Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
IN TITELGESCHICHTE<br />
WAHRHEIT SCHÖN<br />
Vincenzo De Biase sagt nickend „Röstaromen“ und spürt<br />
Energie im Wein. Christian Hofmann findet ihn kernig am<br />
Gaumen. Bruno E. Craveiro erzählt, dass er den Chardonnay<br />
einmal sechs Tage offen stehen ließ und der Wein danach<br />
immer noch gut war. „<strong>Das</strong> Holz passt gut“, findet der<br />
Brasilianer, „das muss ja nicht immer passen.“<br />
Womit wir beim Thema wären, denn mit Barrique geht es weiter,<br />
Vincenzo De Biase stellt einen „fantastisch guten Wein“<br />
aus dem Piemont vor. Der Barolo besteht aus 100 Prozent<br />
Nebiolo, lag 18 Monate im Barrique, trotzdem sind seine<br />
Tannine nicht aggressiv. Der Euro-Park-Sommelier ist<br />
sich sicher, dass er nach zwei Stunden an der Luft noch<br />
weicher wäre. „Der ist jugendlich“, findet Bruno E. Craveiro.<br />
Meyer reibt den Daumen auf Zeige- und Mittelfinger vor seiner<br />
Nase und lässt die anderen an seinem Empfinden teilhaben.<br />
Thymian, Lavendel und andere Kräuter riecht er<br />
jetzt. „Wie eine Mittelmeerküste!“ Der Elsässer ist glücklich,<br />
das sieht man jetzt. Der ist auch noch in zehn Jahren<br />
gut, weiß De Biase. Jemand bringt das Thema Tiramisu<br />
ins Spiel, ja, das würde gut passen. „Der ist eine gute<br />
Fortführung“, sagt Christian Hofmann und schenkt einen<br />
Rotwein von seinem Lieblingswinzer Salwey aus Oberrotweil<br />
im Kaiserstuhl ein. „Der zählt zu den Divas“, sagt<br />
er und man weiß nicht, meint er jetzt den Wein oder den<br />
Winzer? Der macht es nämlich anders als die anderen,<br />
belässt die Stiele an den Trauben, die also nicht entrappt<br />
werden, wie es in der Fachsprache heißt. Jeder Jahrgang<br />
wird anders, sagt Hofmann. Die Neugierde ist maximal geweckt.<br />
Craveiro entdeckt in der Nase Gemeinsamkeiten<br />
mit dem Barolo, aber am Gaumen ist er ganz anders. „<strong>Das</strong><br />
ist eine Rarität“, sagt Craveiro. Ein „ganz großes Gewächs“<br />
(Craveiro) wie dieses würde jeder der vier gerne lagern,<br />
aber oft ist die Menge zu klein, die in den Handel kommt,<br />
und manchmal hat man Liebhaber, die diesen Wein austrinken.<br />
Weg ist weg. Für Restaurantbesitzer ist das natürlich<br />
ein Glücksfall, wenn Tropfen dieser Preisklasse getrunken<br />
werden. Aber wie man an den Mienen ablesen kann, werden<br />
Sommeliers traurig, wenn ihre Schätze den Keller verlassen.<br />
„Ich kaufe solche Weine und lege zwei Kisten in eine Ecke<br />
im Keller und erzähle niemandem davon“, bekennt Craveiro.<br />
„Ich auch“, sagt Meyer. Wenn das der Chef wüsste ...<br />
10