10 Naturräumlicher Aufbau der Düffel
Der Naturraum Für die Gestaltung der naturgeographischen Strukturen des Flussgebietes zwischen Nimwegen und Kleve sind die Veränderungen des Laufes des Rheins von größter Bedeutung gewesen. Bereits vor einer Million Jahren, zu Beginn der Glazialperioden, floss der Fluss durch dieses Gebiet. Während der vorletzten Eiszeit, etwa vor 150.000 Jahren, dehnte sich das Polareis vom Norden bis in unsere Regionen aus. Eine dieser Eiszungen reichte bis nach Kranenburg und bedeckte den heutigen Ooijpolder und die Düffel. Die Eismassen hatten zuvor die in mehreren hunderttausend Jahren durch den Rhein abgelagerten Sand- und Kiesmengen vor sich hergeschoben und diese Massen schließlich mehrere Meter hoch aufgestaut. So entstand ein Gürtel von Stauchmoränen, darunter diejenige, die sich zwischen Nimwegen und Kleve erstreckt. In der letzten Glazialperiode, vor 100.000 bis 10.000 Jahren, drang das Eis nicht bis in unser Gebiet vor, trotzdem herrschte hier ein Polarklima, so dass große Teile der Erdoberfläche ohne Pflanzenbewuchs blieben und durch Sand- und Schneestürme große Sandmassen in Bewegung gesetzt wurden. Der Rhein hatte damals nicht nur ein einziges Flussbett, sondern floss durch ein kilometerbreites Gebiet in zahlreichen kleinen Flüssen und Bächen, die sich teilten und wieder vereinigten, immer wieder das Bett wechselnd. Wegen des tiefliegenden Meeresspiegels hatte der Fluss ein großes Gefälle und floss mit hoher Geschwindigkeit. Dadurch konnte er sogar im östlichen Teil der Betuwe die Stauchmoräne durchbrechen. So entstanden die Steilhänge zwischen Nimwegen und Wyler sowie zwischen Donsbrüggen und Kleve. In diesem breiten Flussgebiet lagerte der Rhein dicke Schichten von Kies und grobkörnigem Sand ab. Am Ende der letzten Glazialperiode vor etwa 15.000 Jahren, als das Klima wärmer wurde und die Vegetation zunahm, stieg durch die einsetzende Eisschmelze der Meeresspiegel, und die Strömungsgeschwindigkeit des Flusses sank entsprechend. Die Masse abgelagerten Materials nahm ab, es wurde feinkörniger und setzte sich dann vor allem in Form von Ton ab, der stark verwittert und wasserundurchlässig war. Diese jetzt „alte“ Flusstonschicht tritt heute in der Nähe von Mehr noch an die Oberfläche. Während einer danach einsetzenden Kältezeitperiode wurde mit den vorherrschenden Südwestwinden Sand von den benachbarten vegetationslosen Stauchmoränen auf diese Schichten geweht. Daraus bildeten sich langgestreckte Flugsandrücken oder Flussdünen, die sich noch heute an einigen Stellen im Gebiet von Persingen und Zyfflich aus den später abgelagerten Tonschichten herausheben. Auf dem Untergrund, der sich aus den grobkörnigen Rheinablagerungen, den alten Flusstonschichten und den Flugsandschichten zusammensetzt, wurden während der letzten Jahrtausende erneut Tonschichten abgelagert. Der größte Teil des Niederungsgebietes zwischen Nimwegen und Kleve ist mit diesem Flusslehm bedeckt. Die Lehmablagerungen haben eine Landschaft mit Erhebungen und Vertiefungen entstehen lassen, deren Höhenunterschiede meist nur Bruchteile von Metern betragen. Diese flachen Rücken entstanden durch die jährlich wiederkehrenden Überflutungen, die mitgeführten sandigen und grobkörnigen Tonbestandteile setzten sich beiderseits des Flussbetts gleich neben dem Strom ab, was zur Bildung flacher sogenannter Uferwälle führte. Immer wenn der Rhein sein Strombett änderte, und das passierte im Laufe der Zeit vielfach, wiederholte sich dieser Prozess mit dem Effekt, dass ständig neue Uferwälle aufgebaut wurden. In den verlassenen alten Flussbetten kam das Wasser nur mit geringerer Geschwindigkeit an, deshalb wurden hier feinkörnige Tonschichten abgelagert. Ein auf diese Weise aufgefülltes Strombett bildete zusammen mit den Uferwällen einen sogenannten Stromrücken. Die oft mit dem niederländischen Wort „kommen“ oder „komgronden“ bezeichneten niedrigeren Auenlehmgebiete liegen in größerer Entfernung vom Fluss und sind an allen Seiten von Stromrücken und Uferwällen umgeben. Vor Anfang des Deichbaus liefen diese „Kommen“ in jedem Winter langsam voll Wasser, das hier zur Ruhe kam. Deshalb konnten sich hier auch die feinsten Bodenmaterialien absetzen. Das Ergebnis ist, dass die Böden dieser 11