dezember 2012 - VIOS - Medien GmbH
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TITELGESCHICHTE Nachbarschaftliche Unterstützung<br />
WIR HABEN VIEL ZUSAMMEN<br />
GEFEIERT, UNS ABER AUCH IMMER<br />
GEGENSEITIG GEHOLFEN.<br />
Ihr Leben lang war Betty Reuter<br />
stolz darauf, dass sie das selbst gebaute<br />
Einfamilienhaus und den<br />
großen Garten ganz alleine sauber<br />
und akkurat gehalten hat. Jetzt nutzt<br />
sie nur noch Teile des Hauses: Sie ist<br />
mit ihrem Pflegebett in das ehemalige,<br />
nur wenige Quadratmeter große Büro<br />
ihres Mannes eingezogen. „Hier habe<br />
ich schon meine Mutter und später<br />
dann meinen Mann gepflegt. Die<br />
Größe des Zimmers ist zudem ideal<br />
für die Übungen mit dem Physiotherapeuten“,<br />
verteidigt sie ihre Entscheidung<br />
gegen die liebevollen Aufforderungen<br />
ihrer Helfer, es sich doch lieber<br />
im komfortablen, großen Wohnzimmer<br />
gemütlich zu machen. „Ich brauche<br />
nicht viel und statt fernzusehen,<br />
bete ich lieber.“<br />
Von ihrem Bett aus kann sie in den<br />
Garten schauen. In früheren Jahren<br />
war die Gartenarbeit ihr Hobby, in das<br />
sie viel Zeit und Energie gesteckt hat,<br />
erzählt die 91-Jährige. Auch andere<br />
Dinge hat sie mit ihrer Familie oder alleine<br />
gerne unternommen: „Wir waren<br />
oft auf unserer Hütte in den Bergen,<br />
wo die Gämsen bis ans Fenster gekommen<br />
sind. Wir sind bis über 2 000 Meter<br />
hinaufgestiegen“, erinnert sie sich<br />
begeistert. Auch gesungen hat sie gerne<br />
und Theater gespielt. Dass sie noch<br />
gut bei Stimme ist, beweist sie mit<br />
glänzenden Augen, als sie einen kräftigen<br />
Jodler anstimmt.<br />
Das Miteinander im Wohnumfeld<br />
war ihr immer ein Anliegen: „Wir kennen<br />
alle unsere Geburtstage, haben viel<br />
zusammen gefeiert und Straßenfeste<br />
veranstaltet – uns aber auch immer gegenseitig<br />
geholfen“, beschreibt sie das<br />
6 MÜNCHENSTIFT-Magazin<br />
nachbarschaftliche Leben. So sind<br />
über die Jahre stabile Bindungen entstanden:<br />
Ihre heutige Helferin Mia<br />
Schulte kennt Betty Reuter seit deren<br />
Geburt: sie hat sie als Baby gewickelt,<br />
wenn die Mutter in die Arbeit musste.<br />
Auch ihr erster Kontakt zu Angela Ehrenbauer<br />
liegt schon weit über 40 Jahre<br />
zurück, als diese als junge Arzthelferin<br />
bei ihrem damaligen Hausarzt<br />
gearbeitet hat. Später dann half Angela<br />
Ehrenbauer bei Betty Reuters verstorbenem<br />
Mann im Versicherungsbüro<br />
aus. Und irgendwann hat es sich ergeben,<br />
dass sie Einkäufe für die Seniorin<br />
übernommen und sie zu Arztbesuchen<br />
begleitet hat. „Heute ist daraus eine<br />
Freundschaft geworden“, erzählt sie<br />
strahlend, „sie ist mein guter Engel!“<br />
Auch zu den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des Ambulanten<br />
Dienstes der MÜN-<br />
CHENSTIFT, die zweimal<br />
am Tag vorbeischauen, um sie bei der<br />
Körperpflege zu unterstützen und die<br />
Medikamenteneinnahme zu kontrollieren,<br />
hat sie ein herzliches Verhältnis.<br />
Mit Petra Schopper, der Leiterin<br />
des Ambulanten Dienstes Süd, verbindet<br />
sie etwas Besonderes: „Frau Schopper<br />
ist für mich ‚meine Mutter Schopper‘,<br />
denn sie erinnert mich stark an<br />
meine Mutter, an der ich sehr hing.“<br />
Seit Betty Reuter durch den Sturz bettlägerig<br />
geworden ist, kommt der Ambulante<br />
Dienst nun dreimal täglich.<br />
Ein Mitarbeiter – Omar Rabia ein kräftiger<br />
Pflegehelfer, der gut zupacken<br />
kann – hat es der Seniorin ganz besonders<br />
angetan: „Er ist im Umgang so<br />
feinfühlig. Ich freue mich jedes Mal<br />
sehr, wenn er kommt.“<br />
Petra Schopper, die mit 40 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern im Münchner<br />
Südwesten 160 Patienten versorgt,<br />
weiß: „Eine gute Nachbarschaft ist die<br />
beste Voraussetzung, damit man zu<br />
Hause bleiben kann, wenn mehr Betreuung<br />
gebraucht wird.“ Doch ein solches<br />
Netzwerk kommt nicht von allei-