Im Reisefieber – das Schüler-Ferien-Ticket - NVS ...
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dichter gewordene Zugverkehr und die<br />
schneller fahrenden Züge erlaubten es nicht<br />
mehr, einfach nur nach Plan zu fahren. Organisatorisch<br />
durch die Zugmeldungen und<br />
technisch durch <strong>das</strong> Signalsystem bedingt,<br />
musste die Strecke in Blockabschnitte unterteilt<br />
und dafür gesorgt werden, <strong>das</strong>s sich<br />
höchstens ein Zug im Blockabschnitt be -<br />
fi ndet.<br />
Beide Bedingungen, die Signalabhängigkeit<br />
und <strong>das</strong> Fahren im Raumabstand, wurden<br />
durch ausgefeilte Einrichtungen im Stellwerk,<br />
auch mithilfe des elektrischen Stromes,<br />
möglich. Dabei war es egal, ob es sich<br />
um mechanische oder elektromechanische<br />
Stellwerke handelte. Rein mechanische<br />
Stellwerke wurden bis in die zweite Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts gebaut, elektromechanische<br />
Stellwerke, von denen aus die Weichen<br />
und Signale durch Motoren angetrie-<br />
· Blick in <strong>das</strong> Stellwerk Elgersburg, links ist <strong>das</strong> Gleisbildpult zu sehen<br />
ben werden, von 1909 bis 1990. Noch<br />
musste vor jeder Zugfahrt „durch Augenschein“<br />
geprüft werden, ob <strong>das</strong> Gleis frei<br />
von Hindernissen ist. Das übernahmen die<br />
Gleisbild- oder Relaisstellwerke, indem man<br />
die Gleise isolierte und durch den Strom<br />
nicht nur auf dem Gleisbildtisch den Frei-<br />
oder Besetztzustand der Gleise anzeigte,<br />
sondern bei „Besetzt“ <strong>das</strong> Einstellen der<br />
Fahrstraße verhinderte. Das erleichterte die<br />
Arbeit der Weichenwärter und Fahrdienstleiter<br />
enorm, die vorher insbesondere bei<br />
Dunkelheit und bei unsichtigem Wetter nur<br />
schwer der Pflicht zur Fahrwegprüfung<br />
nachkommen konnten. Dass jetzt dafür die<br />
Technik einsprang, war auch deshalb geboten,<br />
weil die Relaisstellwerke meist als Zentralstellwerke<br />
gebaut wurden, wie in Großheringen,<br />
Weimar oder Bad Sulza, und der<br />
Fahrdienstleiter kaum noch seinen Bereich<br />
überblicken konnte. Er schaute stattdessen<br />
auf die Nachbildung des Bahnhofs auf dem<br />
Gleisbildtisch.<br />
Mit der Tradition der Stellwerkstechnik brachen<br />
endgültig die seit 1988 gebauten elektronischen<br />
Stellwerke, von denen in Thüringen<br />
<strong>das</strong> erste am 9. Mai 1994 auf dem<br />
Bahnhof Leinefelde in Betrieb ging, ein Jahr<br />
später ein weiteres auf dem Bahnhof Eisenach,<br />
1997 eines in Saalfeld. Hier fehlen Hebelbank<br />
und Bedientisch, die Mitarbeiter<br />
sehen nicht mehr auf die Gleise oder den<br />
Gleisbildtisch, sondern auf Monitore. Hebel,<br />
Druck- und Zugtasten wichen Tastaturen<br />
und Griffeln.<br />
Der grundsätzliche Unterschied aber besteht<br />
darin, <strong>das</strong>s die Abhängigkeit zwischen<br />
Weichen und Signal nicht mehr von mechanischen<br />
Einrichtungen oder Relais erzwungen<br />
wird, sondern von der Software-Logik<br />
des Mikrocomputersystems. Damit <strong>das</strong> elektronische<br />
Stellwerk auch sicher genug ist,<br />
griff man auf die parallele, zweikanalige Verarbeitung<br />
zurück. Das bedeutet: Es müssen<br />
stets zwei parallel arbeitende Programme<br />
zu einer identischen Entscheidung kommen,<br />
ehe sie eine Funktion mit Sicherheitsverantwortung<br />
auslösen.<br />
Die Übertragungseinrichtungen der elektronischen<br />
Stellwerke erlaubten es, große<br />
Entfernungen zwischen der Bedienstelle<br />
und dem Stellrechner auf dem Bahnhof zu<br />
überwinden. Deshalb lässt sich die Betriebsführung<br />
des deutschen Eisenbahnnetzes in<br />
Betriebszentralen zusammenfassen. Die<br />
Deutsche Bahn hat sieben, eine achte für<br />
die Berliner S-Bahn. Für den Freistaat Thüringen<br />
ist die Betriebszentrale Leipzig zuständig,<br />
einige Netzbereiche werden bereits<br />
von ihr gesteuert.<br />
Mit jeder neuen Stellwerksbauform sind die<br />
Signalanlagen modernisiert, die Sicherheit<br />
und Betriebsführung verbessert worden.<br />
Das war auch dadurch möglich, weil der Anteil<br />
von Wendezügen und Triebwagen und<br />
die Beschränkung des örtlichen Güterverkehrs<br />
dazu beigetragen hat, <strong>das</strong> Rangieren<br />
zu minimieren. Durch die mit Hilfe der Zugnummern<br />
programmierte Zuglenkung, mit<br />
der die gesicherten Fahrwege ohne Zutun<br />
des Fahrdienstleiters eingestellt werden,<br />
konnten die Vorgänge weitgehend automatisiert<br />
werden. Der menschliche Faktor, die<br />
menschlichen Irrtümer und Fehlleistungen<br />
werden immer mehr durch technische Systeme<br />
aufgefangen.<br />
Netz und Technik<br />
Einfacher auf Nebenstrecken <strong>–</strong><br />
der Zugleitbetrieb<br />
Auf eingleisigen Nebenstrecken kann <strong>das</strong><br />
Betriebsverfahren vereinfacht werden. Hier<br />
darf in der Regel nur maximal 80 Stundenkilometer<br />
gefahren werden. <strong>Im</strong> Zugleitbetrieb<br />
benötigt jeder Zug die Fahrerlaubnis<br />
des Zugleiters. Dieser entscheidet anhand<br />
des Fahrplanes für die gesamte Strecke, bis<br />
zu welcher Betriebsstelle gefahren werden<br />
darf. Nach Ankunft des Zuges informiert der<br />
Triebfahrzeugführer den Zugleiter darüber.<br />
Erst danach dürfen nachfolgende Züge die<br />
Fahrerlaubnis für diesen Streckenabschnitt<br />
bekommen. So wird sichergestellt, <strong>das</strong>s sich<br />
in jedem Abschnitt nur ein Zug befi ndet.<br />
Dieses manuelle Verfahren kann durch technische<br />
Anlagen unterstützt werden. Beispiel:<br />
Die Strecke Weimar <strong>–</strong> Kranichfeld. Nachdem<br />
auf der eingleisigen Strecke bei Holzdorf in<br />
den Jahren 2003 und 2004 zwei schwere<br />
Unfälle passierten, entwickelten die Thüringer<br />
Fachleute eine solche technische Ergänzung,<br />
genannt „Stresi-ZLB“ (Selbsttätige<br />
Streckensicherung für den Zugleitbetrieb).<br />
Zugrunde lag hier ein Pilotprojekt im Sonneberger<br />
Netz, <strong>das</strong> durch den Freistaat Thüringen<br />
maßgeblich angeschoben und durch<br />
die Thüringer Eisenbahn GmbH realisiert<br />
wurde. Nachdem diese Streckensicherungsanlage<br />
mit einem sogenannten achszählgesteuerten<br />
Zugbeeinfl ussungssystem erfolgreich<br />
in Betrieb genommen wurde,<br />
ent schloss sich die DB Netz AG auch zum<br />
Ein bau eines solchen Systems auf der Strecke<br />
Weimar <strong>–</strong> Kranich feld.<br />
·<br />
Der Gleismagnet am vorderen Gleis ist ein<br />
Teil der Streckensicherungsanlage auf der<br />
Strecke Eisfeld <strong>–</strong> Sonneberg.<br />
Software angepasst<br />
<strong>Im</strong> Zuge der fortschreitenden Bauarbeiten<br />
am Erfurter Hauptbahnhof wurde<br />
jetzt planmäßig die Software im<br />
elektronischen Stellwerk angepasst.<br />
Vom 7. Juni abends bis 8. Juni morgens<br />
war der Bahnhof gesperrt, weil die<br />
künftigen Bahnsteige 9 und 10 in die<br />
Software eingebunden werden mussten.<br />
Der Hauptbahnhof wird seit 2001<br />
umgebaut, rund 260 Millionen Euro<br />
werden investiert.<br />
06.2008<br />
REGIOTAKTE<br />
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