03.08.2018 Aufrufe

s'Magazin usm Ländle, 5. August 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HART AN DER GRENZE GUT IM GESCHÄFT FIT MIT SENIOREN<br />

Der 150-Euro-Sager der<br />

Sozialministerin sogt auch im<br />

<strong>Ländle</strong> für Empörung<br />

Ein Leben unter Models: Dominik<br />

Wachta aus Vorarlberg alias Imiak<br />

Khan auf Mallorca<br />

Ob Wanderausflüge oder Reisen<br />

nach Übersee: Hans Lederer<br />

organisiert sie alle<br />

<br />

SONNTAG, <strong>5.</strong> AUGUST <strong>2018</strong><br />

KARL MARKOVICS<br />

Foto: Mathis Fotografie<br />

UNTERWEGS MIT<br />

JAGDGEWEHR<br />

Der Schauspieler und Regisseur ist<br />

zu Gast inBregenz –und inszeniert<br />

eine Uraufführung


Ab jetzt<br />

um<br />

€ 2,90<br />

im Zeitschriftenhandel<br />

erhältlich!<br />

Ausgabe Sommer<br />

MIT<br />

02/<strong>2018</strong><br />

ROBERT STEINER UND<br />

RATTE ROLF RÜDIGER<br />

Das Magazin für schlaue Kids!<br />

CLUBURLAUB<br />

zu gewinnen<br />

SOMMERRÄTSEL<br />

Spiel & Spaß<br />

FLO MAYER<br />

Magisches Starposter<br />

FILMPOSTER<br />

-- Cluburlaub im<br />

Salzkammergut für die<br />

ganze Familie zu<br />

gewinnen.<br />

-- Kids Krone Abo<br />

(4 Ausgaben) um € 11,60<br />

Für Krone Bonus Card Besitzer<br />

um nur € 9,90<br />

€ 2,90<br />

Coole<br />

Tiger<br />

im heißen<br />

Tiergarten<br />

-- Abo-Bestellung:<br />

www.krone.at/kidskrone<br />

oder unter 05 7060-600


4<br />

150 EuroimMonat?<br />

Ein Schlag in die<br />

leere Magengrube<br />

von höchster Stelle<br />

<strong>5.</strong> AUGUST <strong>2018</strong> | INHALT<br />

Den Schönen treu geblieben:<br />

Dominik Wachta alias Imiak Khan<br />

18<br />

Fotos: lisamathis.at, MichaelSchnabl, Mathis Fotografie, Daniela Lais<br />

10<br />

Gut bei Stimme:<br />

Von den Bregenzer<br />

zu den Bayreuther Festspielen<br />

Besser als Nutella:<br />

Eben selbstgemacht!<br />

17<br />

4 ARMUT<br />

MenschenwürdigesLeben –mit<br />

150 Euro im Monat geht sich das<br />

einfachnicht aus<br />

6 INTERVIEW<br />

Regisseur und Schauspieler Karl<br />

Markovics über das Rechtder Diebe<br />

9 SCHNEIDERS BRILLE<br />

Robert Schneider und das Schenken<br />

10 VON MOZARTZUWAGNER<br />

Wie sich SängerinCorinna Scheurle<br />

in der Musikwelt durchsetzt<br />

12 GSIBERGER Z’WIAN<br />

Carola Purtscher trifft die Opernsängerin<br />

Nina MariaEdelmann<br />

13 PORTRÄT<br />

Mit vereinten Kräften: Hans Lederer<br />

14 HISTORISCHES BILD<br />

BezauerFreibad anno 1965<br />

15 MUNDART<br />

Wer „mehrat“, hat<br />

nachhermehr davon!<br />

16 EVENTS<br />

Was Sie diese Woche auf<br />

keinen Fall verpassen sollten!<br />

17 KULINARIK<br />

Haselnussaufstrich deluxe!<br />

18 WAS WURDE AUS ...<br />

...Dominik Wachta?<br />

s’Magazin 3


AKTUELL<br />

Mit 150 EuroinVorarlberg<br />

Von 150 Euro im Monat kann man leben, wenn man zudem<br />

noch die Wohnung bezahlt bekommt –mit dieser<br />

Einschätzung sorgte Sozialministerin Beate Hartinger-Klein<br />

(FPÖ) für große Empörung.Die „Vorarlberg Krone“ hat nun<br />

nachgefragt, ob im <strong>Ländle</strong> ein Leben mit 150 Euro im Monat<br />

möglich wäre. Das Ergebnis: Von einem menschwürdigen<br />

„Leben“ kann mit diesem Budget nicht die Rede sein.<br />

Nachdem Sozialministerin<br />

Beate Hartinger-<br />

Klein in einem Interview<br />

bejahte, dass ein<br />

Leben mit 150 Euro<br />

imMonat nach Abzug der Wohnkosten<br />

möglich sei, hagelt esKritik. Der<br />

ÖGB-Vorarlberg forderte diese Woche<br />

sogar ihren Rücktritt.<br />

Wie die Ministerin zudieser Einschätzung<br />

kommt, bleibt indes ein<br />

Rätsel. Die Liste Pilz hat eine Anfrage<br />

an die Ministerin gestellt, ob es<br />

denn konkrete Berechnungen gibt,<br />

die 150 Euro als ausreichendes Lebensminimum<br />

ausweisen.<br />

Dem Finanzexperten und Schuldenberater<br />

Peter Kopf vom ifs-Vorarlberg<br />

sind solche Berechnungsmodelle<br />

jedenfalls nicht bekannt. „Wer<br />

sich ausschließlich von Nudeln ernährt,<br />

wird wohl mit 150 Euro auskommen.<br />

Ein halbwegs gesundes Leben<br />

oder eine gesellschaftliche Teilhabe<br />

kann man sich damit ganz sichernichtleisten“,<br />

weißKopf aus der<br />

Realität. Für ein „Leben in Würde“<br />

braucht eine alleinstehende Person<br />

laut den Referenzbudgets des Dachverbandes<br />

der Schuldenberatungen<br />

Österreichs 1366 Euro –und das 12-<br />

mal pro Jahr. Dieses Budget setzt<br />

sich aus fixen Ausgaben etwa für<br />

Miete und Betriebskosten, aus unregelmäßigen<br />

Ausgaben für Kleidung<br />

oder Freizeitaktivitäten und aus<br />

Haushaltsausgaben für Nahrungsmittel<br />

sowie Körperpflege zusammen.<br />

Würde die Miete abgezogen,<br />

wie inder „Berechnung“ von<br />

Hartinger-Klein, bliebenimmer<br />

noch 871 Euro übrig.<br />

„In diesem Betrag sind jedoch<br />

keine Kosten für<br />

Urlaub, Auto, Sparen oder<br />

Kinder berücksichtigt“, hält<br />

Kopf fest.<br />

Armut heißtRückzug<br />

Menschen, die mit diesem<br />

Minimalbudget auskommen müssen,<br />

sind Kopf aus seiner Arbeit als Schuldenberater<br />

bestens bekannt. Er zeichnet<br />

ein trauriges Bild der Lebensumstände:<br />

„Wer arm ist, lebt meist sehr<br />

zurückgezogen. Ein Gasthausbesuch<br />

mit Freunden geht sich nicht aus.<br />

Nicht einmal Bekannte können zu<br />

sich nach Hause eingeladen werden.<br />

Umgekehrt werden auch Einladungen<br />

kaum angenommen –man kann<br />

sich kein Mitbringsel leisten oder<br />

eine Gegeneinladung aussprechen.<br />

Und nicht zuletzt negieren arme<br />

Menschen gesundheitliche Probleme,<br />

weil sie sich die Selbstbehalte<br />

nicht leisten können.“ Oftmals sind<br />

Frauen und Mindestpensionsbezieher<br />

betroffen. Auch Schicksalsschläge<br />

–etwa ein Unfall –können in die<br />

Armut führen. Dass Armut längst zu<br />

einem strukturellen Problem geworden<br />

ist, zeigtdas Phänomen dersogenannten<br />

„Working Poor“. Allein in<br />

Vorarlberg, so Kopf, gäbe es etwa<br />

10.000 Personen, die trotz Arbeit an<br />

der Armutsgrenze leben.<br />

So wenig der Experte von der Aussage<br />

der Sozialministerinhält, so kritisch<br />

sieht er auch die Pläne der Bundesregierung<br />

in Sachen Mindestsicherung.<br />

„Die Kürzung ist eine Katastrophe<br />

mit Anlauf. Wer bei den<br />

Ärmsten spart, spart am falschen<br />

Ort. DieFolgekostenwerden die Einsparungen<br />

um ein Vielfaches übersteigen.“<br />

Neben Zuwanderern seien<br />

von der Kürzung vor allem Familien<br />

mit mehreren Kindern betroffen.<br />

„Diese brauchen jede erdenkliche<br />

Unterstützung, um dem Kreislauf aus<br />

fehlender Bildung, verminderten Berufschancen<br />

und Armut zu entkommen.“<br />

Doch wie kann das Armutsrisiko<br />

gesenkt werden? Laut Kopf bräuchte<br />

es vor allem höhere Familienleistungen<br />

gerade für Menschen mit geringem<br />

Einkommen, zudem sollte gezieltleistbarer<br />

Wohnraum geschaffen<br />

und ein Mindestlohn von 1600 Euro<br />

eingeführt werden. „Die Ideen liegen<br />

alle auf dem Tisch. Esliegt an den<br />

Verantwortlichen, diese umzusetzen!“,<br />

appelliert Kopf an die Regierung.<br />

Philipp Vondrak<br />

4<br />

s’Magazin


AKTUELL<br />

leben?<br />

Lebensmittel-Ausgabebei<br />

„Tischlein deck dich“: Auch im<br />

<strong>Ländle</strong> gibt es viele arme<br />

Menschen.<br />

Fotos: lisamathis.at<br />

Wer arm ist, lebtmeist sehr<br />

zurückgezogen. Ein<br />

Gasthausbesuchmit Freundengeht<br />

sich nicht aus.Nicht einmal<br />

Bekannte könnenzusich nach<br />

Hause eingeladen werden.<br />

Peter Kopf,Geschäftsführer<br />

der ifs-Schuldenberatung<br />

ReferenzbudgetderSchuldenberatungen:WasbrauchteinMenschzumLeben?<br />

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

–FixeAusgaben (687 Euro/Monat): Miete, Betriebskosten,<br />

Strom, Heizung, Öffentlicher<br />

Verkehr,Telefon, GIS-Gebühren, Haushaltsversicherung.<br />

–Unregelmäßige Ausgaben (287 Euro/Monat):<br />

Ersatz von zerschlissener Kleidung und kaputten<br />

Schuhen, Kosten für Gesundheit und Gesundheitsvorsorge,<br />

Teilhabe am sozialen und<br />

kulturellen Leben.<br />

–Haushaltsausgaben (392 Euro/Monat): Nahrungsmittel,<br />

Reinigungsmittel, Körperpflege.<br />

In Summe ergibt sich so ein Minimalbudget<br />

für ein „Leben inWürde“von 1366 Euro!<br />

s’Magazin 5


FESTSPIELE<br />

Vermissen Sie ein starke<br />

Opposition, HerrMarkovics?<br />

INTER<br />

VIEW<br />

Karl Markovics ist schon längst nicht mehr „nur“ Schauspieler. Derzeit arbeitet er an<br />

seinem dritten Spielfilm, und bei den Bregenzer Festspielen inszeniert er die<br />

Uraufführung „Das Jagdgewehr“. Im Interview spricht der Regisseur über den Mut zur<br />

Lücke, die Kraft der Dichtung und über fehlende Menschlichkeit in der Politik.<br />

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Ein Foto mit Sonnenbrille<br />

auf der Stirn? Diese<br />

Bitte unseres Fotografen<br />

lehnt Markovics<br />

strikt ab. „Nein, hinaufgeschobene<br />

Sonnenbrille? Dastrage<br />

ich nie–nicht einmalimFilm!“<br />

Sie stehen mitten in der Probenarbeit<br />

zur Uraufführung der Oper „Das Jagdgewehr“<br />

von Thomas Larcher, am1<strong>5.</strong><br />

<strong>August</strong> wird Premiere gefeiert. Wie<br />

geht es Ihnen?<br />

Gut, sehr gut sogar. Diese Aufgabe<br />

ist das Idealmeiner Vorstellung von<br />

Arbeit, denn esist ein großes Abenteuer.<br />

Vor drei Jahren schon haben<br />

wir uns das erste Mal inBregenz zu<br />

Gesprächen getroffen. Da redeten<br />

wir über ein Projekt, von dem noch<br />

kein einziger Ton komponiert war.<br />

Und nun, kurz vor der Premiere,<br />

sind wir zwar schon ein gutes Stück<br />

gegangen, wissen aber immer noch<br />

nicht,wogenauwir ankommen werden.<br />

All das ist eine Reise, die immer<br />

nochimGangeist.<br />

In der japanischen Literatur sind die<br />

Protagonisten –geht es um Emotionen<br />

–oft mit einer gewissen Sprachlosigkeit<br />

ausgestattet. Kommt die<br />

Musik bei einer Bühnenfassung des<br />

„Jagdgewehrs“ nicht gerade recht,<br />

um hier noch eine Stimme hinzuzufügen?<br />

Ganz recht. Das Grundproblem der<br />

Figuren dieser Geschichte ist, dass<br />

alles gedeckelt ist. Das Wesentliche<br />

wird nicht gesagt, es wird<br />

unterdrückt, um einer Konvention<br />

zu genügen. Und gleichzeitig leiden<br />

die Figuren unter diesem Genügen.<br />

„Genug kann nie genügen“<br />

heißt es in einem Lied von Konstantin<br />

Wecker. Und die Figuren<br />

bemerken erst viel zu spät, dass es<br />

notwendig gewesen wäre, ein Wort<br />

zu sagen oder die Wahrheit einzufordern.<br />

Für all das, was unter den<br />

Teppich gekehrt wird, findet die<br />

Musik einen Ausdruck. Das<br />

schafft auch einen großen Freiraum<br />

in der Arbeit mit den Sängern.<br />

Mein großer Anspruch war,<br />

jeglichenOperngestusaufzugeben.<br />

Da tun sich Sänger oft schwer,<br />

selbst bei zeitgenössischen Opern.<br />

Das Schöne ist aber nun, dass die<br />

Sänger mit mir die positive Spannung<br />

verspüren, wenn sie diesen<br />

Gestus weglassen. Musik, Inhalt<br />

und Gestus müssen einander nicht<br />

immer verdreifachen, das ist eine<br />

Art Hollywood-Overkill.<br />

Sie zeigenalso Mut zur Lücke?<br />

Ja, das siehtman auch am Bühnenbild.<br />

Wir wollten eine Struktur<br />

schaffen für einen grob strukturierten<br />

Innenraum, dann gibt es noch<br />

einen Riss,der für das weiße Flussbett<br />

steht, und eine schwebende<br />

Wolke. Einziges Symbol auf der<br />

Bühne ist ein Papierschiffchen. Das<br />

war’s. Ich habe mitgezählt: Derzeit<br />

haben wir nur drei Requisiten auf<br />

der Bühne. Mir war wichtig, das<br />

Wesentliche zuvermitteln. Und in<br />

demStückgeht es darum, was Dichtung<br />

kann. Wie sehr Dichtung Zeiten,<br />

Gedankenund selbst Menschen<br />

durchlässig zu machen imstande ist.<br />

Was im Leben verhärtet und abgekapselt<br />

ist,kann Dichtung öffnen.<br />

Es ist die erste Oper, bei der Sie Regie<br />

führen, und Sie sind ja Opernliebhaber<br />

…<br />

… Liebhaber ist übertrieben, für<br />

mich ist Musik ein Lebenselement,<br />

dazu gehört auch die Oper, aber<br />

nichtinerster Linie.<br />

Ist Oper so etwas wie die Superform<br />

der darstellenden Kunst?<br />

Der Begriff Gesamtkunstwerk<br />

kommt nicht von ungefähr. Es greifen<br />

Musik, Dichtung, Dramatik,<br />

das Theaterhafte und das Skulpturale<br />

ineinander. Ähnliches gibt es in<br />

der Moderne als Steigerung nur<br />

noch als Film. Susan Sontag sagte<br />

einmal: „Würde Wagner heute leben,würde<br />

er Filmemachen.“<br />

Macht Ihnen diese Arbeit Freude?<br />

Ja, es ist aufregend, eine Entdeckungsreise.<br />

Heuer habe ich<br />

zudem meinen dritten Spiel-<br />

<br />

6<br />

s’Magazin


FESTSPIELE<br />

s’Magazin 7


FESTSPIELE<br />

FORTSETZUNG<br />

film gedreht –trotz massiver Widerstände.<br />

Der Rohschnitt istbereits fertig,<br />

und ich bin fast schon zu glücklich<br />

damit. Derzeit verspüre ich eine<br />

große kreative Elektrizität.<br />

Werden Sie bei der Premiere imSaal<br />

sein?<br />

Sicherlich, allerdings werde ich mir<br />

wohl eine Funktion bei Licht oder Video<br />

suchen, damit ich nervlich besser<br />

damit umgehen kann. Aber ich bin<br />

keiner, der sich versteckt. Ich will die<br />

Aufführung sehen.<br />

Im eben erwähnten Spielfilm „Nobadi“<br />

geht es um einen Schrebergarten, dessen<br />

Besitzer,einen Flüchtling und auch<br />

um einen Hund. Erzählen Sie eine<br />

Gegengeschichte zu jener, die die<br />

schwarz-blaue Regierung über Flüchtlinge<br />

erzählt?<br />

Ich erzähle eine Gegengeschichte zu<br />

jener von uns allen, mit Sicherheit<br />

nichtzujener der schwarz-blauen Regierung.<br />

Denn der Auslöser war tatsächlich<br />

die rot-schwarze Regierung<br />

mit Innenminister Doskozil und der<br />

Westbalkan-Konferenz. Da war es<br />

für mich zum ersten Mal fast<br />

schmerzlich spürbar, wie obszön es<br />

ist, von einem Sicherheitsproblem zu<br />

sprechen –und damit nicht die Sicherheit<br />

jener Menschen zu meinen,<br />

die Unglaubliches auf sich nehmen,<br />

um hierherzukommen,sondern unsere<br />

Sicherheit. Ich weiß nicht, wie viel<br />

Promille unseres Wohlstands wir<br />

hergeben müssten, um die Kostendafür<br />

zu decken, dass Menschen nicht<br />

einfach vor unserer Haustüre oder<br />

auf unseren Autobahnen krepieren.<br />

Es geht nicht um Blau oder rechts<br />

oder links, sondern um eine Denkungsart,<br />

die wieder umsich greift –<br />

bei uns allen: „Wir können nicht die<br />

Einzigen sein, wir können nicht alle<br />

nehmen.“ Gleichzeitig erleben wir<br />

aber den größten Wohlstand unserer<br />

Geschichte. Wäre dieser Wohlstand<br />

um 50 Prozent geringer, wäre esimmer<br />

noch Wohlstand. Doch da gäbe<br />

STECK<br />

BRIEF<br />

Geboren 1963 in Wien, bekannt<br />

durch zahlreiche TV-, Kino- und<br />

Theaterrollen („Die Fälscher“,<br />

„Stockinger“,„Komm, süßer Tod“<br />

etc), auch als Regisseur tätig („Atmen“,<br />

„Superwelt“). Premierevon<br />

„Das Jagdgewehr“ am 1<strong>5.</strong> <strong>August</strong><br />

bei den Bregenzer Festspielen.<br />

·········································································································································<br />

es beiuns bereits Bürgerkrieg. Fürdie<br />

Flüchtlinge wäre es schon Luxus, nur<br />

einen Bruchteil unseres Wohlstands<br />

zu haben. Und sie haben ein Recht<br />

darauf. Das Recht liegt immer bei jenen,<br />

die weniger haben als die anderen,<br />

immerbeim Dieb, nichtbeim Bestohlenen,<br />

so fürchterlich das klingt.<br />

Ich würde sicherlich zur Polizei gehen,<br />

wenn jemand meine Brieftasche<br />

stehlen würde. Aber im Prinzip weiß<br />

ich,dass der Dieb das Recht hat.<br />

Sie unterstützen die Kampagne #sichersein,<br />

die sich gegen die Abschiebepraxis<br />

nach Afghanistan richtet.Haben<br />

Sie das Gefühl, dass Initiativen wie diese<br />

von der Politik als Anregung zum<br />

Nachdenken verstanden werden?<br />

Dieses Gefühl habe ich derzeit nicht.<br />

Es wird argumentiert, die Bevölkerung<br />

würde das alles so wollen, und<br />

die Zustimmungsraten geben der<br />

Politik auch Recht. Esist ein Leichtes,<br />

sich umzudrehen und zumeinen,<br />

dass die Aufgabe darin besteht, die<br />

Grenzen und den Wohlstand zu<br />

schützen. Etwas anderes wirdvon der<br />

Politik nicht gehört, weil es nicht gehört<br />

werden muss. Es isteinfach kein<br />

Leidensdruck da. Schlimm ist auch,<br />

dass die Oppositionsparteien im Moment<br />

sosehr mit sich selbst beschäftigt<br />

sind, dass kein ernstzunehmendes<br />

Gegenmodell entsteht. So liegt<br />

alles bei privaten Initiativen. Aber die<br />

starke gemeinsame Stimme gibt es<br />

derzeit nicht. Fürdie Regierung ist es<br />

somit ein Leichtes,all diese Stimmen<br />

als Einzelstimmen abzutun. Der luxemburgische<br />

Ministerpräsident<br />

sagt, dass die EU nicht dazu da ist,<br />

unseren Wohlstand zu sichern, sondern<br />

dass es um Menschenrechte<br />

geht. Das sagt unser Regierungschef<br />

nicht. Ohne diese Ideen verlieren wir<br />

aber unsere Menschlichkeit.<br />

Sie vermissen also eine starke Opposition?<br />

Ja, gerade in einer Zeit deraalglatten,<br />

eiskalten Regierung. Die einzigen revolutionären<br />

Ideen liegen in der Aufhebung<br />

vonGeschwindigkeitsbegrenzungen,<br />

von Rauchverboten und der<br />

Sozialpartnerschaften – und im<br />

Dichtmachen von Grenzen. Gut integrierte<br />

Flüchtlinge werden abgeschoben,<br />

und der Frust über schlecht<br />

integrierte Menschen wird erhöht. Es<br />

ist schrecklich – wir empfinden es<br />

persönlich aber nicht als schrecklich,<br />

8<br />

s’Magazin


FESTSPIELE<br />

Bereits vordreiJahren begannen die<br />

Gespräche zu „Das Jagdgewehr“.Inzehn<br />

Tagen endet nun diese<br />

„Entdeckungsreise“für Karl Markovics.<br />

·························································································<br />

weil es uns ja gut geht. Das ist das<br />

Allerschrecklichste.<br />

Der österreichische Rechtsruck liegt<br />

inmitten des europäischen Rechtsrucks.<br />

Denken Sie, dass es wieder zu<br />

einer Gegenpendelbewegung kommen<br />

wird?<br />

Das ja, bisher war es aber oft so,<br />

dass diese Gegenbewegungen mit<br />

einem massiven Anstoß verbunden<br />

waren. Mit Revolutionen, Krieg oder<br />

anderen Katastrophen. Diese Dinge<br />

ziehen dann die Konzentration so<br />

sehr auf sich, dass alles rundherum<br />

vergessen wird und man wieder ganz<br />

von vorne beginnen muss. Ich frage<br />

mich, ob der gesunde Menschenverstand,<br />

das Gewissen oder die Intelligenz<br />

nicht ausreichen, um vielleicht<br />

einmal ohne Katastrophe auszukommen.<br />

Vielleicht könnte auch die Pendelbewegung<br />

zum Stillstand kommen.<br />

Stattdessen ließe sich eine Ruhelage<br />

für einehalbwegsnormale Gesellschaft<br />

finden. Auch da wird es<br />

Ausschläge in die eine oder andere<br />

Richtung geben,aber sie sollten nicht<br />

so stark sein, dass sie das Pendel<br />

selbst zum Reißen bringen.<br />

Interview: Angelika Drnek<br />

Fotos: Mathis Fotografie<br />

<br />

Das mit dem Schenken<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Wir saßen mit Freunden beisammen, meine Frau<br />

und ich. Die Kinder spielten im Garten. Es waren<br />

diese Stunden, die nie vorbeigehen dürften und die<br />

man -der Mensch ist undankbar –soschnell wieder<br />

vergisst.Die Rede kam auf das Schenken, weil der<br />

Geburtstag unserer gemeinsamen Freundin anstand.<br />

Ihr Mann erzählte die folgende Geschichte.<br />

Die Geschäftsführung seines Unternehmens, das<br />

die vergangenen Jahresatte Gewinne gemacht hatte,<br />

wollte sich gegenüber den Mitarbeitern erkenntlich<br />

zeigen. Und so lag eines Morgens im Postfach<br />

ein Päckchen mit einem Montblanc-Kugelschreiber<br />

nebst einer persönlich unterzeichneten Dankeskarte.<br />

Wert rund 200 Euro. Durch einen Zufall entdeckte<br />

unser Freund, dass ungefähr zwei Wochen später<br />

auf ebay außergewöhnlich viele Montblanc-Kulis<br />

derselben Type feilgeboten wurden. Er war empört<br />

darüber,wie die Kollegen mit dem Geschenk umgingen.<br />

Sie verhökerten es einfach. Daraufhin antwortete<br />

meine Frau: „Dann stimmt der Spirit in der<br />

Firma nicht,sonst würden die den Kuli doch nicht<br />

verscherbeln.“Esentbrannte eine leidenschaftliche<br />

Diskussion, die mit reichlich gutem Wein ins Philosophische<br />

kippte. In einem Punkt waren sich alle einig:<br />

Ein Geschenk weiterverkaufen geht gar nicht.<br />

Dann vielleicht weiterverschenken. Bei der Frage<br />

des Geschenke-annehmen-Könnens spalteten sich<br />

die Lager.Das Schenken ist eine Kunst,aber das Annehmen<br />

eines Geschenks die noch viel größere.<br />

„Was ist ein Geschenk?“,fragte mein alter Studienkollege<br />

in die Runde. „Es ist umsonst und tut ein<br />

bisschen weh“, antwortete ich. „Jedenfalls verlangt<br />

es nicht nach einem Gegengeschenk. Tut es das,<br />

kommt es nicht vonHerzen, sondern ist Berechnung.“Eswurde<br />

dunkel. Die Kinder im Garten spielten<br />

„Krieg der Dinosaurier“,und wir redeten immer<br />

noch über das Wesen des Schenkens. Eines wurde<br />

mir an diesem Abend klar: Ob man es will oder<br />

nicht,aber bei so einem Thema kann man vortrefflich<br />

den Charakter eines Menschen studieren, seine<br />

Konventionen, seine Weite oder Enge.<br />

s’Magazin 9


MUSIK<br />

Zu Gastbei den<br />

Festspielen –<br />

in Bayreuth<br />

In diesen Tagen ist Corinna Scheurle, die in Vorarlberg<br />

aufgewachsene Mezzosopranistin, in Bayreuth anzutreffen, wo<br />

sich zu den Wagner-Festspielen nicht nur Prominenz<br />

versammelt, sondern auch junge Musiker aus der ganzen Welt –<br />

dank der Stipendien, die die Richard-Wagner-Verbände<br />

vergeben.<br />

Der Vorarlberger Richard-Wagner-Verband<br />

hat in diesem<br />

Jahr die Mezzosopranistin<br />

Corinna<br />

Scheurle zuseiner Bayreuth-Stipendiatin<br />

gekürt. Die 26-Jährige durchläuft<br />

derzeit das Opernstudio der<br />

Deutschen Staatsoper Berlin. An<br />

diesem Haus, das von Dirigent Daniel<br />

Barenboim, einem Kenner der<br />

Musik Richard Wagners, geleitet<br />

wird, hat sie diesen Komponisten<br />

schätzen gelernt. Sie erzählt: „Im<br />

letzten Jahr in Berlin habe ich entdeckt,<br />

wie toll Wagner ist, denn er<br />

wird an der „Staatsoper unter den<br />

Linden“ viel gespielt. Ich habe mich<br />

für das Stipendium beworben, daich<br />

auf diese ganz eigene Welt Bayreuth<br />

sehr neugierig bin.“ Corinna Scheurle<br />

wird dort die Opern „Parsifal“,<br />

„Der fliegende Holländer“ und „Lohengrin“<br />

erleben. Bekanntlich sind<br />

die Tickets für Bayreuth sehr gefragt.<br />

Wartezeiten von mehreren Jahren<br />

sind keine Seltenheit. Deshalb ist<br />

auch das Richard-Wagner-Stipendium<br />

unter jungen Sängern sehr geschätzt.<br />

Die Frage, ob sie die Partien Richard<br />

Wagners selbst singen möchte,<br />

relativiert sie: „Diese Partien stehen<br />

für mich als lyrischen Mezzosopran<br />

nicht im Vordergrund. Aber wer<br />

weiß, wohin sich meine Stimme entwickelt.<br />

Vielleicht inzehn Jahren.“<br />

Im Moment interessiert sie „alles,<br />

was Mozart für mein Fach komponiert<br />

hat“, aber auch Händel, Vivaldi<br />

oder Rossini. Und mit Mozart hat<br />

das Vorarlberger Publikum sie im<br />

letzten Jahr bei der Festspielproduktion<br />

„Die Hochzeit des Figaro“ in der<br />

Rolle derMarzellineerleben können.<br />

NeueStimmen<br />

Corinna Scheurle war von zartestem<br />

Alter an mit Musik umgeben, ist<br />

doch ihre Mutter die Pianistin Anna<br />

Adamik. Diese wurde, als Corinna<br />

sechs Jahre alt war, an das Vorarlberger<br />

Landeskonservatorium berufen,<br />

daher zog die Familie aus dem<br />

Badischen nach Feldkirch, wo Corinna<br />

das Musikgymnasium besuchte.<br />

Nach der Matura ging sie nach<br />

Berlinzum Gesangsstudium, dann an<br />

die renommierte Theaterakademie<br />

<strong>August</strong> Everding nach München, wo<br />

sie ihren Master machte. Zuvor noch<br />

schaffte sie es beim derzeit wohl<br />

wichtigsten Gesangswettbewerb<br />

„Neue Stimmen“ unter die ersten<br />

Fotos: bregenzer festspiele /Klaus Forster<br />

achtzehn –und das bei 1400 angetretenen<br />

Kandidaten aus der ganzen<br />

Welt. Dieser Erfolg hat der strebsamen<br />

jungen Künstlerin viele Türen<br />

geöffnet. Nach dem Master konnte<br />

sie wählen, wohin sie gehen wollte –<br />

eine Seltenheit auf dem umkämpften<br />

Sängermarkt.<br />

Corinna hat sich für den vergleichsweise<br />

geschützten Rahmen<br />

des Opernstudios der Deutschen<br />

10<br />

s’Magazin


MUSIK<br />

Der klassischen Sängerin Corinna Scheurle wurde das<br />

Richard-Wagner-Stipendium zuerkannt.Nun weilt sie in Bayreuth<br />

am „grünen Hügel“.<br />

Staatsoper Berlin entschieden, vor<br />

allem weil sie Berlin als Stadt liebt:<br />

„Es war eine Bauchentscheidung, die<br />

ich nicht bereue, da ich im letzten<br />

Jahr sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten<br />

hatte.“ In einem Opernstudio,<br />

so wie es große Häuser betreiben,<br />

erhalten junge Sänger<br />

Unterricht, sie werden aber auch mit<br />

kleineren und mittleren Rollen in die<br />

Aufführungen auf der Hauptbühne<br />

eingebunden. So hat Corinna<br />

Scheurle etwa in der vergangenen<br />

Spielzeit an der Deutschen Staatsoper<br />

das „Sandmännchen“ in Humperdincks<br />

„Hänsel und Gretel“ oder<br />

die „Zweite Dame“ in Mozarts<br />

„Zauberflöte“ gegeben. Aber esgibt<br />

auch Eigenproduktionendes Studios,<br />

und in einer solchen wurde sie sogar<br />

mit der Hauptrolle betraut. In der<br />

nächsten Saison stellt sie diese in der<br />

Oper „Kopernikus“ des 1948 geborenen<br />

Claude Vivier dar. Eine große<br />

Herausforderung für die junge Sängerin,<br />

dersie souveränbegegnet: „Ich<br />

habe die Partie bereits fertig studiert.“<br />

Corinna Scheurle sieht sich<br />

derzeit amrichtigen Platz, wobei sie<br />

einräumt, dass der Sängerberuf „ein<br />

fortgesetztes Suchen“ beinhaltet:<br />

„Wer weiß, wohin ich mich entwickle.“<br />

Anna Mika<br />

s’Magazin 11


GESELLSCHAFT<br />

Nina Maria Edelmann<br />

Opernsängerin<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

„Wenn man etwas will, muss man es auch umsetzen“,erklärt<br />

mir die aus Altach stammende Opernsängerin<br />

Nina Edelmann voller Überzeugung. Und<br />

für sie war immer klar: „Ich will Sängerin werden!“<br />

Aufgewachsen in zwei musikalischen Familien, lernte<br />

Nina schon als Kind Flöte und Geige und war Mitglied<br />

des JugendorchestersDornbirn. Mit 16 kam<br />

dann Gesangsunterricht dazu, und gleich nach der<br />

MaturaamGymnasium Schoren der Start am Musik-Konservatorium<br />

in Wien. Ihren Abschluss als<br />

Sopranistin holte sie sich am Brucknerkonservatorium<br />

in Linz.Nebenher hatte die sympathischeMusikerin<br />

schon zahlreiche Engagements bei Konzerten,<br />

zeitgenössischen Aufführungen und beim Musiktheater<br />

Vorarlberg. Voreinigen Jahren wechselte sie<br />

ins Mezzosopran-Fach, die Begeisterung für klassische<br />

Musik ist konstant geblieben. Zahlreiche<br />

Opern- und Operettenproduktionen im In- und<br />

Ausland stoßen auf große Begeisterung. Ab <strong>5.</strong> Oktober<br />

wirddie Mutter eines Vierjährigen auf der Kulturbühne<br />

AmBach in Götzis zu bewundern sein. Bestimmt<br />

trifft man sie da auch bei ihrem Einkauf im<br />

Supermarkt Riedmann, „weil ich da immer viele Bekannte<br />

treffe“.Wien<br />

liebt die 45-Jährige<br />

übrigens, die sympathische<br />

Vorarlberger<br />

Tradition, „immer<br />

pünktlicher zu sein“,<br />

hat sie beibehalten.<br />

Die Vorarlberger Kommunikationsberaterin<br />

Carola<br />

Purtscher (PR-Agentur<br />

Purtscher Relations) lebt<br />

seit über 30 Jahren in Wien.<br />

Als Netzwerkerin lädt sie<br />

regelmäßig zu ihrer exklusiven<br />

„Tafelrunde“.<br />

twitter.com/<br />

CarolaPurtscher<br />

Ihr Selfie: Die Opernsängerin<br />

Nina Maria Edelmann auf<br />

Urlaub am Attersee.<br />

Vereint im<br />

Verein<br />

Er nennt sich selbst einen „Vereinsmeier“.<br />

Für Hans Lederer ist dies aber kein<br />

Schimpfwort und hat auch nichts mit<br />

Spießigkeit zu tun, sondern mit<br />

Engagement, positiver Gruppendynamik<br />

und jeder Menge Spaß. Seit Jahrzehnten<br />

setzt er sich daher für die Kolping-Familie,<br />

das Rote Kreuz und den Bregenzer<br />

Seniorenbund ein und ist der wohl<br />

rührigste Reise-Organisator des Landes.<br />

Wie so viele Österreicher<br />

aus dem<br />

wirtschaftlich<br />

schwächeren Süden<br />

des Landes<br />

zog es auch Hans, kaum dass er volljährig<br />

war, in den florierenden Westen.<br />

„Meine erste Heimat fand ich<br />

wie so viele ,wandernde Gesellen‘ im<br />

Kolping-Haus; seitdem bin ich der<br />

Kolping-Familie verbunden“, so der<br />

im Kärntner Mölltal geborene Hans.<br />

Er fand dort aber nicht nur eine erste<br />

Bleibe, sondern auch seine Gattin<br />

Sieglinde, die er 1971 heiratete. Beruflich<br />

war lange das Marianum seine<br />

Heimat, in dem der geschickte<br />

Handwerker erst als Ha<strong>usm</strong>eister<br />

und später in der Verwaltung die Geschicke<br />

des Internats mitgestaltete.<br />

So bodenständig Hans aber auch sein<br />

mag: Seine große Leidenschaft war<br />

und ist das Reisen. Er organisierte<br />

für das Kolpingwerk zahlreiche Fahrten,<br />

beginnend mit einem Ausflug<br />

1980 nach Köln, wo Namenspatron<br />

Adolph Kolping begraben ist. Mittlerweile<br />

sind es an die 50 Radtouren,<br />

aber auch ferne Domizile wie Thailand,<br />

Ägypten und Marokko, deren<br />

Besuch Hans für das Kolpingwerk federführend<br />

organisierte. „Ich kann<br />

12<br />

s’Magazin


ORIGINAL<br />

vom Reisen einfach nicht genug bekommen“,<br />

so der agile 70-Jährige.<br />

Da schadete ein weiterer Verein bei<br />

dem er seiner Leidenschaft nachgehen<br />

kann, natürlich nicht.<br />

Städte und Natur<br />

Mit dem 750 Mitglieder starken<br />

Seniorenbund Bregenz, dem Hans<br />

seit acht Jahren als Obmann vorsteht,<br />

gehen die Exkursionen zwar<br />

nicht in die allzu weite Ferne, sind<br />

aber weit zahlreicher. „Während bei<br />

Kolping –auch um für die jüngeren<br />

Mitglieder ein attraktives Angebot zu<br />

schaffen –Städtereisen im Vordergrund<br />

stehen, stehen bei den Pensionisten<br />

eher Wanderungen oder Busreisen<br />

in landschaftlich schöne Gegenden<br />

im Fokus“, weiß der ehemalige<br />

VP-Stadtvertreter, der zumindest<br />

in Europa schon fast überall war, zu<br />

unterscheiden. Gattin Sieglinde, ehedem<br />

Laien-Schauspielerin bei den<br />

47’ern, unterstützt ihn dabei in jeder<br />

Hinsicht: „Schon als ich ehrenamtlich<br />

beim Roten Kreuz viele Nächte<br />

im Einsatz stand und unsere Freizeit<br />

daher sehr begrenzt war, kam nie ein<br />

Jammern“, streut der dreifache Vater<br />

und fünffache Großvater seiner besseren<br />

Hälfte Rosen. Immerhin<br />

schätzt er seinen Arbeitsaufwand<br />

nach wie vor „wie einen besseren<br />

Halbtags-Job“ ein. Neben den vielen<br />

Ausflügen werden weniger mobile Senioren<br />

zu Jass-Abenden, Heurigen-<br />

Besuchen oder Grillfesten geladen.<br />

„Etwas Gutes zu tun war mir immer<br />

ein Bedürfnis“, so der gläubige Katholik,<br />

der es als seine größte Leistung<br />

bezeichnet, dass seine Kinder<br />

studieren konnten. „Da mir manche<br />

Türen verschlossen waren, weil ich<br />

aus dem Arbeitermilieu stammte, war<br />

mir wichtig, dass meine Kinder alle<br />

Chancen bekamen“, so ein stolzer<br />

Hans Lederer, der („auch weil kein<br />

Nachfolger in Sicht ist“) wohl weiterhin<br />

viel unterwegs sein wird. In diesem<br />

Sinne: gute Fahrt ...<br />

Raimund Jäger<br />

Foto: lisamathis.at<br />

s’Magazin 13


DasBezauer Freibad um 1965<br />

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Klimawandel hin oder her –<br />

heiße Sommertage gab es<br />

auch früher schon! Und so wie<br />

heute haben natürlich auch<br />

damals die Menschen bei großer<br />

Hitze das Wasser gesucht<br />

–sowie auf obigen Bild im alten<br />

Freibad in Bezau. Dort<br />

lohnte sich der Besuch schon<br />

allein wegen des großartigen<br />

Ausblicks auf die mächtige<br />

Kanisfluh!<br />

Das Bezauer Bad nahe der<br />

Bregenzerach gibt’s auch<br />

heute noch, wenngleich es<br />

mittlerweile natürlich ungleich<br />

besser ausgestattet ist.<br />

Insgesamt ist die Dichte von<br />

öffentlich zugänglichen Freibädern<br />

in Vorarlberg–es sind<br />

31 an der Zahl –aber deutlich<br />

geringer als in anderen Bundesländern.<br />

Dies hat aber<br />

einen durchaus erfreulichen<br />

Hintergrund: So sind nahezu<br />

das gesamte Vorarlberger Bodenseeufer<br />

sowie ein Gutteil<br />

der Natur- und Baggerseen<br />

für die Bevölkerung frei zugänglich<br />

– wer einmal an<br />

einem der Kärntner Seen<br />

Urlaub gemacht hat, weiß,<br />

14<br />

s’Magazin


MUNDART<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

dass dies keine Selbstverständlichkeit<br />

ist!<br />

Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />

zu Hause, dann schicken<br />

Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />

Die besten<br />

Bilder werden veröffentlicht.<br />

Foto: Sammlung Risch-Lau,Vorarlberger Landesbibliothek<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Im Hochdeutschen wirddas Wort mehren nur noch selten<br />

im täglichen Sprachgebrauch und vielmehr in der gehobenen<br />

Literatur verwendet im Sinne von: erhöhen, steigern,<br />

anreichern, vervielfachen. Diese Bedeutungen besitzt<br />

auch das alemannische Dialektwort mehra, jedoch<br />

wirdeshierzulande auch in der Alltagskonversation verwendet<br />

–und fast immer ohne dabei anzugeben, was<br />

denn genau gemehrt werden soll, da dies ohnehin jedem<br />

Voradelberger klar ist:Vermögen und Geld. „Durch ene<br />

Hochzig hon s’Schwendingerswieder<br />

ghörig g’mehrat“,attestiert der Alemanne<br />

mit etwas neidischem<br />

<br />

mehra<br />

Zeitwort<br />

Unterton seinen Nachbarn, die<br />

dank geschickter Heiratspolitik<br />

zu mehr Grund und Boden durch<br />

die angeheiratete Schwiegerfamilie<br />

gekommen sind. Und wenn<br />

ein alemannisches heiratswilliges<br />

Kind früher den Eltern seinen zukünftigen<br />

Gatten vorstellte, so lautete –<br />

„Luag! S’Müllers<br />

mehren, und<br />

be üs gohtalls dr<br />

Bach ahe!“<br />

zumindest unter vorgehaltener Hand und im elterlichen<br />

Schlafzimmer –die alles entscheidende Frage: „Ka ma<br />

mehra?“ Durch die Einführung der Liebesheirat im letzten<br />

Jahrhundert ist dieser praktische Gedankeein wenig verloren<br />

gegangen und damit auch dieVerwendung des Wortes,<br />

das ihn beschrieb. Vorallem in bäuerlichen Familien<br />

aber wirddas Wort mehren bis zum heutigen Tagoft und<br />

gerne verwendet,dahier das Ziel des Mehrensnoch eindeutig<br />

und landschaftlich zu erkennen ist:die Anhäufung<br />

vonmöglichst vielen aneinandergrenzenden Wiesen,<br />

wenn möglich durch Heirat statt Heumahd.<br />

s’Magazin 15


Foto: Freudenhaus<br />

EVENTS<br />

Punkrock mit<br />

Bad Religion<br />

im Conrad Sohm<br />

in Dornbirn<br />

Wer kennt<br />

sie nicht, die<br />

wohl berühmteste<br />

noch<br />

amtierende<br />

US-Punkband?<br />

Bad<br />

Religion feiern<br />

diesen<br />

Sommer ihr<br />

Jubiläum –<br />

„30 Years of<br />

Suffer“ –und<br />

haben bestimmt eine geniale<br />

Show im Gepäck, wenn sie am<br />

9. <strong>August</strong> beim 7. Kultursommer-Openair<br />

im Conrad Sohm<br />

in Dornbirn ihre größten Hits<br />

zum Besten geben. Infos &Tickets:<br />

www.conradsohm.com<br />

Jazz und Hip-Hop in Lustenau<br />

Das „Hypnotic Brass Ensemble“ lädt am Dienstag,<br />

dem 14. <strong>August</strong>, um20.30 Uhr im Freudenhaus beim<br />

Millenniumpark in Lustenau zum Konzert ein. Die sieben<br />

Brüder „from the south side of Chicago“ beeindrucken<br />

mit einem einzigartigen Sound zwischen Jazz, Funk und<br />

Hip-Hop. Infos &Tickets: www.freudenhaus.or.at<br />

Foto: Bad Religion<br />

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

•<br />

Bezau Beatz<br />

Von 9.bis 11. <strong>August</strong> geht Bezau<br />

Beatz in die bereits 11. Runde. Die<br />

Bezau Beatz stehen für einzigartige<br />

musikalische Momente, für Überraschung,Spannung<br />

und den Spaß am<br />

kollektiven Musikgenuss. Mit dabei<br />

sind heuer in der Wälderbähnle Remise<br />

Jim Hart’s Claudmakers Trio,<br />

Stale Storlokken, Adam Schatz &<br />

Landlady,Dsilton, Snap,Second Line,<br />

Finklinggs, Hang Em Hight feat.<br />

Stale Storkokken (Bild), John Parish<br />

and Band uvm. Tickets unter:<br />

www.bezaubeatz.at<br />

Hip-Hop mit der Mundwerk Crew<br />

in der Spinnerei in Hard<br />

Hip-Hop in<br />

seiner puren<br />

Form: lässig, laut<br />

und vor allem<br />

live! Rap ist das<br />

Sprachrohr, Funk<br />

das Fundament.<br />

Kick und Bass laden<br />

zum Tanzen<br />

ein, die Texte<br />

zum Mitsingen.<br />

Die Mundwerk<br />

Crew um die beiden Frontmänner Touze und Beenz hat<br />

ihren Sound wieder neu definiert. Zuhören ist die Band<br />

am Mittwoch, dem 8. <strong>August</strong>,um21Uhr in der Spinnerei<br />

in Hard. Infos: www.kammgarn.at<br />

Foto: Bezau Beatz<br />

Foto: Foen-X<br />

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Impressum<br />

Medieninhaber:KRONE-VerlagGmbH &Co. KG .Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Christoph Dichand<br />

Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG, Alle: 1190 Wien,Muthgasse 2<br />

Redaktionsleitung: EmanuelWalser,Redaktion: SandraNemetschke, AngelikaDrnek,Sekretariat:Nicole Kinzel,Quellenstr. 16, 6900Bregenz,Tel. 057060-59300<br />

vorarlberg@kronenzeitung.at, emanuel.walser@kronenzeitung.at, sandra.nemetschke@kronenzeitung.at,angelika.drnek@kronenzeitung.at<br />

Herstellung:Druckzentrum SalzburgBetriebsges.m.b.H.,5020Salzburg; Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />

16<br />

s’Magazin


KULINARIK<br />

Fotos: Daniela Lais, Mathis Fotografie<br />

<br />

Noch mehr Rezepte findet man<br />

in Danielas Kochbüchern<br />

„Einfach vegan backen“und<br />

„Vegane Lunchbox“.<br />

<br />

Selbst gemacht<br />

schmeckt nicht nur<br />

besser, sondern ist<br />

obendrein noch viel<br />

gesünder!<br />

Haselnuss-Schokoladen-<br />

Aufstrich<br />

Zubereitung:<br />

1 Das Kokosöl bei niedrigerTemperatur<br />

schmelzen.<br />

2 Die Haselnüsse imTrockenbehälter des<br />

Hochleistungsmixers zu feinem Mehl mixen.<br />

3 Vanille,Kakaopulver,Ahornsirup, das geschmolzene<br />

Kokosöl, Mandelmilch und Salz<br />

dazugeben und so lange mixen, bis ein geschmeidiger,<br />

feiner Aufstrich entsteht.<br />

Tipp: Ich verwendeeinenVitamix,aber auch<br />

jederandereHochleistungsmixer ist sehr gut<br />

für diesen Aufstrich geeignet.Ambesten im<br />

kleinerenTrockenbehälter und mit demTamper/Stößel<br />

arbeiten. Immer wieder ausschalten,<br />

die Masse nach untenschieben und weiterarbeiten<br />

lassen. Der Aufstrichhält sichsehr<br />

gut einigeTage im Kühlschrank.<br />

Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn! Den Haselnuss-Schokoladen-<br />

Aufstrich aus dem Supermarkt. Aufs Zopfbrot, zum Frühstück<br />

oder pur –für den Zuckerkick zwischendurch.Erist alles,<br />

nur nicht gesund. Diese leckere Rezept-Variante schmeichelt<br />

mit vielerlei Vorzügen. Industriezucker-Freiheit, Cremigkeit,keinPalmöl,<br />

rein pflanzlicheZutaten und ein hoher Anteilan<br />

gesunden Haselnüssen. Dadarf ruhig öfters gelöffelt werden –und es<br />

schmeckt besser als gekauft –garantiert! Macht Kinder und Erwachsenegleichermaßenglücklich.<br />

www.facebook.com/laisdaniela<br />

Zutaten (für zwei Gläser):<br />

150 g Haselnüsse<br />

1ElVanilleschote,gemahlen<br />

40 g Kakaopulver, ungesüßt<br />

160 g Ahornsirup<br />

45 g Kokosöl<br />

150 g Mandelmilch<br />

1Prise Salz<br />

s’Magazin 17


WAS WURDE EIGENTLICH AUS ...<br />

...Dominik Wachta?<br />

Der Krumbacher (35) machte sich schon als 21-Jähriger mit seiner<br />

eigenen Modelagentur „Jademodels“ selbstständig und wurde mit<br />

der Castingreihe „Österreichs Nächstes Topmodel“ bekannt. 2016<br />

zog er sich vorerst aus der Modelbranche zurück. Er lebt heute auf<br />

Mallorca und hat seine liebsten Hobbys zum Beruf gemacht.<br />

2009: Dominik Wachta unterstütze<br />

auch <strong>Ländle</strong>-Beautys: Hier mit den<br />

beiden Models und Ex-Miss Vorarlberg<br />

Natalie Bilgeri (rechts) und Sabrina<br />

Balic (links) im Casino Kleinwalsertal.<br />

Die ersten Jahre prägen<br />

ein Kind besonders,<br />

und diese hat Dominik<br />

im schönen Bregenzerwald<br />

verbracht. „Ich<br />

habe mir einiges aus meiner Zeit im<br />

<strong>Ländle</strong> mitgenommen, das Bewahren<br />

traditioneller Werte etwa.“ Aufgewachsen<br />

ist er in Wien. Mit jungen<br />

Jahren kam er mit dem Modelbusiness<br />

in Berührung. Statt selbst vor<br />

der Kamera zustehen, interessierte<br />

ihn aber mehr das Booking, und er<br />

bekam in einer Agentur die Chance,<br />

ein Praktikum zu absolvieren. Innerhalb<br />

weniger Jahre schaffte er den<br />

Aufstieg zum Head-Booker. „Mit 21<br />

habe ich mich dann mit Jademodels<br />

selbstständig gemacht und später<br />

auch österreichische Models ausgebildet,<br />

die im Ausland erfolgreich gebucht<br />

wurden –wie die Vorarlbergerin<br />

Lilia Kutlina.“ Sechs Mitarbeiter<br />

und Büros an drei Standorten (Wien,<br />

London und Palma) forderten ihren<br />

Tribut: „Ich habe mir mein eigenes<br />

Gefängnis gebaut. Ich war 24/7 für<br />

alle verfügbar.“ Als neben anderen<br />

Schicksalsschlägen auch noch seine<br />

große Liebe zerbrach, stand der Entschluss<br />

fest, sich zu befreien und hinaus<br />

in die Welt zu gehen.<br />

Er lebt heute auf Mallorca und hat<br />

in den letzten vier Jahren rund 22<br />

verschiedene Orte auf der Welt gesehen.<br />

Als Line Producer ist er für die<br />

Organisation von Foto-Shootings<br />

und -Sets verantwortlich, ab und zu<br />

springt er als Reiseleiter ein –und besonders<br />

erfolgreich ist er alsFotograf<br />

unter seinem Künstlernamen Imiak<br />

Khan. „Das Highlight war nun eine<br />

Buchung in Paris“, schwärmt der<br />

Kreative, dessen Fotos auch schon<br />

sechsmal in der „Vogue“ veröffentlicht<br />

wurden. Aber der nächste Coup<br />

wartet schon: „Ich werde Ende des<br />

Jahres eine Model-Akademie in Spanien<br />

eröffnen!“ S.Nemetschke<br />

<strong>2018</strong>: In der Modemetropole Paris<br />

war Wachta alias Imiak Khan für<br />

das „Jetset LifeMagazin“gebucht –<br />

hier mit den Models Agatha und<br />

Anna in Aeryne Fashion.<br />

Fotos: Dominik WachtaKlaus Müller,D.Wachta/Privat<br />

18<br />

s’Magazin


JUHU!<br />

Die neue Rätsel-Krone ist da.<br />

um nur<br />

€ 2,20<br />

Jetzt neu!<br />

Österreichs größte Rätselzeitung um nur € 2,20<br />

in Ihrer Trafik und im Zeitschriftenhandel.<br />

Weitere Angebote zu den Produkten der Rätsel-Krone finden Sie unter www.raetselkrone.at

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!