Exklusiv-Interview - HahnAirport Magazin
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Personalit y<br />
Sie ist eine Powerfrau par excellence<br />
– die 40-jährige Ulrike Müller, die in<br />
Mecklenburg-Vorpommern geboren ist<br />
und nach einer erfolgreich abgeschlossenen<br />
Maurerlehre sowie einem Architekturstudium<br />
(in Mainz) seit 1993 auf vielfältige Weise<br />
beim Flughafen Frankfurt-Hahn beschäftigt<br />
ist, bis sie es vor nunmehr sechs Jahren zur<br />
Leiterin Ausbau und Flughafenentwicklung<br />
gebracht hat.<br />
Ein typischer Frauenberuf ist das wahrlich<br />
nicht, den Ulrike Müller voller Elan und mit<br />
jeder Menge Know-how – neben ihrem Job<br />
als Mutter zweier Kinder – charmant und<br />
eloquent managt. Allerdings wundert sie<br />
sich im <strong>Interview</strong> mit dem <strong>HahnAirport</strong> <strong>Magazin</strong><br />
doch ein wenig darüber, warum sie als<br />
Frau denn nicht selbstverständlich in solch<br />
eine Führungsposition gehören könne? „Für<br />
das Management des Flughafens Frankfurt-<br />
Hahn sind Können, Durchsetzungsvermögen<br />
und Engagement entscheidend.” Ein Patentrezept<br />
wie sich Ulrike Müller im Kreise ihrer<br />
15 Mitarbeiter/innen, nationalen und internationalen<br />
Verhandlungspartner durchsetzt,<br />
hat die Entwicklungsexpertin schon seit langem<br />
parat: „Man kann nicht jedem gefallen<br />
wollen. Man muss Teamfähigkeit besitzen,<br />
seine Mitarbeiter in die richtige Richtung<br />
führen und auch mal „nein” sagen können.<br />
Das Schöne an meinem Team ist, dass wir<br />
alle an einem Strang ziehen, dadurch kann<br />
man schon mal Dinge bewerkstelligen, die<br />
bei anderen Unternehmen dank langatmiger<br />
Entscheidungswege undenkbar wären.”<br />
Ein gelungenes Beispiel für solch ein in Rekordzeit<br />
umgesetztes Projekt ist die quasi in<br />
einer „Nacht- und Nebelaktion” durchgezo<br />
gene Oberflächenerneuerung der Start-<br />
und Landebahn des Hunsrück-Flughafens.<br />
„Während man sich in ganz Europa über die<br />
Auswirkungen der Vulkanasche während des<br />
Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajoküll<br />
im April 2010 den Kopf zerbrochen hat,<br />
haben wir einfach die Ärmel hochgekrempelt<br />
und die ohnehin geplante Erneuerung der<br />
Start- und Landebahn veranlasst. Das war<br />
eine Entscheidung innerhalb von zwei Stunden,<br />
ein paar Telefonate und ein paar Gespräche<br />
mit dem Team und unseren Kunden<br />
und schon konnte es losgehen. Das ist wirk-<br />
lich ein großes Pfund, mit dem wir wuchern<br />
können – unsere Handlungsfähigkeit, weil<br />
wir eben gute Ideen haben und alle mit anpakken.<br />
Wenn man will, dann klappt das auch!“<br />
Gefragt nach den Perspektiven des Flughafens<br />
beziehungsweise danach, ob der Bereich<br />
Passagiere oder Fracht in den nächsten 10<br />
Jahren wichtiger sei, betonte die dynamische<br />
Abteilungsleiterin: „Für uns sind beide Bereiche<br />
gleich wichtig. Dabei ist es klar, dass<br />
der Passagebereich stärker von den Menschen<br />
wahrgenommen wird. Dafür müssen<br />
wir in diesem Sektor ein gutes Angebot bieten,<br />
aber das größte Wachstumspotenzial<br />
sehe ich derzeit im Frachtbereich. Vor allem<br />
mit unserer uneingeschränkten 24-Stunden-<br />
Betriebsgenehmigung, vor allem im Hinblick<br />
Ulrike Müller (Dipl.-Ing./FH)<br />
Leiterin Ausbau und Flughafen entwicklung<br />
auf das Nachtflugverbot in Frankfurt, haben<br />
wir einen großen Wettbewerbsvorteil, womit<br />
wir den Frachtbereich noch weiter gewinnbringend<br />
ausbauen werden. Um einen Flughafen<br />
wie diesen erfolgreich führen zu können,<br />
muss man immer mehrere Standbeine<br />
aufbauen und diese zu eruieren, das ist auch<br />
mit ein wichtiger Teil meiner Arbeit.“<br />
Als ein weiteres Beispiel für ihr Verhandlungsgeschick<br />
nennt Ulrike Müller die erfolgreichen<br />
Verhandlungen mit der Ryanair,<br />
die noch in diesem Jahr den Schulungs- und<br />
Wartungsbetrieb auf dem Hunsrück-Flughafen<br />
aufnehmen will. Die notwendigen Räumlichkeiten<br />
und Immobilien dafür zu finden<br />
und rechtzeitig bereit stellen zu können, fiel<br />
ebenfalls in ihr Ressort.<br />
Gefragt danach, wo der Flughafen in den<br />
kommenden zwanzig Jahren stehen wird,<br />
antwortet Müller trocken: „Wir werden mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden stehen. Es wird<br />
sich dann auch entscheiden, welche zusätzlichen<br />
Standbeine möglich sein werden.“<br />
Derzeit beschäftigt sich Müller mit dem Thema<br />
„Terminal-Planung“ – dazu gibt es selbstverständlich<br />
auch einen Masterplan, der zum<br />
Beispiel Fragen wie „Welche Potenziale hat<br />
der Flughafen? Welche Kapazitäten hat die<br />
Start- und Landebahn? Wie sieht’s in Sachen<br />
Ver- und Entsorgung aus? Welche Lärmauswirkungen<br />
wird eine Kapazitätserweiterung<br />
mit sich bringen? Was müssen wir neben<br />
den bereits getätig ten Investitionen in unser<br />
Schallschutzprogramm in der Region investie-<br />
<strong>HahnAirport</strong> <strong>Magazin</strong> · Herbst / Winter 2010 / 11<br />
ren?“ Doch auch politische Themen sind zu<br />
beleuchten. Welche Auswirkungen hat z.B.<br />
die geplante Einführung einer Luftverkehrsteuer<br />
auf den Ausbau? Fragen über Fragen,<br />
auf die Ulrike Müller und ihr Team Antworten,<br />
praktikable Lösungsansätze und schließlich<br />
bezahlbare Konzepte liefern müssen.<br />
Ein Beispiel für solch ein gelungenes Konzept<br />
– darauf ist Müller in unserem <strong>Interview</strong> besonders<br />
stolz – ist das Waldumbaukonzept,<br />
das das Flughafenteam in enger Kooperation<br />
mit dem BUND entwickelt hat, um Lebensräume<br />
der berühmt-berüchtigten MOPSFLEDER-<br />
MAUS retten und erhalten zu können. „Hier<br />
hatten wir das richtige Rezept; denn Studien<br />
haben inzwischen eindeutig ergeben, dass<br />
alle Fledermauspopulationen noch da sind,<br />
die vor dem Umbau existierten. Der gefundene<br />
Kompromiss hat sich somit für beide Seiten<br />
gelohnt.“ Trotz der Schwierigkeiten rund<br />
um die Rettung der Mopsfledermaus ist es<br />
Ulrike Müller als Projektleiterin übrigens in Rekordzeit<br />
gelungen, die Startbahnverlängerung<br />
für den Hunsrück-Flughafen inklusive aller<br />
dazugehörigen rechtlichen Verfahrenswege<br />
im Zeitraum von 2002 bis 2005 zu realisieren.<br />
„Da hatten wir ordentlich was zu tun, um alle<br />
Fragen der Raumordnung, Planfeststellung<br />
und Klageverfahren just-in-time letztlich zu<br />
aller Zufriedenheit regeln zu können.“<br />
Ob sie Wünsche an die rheinland-pfälzische<br />
Politik hat, betont die Managerin: „Ich hoffe<br />
auf eine weitere Unterstützung durch die<br />
Landesregierung, die im Übrigen durch ihren<br />
Einstieg als Hauptanteilseigner bewiesen<br />
hat, dass der Hahn ihr am Herzen liegt. Bei<br />
einer 560 Hektar großen Liegenschaft müssen<br />
wir einfach alle an einem Strang ziehen!“<br />
Diese Maxime wird sicherlich auch für das<br />
neue Einkaufszentrum gelten müssen, die<br />
den Einzelhandelsstandort Kirchberg attraktiver<br />
und überlebensfähig machen soll – und<br />
dem Flughafen Frankfurt-Hahn ein weiteres<br />
Standbein bieten würde. ■