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Gesundheit<br />

Fotos: Günter Gleim, Rainer Moosdorf<br />

Rainer Moosdorf hat als Herzchirurg<br />

viele tausend Herzen operiert. Nun wird<br />

er aus dem Ruhestand heraus regelmäßig<br />

für die mrlife-Leser schreiben.<br />

Der plötzliche Herztod:<br />

Auch junge Menschen<br />

kann er treffen<br />

Der plötzliche Herztod reißt Menschen mitten aus dem Leben. Ursachen<br />

sind für Außenstehende oft nicht ersichtlich. mrlife sprach<br />

mit Prof. Dr. Rainer Moosdorf, der bis 2017 die Herzchirurgie am<br />

Marburger Universitätsklinikum leitete.<br />

mrlife: Es ist der Geschäftsmann mittleren Alters, der morgens<br />

nicht mehr aufwacht. Der Bauarbeiter Ende dreißig, der<br />

vor dem Fernseher plötzlich nicht mehr ansprechbar ist. Es ist<br />

der junge Fußballprofi, der umfällt und tot vom Platz getragen<br />

wird. – Was passiert hier, Herr Professor Moosdorf? Sterben die<br />

Menschen ohne Grund?<br />

Moosdorf: Auch wenn es so wirken mag: Nein. Ein Grund liegt<br />

stets vor. Meist ist es das Herz-Kreislauf-System, bei dem etwas<br />

nicht regelrecht läuft. Das lässt sich bei Untersuchungen herausfinden.<br />

mrlife: Welchen Dingen soll man auf den Grund gehen? Wo liegen<br />

die Risiken?<br />

Moosdorf: Arteriosklerose, also die Verkalkung und Einengung<br />

der Arterien mit Einschränkungen der Durchblutung des Herzmuskels,<br />

spielt mit die größte Rolle. Sie führt zur Angina pectoris<br />

und schließlich zum Herzinfarkt. Beim drohenden oder akuten<br />

Herzinfarkt können schlimme Rhythmusstörungen auftreten bis<br />

hin zum gefährlichen Kammerflimmern. Die Größe des Infarktes<br />

ist nicht ausschlaggebend für das Risiko, es kann auch ein kleiner<br />

Infarkt, der ansonsten gar nicht so gefährlich wäre, zu solchen bedrohlichen<br />

Rhythmusstörungen führen. Gerade bei den jungen<br />

Sportlern ist aber auch oft eine Herzmuskelentzündung die Ursache,<br />

zum Beispiel nach einer übergangenen Grippe.<br />

mrlife: Diesen Vorgang bemerkt der Betroffene nicht?<br />

Moosdorf: Oft ja, aber nicht immer. Im Ruhezustand oder im<br />

Schlaf kann sich ein Infarkt zunächst unbemerkt entwickeln.<br />

mrlife: Bestimmte Gegebenheiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit<br />

auf entstehende Verengungen der Herzkranzgefäße und<br />

später Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Das heißt,<br />

man sollte einiges im Blick behalten…<br />

Moosdorf: Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Bluthochdruck,<br />

Rauchen können genau dazu führen, also zu der so genannten<br />

koronaren Herzkrankheit.<br />

mrlife: Die Sauerstoffversorgung des Herzens ist so elementar?<br />

Moosdorf: Bekommt es nicht genug, so schränkt das seine Auswurfleistung<br />

ein, zunächst reversibel und schließlich nach einem<br />

Infarkt endgültig. Damit steigt auch das Risiko von Rhythmusstörungen,<br />

wenn die Auswurfleistung unter 30 Prozent sinkt, wird<br />

es kritisch und die Wahrscheinlichkeit für Kammerflimmern<br />

wächst.<br />

mrlife: Ist man als Risikopatient diesem Zustand also ausgeliefert?<br />

Kommt das einfach irgendwann?<br />

Moosdorf: Man muss auf die kleinen Vorzeichen achten, Druck in<br />

der Brust oder plötzliche Luftnot oder eben Rhythmusstörungen.<br />

Eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Herzens durch Sauerstoffmangel<br />

ist messbar, Verkalkungen und Verengungen kann<br />

man auch in Untersuchungen feststellen.<br />

mrlife: Man geht nicht davon aus, dass ein Leistungssportler auf<br />

dem Fußballrasen eingesetzt wird, wenn sich bei Untersuchungen<br />

derlei Probleme gezeigt hätten. Woran liegt es also in solchen<br />

Fällen?<br />

Moosdorf: Verschiedene Ursachen kommen dort in Frage. Sie reichen<br />

von einer Myokarditis, also eine Herzmuskelentzündung<br />

durch zum Beispiel verschleppte grippale Infekte bis hin zu unbemerkt<br />

gebliebenen genetisch bedingten Veränderungen, die<br />

schwere Herzrhythmusstörungen hervorrufen können - auch<br />

schon bei Kindern und Jugendlichen übrigens. Auch eine krankhafte<br />

Verdickung des Herzmuskels, besonders an bestimmten<br />

Stellen, kann Rhythmusstörungen hervorrufen. Den plötzlichen<br />

Herztod gibt es bei Sportlern meist unter einer akuten Belastung,<br />

er ist aber nicht daran gebunden, sondern kann auch in Ruhe auftreten,<br />

wie wir gerade kürzlich gesehen haben.<br />

mrlife: Gründliche Untersuchungen helfen also in jedem Fall<br />

weiter. Und sonst? Was kann man selber tun, um sich und sein<br />

Herz gesund zu halten? Bauchfett soll besonders schädlich sein.<br />

Und der Mittagsschlaf besonders gut…<br />

Moosdorf: Bauchfett ist ein Ausdruck des metabolischen Syndroms<br />

und damit Ausdruck von erhöhten Fettwerten, Diabetes<br />

und ein Hinweis: Auch dieses Fett muss mein Herz durchbluten.<br />

Es ist ein Zeichen falscher Ernährung und eines wichtigen Risikofaktors<br />

– mehr nicht, aber auch nicht weniger. Der Mittagsschlaf<br />

ist einfach eine Pause für den Organismus. Alles mal runterzufahren,<br />

kann hilfreich sein. Das ist dann gut, wenn es guttut. Und<br />

es ist dann gut, wenn es die „Konzentrations - Zigarette“ ersetzt.<br />

Das Interview führte Angela Heinemann<br />

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