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Kristallklar - Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung

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Wissen<br />

Der Nase nach immer nach Süden<br />

Die Forscher der Vogelwarte Radolfzell erkunden Tierwanderungen<br />

Selbst nach vielen tausend Ki -<br />

lometern verfehlen sie ihr Ziel nicht.<br />

Zugvögel kennen den Weg bestens, der<br />

sie Jahr für Jahr im Winter vom kalten<br />

Mitteleuropa in wärmere Gefilde führt.<br />

Das präzise Navigieren verdanken sie<br />

wahrscheinlich auch ihrem Geruchs -<br />

sinn. Manche Vo gelarten haben sich in<br />

den vergangenen Jahren neue Ge gen -<br />

den zum Über wintern gesucht.<br />

Die Wis sen schaftler der Vogelwarte Ra -<br />

dolfzell ha ben zum Beispiel herausge-<br />

Bild links: das Film- und Medienhaus „Hennhouse"<br />

Bild rechts: das Max-Planck-Institut für Ornithologie<br />

fun den, dass eine Gruppe von Mönchs -<br />

gras mücken statt nach Afrika nach<br />

Süd eng land fliegt. Ursache dafür ist<br />

vermut lich der Klimawandel.<br />

Die Wis senschaftler beobachten zunehmend,<br />

dass immer mehr Vögel überhaupt<br />

nicht mehr gen Sü den ziehen<br />

und entweder ganz hier blei ben oder<br />

aber in näher gelegene Re gionen fliegen.<br />

Amseln etwa, früher eher scheue<br />

Wald vögel, sind heute häu fig im Winter<br />

in den Städten zu finden, wo sie gute<br />

Fut ter be din gun gen vorfinden.<br />

24<br />

Die Tierwanderungen – nicht nur von<br />

Vögeln – und die Immunökologie, also<br />

die Frage, wie die Tiere bei ihren langen<br />

Reisen überleben, sind die zentralen<br />

Forschungsgebiete der Vogelwarte<br />

Radolfzell, die 1946 im Wasserschloss<br />

Möggingen eingerichtet wurde, nachdem<br />

die Vogelwarte Rossitten in Ost -<br />

preußen aufgelöst worden war. Heute<br />

ist die Vogelwarte ein Teilinstitut des<br />

Max-Planck-Instituts für Ornithologie<br />

im bayerischen Seewiesen.<br />

Seit einiger Zeit werden die wandernden<br />

Tiere mit so genannten Bio log gern,<br />

winzigen Sensoren, ausgestattet, die<br />

unter anderem Tempo, Körper tem pe -<br />

ratur sowie Herz- und Flügel schläge<br />

und sogar Gehirnströme erfassen. „Damit<br />

können wir rekonstruieren, wie, wo,<br />

wann und warum ein Tier eine bestimmte<br />

Entscheidung trifft, sich also<br />

zum Beispiel Anfang Oktober entscheidet,<br />

allein um 20 Uhr abends nach<br />

Frankreich loszufliegen, um dort zu<br />

überwintern“, erklärt Prof. Dr. Martin<br />

<strong>Bodensee</strong>-<strong>Wasserversorgung</strong> · <strong>Kristallklar</strong> 2012 · Heft 105<br />

Um die Wanderungsbewegungen zu verfolgen, werden verschiedene Tierarten wie Vögel, Schildkröten, Haie,<br />

Schmetterlinge oder Störche (großes Bild) mit kleinen Sensoren, so genannten Biologgern, ausgestattet<br />

Wikelski, Direktor der Radolf zeller<br />

Abteilung des Max-Planck-Insti tuts.<br />

Die gewonnen Daten werden in einer<br />

internationalen Datenbank an ge legt.<br />

Zusammen mit den Beo bach tungen,<br />

die zwischen 2014 und 2020 von der<br />

Internationalen Raumstation ISS durch -<br />

geführt werden sollen, er hof fen sich<br />

die Forscher zum Beispiel Er kennt nisse<br />

darüber, wo und wie Tie re sterben. „Dies<br />

ist wichtig zum Schutz wandernder<br />

Tierarten, auch für kommerziell wichtige<br />

Arten, sowie für das Ver ständ nis<br />

der Ausbreitung von Krank heiten wie<br />

Maul- und Klauen seuche oder Vo gel -<br />

grippe“, so Martin Wikelski.<br />

Die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung<br />

werden im Besucher zen trum<br />

MaxCine vorgestellt. Im Medienhaus<br />

„Hennhouse“, dem ehemaligen Hü h -<br />

nerstall der Schloss mühle, wird mithilfe<br />

von Com putern, Beamern, Touch -<br />

screens, gläsernen Pro jektionsflächen<br />

und einer auf den Boden projizierte<br />

Karte mit Zugrouten über neue For -<br />

schungs projekte in formiert.<br />

Bei der Gestaltung des Außenbereichs<br />

„Bee Marie“ haben Kinder der beiden<br />

nächstgelegenen Grundschulen mitgewirkt.<br />

Durch die Anlage führt ein kleiner<br />

Pfad. Die Wei de bietet Platz für<br />

Schmet terlinge, Bie nen und Insekten,<br />

und in einer Wildhecke sind Vögel zu<br />

beobachten. Ein Vogelhaus, ein Insek -<br />

ten hotel, ein kleiner Nutzgarten, ein<br />

Ei dech sen-/Kräuterhügel und Le bens -<br />

räume für Kleintiere begeistern vor al -<br />

lem die kleineren Besucher.<br />

www.orn.mpg.de<br />

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