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LÄUFT_September_Oktober_2018_Leseprobe

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Beim SwimRun vermischen sich Schwimmen<br />

und Laufen zum „Schlaufen“: Die Teilnehmer<br />

laufen in Schwimmsachen und schwimmen<br />

mit Laufschuhen. Immer abwechselnd.<br />

Aus Schweden ist der Trend mittlerweile auch<br />

nach Deutschland geschwappt. Wir haben uns<br />

beim SwimRun in Rheinsberg umgehört, worauf<br />

es bei dieser Sportart ankommt.<br />

EVENTS<br />

——<br />

REISEN<br />

↦ Die Geschichte des SwimRun beginnt<br />

dort, wo schon so viele gute<br />

Ideen ihren Anfang genommen haben:<br />

in der Kneipe. Im Spätsommer<br />

2003 brüten vier Schweden in der<br />

Bar des Hotels „Utö Värdshus“ über<br />

einer Landkarte des Schärengartens<br />

bei Stockholm. Einer von ihnen<br />

hat die Frage aufgeworfen, wie sie<br />

wohl ohne Boot von Utö nach Sandhamn<br />

kommen könnten.<br />

Keiner der Freunde hat eine Ahnung,<br />

wie weit die Strecke eigentlich ist und<br />

wie viele Inseln auf ihrem Weg liegen,<br />

als sie beschließen, ein Rennen zwischen<br />

den beiden Inseln zu veranstalten.<br />

Gestartet wird in Zweierteams.<br />

Vorher verabreden sie noch, dass sie<br />

unterwegs in fünf Bars einkehren und<br />

etwas trinken. Der Verlierer muss für<br />

Hotel, Essen und Getränke blechen.<br />

Am Ende sind sie 24 Stunden unterwegs.<br />

Die Route führt über 23 Inseln.<br />

Ein Jahr später kommt es zur Revanche,<br />

dieses Mal ohne Kneipenbesuch.<br />

Und irgendwie erfährt der erfahrene<br />

Ausdauerathlet Michael Lemmel von<br />

der verrückten Idee. Er ist es, der<br />

2006 den ersten Ö-Till-Ö (schwedisch<br />

für „Von Insel zu Insel“) organisiert,<br />

den ersten offiziellen SwimRun: 65<br />

Kilometer Laufen an Land, zehn<br />

Kilometer Schwimmen durchs Meer,<br />

immer im Wechsel. Heute ist das<br />

Ganze zwar keine Ganztagesveranstaltung<br />

mehr – der Streckenrekord<br />

liegt bei 8:16:19 Stunden. Das Prinzip<br />

ist aber immer noch das Gleiche wie<br />

bei der feucht-fröhlichen Premiere:<br />

Man läuft in Schwimmsachen und<br />

schwimmt mit Laufschuhen.<br />

Der legendäre Läufer Emil Zatopek,<br />

vierfacher Olympiasieger über 5000<br />

Meter, 10.000 Meter und im Marathon,<br />

hat einmal gesagt: Vogel fliegt, Fisch<br />

schwimmt, Mensch läuft. Beim Swim-<br />

Run verschwimmen diese Grenzen. Als<br />

Schläufer werden die Teilnehmer auch<br />

bezeichnet – eine wunderbare Wortschöpfung<br />

aus Schwimmer und Läufer.<br />

Aus Skandinavien ist der Trend<br />

mittlerweile auch nach Deutschland<br />

geschwappt. Der SwimRun Rheinsberg<br />

nördlich von Berlin war 2016 die erste<br />

offizielle Veranstaltung hierzulande.<br />

Organisiert wird sie von SCC Events,<br />

die unter anderem auch für den Berlin-Marathon<br />

verantwortlich sind. Bei<br />

der dritten Auflage sind in diesem Jahr<br />

über 23 Kilometer beziehungsweise im<br />

Sprint über 11,5 Kilometer insgesamt<br />

750 Teilnehmer am Start gewesen, so<br />

viele wie noch nie.<br />

„Diese Sportart wird in Deutschland<br />

bald richtig groß werden“, ist sich<br />

Organisator Michael Gerlach sicher.<br />

Schon jetzt gibt es einen SwimRun<br />

Cup Deutschland mit insgesamt fünf<br />

Terminen in Rheinsberg, Hof (Saale),<br />

Ratzeburg, im Allgäu sowie in der<br />

Nähe von Aschaffenburg. „Wenn sich<br />

erst einmal mehr Vereine gegründet<br />

haben, wird die ganze Sache weiter<br />

an Fahrt aufnehmen“, meint Gerlach.<br />

Bislang existieren erst wenige Swim-<br />

Run-Vereinigungen. Bei einer der<br />

ersten, die sich in Zehdenick in Brandenburg<br />

gegründet hat, ist Gerlach als<br />

Vorstand tätig.<br />

Ähnlich wie Triathlon –<br />

aber doch ganz anders<br />

„SwimRun macht gerade die gleiche<br />

Entwicklung durch wie Triathlon vor<br />

ein paar Jahren“, sagt der 33-Jährige,<br />

der selbst aktiv bei etlichen SwimRun-<br />

Veranstaltungen startet. Und doch<br />

wäre es falsch, die Sportart einfach nur<br />

als eine Art abgespeckten Triathlon<br />

ohne Fahrradfahren zu bezeichnen.<br />

Zum einen, weil zwischendurch keine<br />

Kleidung gewechselt wird. Zum anderen,<br />

weil sich Laufen und Schwimmen<br />

eben immer wieder abwechseln und<br />

nicht nacheinander abgespult werden,<br />

wie es bei einem klassischen Swim &<br />

Run der Fall ist. „Das hört sich vom<br />

Namen her ganz ähnlich an, ist aber<br />

etwas komplett verschiedenes“, sagt<br />

Michael Gerlach.<br />

Traditionell wird ein SwimRun als<br />

Teamwettbewerb ausgetragen. Als die<br />

Sportart in Stockholm aus der Taufe<br />

gehoben wurde, realisierten die Gründer<br />

schnell, dass es besser wäre, wenn<br />

die Teilnehmer die 75 Kilometer und<br />

vor allem die Schwimmstrecken durch<br />

das offene Meer nicht allein bewältigen<br />

müssen. Gegenseitige Motivation<br />

und Unterstützung erhöhen zudem<br />

nicht nur den Spaßfaktor, sondern<br />

helfen auch über anstrengende Passagen<br />

hinweg. Die beiden Teilnehmer<br />

eines Teams dürfen sich während des<br />

gesamten Wettkampfes nicht weiter<br />

als zehn Meter voneinander entfernen,<br />

ansonsten droht die Disqualifikation.<br />

Bei vielen der Zweierteams sind die<br />

Sportler deshalb über eine Leine miteinander<br />

verbunden.<br />

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