Monatsschrift zur Wissenschaft und Praxis des ... - Hofmann Verlag
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Dauerlauf – wie lange kann ich (ununterbrochen) laufen?<br />
dieses Problem weniger in Frage<br />
kommen.<br />
� Die Tempogestaltung – lang <strong>und</strong><br />
langsam – ist für viele Schüler ein<br />
Problem. In der Vorbereitung sind<br />
wir auf das Thema durch „Laufen<br />
ohne zu Schnaufen“ eingegangen,<br />
d. h., dass Unterhaltung möglich<br />
sein kann, keine Atemnot auftritt<br />
<strong>und</strong> die Schüler sich im aeroben<br />
Bereich bewegen.<br />
� Wenn alle Schüler einer Klasse<br />
diesen Test gleichzeitig absolvieren,<br />
dann kann es zu Misserfolgserlebnissen<br />
für die leistungsschwächeren<br />
Schüler kommen. Schüler die nach<br />
25–30 Min. ihren Lauf beenden,<br />
müssen dann noch länger zuschauen,<br />
wie die leistungsstarken Schüler<br />
ihre Ergebnisse „deklassieren“<br />
(Herz, 2003). Mit einer gleichzeitigen<br />
Durchführung unterschiedlicher<br />
Tests, wobei die leistungsstarken<br />
Schüler z. B. den 30-Min.-Lauf<br />
mit Streckenvorgaben <strong>und</strong> die<br />
leistungsschwächeren Schüler den<br />
Dauerlauf absolvieren, könnte dem<br />
entgegengewirkt werden.<br />
� Die in oberen Klassen häufig ungünstige<br />
Einstellung zu Ausdaueranforderungen<br />
kann auch zu Ablehnungen<br />
dieses Tests führen, zumal<br />
bei Dominanz <strong>des</strong> Cooper-Tests<br />
Läufe über 30–45 Min. evtl. noch<br />
schwieriger anmuten können. Allerdings<br />
zeigen unsere Erfahrungen,<br />
dass sich neben Skepsis auch Neugier<br />
anbahnt, eine selbst gering bemessene<br />
Vorbereitung Vorbehalte<br />
vielfach abbaut <strong>und</strong> sich nach dem<br />
Test auch Freude über das Geleistete<br />
einstellt. Zu den wesentlichsten<br />
Vorleistungen gehört zweifellos ein<br />
Heranführen an diese Ausdaueranforderung<br />
in der Gr<strong>und</strong>schule,<br />
wobei über die häufig praktizierte<br />
Orientierung „Alter = Laufminuten“<br />
deutlich hinaus zu gehen ist.<br />
Zusammenfassung<br />
Dauerläufe sind einfach zu organisieren,<br />
benötigen keine vermessenen<br />
R<strong>und</strong>bahnen <strong>und</strong> können<br />
auch in größeren Sporthallen<br />
durchgeführt werden. Der Lehrer<br />
konzentriert sich auf Ermutigungen,<br />
kontrolliert, dass keine Gehpausen<br />
eingelegt werden <strong>und</strong> registriert<br />
(oder lässt registrieren), wenn Schüler<br />
den Test beenden. Kein „Hetzen“,<br />
keine Atemnot, konsequentes<br />
Verbleiben im aeroben Bereich; Ermüdung<br />
ist „anders“ als bei Ausdauer-Tempoläufen:<br />
Ein Hinausschieben<br />
der Ermüdung kann besonders<br />
erfahren werden, ein Sich-Überwinden<br />
setzt gegen Ende <strong>des</strong> Laufes<br />
ein, bezieht sich aber vor allem auf<br />
ein Aushalten der „schweren Beine“;<br />
Körpererfahrungen, ein „In-Sich-Hineinhorchen“<br />
finden eine bemerkenswerte<br />
Basis, wodurch Laufumfänge<br />
ermittelt werden können,<br />
die noch nicht „weh tun“ <strong>und</strong> den<br />
Blick für ein angemessenes Fitness<strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitstraining öffnen.<br />
Damit können ein richtiges Verständnis<br />
von Joggen sowie von<br />
„Ausdauernd-Sein“ auch für spätere<br />
Lebensphasen angebahnt werden<br />
(was allein durch die Vorbereitung<br />
von Ausdauer-Tempoläufen wohl<br />
nur sehr begrenzt möglich ist). Weil<br />
vor allem Dauerläufe diesen lebensbedeutsamen<br />
Aspekt aufweisen,<br />
dürften sie als eine Möglichkeit von<br />
Ausdauertests sowie entsprechenden<br />
Erfahrungen bedeutsamer sein<br />
als bisher angenommen <strong>und</strong> sind<br />
demzufolge keineswegs nur für leistungsschwächere<br />
Schüler zu berücksichtigen.<br />
Allerdings: Genauso<br />
wenig, wie es gut sein kann, dass<br />
Schüler nur Ausdauer-Testerfahrungen<br />
im Cooper-Test machen, so<br />
kann nicht befürwortet werden,<br />
wenn allein Dauerläufe stattfinden<br />
<strong>und</strong> zensiert werden. Vielmehr geht<br />
es darum, Erfahrungen in unterschiedlichenAusdaueranforderungen<br />
zu sammeln, dabei Normative<br />
zu testen, evtl. individuell „spannende“<br />
Differenzen wahrzunehmen,<br />
eigene Interessen zu erkennen<br />
<strong>und</strong> zu entwickeln. Schon eine<br />
gezielte Vorbereitung auf unterschiedliche<br />
Testmöglichkeiten kann<br />
die beklagte Monotonie mindern,<br />
wenngleich damit natürlich keineswegs<br />
die vielen Übungs- <strong>und</strong> Spielformen<br />
eine Abwertung erfahren<br />
dürfen.<br />
Anmerkung<br />
(1) Für Mädchen fehlt uns eine ausreichende<br />
Anzahl von Probandinnen.<br />
Erfahrungen lassen folgende Orientierungen<br />
als Diskussionsangebot zu:<br />
Note 1: 40 Min.; Note 2: 35 Min.; Note 3:<br />
25 Min.; Note 4: 20 Min.; Note 5: 15 Min.;<br />
Note 6: unter 15 Min.<br />
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