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Lebensart | autoTEst H.M. Fürstenberg Was habe ich mich gefreut, als mich mein Herr Chefredaktor zum Jaguar-Händler Dosch Garage nach Chur kommandierte, um dort einen Jaguar E-Pace für eine ausgiebige Testfahrt in Empfang zu nehmen. Jaguar! Loderndes Leuchtfeuer des guten Geschmacks. Jene Autofirma, die mit dem E-Type von 1961 (für die älteren Leser unter uns: ja, das war das Jerry-Cotton-Vehikel) den wohl schönsten Sportwagen aller Zeiten auf seine vier Räder stellte. Und mit den XJ-Limousinen ab dem XJ 40 von Mitte der Achtziger-Jahre an bis 2010 eine Design-Ikone schuf, die wahren Luxus mit Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit verbunden hat. Nach der Übernahme durch den indischen Tata-Konzern, der die wenig ruhmreiche Ford-Zeit beendete, konnten die Briten mit dem XF vor zehn Jahren die Wende zur Jaguar-Moderne markieren und steckten mit mutigen Schritten und vorsichtigen Erwartungen das Grundmuster einer neuen Identität ab. Das ehrwürdige britische Empire Jaguar also. Vor lauter Vorfreude lachte ich wie blöde morgens beim Nassrasieren in den Spiegel, mit lodernden Augen und schiefem Grinsen. Praktisch geistesgestört. Wobei Alkohol als Ausrede wegfiel. Don´t drink and write! In den schon leicht verkalkten Winkeln meiner Gehirnwindungen fabulierte mein Über-Ich an einem Artikel über die Grösse des altehrwürdigen British Empire und seiner Autobauer, über spannende und schöne Karosserien und noble Innenausstattungen mit allen erdenklichen Arten von duftendem Conolly-Leder und feinstem Edelholzfurnier. Ach, wie wurden diese Erwartungen enttäuscht. Klar, dass seit einigen Jahren jede Marke, die früher Lichtjahre vom SUV-Gedankengut entfernt war, diese mobilen Blockhäuser bauen muss um am Markt überleben zu können, ist leider keine übermässig spannende Entwicklung. Denn all diese Porsche-Maserati-Bentley, ja sogar Lamborghini-SUVs können das Versprechen nicht einlösen, das der Glanz der Marke eigentlich vorgibt. Nein, nach einem nur wenige Jahre dauernden Fahrversuch mit einem Chevrolet Lake Tahoe hat euer geschätzter Schreiberling Fürstenberg eigentlich gewisse Vorbehalte gegenüber dieser Autokategorie. Der Lake Tahoe war jener Fünfmeterkasten, den die FBI-Agenten in den Hollywoodserien CSI Las Vegas benutzten, und zwar bequemes Reisen bot, aber an den Ausmassen der hiesigen Tiefgaragen scheiterte und zudem etwa 15 Liter Superbenzin auf hundert Kilometer hinuntergurgelte. Doch den Raubkatzendompteuren aus Coventry war zuzutrauen, diese Vorbehalte abzubauen. Weit gefehlt: auch Jaguar kann das Versprechen, dass der Klang der Marke gibt, bei seinen SUVs nicht einlösen. Gelungen ist nur die Heckansicht Die Karosserie ist in etwa so spannend, wie die 194. Folge von «Gilmore Girls». Also ohne Gänsehaut zu ertragen. Wohl würden die meisten der Befragten den Entwurf von Chefdesigner Ian Callum, der das neue Markenbild der Wildkatzen geprägt hat, als «hübsch», «schön» oder sogar «sehr hübsch» bezeichnen. Nettes Lob, doch man hätte von den Erbauern einer E-Type beileibe mehr erwartet. Aussergewöhnlich gelungen ist lediglich die Heckansicht, der Rest des Wagens ist verwechsel- und austauschbar. Da hat etwa ein Mazda CX-5 oder sogar ein Kia Sorento mehr Originalität und Spannung in der Karosserie. Man ist für den E-Pace offensichtlich nach der Designmaxime «möglichst nicht nicht gefallen» vorgegangen und hat alles weggelassen, mit dem man auffallen oder anecken hätte können. Ergebnis: vom Aussehen her ein langweiliges, austauschbares Auto. Beliebigkeit statt Exklusivität Diese Beliebigkeit setzt sich leider auch im Innenraum fort. Klar, die ausgezeichnet verarbeiteten und passgenauen Ledersitze der getesteten First Edition Sonderausführung sind erste Sahne und machen bei gleichzeitig sehr gutem Seitenhalt auch das lange Reisen komfortabel. Und ja, an der Connectivity, den zahlreichen Ablagemöglichkeiten und den vollständig zur Verfügung stehenden Assistenzsystemen ist nichts auszusetzen. Sehr schön. Wie auch die Drehregler für die Klimaanlage, die intuitiv und ohne Ablenkung vom Verkehrsgeschehen zu bedienen sind. Der Programmaufbau, mit dem man über den Zehn-Zoll-Touchscreen die Infotainment- und Connectivity-Funktionen steuern kann, ist logisch und leicht zu verinnerlichen. Über das interaktive Fahrerdisplay, das den früheren analogen Tacho ersetzt, lassen sich eine Vielzahl von Informationen empfangen und darstellen und werden gestochen scharfe Bilder geliefert. Ja, alles sitzt an seinem Platz. Dort wo es sein soll. Ein fetter Prügel von Lenkrad Aber der Innenraum macht einen gewöhnlichen, langweiligen Eindruck. Wo ist die gediegene Britishness, das noble Innendesign, für das die Marke immer schon berühmt war. Ein Jaguar sollte sich von koreanisch-japanischer Konfektionsware und dem VW-Skoda-Seat-Einerlei schon deutlich abheben. Tut das im Falle des E-Pace aber nicht. Wo bleibt ein schönes offenporiges, mattes oder glanzlackiertes Holz, fein zum Angreifen und zum Schauen? Wo bleiben die wunderschönen und sich beim Einschalten der Zündung selbsttätig in Stellung bringenden Lüftungsjalousien der F-Klasse, wo der aus den Limousinen bekannte noble und haptisch 40 MAI 2018 | Cool&<strong>Easy</strong>
Fotos: zVg und Ulrike Huber JAGUAR E-PACE P250 AWD AUTO Motor: Vier-Zylinder-Reihenmotor mit Turbo, 1998 cm3, 249 PS, Automatik, Benzin, Allrad, Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h, 0-100 km/h: 7,0, Verbrauch (kombiniert) 7.7 l/100 km; 174 g/km, Preis: ab CHF 50’700.–, getestetes Modell «First Edition» CHF 73’700.– angenehme Automatik-Drehknopf? Stattdessen ein fetter Prügel von Lenkrad und ein klumpenförmiger überdimensionierter Wahlhebel für den Automaten. Eine zwar «hübsche», aber zutiefst einfalllose Armaturenlandschaft. Logisch, dass Jaguar nach dem grossen Erfolg seines ersten SUVs, dem F-Pace, der die weltweiten Verkaufszahlen von 94´449 im Jahre 2015 auf 148´730 in 2016 hinaufpuschte und so ohne Umweg zur Cashcow der Firma wurde, mit dem E-Pace, der mit seiner Länge von «nur» 4,39 Meter besser in die enggeschnittenen Reviere der Städte und Garagen passt, sogleich einen «kleineren Bruder» nachgeschossen haben. Nachdem die Werke in Old Britain, nämlich in Birmingham und Liverpool ausgelastet sind, wird der E-Pace komplett beim Zulieferer Magna in der österreichischen Steiermark gefertigt. Was von vorneherein für gute Qualität und Langlebigkeit sprechen sollte. Führerscheingefährdende V-Max Ein Highlight sind die modernen, effizienten und reaktionsschnellen Ingenium-Motoren. Durchgehend 4-Zylinder-Reihen Motoren mit knapp 2 l Hubraum und Turboaufladung. Mein Grünauge und ich testeten die «First Edition» mit dem 240 Pferde starken Benzintriebwerk und der unauffällig und Cool&<strong>Easy</strong> | MAI 2018 41
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