Inhalt KMV - Bulletin 2007 - Kirchenmusikverband Bistum Chur
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Nun ist jedoch bereits dieser Ansatz zum vorliegenden Beitrag in<br />
seiner Art «neuartig» bzw. Zeuge von heutigem kulturellen Denken<br />
und könnte deshalb durchaus seine Berechtigung haben. Denn<br />
unser Forschungsprojekt «Innov-Organ-um» geht aus von einem<br />
neuen Umgang mit Geschichte, indem es sozusagen anknüpft an<br />
eine im Hochbarock verpasste Chance zur Weiterentwicklung der<br />
Orgel in Richtung Expressivität und Cantabilität.<br />
Meine «Geschichte» mit der Orgel<br />
Als Organist und Komponist ist meine Faszination durch die Orgel<br />
geprägt von extremem Hin-und-her-Gerissen-Sein.<br />
Einerseits reizt mich die Reduktion auf die beiden Parameter Artikulation<br />
und Agogik, mit denen ich die ganze Palette der Farbigkeit,<br />
der dynamischen Schattierung, der Steigerungen, der Gesangskantilenen<br />
usw. sozusagen vortäuschen muss. Ich fühle mich<br />
in solchen Augenblicken durchaus als Magier. Vergleichbar ist dies<br />
in der Malerei mit einer Bleistift- oder Tuschzeichnung, die zwar nur<br />
schwarz-weiß ausgeführt ist, jedoch trotzdem farbig und räumlich,<br />
ja sogar klingend wirken kann (ich denke zum Beispiel an Zeichnungen<br />
von Edward Munch). Die Magie wird noch gesteigert durch<br />
die räumliche Konzeption des Instrumentes Orgel: Der Raum, der<br />
Kirchenraum ist der eigentliche Resonanzkörper der Orgel. Mit ihm<br />
muss der Organist, will er sie wirklich zum Sprechen und Klingen<br />
bringen, umgehen können. Er muss seine Ohren gewissermassen<br />
«In den Raum hängen», sich vorzustellen versuchen, wie sein<br />
Spiel im Kirchenschiff klingt. So bin ich als Orgelspieler gleichzeitig<br />
Dirigent, der verantwortungsbewusst und zeitlich genau bemessen<br />
die Einsätze gibt, Orchester, in dem jeder Musiker (jeder Finger<br />
und Fuß) die Töne edel gestaltet, und Publikum, das dem Ganzen<br />
lauscht.<br />
Andererseits bin ich aber als Musiker, als Komponist, als Mensch<br />
auch enttäuscht vom Instrument Orgel. Die Orgel ist ein riesiger<br />
Verschleißapparat, ein absolutistisches System, bei dem die einzelnen<br />
Teile je nur zu einem ganz geringen Prozentsatz ausgenutzt<br />
werden. Das Absolutistische daran ist die zentralistische Regierung<br />
durch einen «König». Das Verschleißmoment ist erkennbar z. Bsp.<br />
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