Einwohnergemeinde - Grellingen
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war. Im Rosengarten Laufen fand er während vier<br />
Jahren ein neues Zuhause und wurde mit viel Engagement<br />
und Kompetenz gepflegt und oft auch zu<br />
handwerklichen Aktivitäten eingeladen. Mancher<br />
kleine Teppich wurde von seinen Händen gewoben,<br />
und er freute sich über das Lob der Therapeutinnen,<br />
wenn sie ihn auf seine Exaktheit ansprachen.<br />
Auch wenn es Franz oft schwer fiel, dass er nicht<br />
mehr zuhause wohnen konnte, halfen ihm die liebevollen,<br />
fast täglichen Besuche von Roswith und sein<br />
unbezahlbarer Wesenszug – sein Humor – über vieles<br />
hinweg. Wie oft haben wir zusammen gelacht über<br />
seine trockenen, spontanen Sprüche und schlagfertigen<br />
Antworten. Kürzlich sagte eine Freundin: Wenn<br />
der Begriff «Schalk im Nacken» auf irgendeinen<br />
Menschen passte, so war das euer Vater. Bis zum letzten<br />
Tag bewahrte er sich diesen Zug, und als er zu<br />
schwach für Worte war, äusserte er sich noch mit<br />
einem schalkhaften Augenzwinkern.<br />
Eine aggressive Lungenentzündung hat Franz so stark<br />
geschwächt, dass er am 2. April 2012 friedlich einschlafen<br />
durfte. Er wird uns stets in lieber Erinnerung<br />
bleiben.<br />
Esther und Marianne<br />
Alice Wettstein-Schmidt<br />
1.5.1918–30.12.2011<br />
Ende März 2012 habe ich, die Tochter von Alice Wettstein,<br />
das Eggflue-Echo entgegengenommen, das sie<br />
immer mit grosser Verbundenheit und Freude gelesen<br />
hat. Dies hat mich bewogen, einen kleinen Nachruf<br />
zu schreiben, da doch unsere ganze Familie einen<br />
grossen Teil ihres Lebens in <strong>Grellingen</strong> verbracht hat.<br />
Am 30. Dezember 2011 ist Alice Wettstein während<br />
eines kurzen Spitalaufenthaltes gestorben. Sie hatte<br />
das grosse Glück, bis drei Wochen vor ihrem Tod in<br />
ihrer Wohnung in Arlesheim leben zu dürfen.<br />
Alice Wettstein-Schmidt ist in Therwil aufgewachsen<br />
und hat an der Universität Basel Deutsch, Französisch<br />
und Englisch studiert und anschliessend das<br />
pädagogische Lehrerseminar absolviert. Sie heiratete<br />
1944 Hans Wettstein, und das junge Paar zog 1944<br />
nach <strong>Grellingen</strong>, wo eine freie Arztpraxis zu besetzen<br />
war. Zwischen1945 und1957wurden sieben gesunde<br />
Kinder geboren. Alice Wettstein war Mutter aus Leidenschaft,<br />
und diese Aufgabe erfüllte sie vollends.<br />
Als die Kinder heranwuchsen, war es Alice Wettstein<br />
sehr wichtig, sie zu fördern und zu unterstützen, in<br />
ihren schulischen Anforderungen, aber auch in allen<br />
anderen Lebensbereichen. Ihre lebensbejahende Art<br />
und ihr Engagement, sich für Schwächere einzusetzen,<br />
gab sie ihren Kindern weiter. Als die heranwachsenden<br />
Jugendlichen in der Aufbruchsstimmung<br />
der 60er- und 70er-Jahre die Welt erkundeten, begann<br />
auch für Alice Wettstein eine Reisezeit. Sie besuchte<br />
ihre Kinder an den jeweiligen Aufenthaltsorten.<br />
In ihrem nahen Umfeld übernahm sie diverse<br />
Aufgaben des öffentlichen Lebens, war als Laienrichterin<br />
und in verschiedenen Kommissionen und Gremien<br />
aktiv.<br />
Mit der Zeit fanden auch ihre persönlichen Interessen<br />
wieder mehr Raum, insbesondere ihr Interesse<br />
für die englische Sprache und Literatur. Sie besuchte<br />
Kurse und Lesezirkel, über fast drei Jahrzehnte lang,<br />
bis ihre schwindenden Kräfte solche Aktivitäten nicht<br />
mehr zuliessen. Danach gründete sie einen eigenen<br />
kleinen Literaturzirkel, der sich in ihrer Wohnung<br />
periodisch zum «Reading» traf.<br />
Viel Freude hatte Alice Wettstein an ihren Grosskindern.<br />
Sie erzählte ihnen unvergessliche Geschichten,<br />
spielte mit ihnen Theater, Fussball aber auch Pingpong,<br />
was sie bis 92-jährig mit Freude spielte – und<br />
dies gar nicht schlecht! Mit 75 Jahren beschloss Alice<br />
Wettstein, der verfliessenden Zeit zu trotzen und in<br />
ihrem Leben noch Neues zu wagen. Sie unternahm<br />
eine Reise nach St. Petersburg. In dieser Stadt erwachte<br />
in ihr der Wunsch, die russische Literatur in<br />
der Originalsprache zu lesen. In der Folge erlernte sie<br />
Russisch und reiste noch mehrere Male nach St. Petersburg,<br />
zum letzten Mal mit 85 Jahren.<br />
1986 verstarb ihr Mann, 75-jährig, nur drei Jahre,<br />
nachdem er seine Praxis in <strong>Grellingen</strong> aufgegeben<br />
und in Arlesheim seinen Ruhestand angetreten hatte.<br />
Wir danken allen Personen aus <strong>Grellingen</strong>, die sie mit<br />
Telefonaten, Briefen oder Besuchen in den letzten<br />
Jahren erfreut haben sowie dem katholischen Frauenverein,<br />
der regelmässig den Kontakt mit ihr gepflegt<br />
hat.<br />
Eleonore Wettstein<br />
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