s'Magazin usm Ländle, 5. August 2018
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HART AN DER GRENZE GUT IM GESCHÄFT FIT MIT SENIOREN<br />
Der 150-Euro-Sager der<br />
Sozialministerin sogt auch im<br />
<strong>Ländle</strong> für Empörung<br />
Ein Leben unter Models: Dominik<br />
Wachta aus Vorarlberg alias Imiak<br />
Khan auf Mallorca<br />
Ob Wanderausflüge oder Reisen<br />
nach Übersee: Hans Lederer<br />
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<br />
SONNTAG, <strong>5.</strong> AUGUST <strong>2018</strong><br />
KARL MARKOVICS<br />
Foto: Mathis Fotografie<br />
UNTERWEGS MIT<br />
JAGDGEWEHR<br />
Der Schauspieler und Regisseur ist<br />
zu Gast inBregenz –und inszeniert<br />
eine Uraufführung
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<strong>5.</strong> AUGUST <strong>2018</strong> | INHALT<br />
Den Schönen treu geblieben:<br />
Dominik Wachta alias Imiak Khan<br />
18<br />
Fotos: lisamathis.at, MichaelSchnabl, Mathis Fotografie, Daniela Lais<br />
10<br />
Gut bei Stimme:<br />
Von den Bregenzer<br />
zu den Bayreuther Festspielen<br />
Besser als Nutella:<br />
Eben selbstgemacht!<br />
17<br />
4 ARMUT<br />
MenschenwürdigesLeben –mit<br />
150 Euro im Monat geht sich das<br />
einfachnicht aus<br />
6 INTERVIEW<br />
Regisseur und Schauspieler Karl<br />
Markovics über das Rechtder Diebe<br />
9 SCHNEIDERS BRILLE<br />
Robert Schneider und das Schenken<br />
10 VON MOZARTZUWAGNER<br />
Wie sich SängerinCorinna Scheurle<br />
in der Musikwelt durchsetzt<br />
12 GSIBERGER Z’WIAN<br />
Carola Purtscher trifft die Opernsängerin<br />
Nina MariaEdelmann<br />
13 PORTRÄT<br />
Mit vereinten Kräften: Hans Lederer<br />
14 HISTORISCHES BILD<br />
BezauerFreibad anno 1965<br />
15 MUNDART<br />
Wer „mehrat“, hat<br />
nachhermehr davon!<br />
16 EVENTS<br />
Was Sie diese Woche auf<br />
keinen Fall verpassen sollten!<br />
17 KULINARIK<br />
Haselnussaufstrich deluxe!<br />
18 WAS WURDE AUS ...<br />
...Dominik Wachta?<br />
s’Magazin 3
AKTUELL<br />
Mit 150 EuroinVorarlberg<br />
Von 150 Euro im Monat kann man leben, wenn man zudem<br />
noch die Wohnung bezahlt bekommt –mit dieser<br />
Einschätzung sorgte Sozialministerin Beate Hartinger-Klein<br />
(FPÖ) für große Empörung.Die „Vorarlberg Krone“ hat nun<br />
nachgefragt, ob im <strong>Ländle</strong> ein Leben mit 150 Euro im Monat<br />
möglich wäre. Das Ergebnis: Von einem menschwürdigen<br />
„Leben“ kann mit diesem Budget nicht die Rede sein.<br />
Nachdem Sozialministerin<br />
Beate Hartinger-<br />
Klein in einem Interview<br />
bejahte, dass ein<br />
Leben mit 150 Euro<br />
imMonat nach Abzug der Wohnkosten<br />
möglich sei, hagelt esKritik. Der<br />
ÖGB-Vorarlberg forderte diese Woche<br />
sogar ihren Rücktritt.<br />
Wie die Ministerin zudieser Einschätzung<br />
kommt, bleibt indes ein<br />
Rätsel. Die Liste Pilz hat eine Anfrage<br />
an die Ministerin gestellt, ob es<br />
denn konkrete Berechnungen gibt,<br />
die 150 Euro als ausreichendes Lebensminimum<br />
ausweisen.<br />
Dem Finanzexperten und Schuldenberater<br />
Peter Kopf vom ifs-Vorarlberg<br />
sind solche Berechnungsmodelle<br />
jedenfalls nicht bekannt. „Wer<br />
sich ausschließlich von Nudeln ernährt,<br />
wird wohl mit 150 Euro auskommen.<br />
Ein halbwegs gesundes Leben<br />
oder eine gesellschaftliche Teilhabe<br />
kann man sich damit ganz sichernichtleisten“,<br />
weißKopf aus der<br />
Realität. Für ein „Leben in Würde“<br />
braucht eine alleinstehende Person<br />
laut den Referenzbudgets des Dachverbandes<br />
der Schuldenberatungen<br />
Österreichs 1366 Euro –und das 12-<br />
mal pro Jahr. Dieses Budget setzt<br />
sich aus fixen Ausgaben etwa für<br />
Miete und Betriebskosten, aus unregelmäßigen<br />
Ausgaben für Kleidung<br />
oder Freizeitaktivitäten und aus<br />
Haushaltsausgaben für Nahrungsmittel<br />
sowie Körperpflege zusammen.<br />
Würde die Miete abgezogen,<br />
wie inder „Berechnung“ von<br />
Hartinger-Klein, bliebenimmer<br />
noch 871 Euro übrig.<br />
„In diesem Betrag sind jedoch<br />
keine Kosten für<br />
Urlaub, Auto, Sparen oder<br />
Kinder berücksichtigt“, hält<br />
Kopf fest.<br />
Armut heißtRückzug<br />
Menschen, die mit diesem<br />
Minimalbudget auskommen müssen,<br />
sind Kopf aus seiner Arbeit als Schuldenberater<br />
bestens bekannt. Er zeichnet<br />
ein trauriges Bild der Lebensumstände:<br />
„Wer arm ist, lebt meist sehr<br />
zurückgezogen. Ein Gasthausbesuch<br />
mit Freunden geht sich nicht aus.<br />
Nicht einmal Bekannte können zu<br />
sich nach Hause eingeladen werden.<br />
Umgekehrt werden auch Einladungen<br />
kaum angenommen –man kann<br />
sich kein Mitbringsel leisten oder<br />
eine Gegeneinladung aussprechen.<br />
Und nicht zuletzt negieren arme<br />
Menschen gesundheitliche Probleme,<br />
weil sie sich die Selbstbehalte<br />
nicht leisten können.“ Oftmals sind<br />
Frauen und Mindestpensionsbezieher<br />
betroffen. Auch Schicksalsschläge<br />
–etwa ein Unfall –können in die<br />
Armut führen. Dass Armut längst zu<br />
einem strukturellen Problem geworden<br />
ist, zeigtdas Phänomen dersogenannten<br />
„Working Poor“. Allein in<br />
Vorarlberg, so Kopf, gäbe es etwa<br />
10.000 Personen, die trotz Arbeit an<br />
der Armutsgrenze leben.<br />
So wenig der Experte von der Aussage<br />
der Sozialministerinhält, so kritisch<br />
sieht er auch die Pläne der Bundesregierung<br />
in Sachen Mindestsicherung.<br />
„Die Kürzung ist eine Katastrophe<br />
mit Anlauf. Wer bei den<br />
Ärmsten spart, spart am falschen<br />
Ort. DieFolgekostenwerden die Einsparungen<br />
um ein Vielfaches übersteigen.“<br />
Neben Zuwanderern seien<br />
von der Kürzung vor allem Familien<br />
mit mehreren Kindern betroffen.<br />
„Diese brauchen jede erdenkliche<br />
Unterstützung, um dem Kreislauf aus<br />
fehlender Bildung, verminderten Berufschancen<br />
und Armut zu entkommen.“<br />
Doch wie kann das Armutsrisiko<br />
gesenkt werden? Laut Kopf bräuchte<br />
es vor allem höhere Familienleistungen<br />
gerade für Menschen mit geringem<br />
Einkommen, zudem sollte gezieltleistbarer<br />
Wohnraum geschaffen<br />
und ein Mindestlohn von 1600 Euro<br />
eingeführt werden. „Die Ideen liegen<br />
alle auf dem Tisch. Esliegt an den<br />
Verantwortlichen, diese umzusetzen!“,<br />
appelliert Kopf an die Regierung.<br />
Philipp Vondrak<br />
4<br />
s’Magazin
AKTUELL<br />
leben?<br />
Lebensmittel-Ausgabebei<br />
„Tischlein deck dich“: Auch im<br />
<strong>Ländle</strong> gibt es viele arme<br />
Menschen.<br />
Fotos: lisamathis.at<br />
Wer arm ist, lebtmeist sehr<br />
zurückgezogen. Ein<br />
Gasthausbesuchmit Freundengeht<br />
sich nicht aus.Nicht einmal<br />
Bekannte könnenzusich nach<br />
Hause eingeladen werden.<br />
Peter Kopf,Geschäftsführer<br />
der ifs-Schuldenberatung<br />
ReferenzbudgetderSchuldenberatungen:WasbrauchteinMenschzumLeben?<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
–FixeAusgaben (687 Euro/Monat): Miete, Betriebskosten,<br />
Strom, Heizung, Öffentlicher<br />
Verkehr,Telefon, GIS-Gebühren, Haushaltsversicherung.<br />
–Unregelmäßige Ausgaben (287 Euro/Monat):<br />
Ersatz von zerschlissener Kleidung und kaputten<br />
Schuhen, Kosten für Gesundheit und Gesundheitsvorsorge,<br />
Teilhabe am sozialen und<br />
kulturellen Leben.<br />
–Haushaltsausgaben (392 Euro/Monat): Nahrungsmittel,<br />
Reinigungsmittel, Körperpflege.<br />
In Summe ergibt sich so ein Minimalbudget<br />
für ein „Leben inWürde“von 1366 Euro!<br />
s’Magazin 5
FESTSPIELE<br />
Vermissen Sie ein starke<br />
Opposition, HerrMarkovics?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Karl Markovics ist schon längst nicht mehr „nur“ Schauspieler. Derzeit arbeitet er an<br />
seinem dritten Spielfilm, und bei den Bregenzer Festspielen inszeniert er die<br />
Uraufführung „Das Jagdgewehr“. Im Interview spricht der Regisseur über den Mut zur<br />
Lücke, die Kraft der Dichtung und über fehlende Menschlichkeit in der Politik.<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Ein Foto mit Sonnenbrille<br />
auf der Stirn? Diese<br />
Bitte unseres Fotografen<br />
lehnt Markovics<br />
strikt ab. „Nein, hinaufgeschobene<br />
Sonnenbrille? Dastrage<br />
ich nie–nicht einmalimFilm!“<br />
Sie stehen mitten in der Probenarbeit<br />
zur Uraufführung der Oper „Das Jagdgewehr“<br />
von Thomas Larcher, am1<strong>5.</strong><br />
<strong>August</strong> wird Premiere gefeiert. Wie<br />
geht es Ihnen?<br />
Gut, sehr gut sogar. Diese Aufgabe<br />
ist das Idealmeiner Vorstellung von<br />
Arbeit, denn esist ein großes Abenteuer.<br />
Vor drei Jahren schon haben<br />
wir uns das erste Mal inBregenz zu<br />
Gesprächen getroffen. Da redeten<br />
wir über ein Projekt, von dem noch<br />
kein einziger Ton komponiert war.<br />
Und nun, kurz vor der Premiere,<br />
sind wir zwar schon ein gutes Stück<br />
gegangen, wissen aber immer noch<br />
nicht,wogenauwir ankommen werden.<br />
All das ist eine Reise, die immer<br />
nochimGangeist.<br />
In der japanischen Literatur sind die<br />
Protagonisten –geht es um Emotionen<br />
–oft mit einer gewissen Sprachlosigkeit<br />
ausgestattet. Kommt die<br />
Musik bei einer Bühnenfassung des<br />
„Jagdgewehrs“ nicht gerade recht,<br />
um hier noch eine Stimme hinzuzufügen?<br />
Ganz recht. Das Grundproblem der<br />
Figuren dieser Geschichte ist, dass<br />
alles gedeckelt ist. Das Wesentliche<br />
wird nicht gesagt, es wird<br />
unterdrückt, um einer Konvention<br />
zu genügen. Und gleichzeitig leiden<br />
die Figuren unter diesem Genügen.<br />
„Genug kann nie genügen“<br />
heißt es in einem Lied von Konstantin<br />
Wecker. Und die Figuren<br />
bemerken erst viel zu spät, dass es<br />
notwendig gewesen wäre, ein Wort<br />
zu sagen oder die Wahrheit einzufordern.<br />
Für all das, was unter den<br />
Teppich gekehrt wird, findet die<br />
Musik einen Ausdruck. Das<br />
schafft auch einen großen Freiraum<br />
in der Arbeit mit den Sängern.<br />
Mein großer Anspruch war,<br />
jeglichenOperngestusaufzugeben.<br />
Da tun sich Sänger oft schwer,<br />
selbst bei zeitgenössischen Opern.<br />
Das Schöne ist aber nun, dass die<br />
Sänger mit mir die positive Spannung<br />
verspüren, wenn sie diesen<br />
Gestus weglassen. Musik, Inhalt<br />
und Gestus müssen einander nicht<br />
immer verdreifachen, das ist eine<br />
Art Hollywood-Overkill.<br />
Sie zeigenalso Mut zur Lücke?<br />
Ja, das siehtman auch am Bühnenbild.<br />
Wir wollten eine Struktur<br />
schaffen für einen grob strukturierten<br />
Innenraum, dann gibt es noch<br />
einen Riss,der für das weiße Flussbett<br />
steht, und eine schwebende<br />
Wolke. Einziges Symbol auf der<br />
Bühne ist ein Papierschiffchen. Das<br />
war’s. Ich habe mitgezählt: Derzeit<br />
haben wir nur drei Requisiten auf<br />
der Bühne. Mir war wichtig, das<br />
Wesentliche zuvermitteln. Und in<br />
demStückgeht es darum, was Dichtung<br />
kann. Wie sehr Dichtung Zeiten,<br />
Gedankenund selbst Menschen<br />
durchlässig zu machen imstande ist.<br />
Was im Leben verhärtet und abgekapselt<br />
ist,kann Dichtung öffnen.<br />
Es ist die erste Oper, bei der Sie Regie<br />
führen, und Sie sind ja Opernliebhaber<br />
…<br />
… Liebhaber ist übertrieben, für<br />
mich ist Musik ein Lebenselement,<br />
dazu gehört auch die Oper, aber<br />
nichtinerster Linie.<br />
Ist Oper so etwas wie die Superform<br />
der darstellenden Kunst?<br />
Der Begriff Gesamtkunstwerk<br />
kommt nicht von ungefähr. Es greifen<br />
Musik, Dichtung, Dramatik,<br />
das Theaterhafte und das Skulpturale<br />
ineinander. Ähnliches gibt es in<br />
der Moderne als Steigerung nur<br />
noch als Film. Susan Sontag sagte<br />
einmal: „Würde Wagner heute leben,würde<br />
er Filmemachen.“<br />
Macht Ihnen diese Arbeit Freude?<br />
Ja, es ist aufregend, eine Entdeckungsreise.<br />
Heuer habe ich<br />
zudem meinen dritten Spiel-<br />
<br />
6<br />
s’Magazin
FESTSPIELE<br />
s’Magazin 7
FESTSPIELE<br />
FORTSETZUNG<br />
film gedreht –trotz massiver Widerstände.<br />
Der Rohschnitt istbereits fertig,<br />
und ich bin fast schon zu glücklich<br />
damit. Derzeit verspüre ich eine<br />
große kreative Elektrizität.<br />
Werden Sie bei der Premiere imSaal<br />
sein?<br />
Sicherlich, allerdings werde ich mir<br />
wohl eine Funktion bei Licht oder Video<br />
suchen, damit ich nervlich besser<br />
damit umgehen kann. Aber ich bin<br />
keiner, der sich versteckt. Ich will die<br />
Aufführung sehen.<br />
Im eben erwähnten Spielfilm „Nobadi“<br />
geht es um einen Schrebergarten, dessen<br />
Besitzer,einen Flüchtling und auch<br />
um einen Hund. Erzählen Sie eine<br />
Gegengeschichte zu jener, die die<br />
schwarz-blaue Regierung über Flüchtlinge<br />
erzählt?<br />
Ich erzähle eine Gegengeschichte zu<br />
jener von uns allen, mit Sicherheit<br />
nichtzujener der schwarz-blauen Regierung.<br />
Denn der Auslöser war tatsächlich<br />
die rot-schwarze Regierung<br />
mit Innenminister Doskozil und der<br />
Westbalkan-Konferenz. Da war es<br />
für mich zum ersten Mal fast<br />
schmerzlich spürbar, wie obszön es<br />
ist, von einem Sicherheitsproblem zu<br />
sprechen –und damit nicht die Sicherheit<br />
jener Menschen zu meinen,<br />
die Unglaubliches auf sich nehmen,<br />
um hierherzukommen,sondern unsere<br />
Sicherheit. Ich weiß nicht, wie viel<br />
Promille unseres Wohlstands wir<br />
hergeben müssten, um die Kostendafür<br />
zu decken, dass Menschen nicht<br />
einfach vor unserer Haustüre oder<br />
auf unseren Autobahnen krepieren.<br />
Es geht nicht um Blau oder rechts<br />
oder links, sondern um eine Denkungsart,<br />
die wieder umsich greift –<br />
bei uns allen: „Wir können nicht die<br />
Einzigen sein, wir können nicht alle<br />
nehmen.“ Gleichzeitig erleben wir<br />
aber den größten Wohlstand unserer<br />
Geschichte. Wäre dieser Wohlstand<br />
um 50 Prozent geringer, wäre esimmer<br />
noch Wohlstand. Doch da gäbe<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1963 in Wien, bekannt<br />
durch zahlreiche TV-, Kino- und<br />
Theaterrollen („Die Fälscher“,<br />
„Stockinger“,„Komm, süßer Tod“<br />
etc), auch als Regisseur tätig („Atmen“,<br />
„Superwelt“). Premierevon<br />
„Das Jagdgewehr“ am 1<strong>5.</strong> <strong>August</strong><br />
bei den Bregenzer Festspielen.<br />
·········································································································································<br />
es beiuns bereits Bürgerkrieg. Fürdie<br />
Flüchtlinge wäre es schon Luxus, nur<br />
einen Bruchteil unseres Wohlstands<br />
zu haben. Und sie haben ein Recht<br />
darauf. Das Recht liegt immer bei jenen,<br />
die weniger haben als die anderen,<br />
immerbeim Dieb, nichtbeim Bestohlenen,<br />
so fürchterlich das klingt.<br />
Ich würde sicherlich zur Polizei gehen,<br />
wenn jemand meine Brieftasche<br />
stehlen würde. Aber im Prinzip weiß<br />
ich,dass der Dieb das Recht hat.<br />
Sie unterstützen die Kampagne #sichersein,<br />
die sich gegen die Abschiebepraxis<br />
nach Afghanistan richtet.Haben<br />
Sie das Gefühl, dass Initiativen wie diese<br />
von der Politik als Anregung zum<br />
Nachdenken verstanden werden?<br />
Dieses Gefühl habe ich derzeit nicht.<br />
Es wird argumentiert, die Bevölkerung<br />
würde das alles so wollen, und<br />
die Zustimmungsraten geben der<br />
Politik auch Recht. Esist ein Leichtes,<br />
sich umzudrehen und zumeinen,<br />
dass die Aufgabe darin besteht, die<br />
Grenzen und den Wohlstand zu<br />
schützen. Etwas anderes wirdvon der<br />
Politik nicht gehört, weil es nicht gehört<br />
werden muss. Es isteinfach kein<br />
Leidensdruck da. Schlimm ist auch,<br />
dass die Oppositionsparteien im Moment<br />
sosehr mit sich selbst beschäftigt<br />
sind, dass kein ernstzunehmendes<br />
Gegenmodell entsteht. So liegt<br />
alles bei privaten Initiativen. Aber die<br />
starke gemeinsame Stimme gibt es<br />
derzeit nicht. Fürdie Regierung ist es<br />
somit ein Leichtes,all diese Stimmen<br />
als Einzelstimmen abzutun. Der luxemburgische<br />
Ministerpräsident<br />
sagt, dass die EU nicht dazu da ist,<br />
unseren Wohlstand zu sichern, sondern<br />
dass es um Menschenrechte<br />
geht. Das sagt unser Regierungschef<br />
nicht. Ohne diese Ideen verlieren wir<br />
aber unsere Menschlichkeit.<br />
Sie vermissen also eine starke Opposition?<br />
Ja, gerade in einer Zeit deraalglatten,<br />
eiskalten Regierung. Die einzigen revolutionären<br />
Ideen liegen in der Aufhebung<br />
vonGeschwindigkeitsbegrenzungen,<br />
von Rauchverboten und der<br />
Sozialpartnerschaften – und im<br />
Dichtmachen von Grenzen. Gut integrierte<br />
Flüchtlinge werden abgeschoben,<br />
und der Frust über schlecht<br />
integrierte Menschen wird erhöht. Es<br />
ist schrecklich – wir empfinden es<br />
persönlich aber nicht als schrecklich,<br />
8<br />
s’Magazin
FESTSPIELE<br />
Bereits vordreiJahren begannen die<br />
Gespräche zu „Das Jagdgewehr“.Inzehn<br />
Tagen endet nun diese<br />
„Entdeckungsreise“für Karl Markovics.<br />
·························································································<br />
weil es uns ja gut geht. Das ist das<br />
Allerschrecklichste.<br />
Der österreichische Rechtsruck liegt<br />
inmitten des europäischen Rechtsrucks.<br />
Denken Sie, dass es wieder zu<br />
einer Gegenpendelbewegung kommen<br />
wird?<br />
Das ja, bisher war es aber oft so,<br />
dass diese Gegenbewegungen mit<br />
einem massiven Anstoß verbunden<br />
waren. Mit Revolutionen, Krieg oder<br />
anderen Katastrophen. Diese Dinge<br />
ziehen dann die Konzentration so<br />
sehr auf sich, dass alles rundherum<br />
vergessen wird und man wieder ganz<br />
von vorne beginnen muss. Ich frage<br />
mich, ob der gesunde Menschenverstand,<br />
das Gewissen oder die Intelligenz<br />
nicht ausreichen, um vielleicht<br />
einmal ohne Katastrophe auszukommen.<br />
Vielleicht könnte auch die Pendelbewegung<br />
zum Stillstand kommen.<br />
Stattdessen ließe sich eine Ruhelage<br />
für einehalbwegsnormale Gesellschaft<br />
finden. Auch da wird es<br />
Ausschläge in die eine oder andere<br />
Richtung geben,aber sie sollten nicht<br />
so stark sein, dass sie das Pendel<br />
selbst zum Reißen bringen.<br />
Interview: Angelika Drnek<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
<br />
Das mit dem Schenken<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Wir saßen mit Freunden beisammen, meine Frau<br />
und ich. Die Kinder spielten im Garten. Es waren<br />
diese Stunden, die nie vorbeigehen dürften und die<br />
man -der Mensch ist undankbar –soschnell wieder<br />
vergisst.Die Rede kam auf das Schenken, weil der<br />
Geburtstag unserer gemeinsamen Freundin anstand.<br />
Ihr Mann erzählte die folgende Geschichte.<br />
Die Geschäftsführung seines Unternehmens, das<br />
die vergangenen Jahresatte Gewinne gemacht hatte,<br />
wollte sich gegenüber den Mitarbeitern erkenntlich<br />
zeigen. Und so lag eines Morgens im Postfach<br />
ein Päckchen mit einem Montblanc-Kugelschreiber<br />
nebst einer persönlich unterzeichneten Dankeskarte.<br />
Wert rund 200 Euro. Durch einen Zufall entdeckte<br />
unser Freund, dass ungefähr zwei Wochen später<br />
auf ebay außergewöhnlich viele Montblanc-Kulis<br />
derselben Type feilgeboten wurden. Er war empört<br />
darüber,wie die Kollegen mit dem Geschenk umgingen.<br />
Sie verhökerten es einfach. Daraufhin antwortete<br />
meine Frau: „Dann stimmt der Spirit in der<br />
Firma nicht,sonst würden die den Kuli doch nicht<br />
verscherbeln.“Esentbrannte eine leidenschaftliche<br />
Diskussion, die mit reichlich gutem Wein ins Philosophische<br />
kippte. In einem Punkt waren sich alle einig:<br />
Ein Geschenk weiterverkaufen geht gar nicht.<br />
Dann vielleicht weiterverschenken. Bei der Frage<br />
des Geschenke-annehmen-Könnens spalteten sich<br />
die Lager.Das Schenken ist eine Kunst,aber das Annehmen<br />
eines Geschenks die noch viel größere.<br />
„Was ist ein Geschenk?“,fragte mein alter Studienkollege<br />
in die Runde. „Es ist umsonst und tut ein<br />
bisschen weh“, antwortete ich. „Jedenfalls verlangt<br />
es nicht nach einem Gegengeschenk. Tut es das,<br />
kommt es nicht vonHerzen, sondern ist Berechnung.“Eswurde<br />
dunkel. Die Kinder im Garten spielten<br />
„Krieg der Dinosaurier“,und wir redeten immer<br />
noch über das Wesen des Schenkens. Eines wurde<br />
mir an diesem Abend klar: Ob man es will oder<br />
nicht,aber bei so einem Thema kann man vortrefflich<br />
den Charakter eines Menschen studieren, seine<br />
Konventionen, seine Weite oder Enge.<br />
s’Magazin 9
MUSIK<br />
Zu Gastbei den<br />
Festspielen –<br />
in Bayreuth<br />
In diesen Tagen ist Corinna Scheurle, die in Vorarlberg<br />
aufgewachsene Mezzosopranistin, in Bayreuth anzutreffen, wo<br />
sich zu den Wagner-Festspielen nicht nur Prominenz<br />
versammelt, sondern auch junge Musiker aus der ganzen Welt –<br />
dank der Stipendien, die die Richard-Wagner-Verbände<br />
vergeben.<br />
Der Vorarlberger Richard-Wagner-Verband<br />
hat in diesem<br />
Jahr die Mezzosopranistin<br />
Corinna<br />
Scheurle zuseiner Bayreuth-Stipendiatin<br />
gekürt. Die 26-Jährige durchläuft<br />
derzeit das Opernstudio der<br />
Deutschen Staatsoper Berlin. An<br />
diesem Haus, das von Dirigent Daniel<br />
Barenboim, einem Kenner der<br />
Musik Richard Wagners, geleitet<br />
wird, hat sie diesen Komponisten<br />
schätzen gelernt. Sie erzählt: „Im<br />
letzten Jahr in Berlin habe ich entdeckt,<br />
wie toll Wagner ist, denn er<br />
wird an der „Staatsoper unter den<br />
Linden“ viel gespielt. Ich habe mich<br />
für das Stipendium beworben, daich<br />
auf diese ganz eigene Welt Bayreuth<br />
sehr neugierig bin.“ Corinna Scheurle<br />
wird dort die Opern „Parsifal“,<br />
„Der fliegende Holländer“ und „Lohengrin“<br />
erleben. Bekanntlich sind<br />
die Tickets für Bayreuth sehr gefragt.<br />
Wartezeiten von mehreren Jahren<br />
sind keine Seltenheit. Deshalb ist<br />
auch das Richard-Wagner-Stipendium<br />
unter jungen Sängern sehr geschätzt.<br />
Die Frage, ob sie die Partien Richard<br />
Wagners selbst singen möchte,<br />
relativiert sie: „Diese Partien stehen<br />
für mich als lyrischen Mezzosopran<br />
nicht im Vordergrund. Aber wer<br />
weiß, wohin sich meine Stimme entwickelt.<br />
Vielleicht inzehn Jahren.“<br />
Im Moment interessiert sie „alles,<br />
was Mozart für mein Fach komponiert<br />
hat“, aber auch Händel, Vivaldi<br />
oder Rossini. Und mit Mozart hat<br />
das Vorarlberger Publikum sie im<br />
letzten Jahr bei der Festspielproduktion<br />
„Die Hochzeit des Figaro“ in der<br />
Rolle derMarzellineerleben können.<br />
NeueStimmen<br />
Corinna Scheurle war von zartestem<br />
Alter an mit Musik umgeben, ist<br />
doch ihre Mutter die Pianistin Anna<br />
Adamik. Diese wurde, als Corinna<br />
sechs Jahre alt war, an das Vorarlberger<br />
Landeskonservatorium berufen,<br />
daher zog die Familie aus dem<br />
Badischen nach Feldkirch, wo Corinna<br />
das Musikgymnasium besuchte.<br />
Nach der Matura ging sie nach<br />
Berlinzum Gesangsstudium, dann an<br />
die renommierte Theaterakademie<br />
<strong>August</strong> Everding nach München, wo<br />
sie ihren Master machte. Zuvor noch<br />
schaffte sie es beim derzeit wohl<br />
wichtigsten Gesangswettbewerb<br />
„Neue Stimmen“ unter die ersten<br />
Fotos: bregenzer festspiele /Klaus Forster<br />
achtzehn –und das bei 1400 angetretenen<br />
Kandidaten aus der ganzen<br />
Welt. Dieser Erfolg hat der strebsamen<br />
jungen Künstlerin viele Türen<br />
geöffnet. Nach dem Master konnte<br />
sie wählen, wohin sie gehen wollte –<br />
eine Seltenheit auf dem umkämpften<br />
Sängermarkt.<br />
Corinna hat sich für den vergleichsweise<br />
geschützten Rahmen<br />
des Opernstudios der Deutschen<br />
10<br />
s’Magazin
MUSIK<br />
Der klassischen Sängerin Corinna Scheurle wurde das<br />
Richard-Wagner-Stipendium zuerkannt.Nun weilt sie in Bayreuth<br />
am „grünen Hügel“.<br />
Staatsoper Berlin entschieden, vor<br />
allem weil sie Berlin als Stadt liebt:<br />
„Es war eine Bauchentscheidung, die<br />
ich nicht bereue, da ich im letzten<br />
Jahr sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten<br />
hatte.“ In einem Opernstudio,<br />
so wie es große Häuser betreiben,<br />
erhalten junge Sänger<br />
Unterricht, sie werden aber auch mit<br />
kleineren und mittleren Rollen in die<br />
Aufführungen auf der Hauptbühne<br />
eingebunden. So hat Corinna<br />
Scheurle etwa in der vergangenen<br />
Spielzeit an der Deutschen Staatsoper<br />
das „Sandmännchen“ in Humperdincks<br />
„Hänsel und Gretel“ oder<br />
die „Zweite Dame“ in Mozarts<br />
„Zauberflöte“ gegeben. Aber esgibt<br />
auch Eigenproduktionendes Studios,<br />
und in einer solchen wurde sie sogar<br />
mit der Hauptrolle betraut. In der<br />
nächsten Saison stellt sie diese in der<br />
Oper „Kopernikus“ des 1948 geborenen<br />
Claude Vivier dar. Eine große<br />
Herausforderung für die junge Sängerin,<br />
dersie souveränbegegnet: „Ich<br />
habe die Partie bereits fertig studiert.“<br />
Corinna Scheurle sieht sich<br />
derzeit amrichtigen Platz, wobei sie<br />
einräumt, dass der Sängerberuf „ein<br />
fortgesetztes Suchen“ beinhaltet:<br />
„Wer weiß, wohin ich mich entwickle.“<br />
Anna Mika<br />
s’Magazin 11
GESELLSCHAFT<br />
Nina Maria Edelmann<br />
Opernsängerin<br />
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„Wenn man etwas will, muss man es auch umsetzen“,erklärt<br />
mir die aus Altach stammende Opernsängerin<br />
Nina Edelmann voller Überzeugung. Und<br />
für sie war immer klar: „Ich will Sängerin werden!“<br />
Aufgewachsen in zwei musikalischen Familien, lernte<br />
Nina schon als Kind Flöte und Geige und war Mitglied<br />
des JugendorchestersDornbirn. Mit 16 kam<br />
dann Gesangsunterricht dazu, und gleich nach der<br />
MaturaamGymnasium Schoren der Start am Musik-Konservatorium<br />
in Wien. Ihren Abschluss als<br />
Sopranistin holte sie sich am Brucknerkonservatorium<br />
in Linz.Nebenher hatte die sympathischeMusikerin<br />
schon zahlreiche Engagements bei Konzerten,<br />
zeitgenössischen Aufführungen und beim Musiktheater<br />
Vorarlberg. Voreinigen Jahren wechselte sie<br />
ins Mezzosopran-Fach, die Begeisterung für klassische<br />
Musik ist konstant geblieben. Zahlreiche<br />
Opern- und Operettenproduktionen im In- und<br />
Ausland stoßen auf große Begeisterung. Ab <strong>5.</strong> Oktober<br />
wirddie Mutter eines Vierjährigen auf der Kulturbühne<br />
AmBach in Götzis zu bewundern sein. Bestimmt<br />
trifft man sie da auch bei ihrem Einkauf im<br />
Supermarkt Riedmann, „weil ich da immer viele Bekannte<br />
treffe“.Wien<br />
liebt die 45-Jährige<br />
übrigens, die sympathische<br />
Vorarlberger<br />
Tradition, „immer<br />
pünktlicher zu sein“,<br />
hat sie beibehalten.<br />
Die Vorarlberger Kommunikationsberaterin<br />
Carola<br />
Purtscher (PR-Agentur<br />
Purtscher Relations) lebt<br />
seit über 30 Jahren in Wien.<br />
Als Netzwerkerin lädt sie<br />
regelmäßig zu ihrer exklusiven<br />
„Tafelrunde“.<br />
twitter.com/<br />
CarolaPurtscher<br />
Ihr Selfie: Die Opernsängerin<br />
Nina Maria Edelmann auf<br />
Urlaub am Attersee.<br />
Vereint im<br />
Verein<br />
Er nennt sich selbst einen „Vereinsmeier“.<br />
Für Hans Lederer ist dies aber kein<br />
Schimpfwort und hat auch nichts mit<br />
Spießigkeit zu tun, sondern mit<br />
Engagement, positiver Gruppendynamik<br />
und jeder Menge Spaß. Seit Jahrzehnten<br />
setzt er sich daher für die Kolping-Familie,<br />
das Rote Kreuz und den Bregenzer<br />
Seniorenbund ein und ist der wohl<br />
rührigste Reise-Organisator des Landes.<br />
Wie so viele Österreicher<br />
aus dem<br />
wirtschaftlich<br />
schwächeren Süden<br />
des Landes<br />
zog es auch Hans, kaum dass er volljährig<br />
war, in den florierenden Westen.<br />
„Meine erste Heimat fand ich<br />
wie so viele ,wandernde Gesellen‘ im<br />
Kolping-Haus; seitdem bin ich der<br />
Kolping-Familie verbunden“, so der<br />
im Kärntner Mölltal geborene Hans.<br />
Er fand dort aber nicht nur eine erste<br />
Bleibe, sondern auch seine Gattin<br />
Sieglinde, die er 1971 heiratete. Beruflich<br />
war lange das Marianum seine<br />
Heimat, in dem der geschickte<br />
Handwerker erst als Ha<strong>usm</strong>eister<br />
und später in der Verwaltung die Geschicke<br />
des Internats mitgestaltete.<br />
So bodenständig Hans aber auch sein<br />
mag: Seine große Leidenschaft war<br />
und ist das Reisen. Er organisierte<br />
für das Kolpingwerk zahlreiche Fahrten,<br />
beginnend mit einem Ausflug<br />
1980 nach Köln, wo Namenspatron<br />
Adolph Kolping begraben ist. Mittlerweile<br />
sind es an die 50 Radtouren,<br />
aber auch ferne Domizile wie Thailand,<br />
Ägypten und Marokko, deren<br />
Besuch Hans für das Kolpingwerk federführend<br />
organisierte. „Ich kann<br />
12<br />
s’Magazin
ORIGINAL<br />
vom Reisen einfach nicht genug bekommen“,<br />
so der agile 70-Jährige.<br />
Da schadete ein weiterer Verein bei<br />
dem er seiner Leidenschaft nachgehen<br />
kann, natürlich nicht.<br />
Städte und Natur<br />
Mit dem 750 Mitglieder starken<br />
Seniorenbund Bregenz, dem Hans<br />
seit acht Jahren als Obmann vorsteht,<br />
gehen die Exkursionen zwar<br />
nicht in die allzu weite Ferne, sind<br />
aber weit zahlreicher. „Während bei<br />
Kolping –auch um für die jüngeren<br />
Mitglieder ein attraktives Angebot zu<br />
schaffen –Städtereisen im Vordergrund<br />
stehen, stehen bei den Pensionisten<br />
eher Wanderungen oder Busreisen<br />
in landschaftlich schöne Gegenden<br />
im Fokus“, weiß der ehemalige<br />
VP-Stadtvertreter, der zumindest<br />
in Europa schon fast überall war, zu<br />
unterscheiden. Gattin Sieglinde, ehedem<br />
Laien-Schauspielerin bei den<br />
47’ern, unterstützt ihn dabei in jeder<br />
Hinsicht: „Schon als ich ehrenamtlich<br />
beim Roten Kreuz viele Nächte<br />
im Einsatz stand und unsere Freizeit<br />
daher sehr begrenzt war, kam nie ein<br />
Jammern“, streut der dreifache Vater<br />
und fünffache Großvater seiner besseren<br />
Hälfte Rosen. Immerhin<br />
schätzt er seinen Arbeitsaufwand<br />
nach wie vor „wie einen besseren<br />
Halbtags-Job“ ein. Neben den vielen<br />
Ausflügen werden weniger mobile Senioren<br />
zu Jass-Abenden, Heurigen-<br />
Besuchen oder Grillfesten geladen.<br />
„Etwas Gutes zu tun war mir immer<br />
ein Bedürfnis“, so der gläubige Katholik,<br />
der es als seine größte Leistung<br />
bezeichnet, dass seine Kinder<br />
studieren konnten. „Da mir manche<br />
Türen verschlossen waren, weil ich<br />
aus dem Arbeitermilieu stammte, war<br />
mir wichtig, dass meine Kinder alle<br />
Chancen bekamen“, so ein stolzer<br />
Hans Lederer, der („auch weil kein<br />
Nachfolger in Sicht ist“) wohl weiterhin<br />
viel unterwegs sein wird. In diesem<br />
Sinne: gute Fahrt ...<br />
Raimund Jäger<br />
Foto: lisamathis.at<br />
s’Magazin 13
DasBezauer Freibad um 1965<br />
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Klimawandel hin oder her –<br />
heiße Sommertage gab es<br />
auch früher schon! Und so wie<br />
heute haben natürlich auch<br />
damals die Menschen bei großer<br />
Hitze das Wasser gesucht<br />
–sowie auf obigen Bild im alten<br />
Freibad in Bezau. Dort<br />
lohnte sich der Besuch schon<br />
allein wegen des großartigen<br />
Ausblicks auf die mächtige<br />
Kanisfluh!<br />
Das Bezauer Bad nahe der<br />
Bregenzerach gibt’s auch<br />
heute noch, wenngleich es<br />
mittlerweile natürlich ungleich<br />
besser ausgestattet ist.<br />
Insgesamt ist die Dichte von<br />
öffentlich zugänglichen Freibädern<br />
in Vorarlberg–es sind<br />
31 an der Zahl –aber deutlich<br />
geringer als in anderen Bundesländern.<br />
Dies hat aber<br />
einen durchaus erfreulichen<br />
Hintergrund: So sind nahezu<br />
das gesamte Vorarlberger Bodenseeufer<br />
sowie ein Gutteil<br />
der Natur- und Baggerseen<br />
für die Bevölkerung frei zugänglich<br />
– wer einmal an<br />
einem der Kärntner Seen<br />
Urlaub gemacht hat, weiß,<br />
14<br />
s’Magazin
MUNDART<br />
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<br />
dass dies keine Selbstverständlichkeit<br />
ist!<br />
Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />
zu Hause, dann schicken<br />
Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />
Die besten<br />
Bilder werden veröffentlicht.<br />
Foto: Sammlung Risch-Lau,Vorarlberger Landesbibliothek<br />
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Im Hochdeutschen wirddas Wort mehren nur noch selten<br />
im täglichen Sprachgebrauch und vielmehr in der gehobenen<br />
Literatur verwendet im Sinne von: erhöhen, steigern,<br />
anreichern, vervielfachen. Diese Bedeutungen besitzt<br />
auch das alemannische Dialektwort mehra, jedoch<br />
wirdeshierzulande auch in der Alltagskonversation verwendet<br />
–und fast immer ohne dabei anzugeben, was<br />
denn genau gemehrt werden soll, da dies ohnehin jedem<br />
Voradelberger klar ist:Vermögen und Geld. „Durch ene<br />
Hochzig hon s’Schwendingerswieder<br />
ghörig g’mehrat“,attestiert der Alemanne<br />
mit etwas neidischem<br />
<br />
mehra<br />
Zeitwort<br />
Unterton seinen Nachbarn, die<br />
dank geschickter Heiratspolitik<br />
zu mehr Grund und Boden durch<br />
die angeheiratete Schwiegerfamilie<br />
gekommen sind. Und wenn<br />
ein alemannisches heiratswilliges<br />
Kind früher den Eltern seinen zukünftigen<br />
Gatten vorstellte, so lautete –<br />
„Luag! S’Müllers<br />
mehren, und<br />
be üs gohtalls dr<br />
Bach ahe!“<br />
zumindest unter vorgehaltener Hand und im elterlichen<br />
Schlafzimmer –die alles entscheidende Frage: „Ka ma<br />
mehra?“ Durch die Einführung der Liebesheirat im letzten<br />
Jahrhundert ist dieser praktische Gedankeein wenig verloren<br />
gegangen und damit auch dieVerwendung des Wortes,<br />
das ihn beschrieb. Vorallem in bäuerlichen Familien<br />
aber wirddas Wort mehren bis zum heutigen Tagoft und<br />
gerne verwendet,dahier das Ziel des Mehrensnoch eindeutig<br />
und landschaftlich zu erkennen ist:die Anhäufung<br />
vonmöglichst vielen aneinandergrenzenden Wiesen,<br />
wenn möglich durch Heirat statt Heumahd.<br />
s’Magazin 15
Foto: Freudenhaus<br />
EVENTS<br />
Punkrock mit<br />
Bad Religion<br />
im Conrad Sohm<br />
in Dornbirn<br />
Wer kennt<br />
sie nicht, die<br />
wohl berühmteste<br />
noch<br />
amtierende<br />
US-Punkband?<br />
Bad<br />
Religion feiern<br />
diesen<br />
Sommer ihr<br />
Jubiläum –<br />
„30 Years of<br />
Suffer“ –und<br />
haben bestimmt eine geniale<br />
Show im Gepäck, wenn sie am<br />
9. <strong>August</strong> beim 7. Kultursommer-Openair<br />
im Conrad Sohm<br />
in Dornbirn ihre größten Hits<br />
zum Besten geben. Infos &Tickets:<br />
www.conradsohm.com<br />
Jazz und Hip-Hop in Lustenau<br />
Das „Hypnotic Brass Ensemble“ lädt am Dienstag,<br />
dem 14. <strong>August</strong>, um20.30 Uhr im Freudenhaus beim<br />
Millenniumpark in Lustenau zum Konzert ein. Die sieben<br />
Brüder „from the south side of Chicago“ beeindrucken<br />
mit einem einzigartigen Sound zwischen Jazz, Funk und<br />
Hip-Hop. Infos &Tickets: www.freudenhaus.or.at<br />
Foto: Bad Religion<br />
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•<br />
Bezau Beatz<br />
Von 9.bis 11. <strong>August</strong> geht Bezau<br />
Beatz in die bereits 11. Runde. Die<br />
Bezau Beatz stehen für einzigartige<br />
musikalische Momente, für Überraschung,Spannung<br />
und den Spaß am<br />
kollektiven Musikgenuss. Mit dabei<br />
sind heuer in der Wälderbähnle Remise<br />
Jim Hart’s Claudmakers Trio,<br />
Stale Storlokken, Adam Schatz &<br />
Landlady,Dsilton, Snap,Second Line,<br />
Finklinggs, Hang Em Hight feat.<br />
Stale Storkokken (Bild), John Parish<br />
and Band uvm. Tickets unter:<br />
www.bezaubeatz.at<br />
Hip-Hop mit der Mundwerk Crew<br />
in der Spinnerei in Hard<br />
Hip-Hop in<br />
seiner puren<br />
Form: lässig, laut<br />
und vor allem<br />
live! Rap ist das<br />
Sprachrohr, Funk<br />
das Fundament.<br />
Kick und Bass laden<br />
zum Tanzen<br />
ein, die Texte<br />
zum Mitsingen.<br />
Die Mundwerk<br />
Crew um die beiden Frontmänner Touze und Beenz hat<br />
ihren Sound wieder neu definiert. Zuhören ist die Band<br />
am Mittwoch, dem 8. <strong>August</strong>,um21Uhr in der Spinnerei<br />
in Hard. Infos: www.kammgarn.at<br />
Foto: Bezau Beatz<br />
Foto: Foen-X<br />
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Impressum<br />
Medieninhaber:KRONE-VerlagGmbH &Co. KG .Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Christoph Dichand<br />
Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG, Alle: 1190 Wien,Muthgasse 2<br />
Redaktionsleitung: EmanuelWalser,Redaktion: SandraNemetschke, AngelikaDrnek,Sekretariat:Nicole Kinzel,Quellenstr. 16, 6900Bregenz,Tel. 057060-59300<br />
vorarlberg@kronenzeitung.at, emanuel.walser@kronenzeitung.at, sandra.nemetschke@kronenzeitung.at,angelika.drnek@kronenzeitung.at<br />
Herstellung:Druckzentrum SalzburgBetriebsges.m.b.H.,5020Salzburg; Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />
16<br />
s’Magazin
KULINARIK<br />
Fotos: Daniela Lais, Mathis Fotografie<br />
<br />
Noch mehr Rezepte findet man<br />
in Danielas Kochbüchern<br />
„Einfach vegan backen“und<br />
„Vegane Lunchbox“.<br />
<br />
Selbst gemacht<br />
schmeckt nicht nur<br />
besser, sondern ist<br />
obendrein noch viel<br />
gesünder!<br />
Haselnuss-Schokoladen-<br />
Aufstrich<br />
Zubereitung:<br />
1 Das Kokosöl bei niedrigerTemperatur<br />
schmelzen.<br />
2 Die Haselnüsse imTrockenbehälter des<br />
Hochleistungsmixers zu feinem Mehl mixen.<br />
3 Vanille,Kakaopulver,Ahornsirup, das geschmolzene<br />
Kokosöl, Mandelmilch und Salz<br />
dazugeben und so lange mixen, bis ein geschmeidiger,<br />
feiner Aufstrich entsteht.<br />
Tipp: Ich verwendeeinenVitamix,aber auch<br />
jederandereHochleistungsmixer ist sehr gut<br />
für diesen Aufstrich geeignet.Ambesten im<br />
kleinerenTrockenbehälter und mit demTamper/Stößel<br />
arbeiten. Immer wieder ausschalten,<br />
die Masse nach untenschieben und weiterarbeiten<br />
lassen. Der Aufstrichhält sichsehr<br />
gut einigeTage im Kühlschrank.<br />
Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn! Den Haselnuss-Schokoladen-<br />
Aufstrich aus dem Supermarkt. Aufs Zopfbrot, zum Frühstück<br />
oder pur –für den Zuckerkick zwischendurch.Erist alles,<br />
nur nicht gesund. Diese leckere Rezept-Variante schmeichelt<br />
mit vielerlei Vorzügen. Industriezucker-Freiheit, Cremigkeit,keinPalmöl,<br />
rein pflanzlicheZutaten und ein hoher Anteilan<br />
gesunden Haselnüssen. Dadarf ruhig öfters gelöffelt werden –und es<br />
schmeckt besser als gekauft –garantiert! Macht Kinder und Erwachsenegleichermaßenglücklich.<br />
www.facebook.com/laisdaniela<br />
Zutaten (für zwei Gläser):<br />
150 g Haselnüsse<br />
1ElVanilleschote,gemahlen<br />
40 g Kakaopulver, ungesüßt<br />
160 g Ahornsirup<br />
45 g Kokosöl<br />
150 g Mandelmilch<br />
1Prise Salz<br />
s’Magazin 17
WAS WURDE EIGENTLICH AUS ...<br />
...Dominik Wachta?<br />
Der Krumbacher (35) machte sich schon als 21-Jähriger mit seiner<br />
eigenen Modelagentur „Jademodels“ selbstständig und wurde mit<br />
der Castingreihe „Österreichs Nächstes Topmodel“ bekannt. 2016<br />
zog er sich vorerst aus der Modelbranche zurück. Er lebt heute auf<br />
Mallorca und hat seine liebsten Hobbys zum Beruf gemacht.<br />
2009: Dominik Wachta unterstütze<br />
auch <strong>Ländle</strong>-Beautys: Hier mit den<br />
beiden Models und Ex-Miss Vorarlberg<br />
Natalie Bilgeri (rechts) und Sabrina<br />
Balic (links) im Casino Kleinwalsertal.<br />
Die ersten Jahre prägen<br />
ein Kind besonders,<br />
und diese hat Dominik<br />
im schönen Bregenzerwald<br />
verbracht. „Ich<br />
habe mir einiges aus meiner Zeit im<br />
<strong>Ländle</strong> mitgenommen, das Bewahren<br />
traditioneller Werte etwa.“ Aufgewachsen<br />
ist er in Wien. Mit jungen<br />
Jahren kam er mit dem Modelbusiness<br />
in Berührung. Statt selbst vor<br />
der Kamera zustehen, interessierte<br />
ihn aber mehr das Booking, und er<br />
bekam in einer Agentur die Chance,<br />
ein Praktikum zu absolvieren. Innerhalb<br />
weniger Jahre schaffte er den<br />
Aufstieg zum Head-Booker. „Mit 21<br />
habe ich mich dann mit Jademodels<br />
selbstständig gemacht und später<br />
auch österreichische Models ausgebildet,<br />
die im Ausland erfolgreich gebucht<br />
wurden –wie die Vorarlbergerin<br />
Lilia Kutlina.“ Sechs Mitarbeiter<br />
und Büros an drei Standorten (Wien,<br />
London und Palma) forderten ihren<br />
Tribut: „Ich habe mir mein eigenes<br />
Gefängnis gebaut. Ich war 24/7 für<br />
alle verfügbar.“ Als neben anderen<br />
Schicksalsschlägen auch noch seine<br />
große Liebe zerbrach, stand der Entschluss<br />
fest, sich zu befreien und hinaus<br />
in die Welt zu gehen.<br />
Er lebt heute auf Mallorca und hat<br />
in den letzten vier Jahren rund 22<br />
verschiedene Orte auf der Welt gesehen.<br />
Als Line Producer ist er für die<br />
Organisation von Foto-Shootings<br />
und -Sets verantwortlich, ab und zu<br />
springt er als Reiseleiter ein –und besonders<br />
erfolgreich ist er alsFotograf<br />
unter seinem Künstlernamen Imiak<br />
Khan. „Das Highlight war nun eine<br />
Buchung in Paris“, schwärmt der<br />
Kreative, dessen Fotos auch schon<br />
sechsmal in der „Vogue“ veröffentlicht<br />
wurden. Aber der nächste Coup<br />
wartet schon: „Ich werde Ende des<br />
Jahres eine Model-Akademie in Spanien<br />
eröffnen!“ S.Nemetschke<br />
<strong>2018</strong>: In der Modemetropole Paris<br />
war Wachta alias Imiak Khan für<br />
das „Jetset LifeMagazin“gebucht –<br />
hier mit den Models Agatha und<br />
Anna in Aeryne Fashion.<br />
Fotos: Dominik WachtaKlaus Müller,D.Wachta/Privat<br />
18<br />
s’Magazin
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