wir18-2

willi und wanda 11
Wanda: Juhu, der Frühling ist da! Willi, alter Storch, wie geht es dir? Wir haben uns
ja lange nicht gesehen.
Willi: Da hast du wohl recht. Mir geht es gut hier oben, wir brüten und warten auf
unseren Nachwuchs. Beinahe hätte man uns gestört, wegen eines Blitzableiters. Stell
dir das mal vor, jetzt, wo unsere Zeit im Nest ist, da kommen die Menschen und
wollen so einen Draht erneuern. Aber sie haben sich noch rechtzeitig dazu entschlossen
zu warten, bis unsere Jungen da sind.
Wanda: Das ist gut. Bin schon gespannt, wie viele Jungstörche ihr
dieses Jahr zum Flattern bringt.
Ostern war ja in diesem Jahr auch nicht so feierlich wie sonst. Die
Osternacht musste leider ausfallen wegen eines Gerüstes in der „Alten
Kirche“, und am Ostermontag zum Familiengottesdienst in der
„Neuen Kirche“ waren nur ca. 30 Erwachsene und eine Hand voll Kinder da.
Willi: Ja, das war sehr schade. Irgendwie ist das Osterfest diesmal auch an mir vorbeigezogen.
Aber ich habe gesehen, dass bei dem Vortrag von Herrn Gysi so viele
gekommen sind, dass der Platz in der Kirche nicht ausreichte.
Wanda: Mehr als zu Weihnachten! Das kann man sich kaum vorstellen. Als ich mir
neulich oben zwischen den vielen Rohren dieser komischen Luftheizung ein Plätzchen
zum Schlafen suchte, habe ich den Vortrag über das „Pilgern“ gehört. Sehr
interessant, aber mit zwei Zuhörern leider nicht so besucht wie gewünscht.
Willi: Ach ja, die Leute haben wohl keine Zeit mehr für die Kirche…
Wanda: Diskutiert wird darüber ja viel, das höre ich immer, wenn ich oben auf der
alten Empore in meiner Ecke liege.
Willi: Nur reden reicht aber nicht, mein Freund. Kirche muss mit Leben gefüllt sein.
Die Leute brauchen Angebote, damit sie sich treffen können und es ein schönes
Miteinander ist. Nur die schönen alten Fresken reichen dafür nicht aus. Aber jetzt
muss ich mich kümmern, die Jungen sind geschlüpft.
Wanda: Super, Glückwunsch! Wie viele sind es denn?
Willi: Das verrate ich noch nicht. Lass dich überraschen!
Du siehst es ja, sobald sie stehen und über den Nestrand
gucken können. Bis bald!
Ralf Leopold