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VERITAS - Das Genussmagazin / Ausgabe - 24-2018

Das Kundenmagazin der Oberkircher Winzer

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WEIN-ABC<br />

GLAS UND WEIN<br />

WEIN-ABC von:<br />

Frank Männle<br />

Qualitätsmanager<br />

Weinbau<br />

Oberkircher Winzer<br />

Glas und Wein ist eine Erfolgsgeschichte,<br />

die schon lange währt. Bereits die Ägypter<br />

tranken ihren Wein aus Gläsern, genauso<br />

wie die Venezianer. Ab Ende des 17. Jahrhunderts<br />

war Weingenuss im Glas Kultur. Beiden<br />

haftet ein edles Image an. Mit Wein im Plastikbecher<br />

mag sich kaum einer anfreunden, bei<br />

Bier regt sich keiner auf.<br />

Früher hatte man gerne bunte und klobige<br />

Weingläser, wie zum Beispiel das<br />

Römerglas. <strong>Das</strong> hat sich geändert.<br />

Heute sind klare Gläser für ungetrübten<br />

Genuss angesagt, zudem<br />

sind sie noch filigraner und feiner.<br />

<strong>Das</strong> liegt nicht an der Mode, sondern<br />

an den Ansprüchen, die der<br />

Rebensaft stellt. Ein Designer würde dies mit<br />

dem griffigen „form follows function“ (die<br />

Form folgt der Funktion) beschreiben. Zunächst<br />

will man sehen, was im Glas ist. <strong>Das</strong> steigert die Vorfreude und<br />

den Genuss. Ein ordentliches Weinglas hat immer einen Stiel!<br />

Wer sein Glas am Stiel oder am Glasboden (noch stilvoller) hält,<br />

macht keine Fingerabdrücke auf das Glas und bekommt keinen<br />

handwarmen Wein. Die hohe Kunst des Weinglases zeigt sich<br />

in den Details. Zum einen ist das Glas idealerweise hauchdünn,<br />

sodass der Kontakt zum Wein unmittelbar erfolgen kann. Auch<br />

die Weintemperatur wird von einem dünnen Glas weniger beeinflusst.<br />

Zum anderen wird der Weintrinker durch das filigrane<br />

Glas zum Mundspitzen verführt. Durch diesen „Trick“ stellen<br />

sich die Geschmackssinne auf ein neues Erlebnis ein.<br />

Namhafte Hersteller von Gläsern bieten ganze Kataloge mit<br />

Weingläsern für verschiedene Weinarten und Rebsorten an.<br />

Aus praktischen Gründen findet man in den meisten<br />

Haushalten jedoch nur zwei bis drei Glasarten, nämlich<br />

solche für Sekt und für Rot- sowie Weißwein. Für<br />

Sekt haben sich lang gezogene Gläser mit schmaler<br />

Öffnung durchgesetzt. In der sogenannten Sektflöte<br />

steigt die Perlage (Kohlensäure) wie an einer Schnur<br />

nach oben. Im Gegensatz zu Sektschalen erhalten schmale<br />

Gläser Aromen und Kohlensäure länger. <strong>Das</strong> Sektglas<br />

wird beim Einschenken zu zwei Dritteln<br />

oder mehr befüllt. Weingläser für<br />

Rot- und Weißwein unterscheiden<br />

sich zwar in ihrem Volumen und<br />

im Ausmaß des „Bauchs“, gemeinsam<br />

ist ihnen aber die Verjüngung<br />

des Kelchs nach oben. So gelangen<br />

die Weinaromen gebündelt zur Nase.<br />

Überdies schwappt beim Glasschwenken seltener<br />

etwas hinaus. Es gibt gute Gläser, die sowohl<br />

für Rot- als auch für Weißwein geeignet<br />

sind. Wer jedoch Platz in seinem Schrank hat, legt<br />

sich unterschiedliche Gläser zu. Warum? Rotweingläser sind<br />

großvolumiger, damit mehr Sauerstoff an den Wein kommt. Für<br />

Weißwein werden gerne kleinere und kürzere Gläser verwendet,<br />

damit die dezenten Aromen nicht verloren gehen. Beim Weißen<br />

mag man es bekanntlich kühler, darum sind die Gläser kleiner.<br />

Sobald ausgetrunken wurde, wird aus der gut gekühlten Flasche<br />

nachgeschenkt, und somit hat der Wein so gut wie immer die<br />

richtige Temperatur.<br />

Werden all diese Parameter berücksichtigt, wird verständlich,<br />

warum ein Weinglas mehr ist als nur ein Trinkgefäß. Noch wichtiger<br />

ist allerdings der Inhalt: Ein kleiner Wein wird auch im teuersten<br />

Edelglas nicht zum Überflieger werden.<br />

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