RheumaNachrichten Nr.42_24S - Rheuma Schweiz
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14<br />
SCHWERPUNKT<br />
Praxisrelevante Neuigkeiten vom ACR 2006<br />
Mit insgesamt 13 000 Einschreibungen hat der Jahreskongress des American College of <strong>Rheuma</strong>tology (ACR) den bisherigen<br />
Teilnehmerrekord gebrochen. Vom 10. bis 15. November 2006 trafen sich im Convention Center von Washington <strong>Rheuma</strong>tologen<br />
aus aller Welt, um neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auszutauschen. Eine kleine Auswahl von interessanten Studien<br />
haben wir zu den Themen <strong>Rheuma</strong>toide Arthritis, Spondarthropathien und Lupus erythematodes zusammengestellt.<br />
<strong>Rheuma</strong>toide Arthritis (RA)<br />
Die <strong>Rheuma</strong>toide Arthritis war wie jedes Jahr ein Schwerpunkt-Thema<br />
am Jahreskongress des American College of<br />
<strong>Rheuma</strong>tology (ACR). 400 Abstracts zu dieser Krankheit wurden<br />
in Form eines Posters oder eines Vortrags präsentiert.<br />
Nebst den Biologika-Therapien standen dieses Jahr Studien<br />
zur Frühbehandlung der RA im Vordergrund. Dabei ist klar,<br />
das Bestreben zu erkennen, das mittlerweilen in vielen Studien<br />
bestätigte «Window of Opportunity» zu nutzen und<br />
Patienten sehr früh im Krankheitsverlauf zu behandeln.<br />
Eine dafür exemplarische Studie wurde von Professor T.<br />
Huizinga, aus Leiden, vorgestellt (1). In diesem randomisierten<br />
Studienprotokoll wurden Patienten mit einer «undifferentiated<br />
arthritis» gemäss ACR Kriterien, also Patienten, die<br />
(noch) nicht die Kriterien einer RA erfüllten, mit Methotrexat<br />
oder Placebo über ein Jahr behandelt. Während des 30-monatigen<br />
follow up wurden dann in beiden Gruppen die Fälle<br />
gezählt, die eine RA entwickelten. Obwohl die MTX-Therapie<br />
nach zwölf Monaten gestoppt wurde, entwickelten signifikant<br />
weniger Patienten in der Therapie-Gruppe eine RA. Die<br />
Behandlung mit MTX konnte also in einem Teil der Patienten<br />
die Entwicklung der RA über den Zeitraum des follow up verhindern.<br />
Dieser Effekt konnte jedoch nur für anti-CCP-positive<br />
Patienten festgestellt werden. Die Studie zeigt, dass das Konzept<br />
des «Window of Opportunity» zumindest in der Population<br />
der anti-CCP-positiven Patienten auch im Hinblick auf länger<br />
dauernde Remissionen gilt, solange die Behandlung früh<br />
genug einsetzt.<br />
Weitere Studien zur Behandlung von frühen Stadien der<br />
RA zeigen, dass hohe Remissionsraten erreicht werden können,<br />
wenn intensive Therapie-Schemen angewandt werden.<br />
❙ In der schottischen TEAR Study wurden Remissionsraten<br />
von 33 Prozent bei initialer Tripeltherapie mit<br />
Hydroxychloroquin, Salazopyrin und Methotrexat und von<br />
45 Prozent bei stufenweisem Ausbau der Basistherapie<br />
gefunden (2).<br />
❙ In der finnischen NeoRAco Studie wurde ein aggressives<br />
konventionelles Therapieschema (HCQ, SSZ, MTX,<br />
Prednison) mit oder ohne zusätzliches Infliximab über<br />
sechs Monate untersucht (3). Dabei wurden 47 Prozent<br />
Remissionen ohne und 58 Prozent Remissionen mit<br />
Infliximab festgestellt. Eine bis zwölf Monate anhaltende<br />
Remission erreichten 35 Prozent ohne und 44 Prozent mit<br />
Infliximab (Unterschied nicht signifikant).<br />
Eine lange Reihe von Vorträgen und Posters waren auch dieses<br />
Jahr den Biologika gewidmet. Aus den vielen Beiträgen<br />
möchte ich zwei herausgreifen:<br />
❙ Kaine et al. untersuchten in einer randomisierten kontrol-<br />
DIEGO KYBURZ<br />
lierten Studie die Impfantwort von mit Adalimumab oder<br />
Placebo behandelten Patienten nach Influenza und Pneumokokkenimpfung<br />
(4). Dabei wurden keine signifikanten<br />
Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. Dieses<br />
Resultat zusammen mit früheren kleineren Studien bestätigt,<br />
dass unter TNF-Blocker keine Verminderung der<br />
Impfantwort gegen Influenza und Pneumokokken zu erwarten<br />
ist.<br />
❙ Zu Rituximab wurden von Keystone et al. interessante<br />
Daten zur radiologischen Progression berichtet (5). In<br />
einer Analyse der Daten aus der REFLEX Studie zeigte<br />
sich, dass die radiologische Progression unter Rituximab<br />
nicht nur bei den Patienten mit gutem klinischem<br />
Ansprechen auf die Behandlung reduziert war, sondern<br />
auch in Non-respondern, die kein ACR20 erreichten. Ähnliche<br />
Daten waren bereits früher für TNF-Blocker-<br />
Therapien berichtet worden. Welche Mechanismen hinter<br />
dieser Dissoziation zwischen klinischem Ansprechen und<br />
Inhibierung der erosiv-destruktiven Prozesse stecken, ist<br />
jedoch unklar. Hier wird intensiv Grundlagenforschung<br />
betrieben, wie die grosse Zahl an experimentell-wissenschaftlichen<br />
Abstracts beweist.<br />
Referenzen<br />
1 Abstract 657 Van Dongen et al, Evidence for a<br />
Window of Opportunity in a Double-Blind<br />
Randomized Clinical Trial in Patients with<br />
Undifferentiated Arthritis: The Probable <strong>Rheuma</strong>toid<br />
Arthritis: Methotrexate Versus Placebo Treatment<br />
(the Prompt)-Study.<br />
2 Abstract 1308 Irvine et al, A Randomised Controlled<br />
Trial of Step Up Therapy Versus Triple Therapy In<br />
Early Active <strong>Rheuma</strong>toid Arthritis – The TEAR Study.<br />
3 Abstract 1309 Leirisalo et al, Does Addition of<br />
Infliximab to Triple DMARD Plus Prednisolone<br />
Therapy Increase Rate of Remissions in Patients with<br />
Early Active <strong>Rheuma</strong>toid Arthritis? A Randomized<br />
Double-Blind Placebo-Controlled Study.<br />
4 Abstract 1235 Kaine et al, Abilities to Develop<br />
Protective Antibodies to Pneumococcal and Influenza<br />
Vaccine are Maintained in <strong>Rheuma</strong>toid Arthritis<br />
(RA) Patients Treated with Adalimumab (Humira ® ).<br />
5 Abstract 1307 Keystone et al, Inhibition of Joint<br />
Structural Damage With Rituximab is Not Dependant<br />
on Clinical Response in <strong>Rheuma</strong>toid Arthritis<br />
Patients With an Inadequate Response to One or<br />
More TNF Inhibitors (REFLEX Study).