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FREITAG 5. OKTOBER 2007 STANDORT RHEIN-KREIS NEUSS<br />

NGZSPEZIAL<br />

VON CHRIS STOFFELS<br />

Einst rollten dort zwischen Herbst<br />

und Weihnachten die Trecker mit<br />

Anhängern voller Rüben an, roch es<br />

nach dem süßlichen Duft der Zuckerherstellung<br />

– die Zuckerfabrik<br />

war neben Bayer und Brauerei der<br />

dritte dominierende Industriebetrieb<br />

in Dormagen. Diese Zeiten<br />

sind seit Ende der 90er Jahre vorbei –<br />

das elf Hektar große A<strong>real</strong> am Rande<br />

der Innenstadt liegt brach. Viele Versuche,<br />

es wiederzubeleben scheiterten.<br />

Bis im Februar die renommierte<br />

Investorengruppen Apollo Real<br />

Estate Advisors und die Redos Real<br />

Estate GmbH das Grundstück von<br />

Pfeifer & Langen kauften und der<br />

Projektentwickler 3 C mit Sitz in<br />

Bonn auf den Plan trat.<br />

Im Kern geht es um ein großes<br />

Fachmarktzentrum mit 28 500 Quadratmeter<br />

Fläche. Hinzu kommen<br />

etwa 1000 Parkplätze, an der Front<br />

zur Innenstadt eine vergleichsweise<br />

kleine Einzelhandelsfläche, für die<br />

sich ein bereits in der City beheimateter<br />

Lebensmittelmarkt interessiert.<br />

3 C will nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden<br />

Rüdiger Weitzel<br />

rund 70 Millionen Euro auf dem Zuckerfabrik-Gelände<br />

investieren. Die<br />

Bauzeit veranschlagt er auf 14 bis 16<br />

Monate. Nach den heutigen Plänen<br />

geht 3 C davon aus, dass alle Bauten<br />

der Zuckerfabrik abgerissen werden.<br />

Der städtische Planungsausschuss<br />

und die Bezirksregierung in Düsseldorf<br />

haben bereits ihre Zustimmung<br />

erteilt. Insgesamt sollen rund 400<br />

neue Arbeitsplätze entstehen.<br />

Nach den derzeitigen Plänen vorgesehen<br />

ist ein Elektronikmarkt mit<br />

etwa 3000 Quadratmetern Fläche<br />

sowie ein Zoobedarf auf 900 Qua-<br />

➔ KORSCHENBROICH<br />

Zum ersten Mal<br />

bei der<br />

„Expo Real“<br />

Mexx und mehr: Korschenbroich ist erstmals<br />

bei der „Expo Real“ dabei. NGZ-FOTO: L. BERNS<br />

(NGZ) Zum ersten Mal ist die Stadt<br />

Korschenbroich in diesem Jahr bei<br />

der internationalen Gewerbeimmobilien-Messe<br />

„Expo Real“ in<br />

München mit von der Partie. Ihr<br />

Wirtschaftsförderer Heinz Stiegen<br />

hat unter anderem eine audiovisuelle<br />

Präsentation seiner Heimat mit im<br />

Gepäck: Die CD/DVD zeigt zehn Minuten<br />

lang die Stärken und Strukturen<br />

von Korschenbroich und Umgebung.<br />

Stiegen will es aber nicht dabei<br />

belassen, bunte Bilder unters<br />

Volk zu bringen. Er will auch die<br />

Stände von Investoren und Projektentwicklern<br />

besuchen und bei ihnen<br />

gezielt für seinen Standort werben.<br />

Im Mittelpunkt dieser Bemühungen<br />

stehen zwei Projekte, die in der Vermarktung<br />

stehen: Im Businesspark<br />

„Friedrich-Ebert-Straße“ harren 1,2<br />

Hektar auf Neuansiedlungen, im<br />

Gewerbepark „Glehner Heide“ sind<br />

es sogar fünf Hektar. Bisher hat sich<br />

Korschenbroich vor allem als Standort<br />

der Deutschland GmbH der niederländischen<br />

Mode-Firma Mexx<br />

sowie der Vermögensverwaltung SJB<br />

FondsSkyline, der Bolten-Brauerei<br />

und der Niederrhein-Klinik einen<br />

Namen über die Grenzen des Rhein-<br />

Kreises Neuss hinaus gemacht.<br />

KOMPAKT<br />

Medtronic Deutschland<br />

kommt nach Meerbusch<br />

(-tz.-) Die Medtronic Deutschland GmbH<br />

verlagert ihre Zentrale vom Düsseldorfer<br />

Seestern ins Osterather Mollsfeld,<br />

wo schon Branchengrößen von Epson<br />

bis Kyocera angesiedelt sind. Der US-<br />

Konzern Medtronic ist ein weltweit führender<br />

Anbieter von Medizintechnik<br />

und plant den ersten Spatenstich für<br />

seine neue Deutschland-Zentrale in den<br />

nächsten Wochen. Das Domizil soll von<br />

der Deutschen Immobilien Leasing, einer<br />

Tochter der Deutschen Bank, gebaut<br />

und an den Herzschrittmacher-Spezialisten<br />

vermietet werden. Das Unternehmen<br />

kommt mit rund 220 Mitarbeitern.<br />

Durchs Stadttor zum Einkaufsbummel<br />

➔ DORMAGEN Auf dem Zuckerfabrik-Gelände am Rande der City errichtet der Projektentwickler 3 C ein großes Fachmarktzentrum<br />

Auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik will Projektentwickler 3 C ein großes Fachmarktzentrum mit rund 1000 Parkplätzen und Anbindung an die Dormagener Innenstadt errichten.<br />

dratmetern. Dominierendes Zentrum<br />

soll ein Bau-Handwerkermarkt<br />

mit 8400 Quadratmetern sein, ein<br />

Gartenmarkt soll auf etwa 3000 Quadratmetern<br />

entstehen, ein Möbelhaus<br />

mit 6300 Quadratmetern,<br />

Sportgeräte und Fahrräder sollen<br />

auf 2000 Quadratmetern, Sportbekleidung<br />

auf 500 beziehungsweise<br />

250 Quadratmetern, Haushaltswa-<br />

Leben satt statt Tristesse pur<br />

➔ MEERBUSCH Die Revitalisierung des alten Büdericher Stahlwerks Böhler in einen Gewerbepark hat Modellcharakter in der Region<br />

VON THILO ZIMMERMANN<br />

Torwandschießen und Jazzmusik,<br />

japanische Trommelkunst und kulinarische<br />

Spezialitäten, Männerchor<br />

und Werkskapelle, Kasperletheater<br />

und Bimmelbahn – nicht jedes Mal<br />

geht’s im Böhler-Gewerbepark so<br />

turbulent zu wie beim Tag der offenen<br />

Tür, der jetzt Tausende von Besuchern<br />

angelockt hat.<br />

Trotzdem: Leben satt statt Tristesse<br />

pur, das ist die Devise in Büderich.<br />

„Absolute Klasse“ findet Klaus<br />

F. Malinka, Wirtschaftsförderer der<br />

Stadt Meerbusch, den Standort, und<br />

da ist er sich mit den Unternehmern<br />

und ihren Mitarbeitern dort einig.<br />

Dabei hat das A<strong>real</strong> Wirtschaftsgeschichte<br />

geschrieben wie nur wenige<br />

im Rhein-Kreis Neuss. Das spektakuläre<br />

Auf und Ab dieser Geschichte<br />

begann am 27. August 1915,<br />

als der damalige Landkreis Neuss die<br />

gewerberechtliche Genehmigung<br />

zum Betrieb einer Stahlfabrik erteilte.<br />

Die Firma Gebr. Böhler & Co KG<br />

plante und <strong>real</strong>isierte Großes, und<br />

nur wenige Jahrzehnte später leisteten<br />

4000 Beschäftigte im Walzwerk,<br />

in den Schmieden oder in der Drahtzieherei<br />

harte und gute Arbeit.<br />

Konrad Adenauer zu Besuch<br />

Öfen glühten, Schlote rauchten –<br />

Stahl „made in Büderich“ war derart<br />

erfolgreich, dass Bundeskanzler<br />

Konrad Adenauer Böhler 1952 bei<br />

seiner Antrittsreise durchs junge<br />

Bundesland Nordrhein-Westfalen<br />

einen ausgiebigen Besuch abstattete.<br />

„Das Unternehmen galt schon<br />

damals als Vorzeigebetrieb – wirtschaftlich,<br />

aber auch in Sachen Sozialverantwortung<br />

für die Belegschaft“,<br />

erinnert Bürgermeister Dieter<br />

Spindler an die Glanzzeit.<br />

Doch sie währte nicht ewig. 1992<br />

führten die Überkapazitäten in der<br />

Branche dazu, dass das Stahlwerk<br />

und die Schmieden geschlossen<br />

wurden. Das Walzwerk war bereits<br />

in den 1980er Jahren dicht gemacht<br />

worden. Das Industriegelände lag<br />

allerdings nicht lange brach. Der<br />

Wirtschaftsförderung und der 1996<br />

gegründeten Böhler-Verwaltungs<br />

GmbH gelang es an der Schnittstelle<br />

zwischen Meerbusch und Düsseldorf,<br />

einen blühenden Gewerbepark<br />

zu etablieren. Das ökonomische Leben<br />

dort beweise, „dass die strukturellen<br />

Anpassungsmaßnahmen in<br />

den 1990er Jahren keine Strohfeuer<br />

waren, sondern sich in einer konti-<br />

ren und Heimtextilien auf jeweils<br />

400 Quadratmetern angeboten werden.<br />

Der Eingangsbereich soll durch<br />

zwei „Stadttore“ erfolgen, in denen<br />

möglicherweise ein Hotel und<br />

Dienstleister untergebracht werden<br />

sollen. Die Parkplätze werden so angelegt,<br />

dass für die Besucher ein Anreiz<br />

besteht, auch in die Fußgängerzone<br />

zu gehen. Eine der Vorstellun-<br />

nuierlichen wirtschaftlicheAufwärtsbewegung<br />

konsolidiert haben“,<br />

schreiben<br />

Dr. Heinrich Fian<br />

und Franz<br />

Schöppl von der<br />

Böhler-Verwaltung.<br />

In der Tat ist<br />

die Unternehmenspalette<br />

so<br />

bunt wie es das Programm beim Tag<br />

der offenen Tür war. Und das nicht<br />

nur am Alten Kesselhaus, das die<br />

Broich Premium Catering GmbH,<br />

die im Gewerbepark ihre Zentrale<br />

hat, zur längst renommierten Veranstaltungshalle<br />

umwandelte. Inzwischen<br />

sind auf dem 230 000 Quadratmeter<br />

großen Grundstück 110<br />

Firmen und selbständige Gewerbe-<br />

„In“-Location: Altes Kesselhaus im Böhler-<br />

Gewerbepark. FOTO: BROICH PREMIUM CATERING<br />

gen: Beim Familieneinkauf besuchen<br />

Vater und Sohn den Bau- und<br />

Heimwerkermarkt, während Mutter<br />

und Tochter über die Kölner Straße<br />

in der Innenstadt bummeln – man<br />

trifft sich auf halber Strecke in einem<br />

Café oder einem Biergarten.<br />

Nach den Vorstellungen von Architekt<br />

Caspar Schmitz-Morkramer<br />

könnte im Süden des A<strong>real</strong>s eine Er-<br />

treibende untergebracht. Ihre Liste<br />

reicht vom Centrum für Reisemedizin<br />

bis zum Atelier der Künstlerin<br />

Anke Berßelis. Lkw-Federn von Styria,<br />

chemische Analysen von Maass,<br />

Messebau von Hoffmann – der<br />

Branchenmix könnte kaum vielfältiger<br />

sein. Architekten, Schreiner,<br />

Werkstoffprüfer oder Textilhändler<br />

haben sich „bei Böhler“ angesiedelt.<br />

Einblicke: Tag der offenen Tür im Böhler-Gewerbepark<br />

in Büderich. NGZ-FOTO: M. REUTER<br />

lebnisfläche für Furore sorgen, auf<br />

der Freiluftangebote der Fachmärkte<br />

angeboten werden.<br />

Ursprüngliche Bedenken der Bürger<br />

gegen das Vorhaben sind weitgehend<br />

vom Tisch. Die Bürger eines<br />

angrenzenden Wohnviertels befürchteten<br />

zusätzliche Verkehrsbelastungen.<br />

Diese konnten jedoch<br />

ausgeräumt werden: Mit dem Er-<br />

Kein Wunder,<br />

dass nur noch<br />

weniger als die<br />

Hälfte der etwa<br />

1000 Beschäftigten<br />

im Gewerbepark<br />

in zur Böhler-Uddeholm-<br />

Gruppe gehörenden<br />

Betrieben arbeitet.<br />

Aber gerade<br />

diese „Blaumann-Jobs“<br />

in Edelstahlbearbeitung<br />

oder Schweißtechnik seien<br />

„wichtig für die Stadt“, wie Malinka<br />

sagt. Die Böhler-Uddeholm<br />

Deutschland GmbH verweist ebenfalls<br />

auf eine positive Entwicklung.<br />

Nach dem Auszug von Fremdmietern<br />

konnten die ehemaligen Hüttenwerkshallen<br />

für den Zuschnitt<br />

von schweren Stabstählen und<br />

7<br />

werb einer Privatstraße von Bayer<br />

kann eine großzügige Anbindung<br />

des Geländes gesichert werden. Und<br />

auch die Furcht vor Lärm ist unbegründet.<br />

Nach den heutigen Plänen<br />

ist keine Discothek mehr vorgesehen;<br />

der Betreiber sichert Ruhe zwischen<br />

22 und 6 Uhr zu. Wenn er das<br />

nicht einhalten sollte, muss er selbst<br />

für den nötigen Lärmschutz sorgen.<br />

Stahlblechen ausgebaut werden. Die<br />

ebenfalls in Büderich tätige, auf die<br />

Schwerpunkte „Schleifen“ und „Fräsen“<br />

spezialisierte Böhler-Uddeholm<br />

Bearbeitungs-GmbH expandiert<br />

genauso. Um den Bedarf an zusätzlichen<br />

Flächen zu decken, wurden<br />

Teile des ehemaligen Stahlwerks<br />

beziehungsweise der Stahlformguss-Halle<br />

revitalisiert.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Aktivitäten sind etwa 6000 Quadratmeter<br />

des Grundstücks einer neuen<br />

Nutzung zugeführt worden. So wurden<br />

aus ehemaligen Produktionsstätten<br />

der Hüttentechnik, die vorübergehend<br />

als Lager dienten, Standorte<br />

für hoch präzise Maschinen.<br />

Angesichts dessen und einer Vermietungsquote<br />

von etwa 90 Prozent<br />

dürften die Verantwortlichen zufrieden<br />

sein.

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