Journal_2018-04
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4 JOURNAL EDITORIAL<br />
Vertrauen wir<br />
der Digitalisierung!<br />
Von Samuel Vuadens,<br />
Vorstandsmitglied Swissmechanic<br />
Seit einer Dekade hat sich der Konsumentenalltag durch den Einsatz digitaler Plattformen<br />
verbessert. Redundante und zeitraubende Aufgaben werden jetzt von jenen Unternehmen<br />
vereinfacht, die in ihre Web-Plattform oder -Anwendung investieren. Ihr Service ist direkt<br />
mit wenigen Klicks oder einem Fingerdruck verfügbar. Vor ein paar Jahren wäre es unvorstellbar<br />
gewesen, von zuhause aus die Ferien zu buchen; es ist nicht mehr nötig, dafür zu<br />
einem Reisebüro zu gehen. Auf ähnliche Weise, aber mit viel sensibleren Daten ist es auch<br />
möglich, die Finanzen von der Couch aus zu verwalten. Vorbei sind die Zeiten langer Warteschlangen<br />
bei der Post, in der einen Hand die Einzahlungsscheine und in der anderen ein<br />
Bündel Geld. Diese Beispiele zeigen, dass die Digitalisierung beim Konsumenten bereits weit<br />
verbreitet ist.<br />
Diese Plattformen haben sich im B2C-Markt (Business to Consumer) etabliert. Die Umsetzung<br />
desselben Schemas in der industriellen Welt wird weniger gut akzeptiert. Im B2B (Business<br />
to Business) und insbesondere in der Schweizer Industrielandschaft setzen Unternehmen<br />
weiterhin auf bewährte Vorgänge, die bis jetzt funktionierten, und es ist schwieriger, neue<br />
Modelle zu implementieren, ohne eine nahezu sofortige Kapitalrendite zu bieten.<br />
Industrieunternehmen sind es gewohnt,<br />
sich durch technologische Innovationen von<br />
den Mitbewerbern abzuheben. Mit Industrie<br />
4.0 reicht technologische Innovation<br />
nicht mehr aus, um sich wirklich zu profilieren.<br />
Tatsächlich steigt die Anzahl der Innovationen<br />
exponentiell. Diejenigen, die in ihrem Geschäftsmodell oder Service eine Innovation<br />
anbieten, erobern mehr Marktanteile. Und der aktuelle Trend ist die Digitalisierung.<br />
«Warum lassen wir uns nicht<br />
von der Finanzwelt inspirieren,<br />
um die industrielle Welt zu digitalisieren?»<br />
Das Bewahren von Knowhow und geistigem Eigentum hat in der industriellen Welt einen<br />
sehr hohen Stellenwert. Die Angst, darüber die Kontrolle zu verlieren, erschwert die Digitalisierung<br />
von Unternehmen, ganz zu schweigen davon, dass die technischen Risiken, die sie<br />
mit sich bringt, die Industrieunternehmen nicht eben freuen.<br />
In meinen verschiedenen Präsentationen mag ich es, eine Parallele zwischen der industriellen<br />
Welt und der Bankenwelt zu ziehen. So wird die Botschaft leichter verständlich. In meinen<br />
Beiträgen frage ich das Publikum stets, wer Bankomaten benutzt, um Geld abzuheben. Jeder<br />
streckt auf. Um das Gedankenspiel fortzusetzen, frage ich, wer Geld nur am Schalter seiner<br />
Bank holt. Nicht überraschend: Alle Hände bleiben unten. Ich mache ihnen also bewusst,<br />
dass, wenn sie Geld von einer anderen Bank abheben, dies nicht automatisch bedeutet, dass<br />
JOURNAL N o 4 Juni <strong>2018</strong> | 89. Jahrgang