />
und Lifestyle, flankiert von Initiativen und Organisationen,<br />
bei den etwa 2.500 Teilnehmer:innen sehr gut punkten. Eine<br />
während der Messe durchgeführte unabhängige Befragung ergab,<br />
dass über 85 Prozent der Teilnehmenden direkt auf der<br />
ÖKO FAIR eingekauft haben oder im Nachgang zur Messe aufgrund<br />
des Messebesuchs Einkäufe planen. Etwa 65 Prozent der<br />
Teilnehmenden konnten sich dabei erfreulicherweise zum ersten<br />
Mal vom alltagstauglichen Angebot auf der ÖKO FAIR überzeugen.<br />
Das Umweltbewusstsein der Teilnehmenden wurde schon<br />
zu Beginn bei der Anreise sichtbar: Alternativen wie das Fahrrad<br />
oder die öffentliche Anreise wurden stark genutzt. Über die<br />
Hälfte der Teilnehmenden aus den Bezirken reiste mit dem kostenfreien<br />
Eventticket der IVB und VVT zur ÖKO FAIR an. Eine<br />
Vielzahl an Unternehmer:innen nutzte zudem das begleitende<br />
B2B-Event „Nachhaltigkeit messbar machen“ am ersten Messetag.<br />
„Der große Andrang beim B2B-Event zeigt, dass die Tiroler<br />
Unternehmen einen Wandel wollen und auch bereit sind etwas<br />
dafür zu tun. Unsere Vortragenden haben durch ihre inspirierenden<br />
Geschichten Mut auf neue Wege gemacht. Auch das Tiroler<br />
Klimaforum mit dem interaktiven Theater und den Tiroler<br />
Klimarät:innen war gut besucht und hat aufgezeigt, wie wichtig<br />
Bürger:innenbeteiligung für Entscheidungen mit Weitblick ist“,<br />
resümiert Andrä Stigger, Geschäftsführer von Klimabündnis Tirol.<br />
Hohe Zufriedenheit dank eines vielfältigen Rahmenprogramms<br />
Überzeugt wurden die Teilnehmenden neben dem vielfältigen<br />
Angebot der ausstellenden Unternehmen durch das themenaktuelle<br />
Rahmenprogramm, bestätigt Projektleiterin Anna-Theresa<br />
Klingler: „Die Vielfältigkeit der Informations- und Unterhaltungsangebote<br />
hat die ÖKO FAIR zu einem nachhaltigen und facettenreichen<br />
Erlebnis für die Interessensgruppen gemacht.“ Dina<br />
Prettner von Südwind Tirol ergänzt: „Wir sind begeistert, wie<br />
gut unser neu aufgelegtes Informations- und Unterhaltungsprogramm<br />
heuer von den Teilnehmenden angenommen wurde.<br />
Der Ansturm auf Mitmach-Workshops, Kochshows, Ausstellungsführungen<br />
sowie den Vortrag mit Nunu Kaller war sehr<br />
groß. Besonders spürbar war das große Interesse der Teilnehmenden,<br />
neue Innovationen kennenzulernen, sich auszutauschen<br />
und zu vernetzen und neben nachhaltigen Produkten<br />
auch Tipps für den Alltag mit nachhause zu nehmen.“ Entsprechend<br />
hoch lag laut Befragung die Gesamtzufriedenheit: Rund<br />
80 Prozent bewerteten die 4. ÖKO FAIR mit Bestnoten, 83<br />
Prozent werden die ÖKO FAIR weiterempfehlen. Interessierte<br />
Unternehmen können sich bereits über die 5. ÖKO FAIR 2024<br />
informieren, die vom 03. bis 05. Mai 2024 stattfinden wird.
Europa: weniger Kernenergie<br />
Im Jahr 2022 hat die Europäische Union wieder mehr fossile<br />
Brennstoffe genutzt als noch im Jahr 2021. Aus Embers aktuellem<br />
Global Electricity Review <strong>2023</strong> geht hervor, dass rund<br />
27 Terawattstunden mehr Strom aus Kohle verbraucht wurde<br />
– ein Plus von etwa 6,4 Prozent. Bei Gas und Öl sind nur etwa<br />
ein Prozent, was besonders auf das Embargo von russischem<br />
Gas zurückzuführen ist.<br />
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Das Steuerungssystem<br />
für die Prozessautomatisierung:<br />
PC-based Control<br />
Kernenergie verzeichnet den größten Rückgang im vergangenen<br />
Jahr, wie die Statista-Grafik zeigt. Rund 119 Terawattstunden<br />
weniger elektrische Energie haben die EU-Länder 2022<br />
aus atomaren Quellen bezogen. Vielerorts schreitet der Rückbau<br />
der Kernenergie weiter voran. In Deutschland werden am<br />
15. April <strong>2023</strong> die letzten verbleibenden Kernreaktoren endgültig<br />
abgeschaltet - damit endet Deutschlands Ära als Produzent<br />
von Atomstrom.<br />
Die fehlenden etwa sechs Prozent des durch Atomkraftwerke<br />
erzeugten Stroms in Deutschland sollen künftig durch erneuerbare<br />
Energiequellen kompensiert werden. Der in der Bundesrepublik<br />
verbrauchte Strom aus Wind- und Solarenergie<br />
ist 2022 um 24 beziehungsweise knapp neun Prozent angestiegen<br />
– andere erneuerbare Energien wie Wasserkraft<br />
hatten hingegen einen deutlich geringeren Anteil als im Jahr<br />
zuvor. Insgesamt wurde 2022 weniger Strom als im Vorjahr<br />
verbraucht. Die Nachfrage war laut Studie um 85,3 Terawattstunden<br />
geringer als 2021 – das entspricht einer Verringerung<br />
von drei Prozent. (Quelle: statista)<br />
Vollumfängliche Automatisierung aller Prozesse und Anlagen<br />
Integration aller Steuerungsfunktionen auf einer Hard- und<br />
Softwareplattform<br />
Steuerungs- und Kabelredundanz erhöht die Anlagenverfügbarkeit<br />
umfangreiches Portfolio an Komponenten für den Explosionsschutz<br />
EtherCAT-Module mit eigensicheren Schnittstellen für den direkten<br />
Anschluss von Feldgeräten bis aus Zone 0/20<br />
Unterstützung branchentypischer Standards wie NAMUR,<br />
HART und FDT/DTM<br />
nahtlose Einbindung von MATLAB ® /Simulink ® und Labview in TwinCAT<br />
TwinCAT MTP zur Modularisierung von Anlagen<br />
Scannen und<br />
alles über PC-based<br />
Control für die<br />
Prozessindustrie<br />
erfahren<br />
Österreich hat keine Kernkraftwerke, nutzt Wasserkraft sowie in<br />
den vergangenen Jahren zunehmend mehr Windenergie.
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S6<br />
INTERVIEW<br />
Biodiversität als<br />
Kenngröße für<br />
das Management<br />
Risikomanagement ist für jedes Unternehmen unabdingbar.<br />
Neben den strategischen Risiken, Marktrisiken,<br />
Ausfallrisiken sowie Compliance-Risiken und den<br />
operationellen Risiken wird künftig auch Biodiversität<br />
eine wichtige Rolle für den Bestand von Unternehmen<br />
darstellen. Wir haben nachgefragt, wie sich Biodiversität<br />
messen lassen könnte und welche Bedeutung sie<br />
künftig für das Management haben wird.<br />
Interview mit Gudrun Meierschitz, Acredia<br />
Risikoversicherer sind darauf bedacht, ihre<br />
Kunden und deren Märkte so gut wie<br />
möglich kennenzulernen. Bei Branchenführer<br />
Acredia in Österreich bedeutet das neben<br />
den rein wirtschaftlichen Kennzahlen auch die<br />
Hereinnahme exogener Risikofaktoren. Und dazu<br />
zählt heutzutage auch die Biodiversität.<br />
Im Interview mit <strong>UMWELT</strong> <strong>JOURNAL</strong> Chefredakteur<br />
Peter Nestler erklärt Gudrun Meierschitz,<br />
CEO bei der Acredia Versicherung, warum Unternehmen<br />
Biodiversität als Managementthema sehen<br />
und wie sie damit umgehen sollten.<br />
Gudrun Meierschitz, CEO Acredia<br />
Peter Nestler: Inwiefern kann Biodiversität heute<br />
für ein Unternehmen von wirtschaftlicher Bedeutung<br />
sein, was kann sie andererseits zum Geschäftserfolg<br />
beitragen?<br />
Gudrun Meierschitz: Die Hälfte der globalen<br />
Wirtschaft hängt von einem intakten Ökosystem<br />
ab. Denn die Natur bietet uns nicht nur Wasser<br />
und Nahrung, sondern auch Schutz vor Krankheiten<br />
oder Erholungsraum für uns Menschen.<br />
Biodiversität wiederum ist ein wichtiger Faktor für<br />
ein intaktes Ökosystem und hängt unter anderem<br />
von der Bestäubung durch Insekten ab. Wenn<br />
zum Beispiel die Marillenbäume in der Wachau<br />
nicht bestäubt werden, dann ist das nicht nur ein<br />
Verlust für die Landwirtschaft, sondern auch für<br />
den Tourismus.
Investitionen und Produktionsprozesse, die sich<br />
negativ auf die Biodiversität auswirken, führen<br />
in der Folge zu finanziellen, politischen und gesellschaftlichen<br />
Risiken für die Unternehmen.<br />
Versieglung von Flächen durch Bautätigkeit,<br />
maschinelle Bewirtschaftung von möglichst großen<br />
Monokulturen in der Landwirtschaft oder<br />
absinkende Grundwasserspiegel durch Bewässerungsanlagen.<br />
Die Ursachen für Biodiversitätsverlust<br />
und ein Absinken der Bestäubungstätigkeit<br />
sind vielfältig. Die Folgen sind massive<br />
Einbußen in der Land- und Forstwirtschaft und<br />
der Lebensmittelindustrie. Die Wirtschaft sollte<br />
also ein großes Interesse daran haben, die Biodiversität<br />
zu erhalten und zu fördern.<br />
Peter Nestler: Ein grünes Mascherl verleihen sich<br />
gerne viele Unternehmen. Wie lässt sich die Förderung<br />
der Biodiversität ins Gesamtkonzept von<br />
Umwelt- und Naturschutz einbauen? Welchen<br />
Stellenwert hat sie zum Beispiel im Vergleich zum<br />
Energiesparen, zur Kreislaufwirtschaft und anderer<br />
Konzepte?<br />
Gudrun Meierschitz: Als Österreichs führende<br />
Kreditversicherung ist es unser Job Risiken für<br />
Unternehmen im Auge zu behalten. Wie die Studie<br />
zeigt, stellt eine fehlende Biodiversität ein<br />
großes Risiko für die Wirtschaft dar. Wie die Biodiversität<br />
erhalten und gefördert werden kann, ist<br />
hingegen eine Frage für Fachleute.<br />
Klar ist allerdings, dass alles zusammenhängt –<br />
Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung<br />
usw. Das ist wie eine Schlange von<br />
Dominosteinen, viele stehen schon bedrohlich<br />
schief und wenn ein Stein fällt, dann fallen auch<br />
andere. Jedes Unternehmen muss jetzt herausfinden,<br />
mit welchen Maßnahmen es selbst einen<br />
Beitrag leisten kann und muss diese auch konsequent<br />
umsetzen. Ebenso klar ist, dass die Politik<br />
geeignete Rahmenbedingungen schaffen und für<br />
Chancengleichheit sorgen muss. Sowohl national<br />
als auch international.<br />
Peter Nestler: Hat es ein in Österreich agierendes<br />
Unternehmen leichter oder schwerer als in<br />
anderen Teilen der Welt – ist Biodiversität quasi<br />
geografisch diversifiziert?<br />
Gudrun Meierschitz: Ja, die Folgen der Biodiversitätsverluste<br />
sind geografisch sehr stark diversifiziert,<br />
deutlicher noch als die Folgen des<br />
Klimawandels. Österreich hat in Europa insofern<br />
einen guten Stand, da wir bei der Energiewende<br />
gut unterwegs sind. Denn der Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien erzeugt häufig Zielkonflikte mit<br />
der Biodiversität.<br />
Was die Vermeidung von Biodiversitätsverlusten<br />
angeht, spielen lokale Gegebenheiten jedoch<br />
eine viel größere Rolle als beim Klimawandel. Ob<br />
es österreichische Unternehmen leichter oder
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S8<br />
INTERVIEW<br />
schwerer als andere Länder haben, lässt sich daher<br />
nicht pauschal sagen.<br />
Peter Nestler: Wie lässt sich Biodiversität aus unternehmerischer<br />
Sicht überhaupt messen?<br />
Gudrun Meierschitz: Aus unternehmerischer<br />
Sicht lässt sich Biodiversität derzeit noch gar<br />
nicht zuverlässig messen. Erst recht nicht mit<br />
ein paar einfachen Kennzahlen. Die vorliegende<br />
Studie ist ein Anfang und arbeitet mit Kennzahlen,<br />
die zwar verfügbar, aber leider unzulänglich<br />
sind. Wir müssen uns überlegen, wie wir eine<br />
Vielzahl von Kennzahlen sinnvoll gegeneinander<br />
abwägen.<br />
Wichtiger als die reine Messung der Biodiversität<br />
ist aber, Ziele festzulegen und zu messen,<br />
welche Maßnahmen die Biodiversität nachhaltig<br />
verbessern.<br />
Peter Nestler: Inwieweit bauen Sie als Acredia<br />
in ihre Versicherungsmodelle das Thema Biodiversität<br />
ein?<br />
Gudrun Meierschitz: Wir versichern offene Forderungen<br />
weltweit gegen Zahlungsausfall. Um<br />
das Risiko einschätzen zu können, beobachten<br />
und analysieren wir Länder, Branchen und Unternehmen.<br />
Derzeit ist das Thema Biodiversität<br />
noch zu komplex, um in unsere Risikobewertung<br />
einzufließen. Das wird sich ändern, wenn in den<br />
nächsten Jahren die erweiterten Pflichten im<br />
Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung,<br />
der sogenannten CSRD in Kraft treten. Mit diesen<br />
Daten wird das Risiko quantifizierbar, was<br />
sich dann zum Beispiel auf die Prämiengestaltung<br />
auswirken kann.<br />
Peter Nestler: Was heißt das für ihrer Kunden?<br />
Können sich die etwas sparen? Können die sich<br />
mit den Kriterien der Acredia herausputzen?<br />
Gudrun Meierschitz: Unternehmen, die sich jetzt<br />
schon mit ESG und Nachhaltigkeit beschäftigen,<br />
werden in Zukunft im Vorteil sein. Sie werden<br />
nicht nur bei den Versicherungsprämien sparen,<br />
sondern sie werden leichter Geld am Kapitalmarkt<br />
bekommen, schneller Arbeitskräfte finden<br />
und werden von den Konsumenten bevorzugt.<br />
Gleichzeitig stellen Investitionen in die Biodiversität<br />
eine große Chance dar. Unsere Studie hat<br />
ergeben, dass es Investitionen in Höhe von 711<br />
Milliarden US-Dollar pro Jahr braucht, um die Biodiversitätsverluste<br />
bis 2030 zu stoppen.<br />
Peter Nestler: Wie steht es insgesamt mit dem<br />
Bewusstsein für Biodiversität bei Unternehmen in<br />
Österreich im internationalen Vergleich?<br />
Gudrun Meierschitz: Dazu haben wir keine Daten<br />
erhoben. Allerdings sind die Unternehmen<br />
mit vielfältigen Herausforderungen wie zum Beispiel<br />
steigende Zinsen, hohe Inflation und restriktiver<br />
Kreditvergabe konfrontiert. Es ist kaum<br />
verwunderlich, wenn Themen wie ESG und Nachhaltigkeit<br />
dabei etwas aus dem Blick geraten, und<br />
zwar weltweit, nicht nur in Österreich.<br />
Danke für das Gespräch!
Petition gegen Bodenversiegelung<br />
Österreich verschleudert sein Land, als ob<br />
es endlos wäre. Sagt zumindest Greenpeace.<br />
Es werde fahrlässig gebaut, versiegelt<br />
und planiert, ohne an die Zukunft zu<br />
denken. Jeden Tag verlieren wir bis zu 13<br />
Hektar fruchtbare Böden an Bagger, Betonmischer<br />
und Straßenwalze. Und damit auch<br />
Naturschätze und die Versicherung für die<br />
Zukunft. Greenpeace hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, die anhaltende Betonlawine<br />
zu stoppen und Böden zu schützen - nun<br />
mittels Petition.<br />
Bsind unsere Lebensgrundlage, versorgen uns mit Wasser<br />
und gesunden Nahrungsmitteln, sind Zuhause für die<br />
bunte Welt der Tiere, Pflanzen und Pilze und auch wir<br />
brauchen sie, um die Auswirkungen der Klimakrise abzufedern.<br />
Wird weiter wie bisher verbaut, seien die Konsequenzen fatal:<br />
Naturkatastrophen wie Trockenheit und Überschwemmungen<br />
werden verstärkt, weil Regenwasser nicht mehr versickern kann.<br />
Unsere Lebensmittelversorgung stehe auf dem Spiel, weil immer<br />
mehr Äcker und Wiesen verloren gehen. Das Artensterben nehme<br />
weiter zu und auch für uns Menschen werde das Leben in<br />
verbauten Ballungsräumen immer heißer und ungemütlicher.<br />
Man dürfe nicht zulassen, dass Österreichs Politik unsere Zukunft<br />
weiter verbaue! Daher fordere Greenpeace die österreichische<br />
Bundesregierung, die Landeshauptleute und Bürgermeister:innen<br />
auf, den zerstörerischen Bodenverbrauch zu<br />
beenden! es werde dringend eine starke Bodenstrategie gebraucht,<br />
die die massive Bodenzerstörung auf 2,5 Hektar pro<br />
Tag reduziert. Ab 2040 muss die Verbauung von natürlichen<br />
Böden gänzlich gestoppt werden.<br />
Zum Unterschreiben der Petiton einfach im E-Paper auf das<br />
grüne G (siehe oben) klicken und dem Link folgen.<br />
Viele Lösungen liegen auf<br />
dem Tisch, bisher fehlt laut<br />
Greenpeace jedoch der politische<br />
Wille, sie flächendeckend<br />
und weitreichend umzusetzen.<br />
Etwa stehen laut<br />
Schätzungen österreichweit<br />
ungenutzte Betriebsgelände<br />
und leerstehende Häuser auf<br />
der Fläche Wiens zur Verfügung.<br />
Diese müssen genutzt<br />
werden, bevor auf der grünen<br />
Wiese umgewidmet wird. Bereits<br />
vorhandenes Bauland<br />
müsse mobilisiert werden. Vor<br />
allem braucht es aber auch<br />
Änderungen in der Raumordnung<br />
und im Steuersystem.<br />
Sie müssen flächensparendes<br />
Planen und Bauen vorgeben<br />
und fördern.
<strong>UMWELT</strong>journal 2/<strong>2023</strong> 3/<strong>2023</strong> | S10<br />
Energiemanagement<br />
Energie regeln mit einem<br />
digitalen Zwilling<br />
Viele Industriebetriebe könnten einen großen Teil ihres Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien<br />
decken. Doch bisher gab es kaum Tools, um die Systeme so zu designen und zu regeln, dass sie unter<br />
den jeweiligen Bedingungen die maximale Emissions- und Kostenersparnis bewirken. Die von<br />
AEE INTEC koordinierten Forschungsprojekte CORES und Digital Energy Twin liefern Modelle, mit<br />
denen Betriebe ihre Wärmeversorgung umbauen und gleich in Echtzeit optimieren können.<br />
Text: Sarah Meitz, Carles Ribas Tugores – AEE INTEC<br />
DDie hohen Preise für Strom und Gas treffen<br />
die Industrie hart. Die Hoffnung vieler Betriebe<br />
und der Politik liegt auf Wasserstoff<br />
und Strom aus erneuerbaren Energien. Doch beide<br />
sind bisher knapp. In dieser Diskussion geht oft<br />
unter, dass es noch andere Technologien gibt, um<br />
Prozesswärme für die Industrie zu erzeugen.<br />
Wärme macht rund drei Viertel des industriellen<br />
Energiebedarfs weltweit aus, mehr als die<br />
Hälfte davon bei Temperaturen von 250 °C oder<br />
weniger. Diese Wärme ließe sich auch mit Solarthermie-Kollektoren,<br />
kombinierten thermischelektrischen<br />
Kollektoren (PVT) und Photovoltaik-Anlagen<br />
in Kombination mit Wärmepumpen<br />
sowie die Einbindung von Abwärme gewinnen.<br />
Auch Effizienzmaßnahmen, wie die Wärmerückgewinnung,<br />
sind längst noch nicht in allen<br />
Betrieben ausgeschöpft. Eine Studie des Consulting-Unternehmens<br />
ICF kam 2015 zu dem Ergebnis,<br />
dass in der Prozesswärme-Versorgung<br />
bis zu zehn Prozent Einsparungen mit Effizienzmaßnahmen<br />
möglich wären, die bereits bei den<br />
damals noch sehr niedrigen Energiekosten in<br />
weniger als fünf Jahren amortisieren würden.<br />
Projekt CORES: Optimales Anlagendesign finden<br />
Doch die beste Anlagenkonfiguration für einen<br />
konkreten Anwendungsfall zu finden, ist<br />
noch immer eine komplexe Aufgabe, die sich<br />
mit herkömmlicher Auslegungssoftware nicht
zufriedenstellend lösen lässt. Das von AEE IN-<br />
TEC koordinierte Projekt „CORES – Integration<br />
kombinierter Erneuerbarer Energiesysteme in<br />
die Industrie“ verfolgte daher einen neuen Ansatz.<br />
Die Projektpartner aus Österreich haben<br />
gemeinsam digitale Modelle entwickelt und erprobt,<br />
um die besten Wärmesysteme für drei<br />
konkrete Industriebetriebe zu identifizieren.<br />
Zu diesen gehören der Hersteller von Fruchtzubereitungen<br />
und Fruchtkonzentraten Agrana<br />
Fruit in Gleisdorf, die Käserei Wörle im Salzburger<br />
Land und die Fliesenproduktion von<br />
Lasselsberger im tschechischen Chlumčany.<br />
Eine zentrale Aufgabe war es, die Simulationsmodelle<br />
auf eine Handvoll Optimierungsgrößen<br />
und Kennzahlen (Key Performance Indicators)<br />
zu reduzieren, denn ein überfrachtetes System<br />
wird langsam und für den praktischen Einsatz<br />
unbrauchbar.<br />
Deutlich zeigte sich in der Simulation, wie stark<br />
das optimale System von den Energiepreisen<br />
abhängt: Steigt der Gaspreis, ist vor allem die<br />
Solarthermie für die günstige Wärmeerzeugung<br />
interessant. Sind die Gaskosten hoch, während<br />
der Strompreis moderat bleibt , spricht das für<br />
den Einsatz einer Wärmepumpe. Und wenn auch<br />
der Strompreis in die Höhe geht, bietet es sich<br />
an, den Strom für die Wärmepumpe mit einer<br />
PV-Anlage zu erzeugen. Bei der Entscheidung<br />
für ein Systemdesign bleibt es also nicht aus,<br />
Annahmen über die Preisentwicklung zu treffen<br />
und sich zu entscheiden, ob minimale Kosten,<br />
die Reduktion von Emissionen oder eine stärkere<br />
Unabhängigkeit wichtiger sind.<br />
Doch auch nach der Installation kann das System<br />
noch in gewissen Grenzen reagieren. Dafür<br />
entwickelten die Projektpartner eine Regelstrategie,<br />
um in jeder Marktsituation und bei jeder<br />
Wetterlage die größtmögliche Menge erneuerbarer<br />
Energien zu den geringsten Kosten bereitzustellen.<br />
Digital Energy Twin: Energiemodell in Echtzeit<br />
Noch zwei Schritte weiter geht das noch laufende<br />
Projekt Digital Energy Twin (DET). Der digitale<br />
Energiezwilling dient nicht nur dazu, das Energiekonzept<br />
zu planen und in Betrieb zu nehmen,<br />
sondern wird für längere Zeit im Unternehmen<br />
installiert. Mit Live-Daten über die Produktion,<br />
den Energiemarkt und die Witterung bildet er<br />
das Energiesystem in Echtzeit ab. Hinzu kommt,<br />
dass der Energiezwilling im Gegensatz zum<br />
CORES-Modell auch die Produktionsprozesse<br />
selbst als Variable einbezieht.<br />
Zum Einsatz kommen soll der Energiezwilling<br />
als erstes beim Leiterplatten-Hersteller AT&S
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S12<br />
Austria Technologie & Systemtechnik. Das Unternehmen<br />
nutzt bereits digitale Modelle seiner<br />
Fertigung. Mit Virtual-Reality-Brillen können Mitarbeitende<br />
Schulungen an den Anlagen absolvieren,<br />
ohne selbst vor Ort zu sein.<br />
Wärme und Kälte braucht AT&S vor allem, um die<br />
Galvanikbäder für das Beschichten der Leiterplatten<br />
zu temperieren und zum Kühlen bei Bohrungen.<br />
Das Versorgungssystem wurde im Laufe der Jahre<br />
immer wieder an den aktuellen Bedarf angepasst.<br />
Es umfasst unter anderem zwei Wärmenetze mit<br />
unterschiedlichen Temperaturen, eine kaskadische<br />
Wärmenutzung sowie die Nutzung der Abwärme<br />
aus Kompressoren und Kälteanlagen.<br />
Um dieses System mit dem Energiezwilling abzubilden,<br />
kombinieren die Forschenden zwei Arten<br />
von Modellen. Die Energie-Erzeugungsanlagen<br />
lassen sich gut mit bekannten Gleichungen darstellen,<br />
sodass sie in physikalischen Modellen<br />
darstellbar sind. Hier baut DET direkt auf die Modelle<br />
aus CORES auf. Das Verhalten der Galvanikbäder<br />
beim Aufheizen, Abkühlen und in der Produktion<br />
und das Bohren sind so hingegen kaum<br />
zu beschreiben. Mit maschinellem Lernen haben<br />
die Partner deshalb ein datenbasiertes Modell<br />
entwickelt, das diese Prozesse abbildet.<br />
Mit den im Simulationstool zusammengeführten<br />
Modellen ist es nun zum Beispiel möglich, anhand<br />
historischer Daten zum Beispiel die Produktion<br />
in den letzten drei Jahren abzubilden.<br />
So kann man simulieren, wie viel Energie eine<br />
solargetriebene Wärmepumpe in dieser Zeit aus<br />
Abwärme hätte zurückgewinnen können und ob<br />
Lastverschiebungen diesen Anteil soweit hätten<br />
steigern können, dass der Gaskessel kaum noch<br />
gebraucht worden wäre. Wie schon im Projekt<br />
CORES war auch beim Digitalen Zwilling die<br />
Auswahl der Key Performance Indicators ein<br />
zentraler Bestandteil, um das Modell schlank<br />
und arbeitsfähig zu halten.<br />
Der Energiezwilling zieht in die Fabrik<br />
Mit der Fertigstellung der Modelle und der Zusammenführung<br />
zu einem Simulationstool bei<br />
AEE INTEC ist nun der größte Teil der Entwicklungsarbeit<br />
abgeschlossen. Im nächsten Schritt<br />
soll der Energiezwilling direkt bei AT&S ins Prozessleitsystem<br />
integriert werden. Dort wird er für<br />
mindestens anderthalb Jahre die Produktion in<br />
Echtzeit begleiten und helfen, Emissionen und<br />
Kosten zu senken. Dabei sollen auch praktische<br />
Erfahrungen mit der Handhabung gesammelt<br />
werden: Wie können die verschiedenen Abteilungen<br />
mit dem Energiezwilling interagieren?<br />
Wie gelingt es, die im Prozess gewonnene Erkenntnisse<br />
ins Modell zurückzuspeisen? Und<br />
wie gewährleistet man zugleich die bestmögliche<br />
Datensicherheit? Am Ende des Projektes<br />
soll es auch auf diese Fragen Antworten geben.<br />
Herauskommen soll ein Zwillingsmodell, das so<br />
weit standardisiert ist, dass es sich schnell auch<br />
auf neue Prozesse und Unternehmen anpassen<br />
lässt. Das ist dringend nötig, denn nur mit zugleich<br />
standardisierten und anpassungsfähigen<br />
Planungs- und Regelungsprozessen wird es möglich<br />
sein, die Industrie mit der durch Klimawandel<br />
und Energiekrise gebotenen Geschwindigkeit auf<br />
alternative Energiekonzepte umzustellen.
Photovoltaik: Ihr Beitrag<br />
zur Energiewende<br />
ohne Mehrkosten.<br />
Vorreiter:<br />
DI Christian<br />
Skilich, MBA<br />
Vorstand<br />
Lenzing AG<br />
Unser Angebot: Risikofreie<br />
Umsetzung einer umweltfreundlichen<br />
Stromerzeugung für<br />
Ihren Eigenverbrauch.<br />
Mit Photovoltaik-Großanlagen von VERBUND erzeugen Sie nicht nur eigenen<br />
erneuerbaren Strom für Ihr Unternehmen, Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag<br />
zur Energiewende. Mit dem VERBUND-Betreibermodell können Sie das ohne<br />
Investitionskosten. Wir übernehmen Planung, Errichtung sowie Betrieb. So können<br />
Sie einfach Ihre Stromkosten senken und aktiv Teil einer nachhaltigeren Zukunft sein.<br />
verbund.com/gross-pv
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S14<br />
ENERGIE<br />
Energiemärkte<br />
brauchen Krisen<br />
Am Energiekongress EPCON <strong>2023</strong> lautete das<br />
Thema: der Wandel des Energiesektors! Die<br />
zahlreichen Krisen in den letzten drei Jahren haben<br />
einiges an Veränderungspotenzialen an die Oberfläche<br />
geschwemmt – und diese sollten nun ernst<br />
genommen und vor allem umgesetzt werden. Am<br />
24. und 25. April <strong>2023</strong> traf sich die Energiebranche<br />
im Schlosspark Mauerbach, um Veränderungen und<br />
neue Ideen zu diskutieren und zu evaluieren.<br />
Weg mit dem schlechten Gewissen für den<br />
eigenen Energieverbrauch und her mit innovativen<br />
Ideen! Der Energieexperte und<br />
Visionär Timo Leukefeld zeigte genau das in seiner<br />
Keynote auf der EPCON: und zwar handfeste, umsetzbare<br />
Projekte, die den privaten Haushalten in<br />
Österreich ein Leben ermöglichen können, in dem<br />
sie sein können, wie sie sind, ohne dabei Umwelt<br />
oder Portemonnaie zu belasten. Doch wie können<br />
energieautarke Häuser kommerziell in den Markt<br />
integriert werden und wie wird der Otto-Normalverbraucher<br />
von diesem neuen Angebot überzeugt?<br />
„Motivation allein reicht nicht. Nur wenn man mit der<br />
neuen Idee wirklich begeistert, werden die Kunden<br />
und Kundinnen auch auf die Veränderung eingehen!“<br />
Ohne den Faktor der Begeisterung wird es laut Timo<br />
Leukefeld schwierig, die notwendigen Veränderungen<br />
im Energie- und Wohnbereich auch im Mainstream<br />
umzusetzen. Mit Wohnhäusern, die bis zu<br />
60% energieautark durch PV-Anlagen funktionieren,<br />
einem Monitoring-System und neuer Tarifgestaltung,<br />
wie Energieflatrates, ist der anfängliche Blick in die<br />
Zukunft für den Energiesektor überraschend positiv.<br />
Der Energielieferant und das Drogengeschäft<br />
In der Podiumsdiskussion wurde deutlich: Es wird<br />
Klartext gesprochen. Stephan Sharma (Energie<br />
Burgenland) nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die<br />
Zukunft liegt darin, dass Strom und Wärme zuhause<br />
erzeugt werden – Strom- und Gasverkauf sind tot!“<br />
Neue Geschäftsmodelle seien notwendig, um sich<br />
dem Wandel anzupassen.<br />
Die fossile Abhängigkeit wurde in der Diskussion<br />
mit einer direkten Drogensucht verglichen und<br />
als Schuldträger am Energie-Dilemma bezeichnet.<br />
Der Wechsel von der fossilen Abhängigkeit von<br />
Russland in eine technologische Abhängigkeit von<br />
China sorgt in der Diskussionsrunde für gedrückte<br />
Stimmung. Das Risiko aus Asien im Technologiesektor<br />
sorgt vor allem in der Industrie für Kopfschütteln.<br />
Als Maßnahme sei es essenziell, die Industrie wieder<br />
in den Mittelpunkt von Österreich zu stellen.<br />
Wie kann nun dieser dringende Wandel in Europa,<br />
in Österreich und vor allem in den Köpfen der Individuen<br />
gewährleistet werden?<br />
Eine Allianz von Entscheidungstragenden aus Energiesektor,<br />
Industrie und auch Politik sei notwendig.<br />
Durch starke Zusammenarbeit mit der Bevölkerung<br />
könne mit vereinten Kräften, Know-how<br />
und Kompetenzen eine Lösung gefunden werden.<br />
„Forschung und Entwicklung sind wichtig, ja – aber<br />
wir müssen in die Ausbildung unserer Jugend investieren!“,<br />
so Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß<br />
(Vorstand, Fronius).<br />
Die Zukunft ist eklektisch und nicht elektrisch<br />
Einen anderen Blickwinkel auf den Wandel des Energiesektors<br />
bot Paul Fink (ADX Energy). Er zeigte<br />
die Sicht der Öl- und Gaswelt – denn in Wahrheit<br />
seien Gas und Öl wohl doch noch länger relevant,<br />
als manch einer das möchte. Neben dem geringen<br />
Anteil erneuerbarer Alternativenergien in Österreich,<br />
sprach er von „Wasserstoff-Fantasien“ und den<br />
80er Jahren auf der Montanuni – Plastik, Öl und
Bilder (2): © imh GmbH, Interfoto<br />
Gas waren die Energiewende, nach der damals<br />
schon gesucht wurde. Alles in allem ist er dennoch<br />
davon überzeugt, dass eine Energiewende in Richtung<br />
der Klimaneutralität möglich sei – nur noch<br />
nicht so schnell. „Die nähere Zukunft ist doch noch<br />
eher eklektisch als elektrisch!“<br />
Fazit: Veränderung für die Branche ist essenziell<br />
und die Turbulenzen der kritischen Zeiten hatten<br />
auch etwas Positive: Innovationen und jede<br />
Menge neue Denkansätze. In den Köpfen der Energieexperten-<br />
und -expertinnen rattert es – auf<br />
der EPCON konnte man genau das hören.<br />
Über die Veranstaltung<br />
Der Energiekongress EPCON, veranstaltet von<br />
der imh GmbH, ist seit mehr als 25 Jahren der<br />
Branchentreffpunkt der österreichischen Energiewirtschaft.<br />
Tagesaktuell werden Herausforderungen<br />
der Energiebranche diskutiert. In diesem<br />
Jahr lauschten die über 100 Teilnehmenden der<br />
Expertise der Vortragenden und nutzten die Networking-Möglichkeiten<br />
im ansprechenden Ambiente<br />
des Schlossparks Mauerbach.<br />
EPCON <strong>2023</strong><br />
Kongresstage:<br />
24.-25.4.<strong>2023</strong><br />
Ort:<br />
Mauerbach<br />
Weitere Infos auf der<br />
Internetseite von imh:<br />
EPCON hub<br />
Nächste Ausgabe:<br />
17. – 18. April 2024
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S16<br />
ENERGIE<br />
Lösungen und<br />
Wege für die<br />
Energiewende<br />
Erneut hat sich Europas Leitmesse der Energiewirtschaft<br />
als die gefragte Plattform für die Branche präsentiert:<br />
Über 20.000 Fachbesucher*innen aus 68<br />
Nationen tauschten sich auf der E-world energy &<br />
water über Lösungen und Wege für die Energiewende<br />
aus – ein Wert mit Kurs auf das Rekordniveau von<br />
vor der Pandemie. In der Messe Essen zeigten 820<br />
Aussteller – eine neue Bestmarke – aus 27 Nationen<br />
den Entscheider*innen aus Unternehmen, Wirtschaft,<br />
Politik und Verbänden ihre Innovationen. Gleichzeitig<br />
bot das gut besuchte Vortragsprogramm mit über<br />
50 Veranstaltungen zahlreiche Gelegenheiten für<br />
Information, Networking und Diskussionen.<br />
Stefanie Hamm, Geschäftsführerin der E-<br />
world GmbH: „Wir sind glücklich und stolz,<br />
dass die E-world erneut die zentrale Plattform<br />
sein durfte, auf der die Energiewende maßgeblich<br />
gestaltet und vorangetrieben wurde. Der<br />
intensive Austausch unter den Entscheidern hat<br />
wieder für Begeisterung und wichtige Impulse<br />
gesorgt.“ Ihre Geschäftsführungskollegin Sabina<br />
Großkreuz ergänzt: „Mit einem auf 30 Prozent gestiegenen<br />
Auslandsanteil unter den Besuchern hat<br />
die E-world zudem ihre Position als Nummer 1 in Europa<br />
eindrucksvoll bestätigt. Wir freuen uns schon<br />
jetzt auf die nächste Veranstaltung im gewohnten<br />
Zeitraum vom 20. bis 22. Februar 2024.“<br />
Bestimmendes Thema an allen drei Messetagen war<br />
die Transformation hin zu Erneuerbaren Energien.<br />
Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung<br />
des BDEW Bundesverband der Energieund<br />
Wasserwirtschaft e.V., sagte im Rahmen der<br />
E-world Pressekonferenz: „Wir haben wenig Zeit<br />
bis zur Klimaneutralität. Daher diskutieren wir nicht<br />
über das Ziel, sondern über die Wege und Lösungen<br />
für Versorgungssicherheit, Digitalisierung und<br />
Energiewende.“ Genau diese Lösungen stellten<br />
Unternehmen, Start-ups, Verbände und Institutionen<br />
in insgesamt fünf Messehallen vor. Ihr breites<br />
Angebot reichte von Energieerzeugung über<br />
Transport und (dezentrale) Speicherung bis hin zu<br />
Handel, Effizienz, grünen Technologien und Energiedienstleistungen.<br />
Besonders im Fokus stand dabei der Energieträger<br />
Wasserstoff. 65 Aussteller zeigten Lösungen in<br />
diesem Bereich, zu sehen waren unter anderem<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die auch mit Wasserstoff<br />
betrieben werden können, Filtergeräte für<br />
hochreinen Wasserstoff und Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />
auf Methanol-Basis als Alternative zu<br />
Dieselgeneratoren. Erstmals gab es mit dem Ausstellungsbereich<br />
Hydrogen Solutions eine eigene<br />
Themenfläche, auf der sich über 20 Unternehmen<br />
mit ihren Wasserstoff-Lösungen präsentierten.<br />
Topp Thema Energienetze<br />
Ein weiteres großes Thema für die Gestaltung der<br />
Energiewende sind die Energienetze. Katherina<br />
Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie<br />
AG: „Die Energieversorgung muss sicher, sauber<br />
und bezahlbar werden. Der Weg dahin kann nur<br />
über den Ausbau unserer Energienetze gelingen.<br />
Die Auswirkungen des Osterpakets werden für die<br />
Verteilnetze zum ultimativen Stresstest. Damit sie<br />
diesen Test bestehen, braucht es jetzt einen Netzturbo<br />
– mit mehr Tempo, mehr Digitalisierung und<br />
mehr Investitionssicherheit.“<br />
Markus Hettig, VP Building Business DACH Schneider<br />
Electric: „Wir haben deutlich gespürt, dass<br />
die Bedeutung des Sektors Energienetze wegen<br />
der Energiewende gewachsen ist. Es sind viele<br />
spannende, innovative Ansätze zu beobachten.<br />
Schneider Electric bietet Hardware und digitale<br />
Lösungen an, die Energieversorger bei der Transformation<br />
unterstützen. Dass wir damit hier richtig<br />
sind, war schon am ersten Messetag klar: Be-
Bilder (2): © Messe Essen<br />
sonders wegen unseres Fokus auf Nachhaltigkeit<br />
ist die E-world der Ort, um uns mit Kunden aus der<br />
Energie-Branche zu vernetzen.“<br />
Vortragsprogramm mit starken Signalen<br />
Wichtige Signale vor allem in Richtung Politik und<br />
Wirtschaft gingen vom starken Konferenzprogramm<br />
der E-world aus. Bei dem Führungstreffen<br />
Energie sprachen unter anderem Klaus Müller,<br />
Präsident der Bundesnetzagentur, und RheinEnergie-Vorstand<br />
Andreas Feicht darüber, woher sichere<br />
Energie künftig kommen soll.<br />
NRWs Energie- und Klimaschutzministerin Mona<br />
Neubaur sagte im Rahmen der E-world: „Beim<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien müssen wir<br />
eine starke Dynamik entfachen. Ebenso bedarf es<br />
erheblicher Investitionen in gesicherte und perspektivisch<br />
klimaneutrale Kraftwerkskapazitäten,<br />
um den Ausstieg aus Kohleverstromung und Kernenergie<br />
abzusichern. Die E-world bringt alle Akteure<br />
zusammen und ist deshalb der perfekte Ort,<br />
um sich darüber auszutauschen.“<br />
Diesen Austausch und intensiven Dialog gestalteten<br />
Referenten und Fachbesucheren bei den vier<br />
Themenforen direkt in den Messehallen. In den gut<br />
besuchten Vorträgen und Diskussionsrunden gab es<br />
wertvollen Input zu aktuellen Themen wie Wasserstoff,<br />
Erneuerbaren Energien, Herausforderungen<br />
sowie Veränderungen in der Energiewirtschaft.<br />
E-world ist international gefragt<br />
Erneut gestiegen ist auch die Zahl der internationalen<br />
Fachbesucher*innen auf der E-world.<br />
Fast jeder dritte Gast kam aus dem Ausland.<br />
Besonders stark vertreten waren dabei Großbritannien,<br />
die Niederlande und Belgien. Großen<br />
Zuspruch gab es auch beim Tag der Konsulate,<br />
der am zweiten Messetag stattfand. Rund 50<br />
Vertreter*innen internationaler Repräsentanzen<br />
nahmen daran teil, unter anderem aus Luxemburg,<br />
Schweden, Kasachstan, China und Argentinien.<br />
Sie nutzten die Gelegenheit, sich über<br />
nachhaltige Lösungen der Energiewirtschaft zu<br />
informieren und sich direkt mit Unternehmen vor<br />
Ort zu vernetzen.<br />
E-world <strong>2023</strong>: Zahlen im Detail<br />
Die E-world wird gemeinsam von con|energy und<br />
der Messe Essen veranstaltet. Sie verzeichnete<br />
820 Aussteller aus 27 Nationen. Die Hochrechnung<br />
des letzten Messetages mit einbezogen kamen<br />
über 20.000 registrierte Fachbesucher*innen<br />
(FKM). Die umfangreichen Rahmenprogramme<br />
besuchten außerdem neben internationalen<br />
Teilnehmer*innen unter anderem Ehrengäste,<br />
Pressevertreter*innen und Influencer*innen. Der<br />
Fachbesucher*innenanteil lag bei 99 Prozent.<br />
27. Ausgabe im Jahr 2024<br />
Die nächste Ausgabe der E-world findet im Februar<br />
2024 wieder in der Messe Essen statt.<br />
E-WORLD <strong>2023</strong><br />
ENERGY & WATER<br />
Messetage: 23.-25.5.<strong>2023</strong><br />
Ort:<br />
Messe Essen<br />
Weitere Infos auf der<br />
Internetseite der Messe:<br />
www.e-world-essen.com<br />
Nächste Ausgabe:<br />
20. – 22. Februar 2024
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S18<br />
ENERGIE<br />
Erneuerbare Energien<br />
in Österreich:<br />
Topografie, Gesetze<br />
und Fortschritte<br />
Österreich hat sich zu einem Vorreiter in Sachen erneuerbare<br />
Energien entwickelt. Das Land mit seiner vielfältigen Topografie<br />
und seinen progressiven gesetzlichen Rahmenbedingungen hat<br />
es geschafft, die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern und<br />
so seinen CO2-Fußabdruck zu verringern. In diesem Blogbeitrag<br />
werden wir uns genauer mit den topographischen Gegebenheiten,<br />
den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Fortschritten<br />
Österreichs auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien befassen.<br />
Österreichs Landschaft bietet eine ideale Grundlage für<br />
die Nutzung verschiedener erneuerbarer Energiequellen.<br />
Die alpine Topografie ermöglicht den Ausbau von<br />
Wasserkraftwerken, während windige Gebiete in den Bergen<br />
und im Osten des Landes die Nutzung von Windenergie begünstigen.<br />
Zudem gibt es vielversprechende Potenziale für Photovoltaik<br />
und Biomasse. Wir werden uns die verschiedenen Energiequellen<br />
genauer ansehen und ihr Potenzial für eine nachhaltige<br />
Energieversorgung in Österreich diskutieren.<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende<br />
Rolle bei der Förderung erneuerbarer Energien. In Österreich<br />
gibt es eine Reihe von Gesetzen und Richtlinien, die den Ausbau<br />
erneuerbarer Energien unterstützen. Dazu gehören das Ökostromgesetz,<br />
das eine Einspeisevergütung für erzeugten Ökostrom vorsieht,<br />
sowie das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das den Ausbau<br />
von erneuerbaren Energien in bestimmten Sektoren fördert. Wir<br />
werden uns mit den wichtigsten Gesetzen und deren Auswirkungen<br />
auf die Entwicklung erneuerbarer Energien befassen.<br />
Fortschritte und Erfolge<br />
Österreich hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte<br />
bei der Nutzung erneuerbarer Energien erzielt. Wir werden uns<br />
einige beeindruckende Projekte wie z.B. das Donaukraftwerk<br />
Freudenau oder den Windpark Weiden ansehen, um zu zeigen,<br />
wie erneuerbare Energien erfolgreich in die Energieversorgung<br />
des Landes integriert wurden. Zudem werden wir aufzeigen, wie<br />
diese Fortschritte dazu beigetragen haben, den CO2-Ausstoß zu<br />
reduzieren und Österreich auf dem Weg zu einer nachhaltigeren<br />
Zukunft voranzubringen.<br />
Technologische Innovationen<br />
Österreich hat sich als Vorreiter bei der Entwicklung neuer Technologien<br />
im Bereich erneuerbarer Energien etabliert. Sie können<br />
über innovative Projekte und Technologien berichten, wie zum<br />
Beispiel den Einsatz von Geothermie zur Wärme- und Stromerzeugung<br />
oder den Einsatz von intelligenten Energiespeichersystemen,<br />
um die Schwankungen bei der Energieerzeugung aus<br />
erneuerbaren Quellen auszugleichen. Diese Technologien spielen<br />
eine wichtige Rolle bei der Maximierung der Effizienz und der Integration<br />
erneuerbarer Energien in das Energiesystem.<br />
Bürgerbeteiligung und dezentrale Energieerzeugung<br />
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des österreichischen<br />
Ansatzes ist die Förderung der Bürgerbeteiligung und der dezentralen<br />
Energieerzeugung. Bürgerenergiegenossenschaften<br />
ermöglichen es den Menschen, sich finanziell an erneuerbaren<br />
Energieprojekten zu beteiligen und dadurch das Bewusstsein für<br />
erneuerbare Energien zu stärken. Sie können aufzeigen, wie diese<br />
Form der Partizipation zum Ausbau erneuerbarer Energien in<br />
der Gemeinschaft beiträgt und die Akzeptanz von nachhaltigen<br />
Energieprojekten fördert.<br />
Herausforderungen und zukünftige Perspektiven<br />
Trotz der Erfolge und Fortschritte gibt es auch Herausforderungen<br />
auf dem Weg zu einer vollständig nachhaltigen Ener-
Bild: © VERBUND<br />
gieversorgung in Österreich. Dazu gehören die Integration erneuerbarer<br />
Energien in das bestehende Energiesystem, die<br />
Sicherstellung der Netzstabilität und die Überwindung von bürokratischen<br />
Hürden. Sie können auch einen Ausblick auf zukünftige<br />
Perspektiven geben, wie zum Beispiel den verstärkten<br />
Ausbau von Solarenergie und die Nutzung von Wasserstoff als<br />
Energiespeicher und alternative Energiequelle.<br />
In Österreich gibt es noch erhebliches Ausbaupotenzial für verschiedene<br />
erneuerbare Energieträger. Hier sind einige Bereiche,<br />
die besonders vielversprechend sind:<br />
1. Photovoltaik: Obwohl der Anteil der Photovoltaik an der Stromproduktion<br />
in Österreich noch relativ gering ist, gibt es ein beträchtliches<br />
Potenzial für den Ausbau von Solaranlagen. Durch die<br />
Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern von Wohngebäuden,<br />
Gewerbebetrieben und landwirtschaftlichen Gebäuden<br />
sowie auf Freiflächen kann der Anteil der Solarenergie deutlich<br />
gesteigert werden.<br />
2. Windenergie: Österreich verfügt über Gebiete mit guten windenergetischen<br />
Bedingungen, insbesondere in den alpinen Regionen<br />
und im Osten des Landes. Der Ausbau von Windparks und<br />
die Nutzung der Windenergie können dazu beitragen, den Anteil<br />
der erneuerbaren Energien weiter zu erhöhen. Allerdings gibt es<br />
auch Herausforderungen im Hinblick auf den Naturschutz und die<br />
Akzeptanz in der Bevölkerung, die bei der Standortwahl von Windenergieanlagen<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
3. Biomasse: Die Nutzung von Biomasse, einschließlich der Verwendung<br />
von landwirtschaftlichen Reststoffen und Waldholz, hat<br />
bereits einen bedeutenden Beitrag zur Energieerzeugung in Österreich<br />
geleistet. Es besteht jedoch weiterhin Potenzial für den<br />
Ausbau von Biomassekraftwerken und die Verbesserung der Effizienz<br />
bei der Nutzung von Biomasse als Wärme- und Stromquelle.<br />
4. Geothermie: Österreich hat geothermisches Potenzial, insbesondere<br />
in einigen Regionen mit vulkanischer Aktivität. Die Nutzung<br />
von geothermischer Energie zur Wärme- und Stromerzeugung<br />
kann weiterentwickelt werden, um das Ausbaupotenzial<br />
dieser erneuerbaren Energiequelle zu erschließen.<br />
5. Wasserkraft: Obwohl Österreich bereits eine große Kapazität<br />
an Wasserkraftwerken hat, besteht immer noch Potenzial für den<br />
Ausbau von kleinen Wasserkraftanlagen, insbesondere an kleineren<br />
Flüssen und Bächen. Die Modernisierung bestehender Wasserkraftwerke<br />
kann auch dazu beitragen, die Effizienz zu verbessern<br />
und die Kapazität zu erhöhen.<br />
Pumpspeicherkraftwerke<br />
Pumpspeicherkraftwerke spielen in Österreich eine bedeutende<br />
Rolle im Bereich der Energiespeicherung. Sie ermöglichen die<br />
Speicherung von überschüssiger Energie, die in Zeiten hoher<br />
Nachfrage wieder abgerufen werden kann. Hier sind einige Informationen<br />
zu Pumpspeicherkraftwerken in Österreich:<br />
1. Kapazität und Standorte: Österreich verfügt über eine beträchtliche<br />
Kapazität an Pumpspeicherkraftwerken. Derzeit sind mehrere<br />
Pumpspeicherwerke in Betrieb, darunter die Kraftwerke Reißeck II,<br />
Limberg II, Kölnbrein und Malta. Diese befinden sich größtenteils<br />
in den Alpenregionen, wo das topographische Relief ideale Bedingungen<br />
für den Bau solcher Anlagen bietet.<br />
2. Funktionsweise: Pumpspeicherkraftwerke arbeiten nach dem<br />
Prinzip der Höhenspeicherung. Bei einem Überschuss an Ener-
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S20<br />
ENERGIE<br />
gie wird Wasser aus einem tiefergelegenen Reservoir in ein<br />
höhergelegenes Becken gepumpt. Wenn zusätzliche Energie<br />
benötigt wird, wird das Wasser aus dem oberen Becken abgelassen<br />
und durch Turbinen geleitet, um Strom zu erzeugen. Das<br />
Wasser fließt dann zurück ins untere Reservoir, wo es erneut verwendet<br />
werden kann.<br />
3. Beitrag zur Energiespeicherung: Pumpspeicherkraftwerke spielen<br />
eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes<br />
und der Ausgleichung von Angebot und Nachfrage. Sie<br />
können schnell auf Schwankungen im Strombedarf reagieren und<br />
innerhalb weniger Minuten Strom ins Netz einspeisen. Dies ist besonders<br />
wichtig bei der Integration von erneuerbaren Energien,<br />
da diese aufgrund ihrer intermittierenden Natur eine zuverlässige<br />
Speicherlösung erfordern.<br />
4. Zukünftige Entwicklung: Angesichts des wachsenden Ausbaus<br />
erneuerbarer Energien und des steigenden Bedarfs an Energiespeicherung<br />
gewinnen Pumpspeicherkraftwerke weiter an Bedeutung.<br />
Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren neue<br />
Projekte geplant und realisiert werden, um die Speicherkapazität<br />
weiter zu erhöhen.<br />
Der Bau von Pumpspeicherkraftwerken ist allerdings mit einigen<br />
Herausforderungen verbunden. Dazu gehören die Verfügbarkeit<br />
geeigneter Standorte, Umweltauswirkungen sowie finanzielle und<br />
technische Aspekte. Dennoch werden Pumpspeicherkraftwerke<br />
in Österreich als wichtige Komponente für die Energiewende und<br />
die Integration erneuerbarer Energien angesehen.<br />
Umwelteinflüsse<br />
Beim Bau und Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken sind unterschiedliche<br />
Umwelteinflüsse zu beachten. Die wichtigsten Aspekte<br />
sind:<br />
1. Landschaftliche Auswirkungen: Pumpspeicherkraftwerke erfordern<br />
oft den Bau von Staudämmen und Reservoirs in hügeligen<br />
oder bergigen Regionen. Dies kann Auswirkungen auf die Landschaft<br />
haben, einschließlich der Veränderung des natürlichen<br />
Flussverlaufs, der Überflutung von Flächen und der Veränderung<br />
des Ökosystems in und um den Stausee.<br />
2. Auswirkungen auf Wasserressourcen: Der Bau eines Pumpspeicherkraftwerks<br />
kann Auswirkungen auf Wasserressourcen haben.<br />
Die Wasserentnahme aus Flüssen oder Seen für das obere Reservoir<br />
kann den Wasserhaushalt beeinflussen und Auswirkungen<br />
auf die Flora und Fauna im Gewässer haben. Es ist wichtig sicherzustellen,<br />
dass die Wasserentnahme nachhaltig erfolgt und die<br />
ökologischen Auswirkungen minimiert werden.<br />
3. Umweltauswirkungen des Bauprozesses: Der Bau von Pumpspeicherkraftwerken<br />
erfordert umfangreiche Bauarbeiten, die mit<br />
Lärm, Bodenversiegelung und der Freisetzung von Baustoffen<br />
verbunden sein können. Es ist wichtig, geeignete Maßnahmen<br />
zu ergreifen, um die Umweltauswirkungen während des Baus zu<br />
minimieren, wie beispielsweise den Einsatz von Erosionsschutzmaßnahmen<br />
und die Wiederherstellung der Baustellen nach Abschluss<br />
der Arbeiten.<br />
4. Auswirkungen auf die Fauna: Der Bau von Staudämmen und<br />
Reservoirs kann die Lebensräume von Pflanzen und Tieren beeinflussen.<br />
Dies kann zur Veränderung der lokalen Ökosysteme<br />
führen und Auswirkungen auf die Wanderwege von Fischen, die<br />
Brutgebiete von Vögeln und andere Tierarten haben. Es ist wichtig,<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf die Fauna<br />
zu minimieren, wie beispielsweise die Bereitstellung von Fischaufstiegen<br />
oder den Schutz wichtiger Lebensräume.<br />
5. Energiebedarf für den Pumpvorgang: Pumpspeicherkraftwerke<br />
benötigen Energie, um das Wasser in das obere Reservoir zu<br />
pumpen. Dieser Energiebedarf sollte bei der Betrachtung der<br />
gesamten Energiebilanz berücksichtigt werden. Es ist wichtig sicherzustellen,<br />
dass die Umweltauswirkungen der Energieerzeugung<br />
für den Pumpvorgang minimal sind, beispielsweise durch<br />
den Einsatz erneuerbarer Energien.<br />
Es ist entscheidend, dass bei Planung, Bau und Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken<br />
strenge Umweltauflagen und -vorschriften<br />
eingehalten werden, um die Umweltauswirkungen zu minimieren<br />
und den Schutz der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten.<br />
Energieproduktion in Österreich<br />
Im Jahr 2020 betrug die Gesamtproduktion von Energie in Österreich<br />
rund 65,2 Terawattstunden (TWh). Diese Gesamtproduktion<br />
umfasst sowohl erneuerbare als auch nicht-erneuerbare<br />
Energiequellen.<br />
Die Verteilung der Energieproduktion nach Quellen sieht so aus:<br />
1. Erneuerbare Energien: Erneuerbare Energien spielten eine bedeutende<br />
Rolle in der Energieproduktion Österreichs. Im Jahr<br />
2020 stammten etwa 81% der Gesamtproduktion von erneuerbaren<br />
Energien. Diese umfassen Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik,<br />
Biomasse und andere erneuerbare Quellen.<br />
2. Nicht-erneuerbare Energien: Der Anteil nicht-erneuerbarer<br />
Energien an der Gesamtproduktion lag 2020 bei etwa 19%. Diese<br />
umfassen fossile Brennstoffe wie Erdgas, Kohle und Erdöl.<br />
Position Österreichs in Europa<br />
Österreich gehört zu den Ländern Europas, die einen hohen Anteil<br />
an erneuerbaren Energien in ihrer Energieproduktion aufweisen.<br />
Die genaue Position von Österreich im Vergleich zu anderen Ländern<br />
variiert je nach Betrachtung und Messgröße.<br />
Gemessen an der Anteil der erneuerbaren Energien an der<br />
Bruttoinlandsstromerzeugung liegt Österreich in Europa oft im<br />
oberen Bereich. Laut Eurostat-Daten für das Jahr 2019 betrug<br />
der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttoinlandsstromerzeugung<br />
in Österreich etwa 74%. Dies platzierte Österreich auf<br />
dem vierten Platz in der Europäischen Union, hinter Schweden,<br />
Finnland und Lettland.<br />
In Bezug auf die gesamte Energieproduktion, einschließlich Wärme<br />
und Verkehr, hat Österreich ebenfalls einen beträchtlichen<br />
Anteil erneuerbarer Energien. Laut Daten des Internationalen<br />
Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) für das Jahr<br />
2020 betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamt-
energieversorgung Österreichs etwa 35%. Dieser Wert liegt über<br />
dem EU-Durchschnitt und zeigt das Engagement Österreichs für<br />
erneuerbare Energien. Diese Positionen können sich im Laufe<br />
der Zeit ändern, da sich die Energieproduktion und die Energiewende<br />
weiterentwickeln.<br />
Keine Kernenergie in Österreich<br />
In Österreich wird keine Kernenergie erzeugt. Das Land hat sich<br />
gegen die Nutzung der Kernenergie entschieden und im Jahr 1978<br />
per Volksabstimmung beschlossen, dass keine weiteren Kernkraftwerke<br />
in Österreich errichtet werden dürfen. Dieses Votum<br />
wurde im Jahr 1999 durch einen Parlamentsbeschluss bestätigt.<br />
Das einzige Kernkraftwerk, das in Österreich jemals gebaut<br />
wurde, war das Kernkraftwerk Zwentendorf, das jedoch nie in<br />
Betrieb genommen wurde. Obwohl das Kraftwerk 1978 fertiggestellt<br />
wurde, entschied sich die österreichische Bevölkerung<br />
gegen seine Inbetriebnahme.<br />
Österreich hat sich stattdessen auf erneuerbare Energien und<br />
andere alternative Energiequellen konzentriert, um seinen Energiebedarf<br />
zu decken. Wasserkraft, Windenergie, Photovoltaik, Biomasse<br />
und Geothermie spielen eine wichtige Rolle im Energiemix.<br />
Biogas in Österreich<br />
Die Erzeugung von Biogas in Österreich hat in den letzten Jahren<br />
zugenommen und spielt eine wichtige Rolle im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien. Biogas wird durch die anaerobe Vergärung<br />
organischer Materialien wie landwirtschaftliche Abfälle, Gülle, Bioabfälle<br />
und Energiepflanzen produziert.<br />
Die genaue Menge an erzeugtem Biogas in Österreich kann je<br />
nach Jahr und anderen Faktoren variieren. Laut den Daten des<br />
Umweltbundesamtes Österreich betrug die Biogaserzeugung im<br />
Jahr 2020 insgesamt etwa 4,6 Petajoule (PJ) oder etwa 1,28 Terawattstunden<br />
(TWh). Diese Menge an Biogas entspricht etwa 3,7%<br />
der gesamten erneuerbaren Energieproduktion in Österreich.<br />
Die Biogasproduktion wird in Österreich sowohl für die Stromerzeugung<br />
als auch für die Wärmeerzeugung genutzt. Biogasanlagen<br />
sind in verschiedenen Größen vorhanden, von kleineren<br />
Anlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zu größeren<br />
Anlagen, die Biomasse aus verschiedenen Quellen verarbeiten.<br />
Die österreichische Regierung fördert den Ausbau der Biogasproduktion<br />
und hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung<br />
von Biogas als erneuerbare Energiequelle zu unterstützen.<br />
Dazu gehören finanzielle Anreize, Förderprogramme und gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen, die den Einsatz von Biogas fördern.<br />
Die Biogasproduktion in Österreich weist zusätzliches Potenzial<br />
für Wachstum und Ausbau auf, insbesondere durch die Nutzung<br />
von neuen Technologien und die verstärkte Nutzung von organischen<br />
Abfällen als Rohstoffe für die Biogasproduktion.<br />
Österreich ist Teil des europäischen Stromverbunds und importiert<br />
bzw. exportiert daher Energie. Einige Nachbarländer wie<br />
Tschechien und Ungarn betreiben Kernkraftwerke, aber Österreich<br />
selbst hat keine Kernenergieproduktion. Österreich setzt<br />
sich dagegen aktiv für den Ausbau erneuerbarer Energien ein,<br />
um den Anteil an nicht-erneuerbaren Energien weiter zu reduzieren<br />
und die Energiewende voranzutreiben.<br />
In der nächsten Ausgabe finden Sie eine Zusammenstellung von<br />
Fördermöglichkeiten und -stellen für Erneuerbare Energien.
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S22<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
ECOMONDO <strong>2023</strong><br />
Der ökologische<br />
Wandel hat sein<br />
eigenes Ökosystem<br />
Sechs thematische Makrobereiche, ein Ökosystem<br />
für den ökologischen Wandel. Die Ecomondo, internationale<br />
Fachmesse von Italian Exhibition Group<br />
für industrielle Technologien und Dienstleistungen<br />
für die Kreislaufwirtschaft, öffnet vom 7. bis 10. November<br />
auf dem Messegelände in Rimini die Tore<br />
zu ihrer 26. Ausgabe mit einem neuen Payoff:<br />
The Ecosystem of the Ecological Transition.<br />
Von der Aufwertung von Abfällen zu Ressourcen<br />
bis hin zur Regenerierung von<br />
Böden, Agrar-, Forst- und Lebensmittelökosystemen,<br />
von der Energiegewinnung aus<br />
Biomasse bis hin zur Nutzung von Abfällen als<br />
Sekundärrohstoffe. Gesamter integrierter Wasserkreislauf<br />
und Umweltüberwachung, Schutz der<br />
Meere und der Wasserumwelt in ihrer wesentlichen<br />
Funktion für den Lebensunterhalt und wirtschaftliche<br />
Aktivitäten des Menschen: das sind die<br />
Ausstellungsthemen, mit denen IEG dem Markt die<br />
innovativsten Technologien für eine nachhaltige<br />
Wettbewerbsfähigkeit vorstellen wird. Zum ersten<br />
Mal wird Ecomondo das gesamte Messegelände<br />
von Rimini besetzen, nachdem die erneuerbaren<br />
Energien mit der K.EY im März ihren eigenständigen<br />
Platz im Kalender der Branchenmessen gefunden<br />
haben.<br />
Die Wasserversorgungskette und SAL.VE für<br />
ökologische Kommunalfahrzeuge<br />
Waste as Resource, Sites & Soil Restoration, Circular<br />
& Regenerative Bio-economy, Bio-Energy &<br />
Agroecology, Water Cycle & Blue Economy, Environmental<br />
Monitoring & Control: Das sind die das<br />
sind die Themenbereiche der Ecomondo <strong>2023</strong>.<br />
In diesem Zusammenhang sind zwei Bereiche<br />
besonders wichtig: Der dem Wasser gewidmete<br />
Bereich „Water“ und die neue Ausgabe von SAL.<br />
VE. Der erste Bereich stellt die gesamte Wasserversorgungskette<br />
vor: von der Gewinnung bis<br />
zur Rückführung und Wiederverwendung, wobei<br />
der Schwerpunkt auf der digitalen Transformationliegt,<br />
die heute ein Schlüsselelement zur Verbesserung<br />
der Wasserwirtschaft darstellt. Die<br />
wichtigsten nationalen und internationalen Versorgungsunternehmen<br />
und Berufsverbände, darunter<br />
auch Utilitalia, werden mit einer Reihe von<br />
Seminaren die Hauptakteure in diesem Bereich<br />
sein. Im alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit<br />
ANFIA organisierten Bereich SAL.VE. stellen die<br />
wichtigsten Hersteller Fahrzeuge für ökologische<br />
Abfallsammel- und Entsorgungsdienste aus und<br />
bieten Testfahrten an.<br />
Bereiche für Vorzeigeprojekte<br />
der Kreislaufwirtschaft<br />
Ecomondo wird auf der Messe drei Industriebereichen<br />
Platz einräumen, für die das Ministerium<br />
für Umwelt und Energiesicherheit (MASE) mit<br />
einem Beitrag zu 160 Projekten, die als „Vorzeigeprojekte“<br />
für die Kreislaufwirtschaft gelten,<br />
grünes Licht gegeben hat. In Rimini wird der Bereich<br />
WEEE mit besonderem Schwerpunkt auf Repowering-Technologien<br />
und neuen Anlagen für<br />
das Recycling von Elektro- und Elektronikaltge-
äten, Photovoltaikmodulen und Windturbinenflügeln<br />
eingerichtet. Beim Bereich PAPER liegt der<br />
Schwerpunkt auf Anlagen für die Sammlung, die<br />
Logistik und das Recycling von Papier und Pappe,<br />
in Zusammenarbeit mit COMIECO. Schließlich<br />
wird ein thematischer Pfad der Kunststoffproduktion<br />
gewidmet sein, mit einem Schwerpunkt auf<br />
Recyclinganlagen und Meeresmüll.<br />
Textilabfälle, Ökodesign und<br />
Nachhaltigkeit der Lieferkette<br />
Textilien wurden als eine der wichtigsten Wertschöpfungsketten<br />
identifiziert, für die die Europäische<br />
Union Maßnahmen zur Förderung von<br />
Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Rückverfolgbarkeit<br />
und Transparenz geplant hat. Die<br />
Schlüsselfaktoren sind die Anforderungen des<br />
Ökodesigns, die Regelungen zur Herstellerverantwortung<br />
und die Kennzeichnungssysteme.<br />
In Rimini wird die gesamte Versorgungskette<br />
von der Produktion bis zum Endverbraucher im<br />
Mittelpunkt stehen. Ziel aller Beteiligten ist es,<br />
Antworten auf diese Herausforderungen zu finden,<br />
über laufende Projekte zu berichten, neue<br />
Geschäftsmodelle zu fördern und den Stand der<br />
Technik der Textilabfallbewirtschaftung in italienischen<br />
Gemeinden zu zeigen. Ein Diskussionsund<br />
Ausstellungsbereich wird alle wichtigen Interessengruppen<br />
beherbergen: Abfallerzeuger,<br />
Abfallbewirtschafter, Konsortien und Verbände,<br />
Forschungs- und Entwicklungsinstitute, Textilaufbereitungs-<br />
und -verwertungsanlagen und nicht<br />
zu vergessen die Vertreter der Re-Commerce-<br />
Branche.<br />
BIO CITIES:<br />
Für eine gesunde Kreislaufwirtschaft<br />
Die Kalender von Ecomondo und K.EY haben<br />
sich getrennt, aber die intelligente Stadt, wo<br />
traditionell die erneuerbaren Energien zuhause<br />
sind, kann auch unter den Stichworten „Nachhaltigkeit“<br />
und „Gesundheit“ eingeordnet werden.<br />
Dies wird durch das Projekt „Circular and<br />
Healthy Cities“ (Kreislaufwirtschaft und gesunde<br />
Städte) ermöglicht: Es regeneriert die Stadt, begrünt<br />
sie und sorgt für eine effizientere Bewirtschaftung<br />
von Wasser, Lebensmitteln, Abwasser<br />
und Abfall.<br />
ECOMONDO und die Start-ups,<br />
Mission: Innovation<br />
Ecomondo als Inkubator und Förderer innovativer<br />
Projekte: Der Bereich für Start-up- und Scale-up-Innovationen<br />
im neuen Eingang Ost wurde<br />
erneut bestätigt und erweitert. Unternehmen und<br />
Investoren werden eine neue und breitere Platt-
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S24<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
form für den Dialog haben, um die neue Generation<br />
innovativer Unternehmen zu fördern. Im Jahr<br />
<strong>2023</strong> werden über 50 Start-ups in Rimini erwartet.<br />
IEG fördert die Initiative zusammen mit ICE Agenzia<br />
und hat als Hauptpartner ART-ER (Attrattività<br />
Ricerca Territorio, eine regionale Agentur der Emilia-Romagna)<br />
und Confindustria , zusätzlich zur Zusammenarbeit<br />
mit ANGI, um die Innovation global<br />
zu fördern.<br />
BLUE ECONOMY:<br />
Regenerative Kreislaufwirtschaft<br />
Von der Fischerei und der Aquakultur über die<br />
Erneuerung von Häfen und Küsten bis hin zu<br />
Meerwasserentsalzungstechnologien: Die blaue<br />
Wirtschaft wird alle traditionellen und neuen Wirtschaftssektoren<br />
umfassen, die mit der Aufwertung<br />
der italienischen und mediterranen Meeresressourcen<br />
verbunden sind.<br />
KONFERENZKALENDER und<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Ecomondo bietet seiner Gemeinschaft einen<br />
vollen Kalender von Kongressen und Konferenzen,<br />
die unter der Leitung des technisch-wissenschaftlichen<br />
Komitees organisiert werden. Dieses<br />
Komitee wird von Professor Fabio Fava von<br />
der Universität Bologna geleitet und arbeitet mit<br />
den wichtigsten institutionellen und technischen<br />
Partnern der Veranstaltung sowie dem internationalen<br />
Beirat zusammen, zu dem Experten der<br />
Europäischen Kommission, der OECD, der FAO,<br />
der UfM, der EUA und der ISWA gehören. Hauptthemen<br />
zur Verstärkung des Wissenstransfers in<br />
der Ecomondo-Gemeinschaft: die Prioritäten des<br />
europäischen Green Deal, die Kreislaufwirtschaft,<br />
die Sanierung von verschmutzten Gebieten und<br />
Ökosystemen, der Schutz der Böden und Meere,<br />
insbesondere des Mittelmeers. Fallstudien,<br />
öffentliche Politik, öffentliche Mittel für Unternehmen,<br />
das Citizen Engagement.<br />
Das CTS und die Interessengruppen werden in<br />
den kommenden Monaten einen Kalender erstellen,<br />
der eine noch stärkere Einbindung von Wissenschaft,<br />
Forschung, Industrie und Institutionen<br />
vorsieht, um die Teilnehmerzahlen des letzten<br />
Jahres (+15 % im Vergleich zu 2019) zu erreichen,<br />
wenn nicht sogar zu übertreffen.<br />
Die ständige Weiterentwicklung<br />
von ECOMONDO<br />
Für die Ausgabe <strong>2023</strong> beschäftigt sich Ecomondo<br />
mit Grenzthemen. Millennials und die Generation<br />
Z zeigen eine starke Sensibilität für den Umweltschutz,<br />
und die IEG-Veranstaltung ist eine Plattform<br />
für Ideen zur Gestaltung der technologischen Forschung<br />
von heute und zur Schaffung der Arbeitsplätze<br />
von morgen. Wissensaustausch, Zugang zu<br />
Aufforderungen zur Einreichung von Forschungsvorschlägen,<br />
europäische Finanzierung: Ecomondo<br />
wendet sich an die neuen Generationen , um<br />
sie in den ökologischen Wandel einzubinden.<br />
INSTITUTIONELLE PARTNER<br />
Gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt und<br />
Energiesicherheit und dem Ministerium für auswärtige<br />
Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit<br />
sowie der ICE-Agentur und unter<br />
zunehmender Beteiligung von Führungskräften<br />
der Europäischen Kommission. CONAI, Utilitalia,<br />
CIB, CIC, CONAU, Assoambiente, Cisa Ambiente,<br />
Fondazione per lo Sviluppo Sostenibile und<br />
Consiglio Nazionale della Green Economy sind<br />
institutionelle Partner der Veranstaltung, der Kyoto<br />
Club, Legambiente, Federazione ANIE, FIRE,<br />
ANFIA, ISPRA, Water Europe, ISWA, WBA.<br />
Aber es gibt auch eine neue Art des Wirtschaftens,<br />
die auf der Veranstaltung in Rimini Gehör findet<br />
und deren bewährte Praktiken in einem Bereich<br />
zusammengefasst werden, der den B-Corps und<br />
ihren regenerativen und sozial verantwortlichen<br />
Geschäftsmodellen gewidmet ist. Die Sprachen<br />
der Nachhaltigkeit und der Verantwortung in der<br />
Unternehmenskommunikation und im Journalismus<br />
sind ebenfalls Prioritäten für Ecomondo.<br />
Starkes Streben nach Internationalität<br />
Mit einem Anstieg der ausländischen Besucherzahlen<br />
um 58 Prozent im Jahr 2021 wird die Beteiligung<br />
von profilierten Veranstaltern aus dem<br />
Balkan, Nicht-EU-Europa, Nordafrika (Ägypten,<br />
Marokko, Tunesien), Senegal, Elfenbeinküste, Angola,<br />
Ghana, Ruanda, dem Nahen Osten sowie<br />
Kanada, Lateinamerika, den Vereinigten Staaten<br />
und China auch bei der nächsten Ausgabe fortgesetzt.<br />
Zweite Auflage des Africa Green Growth Forum<br />
mit Beiträgen renommierter internationaler Agenturen,<br />
zwischenstaatlicher Institutionen wie der<br />
Union für den Mittelmeerraum und der UNIDO,<br />
gemeinnütziger Organisationen wie Res4Africa,<br />
Business Council for Africa u.a., die den technologischen<br />
Rahmen und die Möglichkeiten für<br />
Wachstum und Entwicklung auf dem Kontinent<br />
vorstellen werden.
ECOMONDO <strong>2023</strong><br />
Internationale Messe<br />
26. Ausgabe<br />
Organisation:<br />
Italian Exhibition Group S.p.A.<br />
Messetage:<br />
7.-10. November <strong>2023</strong><br />
Ort:<br />
Rimini Expo Centre<br />
Weitere Infos auf der Internetseite der Messe:<br />
www.ecomondo.com<br />
sowie in den Social Media<br />
Nächste Ausgabe:<br />
November 2024
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S26<br />
<strong>UMWELT</strong><br />
Durstige<br />
Landwirtschaft<br />
Die weltweit alarmierende Grundwassererschöpfung<br />
ist in erster Linie auf Wasserentnahmen für die<br />
Bewässerung zurückzuführen, belegt eine wissenschaftliche<br />
Studie (1). Das Landwirtschaftsministerium<br />
sagt nein, der Klimawandel ist schuld. Aber deutlich<br />
abnehmend ist der Grundwasserkörper jedenfalls.<br />
Gleichzeitig soll laut UN der städtische Wasserbedarf<br />
bis 2050 um 80 % steigen.<br />
Text: Peter Baumgartner<br />
Einer, der versucht, sich einen Überblick der<br />
Wassersituation in seinem Land zu verschaffen,<br />
ist Landeshauptmann Hans Peter Doskozil<br />
vom Burgenland. Zunehmend konfrontiert mit<br />
der Problematik versiegender Seen und schwindender<br />
Grundwasserreserven macht sich Doskozil<br />
aber nicht nur darüber Gedanken, wie man dem<br />
Trend entgegen kann, sondern auch, was die Ursachen<br />
davon sind.<br />
Genau das sollte grundsätzlich die Zugangsweise<br />
jeder Problemlösung sein. Von der Warum-Phase,<br />
die schon Kleinkinder instinktiv zum Verstehen<br />
leitet, über die 5-Why-Methode in der Managementbildung,<br />
führt der wirksamste Weg zur Problemlösung.<br />
Warum bewässern wir unsere Futtermittel<br />
ausgerechnet in der Mittagshitze, wo die<br />
Verdunstung hoch ist? Warum verschwenden wir<br />
das kostbare Grundwasser für die Bewässerung<br />
von Futtermittel für den Export? Warum hat sich<br />
die Landwirtschaft in den letzten paar Jahrzehnten<br />
so gravierend geändert, dass sie zum Beispiel mit<br />
dem Düngemittel mehr Probleme schafft als löst?<br />
Doskozil hat mit seiner Fragerei realisiert, er wird<br />
sich mit den international tätigen Agrar-Multis anlegen<br />
müssen, die in seinem Land ihr Unwesen<br />
treiben und seine burgenländischen Bauern in<br />
Geiselhaft halten. Thematisiert wird öffentlich<br />
der „Patient Zero“, der Neusiedler See. Er droht<br />
auszutrocknen, wenn die Klimaprognosen eintreten<br />
und der Wasserverbrauch weiter steigt.<br />
Aber es geht um viel Geld und Macht. Es geht um<br />
ein grünes Aushängeschild für Konzerne, dass sich<br />
international gut verkaufen lässt. Schwindet die<br />
Produktionssicherheit durch Wassermangel, oder<br />
leidet die Produktqualität durch verunreinigtes<br />
Wasser, ist es mit dem „Gemüsegarten“ vorbei.<br />
Wasserknappheit ist real<br />
Die Wasserknappheit, findet aber bereits statt.<br />
Forscher der TU-Graz sagen, Europa hat ein<br />
Wasserproblem. Mittlerweile ist die Situation<br />
sogar schon prekär, meint Prof. Torsten Mayer-<br />
Gürr, der mit Satellitengeodäsie am EU-Projekt<br />
Global Gravity-based Groundwater Product (G3P)<br />
mitgearbeitet hat. Damit das Business trotzdem<br />
noch lange funktioniert, schreckt man auch nicht<br />
davor zurück, aberwitzige Projekte umzusetzen.
Grafik: © Christina Baumgartner<br />
Zum Beispiel Donauwasser von Ungarn bis ins<br />
Burgenland zu leiten. Ähnlich wie beim Marchfeldkanal,<br />
soll wieder das Donauwasser die letzte<br />
Rettung sein. Der ehemalige Präsident der Landwirtschaftskammer,<br />
Hermann Schultes, hat vor<br />
dem Hintergrund alarmierender Prognosen bereits<br />
2017 Donauwasser als Bewässerungsalternative<br />
für die Landwirtschaft benannt. Derselbe<br />
Schultes der auch versprochen hat, wenn Konsumenten<br />
billige Schnitzel wollen, wird seine<br />
Landwirtschaft das auch machen. Schultes gilt als<br />
Wegbereiter einer Präzissionslandwirtschaft und<br />
als Verfechter von „Essen auf Rädern“ (Agrosprit,<br />
Rapsdiesel). Fünfzig Kilometer lange Wasser-<br />
Ableitungen von der Donau werden derzeit als<br />
umsetzbar betrachtet und sogar Hydrologe Habersack<br />
von der BOKU in Wien nennt das realistisch<br />
– ungeachtet wissenschaftlicher Erkenntnisse,<br />
dass die Landwirtschaft neben Abwässer<br />
und Urbanisierung der größte Stressfaktor für die<br />
ökologische Funktion von Fließgewässern ist.<br />
In Niederösterreich werden bereits 100.000 ha<br />
Agrarfläche bewässert. Bald sollen es 250.000<br />
ha werden. Wasser aus der Donau soll auch das<br />
Weinbaugebiet im Traisental bewässern. Oberösterreich<br />
hat ebenfalls einen hohen Bewässerungsbedarf<br />
bei dramatisch sinkenden Grund-<br />
Grafik: © UFZ<br />
Aber das Burgenland ist nur ein Kandidat, der Begehrlichkeiten<br />
am Donauwasser angemeldet hat.
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S28<br />
<strong>UMWELT</strong><br />
wasserpegeln und das sind wiederum nur die<br />
österreichischen Begehrlichkeiten. Global gesehen<br />
haben Forschungen ergeben, dass die Bewässerung<br />
der wichtigste Eingriff des Menschen<br />
in den Wasserkreislauf ist und 70 % der Wasserentnahmen<br />
ausmacht. Gleichzeitig fehlen aber<br />
genaue Kenntnisse über die Bewässerungsmengen,<br />
die an bestimmten Orten vorkommen.<br />
Es mangelt an zuverlässigen Daten<br />
„Entscheidungen im Wasserbereich sind ohne<br />
Daten und Informationen aber kaum denkbar“,<br />
warnt die UN. Potenziell gibt es zwar wasserrelevante<br />
Daten in enormer Vielfalt und Detailreichtum,<br />
die Datenlücken von der lokalen bis zur<br />
internationalen Ebene sind jedoch ebenso groß<br />
(UN-Bericht <strong>2023</strong>).<br />
Grafiken (2): © Landwirtschaftsministerium<br />
Die Agrarindustrie hat zuerst die Bienen vergiftet<br />
und die Biodiversität zum Krüppel gespritzt.<br />
Damit wurde in der Folge der schwindende Rest<br />
des Grundwassers beeinträchtigt und jetzt fällt<br />
die Agrarlobby über das Oberflächenwasser her.<br />
Trotz alarmierender Ereignisse geht es den Schultes-Schülern<br />
weiterhin nur um die Förderquote,<br />
industrielle Tier- und Pflanzenproduktion, Export<br />
vor Nahversorgung und Marktbeherrschung statt<br />
Ernährungssicherheit. Paarige Agrarlogistik heißt,<br />
Lebensmittel und Gülle exportieren und Düngemittel<br />
importieren.<br />
Was das alles für die Wasserstraße Donau und<br />
für andere Wasserstraßen bedeutet, liegt auf der<br />
Hand: Der Kampf um die Wassermenge und die<br />
Wasserqualität ist voll entbrannt – wenn nicht bereits<br />
verloren. Wasserstraßen sind im Gegensatz<br />
zu anderen Verkehrswegen wie Autobahn oder<br />
Bahntrasse, Rohrleitungen, Luftkorridor und Seilbahn,<br />
multifunktionale Infrastrukturangebote. Auf<br />
Wasserstraßen findet Koexistenz seit jeher zwischen<br />
Gewerbe, Sport, Hobby, Freizeit – ja und<br />
auch mit der Landwirtschaft, mehr oder weniger<br />
friedlich statt.<br />
Wasserstraßen vielfach genutzt<br />
Auf Wasserstraßen frönen Surfer und Ruderer<br />
ihrem Hobby neben 3000-Tonnen-Chemiefrachter<br />
und Kreuzfahrtschiff. Gleichzeitig spielen Kinder am<br />
Ufer im Sand und Fischer warten auf ihren großen<br />
Fang. Undenkbar, dass ein Fahrradfahrer auch nur<br />
in die Nähe einer Autobahn kommt. Undenkbar,<br />
dass Kinder am Bahndamm spielen und selbst<br />
kurzzeitiges Verweilen auf einer Gasrohrleitung<br />
würde Terroralarm auslösen. Eigentlich könnte es
so bleiben, das wechselseitige Miteinander und<br />
das Respektieren von logischen Grenzen auf den<br />
Wasserstraßen. Aber die Zunahme einzelner Begehrlichkeiten,<br />
die egoistische Vorteilnahme, ja<br />
das Recht des Stärkeren, benachteiligt die Binnenschifffahrt<br />
über Gebühr und führt dazu, dass sie<br />
regelrecht auf Grund läuft.<br />
Wissenschaft warnt<br />
Wenn es wissenschaftlich hinterlegt ist, dass wir<br />
ein mehrfaches Wasserproblem haben, wenn<br />
die Wasserqualität und die Wassermenge selbst<br />
verursacht sprichwörtlich „den Bach runter geht“,<br />
dann ist es an der Zeit, das Ruder herumzureißen<br />
und einen neuen, besseren Kurs zu wählen. Das<br />
vor 50 Jahren gegründete Bundesinstitut für Gesundheitswesen<br />
(ÖBIG), heute integriert in die<br />
Gesundheit Österreich GmbH., hat 1989 (!) kritisiert,<br />
dass die quantitative und qualitative Lage<br />
im Wasserkreislauf immer stärker beeinträchtigt<br />
wird. Es ist das zeitliche Beharrungsvermögen<br />
falscher Politik, die entgegen besseren Wissens,<br />
weiter mit dem Kopf durch die Wand möchte.<br />
Dünger verursachen Probleme<br />
Die UN stellt fest: Die Grundwasserbewirtschaftung<br />
soll die Kontrolle von Ort, Menge und Qualität<br />
der Grundwasserentnahme aus Grundwasserleitern<br />
sowie deren Auswirkungen auf Ökosysteme,<br />
Oberflächengewässer und Bodensenkungen<br />
sicherstellen. Nitrate und Pestizide sind in der<br />
EU die Schadstoffe, die am häufigsten einen<br />
schlechten chemischen Zustand der Gewässer<br />
verursachen. Die Schadstoffe stammen vor allem<br />
aus der Landwirtschaft.<br />
„Wasser ist das wertvollste globale Gemeingut<br />
der Menschheit und verbindet uns alle. Deshalb<br />
muss das Wasser im Mittelpunkt der globalen<br />
politischen Agenda stehen”, sagt UN-Präsident<br />
António Guterres.<br />
Quelle:<br />
(1) Dalin, C., Wada, Y., Kastner, T. et al.<br />
Groundwater depletion embedded in international<br />
food trade. Nature 543, 700–704 (2017).<br />
https://doi.org/10.1038/nature21403
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S30<br />
GREEN LOGISTIC<br />
Resilienz ist<br />
eine große<br />
Herausforderung<br />
Die Logistik-Welt erlebt derzeit eine gravierende<br />
Transformation. Im Interview gibt VNL-Obmann Franz<br />
Staberhofer Einsichten über die Bedeutung von<br />
ethischem Wirtschaften, den BMK-Masterplan Güterverkehr<br />
2030, den Fachkräftemangel und über die<br />
Resilienz in unsicheren Zeiten.<br />
Politiker schaffen die Rahmenbedingungen<br />
unter anderem für die Wirtschaft und<br />
die Industrie. Dass diese nicht mit allem<br />
einverstanden ist, ergibt sich aus der Natur der<br />
Sache. Die Logistik wünscht sich meistens pragmatischere<br />
Zugänge zu verschiedenen Themen.<br />
VNL-Obmann Prof. Franz Staberhofer sagt, was<br />
er zu einigen logistikrelevanten Themen der heutigen<br />
Zeit denkt.<br />
Franz Staberhofer, Obmann VNL<br />
UJ: Herr Staberhofer, der VNL hat mit Complexity<br />
Science Hub Vienna, WIFO und Logistik FH Oberösterreich<br />
das neue Supply Chain Intelligence Institute<br />
Austria (ASCII) mitbegründet. Was ist die<br />
Zielvorgabe für dieses Institut und welche Vorteile<br />
können die VNL-Mitglieder bzw. die Logistik-<br />
Wirtschaft daraus ziehen?<br />
Franz Staberhofer: Globale, europäische und österreichische<br />
Produktions- und Logistiknetzwerke<br />
stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Die<br />
Krisen der letzten Jahre haben Schwachstellen<br />
in Lieferketten und Produktionsnetzwerken offengelegt,<br />
das führt zu einer Vielzahl von Fragen<br />
zur Gestaltung von nachhaltigeren, resilienteren<br />
Netzwerken. ASCII analysiert Wertschöpfungsnetzwerken,<br />
strategischen Abhängigkeiten und<br />
die Sicherstellung von Produktion und Versorgungssicherheit.<br />
Das Ziel ist, Entscheidungsträgern<br />
in Politik, Verwaltung und Wirtschaft solide<br />
Grundlagen zu liefern, um die österreichischen<br />
und europäischen Ziele einer sicheren Wertschöpfung<br />
und Klimaneutralität zu erreichen.<br />
Lieferketten proaktiv zu analysieren und daraus
die richtigen Schlüsse für die Politik, Wissenschaft<br />
und Industrie zu ziehen, wird erfolgsentscheidend<br />
für den Standort Österreich bzw. Europa<br />
sein. Ich freue mich, dass wir mit dem ASCII<br />
einen Beitrag zur nachhaltigen Absicherung von<br />
Lieferketten und Produktionsnetzwerken liefern<br />
werden. Der VNL ist das größte Netzwerk in der<br />
Logistik und Österreich, und wir werden unsere<br />
Verbindungen in die Industrie und Wirtschaft in<br />
das Supply Chain Intelligence Institut Austria einbringen.<br />
ASCII stellt Daten- und Wissensgrundlagen zur<br />
Verfügung und fungiert als erster Ansprechpartner<br />
für die Analyse, Bewertung und Ableitung<br />
von Handlungsempfehlungen für zeitkritische<br />
und komplexe Fragestellungen im Zusammenhang<br />
mit Wertschöpfungsketten. Gefördert wird<br />
das ASCII vom Bundesministerium für Arbeit und<br />
Wirtschaft sowie dem Land Oberösterreich.<br />
UJ: Das Klimaschutzministerium BMK hat jüngst<br />
den Masterplan Güterverkehr 2030 präsentiert.<br />
Wie beurteilen Sie den Inhalt dieses Plans und<br />
welche Stärken und Schwächen sehen Sie darin<br />
enthalten?<br />
Staberhofer: Es sind wenig konkrete Projekte im<br />
Masterplan Güterverkehr (MGV). Zu meiner Überraschung<br />
wird der Einzelwagenverkehr im Schienengüterverkehr<br />
wieder unterstützt. Man weiß<br />
seit vielen Jahren, dass der Einzelwagenverkehr<br />
für die Eisenbahnen nicht wirtschaftlich darstellbar<br />
ist. Warum wird wertvolles Subventionsgeld/<br />
Steuergeld vom Staat für die Unterstützung dieses<br />
unwirtschaftliches Verkehrssystems vergeudet?<br />
Dieses Geld wäre für eine Förderung von<br />
neuen, zusätzlichen Intermodalzügen, um ein<br />
breiteres Angebot am Markt zur Verfügung zu<br />
stellen, viel besser aufgehoben. Wenn der Modalsplit<br />
von 31 Prozent auf 40 Prozent gehoben<br />
werden soll, bedeutet das eine Erhöhung der<br />
Mengen um 30 Prozent.<br />
Wie sich das mit den verfügbaren Trassen, noch<br />
dazu mit der beabsichtigen Mobilitätsverlagerung<br />
im Personenverkehr von der Straße auf die<br />
Schiene ausgehen soll, ist mir nicht klar. Das Anführen<br />
von 45 Prozent Leerfahrten der österreichischen<br />
Unternehmer im Straßengüterverkehr<br />
ist inhaltlich irreführend.<br />
Wenn ein Straßentransportunternehmen im konventionellen<br />
Verkehr diesen Prozentsatz an Leerfahrtkilometer,<br />
und nur die sind relevant, haben<br />
würde, könnte dieser nicht überleben. Derartige<br />
Aussagen sind zu unterlassen, weil damit einfach<br />
eine völlig falsche Erwartungshaltung erzeugt<br />
wird. Leerfahrtkilometer plus 10 Prozent von der<br />
Gesamtleistung kann sich kein Transporteuer<br />
leisten, gute Unternehmen agieren deutlich unter<br />
10 Prozent. Thema E-Mobilität: Folgende Widersprüche<br />
bzw. ungelöste Probleme sehe ich hier:<br />
Ein E-Lkw kostet heute mindestens den doppelten<br />
Preis wie ein herkömmlicher Verbrenner. Die<br />
AfA ist im KM-Peis (Fernverkehr) heute rund 30<br />
Prozent. Verdoppelt sich der Kaufpreis des Lkw<br />
erhöht das den KM-Preis um 30 Prozent gegenüber<br />
einer KM-Kalkulation auf Basis Verbrenner.<br />
Kein Verlader bezahlt das aus Idealismus.
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S32<br />
GREEN LOGISTIC<br />
Da sind sehr gut durchdachte Förderkonzepte<br />
notwendig, um die Umstellung auch wirklich umsetzen<br />
zu können. Die Flotten werden auch nicht<br />
mit einem Schlag von Verbrenner auf E-Antrieb<br />
umgestellt, in der Übergangsphase hat der E-Antrieb<br />
in einer korrekten Kalkulation keine Chance<br />
gegen den alten Verbrenner.<br />
Die Entkopplung der Transportmengen vom Wirtschaftswachstum<br />
ist absolut notwendig. Das Pushen<br />
der Kreislaufwirtschaft mit Wiederverwendung<br />
von Rohstoffen, Pfandsystemen, etc. wird<br />
aber die Volumina nicht reduzieren. Auf Seite 128<br />
wird eine Mautreduktion für emissionsfreie Nutzfahrzeuge<br />
angeboten. Das halte ich für plakativ<br />
aber nicht zielführend. Es wird auf Knopfdruck<br />
keine reinen emissionsfreien Fuhrparks geben.<br />
Der Unternehmer kann aber nicht 100 Prozent<br />
auf emissionsfrei disponieren. Ich würde das Geld<br />
eher in die Finanzierung des Fuhrparks leiten, da<br />
wird es dringender benötigt.<br />
UJ: Österreich findet sich im Logistik-Report der<br />
Weltbank auf Platz 7 unter 139 Staaten. Kann man<br />
darin erkennen, dass Österreichs Transportwirtschaft<br />
gut arbeitet oder sehen Sie Nachholbedarf?<br />
Staberhofer: Bei aller Wertschätzung sind solche<br />
Rankings immer wieder zu hinterfragen und kritisch<br />
zu sehen. Vor einigen Jahren (2014) lagen<br />
wir auf dem 22. Rang und jetzt laut Report auf<br />
Rang sieben. Haben wir uns hier wirklich um so<br />
viele Plätze verbessert, oder waren wir 2014 nicht<br />
vielleicht besser?<br />
UJ: Die Welt erlebt derzeit massive und geopolitische<br />
Veränderungen. Wie soll sich der Logistik-<br />
Sektor auf diesen Wandel einstellen? Muss Logistik<br />
künftig neu organisiert werden?<br />
Staberhofer: Resilient zu sein, ist das Credo. Dabei<br />
kann schon helfen, mehr in vorausschauende<br />
Planung zu investieren und 100%-ige Abhängigkeiten<br />
zu reduzieren. Ich bin davon überzeugt,<br />
dass in Zukunft Kooperationen zwischen den<br />
Unternehmen an Bedeutung gewinnen wird. Auch<br />
wenn es idealistisch klingen mag, aber ein ethisches<br />
Verhalten wird wichtiger werden, wenn man<br />
Zusammenarbeit ernst meint. Das adressiert an<br />
rein machtzentrierte Unternehmen wie die OEM,<br />
die mit ihrem Verhalten gegen die Nachhaltigkeit<br />
in allen Dimensionen wirken.<br />
UJ: Wie sieht Ihrer Einschätzung nach die Zukunft<br />
der Logistik aus?<br />
Staberhofer: Seit der Jahrtausendwende hat die<br />
Logistik viele Krisen bewältigt. Die Logistik hat in<br />
allen Phasen die Versorgungssicherheit aufrechterhalten<br />
und Chaos vermieden. Jetzt geht es darum<br />
zukünftiges Chaos zu vermeiden. Hier hat die<br />
Logistik die Pflicht und Chance, sich mit Volkswirtschaft<br />
und Betriebswirtschaft zu verlinken, um<br />
rechtzeitig auf drohende Lieferkettenprobleme<br />
reagieren zu können.<br />
UJ: Ist mit Automatisierung, Robotik, ChatGPT<br />
oder künstliche Intelligenz KI in Zukunft noch<br />
mehr möglich oder klingt dabei auch viel Zukunftsmusik<br />
mit?<br />
Staberhofer: Der Arbeitskräftemangel wird den<br />
Bedarf an Logistik-Lösungen Automatisierung<br />
und amortisierbare Digitalisierung weiter verstärken.<br />
Man muss Arbeit dort, wo es möglich ist,<br />
durch Technologie aus dem System nehmen. Und<br />
man muss sich überlegen, wo man arbeitsintensive<br />
Lieferketten eliminieren kann. Dabei werden<br />
neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Möglichkeiten<br />
der KI sind heute vielfach erst im Ansatz<br />
erkennbar. Mit Blickrichtung Arbeitskräftemangel<br />
wird der Einsatz von KI unabdingbar sein und<br />
weitere an Bedeutung gewinnen.<br />
UJ: Wie verändert sich Logistik, wenn der Fachkräftemangel<br />
weiterhin ein schlagendes Thema<br />
bleibt?<br />
Staberhofer: Das ist eine Frage nicht nur für<br />
Logistik. Es ist eine Tatsache, dass die notwendigen<br />
Arbeitskräfte für die geplanten Umsatzsteigerungen<br />
der Unternehmen nicht vorhanden<br />
sein werden. Dem entsprechend müssen Wertschöpfungsketten<br />
neugestaltet werden; und u.a.<br />
einzelne Elemente des Netzwerks in Regionen zu<br />
verlagern, in denen noch ausreichend Arbeitskräfte<br />
existieren. Neben der verstärkten Automatisierung<br />
gilt es vor allem intelligente Lösungen<br />
für hybrides Arbeiten bzw. neue Arbeitszeitmodelle<br />
zu entwickeln, um als Arbeitgeber attraktiv<br />
zu werden bzw. zu bleiben. Und man muss sich<br />
der Tatsache stellen: Weiteres Wachstum nur<br />
mit mehr Strom für das gleiche Tun zu erreichen<br />
wird zu keiner CO2 Reduktion führen und noch<br />
weniger zu Nachhaltigkeit. Da kann SCM neue<br />
Geschäftsmodelle und echte Kreislaufwirtschaft<br />
unterstützten und der notwendigen Veränderungen<br />
Vorschub geben.<br />
UJ: Der VNL hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums<br />
BMK einen online-Reifegrad-Check<br />
zum Auffinden von Risiken und Störungen in Lieferketten<br />
entwickelt. Welche Ergebnisse liefert<br />
ein solcher Check?
Staberhofer: Klein- und Mittelbetriebe verfügen<br />
oftmals nicht über die notwendigen Ressourcen,<br />
um die Risiken in den Lieferketten systematisch<br />
zu analysieren und vorsorglich geeignete Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen. Ihnen soll der neu<br />
entwickelte Reifegrad-Check eine erste Hilfestellung<br />
sein. Das intuitive Werkzeug steht interessierten<br />
KMU ab sofort unter: https://scrm-kmu.vnl.<br />
at/ kostenfrei zur Verfügung. Mit dem Reifegrad-<br />
Check sowie einem passenden Leitfaden können<br />
sich Unternehmen rasch einen ersten Überblick<br />
über Risiken und möglichen Störungen in ihren<br />
Lieferketten verschaffen. Wir haben nach einer<br />
rund einjährigen Entwicklungszeit damit ein Online-tool<br />
geschaffen, dass auch zur Steigerung<br />
des Risikobewusstseins der heimischen Betriebe<br />
beitragen soll.<br />
UJ: Österreich will bis 2040 klimaneutral sein.<br />
Ist das ob der gegenwärtigen Veränderungen<br />
in Ökonomie und Ökologie dieser Zeithorizont<br />
vernünftig?<br />
Staberhofer: „An den Scheidewegen des Lebens<br />
stehen keine Wegweiser“, meinte einst<br />
Charlie Chaplin. Für die Wirtschaft multiplizieren<br />
sich diese derzeit zu enormen Herausforderungen.<br />
Es werden durch Verordnungen zwingende<br />
Wegweiser aufgestellt, ohne für die damit vorgegebenen<br />
Pfade begehbare Wege zu schaffen.<br />
Gleichzeitig rütteln die Realitäten heftig an den<br />
Wegweisern. Das Ziel CO2-Null ist und bleibt zugleich<br />
Ziel und Narrativ. Auch wenn festgestellt<br />
wurde, dass die derzeitigen Wegweiser nicht zum<br />
Ziel führen, werden diese nicht neu ausgerichtet,<br />
sondern es wird Frame-Setting betrieben. Maßnahmen,<br />
die viel mehr (grünen) Strom brauchen,<br />
werden forciert, e-Fuels werden als realistische<br />
Lösungen argumentiert, jede pilotierte Wasserstoffinitiative<br />
bereits als fertige Lösung gefeiert,<br />
Digitalisierung zum Prinzip erhoben, der Rohstoffbedarf<br />
für den Green Deal nicht offen ausgesprochen.<br />
Zu Ende gedacht bedeutet das, dass sich der<br />
notwendige Energiebedarf verdoppeln würde.<br />
Dieses Faktum wird ignoriert oder durch das Narrativ<br />
„grüne Energie wird’s machen“ argumentativ<br />
gelöst. Die EU stellt mit dem Green Deal sein<br />
europazentriertes Ziel der CO₂-Reduktion auf<br />
Null in den Mittelpunkt - ohne Beachtung der<br />
dadurch negativ induzierten Nachhaltigkeitswirkungen<br />
in anderen Regionen, gestützt durch das<br />
kommende Lieferkettengesetz. Das ist jedenfalls<br />
ein Widerspruch zu den physischen und auch<br />
politischen Realitäten. Da braucht es vorausschauenden<br />
Realismus, die passenden Rahmenbedingungen<br />
und dazu konsequentes Handeln,<br />
um nicht eine Hyperdynamik in die Wertschöpfungsketten<br />
und Märkte zu bringen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!
<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S34<br />
AUSBILDUNG<br />
Seminare, Prüfungen & Ausbildungen<br />
<strong>2023</strong> TITEL ORT* ANBIETER<br />
Anmeldungen<br />
möglich<br />
Fachhochschul-Bachelorstudiengang<br />
Energie- und Umweltmanagement<br />
Pinkafeld<br />
FH Burgenland<br />
Anmeldung<br />
möglich<br />
Fachhochschul-Bachelorstudiengang<br />
Gebäudetechnik und Gebäudeautomation<br />
Pinkafeld<br />
FH Burgenland<br />
02.10.<strong>2023</strong> –<br />
29.01.2024<br />
Ausbildung zum Umweltmanagementbeauftragten<br />
nach ISO 14001 und EMAS<br />
Linz<br />
WIFI Oberösterreich<br />
21.02. – 23.02.2024<br />
Umweltmanagementbeauftragte/-r (UMB) -<br />
Modul 1: Management der Führungsprozesse<br />
Wien<br />
WIFI Wien<br />
11.09. – 12.09. Nachhaltigkeit im Wohnbau Wien imh<br />
18.09. – 19.09. Sustainable Finance Wien imh<br />
16.10. – 17.10. ESG in der Bauwirtschaft Wien imh<br />
24.10. – 25.10. Crashkurs Energiewirtschaft Wien imh<br />
06.11. – 09.11. Zertifikats-Lehrgang Nachhaltigkeitsmanager:in für Unternehmen Wien imh<br />
14.11. – 15.11. Energietage: Netze der Zukunft<br />
Wien<br />
online<br />
imh<br />
* andere Termine und/oder Orte verfügbar. Im E-Paper/PDF klicken Sie für weitere Informationen einfach auf die Ausbildung oder den Veranstalter.<br />
Anbieterverzeichnis<br />
Ausbildung<br />
Kongresse, Seminare<br />
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Ausbildung
Plastikfresser und<br />
Turbobäume<br />
Wie wir das Klima retten, den Müll aus dem Meer<br />
holen und den ganzen Rest auch noch glänzend<br />
hinbekommen.<br />
Autorin: Dr. Tara Shirvani<br />
FACTBOX<br />
Michael Kaeding, Johannes Pollak, Paul Schmidt<br />
(Editors)<br />
Climate Change and the Future of Democracy<br />
Verlag: Springer - 175 Seiten<br />
28. März <strong>2023</strong> (eBook) - 12. April 2024 (Buch)<br />
€ 76,99 (A, D)<br />
ISBN-13: 978-3-031-23330-2<br />
Auch als eBook erhältlich (€ 58,84)<br />
ISBN-13: 978-3-031-23328-9<br />
Plastikfresser und Turbobäume<br />
Bäume, die zehn Mal mehr CO 2 binden als<br />
die bisher bekannten oder Bakterien, die das<br />
im Meer treibende Plastik einfach auffressen:<br />
Die Synthetische Biologie ist eine der großen<br />
Chancen zur Rettung der Welt. Spannend und<br />
leicht verständlich porträtiert Tara Shirvani<br />
diese junge wissenschaftliche Disziplin, die<br />
unser aller Leben gerade grundlegend verändert.<br />
Dabei zeigt sie, welchen Nutzen wir alle<br />
jetzt schon daraus ziehen können.<br />
Dr. Tara Shirvani, geboren 1986 in Wien, studierte<br />
in Cambridge und Oxford. Als Expertin für Nachhaltigkeit,<br />
Innovation und Klimapolitik berät sie<br />
Unternehmen, Regierungen und institutionelle<br />
Anleger in den Bereichen nachhaltiges Investieren,<br />
ESG und Green Finance. Sie ist Mitbegründerin<br />
der Climate Crisis Advisory Group<br />
und einer der Forbes 30 under 30 und publiziert<br />
nebenbei an der Universität Oxford zum Thema<br />
Synthetische Biologie und Klimawandel.<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Peter Nestler, Markus Jaklitsch<br />
Herausgeber: Peter Nestler<br />
Redaktion: Peter Nestler, Mag. Manfred Kainz<br />
Grafik: nes2web<br />
Rudolf-Kassner-Gasse 3, 1190 Wien, Austria<br />
E-Mail: redaktion@umwelt-journal.at<br />
https://umwelt-journal.at<br />
Das <strong>UMWELT</strong> <strong>JOURNAL</strong> erscheint 6 x jährlich.<br />
Zusätzlich: E-Paper, Website, Newsletter, Sonderpublikationen<br />
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Nächste Ausgabe: August <strong>2023</strong>