DIE KAUFMÄNNISCHE PRAXISFIRMA - Helvartis
DIE KAUFMÄNNISCHE PRAXISFIRMA - Helvartis
DIE KAUFMÄNNISCHE PRAXISFIRMA - Helvartis
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learning by doing<br />
<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong><br />
<strong>PRAXISFIRMA</strong><br />
Förderung<br />
der beruflichen und sozialen Eingliederung<br />
in den tertiären Bereich<br />
Erhaltung<br />
der Arbeitsfähigkeit<br />
- handeln vor der Rente<br />
Beseitigung<br />
von Kompetenzmängeln<br />
von beeinträchtigten<br />
oder invaliden Menschen
<strong>Helvartis</strong> - November 2010<br />
Die kaufmännische Praxisfirma<br />
für beeinträchtigte oder invalide Menschen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Helvartis</strong> stellt sich vor – Seite 3<br />
Einblick ins Konzept der kaufmännischen Praxisfirmen (PF) – Seiten 4-6<br />
Potenzial des schweizerischen Praxisfirmennetzes – Seite 6<br />
Das Konzept – flexible Anwendungsmöglichkeiten für spezifische Bedürfnisse – Seite 7<br />
Praxisfirmen und die Anforderungen der Invalidenversicherung – Seiten 7-8<br />
Zusammenarbeit BSV - <strong>Helvartis</strong> – Seite 9<br />
Bestehende Partnerschaften – Zielpublikum: Teilnehmende von IV-Berufs- und Integrationsmassnahmen<br />
oder Personen mit Unterstützungsbedarf. Beispiele – Seite 10<br />
<strong>Helvartis</strong> ist Mitglied des Netzwerkes:<br />
Einsatzmöglichkeiten für <strong>Helvartis</strong> – Seite 11<br />
Zeitungsartikel – Seiten 12-13
<strong>Helvartis</strong> stellt sich vor<br />
In Zusammenarbeit mit dem seco wurde 1994 <strong>Helvartis</strong><br />
(vormals die schweizerische Übungsfirmenzentrale)<br />
gegründet. Die gemeinnützige Organisation ist<br />
in La Chaux-de-Fonds ansässig und koordiniert<br />
nahezu 50 schweizerische Praxisfirmen. Unter der<br />
Federführung von Laurent Comte garantieren<br />
15 Mitarbeitende schweizweit – und sogar im<br />
Ausland – den Aufbau und die Weiterentwicklung<br />
von neuen kaufmännischen Praxisfirmen. Der<br />
Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> bietet den Praxisfirmen<br />
eine Reihe von Dienstleistungen und steht<br />
ihnen, und auch den zuständigen Institutionen<br />
zur Berufsbildung bzw. -eingliederung, täglich<br />
beratend zur Seite. Bei <strong>Helvartis</strong> wird auf<br />
Mehrsprachigkeit grössten Wert gelegt (Deutsch,<br />
Französisch, Italienisch und auch Englisch).<br />
Der Vorstand steht gegenüber Partnern und<br />
übergeordneten Instanzen für die entwickelten<br />
Projekte von <strong>Helvartis</strong> ein.<br />
Der Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> gehört zum<br />
Kaufmännischen Verband La Chaux-de-Fonds ·<br />
Neuenburg (KV).<br />
Unser Tätigkeitsfeld<br />
Zu unseren vielfältigen Aktivitäten gehören die<br />
Beobachtung und die intensive Weiterentwicklung<br />
der Berufe im tertiären Bereich. Weiter<br />
erarbeiten wir Ausbildungspläne und Lösungen<br />
zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der<br />
Ausgrenzung aus der Berufswelt. Wir stellen<br />
die Verbindung zwischen dem Arbeitsmarkt,<br />
den Firmen, dem öffentlichen Dienst und den<br />
kaufmännischen Mitarbeitenden her. Basierend<br />
auf diesen Massnahmen bieten wir eine adäquate<br />
kaufmännische Ausbildung an. Diese entspricht<br />
den Anforderungen der Firmen und jenen des<br />
Arbeitsmarktes. Wir fördern die nachhaltige<br />
Berufseingliederung bzw. –wiedereingliederung.<br />
Wir sorgen ebenfalls für die Weiterbildung der<br />
kaufmännischen Angestellten.<br />
Zu den strategischen Elementen der Verwaltung<br />
des schweizerischen Praxisfirmennetzes gehört<br />
die breitgefächerte Dienstleistungspalette<br />
von <strong>Helvartis</strong>: Diese geht vom E-Banking und<br />
Regulationszentrum (z.B. Kontrolle der Einkaufs-/<br />
Verkaufspolitik der Praxisfirmen) bis hin zu Postamt,<br />
Postsortierung und –versand; Kontoführung,<br />
Steuerverwaltung, Sozialversicherungen u.v.m.
Zur Sicherstellung einer hochstehenden Qualität<br />
unserer Dienstleistungen haben wir Anfang des<br />
Jahres 2006 das ISO-Zertifizierungsverfahren<br />
in die Wege geleitet. Die Zertifizierung ISO<br />
9001 wurde noch im Oktober 2006 erlangt.<br />
Seither steigt die Dienstleistungsqualität weiter<br />
kontinuierlich an. Im Weiteren führen wir in den<br />
schweizerischen kaufmännischen Praxisfirmen<br />
Qualitätsaudits durch. Dadurch soll der<br />
Qualitätsstandard in unserem Praxisfirmennetz<br />
vereinheitlicht und weiter angehoben werden.<br />
learning by doing<br />
Einblick ins Konzept<br />
der kaufmännischen<br />
Praxisfirmen (PF)<br />
Das Konzept der Praxisfirmen richtet sich an die in-<br />
dividuelle Weiterbildung in der Informatik und im<br />
kaufmännischen Bereich. In kaufmännischen Pra-<br />
xisfirmen werden Berufskompetenzen mittels päd-<br />
agogischer Werkzeuge für Fach- und Sozialkompe-<br />
tenzen aktualisiert und erweitert. Sinn und Zweck<br />
ist die nachhaltige Berufseingliederung oder Wie-<br />
dereingliederung durch persönliche Begleitung.<br />
Die Praxisfirma dient auch als Schutz vor Margina-<br />
lisierung und Ausschluss aus dem Arbeitsmarkt.<br />
Die Praxisfirma ist, abgesehen von der Herstellung<br />
von Produkten und einem realen Geldfluss, die Ab-<br />
bildung eines authentischen Unternehmens. Die<br />
PF ist üblicherweise von Montag bis Freitag, in der<br />
Regel 40 Stunden wöchentlich, in „Büroräumen“<br />
aktiv und eifert mit ihrer Geschäftstätigkeit den<br />
„echten“ Unternehmen nach. Arbeitsabläufe, Fach-<br />
und Sozialkompetenzen aus dem tertiären Bereich<br />
werden gründlich trainiert und in die Tat umge-<br />
setzt. Die Kompetenzpalette entspricht genau den<br />
Anforderungen eines realen Unternehmens. Die<br />
Vernetzung zwischen Theorie und Praxis bildet<br />
die Grundlage für Lernprozesse und deren Durch-<br />
führung. Die Erledigung fachlicher Aufgaben und<br />
die Aneignung von Kompetenzen durch die Teil-<br />
nehmenden werden während mehrerer Arbeits-<br />
schritte fortlaufend bewertet. Die Leitung der PF
soll dafür sorgen, dass die durchgeführten Auf-<br />
gaben korrekt sind und den Anforderungen der<br />
freien Wirtschaft entsprechen.<br />
Die PF bildet die Hierarchie einer authenti-<br />
schen KMU ab. Zur Firmenleitung gehören ein/e<br />
GeschäftsleiterIn und ein oder mehrere Assis-<br />
tenten in der Funktion von Coaches und Fach-<br />
kräften aus dem tertiären Bereich. Die Aufgaben<br />
werden vom Leitenden an die Praktikumsteilneh-<br />
menden (Hauptpersonal der Firma) delegiert. In<br />
der Praxisfirma arbeiten Lernende am praktischen<br />
Fall und werden, basierend auf dem Konzept „Lear-<br />
ning by doing“, ausgebildet.<br />
Ausgehend von einer festgelegten persönlichen<br />
Zielsetzung arbeiten die Teilnehmenden, aufge-<br />
teilt auf unterschiedliche Kompetenz- und Ver-<br />
antwortlichkeitsstufen, in diversen Teams in mit-<br />
einander vernetzten Abteilungen (Sekretariat,<br />
Buchhaltung, Personalwesen, Einkauf/Verkauf,<br />
Marketing...). Die Teilnehmenden erledigen, unter<br />
anderem, folgende praktischen Aufgaben: Bestel-<br />
lung, Fakturierung, Rezeption und Telefonemp-<br />
fang, Ablagesystem, Erfassung von Buchungs-<br />
sätzen, Lohnkalkulation, Planung & Erstellung von<br />
Werbematerial, etc. Die Koordination aller Tätig-<br />
keiten sorgt für einen einwandfreien Geschäfts-<br />
ablauf in der Firma. Die PF fordert eine qualitativ<br />
hochstehende und fachkundige Ausführung aller<br />
Aufgaben.<br />
Eine Praxisfirma verfügt in der Regel über eine<br />
Patenfirma. So wird sichergestellt, dass sämtliche<br />
Tätigkeiten der PF denjenigen eines realen Unter-<br />
nehmens entsprechen. Solche Wechselwirkungen<br />
und Öffnungen gegenüber dem lokalen Markt<br />
ermöglichen es, eine Deckungsgleichheit auf sozi-<br />
aler und wirtschaftlicher Ebene zu erzielen. Weiter<br />
5<br />
sollen Arbeitgeber der freien Wirtschaft so darauf<br />
sensibilisiert werden, Arbeitsplätze für Stellensu-<br />
chende, LehrabgängerInnen, Beeinträchtigte oder<br />
Personen mit Unterstützungsbedarf zu schaffen.<br />
Praxisfirmenmesse SwissMeet:<br />
Unglaublich echt<br />
Einmal im Jahr findet die Handelsmesse für<br />
schweizerische PF statt. Im Rahmen einer solchen<br />
Veranstaltung sind Teilnehmende und Firmenlei-<br />
tungen, wie im realen Wirtschaftsleben, beson-<br />
ders geschäftstüchtig. Jede Menge Einkäufe und<br />
Verkäufe werden getätigt, Verträge abgeschlossen<br />
und Waren exportiert... Diese Transaktionen sind<br />
zwar virtuell, die Geschäftsfälle werden aber real<br />
abgeschlossen, bearbeitet und weiterverfolgt. An<br />
den Messeständen stellt jede PF während zweier<br />
Tage die Produktpalette ihrer Patenfirma aus.<br />
Die Teilnehmenden beim Praktikum in der PF<br />
Beim Praktikum sollen die Teilnehmenden ihre<br />
Kompetenzen durch eine drei- bis sechsmona-<br />
tige Weiterbildungsmassnahme – nach Bedarf<br />
eventuell länger – festigen bzw. erweitern. Das<br />
Praktikum wird gemäss Kompetenzniveau, Dauer<br />
und Qualifikation in Modulen gestaltet. Die PF<br />
gilt nicht nur als Trainingsort. Die Teilnehmenden<br />
begeben sich so regelmässig zur Arbeit, werden<br />
dabei betreut und treten als Erwerbstätige auf.<br />
Ein wichtiger Aspekt des Konzeptes liegt bei der<br />
Schlüsselfunktion der PF; der Integration. Durch<br />
diese soll gegen die Isolation bereits beeinträch-<br />
tigter Personen einerseits, und gegen die Abwer-<br />
tung in schwierigen Situationen andererseits,<br />
angekämpft werden. Die Rahmenbedingungen<br />
zum Wiederaufbau der Selbstachtung sollen so<br />
geschaffen werden. Nach Beendigung des Prakti-<br />
kums sind die Teilnehmenden sofort in der freien<br />
Wirtschaft einsetzbar.
Kenntnisse, Fertigkeiten und individuelle<br />
Bedürfnisse evaluieren: Evacom<br />
Die Zielsetzung bei der Prävention, Ausbildung,<br />
Ein- bzw. Wiedereingliederung jedes einzelnen<br />
Teilnehmenden ist die Nachhaltigkeit. Aus diesem<br />
Grund ist es notwendig, Kenntnisstand und in-<br />
dividuelle Fähigkeiten ganz genau festzuhalten.<br />
Dies ist mit dem Evaluationsinstrument Evacom<br />
möglich. Dieses Testprogramm richtet sich an Be-<br />
rufsberatungsstellen oder an berufliche Wieder-<br />
eingliederungsinstitutionen (Regionale Arbeits-<br />
vermittlungszentren, Invalidenversicherung), an<br />
Unternehmen aus dem kaufmännischen Bereich<br />
oder an Ausbildungsanbieter, die im kaufmänni-<br />
schen Bildungswesen tätig sind (weitere Informa-<br />
tionen auf unsere Webseite www.helvartis.ch).<br />
www.helvartis.ch<br />
Potenzial des schweizerischen<br />
Praxisfirmennetzes<br />
Zum schweizerischen Netzwerk gehören nahezu<br />
50 Praxisfirmen. In dieser Wirtschaft der beson-<br />
deren Art werden beim „Trainieren“ Geschäfte nach<br />
herkömmlichen Handelsregeln und gängigen<br />
Rechtsgrundlagen abgewickelt. Das Tätigkeitsfeld<br />
der schweizerischen PF erstreckt sich auch auf in-<br />
ternationaler Ebene. Dabei arbeiten über 6‘000<br />
Praxisfirmen weltweit zusammen. Sprachkompe-<br />
tenzen kommen der Ausbildung nur zu Gute und<br />
sind durch die heutige weltweite Wirtschaftssitu-<br />
ation und durch die Globalisierung bedingt. An<br />
dieser Stelle sei erwähnt, dass das schweizerische<br />
PF-Konzept international als Referenz anerkannt<br />
wird. <strong>Helvartis</strong> unterstützt somit auch den Aufbau<br />
von Praxisfirmennetzen im Ausland – wie zum Bei-<br />
spiel in Luxemburg. Dort wurden 2006, in Zusam-<br />
menarbeit mit dem luxemburgischen Bildungs-<br />
ministerium, 24 PF speziell für Studierende in<br />
Handelsmittelschulen aufgebaut. Im Weiteren hat<br />
<strong>Helvartis</strong> aktiv bei der Erstellung eines Konzeptes<br />
im Kosovo mitgewirkt.<br />
Die Koordination der PF-Netze erfolgt in jedem<br />
einzelnen Land durch eine nationale Zentralstelle.<br />
In der Schweiz ist der Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> für<br />
den reibungslosen Geschäftsablauf und die Ein-<br />
haltung der gültigen Normen verantwortlich. Im<br />
Rahmen des internationalen Praxisfirmennetzes,<br />
Pen International, wird die Schweiz durch Herrn<br />
Laurent Comte, Geschäftsleiter des <strong>Helvartis</strong>-<br />
Hauptsitzes, vertreten.<br />
6
Das Konzept – flexible Anwendungsmöglichkeiten<br />
für spezifische<br />
Bedür fnisse<br />
Im Rahmen der Arbeitslosenversicherung<br />
Die Praxisfirma gehört zu den arbeitsmarktlichen<br />
Massnahmen (AMM) und wird als Weiterbildung<br />
anerkannt. In der Schweiz gilt sie als bewährtes<br />
Mittel zur aktiven Bekämpfung der Arbeitslosig-<br />
keit. Die durchschnittliche Vermittlungsquote der<br />
vergangenen 17 Jahre liegt bei über 51%.<br />
Förderung der beruflichen Wiedereingliederung<br />
im IV- Bereich<br />
Die Praxisfirma ist auch für die Wiedereingliede-<br />
rung von Personen aus dem Invalidenbereich<br />
ausgerichtet. Im Vergleich zur allgemeinen Grund-<br />
ausbildung für Stellensuchende werden in der PF<br />
detaillierte, festgeschriebene Ziele gesetzt und<br />
erarbeitet. Beispiele von Projekten im schweizeri-<br />
schen Netz werden auf den nächsten Seiten doku-<br />
mentiert.<br />
Die Grundausbildung<br />
Das PF-Konzept findet weiter für Studierende in<br />
Handelsmittelschulen Verwendung. In diesem Fall<br />
ist die PF ein praktischer Zusatz zum theoretischen<br />
Teil und sorgt für die Aneignung von Fach-, Me-<br />
thoden- und Sozialkompetenzen. In einigen Kan-<br />
tonen gehört das Praktikum in der PF zur Ausbil-<br />
dung Kaufmann/Kauffrau.<br />
Unterstützung für Unternehmen<br />
Die Praxisfirma kann auch die interne Ausbildung<br />
eines realen Unternehmens ergänzen. Arbeits-<br />
plätze werden aufrechterhalten, indem Kompe-<br />
tenzen gezielt erweitert werden. Im Rahmen der<br />
kaufmännischen Grundbildung wird ebenfalls das<br />
PF-Konzept angewendet.<br />
7<br />
7<br />
Praxisfirmen und die Anforde -<br />
rungen der Invalidenversiche -<br />
rung<br />
Seit der Einführung der 5. Revision fördert die IV<br />
die Aufrechterhaltung von Arbeitsplätzen und die<br />
Wiedereingliederung von beeinträchtigten Per-<br />
sonen; so zum Beispiel:<br />
• Zur verstärkten Unterstützung einer<br />
schnelleren und effektiveren Wiedereingliederung<br />
von Beeinträchtigten in die Arbeitswelt und<br />
durch eine rasche Einflussnahme, besser<br />
angepasste Mittel und eine Zusatzfinanzierung.<br />
• Zur Verstärkung der Anreize für Arbeitsgeber:<br />
Beratung, Betreuung, finanzielle Unterstützung.<br />
• Als Zielsetzung einer effektiveren<br />
Berufseingliederung und daraufhin einer<br />
besseren Sozialintegration beeinträchtigter<br />
Personen. Dadurch wird deren Selbstbewusstsein<br />
und Lebensqualität erhöht.<br />
Die Antwort dazu...<br />
Die Praxisfirma bietet eine Reihe von Präventions-<br />
und Wiedereingliederungsmassnahmen vor:<br />
• Prävention der Marginalisierung in der<br />
Arbeitswelt, durch frühzeitige und schnelle<br />
Unterstützung gesundheitlich beeinträchtigter<br />
Personen (Abklärung und Weiterbildung im<br />
Unternehmen).<br />
• Bereitstellung von Fachkräften und<br />
entsprechenden Mitteln zur Vermeidung von<br />
Auflösungen der Arbeitsverhältnisse. Dabei<br />
sollen Fachkompetenzen erweitert werden.<br />
• Erstellung eines stabilen Umfeldes zur Förderung<br />
einer positiven Grundhaltung. Dies ermöglicht<br />
es psychisch beeinträchtigten Personen sich<br />
dem Arbeitsrhythmus wieder anpassen zu<br />
können und die notwendige Motivation wieder<br />
zu erlangen.
• Unterstützung von Unternehmen bei der<br />
Betreuung und beim Praktikumsverlauf.<br />
Ausgleich möglicher Kompetenzenmängel zur<br />
Vermeidung von negativem Stress bei<br />
betroffenen Mitarbeitenden.<br />
• Erarbeitung der Möglichkeit für Unternehmen<br />
SeniorInnen weiterzubeschäftigen. Dieses<br />
Zielpublikum muss mit der Technologieent-<br />
wicklung, insbesondere im tertiären Bereich,<br />
umgehen können.<br />
• Ausarbeitung eines Konzeptes für Unternehmen<br />
beeinträchtigte Personen zu beschäftigen. Bei<br />
der Ausbildung der Mitarbeitenden passt sich<br />
die PF den Anforderungen des Arbeitgebers an.<br />
www.helvartis.ch<br />
Unsere Erfahrung<br />
Wie bereits erläutert, setzen wir uns seit län-<br />
gerer Zeit im Rahmen von arbeitsmarktlichen<br />
Massnahmen für Arbeitslose ein. Durch unseren<br />
Einsatz sind wir uns der Problematik von, in be-<br />
ruflicher, gesundheitlicher und sozialer Hinsicht,<br />
beeinträchtigten Personen bewusst geworden.<br />
Die globale Sicht dieser Problematik führte uns zur<br />
Zusammenarbeit mit diversen Institutionen und<br />
kantonalen Ämtern für die Invalidenversicherung,<br />
Wiedereingliederungszentren oder Sozialämtern.<br />
Daher gilt die Praxisfirma bereits als Wiederein-<br />
gliederungsmassnahme für Beeinträchtigte. Sie<br />
ermöglicht es auch, Arbeitsstellen für diese Per-<br />
sonen aufrechtzuerhalten und so Entlassungen zu<br />
vermeiden.<br />
8
Zusammenarbeit BSV-<strong>Helvartis</strong><br />
Bestehende Projekte im IV-Bereich:<br />
Abklärungspraktikum<br />
Bereits durchlaufen bei einigen schweizerischen<br />
PF Teilnehmende von IV-Berufs- und Integrations-<br />
massnahmen ein Abklärungspraktikum. Dabei gilt<br />
es zu definieren, ob der Teilnehmende über die er-<br />
forderlichen Fähigkeiten verfügt, um langfristig im<br />
tertiären Bereich arbeiten zu können. Nach dem<br />
Praktikum erhält die entsprechende IV-Stelle einen<br />
ausführlichen Bericht.<br />
Weiterbildung nach Art. 32<br />
Im Rahmen der Weiterbildung nach Art. 32 und<br />
der Richtlinien zum Qualifikationsverfahren für<br />
Erwachsene des Bundesamtes für Berufsbildung<br />
und Technologie (BBT, 4. Juni 2004) gilt ein sechs-<br />
monatiges PF-Praktikum als Berufserfahrungs-<br />
nachweis. Darüber hinaus bietet das Praktikum<br />
gute Voraussetzungen zur Vorbereitung auf die<br />
Abschlussprüfung.<br />
Mögliche Schnittpunkte zwischen BSV und<br />
<strong>Helvartis</strong>:<br />
Die PF als Rückenstärkung für reale Unter-<br />
nehmen<br />
Arbeitsunfähigkeit vermeiden; Interventionsmass-<br />
nahmen vor Pensionierung. Die PF dient dem Teil-<br />
nehmenden als Sprungbrett. So kann der betrof-<br />
fene Arbeitnehmende seine Fachkompetenzen<br />
herausstreichen, seine Wissenslücken ausbessern<br />
und sich psychisch und auch beruflich festigen.<br />
Auf Wunsch stellt der Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> dem<br />
Unternehmen einen sogenannten Beratungsplan<br />
zur Verfügung. Dieser zielt auf Lösungen zur Wei-<br />
terbeschäftigung von beeinträchtigten Arbeit-<br />
nehmenden. So würden solche Mitarbeitenden an<br />
Arbeitsplätzen mit vertiefter Betreuung und mehr<br />
Förderung eingesetzt und bestimmte Aufgaben<br />
übernehmen, die normalerweise vom ganzen<br />
Team erledigt werden. Dabei werden sie mögli-<br />
cherweise durch Arbeitspsychologen oder Ver-<br />
trauensärzte unterstützt.<br />
Weiterbildung nach Art. 32<br />
Siehe Punkt oben.<br />
Eidgenössisches Berufsattest (EBA)<br />
Im Rahmen der Ausbildung „Büroassistent-In“ mit<br />
eidgenössischem Berufsattest für Jugendliche mit<br />
schwächeren Schulleistungen spielt die PF eine<br />
Zusatz-, bzw. eine Ersatzrolle, zum Lehrbetrieb. Es<br />
wäre denkbar, die PF als Hilfestellung für Verbunde<br />
von Lehrbetrieben einzusetzen.<br />
Beobachtung – Evaluation / Evacom<br />
Die Evaluation Evacom (siehe Seite 6) kann bei<br />
jedem Berufsabschnitt, bzw. vor Beginn einer<br />
Wiedereingliederungsmassnahme, durchgeführt<br />
werden.<br />
Stellensuche in der PF<br />
Als Stellensuchende können Teilnehmende von<br />
IV-Berufs- und Integrationsmassnahmen mögli-<br />
cherweise eine Stelle bei einer PF finden. Bei be-<br />
stehender IV-Massnahme kann diese Bedingung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Virtuelle und/oder virtuelle/reale Arbeitssitu-<br />
ationen den Kompetenzen der Teilnehmenden<br />
angepasst<br />
Im Rahmen einer Bildungseinrichtung spielt die PF<br />
in diesem Fall eine Zusatzrolle zu den realen Akti-<br />
vitäten.
Bestehende Partnerschaften – Zielpublikum: Teilnehmende von IV-<br />
Berufs- und Integrationsmassnahmen oder Personen mit Unter-<br />
stützungsbedar f. Beispiele<br />
Hierzu werden nachstehend mehrere konkrete<br />
Beispiele aufgeführt. Die Praxisfirmen sind speziell<br />
darauf ausgerichtet, Personen mit Unterstützungs-<br />
bedarf oder mit Beeinträchtigung zu betreuen:<br />
FONDATION MEDHOP (STIFTUNG MEDHOP)<br />
Die PF orientiert sich an zwei Leitlinien: Bei der<br />
Medhop werden Teilnehmende aus der Arbeitslo-<br />
senversicherung und dem IV-Bereich beschäftigt.<br />
Die PF wertet die Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
der Personen aus. Daraufhin wird entschieden, ob<br />
sie für eine Tätigkeit im kaufmännischen Bereich<br />
geeignet sind. Die genaue Abklärung beruht auf<br />
einer präzisen, festgeschriebenen Zielsetzung.<br />
Gegebenenfalls wird dem Teilnehmenden eine<br />
entsprechende Ausbildung angeboten. Dem<br />
Praktikanten wird erforderliches Standardwissen<br />
vermittelt, um auf dem Arbeitsmarkt aktiv und<br />
einsetzbar zu werden. Bei der Suche nach der ge-<br />
eigneten Arbeit – den Anforderungen des Arbeit-<br />
gebers entsprechend – wird der Teilnehmende<br />
durch die PF kontinuierlich unterstützt.<br />
Zusatzinformationen bei:<br />
FONDATION MEDHOP (STIFTUNG MEDHOP)<br />
Herrn Jean-Michel Mischler, Rue du 23 Juin 7<br />
2900 Porrentruy 2, Tel. +41 (0)32 465 81 50<br />
info@medhop.ch, www.medhop.ch<br />
Die PF in Zentren für berufliche Integration<br />
Erwerbsbeeinträchtigter<br />
Wie z.B. Oriph in Pomy, ESPAS in Zürich, Stiftung<br />
Brändi in Luzern, Stiftung GAW in Basel, Stiftung<br />
Pegasus in Aarau und Verein Brüggli in Romans-<br />
horn. Zu jedem Zentrum gehört eine Praxisfirma.<br />
Das Ziel ist die erfolgreiche Re-/Integration von<br />
(jungen) Erwachsenen mit körperlicher oder psy-<br />
chischer Beeinträchtigung. Dies erfolgt durch<br />
Erarbeitung eines persönlichen Berufsplans, Aus-<br />
bildung und Aneignung von Fach- und Sozialkom-<br />
petenzen. Im Rahmen dieser Massnahmen werden<br />
Abklärungen, Auswertungen von Fähigkeiten und<br />
Ausbildungen angeboten. Zur Schaffung von<br />
Integrationsarbeitsplätzen für Beeinträchtigte und<br />
Personen mit Unterstützungsbedarf arbeiten die<br />
Zentren eng mit Unternehmen und regionalen<br />
politischen Behörden zusammen.<br />
Zusatzinformationen bei :<br />
PROPULSION (OrIPH)<br />
Frau Françoise Zali, Mont de Brez, 1405 Pomy<br />
Tel. +24 (0)424 12 00<br />
propulsion.pomy@oriph.ch, www.oriph.ch<br />
LA PAROLA SEMINARHOTEL (STIFTUNG ESPaS)<br />
Frau Sabina Bachmann<br />
Naglerwiesenstrasse 4, 8049 Zürich<br />
Tel. +43 (0)311 58 25, laparola@espas.ch<br />
www.espas.ch<br />
FANOMENAL SHOP (STIFTUNG bräNDI)<br />
Frau Irène Willimann<br />
c/o AWB Rösslimatt<br />
Bürgenstrasse 12, 6002 Luzern<br />
Tel. +41 (0)368 22 12<br />
irene.willimann@braendi.ch, www.braendi.ch<br />
PEGASTORE (STIFTUNG PEGaSUS)<br />
Mme Susanne Spengler, Wässermattstrasse 8,<br />
5001 Aarau, Tel. +41 (0)62 834 52 60,<br />
pegastore@pegasus-aargau.ch, www.pegasus-aargau.ch<br />
LA GELATERIA (STIFTUNG Gaw)<br />
Herrn Marcel Christen, St. Alban-Rheinweg 222<br />
Postfach, 4020 Basel, Tel. +41 (0)61 317 66 62<br />
lagelateria@gaw.ch, www.gaw.ch<br />
LAC TRADING (vErEIN brüGGlI)<br />
Alleestrasse 25, Postfach,<br />
8590 Romanshorn, Tel. +41 (0)71 466 94 19,<br />
info@lactrading.ch, www.lactrading.ch<br />
Teilnehmende von IV-Berufs- und Integrationsmass-<br />
nahmen werden nach Bedarf auch von anderen PF<br />
übernommen; schweizweit.<br />
10
Einsatzmöglichkeiten für<br />
<strong>Helvartis</strong><br />
Neue Projekte<br />
Dem öffentlichen Dienst bzw. der Privatwirtschaft<br />
stellt <strong>Helvartis</strong> zum Aufbau einer Praxisfirma eine<br />
entsprechende Infrastruktur und erfahrene Mit-<br />
arbeitende zur Verfügung. Vor Einführung eines<br />
neuen Projektes wird eine Analyse von Bedarf und<br />
Ausrichtung durchgeführt.<br />
Übernahme neuer Teilnehmenden in beste-<br />
hende Strukturen<br />
<strong>Helvartis</strong> stellt im gesamten schweizerischen PF-<br />
Netz Praktikumsplätze für eine zielgerichtete Aus-<br />
bildung zur Verfügung. Zur Vermeidung von Aus-<br />
grenzung aus der Arbeitswelt werden durch die PF<br />
individuelle Lösungen für das jeweilige Zielpub-<br />
likum erarbeitet.<br />
Schweizweit unabhängige und schlüsselfertige<br />
Projekte<br />
<strong>Helvartis</strong> wird durch Staat, IV-Stellen oder BSV<br />
beauftragt, je nach Bedarf und Ausrichtung, eine<br />
oder mehrere PF aufzubauen.<br />
Globales Konzept fürs BSV, falls erwünscht<br />
Der Bund legt in Zusammenarbeit mit <strong>Helvartis</strong> die<br />
Rahmenbedingungen, den BSV-Anforderungen<br />
entsprechend, fest. Basierend auf dem Leistungs-<br />
vertrag erstellt <strong>Helvartis</strong> ein Konzept und un-<br />
terstützt beim Aufbau einer PF. Diese entspricht<br />
genau dem Bedarf des jeweiligen Zielpublikums.<br />
Erwähnenswert ist der Einsatz des PF-Konzeptes<br />
bei arbeitsmarktlichen Massnahmen (Informati-<br />
onen: seco, Staatssekretariat für Wirtschaft, Be-<br />
reich Arbeitsmarktmassnahmen, Effingerstrasse<br />
31, 3003 Bern).<br />
Bereitstellung eines bewährten Konzeptes und<br />
eines Dienstleistungszentrums<br />
Der Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> bietet den PF<br />
Dienstleistungen an und steht ihnen täglich mit<br />
Rat und Tat zur Seite. Wir stellen Ihnen gerne unser<br />
Konzept vor.<br />
Informationen unter: www.helvartis.ch<br />
11<br />
Besuch des <strong>Helvartis</strong>-Hauptsitzes oder einer<br />
Praxisfirma jederzeit möglich<br />
Der Hauptsitz von <strong>Helvartis</strong> und seine Partner<br />
stehen Ihnen für einen Besuch jederzeit gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Spezialisiert im Bereich der kaufmänni-<br />
schen Grund- und Weiterbildung<br />
An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Hauptsitz<br />
von <strong>Helvartis</strong> zum KV La Chaux-de-Fonds .<br />
Neuenburg gehört. Wir setzen uns als Berufs<br />
verband bei der Erarbeitung, Analyse und<br />
Bewertung von Massnahmen der Grund- und<br />
Weiterbildung im tertiären Bereich ein. Der KV<br />
La Chaux-de-Fonds . Neuenburg arbeitet mit<br />
Unternehmen, kantonalen Berufsbildungämtern,<br />
Ämtern zur Berufswiedereingliederung (RAV,<br />
IV) und Bundesämtern (seco, BBT) zusammen.<br />
Zudem unterstützen wir die Zusammenarbeit<br />
und die Kommunikation zwischen Organen<br />
des Gemeinwesens, privaten Unternehmen,<br />
Organen der Berufsbildung und Wirtschafts-<br />
kreisen. Führungskräfte, Lehrkräfte und Aus-<br />
bildnerInnen in der Erwachsenenbildung<br />
kooperieren mit selben Zweck: Nachhaltige<br />
Sicherung der Ausbildungsqualität. So nehmen<br />
wir aktiv am Einsatz von Lehrprogrammen<br />
und –massnahmen teil, welche den künftigen<br />
Herausforderungen entsprechen. Hierbei geht<br />
es auch darum, die Arbeitsmarktfähigkeit von<br />
Fachleuten aus dem kaufmännischen Bereich<br />
zu fördern und die Sozial- und Berufsausgren-<br />
zung zu bekämpfen.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Helvartis</strong> - Hauptsitz<br />
Rue Jardinière 69<br />
CH - 2300 La Chaux-de-Fonds<br />
Tel. +41 (0)32 910 94 04<br />
info@helvartis.ch<br />
www.helvartis.ch
eportage<br />
Durchmischtes Publikum in der kaufmännischen Praxisfirma<br />
MEDHOP – DEr PErsOnalbEstanD niMMt stark zu<br />
Seit 2008 ist die Anzahl der Teilnehmenden bei der Stiftung Medhop in Porrentruy rasant angestiegen. Wie kam es<br />
dazu? Damit behinderte Personen weiterhin erwerbstätig bleiben können, werden sie mit verschiedenen Eingliederungsmassnahmen<br />
der Invalidenversicherung (IV) unterstützt. So vergeht kein Zeitraum von 720 Tagen mehr bis<br />
der jeweiligen Person eine geeignete Massnahme bzw. eine Rente zugesprochen werden kann. Jean-Michel Mischler,<br />
Geschäftsleiter der Stiftung Medhop, hat die neue Situation genau beobachtet und ist gezielt darauf eingegangen.<br />
Seine Firma ist bis heute die grösste kaufmännische Praxisfirma – schweizweit.<br />
seit der Einführung der 5. iV-revision im Juni 2007 ist die anzahl<br />
der teilnehmenden bei der stiftung Medhop kontinuierlich höher<br />
geworden und zwischen 2008 und 2009 rasant angestiegen. zwischen<br />
1993 und 2007 waren es durchschnittlich 25 bis 30 Personen<br />
– heute sind es 66! Dazu wird noch permanent eine Warteliste<br />
geführt… aus diesen Gründen brauchte die Geschäftsleitung selbst<br />
auch rückenstärkung. nun verstärken 4 neue Mitglieder, insgesamt<br />
sind es 7 Fachkräfte (leiter und Coachs) aus dem Weiterbildungs-<br />
und administrationsbereich, die Geschäftsleitung. Jean-<br />
Michel Mischler meint dazu: „Diese spektakuläre Entwicklung ist<br />
auf gewisse Umstellungen bei den Versicherungen, auch bei der<br />
IV, zurückzuführen. Die Teilnehmenden verschwenden nämlich<br />
keine Zeit mehr untätig zu Hause in der Hoffnung einen Entscheid<br />
zu erhalten. Sie werden weiterhin beschäftigt und in sogenannte<br />
Frühinterventionmassnahmen zugewiesen. Dies sind präventive<br />
Mittel, um Personen einen Verbleib im Arbeitsprozess zu ermöglichen.<br />
Davon profitieren 24 Teilnehmende bei der Medhop.<br />
Auch bei Arbeitsunfähigkeit wird der Fokus auf den Erhalt des<br />
anfänglich meist noch bestehenden Arbeitsplatzes gesetzt – bis<br />
zum IV-Grundsatzentscheid. So besuchen die Betroffenen die<br />
kaufmännische Praxisfirma zur Erweiterung gewisser Kompetenzen,<br />
zur Abklärung oder zur Durchführung von Ausdauertests.<br />
Auf jeden Fall geht es darum den Verbleib im Arbeitsprozess zu<br />
fördern. Eine Frühinterventionmassnahme kann aufgrund einer<br />
Anmeldung zum Bezug von Leistungen durch den Arbeitgeber,<br />
den Teilnehmenden selbst oder die Invalidenversicherung zugesprochen<br />
werden. Bei anderen Fällen werden die Personen in berufliche<br />
Massnahmen zugeteilt – Sinn und Zweck ist die berufliche<br />
Wiedereingliederung. Momentan sind es 24 Personen in diesem<br />
Bereich bei der Stiftung Medhop. Zusätzlich zur beruflichen Praxis<br />
wird diesen Personen eine massgeschneiderte Weiterbildung,<br />
insbesondere im Informatikbereich, angeboten. Zurzeit sind 3<br />
Fachkräfte ausschliesslich in der Informatik tätig.“<br />
Durch das durchmischte Publikum in der kaufmännischen<br />
Praxisfirma werden erhebliche Kosten eingespart<br />
bereits vor der 5. iV-revision standen die türen der Medhop<br />
für iV-teilnehmende offen. Vor geraumer zeit hat Jean-Michel<br />
Mischler den kantonalen instanzen das konzept der kaufmännischen<br />
Praxisfirmen auch für iV-beeinträchtigte vorgelegt. Die<br />
resonanz war gross. seither sind Personen aus der arbeitslosenund<br />
invalidenversicherung bei der Medhop beschäftigt. Der damals<br />
eingeschlagene Weg zeigt heute positive Ergebnisse. Jean-<br />
Michel Mischler freut sich sehr darüber und bestätigt somit seinen<br />
standpunkt: „Das durchmischte Zielpublikum bei der Medhop hat<br />
erhebliche Auswirkungen auf die Kosten bei der Wiedereinglie-<br />
Zeitungartikel „Echo“ Nr.14 - Zeitung der CSEE - Dezember 2009<br />
derung von IV-Beeinträchtigten. Denn das, aus kaufmännischen<br />
Berufen stammende Arbeitslosenversicherung-Zielpublikum stellt<br />
den Wissenstransfer an das IV-Zielpublikum, welches meist über<br />
keine kaufmännische Ausbildung verfügt, sicher – so werden<br />
zahlreiche Coaching-Stellen eingespart. Im Vergleich zum Leistungsangebot<br />
bleiben die Kosten überaus angemessen und attraktiv<br />
für die Kantone.“ Jean-Michel Mischler erläutert, dass der<br />
Wissenstransfer von einer Gruppe zur anderen weitere positive<br />
aspekte mit sich bringt. Die kompetenzen der stellensuchenden<br />
aus der arbeitslosenversicherung können somit erweitert, das<br />
selbstvertrauen weiteraufgebaut und das Verantwortungsbewusstsein<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Eine Struktur mit CHF 0.- Subventionen<br />
bei der Personalsuche im kaufmännischen bereich fragen unternehmen<br />
regelmässig bei der Medhop nach. Jean-Michel Mischler<br />
freut sich natürlich über die erzielte Wertschöpfung bei den, der<br />
freien Marktwirtschaft zur Verfügung gestellten kompetenzen.<br />
bei ihm stehen noch viele Projekte an: Wie zum beispiel die Einführung<br />
des Verfahrens zur Validierung von bildungsleistungen<br />
bei der Medhop. zum schluss fügt J.-M. Mischler noch an: „Eines<br />
steht fest, alle IV-Teilnehmenden haben nach ihrem Praktikum<br />
bei unserer Stiftung einen Job gefunden und ihn noch immer behalten…“<br />
Annick Weber Richard<br />
12
Reportage<br />
Erfahrungsbericht<br />
Eine Firma, die virtuell arbeitet? Eine Firma, in der alles ist wie im echten Wirtschaftsleben, mit dem Unterschied,<br />
dass die Ware nicht existiert und dementsprechend auch kein Zahlungsverkehr? Leichte Verwirrung und<br />
Stirnrunzeln meinerseits, als mir jemand erklärte, was die EUROMODA SA Chiasso sei. Dennoch: Mein Interesse<br />
war geweckt und so freute ich mich auf das Vorstellungsgespräch in dieser geheimnisvollen Firma.<br />
Doch wie kam es überhaupt dazu, dass ich als<br />
Bernerin nach Chiasso kam? Die Euromoda ist<br />
zwar hauptsächlich ein von der Arbeitslosenkasse<br />
finanziertes, sechsmonatiges Schulungs- und Weiterbildungsprogramm<br />
für junge Erwerbslose, bietet<br />
aber auch Menschen mit psychischen und/oder<br />
sozialen Problemen die Möglichkeit, sich in einem<br />
geschützten Rahmen wieder an einen normalen<br />
Arbeitsalltag zu gewöhnen.<br />
Menschen wie mir: Nach einer langjährigen Dro-<br />
genabhängigkeit mit etlichen abgebrochenen The-<br />
rapieversuchen ging ich im Juni 2006 für ein Jahr<br />
nach „Daktari“, einem Abstandsprojekt für Drogenabhängige<br />
in Namibia. Diese Zeit war geprägt<br />
von vielen Höhen und Tiefen: Die fremde Kultur,<br />
die exotischen Tiere, die einmaligen Eindrücke und<br />
Erlebnisse sowie die Wärme halfen oft über den<br />
Suchtdruck und die zeitweilige Verzweiflung hinweg.<br />
Durch die Unmöglichkeit an Drogen zu kommen,<br />
ist man das erste Mal seit Jahren gezwungen,<br />
sich mit sich selbst und seinen Problemen<br />
auseinander zu setzen, ohne die Möglichkeit einer<br />
substanzgebundenen Flucht, wenn die Belastung<br />
zu gross wird. Das war phasenweise sehr schwierig.<br />
Auf der anderen Seite erwachten aber auch<br />
erneut die schönen Gefühle und ich fing an, mich<br />
wieder für anderes als ausschliesslich den nächsten<br />
Konsum zu interessieren. In Afrika habe ich<br />
das erste Mal seit Jahren wieder angefangen zu leben<br />
und gelernt, das Leben mit all seinen positiven<br />
und negativen Seiten zu akzeptieren und immer<br />
öfter auch zu geniessen. Dennoch ist es wichtig,<br />
dass in der Schweiz eine Nachsorge stattfindet,<br />
um sich langsam wieder an den europäischen Alltag<br />
mit all seinen Versuchungen und Verführungen<br />
zu gewöhnen. Ich habe mich für das „Camarco“ im<br />
Tessin entschieden, eine Therapieeinrichtung, deren<br />
wichtiger Bestandteil die Wiedereingliederung<br />
in das Arbeitsleben und die Gesellschaft ist. Wer<br />
im bestehenden Phasenkonzept eine bestimmte<br />
Stufe erreicht hat, kann tagsüber extern arbeiten;<br />
sei dies in Form eines Praktikums, einer Lehrstelle<br />
oder, wie eben in meinem Fall, eines Weiterbildungsprogramms<br />
wie es die Euromoda ist.<br />
Ja, und so ist es dann also zu diesem Vorstellungs-<br />
gespräch gekommen. Ich bin nicht die Erste aus<br />
dem Camarco, die hier bei der Euromoda Chiasso<br />
ein Praktikum macht. Der Chef, Silvio Guidinetti,<br />
war daher informiert, mit welchem Hintergrund<br />
ich komme und war sofort bereit, mir diese Chance<br />
zu geben. Drei Wochen später ging ich mit<br />
13<br />
Zeitungsartikel „Echo“ Nr. 11 - Zeitung der CSEE - April 2008<br />
gemischten Gefühlen zu meinem ersten Arbeitstag:<br />
Auf der einen Seite war ich glücklich, einen<br />
weiteren Schritt Richtung Normalität machen zu<br />
können und mein Leben vermehrt ausserhalb des<br />
Therapierahmens zu gestalten. Auf der anderen<br />
Seite hatte ich aber auch Zweifel: Bin ich all den<br />
neuen Herausforderungen überhaupt gewachsen?<br />
Immerhin ist diese Art von Arbeit absolutes Neuland<br />
für mich, mein Italienisch ist (noch) ziemlich<br />
spärlich, und ich bin mir so lange Arbeitstage nicht<br />
gewohnt. Doch ich habe mir umsonst Sorgen<br />
gemacht; der Empfang war sehr freundlich. Als<br />
Erstes hat mir eine Teilnehmerin des Ausbildungsprogramms<br />
die Räumlichkeiten und mit den verschiedenen<br />
Abteilungen gezeigt: „Marketing“ war<br />
mir ja noch ein Begriff. Aber was bedeutet „vendite“,<br />
„contabilità“ oder gar „acquisti“? Doch mit<br />
Hilfe von Französisch, Händen und Füssen sowie<br />
dem Wörterbuch habe ich schnell gemerkt, dass<br />
damit „Verkauf“, „Buchhaltung“ und „Erwerb/Einkauf“<br />
gemeint ist. Was aber hinter diesen Begriffen<br />
steht, ist wesentlich komplizierter, zumal ich<br />
noch nie in diesem Bereich gearbeitet habe. Jetzt,<br />
nach knapp zwei Monaten bei der Euromoda, habe<br />
ich aber schon einen guten Einblick in die Arbeitsweise<br />
einiger Abteilungen erhalten. Alle paar Wochen<br />
gibt es eine Rotation des Arbeitsbereichs, so<br />
dass nach Möglichkeit jeder einmal in jeder Abteilung<br />
gearbeitet hat.<br />
Ich war zuerst in der Administration eingeteilt. Da<br />
dort täglich die eingehende und versandte Post<br />
registriert, geordnet und auf die entsprechenden<br />
Abteilungen verteilt wird, konnte ich mich mit den<br />
Namen der Firmen, mit welchen wir zusammenarbeiten,<br />
vertraut machen. Und ich war erstaunt,<br />
wie viele dieser so genannten „Übungsfirmen“ es<br />
gibt! Allein in der Schweiz machen wir mit über 40<br />
anderen Firmen Geschäfte, im Ausland haben wir<br />
gar mehr als 50 mögliche Handelspartner. Dementsprechend<br />
multilingual ist auch die Korrespondenz.<br />
Es hat also auch seine Vorteile, dass meine<br />
Muttersprache Deutsch ist und ich Französisch<br />
recht gut beherrsche, denn es kam schon öfters<br />
vor, dass es hiess: „Da ist ein Anruf auf Französisch,<br />
könntest du bitte mal…“ oder ich einen Brief,<br />
der auf Deutsch geschrieben war, für ratlose MitarbeiterInnen<br />
übersetzte.<br />
Eine weitere Aufgabe der Administration ist es, die<br />
Tageszeitungen nach Arbeitsinseraten zu durchkämmen,<br />
die Anzeigen zu kopieren und einzuordnen.<br />
Die Stellensuche ist ein wichtiger Bestandteil<br />
des Arbeitstages. Jeder erhält mindestens eine<br />
Stunde pro Tag Zeit, sich nach einer passenden<br />
Stelle umzusehen. Auch die Nutzung des Internets<br />
ist hierbei möglich. Dass das Finden einer Arbeitsstelle<br />
in der Euromoda prioritär behandelt wird,<br />
zeigt sich auch daran, dass für Vorstellungsgespräche<br />
jederzeit frei genommen und bei erfolgreicher<br />
Suche das Schulungsprogramm vorzeitig<br />
verlassen werden kann.<br />
Selbstverständlich hat man in der Administration<br />
auch das Telefon zu bedienen, eine Tatsache, die<br />
mir zu Beginn sprachlich bedingt ziemlichen Respekt<br />
einflösste. Doch nach kurzer Zeit konnte ich<br />
den Satz „Euromoda Chiasso, Buongiorno“ bereits<br />
im Schlaf. Aber ich bin ja nicht zum Schlafen hier,<br />
also wurde ich nach zwei Wochen, als ich die Aufgaben<br />
der Administration kennen gelernt hatte,<br />
in die Abteilung „acquisti“ (Einkauf/Erwerb) versetzt,<br />
wo ich seither arbeite. Aufgaben hier sind<br />
es, die erhaltene Post zu bearbeiten, Rechnungen<br />
zu kontrollieren und registrieren, Mahnungen zu<br />
versenden und gegebenenfalls Bestellungen zu<br />
annullieren, Korrespondenz zu führen, die Waren<br />
im Lager zu registrieren sowie den Erhalt von Lieferscheinen<br />
bei den entsprechenden Firmen zu bestätigen.<br />
Zu Beginn war ich manchmal hoffnungslos<br />
überfordert und hatte das Gefühl, in diesem<br />
Papierkrieg zu fallen. Doch ich erhielt immer mehr<br />
den Durchblick und mittlerweile, nach vielen Fehlern<br />
und noch mehr Fragen, erscheint mir sogar<br />
logisch, was ich mache. Ich bin also bereit, mich<br />
an die nächsten Abteilungen heran zu wagen, mit<br />
dem Wissen, dass das anfängliche Chaos in meinem<br />
Kopf bald auch dort wieder der Einleuchtung<br />
und Logik weichen wird.<br />
Wie lange ich noch in der Euromoda arbeiten<br />
werde und, ob ich die Möglichkeit habe, alle Abteilungen<br />
kennen zu lernen, ist aber noch offen.<br />
Auch ich bin mittlerweile auf Stellensuche, um<br />
mir meinen Lebensunterhalt von dem Zeitpunkt<br />
an, an dem meine Therapie zu Ende ist, selbst finanzieren<br />
zu können, was in wenigen Wochen der<br />
Fall sein sollte. Meine Ziele bei der Euromoda habe<br />
ich aber in jedem Fall erreicht: Ich konnte mich<br />
wieder an einen normalen Arbeitsalltag von acht<br />
Stunden gewöhnen und habe gemerkt, dass ich<br />
mich auch in der „normalen“ Welt ausserhalb der<br />
Therapie behaupten kann. Und schon allein aus<br />
diesem Grund werde ich die Euromoda stets in<br />
guter Erinnerung behalten.<br />
Esther
Die kaufmännischen Praxisfirmen -<br />
schweizweit:<br />
ALLPOWER, Lenzburg<br />
B2B COSMETICS, Oberwil<br />
BAL’ORO, Basel<br />
BEARS TRADING AG, St-Gallen<br />
BIBAG, Bern-Bümpliz<br />
CADOLINO AG, Basel<br />
COMM’ZONE, La Chaux-de-Fonds<br />
CREATIVE FACTORY-TRAVEL X FACTORY, Solothurn<br />
ENTRAME-CIP, Tramelan<br />
EUROMODA SA, Chiasso<br />
EUROMODA SA, Lugano<br />
FANOMENAL SHOP, Luzern<br />
FREE TRADING, Freiburg<br />
FREE WIN, Düdingen<br />
GONZEN INTERTRADE AG, Bad-Ragaz<br />
IOVAG, Niederurnen<br />
LA GELATERIA, Basel<br />
LA PAROLA SEMINARHOTEL, Zürich<br />
LAC TRADING, Romanshorn<br />
MANAGEMENT TRAINING SA, Lausanne<br />
MEDHOP SA, Pruntrut<br />
MONAC SA, Monthey<br />
MYFLORE, Neuenburg<br />
MYTHEN TRADE AG, Steinen<br />
ODYSSEERIVIERA, Montreux<br />
OFFICE-JOB, Weinfelden<br />
OUISTART, Genf<br />
PEGASTORE, Aarau<br />
PRÊT-À-PORTER SA, Locarno-Solduno<br />
PRO PULSION, Pomy<br />
ROTAIR AG, Muttenz<br />
SANTIBOOK, Langenthal<br />
SANTIFIT, Bern<br />
SANYTRADE SA, Nyon<br />
STYLTECH SA, Bassecourt<br />
SUDALPINA, Canobbio<br />
SUISFOOD SA Bellinzona<br />
SUISHOME SA, Bellinzona<br />
SYNERGIC SA, Yverdon-les-Bains<br />
THE OUTDOOR COMPANY, Kriens<br />
TREIZE ETOILES SA, Sitten<br />
VITALIKA, Bern<br />
VIVA AG, Pratteln<br />
Fotografie, Redaktion und visuelles Konzept - Annick Weber Richard<br />
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