UMWELT JOURNAL 2023-3
UMWELT JOURNAL Nr. 3/2023 mit den Themen: COVER: Der Energiezwilling - Themen: Biodiversität als Managementthema, EPCON 2023 Nachbericht, E-World energy & water Nachbericht, ECOMONDO 2023 Ausblick, Erneuerbare Energien in Österreich, Durstige Landwirtschaft, Resilienz in der Logistik; Buch: Plastikfresser und Turbobäume; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
UMWELT JOURNAL Nr. 3/2023 mit den Themen:
COVER: Der Energiezwilling - Themen: Biodiversität als Managementthema, EPCON 2023 Nachbericht, E-World energy & water Nachbericht, ECOMONDO 2023 Ausblick, Erneuerbare Energien in Österreich, Durstige Landwirtschaft, Resilienz in der Logistik; Buch: Plastikfresser und Turbobäume; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
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<strong>UMWELT</strong>journal 3/<strong>2023</strong> | S32<br />
GREEN LOGISTIC<br />
Da sind sehr gut durchdachte Förderkonzepte<br />
notwendig, um die Umstellung auch wirklich umsetzen<br />
zu können. Die Flotten werden auch nicht<br />
mit einem Schlag von Verbrenner auf E-Antrieb<br />
umgestellt, in der Übergangsphase hat der E-Antrieb<br />
in einer korrekten Kalkulation keine Chance<br />
gegen den alten Verbrenner.<br />
Die Entkopplung der Transportmengen vom Wirtschaftswachstum<br />
ist absolut notwendig. Das Pushen<br />
der Kreislaufwirtschaft mit Wiederverwendung<br />
von Rohstoffen, Pfandsystemen, etc. wird<br />
aber die Volumina nicht reduzieren. Auf Seite 128<br />
wird eine Mautreduktion für emissionsfreie Nutzfahrzeuge<br />
angeboten. Das halte ich für plakativ<br />
aber nicht zielführend. Es wird auf Knopfdruck<br />
keine reinen emissionsfreien Fuhrparks geben.<br />
Der Unternehmer kann aber nicht 100 Prozent<br />
auf emissionsfrei disponieren. Ich würde das Geld<br />
eher in die Finanzierung des Fuhrparks leiten, da<br />
wird es dringender benötigt.<br />
UJ: Österreich findet sich im Logistik-Report der<br />
Weltbank auf Platz 7 unter 139 Staaten. Kann man<br />
darin erkennen, dass Österreichs Transportwirtschaft<br />
gut arbeitet oder sehen Sie Nachholbedarf?<br />
Staberhofer: Bei aller Wertschätzung sind solche<br />
Rankings immer wieder zu hinterfragen und kritisch<br />
zu sehen. Vor einigen Jahren (2014) lagen<br />
wir auf dem 22. Rang und jetzt laut Report auf<br />
Rang sieben. Haben wir uns hier wirklich um so<br />
viele Plätze verbessert, oder waren wir 2014 nicht<br />
vielleicht besser?<br />
UJ: Die Welt erlebt derzeit massive und geopolitische<br />
Veränderungen. Wie soll sich der Logistik-<br />
Sektor auf diesen Wandel einstellen? Muss Logistik<br />
künftig neu organisiert werden?<br />
Staberhofer: Resilient zu sein, ist das Credo. Dabei<br />
kann schon helfen, mehr in vorausschauende<br />
Planung zu investieren und 100%-ige Abhängigkeiten<br />
zu reduzieren. Ich bin davon überzeugt,<br />
dass in Zukunft Kooperationen zwischen den<br />
Unternehmen an Bedeutung gewinnen wird. Auch<br />
wenn es idealistisch klingen mag, aber ein ethisches<br />
Verhalten wird wichtiger werden, wenn man<br />
Zusammenarbeit ernst meint. Das adressiert an<br />
rein machtzentrierte Unternehmen wie die OEM,<br />
die mit ihrem Verhalten gegen die Nachhaltigkeit<br />
in allen Dimensionen wirken.<br />
UJ: Wie sieht Ihrer Einschätzung nach die Zukunft<br />
der Logistik aus?<br />
Staberhofer: Seit der Jahrtausendwende hat die<br />
Logistik viele Krisen bewältigt. Die Logistik hat in<br />
allen Phasen die Versorgungssicherheit aufrechterhalten<br />
und Chaos vermieden. Jetzt geht es darum<br />
zukünftiges Chaos zu vermeiden. Hier hat die<br />
Logistik die Pflicht und Chance, sich mit Volkswirtschaft<br />
und Betriebswirtschaft zu verlinken, um<br />
rechtzeitig auf drohende Lieferkettenprobleme<br />
reagieren zu können.<br />
UJ: Ist mit Automatisierung, Robotik, ChatGPT<br />
oder künstliche Intelligenz KI in Zukunft noch<br />
mehr möglich oder klingt dabei auch viel Zukunftsmusik<br />
mit?<br />
Staberhofer: Der Arbeitskräftemangel wird den<br />
Bedarf an Logistik-Lösungen Automatisierung<br />
und amortisierbare Digitalisierung weiter verstärken.<br />
Man muss Arbeit dort, wo es möglich ist,<br />
durch Technologie aus dem System nehmen. Und<br />
man muss sich überlegen, wo man arbeitsintensive<br />
Lieferketten eliminieren kann. Dabei werden<br />
neue Geschäftsmodelle entstehen. Die Möglichkeiten<br />
der KI sind heute vielfach erst im Ansatz<br />
erkennbar. Mit Blickrichtung Arbeitskräftemangel<br />
wird der Einsatz von KI unabdingbar sein und<br />
weitere an Bedeutung gewinnen.<br />
UJ: Wie verändert sich Logistik, wenn der Fachkräftemangel<br />
weiterhin ein schlagendes Thema<br />
bleibt?<br />
Staberhofer: Das ist eine Frage nicht nur für<br />
Logistik. Es ist eine Tatsache, dass die notwendigen<br />
Arbeitskräfte für die geplanten Umsatzsteigerungen<br />
der Unternehmen nicht vorhanden<br />
sein werden. Dem entsprechend müssen Wertschöpfungsketten<br />
neugestaltet werden; und u.a.<br />
einzelne Elemente des Netzwerks in Regionen zu<br />
verlagern, in denen noch ausreichend Arbeitskräfte<br />
existieren. Neben der verstärkten Automatisierung<br />
gilt es vor allem intelligente Lösungen<br />
für hybrides Arbeiten bzw. neue Arbeitszeitmodelle<br />
zu entwickeln, um als Arbeitgeber attraktiv<br />
zu werden bzw. zu bleiben. Und man muss sich<br />
der Tatsache stellen: Weiteres Wachstum nur<br />
mit mehr Strom für das gleiche Tun zu erreichen<br />
wird zu keiner CO2 Reduktion führen und noch<br />
weniger zu Nachhaltigkeit. Da kann SCM neue<br />
Geschäftsmodelle und echte Kreislaufwirtschaft<br />
unterstützten und der notwendigen Veränderungen<br />
Vorschub geben.<br />
UJ: Der VNL hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums<br />
BMK einen online-Reifegrad-Check<br />
zum Auffinden von Risiken und Störungen in Lieferketten<br />
entwickelt. Welche Ergebnisse liefert<br />
ein solcher Check?