Ärzteblatt April 2004 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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Unter diesem Thema hat eine Studie der Community Medicine<br />
an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald das Engagement<br />
hausärztlicher Praxen in der Region untersucht.<br />
Die hausärztliche Praxis erreicht große Teile der Bevölkerung<br />
und unterhält oftmals jahrelang Vertrauensbeziehungen zu<br />
den Patienten. Damit stellt die Arztpraxis grundsätzlich eine<br />
geeignete Institution für sekundärpräventive Maßnahmen<br />
bezüglich Tabakrauchen dar.<br />
Im September 2003 wurde in hausärztlichen Praxen der Region<br />
Greifswald und Stralsund die Basiserhebung einer Studie<br />
der Universität Greifswald abgeschlossen. Das Ziel dieser<br />
Studie ist, die Wirksamkeit unterschiedlicher Ansätze der Förderung<br />
der Motivation zur Tabakabstinenz zu untersuchen.<br />
Da diese Beratungsansätze aktiv an die Raucher herangetragen<br />
werden, ist zu vermuten, daß dadurch auch die Erreichbarkeit<br />
von Rauchern deutlich erhöht werden kann. Bislang<br />
profitierten vornehmlich jene Raucher von wissenschaftlich<br />
geprüften Verfahren zur Behandlung der Tabakabhängigkeit,<br />
die diese Hilfen selbständig nachfragen.<br />
Von 39 zufällig ausgewählten hausärztlichen Praxen der Region<br />
Greifswald und Stralsund nahmen 34 (87.2%) an der Studie<br />
teil. Im Studienzeitraum konnten 7676 Patienten im Alter<br />
von 18 bis 70 Jahren hinsichtlich des Rauchens gescreent<br />
werden. Die Einschlußkriterien der Studie wurden von 2006<br />
Rauchern erfüllt. Das Einverständnis zur Studienteilnahme<br />
gaben 82.1 % (N=1658). In jeder Arztpraxis wurde über einen<br />
Zeitraum von drei Wochen eine randomisierte Kontrollgruppenstudie<br />
mit einer unbehandelten Kontrollgruppe (Woche 1)<br />
und zwei Behandlungsgruppen (Woche 2 und 3) realisiert.<br />
Studienteilnehmer der ersten Behandlungsgruppe erhielten<br />
Rückmeldebriefe, die durch ein Computersystem (Expertensystem)<br />
erstellt wurden. In der zweiten Behandlungsgruppe<br />
erfolgte eine Kurzberatung zum Rauchen durch den Hausarzt<br />
im Rahmen der Konsultation. In beiden Gruppen wurde<br />
in Ratschlägen und Empfehlungen die individuelle Motivation<br />
des Rauchers, am gesundheitsschädigenden Verhalten<br />
etwas verändern zu wollen, berücksichtigt. Grundlage beider<br />
Interventionen waren Patientenangaben, die während der<br />
Wartezeit im Rahmen der ärztlichen Sprechstunde erhoben<br />
wurden. Im Anschluß an die Studie stimmte ein großer Teil<br />
AUSGABE 4/<strong>2004</strong> 14. JAHRGANG<br />
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Förderung der Motivation zur Tabakabstinenz<br />
in der Arztpraxis<br />
Sabina Ulbricht, C. Meyer, Anja Schumann, H.-J. Rumpf * , J. Thonack ** , R. Möllmann *** , U. Hapke, U. John *<br />
* Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />
** Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität<br />
zu Lübeck<br />
*** Funktionsbereich Allgemeinmedizin der<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />
der teilnehmenden Hausärzte (80%) der Aussage voll zu, daß<br />
die Durchführung einer solchen Beratung zum Rauchen im<br />
Rahmen der ärztlichen Sprechstunde praktikabel sei. Ebenso<br />
groß war der Anteil der Ärzte, die sich in ihrer Funktion als<br />
Hausarzt für die Beratung der Patienten zum Rauchen verantwortlich<br />
fühlen.<br />
Die hohe Teilnahmebereitschaft der Patienten an der Studie<br />
zeigt die Aufgeschlossenheit gegenüber Interventionsangeboten<br />
zum Thema Rauchen in der Hausarztpraxis. Dies stärkt<br />
die Empfehlung, das ärztliche Setting für Interventionen stärker<br />
als bislang zu nutzen. Die positiven Erfahrungen, die von<br />
Hausärzten im Rahmen dieser Studie gesammelt wurden,<br />
sollen auch andere Ärzte ermuntern, eigene Erfahrungen<br />
bei der Beratung wider das Rauchen zu sammeln. Ergebnisse<br />
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