Blickpunkt / Marktplatz - AEM-Media Center
Blickpunkt / Marktplatz - AEM-Media Center
Blickpunkt / Marktplatz - AEM-Media Center
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Blickpunkt</strong> / Recht<br />
Schenken und Vererben mit Sinn und Verstand<br />
von Jörg-Christian Linkenbach, Rechtsanwalt und Notar,<br />
Fachanwalt für Erbrecht und Steuerrecht, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Bielefeld<br />
Folge 70: Muster einer Vorsorgevollmacht – Teil 1<br />
In der letzten Folge hatte ich die Errichtung einer<br />
notariellen Vorsorgevollmacht empfohlen und darauf<br />
hingewiesen, dass das ein Akt der Selbstbestimmung<br />
und gleichzeitig der sicherste Weg sei, im<br />
Falle eigener Handlungsunfähigkeit die gerichtliche<br />
Bestellung eines Betreuers zu vermeiden.<br />
Ich möchte Ihnen jetzt und auch in den nächsten<br />
Folgen ein Muster einer solchen Vollmacht vorstellen,<br />
welches ich seit Mai 2012 in meinem Notariat<br />
verwende. Es entspricht der aktuellen Rechtslage,<br />
insbesondere dem Betreuungsrechtsänderungsgesetz<br />
(„Patientenverfügungsgesetz“), welches am<br />
01.09.2009 in Kraft getreten ist. Zugegebenermaßen<br />
sind zahlreiche Muster derartiger Vollmachten<br />
im Umlauf, so beispielsweise Muster des Justizministeriums,<br />
diverser Krankenhäuser, der<br />
Verbraucherberatung etc.. Diese Muster sind inhaltlich<br />
relativ ähnlich, in einzelnen Passagen sogar<br />
wortgleich. Auch ich möchte nicht für mich in Anspruch<br />
nehmen, ich hätte „das Rad neu erfunden“.<br />
Mein Muster basiert u.a. auf den Empfehlungen des<br />
Notarkollegen Dr. Thomas Renner, Erfurt, der auch<br />
in den gesetzgebenden Ausschüssen des Betreuungsrechtsänderungsgesetzes<br />
maßgeblich mitgewirkt<br />
hat.<br />
Zugegebenermaßen sind manche Mandanten von<br />
dem äußeren Umfang des Vollmachttextes zunächst<br />
einmal „erschlagen“. Der Umfang ergibt sich u.a.<br />
dadurch, dass ich quasi die „Bedienungsanleitung“,<br />
also zahlreiche Erläuterungen von Anfang an mit in<br />
den Text der Vollmacht aufgenommen habe. Nur so<br />
scheint es mir möglich, dass sowohl die Vollmachtgeber<br />
als auch die Bevollmächtigten bei der praktischen<br />
Nutzung der Vollmacht und der Patientenverfügung<br />
auch Jahre nach der Beurkundung noch<br />
wissen, was die Vollmacht im Einzelnen beinhalten<br />
soll.<br />
Für Änderungs- und Ergänzungsvorschläge bin ich<br />
selbstverständlich dankbar und würde mich über<br />
Anregungen auf dem Postweg oder über E-Mail<br />
kanzlei@linkenbach.com freuen.<br />
Jetzt aber zum Mustertext, der selbstverständlich in<br />
allen Punkten geändert und ergänzt werden kann,<br />
sodass daraus für den jeweiligen Vollmachtgeber<br />
ein regelrechter „Maßanzug“ wird:<br />
V e r h a n d e l t<br />
zu Bielefeld, am 03. Dezember 2012<br />
Vor mir, dem unterzeichneten Notar<br />
Jörg-Christian Linkenbach<br />
im Bezirk des Oberlandesgerichts zu Hamm<br />
mit dem Amtssitz zu Bielefeld,<br />
erschienen heute:<br />
1. Herr Gerhard Mustermann,<br />
geb. am 13.07.1949 in Münster,<br />
wohnhaft Lange Str. 122, 33604 Bielefeld,<br />
2. dessen Ehefrau,<br />
Frau Anneliese Mustermann, geb. Lustig,<br />
geb. am 01.02.1950 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Lange Str. 122, 33604 Bielefeld.<br />
Die Erschienenen wiesen sich dem Notar aus durch<br />
BS - 4<br />
Vorlage ihrer Bundespersonalausweise.<br />
Die Erschienenen verneinten die Frage nach einer<br />
Vorbefassung im Sinne von § 3 Abs. 1 Ziffer 7<br />
BeurkG und baten um die Beurkundung der nachfolgenden<br />
Generalvollmachten und Altersvorsorgevollmachten<br />
und erklären:<br />
I.<br />
Vorbemerkung<br />
Wir möchten unsere Lebensverhältnisse im Alter<br />
und bei Krankheit selbstbestimmt und würdevoll<br />
gestalten. Wir möchten in jedem Fall ein gerichtliches<br />
Betreuungsverfahren vermeiden und wollen<br />
bereits heute festlegen, wer gegebenenfalls notwendige<br />
Entscheidungen in unserem Namen treffen<br />
darf. Soweit das mit unserem Gesundheitszustand<br />
vereinbar ist, wünschen wir eine Betreuung und<br />
Versorgung in unserer eigenen Wohnung. Sollte der<br />
medizinische Zustand aussichtslos sein, so wünschen<br />
wir keine endlose Apparatemedizin. In diesem<br />
Fall soll die von uns benannte Vertrauensperson<br />
dazu berechtigt sein, den Abbruch der medizinischen<br />
Behandlung anzuordnen und uns so ein<br />
würdevolles Sterben zu ermöglichen. Vor diesem<br />
Hintergrund erteilen wir die nachfolgenden Generalvollmachten<br />
und Altersvorsorgevollmachten. Sollte<br />
ausnahmsweise dennoch ein Betreuer bestellt werden,<br />
so soll auch dieser an die nachfolgenden Anordnungen<br />
gebunden sein.<br />
II.<br />
Bevollmächtigung<br />
Ich, der Erschienene zu 1, Gerhard Mustermann,<br />
bevollmächtige hiermit<br />
meine Ehefrau, die Erschienene zu 2,<br />
Frau Anneliese Mustermann, geb. Lustig,<br />
geb. am 01.02.1950 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Lange Str. 122, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
sowie meinen Sohn,<br />
Herrn Uwe Mustermann,<br />
geb. am 15.10.1970 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Breite Str. 6, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
sowie meine Tochter,<br />
Frau Bärbel Honig, geb. Mustermann,<br />
geb. am 09.04.1973 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Schmale Str. 10, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
und zwar jeden für sich alleine,<br />
mich in allen gesetzlich zulässigen Fällen gerichtlich<br />
und außergerichtlich zu vertreten.<br />
Ich, die Erschienene zu 2, Anneliese Mustermann,<br />
geb. Lustig, bevollmächtige hiermit<br />
meinen Ehemann, den Erschienenen zu 1,<br />
Herrn Gerhard Mustermann,<br />
geb. am 13.07.1949 in Münster,<br />
wohnhaft Lange Str. 122, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
sowie meinen Sohn,<br />
Herrn Uwe Mustermann,<br />
geb. am 15.10.1970 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Breite Str. 6, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
sowie meine Tochter,<br />
Frau Bärbel Honig, geb. Mustermann,<br />
geb. am 09.04.1973 in Bielefeld,<br />
wohnhaft Schmale Str. 10, 33604 Bielefeld,<br />
Tel. , Handy-Nr.<br />
und zwar jeden für sich alleine,<br />
mich in allen gesetzlich zulässigen Fällen gerichtlich<br />
und außergerichtlich zu vertreten.<br />
Alle Vollmachten gelten über den Tod hinaus.<br />
Die Vollmachten sind jederzeit widerruflich, wobei<br />
der Widerruf auch mündlich erfolgen kann.<br />
III.<br />
Umfang der Vollmachten<br />
a) Vollmacht in vermögensrechtlichen Angelegenheiten:<br />
Die Vollmacht soll als Generalvollmacht im Umfang<br />
unbeschränkt sein. Sie beinhaltet das Recht,<br />
den Vollmachtgeber in allen vermögensrechtlichen<br />
Angelegenheiten in jeder rechtlich zulässigen Weise<br />
gerichtlich und außergerichtlich zu vertreten. Der<br />
Bevollmächtigte ist befugt, mit sich selbst im eigenen<br />
Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte<br />
vorzunehmen (Befreiung von den Beschränkungen<br />
des § 181 BGB).<br />
Der Bevollmächtigte ist auch berechtigt, allgemein<br />
oder für einzelne von ihm zu bestimmende Rechtsgeschäfte<br />
Untervollmacht zu erteilen.<br />
b) Vollmacht in persönlichen Angelegenheiten:<br />
Der Bevollmächtigte ist auch bevollmächtigt, uns in<br />
allen persönlichen Angelegenheiten und sonstigen<br />
nichtvermögensrechtlichen Angelegenheiten zu<br />
vertreten, soweit dieses rechtlich zulässig ist.<br />
Die Erteilung von Untervollmacht ist in persönlichen<br />
Angelegenheiten nicht gestattet.<br />
c) Befreiung von der ärztlichen Schweigepflicht<br />
Wir entbinden die uns behandelnden Ärzte gegenüber<br />
der bevollmächtigten Person von der Schweigepflicht.<br />
Die bevollmächtigte Person ist berechtigt<br />
und verpflichtet, von den uns behandelnden Ärzten<br />
eine Aufklärung über die Art unserer Erkrankung,<br />
unseren Zustand sowie die Prognose sowie die<br />
Möglichkeiten der Behandlung zu verlangen. Die<br />
bevollmächtigte Person darf auch Krankenunterlagen<br />
einsehen und in deren Herausgabe an Dritte<br />
einwilligen.<br />
d) Postvollmacht<br />
Der Bevollmächtigte hat das Recht, alle für den<br />
Vollmachtgeber bestimmten Postsendungen in<br />
Empfang zu nehmen und gegebenenfalls beim<br />
zuständigen Postamt und der zuständigen Poststelle<br />
abzuholen (insbesondere Briefe, Einschreiben,<br />
Einschreiben mit Rückschein, Einwurf-Einschreiben,<br />
Nachnahmesendungen, Postpakete, Warensendungen,<br />
Zahlungsanweisungen etc.).<br />
Die Fortsetzung des Mustertextes folgt in der nächsten<br />
Ausgabe.<br />
Anmerkung: Ich wünsche meinen Lesern eine<br />
besinnliche Advents- und Weihnachtszeit. Über<br />
Fragen und Anregungen zu dem Text der Vorsorgevollmacht<br />
würde ich mich sehr freuen.<br />
Jörg-Christian Linkenbach<br />
www.linkenbach.com<br />
kanlzei@linkenbach.com<br />
Tel. 05206/9155-0