TITELGESCHICHTE Nachbarschaftliche Unterstützung Ein hilfreiches NETZWERK Wenn Nachbarn zusammenhalten und den Ambulanten Dienst der MÜNCHENSTIFT unterstützen, können pflegebedüftige Menschen in ihrem Zuhause bleiben. TEXT MONICA FAUSS FOTOS BENJAMIN GANZENMÜLLER Nachdem Angela Ehrenbauer die Haustür aufgesperrt hat, geht sie als Erstes zu Betty Reuter, die in ihrem Bett schon auf die Nachbarin wartet. Heute hat die 60-Jährige volle Einkaufstaschen für die bettlägerige Seniorin dabei. Jeden Tag schaut sie bei der 91-Jährigen vorbei und versorgt sie mit Zwischenmahlzeiten und Getränken. Außerdem begleitet sie die hilfsbedürftige Seniorin bei Bedarf auch zum Arzt, kauft für sie ein oder erledigt die laufende Korrespondenz. Betty Reuter erhält – neben der Betreuung durch den Ambulanten Dienst der MÜNCHENSTIFT – viel Unterstützung aus ihrer Nachbarschaft. Der tatkräftige Einsatz von Nachbarn, neben Familie und Freunden, ist eine wichtige Vorausssetzung, damit pflegebedürftige Senioren in ihrem Zuhause bleiben können. Die Grundlagen für ein hilfreiches Netzwerk entstehen jedoch meist viel früher: Wer sich in jüngeren Jahren einen Kreis gegenseitiger nachbarschaftlicher Unterstützung aufgebaut hat, kann auch im Alter, wenn mehr Hilfe benötigt wird, mit Beistand rechnen. 4 MÜNCHENSTIFT-Magazin Seit ihrem Sturz vor acht Wochen ist die Unterstützung aus der Nachbarschaft für Betty Reuter unverzichtbar geworden, um die Bettlägerige in ihrem Einfamilienhaus in München-Kleinhadern mit allem Nötigen zu versorgen. Drei Nachbarn teilen sich diese Aufgabe: Neben dem täglichen Besuch und Erledigungen von Angela Ehrenbauer schaut Mia Schulte zweimal am Tag vorbei, kocht und überrascht sie zwischendrin auch einmal mit einem frisch gebackenen Kuchen. Ein dritter Nachbar unterstützt die beiden Helferinnen in technischen Angelegenheiten, etwa wenn das Telefon oder eine Lampe nicht funktioniert oder ein Nagel in die Wand geschlagen werden muss. „Wir telefonieren häufig und stimmen uns ab. Mia springt auch für mich ein, wenn ich mal in Urlaub fahre“, erzählt Angela Ehrenbauer, die selber eine noch sehr fitte, 83-jährige Mutter hat und seit dem Tod ihres Ehemannes sehr viel unterwegs ist. Da sie am nähesten wohnt, ist Mia Schulte auch vor Ort, wenn jemand die Tür für Besucher öffnen muss oder Lieferungen erwartet werden. Das ist oft der Fall, denn Betty Reuter hat jetzt viele Termine zu sich nach Hause ge- legt: So liefert nicht nur der Getränkedienst regelmäßig an, sondern auch der Physiotherapeut und der Fußpfleger kommen zur Behandlung ins Haus, ebenso wie der Friseur. Außerdem erhält Betty Reuter zweimal in der Woche Unterstützung von der Zugehfrau, die das Haus und den großen Garten in Ordnung hält.
Nachbarin Angela Ehrenbauer sowie Omar Rabia und Petra Schopper vom Ambulanten Dienst der MÜNCHENSTIFT – gemeinsam unterstützt und betreut das eingespielte Team Betty Reuter. 5