Herdecke gestalten!
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Bündnis 90/Die Grünen <strong>Herdecke</strong><br />
Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2004<br />
<strong>Herdecke</strong> <strong>gestalten</strong>!<br />
MEHR GRÜN, MEHR MITSPRACHE<br />
Bündnis 90/Die Grünen <strong>Herdecke</strong><br />
Ratsfraktion und Ortsverband<br />
Veilchenweg 37<br />
58313 <strong>Herdecke</strong><br />
Telefon: (0 23 30) 35 36<br />
Telefax: (0 23 30) 129 130<br />
E-Mail: info@gruene-herdecke.de<br />
Homepage: www.gruene-herdecke.de<br />
-- Einfache Textversion --<br />
Aktuelle Version und weitere Informationen im Internet:<br />
www.gruene-herdecke.de<br />
V.i.S.d.P.: Dr. Klaus Reuter<br />
© Bündnis 90/Die Grünen <strong>Herdecke</strong> Stand: 20.7.2004
Vergangenheit und Zukunft<br />
<strong>Herdecke</strong> gemeinsam <strong>gestalten</strong>!<br />
Am 26. September 2004 stellen die Menschen in <strong>Herdecke</strong> wichtige politische Weichen. Die <strong>Herdecke</strong>r<br />
Grünen sind 1984, genau vor 20 Jahren, zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl angetreten und sofort<br />
erfolgreich in den Rat der Stadt eingezogen. Bei der letzten Wahl 1999 gelang es, die bis dahin absolute<br />
Mehrheit der SPD zu brechen. In einer rotgrünen Koalition versuchten wir anschließend, Filz durch<br />
Transparenz zu ersetzen und eine ökologisch-soziale Politikwende in <strong>Herdecke</strong> einzuleiten.<br />
UNSERE ZIELE<br />
Natürlich wollen wir auch in Zukunft am demokratischen und sozialen Wandel <strong>Herdecke</strong>s arbeiten. Wir wollen<br />
die Landschaft vor weiterem Raubbau bewahren und die Menschen in <strong>Herdecke</strong> zum umweltverträglichen<br />
Wirtschaften anregen. Wir setzen uns für die Gleichstellung von Mann und Frau ein und dafür, dass<br />
Minderheiten wirksam geschützt werden.<br />
FÜNF JAHRE ERFOLGREICHE POLITIK<br />
Es ist uns in den vergangenen fünf Jahren gelungen, die Beteiligungsrechte der Bürgerinnen und Bürger<br />
unserer Stadt erheblich auszuweiten und so bei wichtigen Vorhaben für mehr Transparenz zu sorgen. Zum<br />
offenen Informationsaustausch zwischen Stadt und Bürgerschaft trägt gleichfalls die neue Lokale Agenda-<br />
Stelle bei. Und wir haben es geschafft, den Flächenverbrauch zu minimieren. So bleibt unter anderem der<br />
Piepensack in Kirchende von der Bebauung verschont und wird bald als neues Landschaftsschutzgebiet<br />
ausgewiesen. Problematische Bauvorhaben wie bei der Firma Siepmann, dem Einkaufszentrum Kirchende,<br />
dem Zweibrücker Hof und dem laufenden Betrieb des Abfallentsorgers WAZ/Vorberg begleiteten wir intensiv<br />
und kritisch und werden dies auch weiter tun.<br />
Vor allem durch politische Zielvorgaben der Grünen innerhalb der Koalition ist <strong>Herdecke</strong> zu einer vorbildlichen<br />
Kommune geworden, die landesweit für ihren richtungsweisenden Umweltschutz bekannt ist. So trägt die<br />
Stadt mit einem „Contracting“ erfolgreich zum Energiesparen und zum Klimaschutz bei. Mit dem<br />
Umweltbericht und weiteren Untersuchungen sind nun auch die Grundlagen für künftige politische<br />
Entscheidungen geschaffen worden.<br />
<strong>Herdecke</strong> ist zudem die erste Stadt in NRW, die einen Stadtökologischen Fachbeitrag hat. Innovativ war auch<br />
das offene Planverfahren zur Anbindung des <strong>Herdecke</strong>r Bahnhofs an den Busverkehr und zur Bebauung des<br />
alten Steinbruchs an der Ladestraße.<br />
Es hat sich aber in der Koalitionszeit auch gezeigt, dass es nicht immer einfach ist, Strukturen aufzubrechen,<br />
die in fast 50 Jahren SPD-Alleinherrschaft verfestigt wurden. Doch wir haben darum gekämpft und sind<br />
überzeugt, dass es uns in den vergangenen Jahren gelungen ist, die grüne Handschrift in wichtigen<br />
Politikfeldern deutlich zumachen.<br />
WEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT STELLEN<br />
Vieles geht uns jedoch noch zu langsam oder aber nicht weit genug. Viele Planungen warten auch noch auf<br />
eine Umsetzung, für die wir weiter kämpfen werden.<br />
Die Grünen sind im <strong>Herdecke</strong>r Rat der Motor einer sozial-ökologischen Stadtentwicklung. Erhalten wir mit<br />
einer gestärkten Ratsfraktion bald die Chance, noch mehr als bisher diese lokale Neuorientierung voran zu<br />
treiben? Oder kommt es in <strong>Herdecke</strong> zu einer Entwicklung, durch die Landschafts- und Naturschutz wieder an<br />
den Rand gedrückt, der Öffentliche Personennahverkehr eingeschränkt, eine Wohnungspolitik auch für sozial<br />
Schwache aufgegeben, eine konservative Energiepolitik betrieben wird und womöglich öffentliche Güter und<br />
Dienstleistungen den Interessen Privater ausliefert werden? Unseres Erachtens braucht <strong>Herdecke</strong> die<br />
Beteiligungen an Gesellschaften wie HGWG und Mark-E sowie eine eigene Sparkasse. Eine Veräußerung der<br />
städtischen Anteile an diesen Gesellschaften oder ein Sparkassen-Verkauf ist deshalb mit den Grünen nicht<br />
zumachen.<br />
Schließlich muss auch <strong>Herdecke</strong> in einer sich rapide verändernden Welt der Globalisierung zukunftsfähig<br />
gemacht werden. Und diese Entwicklung darf nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit, der Natur und<br />
nachfolgender Generationen gehen. Das Leitprinzip der Lokalen Agenda 21,nachhaltige Wirtschafts-, Sozialund<br />
Umweltpolitik, ist deshalb die Richtschnur, an der sich grüne Kommunalpolitik orientieren muss.<br />
Auf den folgenden Themenseiten haben wir daher für Sie unsere konkreten Ziele dargestellt.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 1
Bürgerbeteiligung<br />
Für eine Stadt der Mitsprache!<br />
Kommualpolitik ist nicht Selbstzweck, sondern für die <strong>Herdecke</strong>r Grünen zielgerichtetes Engagement für eine<br />
zukunftsgerechte, nachhaltige Entwicklung unserer Kommune.<br />
RESSOURCENSCHUTZ<br />
Nachhaltigkeit zu denken, heißt allerdings in sehr vielen Bereichen umzudenken und langfristig vorzudenken.<br />
Wenn künftigen Generationen die gleichen Entwicklungschancen und Lebensgrundlagen gegeben werden<br />
sollen, müssen wir heute mit den vorhandenen Ressourcen schonend umgehen. Wir müssen ökologisch<br />
sinnvoll, sozial gerecht und ökonomisch maßvoll handeln und dabei auch neue Schulden vermeiden.<br />
BÜRGERBETEILIGUNG<br />
Wie kaum in einer anderen Stadt in NRW ist in <strong>Herdecke</strong> in den vergangenen fünf Jahren die Politik umgestellt<br />
worden. Unsere oberste Maxime war es, dass für die Stadtentwicklung Grundlagen erarbeitet werden, mit<br />
denen eine langfristige Planung erst vernünftig möglich wird und gleichzeitig die Bürgerinnen und Bürger in die<br />
Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Als eine von wenigen Städten in ganz Deutschland stellt<br />
<strong>Herdecke</strong> einen nachhaltigen Verkehrsentwicklungsplan auf, um die Schadstoffbelastungen durch den PKW-<br />
Verkehr in Zukunft zu reduzieren. Als erste Stadt in NRW ist in <strong>Herdecke</strong> ein stadtökologischer Fachbeitrag<br />
erarbeitet worden, der Maßstäbe für den Schutz der Natur setzt. Ein erster Umweltbericht verknüpft alle<br />
umweltrelevanten Daten der Stadt und kann so zu einem künftigen Steuerungselement werden. <strong>Herdecke</strong><br />
beteiligt sich am Indikatorenmodell der Energie-Agentur NRW, damit das eigene Handeln messbar und<br />
nachvollziehbar wird.<br />
Zur Beteiligung der Bürgerschaft ist die Lokale Agenda dabei fester und zentraler Bestandteil bei allen<br />
Maßnahmen der Stadtentwicklung. Hier wird künftig auch gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein<br />
Leitbild für die Zukunft unserer Kommune entworfen. Eine zukunftsgerechte Stadt wird zwar vor allem von den<br />
politischen Zielen und ihrer Umsetzung bestimmt, getragen wird sie aber durch das gemeinschaftliche<br />
Miteinander der Bürgerinnen und Bürger.<br />
Die <strong>Herdecke</strong>r Grünen sind insbesondere auch angetreten, um Kommunalpolitik transparent und öffentlich zu<br />
diskutieren. Deshalb haben wir bei allen Planungen innerhalb der Stadt die Kontroverse um die besten<br />
Möglichkeiten gesucht, Entscheidungswege öffentlich gemacht und der Bürgerschaft den Raum geschaffen,<br />
eigene Ideen und Visionen in die städtische Entwicklung einzubringen. Bei fast allen Planungsverfahren, sei<br />
es am Bahnhof, der unteren Hauptstraße, dem Einkaufszentrum Kirchende oder dem nachhaltigen<br />
Verkehrsentwicklungsplan, wurden Zukunfts- oder Ideenwerkstätten und Expertenhearings durchgeführt, um<br />
schon frühzeitig Interessen und Vorschläge der BürgerInnen aufnehmen zu können. Auf grünes Bestreben hin<br />
ist die umfassende Bürgerbeteiligung nach langen Beratungen endlich durch einen Ratsbeschluss verbindlich<br />
abgesichert worden. Nach diesem haben die Bürgerinnen und Bürger bei allen zukünftigen<br />
Bebauungsplanverfahren ein Anrecht auf eine vorzeitige Beteiligung über eine Ideen- oder Planungswerkstatt.<br />
Ebenfalls erfolgreich war unser Antrag für sehr weitgehende Regelungen bei Bürgerbegehren und Bürger<br />
entscheiden. Wir begrüßen außerdem die erweiterten Möglichkeiten des Informationszugangs, die alle<br />
BürgerInnen im Rahmen neuer Gesetze haben.<br />
Es war nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein politischer Kraftakt, diese Grundlagen für eine<br />
zukunftsfähige Stadtentwicklung zu erarbeiten. Nun setzen wir auf eine qualitative Weiterentwicklung. Die<br />
<strong>Herdecke</strong>r Grünen wollen Sie mitnehmen auf diesem Weg. Dort wo Sie leben und arbeiten, sollen Sie auch<br />
mit<strong>gestalten</strong>.<br />
TRANSPARENTE POLITIK<br />
Wir werden uns dafür einsetzen, dass in den Stadtteilen seitens der Verwaltung kontinuierlich über künftige<br />
Planungen berichtet wird. Wir streben an, einen kommunalen Bürgerhaushalt aufzustellen, der die Finanzen<br />
der Stadt offen darstellt und eine Diskussion in der Bürgerschaft über konkrete Investitionen ermöglicht. Wir<br />
wollen mit Ihnen auch eine <strong>Herdecke</strong>r Bürgerstiftung gründen, die das soziale und kulturelle Miteinander in<br />
unserer Stadt fördert, und wir wollen mit Ihnen ein Leitbild bis zum Jahr 2020 für unsere Stadt aufstellen, an<br />
dem wir gemeinsam in einem offenen und zielgerichteten Dialog arbeiten wollen.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 2
Lokale Agenda 21<br />
Ein Runder Tisch für <strong>Herdecke</strong>!<br />
Die lokale Agenda ist als ein „runder Tisch“ zur Beteiligung der Bürger beider Entwicklung von Leitbildern für<br />
die Zukunft der Stadt zu verstehen.<br />
MITSPRACHERECHT<br />
Die Lokale Agenda 21 begann 1992 mit der internationalen Umweltkonferenz in Rio. Unter der<br />
Schirmherrschaft derVereinten Nationen suchten 170Staaten nach Maßnahmen gegen die zunehmende<br />
Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen. Es galt, Lösungen angesichts der wachsenden sozialen Kluft<br />
zwischen Nord und Süd zu finden. Das wirklich Neue an den Ergebnissen dieser Konferenz war die<br />
Erkenntnis, dass eine nachhaltige Entwicklung nicht von oben entsteht, sondern von unten aufgebaut werden<br />
muss. Darum wird die Ausgestaltung der Agenda 21 nicht nur den Regierungen, sondern auch den<br />
BürgerInnen ermöglicht.<br />
Für eine zukunftsorientierte Entwicklung kommt gerade den Ballungsräumen mit ihren Umweltproblemen ein<br />
hoher Stellenwert zu. Nicht nur deshalb wurde ein gesondertes Kapitel in die Agenda 21 aufgenommen, in<br />
dem die Kommunen aufgefordert werden, mit den BürgerInnen, örtlichen Organisationen und der<br />
Privatwirtschaft in einen Dialog zu treten. Gemeinsam sollen sie den Weg für eine zukunftsfähige Gemeinde<br />
beschreiben, beschließen und dann auch umsetzen.<br />
ERFOLGSGESCHICHTE FÜR HERDECKE<br />
Die Lokale Agenda 21 in <strong>Herdecke</strong> ist eine Erfolgsgeschichte, bei der die Grünen einige wichtige Kapitel<br />
mitgeschrieben haben. Publikumswirksam zeigt sich die Lokale Agenda 21jährlich durch das<br />
Seifenkistenrennen am „Autofreien Tag“, doch sie ist noch mehr. Sie steht grundsätzlich für die Beteiligung der<br />
BürgerInnen bei einer Stadtentwicklung, die Ökonomie, Soziales und Ökologie positiv verbindet. Eine<br />
tragfähige Zukunftsperspektive zu entwickeln ist nur über einen langfristigen Zeitraum möglich. Deshalb haben<br />
es die Grünen geschafft, die Lokale Agenda 21-Stelle strukturell in einer gehobenen Position innerhalb der<br />
Stadtverwaltung zu verankern. Die Lokale Agenda wirkt und ist in <strong>Herdecke</strong> auch Begriff für mehr<br />
Transparenz. Gerade die „harten“ kommunalpolitischen Themen wie Verkehr oder Flächenverbrauch werden<br />
nun unter Federführung der Lokalen Agenda offen diskutiert und moderiert. Die ressortübergreifende<br />
Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung ist gestärkt worden, die Planungen der Stadt werden<br />
mittlerweile ganzheitlicher konzeptioniert. Mit dem stadtökologischen Fachbeitrag, dem Umweltbericht, dem<br />
nachhaltigen Verkehrsentwicklungsplan und dem Indikatorenmodell der Energieagentur NRW als Grundlagen<br />
müssen wir jetzt in die Leitbilddiskussion für ein nachhaltiges <strong>Herdecke</strong> einsteigen. Hierzu hat die Lokale<br />
Agenda schon im vergangenen Jahr die Umfrage „Zukunftsfähiges <strong>Herdecke</strong>“ gestartet, deren Ergebnisse als<br />
Startpunkt des Dialogs mit den Bürgerinnen und Bürgern gelten. Jetzt gilt es, in fachspezifischen<br />
Arbeitsgruppen unter Beteiligung aller relevanten Akteure, so auch der Bürgerinitiativen und Umweltverbände,<br />
ein Leitbild für unsere Stadt bis zum Jahr2020 zu definieren.<br />
LEITBILD FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Wir müssen uns kurz-, mittel- und langfristige Zielpunkte setzen, deren Erreichen anhand von Indikatoren<br />
gemessen werden kann. Dabei soll das Leitbild kein starres System sein, sondern offen für neue<br />
Entwicklungen. Wie wollen wir in Zukunft leben, wohnen und arbeiten? Welche Ressourcen müssen gespart<br />
werden, welche Entwicklungspotenziale überlassen wir unseren Kindern? Das sind nur einige zentrale Fragen<br />
dieser Diskussion. Für die Grünen ist beim Einstieg dabei sehr wichtig, dem Prozess eine gute Struktur zu<br />
verleihen. Deshalb schlagen wir vor, in <strong>Herdecke</strong> ein Nachhaltigkeits-Managementsystem einzuführen. An<br />
wirtschaftliche Managementsysteme angelehnt, wollen wir die Verwirklichungsschritte in einem geregelten<br />
Zyklus überwachen. Indikatoren müssen dabei den Erfolg des bürgerschaftlichen und politischen Handelns<br />
messbar machen. Die <strong>Herdecke</strong>r Grünen treten dafür ein, dass in <strong>Herdecke</strong> ein Agendabeirat gegründet wird,<br />
in den alle gesellschaftlichen Kräfte eingebunden werden, die sich für ein zukunftsgerechtes <strong>Herdecke</strong><br />
einsetzen. Im Beirat soll der Austausch zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung regulär stattfinden.<br />
KERNZIELE:<br />
• Fachgruppen für Leitbilddiskussion gründen<br />
• Agendabeirat berufen<br />
• Nachhaltigkeitsmanagement einführen<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 3
Klimaschutz vor Ort<br />
Für Erneuerbare Energien!<br />
Der Klimaschutz ist eine der zentralen umweltpolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Um das globale<br />
Klima im Lot zu halten, muss bis zum Jahr 2020der CO2-Ausstoß um mindestens 50% reduziert werden.<br />
KLIMASCHUTZ DURCH „ERNEUERBARE“<br />
Auf allen politischen Ebenen setzen sich die Grünen deshalb für einen rigiden Wechsel bei der<br />
Energieversorgung der Zukunft ein: Weg von den fossilen Primärenergieträgern und der Atomenergie – hin zu<br />
den Erneuerbaren und Effizienztechnologien. Für uns ist dieser Einsatz eine Verpflichtung gegenüber<br />
kommenden Generationen und dem Anspruch von über einer Milliarde Menschen weltweit, die bisher<br />
überhaupt keinen Zugang zur Energieversorgung haben. Klimaschutz ist ein globales Ziel. Jede Bürgerin und<br />
jeder Bürger ist hier in der Verantwortung– auch in <strong>Herdecke</strong>.<br />
Das Klima zu schützen bedeutet, Energie zu sparen und Erneuerbare Energien auszubauen. Sowohl in den<br />
Privathaushalten, als auch den kommunalen Liegenschaften muss der Stromverbrauch gesenkt werden.<br />
Angefangen bei Energiesparlampen, über Photovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren, Holzpellet-Feuerungen<br />
und Wärmepumpen, Geothermie, Brennstoffzellen und Blockheizkraftwerken bis hin zur Errichtung von<br />
Windkraftanlagen muss ein Konzept erarbeitet werden, wie die Stadt durch Beratung und Anreize den Ausbau<br />
der Erneuerbaren Energien fördern kann. Als wichtige Kooperationspartner setzen die Grünen hier auch auf<br />
die DEW und Mark-E, als Energieanbieter für unser Stadtgebiet.<br />
VORBILD HERDECKE<br />
In ihren städtischen Gebäuden ist die Stadt selbst schon einen vorbildlichen Weg gegangen, indem über<br />
ein„Energieeinspar-Contracting“ bis zu35% des CO2-Ausstoßes vermieden werden konnten. Beim Neubau<br />
des Einkaufzentrums Kirchende werden auf unseren Vorschlag hin regenerative Energien geplant und<br />
eingesetzt. Und auf Initiative der Grünen wurde auf dem Dach des Friedrich-Harkort-Gymnasiums eine<br />
Photovoltaik-Anlage errichtet. Außerdem ist die Stadt Mitglied im Klimabündnis der Europäischen Städte<br />
geworden und hat am Sportzentrum Kalkheck eine Holzpellet-Anlage zur Wärmeerzeugung errichtet.<br />
Künftig werden sich die Grünen bei der <strong>Herdecke</strong>r Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (HGWG) dafür<br />
einsetzen, dass im bestehenden Gebäudebestand bei Renovierungen die Erneuerbaren Energien fest mit<br />
eingeplant werden.<br />
NEUES KRAFTWERK IN HERDECKE?<br />
In den nächsten 25 Jahren muss etwa die Hälfte der alten Kohle- und Braunkohlekraftwerke in Deutschland<br />
erneuert werden. Diese Phase ist entscheidend für die Gestaltung unserer zukünftigen Energieversorgung.<br />
Auch Mark-E als regionaler Energieversorger steht hier im Wettbewerb. Nachdem das alte Cuno-Kraftwerk in<br />
diesem Jahr in die „Kaltreserve“ gegangen ist, bestehen seitens des Unternehmens Planungen, am Standort<br />
<strong>Herdecke</strong> ein neues Kraftwerk zu bauen.<br />
Der Umstieg von fossilen und atomaren Energieträgern auf die erneuerbaren Energien des Solarzeitalters<br />
muss deutlich beschleunigt werden. Gleichzeitig ist es jetzt sinnvoll, die Effizienz des Energieeinsatzes zu<br />
steigern.<br />
Als Übergangskraftwerk würden die <strong>Herdecke</strong>r Grünen deshalb zum Beispiel den Bau eines Gas- und Dampf-<br />
Referenzkraftwerkes (GuD) in <strong>Herdecke</strong> befürworten. GuD-Kraftwerke arbeiten zwar mit Primärenergie (Gas),<br />
sind aber mit ihren hohen Wirkungsgraden beider Energieumsetzung wegweisend.<br />
KERNZIELE:<br />
• Jährlicher „Renergie“-Markt unter Beteiligung örtlicher Handwerker und Energieversorgungsunternehmen<br />
• Kontinuierlicher Solarstammtisch<br />
• Offensive Beratung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien durch die Energieversorger<br />
• Indikatorensystem zur Energieeffizienz und zum Ausbau Erneuerbarer Energien<br />
• Zweite Phase Energieeinspar-Contracting<br />
• Energiekonzept für HGWG<br />
• Umweltmanagementsystem GVS<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 4
Natur und Landschaft<br />
Wertvoll für Zukunft und Erholung!<br />
Keine Frage, der Erhalt einer möglichst intakten Umwelt ist grünes Kernthema. Anzeichen der ökologischen<br />
Krise gibt es auch hier in <strong>Herdecke</strong>. Zu den Folgender Naturzerstörung zählen aber nicht nur belastetes<br />
Grundwasser, schlechte Luft und Waldschäden. Indirekt lassen sich auch etliche Zivilisationskrankheiten wie<br />
Allergien hierzu rechnen. Besonders von ihnen betroffen sind zahlreiche Kinder und Jugendliche. Der Schutz<br />
unserer Natur ist daher die grundlegende Voraussetzung für ein gesundes und glückliches Leben kommender<br />
Generationen. Wir denken an die Zukunft – auch an die unserer Kinder!<br />
ERFOLGE<br />
Politik, die nicht nur auf wirtschaftliches Wachstum fixiert ist, sondern sich verantwortungsvoll und<br />
vorausschauend für die Bewahrung des Lebens auf unserer Erde einsetzt, muss vor Ort richtungsweisende<br />
Entscheidungen treffen. Das tun wir.<br />
In <strong>Herdecke</strong> haben die Grünen schon viel für Natur und Umwelt erreicht. Nicht nur der Piepensack in<br />
Kirchende wurde – gemeinsam mit zahlreichen engagierten BürgerInnen – vor einer Bebauung bewahrt. Auch<br />
die innerstädtischen Altbaumbestände sind nun durch eine Baumschutzsatzung besser geschützt und viele<br />
Amphibien können im Frühjahr dank zeitweiliger Straßensperrungen wieder sicherer wandern.<br />
Mit grüner Unterstützung werden mittlerweile auch die stadteigenen Waldflächen nachhaltig und naturnah<br />
bewirtschaftet. Und alle Bürger können nicht mehr benötigte CDs nun dem CD-Recycling zuführen. Große<br />
Erfolge grüner Politik in den vergangenen fünf Jahren sind auch die klaren Ergebnisse von Untersuchungen,<br />
die zukünftig für alle <strong>Herdecke</strong>r Planungen eine bedeutende Rolle spielen werden. Hierzu gehören der<br />
Umweltbericht, das Fließgewässer-Konzept, die Quellkartierung und der Stadtökologische Fachbeitrag. Diese<br />
Konzepte sind Datengrundlage und umweltpolitische Leitlinie zugleich. An ihrer Umsetzung wird sich auch die<br />
ökologische Qualität zukünftiger Lokalpolitik messen lassen.<br />
GRÜNZUG-PROGRAMM<br />
In <strong>Herdecke</strong> gibt es noch viele prägende Kleinbiotope wie beispielsweise naturnahe Hecken oder<br />
Trockenmauern.Und größere Biotopstrukturen mit verbindender Funktion, sogenannte Grünzüge, gilt es<br />
ebenso zu bewahren und bei Bedarf anzureichern. Ökologisch besonders bedeutsame und<br />
kulturlandschaftlich wertvolle Gebiete wieder Piepensack, die heimischen Ruhrauen oder das Selmkebachtal<br />
müssen im Rahmen des Landschaftsschutzes, nicht zuletzt auch als Erholungsraum, geschützt werden. Die<br />
Ender Talstraße darf deshalb nicht ausgebaut werden, eine Verbreiterung der Strecke durch das<br />
Landschaftsschutzgebiet lehnen wir strikt ab!<br />
Gleichfalls setzen wir uns für eine zügige Umsetzung der in den vergangenen Jahren schon beschlossenen<br />
oder vorgeschlagenen aber noch nicht begonnenen Maßnahmen ein. Das bedeutet beispielsweise, dass im<br />
kommenden Landschaftsplan der Piepensack endlich als Landschaftsschutzgebiet und Teile des Waldes bei<br />
Gut Schede als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Auch die dringend notwendigen ökologischen<br />
Verbesserungen an unseren Quellen und Bächen müssen umgesetzt werden.<br />
Ein wesentliches Merkmal der Wohnqualität in <strong>Herdecke</strong> ist die Durchgrünung einzelner Stadtteile. Besonders<br />
innerstädtisch gibt es diesbezüglich noch Defizite. Daher müssen hier kleinflächig neue Strukturen geschaffen<br />
werden, zum Beispiel durch Aufwertungen entlang von Fußwegen oder mit einem begrünten „Stadtplatz<br />
Kampstraße“ (dem heutigen Parkplatz).Zur Sicherung und Entwicklung der grünen Freiräume in der gesamten<br />
Stadt ist aus unserer Sicht schließlich ein umfassendes lokales Grünzug- und Freiraumprogramm in<br />
Kombination mit einem Ausgleichsflächen-Management unabdingbar.<br />
FLÄCHENMANAGEMENTUND BODENSCHUTZ<br />
<strong>Herdecke</strong> gehört bei der Flächenversiegelung durch Bebauung zu den negativen Spitzenreitern im gesamten<br />
Regierungsbezirk Arnsberg. Mehr als ein Drittel der gesamten Stadtfläche ist überbaut und pro Person sind<br />
mittlerweile fast 300 m2 Boden versiegelt!<br />
Auch in den vergangenen fünf Jahren, in denen wir im Rahmen der rot-grünen Koalition die Politik vor Ort<br />
stark mitgestaltet haben, ließ sich diese Landschaftszerstörung leider nicht völlig aufhalten. Dennoch hat unser<br />
Mitwirken zu einer deutlichen Verringerung des Flächenverbrauchs geführt. Und diesen Weg wollen wir<br />
weitergehen. Die Vernichtung des natürlichen Bodens auf Kosten von Natur und Lebensqualität muss noch<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 5
stärker eingeschränkt werden. Die schonungslose Politik des ungehemmten Flächenverbrauchs zeigt sich<br />
auch in den bekannten Absichtserklärungen der anderen Parteien, die alle grundsätzlich noch weitere Wohnoder<br />
Gewerbeflächen im Stadtgebiet durchsetzen und ausweisen wollen.<br />
Das Ziel der Grünen ist allerdings ein anderes: Wir wollen die Umkehr zu einer flächenschonenden<br />
Siedlungspolitik mit einem verantwortungsbewussten Flächenmanagement sowie den Verzicht auf weitere<br />
großflächige Neubebauung und wo möglich, auch die Entsiegelung einzelner Flächen. Die Bodenversiegelung<br />
muss gestoppt werden. Um diesen Zielen näher zukommen, soll die Stadt <strong>Herdecke</strong> Mitglied im europäischen<br />
Boden-Bündnis „ELSA“ werden und sich zu einer nachhaltigen Bodenschutzpolitik verpflichten.<br />
HOCHWASSERSCHUTZ<br />
Die Ruhr ist ein stark von Menschen beeinflusstes Gewässer. Seit dem Bau von Hengstey- und Harkortsee<br />
vor über70 Jahren ist der Fluss reguliert. Das Wasser fließt seitdem geregelt und langsamer ab. Dadurch<br />
lagern sich viele Stoffe am Gewässerboden ab und die Seen müssen regelmäßig teuer ausgebaggert werden.<br />
Auch die Fische können nicht mehr wandern: Andererseits sind durch die Stauseen erstklassige Freizeit- und<br />
Erholungsmöglichkeiten entstanden, die heute kaum jemand missen will. Ökologisch bedeutsam ist nicht nur<br />
die Wasserqualität der Ruhr, sondern auch der Hochwasserschutz. Die Überschwemmungsflächen in den<br />
Ruhrauen dürfen daher auf keinen Fall weiter bebaut werden und müssen langfristig erhalten bleiben.<br />
UMWELTSCHUTZ<br />
Noch stärker als bisher geschehen, möchten wir lokale Abfallvermeidungskonzepte und Maßnahmen zur<br />
Luftreinhaltung und zum Lärmschutz in der Stadt entwickeln. Dazu gehört auch die schwierige Problematik in<br />
den Grenzbereichen von Wohn- und Gewerbegebieten, insbesondere am Semberg (Firma WAZ/Vorberg).<br />
Schadstoffeinträge müssen hier deutlich minimiert werden. Im ganzen Stadtgebiet müssen schädliche<br />
Emissionen, klimagefährdende Gase, gesundheitsgefährdende Umweltgifte, Fein- und Feinststäube sowie<br />
Lärm minimiert werden.<br />
VERBRAUCHER- UND NATURSCHUTZ<br />
Besonders wichtig ist den Grünen natürlich ein starker Verbraucherschutz. Konkrete Einflussmöglichkeiten vor<br />
Ort bestehen zum Beispiel bei der Agro-Gentechnik. Hier setzen wir uns auch zukünftig dafür ein, dass keine<br />
gentechnisch veränderten Pflanzen im Stadtgebiet angebaut werden und dass im Verantwortungsbereich der<br />
Stadt, so bei der Mittagsverpflegung in den Schulen, kein „Gen-Food“ angeboten wird. Im Falle eines bekannt<br />
werdenden oder geplanten Einsatzes gentechnisch veränderte Organismen oder Produkte sehen wir die Stadt<br />
in der Pflicht, die Bevölkerung umfassend und umgehend zu informieren.<br />
Im ehrenamtlichen Natur- und Umweltschutz treten wir für eine klare Unterstützung der hier tätigen Vereine<br />
durch die Stadt ein. Wir schlagen deshalb vor, dass in Zukunft etwa halbjährlich ein „Runder Tisch<br />
Naturschutz“ von der Verwaltung einberufen wird. Mit dem Ziel des gegenseitigen Informationsaustausches<br />
könnten so anstehende Vorhaben frühzeitig beraten und koordiniert werden.<br />
UMWELTBEWUSSTSEIN INDER STADTVERWALTUNG<br />
Auch in der Stadtverwaltung kann noch vieles getan werden. So hat sich die Stadt zwar zur Lokalen Agenda<br />
und zum Klimabündnis bekannt, und auch beim Energiesparen ist bereits viel erreicht, doch werden die<br />
Möglichkeiten der umweltfreundlichen Beschaffung nur ungenügend ausgeschöpft. Nach wie vor lässt die<br />
Stadt vieles auf weißem Papier drucken, wofür zahlreiche Bäume gefällt werden müssen. Und der vollständige<br />
Verzicht auf Tropenholz bei Neuanschaffungen ist ebenfalls nicht dokumentiert.<br />
KERNZIELE:<br />
• Mehr Landschafts- und Naturschutz<br />
• Lokales Grünzug- und Freiflächenprogramm<br />
• Aktiver Flächen- und Bodenschutz<br />
• Maßnahmenumsetzung an Quellen und Fließgewässern<br />
• Ökologischer Hochwasserschutz an der Ruhr<br />
• Gentechnik-freie Landwirtschaft<br />
• Wirksamer Umweltschutz<br />
Nur mit einer starken Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im <strong>Herdecke</strong>r Rat haben all diese Ziele eine Chance!<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 6
Bauliche Stadtentwicklung<br />
Für eine nachhaltige Raumplanung!<br />
In den vergangenen Jahrzehnten wurde in <strong>Herdecke</strong> vor allem im Kirch- und Westender Raum so viel gebaut,<br />
dass heute praktisch keine einzige Fläche mehr für die Neuanlage zusammenhängender Wohn- oder<br />
Gewerbegebiete zur Verfügung steht. Umso wichtiger ist es, mit den bestehenden nur sehr kleinen<br />
Restflächen sorgfältig umzugehen und im Umkehrschluss vorhandene Brachflächen (Industrie- und<br />
Gewerbebrachen)neu in die Flächenpolitik einzubeziehen. Nachhaltigkeit bedeutet an dieser Stelle<br />
ökologische Weitsicht und planerische Sensibilität.<br />
Im Folgenden wollen wir Ihnen an einigen Plangebieten und Projekten unsere Vorstellungen aufzeigen:<br />
BAHNHOF – LADESTRAßE<br />
Das Bahnhofsareal ist ein Grünes Projekt, das den dringend notwendigen Ausbau des ÖPNV, die Anbindung<br />
der Bahn an die Buslinien, und die städtebauliche Überplanung einer innerstädtischen Brachfläche verbindet.<br />
Es entsteht bald ein Quartier mit hoher Wohnqualität. Stadtnahes Wohnen in ruhiger Umgebung mit direkter<br />
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr bietet für Familien, Singles und ältere Mitbürger gleichermaßen<br />
Anreize. Die mit diesem Wohnbauprojekt verbundene Neugestaltung des Bahnhofs und die damit einher<br />
gehende Anbindung des ÖPNV an die Bahn ist den Grünen seit Jahren ein Anliegen, denn die Reduzierung<br />
des Individualverkehrs lässt sich nur durch das Angebot eines attraktiven ÖPNV erreichen.<br />
GEWERBEGEBIETE<br />
Auf Grund fehlgeleiteter Flächenpolitik in den vergangenen Jahrzehnten sind die Gewerbegebiete <strong>Herdecke</strong>s<br />
nicht nur ausgereizt, sie sind zudem durch zu nachsichtige Auslegung der Genehmigungs-Voraussetzungen<br />
all zu oft durch Wohnobjekte belegt und durch Brachflächen nicht mehr existierender Firmen gekennzeichnet.<br />
Um einen gewissen Pool an Reserveflächen für interessierte Unternehmen vorhalten zu können, ist es<br />
dringend an der Zeit die Gewerbegebiete zu analysieren und zu überplanen. Ein erster Schritt wäre hier die<br />
Aufnahme und Bewertung des Bestands. Darüber hinaus muss die Förderung Interkommunaler<br />
Gewerbegebiete weiter vorangetrieben werden.<br />
STADTPLÄTZE<br />
Die Strukturen in der Stadt haben sich auf Grund des gesellschaftlichen Wandels über die Jahre verändert.<br />
War es noch vor einiger Zeit politischer Wille, kein Neben- oder Konkurrenzzentrum zur <strong>Herdecke</strong>r Innenstadt<br />
zu schaffen, so lässt sich diese Forderung heute so nicht mehr aufrecht erhalten. Das größte Nebenzentrum<br />
ist auf Grund der alten Wohnungsbaupolitik auf Ender Gebiet gewachsen, wurde aber infrastrukturell<br />
vernachlässigt.<br />
Dem wird in Ende jetzt mit der Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten zur Deckung des täglichen Bedarfs<br />
begegnet. Nach einem Planungsprozess mit Einbindung der Bürgerschaft wird nun mit mehrheitlichem Willen<br />
der BürgerInnen Rechnung getragen. Der Neubau eines nicht unumstrittenen Einkaufszentrums(EKZ)<br />
Kirchende ist geplant und der Baubeginn absehbar.<br />
Es gibt in <strong>Herdecke</strong> aber auch Stadtbezirke, die bis heute wenig Beachtung finden und in denen sich die<br />
Infrastruktur immer mehr reduziert, wie zum Beispiel auf dem Nacken und am Herrentisch. Zwar ist auf dem<br />
Nacken ein Einkauf von Lebensmitteln möglich, dennoch sind einige Dienstleister, wie Sparkasse, Bank und<br />
Post dort schon längst nicht mehr vor Ort. Diese Geschäfte müssen in der <strong>Herdecke</strong>r Innenstadt erledigt<br />
werden. Am Herrentisch sind die Probleme ähnlich gelagert. Zusätzlich ist die Anbindung an den ÖPNV<br />
unbefriedigend. Hier wäre die Gestaltung des Heinrich-Heine-Platzes als Stadtteilplatz aus städtebaulicher<br />
Sicht unter geringem Aufwand möglich, da er teilweise schon vorhanden ist. Dies würde nicht nur zur<br />
Identifikation mit dem Quartier beitragen, sondern auch Raum für die Ansiedlung von Läden oder<br />
Dienstleistern bieten und somit eine Steigerung der Lebensqualität bedeuten.<br />
WESTFALIA – RUHRPROMENADE<br />
Eine der größten städtebaulichen Herausforderungen wird an die Stadt <strong>Herdecke</strong> durch den baldigen<br />
Standortwechsel der Firma WestfaliaSurge heran getragen. Eine Industriefläche großen Ausmaßes wird frei<br />
und bietet bald Raum für Neugestaltungen.<br />
Gekennzeichnet ist diese bereits bebaute Fläche im Überschwemmungsbereich der Ruhr – in Kombination mit<br />
den südlich angrenzenden Grünflächen am Fluss, der „Ruhrpromenade“ –einerseits durch ihre hohe<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
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ökologische Bedeutung und ihren potentiellen Naherholungswert. Andererseits bietet sie auch die Möglichkeit<br />
einer stadtnahen umweltverträglichen Bebauung. All diese Faktoren müssen auf fürsorgliche und sensible<br />
Weise miteinander verbunden werden. Eine Wohnbebauung mit eingestreuten Gewerbeeinheiten,<br />
aufgelockert durch Grünzonen, ist hier wünschenswert. Denkbar wäre auch die strukturelle Erweiterung des<br />
Innenstadtbereiches mit seinen Ladenzonen, ohne ein Konkurrenzzentrum in nächster Nähe entstehen zu<br />
lassen.<br />
Die Öffnung der Stadt zur Ruhr – oder umgekehrt die Öffnung der Ruhr zur Stadt – könnte hier in ganz neuen<br />
Dimensionen verwirklicht werden. Die Schaffung eines grünen, verkehrsfreien Zugangs zur Ruhr, der<br />
angenehm zu Fuß oder mit dem Rad nutzbar ist, würde die Innenstadt deutlich aufwerten. Gleichzeitig<br />
könnten so auch Stadtfremde „Ruhr-Touristen“ vom Uferweg weg zu einem kleinen Ausflug ins Stadtzentrum<br />
verführt werden.<br />
Für Bündnis 90/Die Grünen hat die Idee einer besser erlebbaren und attraktiver mit der Stadt verbundenen<br />
Ruhroberste Priorität. So haben wir kürzlich auch gegen die Baugenehmigung für einen hiesigen<br />
Wassersportverein außerhalb des vorgesehenen Baufensters und zu Lasten des freien Ruhrzugangs<br />
gestimmt. Diese Entscheidung haben wir allein auf Grund sachlicher Gesichtspunkte getroffen und damit,<br />
anders als die übrigen Parteien, damit bewusst keine Klientelpolitik betrieben, die nur auf Wählerstimmen<br />
schielt. Das Westfalia-Gebiet darf nicht zu einem von der Innenstadt abgeschirmten Edel-Wohnviertel oder<br />
aber einem großen Betonklotz werden, sondern sollte durch eine begrünte Wohnstraße mit dem Zentrum<br />
verbunden werden. Keinesfalls darf in der Bilanz mehr Fläche versiegelt werden, als das bislang der Fall ist.<br />
Schnell wird deutlich, dass dieses komplexe Thema eine nachhaltige und fundierte Planung erfordert. Und es<br />
müssen dabei – allen voran die <strong>Herdecke</strong>r Bürgerinnen und Bürger – Städteplaner, Ökologen, Verkehrsplaner,<br />
Politik, Stadtverwaltung, Einzelhändler und <strong>Herdecke</strong>r Vereine einbezogen und gehört werden.<br />
HGWG<br />
Wohnraum muss heute anders bewertet und gestaltet werden als noch vor15 Jahren. Der Grund:<br />
Bevölkerungsrückgang, Alterung der Gesellschaft, veränderte Lebensbedingungen und Familienstrukturen.<br />
Neuer Wohnraum sollte flexibel und veränderbar angelegt sein. Die Ausstattung mit Balkon oder Garten wird<br />
heute bei attraktiven Wohnungen vorausgesetzt. Bestehender Wohnraum wird durch seine Kleinteiligkeit und<br />
den fehlenden Zugang zum Außenbereich nur schwer angenommen.<br />
Diese veränderten Ansprüche bedeuten auch für die HGWG eine Umstrukturierung ihres Bestands an<br />
Mietobjekten. Kleine Wohneinheiten (WE) können heute schon zu einer Wohneinheit zusammen geschlossen<br />
werden, was in der Praxis auch bereits geschieht. Der nächste Schritt wäre, mehrere kleine WE zu einer WE<br />
im Einfamilienhaus-Charakter mit Garten zusammen zu legen, die weiterhin auf Mietbasis angeboten wird.<br />
Alternativ kann den Mietern die Möglichkeit eines Eigentumserwerbs an diesem neugestalteten Wohnraum<br />
eröffnet werden. Ein erster Schritt in diese Richtung ist auch hier eine Aufnahme und Bewertung des<br />
Bestandes, um anschließend die weitere Vorgehensweise vernünftig abzustimmen.<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
Den Anforderungen an die Unterhaltung von Gebäuden aller Art werden in den kommenden Jahrzehnten ganz<br />
neue Bedeutungen zukommen. Dies gilt im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens besonders wegen der immer<br />
größeren Finanzschieflage der Kommunen. An dieser Stelle greift das schon von vielen Kommunen<br />
praktizierte„Facility Management“ (FM), für das es kein adäquates deutsches Wort gibt. FM meint die<br />
Betrachtung, Analyse und Optimierung aller kostenrelevanten Vorgänge rund um ein Gebäude, ein anderes<br />
bauliches Objekt oder eine im Unternehmen erbrachte (Dienst-) Leistung, die nicht zum Kerngeschäft gehört.<br />
Kurz gesagt umfasst FM den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Diese müssen ganzheitlich begriffen<br />
werden – Technik, Nutzen und Wirtschaftlichkeitin Einklang sein.<br />
Schließlich geht es in <strong>Herdecke</strong> auch darum, alle Gebäude, die wichtige Vermögensgegenstände darstellen,<br />
zukunftsfähig zu machen. Aus Grüner Sicht sollten Gebäude letztlich nicht vorschnell dem Abriss geopfert<br />
werden, sondern die Möglichkeit bekommen,„in Würde zu altern“. Dies gilt insbesondere für die historischen<br />
Fachwerk- und Bruchsteinhäuser der Altstadt und in Ende. Dadurch kann ein vertrautes Stück Stadt und lokale<br />
Identität bewahrt werden.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
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Immissionsschutz<br />
Keine Bauschutt-Berge am Semberg!<br />
Ein Arbeits-Schwerpunkt der grünen Ratsfraktion in den vergangenen Jahren war der Kampf gegen die<br />
erheblichen Belästigungen der Nachbarschaft durch die Abfallbeseitigungsanlage WAZ/Vorberg an der<br />
Nierfeldstraße.<br />
EINSATZ FÜR BÜRGERINTERESSEN<br />
Zur Erinnerung: Die Grünen hatten als einzige Fraktion im <strong>Herdecke</strong>r Rat 1999gegen die Genehmigung der<br />
Anlage gestimmt. Und unsere damaligen Bedenken bewahrheiteten sich in erschreckender Form. Eine<br />
uneindeutige Betriebsgenehmigung des Staatlichen Umweltamtes (StUA) Hagen ermunterte WAZ/Vorberg<br />
offenbar zum Aufschütten immer höherer Bauschutt- und Abfallberge, von denen übermäßige<br />
Staubemissionen ausgehen. Und trotz gegenteiliger Zusagen setzte die Firma schon bald eine lärmende<br />
Bauschutt-Brechanlage ein.<br />
In enger Kooperation mit der Bürgerinitiative Semberg befassten die Grünen wiederholt den zuständigen<br />
Ausschuss mit entsprechenden Anträgen, machten sich durch Akteneinsicht sachkundig, schalteten den<br />
Regierungspräsidenten und auch das Umweltministerium in Düsseldorf ein.<br />
Unser Einsatz war erfolgreich: Das Umweltministerium ließ eine Mess-Station aufstellen, die die Emissionen<br />
Tag und Nacht überwacht und entschied, dass der Brecher-Einsatz nicht legal sei. Der EN-Kreis forderte den<br />
Betrieb auf, die Abfallberge abzuräumen und das StUA verlangte Maßnahmen zur Staub- und<br />
Lärmreduzierung.<br />
Aber die Firma blieb hart: Gegen alle Verfügungen legte sie Widerspruch ein, so dass nun langwierig die<br />
Gerichte entscheiden müssen. Deshalb ist die grüne Ratsfraktion Ende Mai 2004 mit Vertretern der<br />
Bürgerinitiative Semberg ins Umweltministerium nach Düsseldorfgefahren. Nach diesen Gesprächen gehen<br />
wir davon aus, dass seitens des Ministeriums weiterhin alles dafür getan wird, die Belastungen der<br />
BürgerInnen zu reduzieren.<br />
So darf es am Semberg nicht mehr weiter gehen. Auch zukünftig wird daher das Thema WAZ/Vorberg ein<br />
Schwerpunkt unserer Arbeit im Rat sein.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
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Verkehrssituation in <strong>Herdecke</strong><br />
ÖPNV und nachhaltige Verkehrsentwicklung!<br />
Untersuchungen des Umweltbundesamtes und des Landesumweltamtes brachten es an den Tag: Die Luft im<br />
<strong>Herdecke</strong>r Stadtgebiet ist innerstädtisch, bedingt durch den starken Kfz-Verkehr, schlechter als in vielen<br />
Teilendes Ruhrgebietes. Aber auch der Lärm wird in vielen Teilen der Stadt immer mehr zum Problem, wie<br />
jüngste Umfrageergebnisse deutlich zeigen.<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
Die Luft- und damit Lebensqualität in <strong>Herdecke</strong> muss also besser werden. Dazu sollten folgende Ziele<br />
verwirklicht werden:<br />
• Verringerung des PKW- und LKW-Verkehrs in <strong>Herdecke</strong><br />
• Verbesserung des Bus- und Bahnangebotes<br />
• Schaffung einer „Stadt der kurzen Wege“<br />
• Schaffung eines attraktiven und besonders für Kinder sicheren Fuß- und Radwegenetzes<br />
• Parkzeit-Beschränkungen zur Verhinderung des Dauerparkens und zur Vermeidung von<br />
Parkplatzsuchverkehr<br />
• Weitere Verkehrsberuhigung, Tempo-30-Straßen, Lärmvermeidung<br />
• Stauvermeidung zur Schadstoffreduktion, beispielsweise durch den Bau von Kreisverkehren<br />
VERKEHRSENTWICKLUNG<br />
Derzeit ist noch ein Ingenieurbüro mit der Erarbeitung eines nachhaltigen Verkehrsentwicklungsplanes (nVEP)<br />
beauftragt, in dem konkrete Verbesserungsmaßnahmen vorgeschlagen werden. Die Erarbeitung des nVEP ist<br />
Teil eines bundesweiten Modellprojektes und hat Vorbildcharakter für viele andere Kommunen. Zusammen mit<br />
Vertretern des Rates und interessierten Bürgerinnen und Bürgern wurden in verschiedenen Workshops<br />
Vorschläge diskutiert. Der nVEP soll noch in diesem Jahr verabschiedet werden. Dieser Plan ist ein großer<br />
Erfolg der rot-grünen Koalition. Aber die Umsetzung wird in der nächsten Legislaturperiode nur dann gelingen<br />
können, wenn eine starke Grüne Ratsfraktion verhindert, dass Lobbygruppen seine Realisierung blockieren.<br />
Vieles kann erst in nächster Zeit verwirklicht werden. Aber bislang gilt schon Folgendes: Zahlreiche Tempo-30-<br />
Zonen, wie in der Hauptstraße, habenden Verkehr in <strong>Herdecke</strong> leiser und sicherer gemacht. In naher Zukunft<br />
werden die Busse den <strong>Herdecke</strong>r Bahnhof ansteuern, um ein leichtes Umsteigen von Bus zu Bahn und<br />
umgekehrt zu ermöglichen. Und der Fuß- und Radweg an der Dortmunder Landstraße, der Wittener<br />
Landstraße sowie am Kirchender Dorfweg wurde neu angelegt. Ein zuvor gefährliches Zwischenstück konnte<br />
so entschärft werden.<br />
BESSERER NAHVERKEHR<br />
Der Halbstundentakt der Volmetalbahn und die Ausdehnung des Verkehrs bis Mitternacht müssen endlich<br />
verwirklicht werden. Gleichfalls ist der Ausbau des mangelhaften Nachtbusverkehrs, auch in Richtung<br />
Dortmund, notwendig. Die Trennung der Buslinien 518und 450 an der Schanze sollte so schnell wie möglich<br />
wieder rückgängig gemacht werden; eine direkte Anbindung an den Dortmunder 10-Minuten-Takt bei<br />
Kirchhörde ist dabei anzustreben. Auch die völlig unattraktive Buslinie 374 muss aus Grüner Sichteinen<br />
anderen Streckenverlauf bekommen. Sie sollte endlich in zwei Schnellverbindungen von Schanze/Schraberg<br />
bzw. von West-/Kirchende zur Innenstadt aufgeteilt werden.<br />
Desweiteren könnten Nacken und Sonnenstein/Herrentisch durch einen innerstädtischen Pendelbus mit der<br />
Innenstadt verbunden werden. Insbesondere für das Westender Gemeinschaftskrankenhaus wäre zudem die<br />
Einrichtung eines Midibusses oder zumindest eines Anrufsammeltaxis (AST)über die Ender Talstraße zum<br />
Bahnhof Wetter sinnvoll. Schließlich müssen die Radwege zu einem tauglichen Radwegenetz verbunden<br />
werden, und die <strong>Herdecke</strong>r Unsitte, dass Radwege an Straßeneinmündungen und Haltestellen unterbrochen<br />
sind, muss endlich abgeschafft werden. „Mobilität für alle“ darf nicht heißen, „Autofahren für alle“, sondern<br />
kann nur über gezielte Verbesserungen im Öffentlichen Verkehr erreicht werden. Insbesondere die Situation<br />
der auf die ÖPNV-Nutzung angewiesenen Kinder und Jugendlichen, Behinderten und etlichen SeniorInnen ist<br />
in entsprechende Überlegungen einzubeziehen. In <strong>Herdecke</strong> muss es daher möglich werden, jeden wichtigen<br />
Ort in angemessener Zeit mit Bahn und Bus zu erreichen. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die hiesigen Linien<br />
eher wenig von der Stadt selbst beeinflusst, sondern vor allem in Schwelm und Hagen sowie beim<br />
Verkehrsverbund VRR geregelt werden. Daher sollte <strong>Herdecke</strong> gegenüber den „Großen“ des ÖPNV verstärkt<br />
eine eigene detailscharfe Position entwickeln und die Interessen der Bürgerschaft offensiv vertreten.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
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Kommunale Finanzpolitik<br />
Schuldenabbau durch sinnvolles Haushalten!<br />
<strong>Herdecke</strong> ist in den vergangenen Jahren nicht von der kommunalen Finanzkrise verschont geblieben.<br />
Fehlende Gewerbesteuerzahlungen, wegfallende Zuschüsse von Bund und Land und immer mehr Aufgaben<br />
haben dazu geführt, dass die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr decken konnten. Wie viele andere<br />
Kommunen musste auch <strong>Herdecke</strong>1997 ein Haushaltsicherungskonzept aufstellen. Als eine von wenigen<br />
Kommunen hat <strong>Herdecke</strong> aber durch strikte Ausgabendiziplin und ein vorbildliches Finanzmanagement den<br />
Ausweg aus der Krise gesucht und gefunden.<br />
GEWERBESTEUER-DEFIZITE<br />
Eine Neuverschuldung wurde so vermieden und die Defizite wurden abgebaut. Allerdings hat die Situation<br />
auch dazu geführt, dass Investitionen in städtische Gebäude und Infrastruktur erheblich zurück gegangen<br />
sind. Mit dem Haushalt 2004 geht die Stadt erneut mit 3,5 Millionen Euro in die Haushaltssicherung. Gründe<br />
hierfür sind einerseits die nicht ausreichenden Gewerbesteuerzahlungen, die sich in einem Bereich der frühen<br />
90er Jahre bewegen und drastische Mittelkürzungen bei den Schlüsselzuweisungen sowie vermehrte<br />
Sozialhilfekosten andererseits. Aus eigener Kraft ist ein Ausgleich durch Mehreinnahmen kaum noch möglich,<br />
da alle Stellschrauben, wie der Hebesatz bei der Gewerbesteuer schon ausgereizt sind. Und zwar auch dann,<br />
wenn alle freiwilligen Aufgaben der Stadt, angefangen bei Jugendzentren, über Musikschule zum Freibad<br />
geschlossen oder privatisiert würden.<br />
GEMEINDEFINANZREFORM<br />
Deshalb ist auch für die Stadt <strong>Herdecke</strong> entscheidend, dass es zu einer einschneidenden<br />
Gemeindefinanzreform kommt. Nur wenn die Städte überhaupt wieder eine Handlungsoption erhalten, können<br />
Investitionen vor Ort getätigt werden. Wegen der auf geringem Niveau verharrenden Gewerbesteuer-<br />
Einnahmen ist langfristig durch diese nicht mit einer Konsolidierung des städtischen Haushaltes zu rechnen.<br />
Das Gewerbesteuer-Aufkommen liegt bereits seit Jahren unter dem Aufkommender Einkommenssteuer. Somit<br />
profitiert <strong>Herdecke</strong> intensiv von seiner guten Wohnlage am Rande des Ruhrgebietes. Um diesen Stand zu<br />
halten, ist es zwingend notwendig, auf ein„qualitatives Wachstum“ zu setzen. Eine sparsame Flächennutzung<br />
ist Voraussetzung dafür. Hier ist es den Grünen in der Zukunft wichtig, dass innerstädtisch der Altersmix durch<br />
Angebote für junge Familien ausgewogen bleibt, damit Vorteile durch die Anteile an der Einkommenssteuer<br />
stetig bleiben.<br />
STÄRKUNG DER WIRTSCHAFT<br />
Trotz dieser Priorität ist die Lage der <strong>Herdecke</strong>r Wirtschaft künftig zu stärken. Nur etwa zehn Firmen in<br />
<strong>Herdecke</strong> leisten nennenswerte Beiträge zum Gewerbesteueraufkommen. Deshalb ist jeder weitere Ausfall<br />
einer dieser Firmen eine mittelschwere Katastrophe. Erschwert wird die Situation durch das Fehlen von<br />
Flächen für die Ansiedlung neuer Gewerbe. Lediglich Gahlenfeld IV käme infrage. Allerdings sind das nur 2<br />
Hektar und eine Bebauung lehnen wir wegen der ökologischen Wertigkeit des Gebietes ab. Zwingend<br />
notwendig ist es deshalb auf interkommunale Kooperationen zu setzen und die vorhandenen Gewerbegebiete<br />
durch ein Gewerbeflächen-Management zu überplanen. Hier muss die Stadt vorrangig ihren Einfluss geltend<br />
machen, um die Neuansiedlung innovativer Firmen zu ermöglichen. Positiver Lichtblick für die nächsten Jahre<br />
ist die freiwerdende Fläche von WestfaliaSurge, die nach dem Umzug nach Hamm in den kommenden Jahren<br />
neu entwickelt werden kann. Eine weitere Forderung zur Konsolidierung des Haushalts ist eine veränderte<br />
Förderung des Landes für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Hier haben <strong>Herdecke</strong> und andere Kommunen<br />
trotz Haushaltsdefizit erhebliche Anstrengungen unternommen, die den Vorgaben einer zukunftsfähigen<br />
Planung des Landes entsprechen. Dies sollte vom Land honoriert werden, indem für diese Städte erhöhte<br />
Fördermittel zur Verfügung stehen, und somit gleichzeitig ein Anreiz für andere Städte geschaffen wird.<br />
KERNZIELE:<br />
• Strikten Sparkurs beibehalten<br />
• Gemeindefinanzreform schnell umsetzen<br />
• Qualitatives Wachstum um Einnahmen aus Einkommenssteuer langfristig zu sichern<br />
• Bestehende Gewerbegebiete überplanen und Rückkäufe planen, um Möglichkeiten für Neuansiedlungen zu<br />
schaffen<br />
• Interkommunale Gewerbegebiete anstreben<br />
• Veränderte Förderpolitik durch das Land für Nachhaltige Stadtentwicklung<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 11
Stadtmarketing<br />
Anderer Blickwinkel mit neuen Perspektiven!<br />
Sinkende Gewerbesteuerzahlungen der Unternehmen und Leerstände beiden Geschäften in der<br />
Fußgängerzone sind sichtbare Zeichen dafür, dass die generelle wirtschaftliche Krise nicht vor unserer Stadt<br />
Halt macht. Die Kommunalpolitik ist jetzt verantwortlich dafür, Strukturen zu schaffen, die sich belebend auf<br />
die Wirtschaftskraft der <strong>Herdecke</strong>r Unternehmen auswirken.<br />
BESSERES STADTMARKETING<br />
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing müssen integrative und langfristig wirkende Konzepte finden, um die<br />
Krise zu bewältigen. Was erwartet die lokale Wirtschaft an strukturellen Förderungen? Welche Konzepte<br />
können erfolgreich sein? Wie können im Konzert der umliegenden großen Städte Nischen gefunden werden?<br />
Mit einer eigens für das Stadtmarketing geschaffenen Stelle soll die derzeitige Situation analysiert, ein<br />
Konzept für ein Alleinstellungsmerkmal gefunden und die Umsetzung angegangen werden. Stadtmarketing<br />
muss dabei Bestandteil kooperativer Stadtentwicklungspolitik sein. „Marketing“ bedeutet, ein „Produkt zu<br />
verkaufen“, indem man es entwickelt, verbessert und bekannt macht. Es muss also vielmehr sein als bloße<br />
Werbung für den bestehenden Einzelhandel.<br />
Das Stadtmarketing hat auch die Aufgabe, Stärken und Schwächen <strong>Herdecke</strong>s gründlich zu analysieren.<br />
Danach müssen Leitbilder entwickelt und Entscheidungen getroffen werden, um <strong>Herdecke</strong> für Auswärtige,<br />
aber vor allem auch für die EinwohnerInnen anziehender und (er-)lebenswerter zumachen. In diesen Prozess<br />
ist die Bevölkerung unbedingt mit einzubeziehen. Diese Leitbilder müssen gleichfalls sämtliche Bereiche<br />
abdecken sowie sich gegenseitig ergänzen. Es kann nicht nur vordergründig um die Einkaufssituation gehen.<br />
Zu den inhaltlichen Bereichen zählen auch Kultur, Natur, Tourismus, Wirtschaft und die Wohnqualität in<br />
unserer Stadt. Damit nicht genug, Produkte, Dienstleistungen sowie Gastronomie und Hotellerie der Stadt<br />
spielen genauso eine Rolle und ergeben letztlich zusammen das„Produkt Stadt“.<br />
KOOPERATION<br />
Stadtmarketing ist also nicht nur kommunale Öffentlichkeitsarbeit oder bloße Standortwerbung sondern<br />
vielmehr kooperative Stadtentwicklungspolitik. Die Form des Stadtmarketings, die von den Grünen angestrebt<br />
wird, ist als menschenorientierter Entwicklungsprozess für eine lebenswerte und damit attraktivere Stadt zu<br />
verstehen. Ein wesentlicher Schritt auf diesem Wegstellen daher die Ergebnisse der ersten Lokalen Agenda<br />
21-Befragung dar. Wichtig ist es nun, historische Gegebenheiten und charakteristische Besonderheiten<br />
<strong>Herdecke</strong>s heraus zuarbeiten und bewusst zu nutzen. Denn nur wer sich mit der Stadt identifiziert, wird an<br />
ihrer Verbesserung interessiert sein.<br />
POTENTIALE<br />
Was ergibt sich daraus für das Stadtmarketing in <strong>Herdecke</strong>? Zunächst einmal die breite Verankerung der<br />
Arbeit in der Bevölkerung und die Loslösung von einem reinen Wirtschaftsförderungsdenken. Andererseits<br />
bedeutet es die Besinnung auf die Möglichkeiten <strong>Herdecke</strong>s, die in den ausgedehnten Wäldern, der ruhigen<br />
und dennoch zentralen Lage am Ufer der Ruhr, den hiesigen Firmen sowie dem Altstadtviertel liegen.<br />
Ferner bedeutet es aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit von Stadt und Gemeinschaftskrankenhaus.<br />
Schließlich ist <strong>Herdecke</strong> gerade und vor allem wegen des Krankenhauses überregional bekannt. Und dessen<br />
Beziehung zu der in der Nachbarstadt angesiedelten Universität Witten/<strong>Herdecke</strong> sollte ebenfalls deutlicher<br />
herausgestellt werden. Bislang nutzt die Stadt <strong>Herdecke</strong> die sich hier bietenden Chancen völlig unzureichend.<br />
Die <strong>Herdecke</strong>r Grünen sind für ein strukturell in die Verwaltung eingebundenes und damit von einzelnen<br />
Firmeninteressen unabhängiges Stadtmarketing, das offen mit allen wichtigen Gruppen zusammenarbeitet.<br />
Wir wollen eine sachliche und konstruktive Diskussion des Marketing-Leitbildes in der Öffentlichkeit und<br />
verstehen Stadtmarketing als ganzheitlichen Prozess, der die eigenen Interessen zum Wohle der Stadt in den<br />
Hintergrund stellt und gesellschaftliches Engagement und die Übernahme sozialer Verantwortung durch<br />
möglichst viele Menschen dieser Stadt beinhaltet. Nur so lassen sich Visionen und Perspektiven für <strong>Herdecke</strong><br />
<strong>gestalten</strong>, die dem demografischen Wandel begegnen, das soziale Miteinander in unserer Stadt sichern und<br />
<strong>Herdecke</strong>s Attraktivität erhalten und ausbauen.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 12
Kulturpolitik<br />
Lebendige Stadtkultur in <strong>Herdecke</strong>!<br />
Kennzeichnend für <strong>Herdecke</strong> ist der Reichtum an kultureller Eigeninitiative von Bürgerinnen und Bürgern.<br />
Kulturelle Leistungen und Einrichtungen, die ihre Existenz und ihre Lebendigkeit nicht oder nur am Rande<br />
städtischer Kulturpolitik verdanken, sind oft wesentlich bedeutender und zahlreicher als das von Seiten der<br />
Stadt Bewirkte.<br />
PRIVATINITIATIVEN STÄRKEN KULTUR<br />
Kommunale Kulturpolitik in <strong>Herdecke</strong>: Das waren bisher im Wesentlichen die Städtische Musikschule, einige<br />
Boulevardtheateraufführungen im Ruhrfestsaal und die Maiwoche, die jedoch wie die Ruhr-Galerie nur durch<br />
ehrenamtliches Engagement lebt. Demgegenüber haben privat initiierte und getragene kulturelle Aktivitäten<br />
wie das Stiftstheater, die Filminitiative bzw. das Onikon, die Konzertreihen sowie das Konzerthaus der Werner<br />
Richard-Dr.Carl Dörken-Stiftung und die Weltmusikreihe der Kneipe Olle Bé mehr als nur lokale Bedeutung.<br />
Leihgaben <strong>Herdecke</strong>r Künstlerinnen und Künstler werten die Ruhrwiesen auf. In der Stadt leben auch mehrere<br />
KünstlerInnen, die bundesweit in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten sind und regelmäßig in<br />
wichtigen deutschen Galerien und Museen ausstellen. Einige öffnen ihre Ateliers auch für Ausstellungen.<br />
Daneben gibt es eine ganze Reihe von Freizeitkünstlerinnen und -künstlern, die auf beachtlichem Niveau<br />
arbeiten und ausstellen sowie teilweise privaten Zeichen- oder Malunterricht erteilen.<br />
Einige BürgerInnen betreiben, vor allem im Rahmen des <strong>Herdecke</strong>r Heimat- und Verkehrsvereins, rege<br />
stadtgeschichtliche Forschungen, die unter anderem in den „<strong>Herdecke</strong>r Blättern“ ein viel beachtetes Forum<br />
finden. Gelegentlich fließt diese Tätigkeit in die Umgestaltung des öffentlichen Raume sein. Beispiele sind der<br />
energiewirtschaftliche Wanderweg in <strong>Herdecke</strong> und die Beschilderung der Baudenkmäler in der Altstadt. Von<br />
großer Bedeutung für das kulturelle Leben in <strong>Herdecke</strong> ist das Sponsoring, insbesondere der Werner Richard-<br />
Dr. CarlDörken-Stiftung und der Stadtsparkasse <strong>Herdecke</strong>.<br />
AKTIVE KULTURPOLITIK IST GEFRAGT<br />
Die Kulturpolitik der Stadt <strong>Herdecke</strong> ist im Wesentlichen reaktiver Natur. Sie unterstützt zumeist vorhandene<br />
Initiativen punktuell oder logistisch. An aktiver Kulturpolitik der Stadt und vor allem des Rates mangelt es<br />
jedoch in <strong>Herdecke</strong>. Diese aktive Form der Kulturpolitik sollte an vorhandene Stärken anknüpfen, sie bündeln<br />
und einen Rahmen für verschiedene Aktivitäten finden. Hierdurch können Synergieeffekte erzeugt und das<br />
kulturelle Leben in der Stadt zielgerichtet entwickelt werden. Solch eine organisatorische Förderung der<br />
heimischen Kulturszene schließt auch eine bessere Koordinierung des Sponsorings ein. Und sie kann zu einer<br />
enormen Vitalisierung der Stadt führen. In diesem Sinne würden wir uns freuen, wenn die bereits mehrfach<br />
vorgetragene und in kleinem Rahmen bereits verwirklichte Idee, in den leerstehenden Geschäftsräumen eine<br />
koordinierte Kunst-Ausstellung zu organisieren, bald offizielle Unterstützung erfahren würde. Eventuell wäre so<br />
etwas nicht nur strukturell von der Stadt zu unterstützen, sondern auch finanziell von Sponsorenseite durch<br />
Ausschreibung eines attraktiven Wettbewerbs.<br />
Realisiert werden können solche Ideen am besten in regelmäßigen Abständen, vielleicht alle zwei Jahre, denn<br />
das bietet der Stadt die Möglichkeit, ein weiteres kreatives „Markenzeichen“ vielleicht auch überregional zu<br />
etablieren. Eine aktive Kulturpolitik setzt voraus, dass die städtische Kulturpolitik nicht länger in den<br />
Kulturverein abgeschoben wird. Vielmehr sollte sie zukünftig wieder da thematisiert und organisiert werden,<br />
wo Politik entwickelt, beschlossen und ausgestaltet wird: im Kulturausschuss, im Rat und in der Verwaltung.<br />
JUNGE MENSCHEN EINBEZIEHEN<br />
Schließlich gehört zu einer guten Kulturpolitik aber auch ein breiteres Angebot für Jugendliche und junge<br />
Erwachsene. Hier gibt es noch etliche Möglichkeiten, die hier vor Ort nur sehr selten genutzt werden (vom<br />
Diskoabend, übers Rock-Konzert bis hin zum Straßentheater).<br />
Zukünftig sollten deshalb in diesem Zusammenhang besonders auch die Möglichkeiten der städtischen<br />
Homepage genutzt werden, um mit dieser jungen Benutzergruppe in Kontakt zukommen, den Austausch zu<br />
fördern und Vorschläge aufzunehmen. Denkbar wäre beispielsweise eine Art „kulturelle Pinnwand“ als Forum<br />
der lokalen Kulturinteressierten. Aber auch die weltweit verfügbare Darstellung der Stadt <strong>Herdecke</strong> im Internet,<br />
insbesondere der Veranstaltungskalender, muss sich noch stark verbessern.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 13
Sozialpolitik<br />
Solidarisches Handeln ermöglichen!<br />
Es ist allen klar und zudem unumgänglich: Wenn unser Land jetzt nicht reformiert wird, kann es ganz schnell<br />
zuspät sein. Was für die Bildung und die Arbeit gilt, kann auch vor dem Sozialen nicht halt machen. Doch so<br />
wichtig das Ziel der Reformen ist, sie dürfen nicht die Menschen und die Kommunen überlasten.<br />
REFORMEN VOR ORT<br />
Deshalb fordern die <strong>Herdecke</strong>r Grünen, dass die Auswirkungen der Hartz-Reformen die Kommunen nicht<br />
schlechter stellen. Wir sind daher auch für eine sozialverträgliche Umsetzung der Hartz-Reformen. Die<br />
Betreuung der Arbeitslosengeld-II-Empfänger (ALG II)muss vor Ort in den Kommunen statt bei den<br />
Arbeitsagenturen angesiedelt sein. Denn wer kennt die Situation besser als die Menschen hier, egal ob im<br />
Rathaus oder auf der Straße?<br />
Wir fordern weiterhin die stärkere Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit in Vereinen und Organisationen. Und<br />
zwar nicht nur durch einen verbesserten Versichertenschutz und steuerliche Anerkennung dieser Arbeit.<br />
Vielmehr wäre auch die Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit von SozialhilfeempfängerInnen als gemeinnützige<br />
Arbeit angebracht.<br />
GENERATIONEN VERBINDEN<br />
Auch ältere Menschen können der Gemeinschaft noch Vieles geben. Dabei bilden sie mit ihrem Wissen und<br />
ihrer Erfahrung eine nicht hoch genug einzuschätzende Bereicherung für das gesellschaftliche Leben. Statt<br />
sich nur darüber zu beklagen, dass es immer mehr Rentner und immer weniger Kinder gibt, sollten wir uns der<br />
Möglichkeiten bewusst werden, die wir haben, und diese auch nutzen. Wir unterstützen daher eine bessere<br />
Vernetzung von Alt und Jung, so zum Beispiel beim Generationenübergreifenden Wohnen und Leben.<br />
Der große Rahmen für alles „Soziale“ wird bekanntlich auswärts vorgegeben: beim Kreis, beim Land und, wie<br />
es zumeist wahrgenommen wird, auf Bundesebene. Vor Ort bleibt hingegen Spielraum bei der Umsetzung.<br />
Dies ist in <strong>Herdecke</strong>, mit Abstrichen, in der Vergangenheit engagiert geschehen und soll auch so fortgesetzt<br />
werden. Grünes Augenmerk wird zukünftig darauf liegen, die örtlichen Spielräume noch stärker auszunutzen,<br />
und zwar in einer Gesamtsicht. Zwei Beispiele verdeutlichen die Problematik:<br />
Noch immer fahren Busse, die keine Niederflurbusse sind, durch das Stadtgebiet. Das mag beim<br />
Verkehrsbetrieb wirtschaftlich bedingt sein. Andererseits können sich Nutzer, die wegen Gehbehinderung oder<br />
als Rollstuhlfahrer nur eingeschränkt mobil sind, dann nicht auf die für sie so wichtigen Mitfahrgelegenheit<br />
verlassen.<br />
Der behinderten gerechte Zugang zum Ratssaal und eine öffentliche Behinderten-Toilette in der Innenstadt<br />
müssen ebenfalls schnellstmöglich geschaffen werden. Es kann einfach nicht angehen, dass private Gebäude<br />
mit Publikumsverkehr behindertengerecht hergerichtet sein müssen, die Stadt ihrerseits aber diesem<br />
Anspruch kaum nach kommt.<br />
SOLIDARITÄT<br />
Kurzum: <strong>Herdecke</strong> muss für alle Bürgerinnen und Bürger lebenswert sein und bleiben. Vor allem aber soll es<br />
eine Freude sein, in <strong>Herdecke</strong> jung zu sein und alt werden zu können. Deshalb muss gerade in den Zeiten<br />
leerer Kassen zivilgesellschaftliches Denken und Handeln wesentlich gestärkt werden.<br />
Wir brauchen Solidarität mit den Schwachen, Benachteiligten und Behinderten, damit sie nicht vom<br />
gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben ausgeschlossen werden. Eine ressourcenschonende<br />
Wirtschaft muss ausreichend existenzsichernde Arbeitsplätze und Lehrstellen anbieten, regionale Kreisläufe<br />
und fairer Handel müssen gefördert werden.<br />
In <strong>Herdecke</strong> wohnen auch ausländische Flüchtlinge und Spätaussiedler, wobei letztere ja nominell Deutsche<br />
sind. Das „Ausländer-Thema“ findet derzeit kaum öffentliche Beachtung. Doch ist es natürlich weiterhin im<br />
grünen Blickpunkt – gerade hinsichtlich der Beschulung und Unterstützung von Integrationsbemühungen. Wir<br />
sind daher dankbar, dass es für diese Bevölkerungsgruppe in <strong>Herdecke</strong> recht gute Angebote gibt. Neben der<br />
gesellschaftlich-kulturellen Integration wird auch eine sprachliche Eingliederung angestrebt. Ein sehr<br />
engagierter Verein sowie mehrere Einzelpersonen leisten hier ehrenamtliche Arbeit und kümmern sich intensiv<br />
um Einzelschicksale.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 14
Kinder und Jugendliche<br />
Freiräume <strong>gestalten</strong>!<br />
Kinder und Jugendliche brauchen nicht nur Eltern, sondern auch ein funktionierendes Gemeinwesen, damit sie<br />
gut leben können. Zu einer kinderfreundlichen Gesellschaft gehört ebenso, dass in die allgemeinen<br />
Lebensbedingungen der jungen Generation investiert wird. Hier ist vor allem die Fürsorgepflicht der Kommune<br />
gefordert.<br />
INDIVIDUELLE FAMILIENMODELLE<br />
Die Stadt muss mit eigenen und neuen Angeboten auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren. Einerseits<br />
nimmt die Zahl der Sozialhilfe-bedürftigen Kinder dramatisch zu. Andererseits existieren sehr unterschiedliche<br />
Lebensentwürfe von Familien, die sorgsam zu berücksichtigen sind. Zu diesen individuell gewählten<br />
Familienmodellen gehören Alleinerziehende, so genannte Patchwork-Familien und natürlich die traditionellen<br />
Familien mit Frauen in der Erziehungs-Rolle. All diesen Formen ist die gleiche gesellschaftliche<br />
Wertschätzung entgegen zu bringen. Sie müssen gleichermaßen unterstützt werden. Und so gilt es in erster<br />
Linie, flexibel auf die entsprechenden Bedürfnisse zu reagieren.<br />
KINDERBETREUUNG<br />
Ausreichende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung spielt hierbei eine große Rolle. Genügend<br />
Kindertagesplätze sind Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und das für Mütter und<br />
Väter gleichermaßen. Auch die Kinder selbst profitieren von einem KiTa-Besuch, da sie dort Kontakt mit<br />
Gleichaltrigen haben. Daneben sind auch flexible Arbeitszeiten, mehr Teilzeitarbeitsplätze, erweiterte Ladenund<br />
Kindergarten-Öffnungszeiten sowie ein gesundes, vollwertiges Mittagessen in KiTa und Schule wichtig,<br />
um das Leben mit Kindern einfacher zu <strong>gestalten</strong>. Deshalb setzen sich die Grünen für den notwendigen<br />
Ausbau der Betreuungsangebote ein, insbesondere für Kinder im Alter von unter drei Jahren.<br />
Neben der notwendigen Betreuungsausweitung setzen wir uns auch für häufigere Blockgruppen-Bildung in<br />
Kindergärten ein, um halbtags arbeitenden Eltern eine finanziell günstigere Betreuung zu ermöglichen. Zu<br />
diesem Zweck soll erneut eine Umfrageaktion gestartet werden. Ziel ist es, den Bedarf zu konkretisieren.<br />
Eltern sollten den Fragebogen möglichst schon kurz nach einer Geburt bekommen. Sicherlich wären auch<br />
firmeneigene Kindergärten in <strong>Herdecke</strong> denkbar. Dies bedarf aber noch einer genaueren Prüfung.<br />
Eine besondere Fürsorgepflicht obliegt jeder Kommune bei der Integration von Kindern aus Migrantenfamilien.<br />
Vor allem eine durchdachte Sprachförderung bereits im Vorschulalter ist hier nötig.<br />
KINDER- UND JUGENDPARLAMENT<br />
Etwas Besonderes ist es immer noch. Das <strong>Herdecke</strong>r Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) ist in unserer<br />
Stadt mittlerweile zu einem festen und sogar vom Land NRW prämierten Bestandteil der demokratischen<br />
Auseinandersetzung geworden. Die Kompetenz, mit der sich die Mitglieder des KiJuPa kommunalen<br />
Planungen widmen und mit der sie ihre neuen Mitbestimmungsmöglichkeiten wahrnehmen, hat bereits<br />
mehrere Ratsentscheidungen beeinflusst.<br />
JUGENDARBEIT<br />
Eine besondere Bedeutung für die <strong>Herdecke</strong>r Jugend hat auch die Streetwork-Stelle, deren Einrichtung die<br />
Grünen seinerzeit offensiv eingefordert haben. Die präventive Arbeit mit den Jugendlichen vor Ort „auf der<br />
Straße“ trägt oft im Stillen dazu bei, dass wir in <strong>Herdecke</strong> zurzeit keine offenen Konflikte in der Jugendarbeit<br />
haben. Diesen Ansatz werden wir auch weiterhin unterstützen.<br />
Die Vielfalt der <strong>Herdecke</strong>r Jugendarbeit wäre allein aus dem kommunalen Haushalt gar nicht zu leisten. Das<br />
bunte bürgerschaftliche Engagement in diesem Bereich kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Deshalb<br />
nutzen wir die Gelegenheit und sprechen an dieser Stelle stellvertretend einmal ein großes Dankeschön an<br />
alle Ehrenamtlichen aus! Damit dieses breite Angebot attraktiv bleibt und das Ehrenamt auch weiterhin<br />
unkompliziert und mit Freude geleistet werden kann, halten wir es für sinnvoll, die bisherige Kooperation<br />
zwischen Rat und Verwaltung sowie den Trägern der Jugendarbeit weiter zu intensivieren.<br />
Zu guter Letzt ist es Grünes Anliegen, dass möglichst viele junge BerufseinsteigerInnen auch einen<br />
Ausbildungsplatz vor Ort bekommen können. Deshalb sollten möglichst viele der <strong>Herdecke</strong>r Unternehmen im<br />
Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung auch über Bedarf ausbilden.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 15
Schulische Belange<br />
Für mehr Freude beim Lernen!<br />
Schulpolitik für <strong>Herdecke</strong> wird zwar wesentlich von der Landespolitik bestimmt. Dennoch kann in kleinen<br />
Dingen auch in der Kommunalpolitik ein Grüner Tupfer gesetzt werden – oder färbt aus der Landespolitik ab.<br />
SCHOKO-TICKET<br />
Als klaren Erfolg einer landesweit koordinierten Initiative der Grünen werten wir es, dass kürzlich das so<br />
genannte„Schoko-Ticket“ eingeführt werden konnte. Mit ihm können alle Schüler kostengünstig für 8 Euro<br />
monatlich(altersabhängig bei Schulweglängen von mehr als zwei bis fünf Kilometern)und ansonsten für 20,60<br />
Euro den gesamten VRR-Bereich befahren.<br />
VERNETZTE SCHULEN<br />
Ein mit allen <strong>Herdecke</strong>r Schulen abgesprochener Medienentwicklungsplan wird zurzeit mit zweckgebundenen<br />
Landesmitteln umgesetzt. In allen Schulen wird kurzfristig eine angemessene Anzahl an vernetzten und an<br />
das Internet angeschlossenen Computern für die Unterrichtsarbeit bereitstehen. Die Arbeit mit<br />
Textverarbeitungsprogrammen, Recherchen im Internet oder das Arbeiten mit Lernsoftware ist dadurch in<br />
<strong>Herdecke</strong> schon in der Grundschule möglich. Wegen sehr unterschiedlicher Nutzung in den Schulen halten wir<br />
jedoch mehr Fortbildungen und den Austausch von Unterrichts-Erfahrungen für dringend erforderlich.<br />
OFFENE GANZTAGSGRUNDSCHULE<br />
Die Offene Ganztagsgrundschule (OGGS) wird im kommenden Schuljahr in vier <strong>Herdecke</strong>r Grundschulen<br />
angeboten. Wir begrüßen die Einführung der OGGS als Einstieg in eine ganztägige Schule, auch weil damit<br />
Eltern eine verbesserte Chance für ihre Berufstätigkeit erhalten. Das derzeitige Betreuungs-Engagement der<br />
<strong>Herdecke</strong>r Vereine und Organisationen ist dabei sehr positiv zu bewerten. Nicht akzeptabel ist, dass die<br />
Förderung lernstarker und auch lernschwacher Kinder durch die im Erlass vorgesehenen Lehrerstellen in<br />
keiner <strong>Herdecke</strong>r Schule realisiert werden kann. Zu befürchten ist, dass das bisher für die beiden<br />
Grundschulen am Schraberg und Im Dorf zur Verfügung stehende Angebot an ehrenamtlichen Kräften nicht<br />
einfach so auf die beiden neuen Schulen übertragen werden kann. Bündnis 90/Die Grünen fordern daher den<br />
stärkeren Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern im Bereich der OGGS. Die <strong>Herdecke</strong>r Grünen würden es<br />
zudem begrüßen, wenn es in NRW zu einer Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit käme. Das bedeutete,<br />
dass die Entscheidung für eine weiterführende Schulform nicht schon nach vier Jahren, sondern erst nach<br />
sechs Jahren, oder noch später zu treffen wäre. Nicht nur im Grundschulbereich sondern auch in der<br />
anschließenden Schulzeitwünschen die Grünen eine Verlängerung der Unterrichtszeit in den Nachmittag<br />
hinein. Also mehr Schulen in Ganztagsform, wie sie in Hagen schon heute in Vorhalle und Dahl besucht<br />
werden können. In Sachen Unterrichtsausfall haben wir leider so gut wie nichts erreicht. Landespolitisch wurde<br />
weder eine Stellenreserve wiedereingeführt noch an der Lehrer-Schüler-Relation Wesentliches geändert.<br />
Klassen sind weiterhin zu groß und Unterricht fällt bei Erkrankungen von Lehrern immer noch zu häufig aus!<br />
TEURER MUSIKUNTERRICHT<br />
Die für ihre musikalischen Erfolge und ein hohes Lehrniveau weit über <strong>Herdecke</strong> hinaus bekannte Musikschule<br />
bereitet uns in Zeiten knapper Kassengroße Probleme. Der vor wenigen Jahren auf 255.646 Euro<br />
(genau500.000 DM) fest geschriebene Zuschussbedarf hat sich trotz der Bemühungen um Kostenreduzierung<br />
mittlerweile auf über 300.000 Euro jährlich erhöht. Ursächlich dafür sind zum einen der – auch für Erwachsene<br />
und nicht in <strong>Herdecke</strong> Lebende – stark subventionierte Einzel- und Zweierunterricht, zum anderen die<br />
überproportional gestiegenen Personalkosten. Und hier befinden wir uns in einer Zwickmühle: Die von den<br />
Grünen unterstützte Einführung der BAT-Verträge für die Lehrenden hat sicherlich wesentlichen Anteil an der<br />
guten Qualität unserer Musikschule, sorgt aber auch für einen Teil des Kostenanstiegs. Der Einzel- und<br />
Zweierunterricht wird deshalb künftig vor allem für Erwachsene teurer werden müssen.<br />
KERNZIELE:<br />
• Kleine Schulsysteme mit individuellen Fördermaßnahmen<br />
• Kleinere Klassen für einen intensiveren und stärker individualisierten Unterricht<br />
• Mehr Ganztagsschul-Angebote<br />
• Effiziente Förderung von freiwilligem Lehrerengagement<br />
• Angemessene und qualitativ wertvolle Förderung musikalischer Erziehung für <strong>Herdecke</strong>r Kinder – dies aber<br />
in einem für die Allgemeinheit erträglichen finanziellen Rahmen<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 16
Gleichberechtigung<br />
Die Hälfte der Macht für Männer!<br />
Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern ist ein hohes Ziel. Um dieses herzustellen, braucht es gezielte<br />
Frauenfördermaßnahmen, neue Strategien und gute Bündnisse.<br />
CHANCENGLEICHHEIT<br />
Der Schlüsselbegriff ist hier „Gender Mainstreaming“. Eine wörtliche Übersetzung ins Deutsche gibt es hierfür<br />
nicht. Von der Europäischen Union ist es als „Einbindung der Chancengleichheit in sämtliche gesellschaftliche<br />
Maßnahmen“ definiert. Im Rahmen des Gender Mainstreamings werden also konsequent alle politischen<br />
sowie wirtschaftlichen Entscheidungen daran gemessen, ob sie zu mehr Gleichberechtigung und damit zu<br />
mehr Demokratieführen. Dies bedeutet wiederum, dass grundsätzlich auch jeder Verwaltungsvorgang und<br />
jede politische Entwicklung in <strong>Herdecke</strong> auf ihre konkreten Auswirkungen hin geprüft werden. Diese Aufgabe<br />
übernimmt seit einigen Jahren die Gleichstellungsstelle.<br />
Unsere Forderung ist, dass die Verwaltung nun auch regelmäßig über ihre Maßnahmen zur Umsetzung der<br />
Gleichberechtigung berichtet. Und auch im Rahmen des so genannten „Gender Budgeting“, des<br />
geschlechtergerechtes Haushaltens, sollte die Verwendung der öffentlichen Gelder regelmäßig überprüft<br />
werden. Bei der Wirtschaftsförderung sollten Frauen und frauenfreundliche Betriebe bevorzugt werden. Die<br />
Verpflichtung zur Umsetzung der Geschlechtergerechtigkeit gilt insbesondere auch für Stellenbesetzungen in<br />
der Stadtverwaltung. Das Landesgleichstellungsgesetz beschreibt diesbezüglich das Ziel, dass auf allen<br />
Hierarchie-Ebenen eine Mindestquotierung erreicht wird. Bündnis 90/Die Grünen werden sich für eine<br />
verstärkte Umsetzung auch innerhalb der leitenden Ebenen stark machen. Ergänzend wollen wir daher ein<br />
Mentoring-Programm für Frauen durchführen, um weiblichen Nachwuchs für Führungspositionen zu gewinnen.<br />
Eine Selbstverständlichkeit für die Grünen ist die bedarfsgerechte Versorgung mit Betreuungsplätzen für<br />
Kinder von 0-14 Jahren, um Müttern und Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.<br />
EXISTENZGRÜNDERINNEN<br />
Wir wollen, dass die Stadt Initiativen von Frauen, die sich selbstständig machen, fördert. Um Frauen den Start<br />
in die Selbstständigkeit zu erleichtern, setzen wir uns für die modellhafte Unterstützung von<br />
Existenzgründerinnenein. Teilzeitgründungen dürfen nicht Gründungen zweiter Klassen sein und neue<br />
Konzepte wie Teamgründungen und Teamcoaching müssen auch in <strong>Herdecke</strong> möglich werden. Außerdem<br />
wollen wir die kommunale Vernetzung von beratenden Institutionen und die Sensibilisierung und Aktivierung<br />
traditioneller Wirtschaftsförderinstitutionen sowie Kreditanbieter erreichen.<br />
SEXUELLE GEWALT<br />
Gewalt gegen Mädchen und Frauen muss geächtet werden. Hilfe statt Häme für die Opfer solcher Gewalt<br />
muss selbstverständlich werden. In der vergangenen Legislaturperiode haben wir erreicht, dass die<br />
Gleichstellungsbeauftragte erste <strong>Herdecke</strong>r Anlaufstelle für Frauen und Mädchen geworden ist, die von<br />
körperlicher und sexueller Gewalt betroffenen sind. Von der Gleichstellungsstelle gehen auch Maßnahmen zur<br />
Problembewältigung und Prävention aus. Und nach Änderung der Rechtslage auf Landesebene hat die<br />
Gleichstellungsbeauftragte in <strong>Herdecke</strong> nun auch volles Rede- und Antragsrecht im Rat.<br />
Wir wollen, dass die Angebote an Schulen zum Thema sexueller Missbrauch gesichert und endlich auch an<br />
Grundschulen durchgeführt werden. Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Mädchen und<br />
Frauen sollen aufrechterhalten und bei Bedarf ausgeweitet werden. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen,<br />
dass das städtische Sozialamt zugunsten von Frauen in Not (alleinerziehende Mütter, junge Mütter in der<br />
Ausbildung)seine Ermessensspielräume bei der Sozialhilfegewährung nutzt.<br />
GESUNDHEIT<br />
Schließlich fordern wir eine kommunale Gesundheitskonferenz, bei der das Thema Gender Mainstreaming<br />
aufgenommen wird, denn viele Krankheiten wirken sich bei Frauen und Männern unterschiedlich aus. Ein<br />
erster Schritt ist bereits getan: Die Patientenbücher, durch die im <strong>Herdecke</strong>r Modell der Austausch zwischen<br />
den verschiedenen ÄrztInnen und dem Krankenhaus gewährleistet wird, wurden in <strong>Herdecke</strong> erfolgreich ins<br />
Leben gerufen. Weitergeführt bedeutet ein solches Konzept für Frauen aller Altersgruppen<br />
geschlechtsspezifische und dadurch bessere Information und Beratung aus einer Hand.<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 17
Bürgermeister-Kandidatin: Irmingard Schewe-Gerigk<br />
<strong>Herdecke</strong>s Zukunft ist Grün!<br />
Liebe <strong>Herdecke</strong>rinnen und <strong>Herdecke</strong>r,<br />
am 26. September 2004 bewerbe ich mich um das Amt der Bürgermeisterin. Mit meiner Kandidatur haben Sie<br />
die Chance, Ihre Stimme der Familienfreundlichkeit, ökologisch nachhaltigem Handeln, sozialer Gerechtigkeit<br />
und wirtschaftlicher Vernunft zu geben.<br />
EIN SOLIDARISCHES MITEINANDER<br />
Wir befinden uns in Zeiten des Umbruchs. Viele fragen sich, ob ihr Arbeitsplatz sicher ist, ob sie<br />
Gesundheitsleistungen noch in Anspruch nehmen oder ob sie ein Leben mit Kindern sorgenfrei <strong>gestalten</strong><br />
können. Für mich ist dieser Umbruch aber auch ein Aufbruch, um die Zukunft selbst zu <strong>gestalten</strong>. In den<br />
vergangenen zehn Jahren habe ich mich als Frauen- und Familienpolitische Sprecherin sowie<br />
Parlamentarische Geschäftsführerinder grünen Bundestagsfraktion intensiv für eine sozial ausgewogene und<br />
generationengerechte Politik eingesetzt. Mit der Erfahrung, in unsicheren Zeiten ein solidarisches Miteinander<br />
zu fördern, kandidiere ich nun für das Bürgermeisteramt in <strong>Herdecke</strong>. Damit möchte ich Sie auch auffordern,<br />
Ihre Ideen und Ziele einzubringen und <strong>Herdecke</strong> aktiv mitzu<strong>gestalten</strong>. Obwohl wir in einem reichen Land<br />
leben, ist – vor allem für Frauen – ein Leben mit Kindern das Armutsrisiko Nummer eins in Deutschland.<br />
Deshalb werde ich mich insbesondere dafür einsetzen, dass ein „Bündnis für Familien“ lokale Lösungen<br />
entwickelt. Als ersten Schritt müssen wir dabei das Angebot für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren<br />
ausbauen, damit die bestehenden Bedürfnisse gerade junger Familien abgedeckt werden. Die Gesellschaft, in<br />
der wir leben, wird immer älter. Den wenigsten scheint allerdings bewusst zu sein, wie sehr wir als Kommune<br />
auch von den Erfahrungen und dem Wissen der „jungen Alten“ profitieren können. Konzepte zu entwickeln, die<br />
unsere Gemeinschaft vor Ort beleben, ist ein erstrebenswertes Ziel.<br />
AKTIVE WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
Entscheidend für mich ist nicht zuletzt, dass wir in <strong>Herdecke</strong> einerseits gut wohnen können, andererseits aber<br />
auch die Möglichkeit besteht, einen existenzsichernden Arbeitsplatz zuhaben. Deshalb ist es wichtig, über eine<br />
aktive Wirtschaftsförderung nicht nur den Bestand an Firmen in <strong>Herdecke</strong> zu sichern, sondern auch neue<br />
Potenziale zu erschließen. Gerade die Umstrukturierung des ehemaligen Westfalia-Geländes wird hierbei eine<br />
herausragende Bedeutung haben. Für unsere „Stadt zwischen den Ruhrseen“ muss der bereits eingeleitete<br />
Stadtmarketing-Prozess, der den Einzelhandel fördern soll, zukünftig ein gutes Markenzeichen für <strong>Herdecke</strong><br />
werden. Bei dieser Entwicklung hat aus meiner Sicht auch die Förderung der lokalen Kunst- und Kulturszene<br />
einen hohen Stellenwert.<br />
Durch den Erfolg der Grünen ist <strong>Herdecke</strong> mittlerweile landesweit vorbildlich bei der Entwicklung einer<br />
nachhaltigen Stadtplanung. Das zukunftgerechte Zusammenspiel von Wirtschaft, sozialem Engagement und<br />
ökologischer Weitsicht – die Verwirklichung der Lokalen Agenda – ist ein unverwechselbares Markenzeichen<br />
für unsere Stadt geworden. So ist es uns gelungen, gute und umfassende Grundlagen für ein zukunftsfähiges<br />
<strong>Herdecke</strong> zu erarbeiten. Diese Pläne und Konzepte gilt es jetzt mit Leben zu füllen.<br />
BÜRGERBETEILIGUNG<br />
In den vergangenen Jahren hat die Arbeit der Grünen Ratsfraktion auch bewiesen, dass Bürgerbeteiligung ein<br />
zentrales Element ihrer Politik ist. Alle wesentlichen Entscheidungen in der Stadtplanung sind transparent<br />
diskutiert und mit bürgerschaftlichen Anregungen verabschiedet worden. Dieses Handeln ist für mich<br />
politisches Prinzip. Die ideale Ergänzung dazu ist die Einrichtung einer Bürgerstiftung. Diese könnte schon<br />
bald das vielfältige soziale und ökologische Ehrenamt finanziell unterstützen und bürgerschaftliche<br />
Projektideen Realität werden lassen, denn eine Stadt lebt erst wirklich durch die Arbeit der vielen<br />
Ehrenamtlichen.<br />
Wir sind in <strong>Herdecke</strong> auf einem guten Weg, der nicht durch eine konservative– vorwiegend an Wirtschaftsund<br />
Lobbyinteressen ausgerichtete – Politikin eine Sackgasse geleitet werden darf. Deshalb ist meine<br />
Kandidatur kein symbolischer Akt, sondern der ernsthafte Versuch als Bürgermeisterin mit Ihnen gemeinsam<br />
<strong>Herdecke</strong> zukunftsgerecht zu <strong>gestalten</strong>. Dafür stehe ich und werbe um ihre Stimme.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Irmingard Schewe-Gerigk Am 26. September GRÜN wählen!<br />
Kommunalwahlprogramm Grüne <strong>Herdecke</strong> 2004<br />
Seite 18