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Ärzteblatt April 2004 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

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Morphologie ist nie Selbstzweck gewesen; Vorstellung und<br />

Wissen vom Krankhaften und die Möglichkeiten für Helfen<br />

und Heilen sind allein durch tägliches und immer wieder geübtes<br />

Beobachten, Erkennen und neu gestaltendes Denken<br />

zu gewinnen. Diesem Streben dient auch das vorliegende<br />

Buch, welches die gesamte Bandbreite dermatologischer Erkrankungen<br />

erfaßt. Das Engagement aller Beteiligten hat<br />

sich gelohnt: Ratsuchenden ist es eine hilfreiche Stütze.<br />

AUSGABE 4/<strong>2004</strong> 14. JAHRGANG<br />

Prof. H. H. Büttner, Wismar<br />

Auf Leben und Tod<br />

Beiträge zur Diskussion um die Ausstellung „Körperwelten"<br />

Herausgeber: Gottfried Bugusch, Renate Graf,<br />

Thomas Schnalke<br />

Steinkopf Verlag Darmstadt 2003<br />

127 Seiten, 62 Abb., € 34,95<br />

ISBN 3-7985-1424-0<br />

„Körperwelten“, die zumindest in Deutschland erfolgreichste<br />

Sonderausstellung aller Zeiten wird von der Presse teils kritisch,<br />

teils genüßlich mit zahlreichen Artikeln und Meinungsäußerungen<br />

bedacht. Das tabubesetzte Thema ist auch Anlaß<br />

zu Äußerungen der Kirchen, der Politiker, der <strong>Ärztekammer</strong>n.<br />

Aber je mehr über die „Körperwelten“ diskutiert wird, um<br />

so populärer wird die Ausstellung. In Deutschland sollen es<br />

bislang 14 Millionen Menschen gewesen sein, die das Großunternehmen<br />

des Gunther von Hagens besucht haben.<br />

Eine öffentliche Vortragsreihe aus 2001, die parallel zur Ausstellung<br />

in Berlin veranstaltet wurde ist jetzt als Buch erschienen.<br />

In acht Beiträgen von Anatomen, Medizinhistorikern,<br />

einem Kunsthistoriker, einem Philosophen und sogar einem<br />

Molekularbiologen, sowie einer Podiumsdiskussion mit dem<br />

Ausstellungsmacher kommen bewußt gegensätzlich argumentierende<br />

Autoren zu Wort.<br />

Der Leser erfährt die Geschichte der veröffentlichten Anatomie<br />

genauso wie Grenzfragen von Kunst und Medizin. Der<br />

Molekularbiologe betrachtet was Gene bestimmen und was<br />

nicht. Die „Menschenwürde“ ist für ihn an das Leben gebunden.<br />

Für den Philosophen ist sie ein viel mißbrauchter Begriff!<br />

Die sogenannte Objektformel nach Immanuel Kant beziehe<br />

sich auf den Menschen – ein Subjekt mit Eigenart – aber<br />

nicht auf den Leichnam. Nicht alle Anatomen sind mit den<br />

vordergründig plakativen Objekten einverstanden. Aber die<br />

Plastinate werden von den Besuchern der Ausstellung mit Ernsthaftigkeit,<br />

mit Betroffenheit, sicher auch mit Neugier bestaunt.<br />

Durch ihre Posen verlieren sie den nüchternen Präparatecharakter.<br />

Der Leser wird auch auf andere Kulturen und deren Verständnis<br />

vom Körper hingewiesen. Die traditionelle chinesische Me-<br />

BUCHVORSTELLUNG<br />

dizin ist wenig auf dem westlichen Körperverständnis aufgebaut,<br />

sie teilt den Menschen in Funktionskreise ein.<br />

Immer ist auch der Hut des Ausstellungsmachers in der Diskussion!<br />

Schon bei den Römern gilt der Hut als ein politisches<br />

Zeichen der Freiheit. Die Anatomen der Renaissance tragen<br />

ihn! Mich erinnert daran eine in meinem Arbeitszimmer<br />

hängende graphische Kopie von Rembrandts Dr. Tulp. Weil<br />

sich von Hagens immer mehr als „Künstler“ betrachtet, ist<br />

wohl Joseph Beuys jetzt mehr zu seinem Vorbild geworden.<br />

Die ständig weitergehende Diskussion in den Medien kann<br />

nicht Thema der Rezension sein. Aber wer über die „Körperwelten“<br />

mitreden will, der muß die Ausstellung gesehen und<br />

ihre Besucher erlebt haben. Wenn er das hier genannte Büchlein<br />

liest, weiß er mehr! Die Wirkung der Plastinate ist aber auch<br />

immer von der Einstellung des Betrachters selbst bestimmt.<br />

Tobacco or Health?<br />

Physiological and Social Damages caused<br />

by Tobacco Smoking<br />

Knut-Olaf Haustein<br />

Springer-Verlag Heidelberg 2003<br />

XVIII, 446 Seiten, 168 Abb., € 89,95<br />

ISBN 3-540-44031-3<br />

Dr. C. Brock, Neubrandenburg<br />

Das wichtigste Wort im Titel des Werkes ist das Bindewort<br />

„oder“: Willst du Zigaretten rauchen oder willst du gesund<br />

bleiben? Australische und amerikanische Forscher ermittelten,<br />

daß im Jahr 2000 etwa 4,8 Millionen Menschen an den<br />

Folgen des Rauchens gestorben sind, drei Viertel davon waren<br />

Männer. 84 Prozent der Tabaktodesfälle traten in den Entwicklungsländern<br />

auf, in denen 930 Millionen der weltweit rund<br />

1,1 Milliarden Raucher leben. Nach einem Bericht im SPIEGEL<br />

sei gleichfalls im Jahr 2000 auf der Erde im Schnitt alle sieben<br />

Sekunden ein Mensch an den Folgen des Rauchens gestorben.<br />

Die WHO befürchtet, daß sich die Zahl der Tabaktoten<br />

in den nächsten 30 Jahren verdoppeln werde.<br />

Auch die vorliegende englische Version des bereits 2001 im<br />

Deutschen Ärzte-Verlag erschienenen Buches Tabakabhängigkeit<br />

des Pharmakologen Knut-Olaf Haustein läßt keine Zweifel<br />

an den multimorbiden, auf Dauer letalen Effekten des Zigarettenrauchens.<br />

Der engagierte Autor ist Vorsitzender der<br />

Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung und gründete<br />

nach seiner Emeritierung das erste private und gemeinnützig<br />

arbeitende Institut für Nikotinforschung und Raucherentwöhnung<br />

in Erfurt. Sein Buch gehört in die Hand jedes (noch)<br />

rauchenden Arztes oder sonstigen Rauchers, der ein Mindestmaß<br />

an Gesundheitsbewußtsein aufbringt. In 15 Kapiteln werden<br />

die Geschichte der Tabakpflanze und der Tabakabhän-<br />

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